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Dresdner Journal : 06.04.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-04-06
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188404063
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840406
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840406
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-04
- Tag1884-04-06
- Monat1884-04
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 06.04.1884
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O8L. 4»»vo»eme»1»Pr«l»i I» Lliev«: K»rk. jütirUet»: 4 LO kk. Lu»»«!«» ^urowvrN: 10 ?k L»—rd»Id äe« cleot»ci»«r> L«ictr«i tritt?o,t- u»6 8t«u>p«l,u,ckl»^ tuLru. PLr äm» k»ow «üier xeip»It«»«ll ?«titr«ils LO kf Vvt«r „Lin^v,«wät" äis Leits LO kk. Lei ^»d«Ue»- rmä Li§srL»»tt SO H XusielU»^ DreMerÄmml. Lrickelvea r Htßticb mit Xu»»»t»mv äer 8oim- onä keierts^v Xbsoä» kür äeo kotbevliea Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. 1884. ln»erl»teo»noskme »uevirtv: I.«tp»tU: F r. Lra»«1«tetter, OommmriovLr äe» l)rv«io«r öourv»I»; S»mdarU >«rlt» -Vi«a >-«»>»» knullrlvrr ». N.: <- ^vAt«-, >»rUL -Vi«» S»md»r^ ?r»U-l,«jp«tx kr«r»ktart ». N. Nü»ed«o: Zku<t Ata««,' Zerit»: /»>vaii<krr<<kan1, vrewelli L. Lckikotte, Sr,«I»a: T LtanArn » Lureau <Lm,k Xabak/i), kr»»kti>rt » N r F' ^arArr'»ck« UuektiLiiüluvx; OvrUn: kr. LkÄker; S»ru»or«r: <7. Lckü«ker, k»rt» L«rU» rr»L>ltutt ». U - It«ttz»rt: Daube F 6o»»md^rx: Aci. Lte»»«r ll»r»»«x»d«rr LSoiel. Lipeäiüon 6e» Vreeäver ^ourniU», Dreeäso, L«in^er»tr»L»s 71o. SO. Amtlicher Theil. Dresden, 1. April. Der Privatdocent I-ic. tb«ol. Hermann Guthe in Leipzig ist zum außerordentlichen Professor in der theologischen Facultät der Universität Leipzig ernannt worden. Nach Vereinigung der fiskalischen Straßen« und Wasserbauverwaltung ist zum Vorstande der neugebil- drten Straßen« und Wasserbauinspection zu 1) Löbau der zeitherige Ehausseeinspector Gustav Adolf Schmidt daselbst, 2) Bautzen! der zeitherige Chaussennspettor Arthur Emil Friedrich daselbst, 3) Bautzen II der zeitherige Wasserbauinspector Albert Moritz Gotthelf Grabner ebendaselbst, 4) Pirna I der zeitherige Wasserbauinspector Baurath Ernst Otto Hofmann daselbst, 5) Pirna II der zeitherige Ehausseeinspector Gustav Adolph August Krantz ebendaselbst, 6) Dresden I der zeitherige Wasserbauinspector Emil Moritz Weber daselbst, 7) Dresden II der zeitherige Ehausseeinspector Friedrich Loui- Zimmermann ebendaselbst, 8) Meißen I der zeitherige Wasserbauinspector Earl Anton Göbel daselbst, 9) Meißen II der zeitherige Ehausseeinspector Oscar Albaro Neuhaus ebendaselbst, 10) Freiberg der zeitherige Ehausseeinspector Edgar Alexander Härtel daselbst, 11) Grimma der zeitherige Ehausseeinspector Albin Ludwig Köhler daselbst, 12) Döbeln der zeitherige Ehausseeinspector Friedrich August Lröner daselbst, 13) Leipzig I der zeitherige Ehausseeinspector Earl Leberecht Michael daselbst, 14) Leipzig II der zeitherige Wasserbauinspector Gustav Emil Grosch ebendaselbst, 15) Schwarzenberg der zeitherige Wasserbauinspector Julius Hermann Garten in Borna, 16) Chemnitz I der zeitherige Ehausseeinspector Bernhard Leh mann daselbst, 17) Chemnitz II der zeitherige Wasserbauinspector Emil Ottomar Immanuel Mieth ebendaselbst, 18) Annaberg der zeitherige Ehausseeinspector Ernst Emil Schu« rig daselbst, 19) Zwickau der zeitherige Ehausseeinspector Baurath Carl Rudolf Döhnert daselbst, 20) Plauen der zeitherige Wasserbauinspector Adolf Otto Lempe in Zwickau FeMeton. Sledigirl von Otto Banck. Freitag den 4. April fand im Saale des ,Hotel de Saxe" das Coucert des Frl. Natalie Hänisch Statt. Die geschätzte Sängerin gewann sich darin von Neuem die lebhafte wärmste Anerkennung ihrer künstlerisch durchgebildeten und sympathisch ansprechen den Gesangsweise. Namentlich entfaltete sie die treff lichen Eigenschaften derselben in der coloraturfertigen, mit Geschmack, Eleganz und feinem musikalischen Em pfinden nüancirten Ausführung einer Arie aus Ros- sini's „SemiramiS", außerdem in warm gefühlten Vor- träaen hübscher Lieder von C. Grammann und Hans v. Blome. Frau Kammervirtuosin Laura Rappoldi eröffnete das Programm mit Beethoven'S großer ?-moII- Sonate op. 57, deren Andantesatz von ihr vorzüglich interpretirt wurde, und brachte außerdem ihre musi kalisch correcte Technik und ihren spirituellen Bortrag in Piecen von Scarlatti, Rubinstein, Liszt zu glänzen der Wirkung. Hr. KammermusikuS Oskar Brückner producirte sich mit einem Andante von Molique und einigen anderen Solostücken al- ein tüchtiger Violon- cellspieler, der mit fettiger sauberer Technik musikalisch durchgebildeten Vortrag verbindet. Möge eS ihm glücken, in Besitz eines bessern Instrumentes zu kom men. Hr. Prof. E. Krantz führte in bekannter Sicher heit die Llavierbegleitungen aus. L. B. und zwar ein jeder mit dem FunctionStttel „Straßen- und Wasserbau- Jnspector" ernannt worden. Hiernächst ist der Ehausseeinspector Wilhelm Ernst Schi ege der Straßen- und Wasserbauinspection zu Schwar zenberg, der Ehausseeinspector Ernst Albett Range derjenigen zu Pirna II, der Assistent Hugo Jonathan Leo der zu Plauen, der Assistent Oswald Schmidt der zu Meißen I, der Assistent Otto Pietzsch der zu Annaberg, der Assistent Gustav Adolf Preßprich der zu Leipzig l zugewiesen worden. Ferner sind die bisherigen HilfSingenieure Eurt Hermann Rönsch, Otto Biedermann Stecher, Otto Paul Noack, Friedrich Ludwig Grimm, Johannes Max Ringel, Adolf Guido Tharandt, Earl Richard Vetter-, zu Assistenten ernannt und Rönsch der Straßen- und Wasserbauinspection zu Zwickau, Stecher der zu Döbeln, Noack der zu Chemnitz II, Grimm und Ringel der zu Pirna II, Tharandt der zu Freiberg und Vetters der Wasserbaudirection zugetheilt worden. nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte». Buda-Pest, Freitag, 4. April, Abends. (W.T. B.) In einer heute stattgehabtrn Konferenz der libera len Partei des Reichstag- richtete der Abg. Kalk eine Anfrage an den Handrlsminister wegen eines hente von der niederösterrrichischen Statthalterei ergangenen Erlasse-, wonach die Lieheinfuhr vom Preßburger Biehmarkte nach Wien an gewisse Be dingungen geknüpft wird. Der Handel-minister erwiderte, er finde den gedachten Erlaß den beider seitigen Gesetzen nicht entsprechend und habe «egen de-selben bereit- telegraphisch Schritte gethan. Ein Buda-Pester Telegramm der „Boh." meldet: Der gestern publicitte (und in vor. Nr. des „DreSdn. Journ." unter „Tagesgeschichte" seinem wesentlichen Inhalte nach mitgetheilte) Erlaß der nie derösterreichischen Statthalterei in Angelegenheit des Viehimports aus Ungarn nach Oesterreich wird in hie sigen maßgebenden Kreisen als unerhörter Affront gegen Ungarn aufgefaßt. Als hier Tisza heute früh Kenntniß vom Erlasse erhielt, wendete er sich im Namen derGesammt- regierung auf telegraphischem Wege an das österreichische Ministerium, dasselbe in unzweideutiger Weise zur Zurück nahme der Erlasses auffordernd, da derselbe sowohl dem Zoll- und Handelsbündnisse, als auch der be stehenden Veterinärconvention zuwiderlaufe. Hier ist man fest entschlossen, es in diesem Falle auf'- Aeußerste ankommen zu lassen, da die Conflicte zwischen den beiden Regierungen in letzter Zeit ohnedies in auf- fallender Weise sich häuften. Pari-, Freitag, 4. April, Abendt. (W. T. B.) Die Zuckercommission der Deputirtenkammer «ahm heute nach der vom Ministerpräsidenten Ferry und vom Kiuanzwinistrr Tirard gegebenen AuS- kauft eine Vorlage an, wonach vom nächsten Sep tember ab die Zuckerrübe besteuert werden soll; die Besteuerung de- Zuckerrübevsafte- wurde ad- gelehnt. Kerner wurde beschlossen, auf ausländischen europäischen Zucker einen Zuschlag-zoll von 3Krc-., auf Rohzucker einen solchen von IKrc-. zu legen, Lu-länder sollen «inen Zuschlag-zoll von 4 Krc-. bezahlen, der aber im Kalle der Wiederausfuhr zurückvergütet wird. Au- Lille wird gemeldet, in Deuain habe die Ankunft de- RedacteurS Roche vom „Jntransi- gravt", der dort eine Conferenz habe abhalten «ollen, zu öffentlichen Kundgebungen geführt. Ein Zug von gegen 3000 Strikenden habe sich unter aufrührerischen Rufen durch die Straßen bewegt; die Strikenden hätten die nicht strikenden Arbeiter einzuschüchterv gesucht; die Gendarmerie sei nicht stark genug gewesen, um die Strikenden zu zer- streuen. ES find infolge dessen Truppen nach Deuain abgeseudet worden. DaS Journal „Paris" demrntirt die Meldung des „New-Aork Hrrald", daß Frankreich Langsou «ud EaSbang besetzen wolle und daß rin Ein marsch auf daS chinesische Gebiet beabsichtigt sei, und bemerkt, die militärischen Operationen im Tonkin würden nach der bevorstehenden Einnahme HonghoaS al- beendet betrachtet werden. Rom, Freitag, 4. April, Abend-. (W.T.B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer stand auf der Tagesordnung die Berathung deS Budgets für daS Ministerium de- Auswärtigen. Der Deputirte Bruni alti verlangte Auskunft über daS Verhalten, welches der Minister in Bezug auf das Aufgeben deS Sudan durch Aegypten einneh men werde. — Der Deputirte Cavalletto frug, welche Maßnahmen die italienische Regierung zum Schutze der italienischen Staatsangehörigen und der italie nischen Interessen in Aegypten getroffen habe, und wies auf die Verpflichtung der Regierung hin, auch in den österreichisch oder englisch gewordenen Provinzen der Türkei diesen Schutz eintreten zu lassen. — Der Deputirte San Giuliano gab der Hoffnung Aus druck, daß der Anschluß Italiens an das deutsch-öster reichische Bündniß zur Aufrechterhaltung des italie nischen Einflusses im mittelländischen Meere beitragen werde, bezweifelte indeß, ob Italien auf seine Alliirten werde zählen können, wenn es keine klaren Abmachungen gebe, und erörterte die wirk lichen und die möglichen Vortheile, welche die Allianz mit Deutschland und Oesterreich-Ungarn Italien gewähre. — Der Deputirte Maurtghi erklärte, er würde den Minister wegen der Tripel allianz beglückwünschen, wenn seit dem Beitritte Italiens nicht neue Thatsachen die Situation verändert hätten; denn es könne ja sein, daß ein Beitritt Rußlands zu dem Bündnisse den Zweck habe, eine Entwaffnung herbeizuführen, er wünsche deshalb zu wissen, ob Ita lien derartige Verpflichtungen eingegangen sei und welcher Art diese Verpflichtungen seien. — Der Mi nister Mancini behielt sich der vorgerückten Stunde wegen die Beantwortung dieser Fragen für morgen vor und erwiderte nur auf eine weitere Anfrage Tos- canelli's, in der Angelegenheit der Propaganda habe keine auswärtige Regierung irgend welches Ersuchen oder irgend welche Empfehlungen an das italienische Cabinet gerichtet; auch sei nicht die geringste Ein mischung in diese Frage versucht worden, die aus schließlich dem Gebiete der inneren LandeSangelegen- heiten angehöre und den Gegenstand einer Entschei dung durch die competente Justizbehörde gebildet habe. Wenn jemals ein solcher Schritt unternommen werden sollte, würde die Regierung gegen diese Einmischung in die innere Politik des Landes protestiren. Halifax, Sonnabend, 5 April. (Tel. d. DreSdn. Journ.*) Der Dampfer der White-Croß- Linie „Daniel Steinmann", der sich auf der Fahrt von Antwerpen rl» Halifax nach New-Aork be fand, ist in der Nacht von vorgestern zu gestrrn bei Sumbro, etwa LO Meilen von Halifax, ge sunken. Derselbe hatte 00 Passagiere und 34 Mann Besatzung an Bord. Von Allen find nur der Capitän und 4 Personen gerettet. Tt. Petersburg, Sonnabend, 5. April. (Tel. d. DreSdn. Journ.*) DaS Börsencomitö hat sich gegenüber dem Finanzminister dahin ausgesprochen, daß die Erhöhung deS GußeisenzollS auf 15 Ko peken per Pud ruinös für die heimischen Hütten werke wäre, ohne den Zweck, die Einfuhr, von Gußeisen gänzlich zu verhindern, zu erreichen. Hierzu müßte der Zoll auf etwa 35 Kopeken er höht werden. Das Börsencomit4 empfiehlt die Förderung der Hüttenwerke durch Prämiirung de» auS russischem Erz hergestellten Gußeisens mit etwa 10 Kopeken. Bukarest, Sonnabend 5. April, Vormittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.*) Seit heute früh 6 Uhr brennt daS UniverfilätSgrbäude, in welchem auch die Museen und der Senat sich befinden. *) Nachdruck verboten. D. Red. Dresden, 5. April. Nizza mit seinen lieblichen Squares und Palm gärten, Nizza, wo das größte Raffinement aufgeboten ist, um den Fremden möglichst lange an die verführe rische Stadt zu fesseln, hat gegenwärtig mit schweren Sorgen zu kämpfen. Die Stadt an der Riviera hatte nicht genug an den verschwenderisch über sie ausge breiteten Schätzen einer entzückenden Natur; zu Ende vorigen Jahres wurde eine Einrichtung dahin ver pflanzt, welche inmitten der sonnigen Villen und lachenden Gärten seltsam von den Umgebungen ab stach. Man rief in Nizza eine Weltausstellung ins Leben. Eigentlich war es nur eine französische Ausstellung, denn außer Frankreich ist die übrige Welt nur sehr spärlich vertreten; aber die Kosten der Ausstellung waren darum nicht geringer. Der Besuch entsprach nicht den Erwartungen, und Winter und Frühling gingen vorüber, ohne daß der Fremden zufluß irgendwie eine Zunahme gezeigt hätte. Was als eine großartige Reclame dienen sollte, wurde zu einer Ursache des Niederganges, und die Stadt Nizza, die Unternehmerin der Weltausstellung, steht am Rande des Kraches. Mit einem furchtbaren Deficit sieht sich heute die Verwaltung vor den Bankrott gestellt, und schon hat man in einer Lotterie, in welcher 4 Millionen Loose » l Frc. bei 1k Million Gewinnen zur Ausgabe gelangen sollen, das Heilmittel erblickt, den ungemei nen Schaden der Stadt zu decken. Pavillons, Fon- tainen, selbst der Wasserfall, der künstlich von der Höhe des Palastes in die reizenden Anlagen des Parkes herabsällt, sind dabei zu gewinnen; aber 4 Millionen Loose, welche erst verkauft sein müßten, um dem drohenden Zusammenbruche zu entgehen, sind eine hoff nungslose Zahl. Schülerarbeiten der königl. Akademie der bildenden Künste. Diese umfangreiche Darbietung von Schülerarbeiten, welcher am 5. d. die PreiSertheilung beigefügt worden ist, erfreut sich auch in diesem Jahre der lebhaften Theilnahme des Publicum-. Dieselbe ist eine wohl verdiente und belohnt mit Recht den Fortschritt und die frische, planvolle Regsamkeit, die sich so vortheil- haft bei einem Vergleiche mit den Leistungen früherer Jahre herausstellt Es sind diese hoffnungsvollen Versuche, die jugendliche Kraft zu prüfen, wieder wie gewöhnlich nach den verschiedenen Atelier- der lehren den Meister Hähnel, Schilling, Preller, Pauwels, Lipsiu», Pohle in einzelnen Gruppen zusammengestellt und gewähren sowohl durch ihre überraschende Anzahl, wie durch ihre Qualität einen Einblick in ein ernstes Studium. Da bei der Betrachtung dieser Arbeiten jedes auch noch so freundliche kritische Eingehen als ein für den pädagogischen Zweck Möglicher Weise stö rendes Element ausgeschlossen bleiben muß, so begnü gen wir uns mit diesem allgemeinen Hinweis und mit der Aufforderung an die Dresdner Kunstfreunde, dieser bis zum 10. April dauernden GratisauSstellungihr patriotisches und ästhetische- Interesse in gleicher Weise zuzuwenden. B. Auf Monte Carlo. Rovellettr von M Lion-Tlausiu». (Fortsetzung.) Jetzt mochte Herr Karlchen, der sich in seinem in tensiven Hinüberschauen überrascht glaubte, nicht den Anschein müßiger Neugierde auf sich ziehen, und, nach einem Zweck seines Bleibens suchend, fiel ihm ein, daß er noch nicht gespielt, obgleich in seiner Börse einige Goldstücke zu diesem Zwecke besonders gesteckt waren. Kaum hatte er in halber Zerstreuung die sechs von vornherein dem Untergang Geweihten auf die einundzwanzig gesetzt und bereitete sich eben vor, dem Spiel zu folgen, als er sich an der Schulter leicht mit einem Fächer berührt fühlte und aufblickend sich den beiden liebenswürdigen Damen gegenübersah. „Herr v. Carlewitz", sagte Gräfin Seraphine er regt, indem sie die weichen, thränenfeuchten Augen auf ihn richtete, „ich habe soeben in bittres Leid geblickt. Wir möchten helfen, wenigstens lindern; aber allein können wirs nicht. Sie müssen helfen, wollen Sie?" „Herr v. Carlewitz, ich bitte, verzeihen Sie die Dringlichkeit, mit der wir Ihnen diese Bitte vor tragen", fügte Gräfin Prolesti, augenscheinlich in pein lichster Verstimmung hinzu. „Seraphine ist so unge stüm in ihrem Wunsche zu helfen. . . Doch, was ist das? Die Spielgesellschaft ist in voller Aufregung und Alles schaut auf Sie. Bitte, jener Herr scheint etwa- von Ihnen zu wünschen." ES war Herr Florian, der jetzt mit ehrerbietiaem Gruß für die Damen an Carlewitz herantrat: „Mein lieber Herr, ich würde Ihnen dringend rathen, Ihren Einsatz nunmehr zurückzuziehen. Sie thäten gut, eS nicht auf einen dritten glücklichen Zufall ankommen zu lassen." Ein Blick auf den für einige Minuten vergessenen Einsatz genügte: die Einundzwanzig war zwei Mal hintereinander gekommen, und der beim ersten Male sechsunddreißigfach verdoppelte Einsatz hatte sich, da Niemand ihn zurückgezogen, um weitere sechsunddreißig Mal vervielfacht. Eine Summe von mehr als hundert- fünfzigiausend Francs stand dem glücklichen Gewinner zur Disposition. Herr v. Carlewitz war jetzt mehr betroffen, als erfreut; auch hatte das Ereigniß so auf fallend aller Blicke auf ihn und somit gleichfalls auf die beiden Damen gelenkt, daß seine erste Sorge war, mit ihnen den Saal zu verlassen. Er bot der Gräfin den Arm und mau ging in die Gartenanlagen hinaus. Jetzt, zum ersten Male, schaute er wieder in daS Antlitz des jungen Mädchens; aber wie hatte der Ausdruck in demselben gewechselt! Welch strahlender Jubel sprach ihm aus ihren Zügen entgegen! Ihre ersten Worte, als sie dem Menschenschwarm entronnen, wa ren Ausbrüche Heller Freude. „Ach bin ich froh, Herr v. Carlewitz, ach, bin ich froh! Nun kann ich Ihnen meine Bitte mit frischem Muth vortragen, denn sie scheint mir von vornherein gewährt. Statt Ihnen jedoch selbst davon zu sprechen, will ich Sie nur führen; hören und urtheilen Sie selbst" Und mit so beflügeltem Schritt, daß die Mutter ihr kaum folgen konnte, eilte sie zu einer halb von Gebüschen umgrünten Bank, die eben von der Abend sonne saust beschienen wurde. Auf dieser Bank, der man sich unbemerkt nähern konnte, befanden sich zwei Personen, der Elementar lehrer mit seiner jungen Frau. Alle Frische und Jugendschöne war jedoch aus ihrem Antlitz xewichen, und mit vom Weinen gerötheten und geschwollenen Augen saß sie neben ihrem unglücklichen Gatten, der wie tiefsinnig vor sich hinstarrte. Liebkosend strich sie
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