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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.01.1880
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1880-01-14
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18800114010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1880011401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1880011401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-01
- Tag1880-01-14
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Erscheint M»ch«ü«-» 2 MU. Früh 6^, Uhr. Nachmittag 5»,, Uhr. Smm- und FetzlagS nur früh 6»/, Uhr. »«»«ni-, s«v«»ii-» JshauuiSgaff« SÄ. d<k »«-qatx Oi^ctaodlrr M«m>. «kM'tk mach, sich d>« Rkd,«u»n »ich» ixrl^.ichjuh. Lmiatzmr »er für dir nächst- s»l«rn-r Morgen-»vsaade de- stimmte, Inserate an Wochen- rage« hi» 3 Uhr NachmttläLS. an Sonn- »nd Festia-ra früh dis '/.S Uhr. L, »-Mt.tr» f«r Z,s L»»M«: Otto Le«m, Universichtsstr 22, Lonts Lösche, «ackaristinstr. ltz,p. nur dis Uhr. Morgen - Ausgabe UchZ-er Ja-MM Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichtc, Handklr- md GcschastSMkrhr. Auflage t«M0. »tettchh S VL. mcl. Krmgerloh« 6 Mk.. durch di« Post bezogen L Mk. Jede einzelne Nummer r» Pp Belegexemplar 10 Pf. Arbüprcn für Extrabeilagen ohne Poswe'örvrrung SS Mt mit Pofidesvrderuug 48 Mk. -afreate ügesp Petitzrile 20 Pf Ardßere Schriften laut unserem Preisverzrichniß. — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. »rctawen «>t«r »na KrSatttaaHttch die Lvaltzeile 40 Pf. Inserate find stets an d. LMtzpt», -n senden. - Rabatt wirb «ckt gegrdni Zahlung pr»«mwoe»aä<, oder durch Postvorschuß. 23. Mittwoch den 14. Januar 1880. 74. Jahrgang. Bekanntmachung. Wir beabsichtigen, in nächster Zeit die Windmühlcnstraße neu pflastern zu lasten und ergebt deshalb an die Besitzer der angrenzenden Grundstücke und bez. an die Anwohner hierdurch die Aufforderung, etwa beabsichtigte, di« dezeicbneten Straßentract« berührende Arbeiten an den Privat-Gas und Wasserleitungen ungesäumt und jedenfalls vor cher Neupflasterung auszuführen, da mit Rücksicht auf die Erhaltung eines guten Strahen^siasters dergleichen Arbeiten während eines Zeitraumes von 5 Jahren nach beendeter Reu Pflasterung in der Regel nicht mehr zugelasten werden. Leipz»g, am IO. Januar 1680 Der «ath »er Stadt Leipzig. 1>r Tröndlin. vr. Wangemann. Ooücmtlicko HanilOlslokrrnislalt. kegüm 6e» 50. 8«l,vl)skre8 an, 5. April 6. .1. l>ie lleiter,-upnis^e 6er An>->»lt bereektixei, rum «-mjäbrix- sreiwillijren Oienst. In «ier kökereu Abllieilimx (Zjäliriger 6ur8U8» lietrripl 6s> 8ekulgel6 kür Xn^ebüripe 6e« 6evt«eken lleirkeü 240 .61 kür 6ie 3., 300 .61 für 6ie 2., 380 .61 für 6ie I. (ll»88e- t'ür jun^e beute, v»el,I,e 8ÜK 6en kiereekligiing^^ekein ruiu ein)»l>rig kreivilligen Dienst ervorken Kaden, ist ein sackvis«en8« dast1iedei l.uisus vnn 6»krk86a»er dei 30 l.edr8lm»6en in 6er Quelle einxerietilet, für ^eledeo «äs 8el»utgel6 240 .61 beträgt. Ann»vt6unge» liekle in-u, gelalligsl an 6en Oirector 6er Anstalt l-eiprix. im lanuai 1880. t«rl »ITri Höhere Schule für Mädchen. Reue Schülerinnen für das Schuljahr 1680—81 find im Laufe des Monats Januar Morgens zwischen 11 und 12 Uhr anzumelden. Von Ostern an wird die Schule zehn aufsteigende Elasten lmbcn. Die Haupt- aufnahme findet für die Elaste X (erstes Schuljahr) und für die Elaste VII (viertes Schuljahr) statt. Leipzig, den 7. Januar 1880. 0r. W. Räldekc. (Me-Perrr-Lolioia. Auf dem südamerikanifchcn Kriegsschauplätze sind die Dinge jetzt so weil gediehen, daß der Anfang vom Ende des Krieges für diese unglück lichen Landesgebiete nun endlich heranzunahen scheint. Die Widerstandsfähigkeit der Alliirten ist gebrochen, der Ausgang der Schlacht von Tara- paca hat die Lage weientlich verändert und die Ohnmacht Perus ist kein Geheimniß niehr für die triumphircnden Chilenen. Es wird von Interesse sein, ein Btld der peruanischen Zustände nach der genannten Schlacht zu geben. Wenige Tage nach dem Entscheidungstage, dem 27. De- cember, wurde die Bevölkerung von Lima durch die Rückkehr des Präsidenten Prado vom Kriegsschauplätze überrascht, der Herr Präsident batte seiner Zeit die Leitung des -Krieges selbst übernommen, um Reibungen, die zwischen den ri- valisirenden Generälen vorqekommcn, zu vermeiden. Indessen ist seine Kriegssüsirung keine glückliche ge wesen und da die Chtlenen sich vorläufig in der Provinz Tarapaca festgesetzt haben, auch Arica dlokirt wurde und die Südarmce der Alliirten von 10,000 Mann aus die Hälfte reducirt und sür den Augenblick unfähig zu einem erneuten Angriff ist, so war Prado's Anwesenheit im Süden fürs Erste überflüssig geworden. Er war nebenbei gezwungen, in Lima, der Hauptstadt, wieder etwas Ordnung in die sebr verfahrenen Regierungsge- kchäfte zu bringen. Er fand daselbst ein förmliches Chaos vor; der Vicepräsident, La Puerta, lag fchwerkrank darnieder und war unfähig, die Zügel der Regierung zu führen; der Ministerpräsident La Cetera, ein rechter Haudegen, aber sonst ohne Begabung, versuchte sich zum Dictator aufzuichwlngen und begann seine Vorbereitungen damit, die Presse vollständig zu knebeln; der Handelsminister Ouimpcr war schon auf seinem Gebiete unumschränkter Herscher und gab die widersinnigsten Decrete, und dabei fürchtete man von Tag zu Tag ein gewaltsames Eingreifen des berüchtigten Nicolas de Picrola. denen Ansprüche auf die Präsidentschaft nun schon seit Jahren wie ein Damoklesschwert über dem Lande hingen und da» Volk in dauernder, unrubigcr Erwartung hiel ten. Es war Zeit, diesem verwirrten Zustande, wo doch der Feind vor den Thoren stand, ein Ende zu machen, und so war denn Prado und damit die Verfassung wieder am Ruder, soweit überbaupt in diesen Ländern die Regierung ge wohnt ist, die Verfassung zu beobachten. Was nun Prado und sein neues Ministerium leisteten, war indessen herzlich wenig, denn wie ein Kabel- telcgramm meldet, sah sich der ehrenwerthe Mann alsbald genöthigt, aus die Gewalt zu verzichten, die Regierung Landes dem verhaßten NicolaS Pierola zu Überlasten und selbst zu entfliehen. Ueber die erwähnte Schlacht bei Tarapaca liegt aus Buenos Ayres vom 8. December ein höchst interessanter Bericht vor, den wir hier folgen lasten. „Bei Tarapaca, etwa 80 Kilometer nordöstlich von Jquique. an den Abbängen der Cordilleren. hat am 27. v. M. ein im Verbältniß zu der Zahl der W>> ... MD Peru aner aber verhängnißvoll war. Der schmale Küsten strich zwischen dem 18. und 2l. Grad südlicher Breite, welcher augenblicklich den Schauplatz der kriegerischen Ereignisse bildet, ist von einer Reihe kurzer, wasser armer Flüsse durchzogen, die fast alle in wcnlichrr Richtung dem Meere zueilcn. Von Arica, dem vaupt quartier der Verbündeten, aus führt eine einzige, für Artillerie und Train fahrbare Straße gegen Süden über Chesa und Tana zunächst nach dem Flecken TUivicbi und von dort nach Tarapaca, der vaupt- stadt des gleichnamigen, durch seine ausgedehnten Sal pctergrubcn bekannten peruanischen Bezirks. Von Tarapaca gehl einc Minenkahn über Agua Sanla (Heiligwasser) in fast westlicher Richtung nach Mejil lones (6e in-r„>, Junin und Pisagua, sowie ein breiter Weg südwestlich nach Jquique. Tie Entfernung von Tarapaca bis nach Pisagua einerseits und bis nach Jquique andererseits beträgt ungefähr 70 Kilo meter. -lach der Einnahme von Pisagua und dem Gefechte von Dolores, welches letztere am Nachmittage des I». und nicht, wie zuerst irrthümlich berichtet wurde, n der Nacht vom (6. aus den 19. stattfand, befanden sich somit die südlich von Tarapaca und in Jquique stehenden Abtheilungen des peru-bolivianischen veerrs in ihrer einzig möglichen Rückzugslinie aufs Ernstlichsle bedroht, und diese Erwägung war cs, welche sowohl die Räumung des bis dahin so hart näckig vertheidigtcn Seehafens, als auch des ganzen südlichen Theils der Provinz nothwcndig erscheinen ließ. Jquique wurde also am Morgen des 22. No vember von den peruanischen Behörden verlassen und am Nachmittag durch die Eonsuln der Vereinigten Staaten, Deutschlands, Englands und Italiens an den Commandanten des chilenischen Panzerschiffes „Lord Cocbrane" übergeben. Die etwa 1500 Mann starke Garnison batte sich schon vorher aus der Straße nach Tarapaca zurückgezogen und unweit dieses Ortes mit den von Pisagua und Dolores nach Südwesten abge- drängtcn Truppen des Generals Buendia vereinigt. Ge neral Escala, der Oberbefehlshaber der chilenischen Trup pen, war von diesen Vorgängen unterrichtet und be schloß deshalb, einen Recognoscirungsvorstoß gegen Tarapaca zu unternehmen und dabei dem Feinde die Rückzugslimr nach Arica zu verlegen oder denselben gegen Osten in die Schluckten der Cordilleren zu werfen. Er entsandte zu diesem Zwecke am 28. Nov. von Dolores aus den Oberster, Arteaga mit 2000 Mann Infanterie und einer Batterie gegen Tarapaca, mit den, Aufträge, sich wo möglich dieses OneS zu bemächtigen. Zu diesen Truppen stieß am 27. Mor gens noch eine andere -100 Mann starke chilenische Abtheilung, welche von Jquique aus in gleicher Ab sicht vormarschin war. Von den vor Tarapaca ge legenrn Höhen aus, so erzählen die verschiedenen, durch den Telegraphen hierher gelangten Berichte ziemlich übereinstimmend, schien es, als ob die Stadl nur von schwachen feindlichen Kräften besetzt sei, und Oberst Arteaga befahl deshalb sofort den Angriff. Dieser erfolgte denn auch mit wahrer Wutb, zerschellte aber vollständig an dem Widerstande, welchen die in einer vorzüglichen Stellung sich befindenden Perus Nischen Kerntruppcn leisteten. Drei Mal gingen die Chilenen mit großer Kühnheit und wahrer Todes verachtung zum Sturme gegen das brennende Tarapaca vor, ebenso oft aber wurden sie unter großen Ver lusten zurückaeschlagcn. Um 3 Ubr Nachmittags trat eine kurze Ruhepause ein, eine Stunde später aber entbrannte der Kämpf von Neuem und schrecklicher als zuvor. Es muß ein furchtbar blutiges Ringen gewesen kein an den Getänden der Salpcterstadt. Die chileni schen Geschütze wurden von den ihrerseits zum An griffe vergehenden Verbündeten genommen und ver nagelt, dann aber wieder im Stich gelassen; die ne des Bataillons Atacama (Chile» ging drei ak verloren und wurde drei Mal zurückerobert und schließlich von ihrem Träger, der sie zum vierten Male verloren glaubte, in die Flammen eines bren nenden Hauses geschleudert. Man focht, nachdem man sich verschossen hatte, Bajonnet gegen Bajonnet, Brust gegen Brust, kurz, es war ein wilder, verzweifelter Kämpf. Einmal gelang es den Chilenen, sich Tara- pacaS zu bemächtigen, aber nur auf kurze Zeit. Ein neuer, mü frischen Kräften unternommener Angriff der Verbündeten zwang ihre Bataillone, den mir -.orden ein Ende »achte. Dafür, daß die Sacke diesmal wirtlich sehr ernst war, sprechen am dem- lichstnt di« sehr großen Verluste. Die Chilenen büßten nach ihrer eigenen Angabe über 80 Ossi- cicre und 500 Mann an Todten und Vcr mundeten ein und die Peruaner sollen sogar 80 Osficicre und mehr als 1000 Soldaten auf dem Schlachtseide zurückgelassen haben. Ueber das un mittelbare Ergebniß des Kampfes kann kein Zweifel beftekcn.Der mit viel zu schwachen Kräften unternom mene chilenische Angriff war vollständig abgewiesen und die letzten Strahlen der scheidenden Sonne be leuchteten den ersten Sieg der peruanischen Waffen. Anders aber, ganz anders stellt sich das Facit, wenn man die Folgen der zehnstündigen Blutarbett mit in Betracht zieht. Trotz ihres unbestreitbaren Erfolges räumten nämlich die 'Peruaner noch in der Nacht das den Tag über so hartnäckig vertbeidigte Tarapaca und zogen auf der Straße nach Arica ab. Ob zu solcher rückwärtiger Bewegung, durch welche eine ganze reiche Provinz mitsammt ihren ungeheuren Salpelergruben von angeblich 400 Millionen Pfund Sterling Werth in die Hände des Feindes geliefert wurde, genügen der Grund vorhanden war, will ick vorläufig dahin gestellt sein lasten. Allerdings war die Stellung bei Tarapaca durch den Verlust von Pisagua und Do lores in der reckten Flanke außerordentlich gefährdet, und rin neuer, mit stärkeren Kräften unternommener Angriff hätte vielleicht verhänqnißvoll nvrden können; aber weshalb blieb denn die ungefähr 12—15,000 Mann starke Hauptmacht der Verbündeten unter Daza vollständig unlbälig ? Ein qleichzciligcr energischer An griff desselben auf der Linie TUivichi Dolores hätte nickt nur Tarapaca retten, sondern auch die viel schwächere feindliche Jnvaiionsarmec gegen das Meer zurückdrängen und ihr den Besitz von Pisagua und Jquique sehr in Frage stellen können. Die einzige stichhaltige Erklärung sür den plötzlichen Abmarsch nach Norden lst der, daß man im Hauptquartier der Verbündeten schon früher den Einschluß gefaßt batte, alle verfügbaren Slreükräfle südlich von Arica zu sammeln, und daß die aus Jquique und Dolores ad- zicbenden Truppen sich bei Tarapaca nur gezwungen pellten. Wenn somit also der dlungc Kämpf vom 27, für Chiles Sache nickt nur keine schlimmen, sondern im Gegenthcil sogar unerwartet günstige Folgen hatte, so ist anderseits durch ihn auch dargethan worden, daß die vor einiger Zeit aus Santiago und Valpa raiso gemeldeten Nachrichten, welche die Auflösung des peru-bolivianischen Heeres meldeten, jedenfalls über trieben waren. Die entscheidende Schlackt, das ist gewiß, siebt noch bevor, und von ihrem Ausgange wird cs abhängen, ob man bald Frieden haben wird oder nicht." Um welchen Preis dieser Frieden geschloffen werden wurde, darüber besteht zur Stunde kein Zweifel. Chile fühlt sich stark genug, erorbitanlc Forde rungen zu stellen, um die Besiegten aus Jahre hinaus knebeln zu können. Es gewährt d,e Räu mung von Tarapaca gegen Zahlung von 4 Mil lionen Pfund Sterling und verlangt die Einver leibung des besetzten bolivianischen Gebiets in Chile; wie die beiden Alliirten, Peru und Bolivia, mit einander fertig werden, bleibt diesen überlasten! Das ist hart. Anstatt dem Feinde goldene Brücken zu bauen, sind in diesen Friekensbetingungen ver steckte Keime zu neuen kriegerischen Verwickelungen enthalten! Indessen wie immer der Verlaus des blutigen Drama's sein möge, man darf in Europa seinem Schluffe init gespanntestem Interesse ent- qegensebcn. Möchte die Fabel desselben, wo es auch sei, reichlich Stoff zu Nutzanwendungen geben, um wenigstens die Morgenrölhe einer endlichen Friedcnsaera in diesen Ländergebielen nicht ganz als blasses Pl>antom erscheinen zu lasten. Nun. «Oon ol tiempo mackuran la« wie der «panier hier bezeichnend sagen würde. Wir wer den ja sehen! politische Uebersicht. Let-zt-, 13. Januar. Die Frage der Einberufung des Reichs tages ist bei der bedrängten Geschäftslage des preußischen Landtages nachgerade eine bren nende geworden. Der „Köln.-Zlg." telegraphirt man von Berlin, daß die bevorstehende Reichs- tagsscssion bis Ostern währen dürste. „Der Hoff nung auf eine so kurze Dauer giebt sich — so schreckt man unS gleichfalls aus Berlin — in parlamentarischen Kreisen Niemand hin, sie wäre auch schwer zu rechtfertigen. Vor dem 10. Fedr. wird der Reichstag schwerlich cinbcrusen werden, vielleicht nicht vor dem 17., bis zu den Osterferien bleibe ihm dann einc Arbeitszeit von sechs resp. fünf Wochen, von denen die erste, die Eonstitui- rungswoche nicht einmal voll gerechnet werden kann. Man wird sich freuen müssen, wenn der Etat bis Ostern, d. h. endlich einmal rechtzeitig fertig gestellt sein wird; den Abschluß aller übrigen legislatorischen Arbeiten, von denen die Vorlage, betr. die Verfassungsänderung, doch nicht so kurzer Hand übcr'S Knie zu' breche», ist. kann erst die Zeit nach den Osterferien ßrm aen. Was die Aussichten der genannten Vorlage betrifft, so verlautet Nähere» Uber die Stellung des Eentr»ms zu derselben, welches nach der Natur der Dinge ausschlaggebend ist, da man die Position der Rechten ebenso wie die der Parteien der Linken kennt und namentlich die letzteren voraussichtlich geschloffen gegen den Entwurf stimmen werden. Centrumsmitglieder haben sich dahin geäußert, daß ihre Fraktion gegen die zweijährige Budgctperwde in dem Falle keine Eimvendungen zu erbeben Kälte, wenn daS Recht der alljährlichen stall der von der Reichsrcqierung geforderten zwei jährigen Berufung des ReicststageS gewahrt bliede und in der einen Legislaturperiode das Ordinarium, in der andern das Ertraordinarium des Etats sestgestellt würde. Da sich mit Be stimmtheit Voraussagen läßt, daß eine unbedingte Annahme des Regiernngscntwurfes völlig auSge schloffen ist, so liegt die Annahme nahe, daß der Reichskanzler sich aus denStandpunctdes CenlrumS stellen und dessen Vermiltelungsantrag acceptiren würde. Eine Wiederholung derjenigen Situation, wie sie durch das Frankenstein'sche Compromiß im Juni 1870 geschaffen wurde, dürfte demnach nicht außer dem Bereich der Möglichkeit liegen, zuni schweren Schaden des deutschen Consiitutiona- lismuS und der Würde der deutschen Volks vertretung. So weit unser Correspondent." Der Etat des deutschen Auswärtigen Amts für das Jahr 1880—8 l weist manche Ab änderungen gcgenüberjseincm Vorgänger auf. So soll der Staats secrelär, welcher bisher 36,000 Mk. Geball bezog, eine Zulage von 21.000 Mk. also ein Gesammtgehalt von 60,000 Mk. erkalten. — Ferner findet sich unter Besoldungen des Gesandt schafts-Pcrsonals sür den Ministcrresidenten in Belgrad ein Gehalt ausgcworscn von 37,200 Mk gegen 32,200 Mk. im Icckre 1879—80, mithin für 1880—81 mehr 5000 Mk. In den Erläu terungen hierzu heißt es: „Nachdem von allen übrigen Großmächten bei der Regierung Sr. Hoheit des Fürsten von Serbien Ge sandte resp. Mimitcrresckcnten beglaubigt worden waren, erschien es dem Ansehen und der Würde des Reiches nicht entsprechend, die diesseitige Vertretung in Belgrad in den Händen eines Geschäftsträgers zu belassen, welcher den Vertretern der übrigen Groß Mächte in amtlicher wie in socialer Hinsicht nachge standen haben würde. In Folge dessen ist schon vor einigen Monaten der bisherige Geschäftsträger in Belgrad (Gras v. Brav-Steinburg) »um Minister- residenten ernannt worden. Ui» denselben auch bin sichtlich seines Diensteinkommens mit den Vertretern der übrigen Großmächte annähernd gleichzustcllen, ist für den Ministerresidenlen in Belgrad einc Reprä scntaiionskoften-Zulage von 5000 Mk. in den Etat ernacficlll worden." Für den Gesandten in Tokio (Beddo) sind 60,000 Mk., OOtü« Mk. mehr als im Vorjahre ausgeworscn. Diese Erhöhung wird wie folgt molivirk: „Der Umstand, daß am Hose des Kaisers von Japan alle Großmächte mit alleimger Ausnahme Deutschlands durch außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister vertreten sind, läßt es wünschenswertb er scheinen, die bisherige Ministerresidentur des Reiches in Tokio ebenfalls zu einer Gesandtschaft zu erheben. Dem entsprechend ist für den neuen Gesandten eine Repräsentationskosten Zulage von !»000 Mk. in den Etat eingestellt worden, eine Summe, bei deren Nor mirung jede irgend thunlichc Einschränkung beobachtet und nur den notbwcndigstcn finanziellen Erforder nissen der neuen Stelle Rechnung getragen wor den ist." In Sydney soll ein General-Eon sulal errichtet werden, welches mit 20,000 Mk. dotirt ist. Darüber heißt es: „Die Pflege und Entwickelung der deutschen Han dels und Schifffabrts Interessen, sowie die Rücfficht auf die zahlreiche deutsche Colonistrn und Arbeiter bevölkerung in Australien, läßt es angemessen erscheinen, dorr ein Berussconsulat zu errichten. Sowohl in den industriellen Kreisen Deutschlands als von Seiten des Reichstags ist die Maßregel befürwortet worden. Wie in ähnlichen Fällen, sollen dem Bcrufsbeamten die Wahlconsulate in Australien unterstellt werden, um einen Mittelpunkt zu schaffen, von dem aus die ge- sammte consularische Thätigken in einheitlicher Weise geleitet werden kann. Theils mit Rücksicht hierauf, theils wegen der Wichtigkeit der in Frage kommenden Interessen erscheint eS angemessen, dem eon8ul miE* den Rang eines Generalconsuls zu verleihen. Die Weltausstellung in Sydney ist Anlaß gewesen, daß nach einem im Reichstage laut gewordenen Wunsche bereits ein Berufsconsularbcamter abgesandt ist, um dort eine wirksame Vertretung der deutschen Interessen zu sichern. Der Generalconsul wird mit Rücksicht auf den vorbezeichneten Zweck zuvörderst in Sydney seinen Amtssitz nehmen. Weiterer Erwägung bleibt aber Vorbehalten, ob der Consulatssitz definitiv dort zu be lassen oder nach Melbourne zu verlegen sein wird." Auch in Apia soll ein Eonsulat errichtet wer den. Es beißt in dieser Beziehung: „Bei der erfreulichen Entwickelung des deutschen Handels in den Südseegewässcrn seit dem Jahre 1870 hat fick die Nolhwcndigkeil herausqcstellt, eine Anzahl von Inselgruppen entweder den bestehenden Consularbetirken mtutheilen oder für dieselben neue Consulate rezw. Consularaqenturen einzunchten und
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