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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.06.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930628016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893062801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893062801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-06
- Tag1893-06-28
- Monat1893-06
- Jahr1893
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Vezug-Pret- E d« tza»ptexp»dttto, oder de» im Stab»- bezirk ,od de» Borortea errichtete» Aus- oabestelle« abgehoIt: vierteljährlich ^44.50, hei zweimaliger täglicher Zustellung tu« Haus ächä Durch dir Post bezogen für Deutschlaud uad Oesterreich: viertel,ührlich ^ 6.—. Direct» tägliche Kreuxdanüirnduug di« Ausland: mouatlich 7L0. Di« Moegen-Ausgab« erscheint täglich'/,7 Uh^ di« Abrud-Ausgab« Wochentags ü llhr. Rrdartion und Erpedition: A« Hanne«,aste 8. DirErveditio» ist Wochentag» »»»»terbroche» geällact »oa früh 8 dt« «be»d« 7 Uhl. Filialen: Ott» Me»«'« Lartim. (Alfretz Hatz»^ Uatversltälsilrab« 1, Laut« Lösch». ik«Herrin euPr. 14, part. ,»» Köiiasvlutz 7. Morgen-Ausgabe. Wgtr TaMaü Anzeiger. Organ för Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. A«zeige«.PreiS die stgejpaltme Prtitzeile 20 Pfg. Rrclamen unter dem Redactionssirich l4gs« spalten) üO-4, vor den Kamilleuiiachrlchtr» (6 gespalten) 40-4- Grcßer» Schriften laut unserem Preis verzeichnis. Tabellarischer und Zifferasatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen l8»salzt>, »or mit dst Moraea-Ausgabe, ohne Postbesördernna 60. —, mit Postbesvrderuug 70.—>. Tinnahmeschluß fiir Aazeigea: Abend-Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgeu-Ausgadr: Nachmittags «Uhr. Eon», und Festtags früh '/,9 Uhr. Bei de» Filialen und Annahmestelle» M ein« halb« Stund» früher knzeiir» sind stet« an dis GrZettti«» zo richten. Druck und Verlag von E. Pvlz i» Lei-zig. ^ 325. Mittwoch Zuni 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Nach der beute erfolgten Zusammenstellung dcS Ergebnisses der am 83. d. Ml», zwischen den Herren Photograph Karl Pinkau hier und Pros. Vr. Ernst Hasse in Leipzig-Gohlis vollzoaenen engeren NeichStaAswahl im Xll. Wahlkreise sind von den abgegebenen 30 464 giltigen Stimmen aus Herr» Pros. Vr. Ernst Hasse in Leipzig-tvohliS 16 241 Stimmen, . Photograph Kart Pinkau hier 14 223 Stimmen gesallen. Herr Pros. vr. Ernst Haffe ist daraus als zum Reichstags- abgeordneten im XU. Sächsischen Wahlkreis« gewählt von mir ver- kündigt worden. Nach <j. 2? Abs. 2 bez. fi. 31 de» Reglement» zur Ausführung de- Wahlgesetzes vom 28. Mai 1870 wird dies hiermit bekannt gemacht. Leipzig, den 27. Ivni 1893. Der Watzlr«»«iffar im XN. Sächsische» Wahlkreise. Hetzler. Dir in »en Statztthetlen Reudnitz. Rcurruhiiitz, Eutritzsch, G»hit«, Linhenau, Plagwttz, Klrinffchocher, Alt- und Rcu- schleutztO, T<»a»»ttz und Lühiitg untergrhrachte« Ziehkinder brtr. -rettaa, den S0. Juni 18SS, Rachwittag« 2 Uhr soll im Katserkaal» der Ecntralhalle ,u Leipzig die ärztliche Untersuchung aller in den abrngrnanntrn Ttadt- theilr» dct fremden Leuten gegen ein festgesetzte« ätehgrtt» untergrdrachte«, „ch utcht schulpflichtigeu «iuder stattftudcn. Die Ziehmütter, «velch« tu der Lag« sein müssen, über Namen, Geburtsort und Alter der außerehelichen Eltern, sowie des »indes selbst, bezüglich der Eltern auch üb« deren Siand Auskunft zu geben, werden hierdurch ausgrsordert, jene Kinder am eingangs- erwähnte« Tag« dem Ziehkinderarzt Herrn vr. wo«. Tand» murr Vorzeigung de» Lontrolbuche« vorznstelleu. Unrntschuldtgte« Auhendlrldr« »erwirkt «»de« etner Drduungöstratr »»»achstchtltch »t« Berechtigung »um Halten »an Ziehkindern. Diese Bekannt»«»«»» hat auch für diejenige» Ztehelter« »titigkett, weich, uuehetichr Kinder gegen Entgets tu Pflege haben, nutz zu der «« v. l. M. ftgttgefuudeue« Lantral »erl rsammlnng »tcht rrfchirne» find. Leipzig, d«, SS. Juni ISS«. X. L. kVd. 8». 1S73. Da« >r«en«»1. tzeatfchel. Wäll«. Ltkannlmackung, Seneralrrvtstan der Droschken betreffend. Die Geoeralrevistou über die Droschken und deren Bespannung und zwar üb« diejenigen mst gerade» Nummer», al» 8, 4, 6 ». s. »„ soll Dtendtag, den 4. Juli l8K». auf dem Fahrweg «a der Tribüne ber Rennbahn stattfiudr». Die Auitahrlsteilen werden wie folg» festgesetzt: E« haben am gedachte» Tag« ihre Geschirre vorzufahre» bi« Lon«ss,o»ar« «st den N»fang«d»chstahen L- K vormittag» 8 Uhr 0—3 - tz - L-R . '/.IO . R-8 . >/^1 . 8ck—2 . ',.18 - und zwar derart, daß die Droschken nicht etwa »ach »nd nach zu anderen al« de» »orgebachten Stunden ansahren, sondern daß die sämmtlichen zu ein und derselben Zelt vorzusahrenden Wagen aus einmal und pünctltch zur festgesetzte» Stund« auf dem Aussahrts- platze, der von de» Aussichtsorganen am Tag» der Revision noch speciell angewiesen werden wird, zur Stelle sind. Die Loaceisionar«, welch« bei Vorsübrung ihrer Nummer, zu gegen sein müssen, werden insbesondere daraus ansmerksam gemacht, dag bei dieser Revision dt» Droschken durchgehend» gut lomrt, die Sitzktssea und Rückenlehne» gut gepolstert und mit reinlichen, keines- Wegs desecte« Ueberzügen versehen sein müssen. Kerner ist auf die gehörig« Instandsetzung der Pferdegeschirre besonderes Augenmerk zu verwenden; dieselben müssen au« gutem Lederzeug bestehe», gut geschwärzt und dem beim Polizeiamt« ausgestellten Probegcschirr möglichst angepoßt sein, wie denn überhaupt die Droschken durch- gehend« allen übrigen Bestimmungen in 8 6 des Droschken-Regu- lativs vom 22. November 1890, dir Dienstkleidung der Droschken- sührer ober genau den Vorschriften in 8 10 des ungezogenen Regn- lattvs entsprechen müssen. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Aaorduongeu werden nach 8. bl des Regulativs bkiliail werden und habe» die Loucessionar« nach Befinden überdies di» Außerbetriebsetzung der »tcht vorschrifts mäßig vorsadreadea Geschirr« zu gewärtigen. Leipzig, de» 18. Mal 1893. Da« Paltietawt ber Stabt Leipzig, v. N. 1847. «re,schneiden «. Lekanntmachon-. städtische« at l Z. im t Die Leuchtkraft de« städtische« Leuchtgase« betrug in der Zelt vom 19. bi« 2L. Juni 1 3 im Arganddreuner bei tüO Litern stündlichem Konsum da« >9,0 fach» der Leuchtkraft der dentscheu Normalkerze von 50 Millimeter Flammenhühe. Das spectfisch« Gewicht stellt nch t» Mittel auf 0,488. Leipzig, am 26. Inni t8S8. De« >«ttz« Depatatta, ,, he, vasaastalte». Lekavittmachu«-. Nachdem die Iffentlich »»»gelchrtebeuen Arbeite» z«r Fustweg- re,klung a» ber Ost seile br« Markte« vergeben worden sind, werde, die -»berücksichtigt gabttebeae» Bewerber hierdurch aus ihre» bez. Aaqedaten entlaste«. Leipzig, de» 81. Inni >886. bl«0 Ser Rath »er Stabt Leipzig. ^ 88». vr Georg». Eberl«.Res. Leka««tmach»»ß. Nechdem di» öffentlich ausgeschriebenen Vfigsteruagsarbettra in der MarteaKrotz» t« Leipztg-Eoaarwttz oerg-dea worden Hub. »erd«» tzt« uoberklckstchttg» gedUede,» Bewerb« hierdurch aus ihr»» bez. Angebote» »allasten. Letpjü^ de, H. Juni 1886. -BL «. Lklionnlniachunz. In dem der Stadtgrmeinde Leipzia gehörigen Eckgebäude an der Markthalle — Surpriazftratzk Rr. 14 — sind folgend« Miethräume, als: 1) das an der Brüderskraße gelegene Aerkaussgewölbe O von 32,10 qm Flächengehall lohne Ncbcnrauno »nt dem darunter im Kellergeschoß befindliche» Lagerraum von 21,70 qm; 2) das an der Eck» der Brüder- und Kurprinzscraße gelegene Brrkaufogrwölbe v von S6,30 q»> Flächeninhalt lohne Ncbenraums mit dein darunter im Kellergeschoß befindlichen Lagerraum von 4ü,üO qm sofort aus sechs Jahre zu vermielhen. Miethgesuche werden aus dem Nachhause, I. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8. «nigcgkngenomnien. Leipzig, Len 22: Juni 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. Ve. Georgi. Krumbiegel Gesucht wird der am 22. März 1837 in Gallerftedt geborene Maurer Johann Earl Hrburr, welcher zur Fürsorge für feine Ehestau auzuhalteu ist Leipzig, den 26. Juni 1893. Der Rath der Stabt Leipzig, Arwruaiut, Abth.II. L. IV. 773(I.Hentschel.Dolg«. äta-tliibliotliek. Wegen Reinigung des Saales muß die Bibliothek in der Woche vom 8. bis zum 8. Juli geschloffen bleibe». vr. Wustmaun. Freiwillige Grundstücks-Versteigerung. von dem Unterzeichneten Königlichen Amtsgerichlc soll auf An trag der Erben da« zum Nachlass« der Frau Aiualie Eleouorr verwitlwelea Stolpe geborenen Lindner gehörige, in Leipzig an der Zeitz« Straße uni« Nr. 32 gelegene, aus Fol. 1620 de« Grund- und Hqpothekenbuchs für die «ladt Leipzig eingetragene, dl« Parcell« Nr. 906» des Flurbuchs für Leipzig umfassende, mit Nr. 132 des Brandcataslers bezeichnet«, mit Loncertsaal v«ri»hent uad zum Restauralionsbetrteb eingerichtet« Haus- und Garten- grundslück zum „Ttvolt" freiwillig versteigert werden nnd ist als Bersteigecungstermin Mittwoch, »er IK. Salt 18»8. vor»ttt«G« 1« Uhr, anberaamt worden. Kauflustige werden «rfncht, zn diesem Termine au hiesiger Amts gericht«,lelle, Hochparterre, Zimmer Nr. 81, sich «iozufiudeo and de» Weiler«» gewärtig zu sein. Die Bkrsleigrrungsbkdjngunaea können «u» dem an diesig« Gerichlsüelle aushängendea Anschlag, ersehen werden. Abschrist hiervon wird aus Ansuchen gegen Erstattung der Echretblühne «rtheilt w«d«a. Leipzig, am 16. Juni 1893. Königliche« Amtsgericht Abth. V. Landgraf. A. Die Königliche Laugewerkenschule )u Plauen i. v. eröffnet am 8. Oktober einen neuen Lehrcurs. Anmeldungen sind bis zu« 86. September z» bewirken. Prospect« »U de» Aas- nohmebedtaguagrn übersendet Pie Direetto». v»a«. Die Lerufung in Strafsachen. il. In dem zweiten Artikel der .National-Zeitung" ist Folgendes ausgeslibrt: »Hält man dafür, daß «ine Abhilf» gegen die jetzigen Mängel der EtrasrecblSpflege bei den Strafkammern nicht zu schaffen sei ohne Abänderung bestehender Gesetze, so ist noch nicd« gesagt, daß die Einführung der Berufung da« einzige Heilmittel wäre. Bei der Schöpfung unserer jetzt in Geltung befindliche» Strafproccßordnung slaud der Gesetzgeber unter dem Einflüsse einer zu ideale» Anschauung von dem rechts gelehrten Richter. Daraus erklärt sich die für die Praxis un genügende Borschrisl über den Jnball der üntschei» dungsgründe im H. 266 und die zu ängstliche Bemessung der Möglichkeit einer Wiederaufnahme de« Straf verfahren« im tz. 399 jene« Gesetzes. Nach dcrmaliacm Pro- ceßrecht genügt es, wenn der Richter in seinen Unheils gründen den von ihm für erwiesen erachteten Borgang an giebt und die Unterstellung unter da« Strafgesetz lriffl. Keine Anführung der erhobenen Beweise, keine Würdigung de« Er> gebnisse« dieser Beweiserhebung, keine Klarstellung de« Ge> bankengange«, durch den die richterliche Urbrrzrugung von der Schuld de» Angeklagten sich gebildet hat, sind durch tz. 26« der Strasprocetzordnung vorgeschriebe,,. Man hätte meinen sollen, daß die« unerläßlich war gerade da. wo für dir Schuld frage nur eine Instanz besteht. E« liegt klar zu Tage, daß die vier geschaffene Uugebundrnbeit de« Richter« eine Brrsührung enthält zu sehr overstächlicher Abfassung der Entscheidung«- grünte, und daß hierdurch die Gefabr einer Ihatsachlich falschen Berurtbeiluiig erheblich gesteigert erscheint. Nölhigte das Gesetz den Richter, mit einer schriftlichen Ausarbeilung de« Schuld- beweise« seinen Schuldausspruch vor sich selbst, vor dem Angeklagten und vor asten Denen, die in die Strafsache nachher noch Einsicht zu nehmen berufen sind, zu rechtfertigen, so wäre auch bei nur einer Instanz das, wonach man durch Schaffung zweier strebt, nämlich eine Garantie für die gründliche Behandlung der S > uldsragc, gegeben. 3m Zusammenhang mit einer solchen höheren Anforderung an dir Begründung de« Schuldig könnlr und müßte auch dem Wieder aufnahmeverfahren mehr Elasticität verliehen werden. Auf Grund neuer Thatsachea oder Beweismittel kau» nach tz. 399, b der Strafproeeßordnung der Angeklagte eine nochmalige Brr- bandlung seiner Sache erreichen Aber am Häufigsten kommt es vor, daß innerdalb dr« Rabmen« der erfolgten Beweis erhebung da« Gericht den einen oder den anderen Punct unberücksichtigt gelaffen bat und daß im gegentheiligea Falle fich ein anderes Bild ergeben haben würde. Gerade hier versagt die obige Bestimmung Ihre entsprechende Erweiterung ut nicht denkbar, ohne dir Beschaffung gehöriger Beweisdarftellung des Unheiles So stehen dir beiden dervorgehobenrn Fehler der Strafvrocrßorbnuug m einer Wechselwirkung Der erste ist die Ursache de« zwerten. Sir müflr» zusammen beseitigt werden, und .S ließe sich d°S Wi-d-ra^ dadurch sehr verb-,,ern. da« man t c bew..p - nicht erst in, Beschwerdewege. W.c I-tzt, °>» - ^ mal den Ob.rla..de-ger.cht-n " st !in-n Ber- einfacher, mit den Ssd-chtkn -erbenen g « ' ; ^ such zu machen, a.iftall sogleich an eine e»,,a 9>?,ii>eael wie die Einsühruiig der Berufung, zu d . es ebenso »othwendig als ersprießlich, daß auch ii, vo g bNlmligm. Kreise» von Praktiker» unt-rsuckt w.rd wckhc. d r einfachste Weg sein würde, um zu», Z.-lc « .ls>'öcn -v bcdingu'ig ist die Gewinnung -'»eS die Zahl der;» erwartenden Berufungen. l'>ach achvc>sta »ci,str Schätzung dürfte ungejähr die Hälsie d-r. Uutger.ch -ch n Slrastachcn mittelst der Berufung, t»e na'ur ich ,, g c>cl Maße der Anklag-bclwrLe wie dem A»;sttlagle„ .»fl-Hcl, i ß. » " KL" die Entscheidung über die Be- Die Bcrinchrung an die Appell-Instanz g-Unü-n. denken die Borftcllung die,er Große der Gefchafislast ro^°eittci wachrusen müßle dagegen, rufung den SderlandcSgerichten »uzuweoen m.-r- de« KostenauswanreS wäre enorm und stänke in keinem Zer hältniß ;u de», für die Rechtspflege erhofften Borlhcil. Be jeden, Od-r°ande-g.r.cht müßle -in- Anzahl Straf,enale neu gegründet werden, und die Gebüb^«», die bei der meist auße»^ ordentlich weile» Enlsernung des -ihalorlcs von d-iii ^ihe dcS oberste» Provinzialgerichte« Zeugen und Sachverfwuc g a> Reisegelder,, und sonstiger Eulschad.gung stirZie BeiUfM'gü Verhandlung zu erhall.» baden wurden mußten t.ne gcradez unerschwingliche Hobe erreichen. Da« scheint man sich auch ,u sage», und daraus erklärt sich der neue und wenig zu unteren Gewohnheiten stimmende Vorschlag fogeiianiiter sliegender Senale der Ob-rlandeSgcrichtc. Drei Mttglleder d" ^ bcr' landeSgerichtS sollen Runbrcifeu nach Sitzen der unterstellten Landgerichte antrcten, sich dort mit Zuh.lsenabme von r»ve> Landrichtern als zweite Instanz constiluiren und alsdann eine e nach der Zahl der vorliegende» Falle iä»gere oder kürzere rrusungssesston in gewiffeu Zwischenräumen abdatten. Glaub, man wirklich, daß ein solches tu,a»imengewur,elte«. zum Tbcil wanbernve« Richtcr-Eollegium äußerlich eine über da« Ansehen de« seßhaften Landgericht« hinauSgebende beruf liche Reputation gewinnen würde und innerlich befähigt Ware, die Garantie für eine solche nochmalige Entscheidung der Sache darzubielen, welche die ergangene erste an Klarheit im Tbalsächlichen und Schärf- «m Rechtlichen übrrträfe? lind wir denkt man sich die Erledigung der Geschäfte bei solcher BrrusungSinstanz? Mit der Abhaltung der «crhandlungen und der Verkün- düng de» Urtheit-fvruche« ist doch nicht Alles getlian. Die daraus folgende «»«arbeitung der Entscheidung«- ründe ,st da« Mühsamste an der Sach«, Liese rbrit muß auch thunlichst sofort ,m Anschluß an den Brrhandluogstag erledigt werden. Nun kann es Berusungsfessionen gebe», welche zwei bi« drei Wochen andauern; wo soll da zwischen den einzelnen Ber- handlung«lagen die Zeit und die Ruhe Herkommen zur Au»- arbeitung ver Entscheidungen'? Dir drei wandernden Richter ve« ÖberlandeSgericht« wobnen im Hotel, wo an ungestörte« Arbeiten gar nicht zu denken ist. Alle«, wa« sie dazu nöthig baden an literarischen Hilssmitteln, Präjudicien» und Gesetz sammlungen, wissenschaftlichen Werken rc., fehlt «bnen. Sie können unmöglich ihr« halbe Bibliolhek mit herumsühreu von einem Landgericht zum andern. Schon deshalb müßte d>eAu«arbri- tung der >chwierigllen Enlf cheidu»gen den beiden Landrichtern zu fallen, dir unter der Geschäflslast bald erliegen müßten. Was hat es denn aber überhaupt für einen Sinn, drei Richter de« ÖberlandeSgericht«« in die Provinz mit hohen Diäten auf Reifen zu schicken, wenn schließlich die Berusung-urtheile doch von Mitgliedern vesLandgericht« bearbeitet werden? Biel besser und minder kostspielig wäre es dann, periodisch vier Landrichter zur BerufungStamiiicr zusammentreten zu lassen und als Borsitzenden und jünsles Mitglied eine» Richter des LbrrlanteSgrrickit« zu depuliren. Indessen so oder so würbe die zweite Instanz der Stetigkeit ermangel», die doch überaus wichtig ist für euie gediegene richterliche Gefchäftocrtedigung, und sie würde auch badurH, daß sie nur von Zeit zu Zeit ui Action lrätt. Unruhe uuv cLtvruug in den sonstige» Gtfchäst«- zana de« Landgerichts bringe». So zeigt sich nun von elbst al« der gangbarste Weg die Einrichtung einer ländigen Bcrusungskammrr bei jedem Landgericht, nach Befinde», wo deren Bezirke besonders klein sind, bei dem Emen für das Andere und vic« vor»,». Hand in Hand damit müßle gehen die Verringerung der Rlchierzaht aus drei dci den erstinstanzlichen Strafkammern. Denkt man sich ein« solche fün glicderigc BcrusungSkammer zusammcngcfttzt au« den Landrichtern, welche im klebrigen noch in den Eivilkam- mern thätig sind, unter dem Vorsitz sei e« de« LandgcrichlS- präsidenten oder eine« älteren bewährten Direktor«, fo halte man ein Eollcgialgericht, da« Kennlniß der localen Verhält- nisse mit dem weilen Blick für alle« Menschliche und feiner RechtOauffassung verbände und im Staute wäre, sich frei zu erhalle» von der Oberflächlichkeit bloßer Geschaft«routine, in welche die überlasteten Strafkammern jetzt so leicht verfallen. Diese Einrichtung würde sich mit Leichtig keit in die dcrmaligc GerichtSorganisailo» einfügcn, sie würde nur «ine mäßige Erhöhung des Richter - Etat« erheischen und der nicht abzuweisende Mebr-Aufwand an Zeugen- und Sachverständigeiigcbühren würde sich dabei vor- ausfichltich innerhalb erträglicher Grenzen halte». Die Ein- nchlung ha, auch da« für sich, daß in dem vormaligen Königreich Hanno ver bestanden und sich durchau« bewährt 2" "bne Entfaltung eine« zu großen Apparate« d>, Möglichkeit, daß da« ganze Brwe,«material eine« Straf- falle« nochmal« aufgerollt und die Schuldfrage unter Berück- sichtigung aller b'nüdrr und herüber geltend zu machenden »'al gründlich geprüft werde. Lan.it wa« ,u einer Mach, steht. Ihre wohlwollendst.Ab,.ch, h.kund.1 jedensall. d.eRegierung wennsi" mit einem solchen Gesetzesvorschlag vorangedi.^ Darüber ob bi-rsur e.n w.rl .ch.« B.dürfn.ß »»rl.egt, würde sich d-nn'der Reichstag auszufprechen haben. die Frag, bejaht, s, müßte daraus besonder« voUKSod?- ."'»^^ da« Verfahren der zweiten Instanz e.n. vollständige Erneuern», der Verhandln»- brinaen «nd m,» emem qn», seldststLndi,.». kein? Bezug" nähme auf die erstinstanzliche Entscheidung gestalten den Urtbeil abschließen muß. Jeder andere Modus wäre Flickiverk; die Erfahrungen aus dem balbschürigcn Verfahren vor den früheren preußischen Appellgevichlen si»d »och lebendig genug. Ein erfabrener Prakliker schließt aber diese Betrachtungen mit der Wiederbolten Mahnung: Prüfet vor Allem, ob nickt mit dem Bcstcbcudcil auSzutommcii ist! Schafft eine genügende Besetzung der Land gerichte! Ucderwachl von Iustiz-AiifsicktSwcge» die Geschäfts leiluiig und die Arbeitsleistung, naiiicntlich unter Verwendung der casialorifchcn Entscheidungen dcsRcickSgerichtS! Laßt darüber bei keinem Richter Zweifel auskommen, daß nur volle Ob- jectivitäl und strengste Wiffenschastlichkeit ihm die Aussicht eröffne», >» eine tirlgirende Stellung oder i» ein kvhcrcS Gerickitscollcgiu». zu gelangen! Legt der ungesunde», oft „iS Kleinliche auSartcntcn VcrsotguiigSsucht der Liaals anwaltschaft Zaum und Zügel an! Befolgt den Grundsatz» daß von diesen AuilSstcllen aus nur der, welcher dir Regel: ju ckubio «io roa sich zur Richtschnur zu nebmcn verstauten bat, in Richtcrstellc» avanciren bars! Es wird sich bald zeigen, daß an Mängel» nicht die Iustizorganifatio» an sich und ebensowenig die Etrafproccßordnuiig schuld sind, und daß mit den bestellenden Einrichtungen dann etwa» Tüchtiges geleistet worden lau», wenn ihnen der richtige Geist c,n- gchaucht wird " Da die Mittclftaatcn, wie der Erfolg lehrt, durch ihre Einrichtungen in der Strafrechtspflege gezeigt baden, daß in den mittleren Strafsachen eine Appelliiislanz entbehrlich ist. wie man sie ja auch i» der oberste» Kategorie, den schwurgerichk- lichen Fällen, nicht bat und naturgemäß nicht haben kan», 10 würde wobt der preußische Vorschlag, wenn er wirklich gemacht würde, bei de» anderen deutschen Regierungen aus starken Widerstand stoße». k. Vst Deutsche- Reichs tztz. Berlin, 27. I»»i. Der internationale socia- list.sche Ardeilcr-Eongreß findet bckauiittich in diesem Jahre in Zürich statt, und zwar in der Woche vom «>. bis l2. August. Eocbcil ist vo» dem „Organisationscomitö" a» die „Genossen" die Tagesordnung für den Eongreß versandt worden. Zugelassc» zum Eouareß worden alle Arbeiter Ge werkschaften. ferner die socialistisckie» Parteien und Vereine, weiche die Nvlbwendigkeit der Arbeiterorganisation und der „politischen Aclion" anerkenne». Die Tagesordnung umfaßt acht Puncte: l) Maßregel» zur internationale» Durchführung des Achtstundentages 2) Gemeinsame Bcstin»n»ngcu über die „Maifeier". 3) Tie politische Taktik der Soeialdcmokralcii, und zwar a) Parlamentarismus und Wahlagitation, l>) dircclc Gesetzgebung durch das Volk. 4) Stellung dcr Svcialdcmokratie imKr»cg«saUe. 5) SchutzdcrArbeitcriiinon. 6) Nationale und inter nationale Ausgestaltung dorGewerkschaft,». 7) Z uteriiativnalc Organisation der Socialdemokraten. 8) Verschie denes. Seit der Aushebung de« SocialistcngesctzeS hat die Socialdemokratic in Tculjchtand — die jüngsten Wahlen zum Reichstag beweisen e« in schlagender Weise — enlschicdcn an AuSdrhuung zugcnvmmen. Nicht in demselben Maße scheint aber in der bürgerlichen Gesellschaft die Ueberzeugung von der großen Gefabr gewachsen zu sei», welche die Sociatdemo- kratir für alle Bildung und Gesittung in sich trägt; wenigsten« erweckt da« Vorgeden bei vielen Stichwahlen den Ver dacht, daß dir bürgerlichen Elasten der Nothwendigkrir der Solidarität gegenüber der internationalen Umsturz- Partei keiue«wrgS zur Genüge sich bewußt sind. Je weniger Energie man aber den Revolutionairen gegenüber zeigt, um so ausschweif'ender und überspannter werken ihre Forde rungen. Zu den einzelnen Punclen der Züricher Tages ordnung liegen bereits verschiedene, zwar auf den ersten Blick Heiterkeit erweckende, aber doch durchaus ernst gemeinte An träge vor. Die „vereinigten schweizerischen Organisationen", Grlllliverein, GewcrkfchaftSbund und socialdemokratisckc Partei, fordern zur Durchführung des Achtstundentage« „ge werkschaftliche und politische Organisation der Arbeiterclafsc aus nationaler und internationaler Grundlage" und die Agitation durch diese Organisation. Sehr wichtig machen sich das „revolutionaire Eeniralcomitö" und die ..Arbeiterbörse" von Pari», indem sic beantragen, daß die Maifeier „nicht nur die Befreiung der Arbeiterciasse, sondern auch den internationalen Friede» bestätigen soll — gegen die Verschwörung der Rcaction der Eapitalisten und Regenten". — Der „Regionalcongreß de« Osten« von Frankreich" beantragt, zu erklären (i-wum woealwl): l) der Krieg ist in Europa abgeschafft I 2) in allen seit KO Jahren anncc- tirten Ländern soll dir eingeborene Bevölkerung eiitschcikc» können, welcher Nationalität sie angeboren wolle. 3) Nach Annahme der vorstehenden Bestimmungen durch alle euro päischen Parlamente erhallen sie Gesctzc-krast! 4) Tic Parlamente Europa« bezeichnen Delegirte, einen aiis eine Million Einwohner, die auf drei Iabre gewählt sind und da« internationale Schiedsgericht bilden! k) Diese« Schiedsgericht beschäftigt sich mit der allgc meinen Abrüstung Alle Zwistigkeiten zwischen Nationen werden «ndgiltig durch diese- Schiedsgericht geschlichtet. — Da sind die Herren Virchow und Baumbach doch nrch übertrvffcn. Zur „politischen Taktik" fordern das „revolutionaire Eentralcomitö" in Pari« und „die social- demokratische Partei Deutschland«" übereinstimmend die Er oberung der p»litischen Macht, um die regierende und besitzend« Elasse außer Besitz zu setzeal — Die holländischen Socialdemokraten näbern sich dem Standpunkt unserer „Unabhängigen" und verwerfen jede Be» tbeiligung an parlamentarischen Arbeiten, besonder« an der Arbriterschutzgesetzgtbuua: die Wahlen sollen nur al« Agitationsmittel dienen. Die Holländer beantragen ferner, aus jede Krieg«rrklärung durch die Regierung unverzüglich mit einer allgemeinen Arbeitseinstellung und mit militairischrr Dienstverweigerung zu antworten! — Wir muffen un« damit begnügen, au« der großen Zahl der Anträge diese kleine Blütbenlrse zu geben: wir denken, der Leser wird nicht nach mehr verlangen. Aber wie sebr der Appetit seit drei Jahren gewachsen ist, mag man au« der neuesten Tagesordnung ersehen, um zu erkennen, daß Jedermann, dem die Erhaltung von Eoltur und Eivilisatron am Herze» liegt, auch gerüstet sei» bet
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