Delete Search...
Dresdner Journal : 28.12.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-12-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187212282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18721228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18721228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1872
- Monat1872-12
- Tag1872-12-28
- Monat1872-12
- Jahr1872
- Titel
- Dresdner Journal : 28.12.1872
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
»3«'. -MrUcd » 'tdlr. 1k »sr. ksiedo» k»«^ a»ä Limsüt» ^ullunero: 1 8t«k»p«lru-cll»^ dm»«. 4d»»e»«»w»ro1—' - Ivrr»«»»«» tritt ^LdrUed . ^., S ^dd 8tvwp«tzod<lLr, »»—rv»Idä»»<I«ut»od»i» Ia»«r»1eoprel»«': /<lr ä« K»uw «wer Le»p»It«i>«l» 2eU«: 11t Vvter „Lio^Evat" äi« 2«»I»! S tl^r. Lroedotavar LA^iod, mit Xawsdmo ä«r Loav- ao6 kstortaz«, ^Vevä» Mr äeu folxenäeu Somabend, de» 28. December. , . .--> - 1872. »m« „»M-i-wr DresdnerÄmmal. Verantwortlicher Redakteur: Z G. Hartmann. 6owwiWioiiLr L«, Vr««lLvr ^ouru»I»; : S. An-irr, Luo«, Aort a L A«*- d»U->»rll»-rM»»-l^1p»t»-N»—I-Ir««I»»-Nr»»teart ». «vrt ». « «ü»»d»» - L«<i. i,rv»! Artr«r--r, « ^UKrscXt, »ww«,: L LoÄoWe, »r«^.,; 2. Stanv<«'» öür«»u u K Nr»dmrt L ^a«grr'»c»v » / 0 A«rr»<Mn'»<zt>« övcdd, Laud«<t Oo.» kn«: üu«dd.; »«wt»»: ->. kl«,: La«r», ^aM«, A 0».» Vi»«u (-M«ttL, LEdockvo. , , A«r«n»,»d-», , Lvwsl LmvÜiLov ä« Vre«w«r 2ourv»l», vr„M, MuUiattuwz»«« di». 1. .7-MTWiMs Amtlicher Theil. Ansage. Se. Majestät der König und Ihre Majestät die Königin wollen geruhen, die am Königlichen Hofe vorgestellten fremden und einheimischen Damen und Herren, sowie die Herren Mitglieder der beiden hohen Ständischen Kammern Mittwoch, den 1. Januar 1873, Abends 8 Ahr, in einer AssvmdlSe in den Paradesälen der zweiten Etage deS Königl. Schlosses zu empfangen und werden Ihre König liche Majestäten, sowie die anwesenden Prinzen und Prinzessinnen des König!. Hauses, Königliche Hoheiten, bei derselben die allgemeine Glückwünschungs6öur ent« gcgennehmen. .Dresden, am 27. December 1872. Königliches Oberhofmarschallamt. Dresden, 21. December. Seine Majestät der König haben dem Kammerportier Smy die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Gold zu verleihen geruhet. Dresden, 24. December. Se. Königl. Majestät haben nachverzeichneten Generalen, Stabs- und Ober- offizicren die Erlaubnis zur Annahme und Anlegung der denselben verliehenen fremdherrlichen Ordens-Deko rationen allergnädigst zu ertheilen geruht, als: des Königlich Preußischen rochen Adler-Ordens I. Llasse: dem Cdmmandeur der Kavallerie - Division, Generallieutenant Grafen zur Lippe; desselben Ordens 3. Elaste: dem Commandeur des 2. Bataillons 4. Infanterie-Regiments Nr. 103, Major von Schönberg-Pötting; desselben Ordens 4. Elaste: dem Premierlieute- nant von Löwenfels des 2. Reiter-Regiments; des Königlich preußischen Kronen-Ordens 2. Elaste mit dem Kterne: dem Commandeur der 2. Infanterie- Brigade Nr. 46, Generalmajor von Montbö; des letztgenannten Ordens 2. Elaste: dem Com- mandeur des 2. Grenadier-Regiments Nr. 101, Ober sten von Schimpfs; derselben Ordens 3. Claste: dem Rittmeister Frei- Herrn von Welck des 1. Reiter-Regiments, dem Haupt mann und Platzmajor Freiherrn v. UslarGleichen, dem Hauptmann Kallenbach des 1. (Leib-) Grena- dtcr Regiments Nr. 100, dem Hauptmann von Engel und dem Hauptmann von Zeschau des 2. Grenadier» Regiments Nr. 101; desselben Ordens 4. Elaste: dem Premierlieute nant von Schwanewede und den Secondelirutenants Richterit, und von Witzleben des 1.(Leib-)Gre nadier Regiments Nr. 100, dem Premierlieutenant Frei herr» von Schele und den Secondelirutenants von Montbä und Weber des 2. Grenadier-Regiments Nr. 101; des Ritterkreuzes 1. Elaste des Königs. Kayeri schen Verdienstordens vom heiligen Michael: dem Adjutanten im General-Kommando, Hauptmann von Minckwitz I., dem Rittmeister Freiherrn von Welck des 1. Reiter-Regiment- und dem Adjutanten des KriegS-Ministers, Premierlieutenant von Hinüber des Garde-Reiter-Regiments; des Ritterkreuzes 2. Claste des Königl. Würt- temdergischen Ordens der Krone: dem Hauptmann von Sichart des 2. Jäger Bataillons Nr. 13; des Comthurkreuzes 2. Claste de» Großherzoglich Kachsen-Weimarischen weißen Falken-Ordens: dem Commandeur des 1. Ulanen-Regiments Nr. 17, Ober sten von Miltitz und dem Commandeur des 1. Ba taillons 7. Infanterie-Regiments Nr. 106, Major von der Decken; des Ritterkreuzes 1. Claste letztgenannten Ordens: dem Adjutanten des FeldarNllerie - Regiments Nr. 12 „Corpsartillerie", Premierlieutenant von Kirchbach; des Ritterkreuzes 1. Claste de» Sroßherzoglich Hessischen Ludwigs - Ordens: dem Rittmeister von Polenz des 3. Reiter-Regiments; des Comthurkreuzes des Sroßherzoglich Mecklen burgischen Ordens der Wendischen Kraue: demCom- mavdem deS Schützen- (Füsilier-) Regiments Nr. 108, Obersten Kreiherrn von Hausen und dem Comman- deur deS 6. Infanterie-Regiments Nr. 105, Obersten von Tettau; de» Ritterkreuze» letztgenannten Ordens: dem Stabsoffizier im Garde-Retter-Regimente, Major Apel gen. Pusch, dem Hauptmann von Schönberg deS Schützen- (Füsilier-) Regiments Nr. 1lV, dem Ritt meister von Malortte deS 1. Ulanen-Regiments Nr. 17, dem Adjutanten deS Feld-Artillerie-Regiments Nr. 12 „Divisions-Artillerie", Premierlieutenant Ze rr n er und dem Adjutanten im General-Kommando, Premierlieutenant Kirchner; de» Ritterkremes 2. Claste der Sroßherzoglich Oldenburgischen Haus- und Verdienst Ordens: dem Hauptmann Müller II. des I. (Leib-)Grenadier- Regiments Nr. 100; des Comthurkreuzes 2. Claste des Herzoglich rachsen-Ernestlnischen Haus-Ordens: dem Comman deur des 1. Jäger-Bataillons Nr..12, Oberstlicutenant Grafen von Holtzendorff, dem Commandeur des Fußartillerie Bataillons Nr. 12, Oberstlieutenant Wal ther und dem Commandeur des 2. Bataillons 8. In fanterie-Regiments Nr. 107, Major von Cerriui di Monti Bauchi; des Ritterkreuzes I. Claste letztgenannten Ordens: dem Hauptmann von Schönberg deS Schützen-(Fü silier-)Reaiments Nr. 108; de» Commandeurkreures 2. Claste des Herzoglich Anhaltischen Gesammt-Haus-Ordens Albrecht dvs Bären: dem Stabsoffizier deS 1. Reiter-Regiments, Major von Schreibershofen; des Fürstlich Neuhischen Ehrenkreuzes 1. Claste: dem Hauptmann von Egidy des 2. Grenadier-Regi ment- Nr. 101; desselben Ehrenkrenzes 2. Claste: dem Haupt mann von Rabrnhorst des FeldartrUerieiRegtmenls Nr. 12 „Divistons-Artillerie"; -es Fürstlich Lippe'schen Ehrenkrenzes 3. Claste mit Schwertern: dem Hauptmann Küstner II. deS 5. Infanterie-Regiments Nr. 104; , des Kais, ümugl. Oesterreich!scheu Orden» der eisernen Krone 3. Claste: dem Stabsoffizier im 2. Ula» nen Uegimente Major von Lchnehen und dem Ritt meister Frecheren von Welck de- 1. Reiter-Regiment-; des Comthurkreuzes des Königlich Belgischen Leopold-Ordens: dem Commandeur de- 3. Bataillons 3. Infanterie-Regiments Nr. 102, Oberstlieutenant von Einsiedel; -es Ritterkreuzes letztgenannten Ordens: dem Ad jutanten Er. Königl. Hoheit des Kronprinzen, Haupt mann von Treitschke. Dresden, 24. December. Se. Königl. Majestät haben die Erlaubniß zur Annahme und Anlegung der den Feldwebeln Böhme, Däwerttz und Sarin« des 2. Grenadier-Regiments Nr. 101 verliehenen Medaille des Königl. Preuß, rothen Adlerorden- allergnädigst zu ertheilen geruht. Bekanntmachung, Hie Farbe der Gewerbelegitimationskarten für Handelsreisende auf das Jahr 1873 betreffend.. Zu den Gewerbelegitimationskarten für Handels reisende auf das Jahr 1873 ist eine grauröthliche Farbe gewählt worden, was hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Diejenigen Obrigkeiten, welche noch unausgefüllte Formulare zu dergleichen Karten auf das Jahr 1872 besitzen, können dieselben behufs der Erstattung des Bezugspreises oder der Umtauschung gegen Formulare auf das Jahr 1873 an das mit dem Vertriebe der Formulare beauftragte Gendarmerie - Wirthschaftsdepot einsendrn. Diese Einsendung ist jedoch zu Vermeidung unnöthigen Portoaufwandes gleichzeitig mit dernLchsten, gemäß der Verordnung deS Ministeriums de- Innern vom 18. Juli 1870, den Vertrieb von Druckformularen für die Polizei- und Verwaltungsbehörden betreffend. (Gesetz- und Verordnungsblatt vou Jahre 1870, Seite 269), spätesten- am 1. October jeden Jahres zu bewirkenden Bestellung neuer Formulare au-zuführen und der Bezugspreis der als unbenutzt rurückgrsrndrten Kartenfotznularr an dem nach - 3 dieser Verordnung mit der Bestellung etnzusendrnden Geldbeträge zu kürzen. Auf Einsendung unverbrauchter Kartenformularr zu anderer, «lS der angegebenen Zeit findet weder Um tausch noch Vergütung deS Bezugspreises mehr statt. Dresden, am 9. December 1872. Dit Ministerien der Finanzen des Innern. ». Friese«. v. Rostitz-Wallwitz. . Roßbach. Nichtamtlicher TtM. Lelegrav-ische Nachrichten. Berlin, Freitag, 27. December, Nachmittags. (W. T. B.) Die „Prov - Corresp." bespricht den Austritt des Fürsten Bismarck aus de« preußischen Ministerium und führt aus, daß es sich hierbei nicht uw eine Lockerung der Beziehungen der preu ßischen und der Regierung des deutschen Reiches handle, noch um eine Lossagung Bismarck s von sei ne« Einflüsse auf die innere preußische Entwicklung, sonder», nur um seine Befreiung von der specielleu Mitverantwortlichkeit für tie Gesammtheit der tu- »ern Verwaltung, zum Zwecke freierer Erfüllung seines Berufs für die höchsten Anfgaben Preußens ««d Deutschlands. Nach der „Prov-Corr." wird den Regierung»- präfidoaten unvrrwritt die Fürsorge für rasche ' Durchführung der Kreisordnung von dem Minister des Inner« übertrage«. Die Bildung der Kreis tage soll zaerst iu Augriff geuommen werde«. Rom, Freitag 27. December. (W. T. B.) Die „Agenzia Stefani" versichert, daß die diplomatischen Beziehungen zwischen dem päpstlichen Stuhl und der Schweiz abgebrochen wurden. Der Geschäfts träger des Papst,S in Luzern wird mit dem Ge- sanvtschaftspersonale in Rom erwartet. St. Petersburg, Don«erstag, 2B Decem- ber. HW. T. B.) Rach de« «eurstea, vo» he«te vor- mittag 1s 11 Uhr datirteu Bulletin über das Be finden des am Typhus erkrankten Großfürsten- Thronfolgers hat der fieberhafte Instand i» All gemeinen «icht zugenommev, und auch die Abends rintretrude Verstärkung des Fiebers nachgelassen. Der Großfürst-Thronfolger hat in voriger Nacht »um ersten Male 4 Stunden ununterbrochen ge- schlafe« und der Kräftezustaad ist im höchste« Grade zufriedeastellead. (Vgl. die „Tagesgeschichte".) Rew-Aork, Mittwoch, 25. December. (W. T.B.) Rach hier riaaegaagenrn Rachrichtt« aus Houolul« ist der König der Sandwichsiusel« Lot Kamedameha V. gestorben. Sei« Rachfolger ist noch «ichtbezrichuet. Dresden, 27. December. Wir haben in unsrer Weihnachtsnummer die kö nigliche Cabinetsordre mitgetheilt, durch welche Fürst BiSmarck seiner Stellung als preußischer Mini sterpräsident enthoben worden ist. Diese vorläufige Entscheidung einer langen Krise giebt der „Spener'- schen Zeitung", die zu den sogenannten inspirirten preußischen Organen gehört, zu folgenden Betrachtun gen Anlaß: „Wir glauben nicht, gegen die Wahrheit zu verstoßen, wenn wir erklären, daß dieser Abschluß der bisherigen Schwankungen in sehr weiten Kreisen mit dem Gefühle der Verwunderung und Enttäuschung ausgenommen werden wird. Derselbe ist jener Wen ¬ dung, welche man gehofft hatte, kn gewisser Hinsicht geradezu entgegengesetzt. Man hatte bisher beklagt, daß da- preußische Ministerium zu wenig homogen, zu we nig von einem einheitlichen Geiste erfüllt sei, und jetzt wird die Frage wrarn Entlassung des Fürsten Bismarck in einer Weise gelöst, die dem Cabinet die geringen einheitlichen Momente vollend- nimmt. Der Vorsitz im preußischen Staat-ministerium trug bisher zu wenig von dem Charakter eine- wirklichen Präsidiums, zu viel von demjenigen eine- blosen Ehrenrechts an sich, jetzt wird derselbe vollends auf die letztere Eigenschaft re- ducirt. DaS Cabinet löst sich für die Zukunft in seine Ressorts auf, und eS besteht der Form nach wenigstens nur noch auS Fachministern ohne politisches Haupt. Oder wollte man, so lauge der den Ehrenvorsitz füh rende „älteste Minister" bei unS Graf Roon heißt, auch dem nominellen Präsidium diese- bedeutenden Manne» eine reelle politische Tragweite beimessen, so würde eben diese Auffassung eine bedenkliche Consequenz nach sich ziehen. Der Kriegsminister gehörte nach übereinstim menden MittheilunHen während der letzten innern Krise »u jenen Staatsmännern, welche der jetzt errungenen innern Reform und den zu ihrer Durchführung ange wandten Mitteln nicht eben geneigt waren. Seine Er nennung könnte demnach als eine Concession an die während der letzten Krise überwundenen Parteirichtun gen erscheinen. Dennoch glauben wir, daß diese Par teien sich einer verfrühten Freude hingeben. Zunächst wird ja Fürst Bismarck auch in seiner neuen Position alS einfacher Minister thatsächlich den überwiegendsten Einfluß auf den Gang der preußischen Politik behalten. Dann aber dürften jene Parteien sich auch in etwas über die persönliche Richtung des „ältesten" und dem gemäß „Vorsitzenden" Ministers täuschen. Wie auch Graf Roon über den Pairsschub »ä Kov denken mochte, — bei Gelegenheit des Schulausstchtsgesetzes in diesem Frühjahr hat er die Nothwendigkeit einer Hrrrenhaus- reform gleich den übrigen Ministern anerkannt. Die kirchenpolitischen Aufgaben Preußens aber werden am wenigsten in dem Kriegsminister einen Gegner finden, der auS den Erfahrungen seines eigenen Departement- weiß, wie die clericale Agitation alle Bande des Ge horsams zu sprengen sucht, und wie kein Staat in fester Ordnung mehr fortbestrhen kann, wenn dieser Agitation nicht durch stramme Gesetzgebung und Verwaltung die Hände gebunden werden. Mögen übrigens in dem ge waltigen Aufschwünge, der seit der Schöpfung deS Reiches unser preußisches Staatsleben ergriffen hat, auch hier und da Momente entstehen, die einen Stillstand oder einen scheinbaren Rückgang bedeuten, — der große Zug nach vorwärts beherrscht doch unsre ganze Entwickelung. Dir Situation, die jetzt geschaffen worden ist, trägt eben nichts weiter, als den Charakter einer Auskunft, eines Provisorium-; zu günstigerer Zeit und voraussichtlich bald wird sich eine dauerndere Gestaltung der Verhält nisse erreichen lassen. Für den Augenblick dürfte die Entwickelung des Reiches jetzt um so schneller von Statten gehen, wenn die innere Entwickelung Preußens nach der großen Leistung der KreiSordnungSreform wirklich in ein langsameres Tempo eintreten sollte. Wie das deutsche Reich und Preußen einmal zu einander stehen, bedingt der geringere Verbrauch politischer Kraft in dem letz ter« fast nothwendig eine stärkere Anspannung in dem erstern. Beide polnische Gestaltungen lösen einander in ihren innern Reformen gewissermaßen ab. Tritt jetzt Preußen zeitweilig wieder in den Hintergrund, so dürfen wir um so zuversichtlicher eine für die deutsche Gesammtheit fruchtbare Session des deutschen Reichs tages hoffen. DaS wird auch den innern Verhält nissen Preußens wieder zu Gute kommen." — Die „National. Zeitung" sagt: „Am bemerkens- werthesten ist der Schluß der königlichen Cabinets ordre: „„Der Vorsitz im Staatsministerium geht an den ältesten StaatSminister über"". „Es ist damit le diglich die bisherige Sitte beobachtet worden, wonach in Abwesenheit deS Präsidenten des Staatsministeriums daS dem Range nach älteste Mitglied desselben im Feuilleton. (Redigirt von Otto vanck.) Dresdner Erivuerunge«. Unter dem Titel: „Kunst und Leben. Au- Friedrich Förster's Nachlaß" hat bei Gebr. Partei in Berlin Hermann Kletke ein gefällige- Buch heraus gegeben, welche- sich durch seinen leichten Memotrrn- ton den gebildeten Lesern empfiehlt und ergänzend in die Zeitgeschichte der Vergangenheit eingreift. Friedrich Förster war, wie vielen Personen aus den Kreisen der Literatur erinnerlich ist, ein sehr unterhaltender Gesell schafter, gewandter Vorleser, fesselnder Erzähler. Gein bewegte- Leben, da- zwei sehr verschiedene Zeitepochen mit einander verband, ohne ihn für die neue zu alt sein zu lassen, hatte ihn in die mannichfachsten Beruh rungen gebracht. Er besaß die Geschicklichkeit, lebendig zu seben und, ohne eigene Tiefe de- Geiste-, doch mit so glücklichem Jnstinct zu schildern, daß für den ernstern Gehalt eine eingehende, fein verständige Wiedergabe ge wahrt blieb, während die leichtern Zwischenglieder im gefälligen Plauderten deS Anekdotenhaften vorgetragrn find. ES steckte in ihm ein gute- Stück Eckermann'- schen Talente-, sich zum empfangenden Spiegel der Dinge und der Gesellschaft zu machen, und trotzdem er von der würdevollen Objectivität und Selbstlosigkeit jene- Wackern weit entfernt blieb, so muß man doch vedaurrn, wie wenig Förster niedergeschrieden. Diese- kleine Material zu ordnen und durch Veröffentlichung zu retten, ist eine verdienstliche Arbeit Kletke'S. Ganz besonders fesselnd sind in diesm Memoiren die Unterhaltungen mit Goethe und im Goethe'schen Familienkreise. Hier gerade kommt unS Förster - Blick für da- Einzelne, scheinbar Bedeutungslose zu statten. Wir sehen den Verkehr Goethe'S mit der ihm zunächst befreundeten und mit seinem Hause verwandten Damen welt in recht unbefangener Lebendigkeit vorgeführt. In jenen Greisentagen des Dichters bestand gerade am wärmsten sein FreundschaftSverhältniß mit Zeltes und eS wird die wiederholte Einladung nach verlrn berührt und deren Nichterfüllung natürlich genug zu erklären gesucht. WaS der Verfasser bei dieser Gelegenheit über die zuerst durch den Fürsten Radziwill veranstaltete Fauslaufführung sagt, ein überaus feierlicher Privatact, hervorgerufrn durch die bekannten Kompositionen dieses genialen Dilettanten, ist von lebhaftestem Interesse, so wohl für die Kunst-, sowie für die Kultur- und Sit tengeschichte der damaligen Gesellschaft. Der jetzigen Generation und ihren Musikfreunden ist dadurch von dem merkwürdigen Radziwill eine treffliche Schilderung geboten, eine sehr willkommene Gabe, denn daS moderne Geschlecht wendet sich leider wieder mebr und mehr von dem Studium der Spectalgeschichte classtscher Literatur und den Briefwechseln und biographischen Notizen ab. Man würde aber zu weit gehen, wollte man die Aufzeichnungen Förster's für durchaus klar und ge wissenhaft halten; viele anekdotenhafte Züge sind sehr ungentrt zusammengewürfelt, zum Theil alS Fruchte von andern Baumen. Indem er auSschmückt, wie es ihm beliebt, empfiehlt flchS, mit Auswahl nur daS Glaub hafte zu glauben. Dazu kommen literargrschichtltche Ungenautgkeiten. Bon den Juaenderinnerungen find die am Alten burger Hofe zu Lübicha« unterhaltend und charakteri stisch. Im spätern Jünglingsalter reiste Förster auch nach Dresden, wo eine Tante von ihm lebte. Er gab hier Empfehlungsbriefe ab und hatte auch einen solchen von Theodor Körner an dessen Aeltern. Theodor scheint ihm von Schiller s verweilen in Loschwitz (damals aller dings in Deutschland nicht so bekannt als jetzt) nie gesprochen zu haben. Doch erfuhr Förster durch sei nen eigenen Vater davon, erinnerte sich dieser Dichter- vtlleggiatur, wie er Dresden betont, hatte sie aber auf Körner's Weinberg vergessen. Solche kleine Dunkel heiten kommen öfter vor; ich will aber doch als Probe etwa- auS diesem Loschwitzer Besuche mittheilen, wobei ich die Erwähnung der Gustel von Blasewitz als ein bedenkliches Streitobject au-lasse; im Anschluß an die Einkehr bei Körner'S sei ein Zusammentreffen mit An ton Graff beim Finanzrath Weiße in Dre-den er wähnt. O. B. Förster erzählt in seinem leichten Plauderton: Ich trat meine Wanderung nach Loschwitz an, um den von Theodor Körner mir in Freiberg etngehändig- ten Empfehlungsbrief an seinen Vater zu überreichen. Damals gab eS weder Dampfboot noch OmnibuS; eine Gondel »u mirthen, erlaubten meine Mittel nicht, also machte ich mich zu Fuß auf den Weg. Bi- zu dem Lincke'schen Bade, einem am rechten Elbufer gelege nen VergnügungSgatten, bealeitete mich die Tante; der fernere Weg am Ufer aufwärts war nicht zu feh len. Die Rebengelände prangten im Schmucke der rothen und weißen Blüthen der Aprikosen-, Pfirsich-, Kirschen- und Aepfeldänme, welche zerstreut in den Weinbergen standen, die schon ihr volle- Blättrrgrün hatten. An dem ersten, am Eingänge deS Dorfe-, am Fuße eine- Weinberge- gelesenen Sommerhause erkun digte ich mich nach dem Körner'schrn Weinberge und erhielt von einem freundlichen Mädchen die erfreuliche Antwort: „Sie stehen ja accurat davor; an der Thürr hängt eine Hasenpfvte, wenn Sir daran ziehen, dann klingelt'-, und dann wird ausgemacht." Ich that, wie mir geralhen; die Thüre wurde geöffnet, ein Diener übernahm die Abgabe meine- Briefe- und brachte mir sogleich den Bescheid: „wird dem Herrn Appellations- rath sehr angenehm sein." — Ich wurde freundlich empfangen; die Familie war am Gartentisch unter einem schattigen Nußbäume versammelt und bestand aus Va ter, Mutter, Tochter und Tante. „Ste bringen uns", sagte der Vater, „die neuesten Nachrichten von unserm Theodor, der wohl nur zu einem Besuche in Freiberg war, da er bereits seine luristischen Studien in Leipzig begonnen hat." Ich gab nach den mir von Theodor gegebenen Aufträgen nähere Auskunft über die Ver anlassung seiner Reise nach Freiberg, von wo er nach einigen Tagen wieder nach Leipzig zurückgekehrt sei. Die Familie Körner unter dem Nußbäume am Fuße deS Weinberges, zur Seite Loschwitz im Blüthen- schmuck der Gärten, vor uns den bretthinwallenden Elbstrom, gegenüber da- mit Saatfeldern umgebene reizende Blasrw tz, bildete ein Idyll, edler in der Er scheinung, als ich e- in Vossens „Luise" bei dem edlen Pfarrer von Grünau mit der langen Tabakspfeife, und bedeutsamer, al- ich e- in Goethe'S „Hermann und Dorothea" bei dem Witthe zum goldenen Löwen gefun den hatte. Die äußere Erscheinung dieser lieben Men schen und schon die ersten wenigen Worte, die sie an mich richteten, gaben den Eindruck, daß ich mich in einem poetisch und künstlerisch hochbegabten Familien kreise bestnde. Der Vater erschien als ein von Cha rakter und Wissen gediegener Mann, welcher trotz de- gepudertra Kopfes mit Pommadenlockrn und Haardeutel nicht im Mindesten den Eindruck eine- Pedanten machte. Die Mutter, welche bereit- da- vierzigste Jahr über schritte« haben mochte, war noch immer von einer im posanten Schönheit; der Ernst ihrer gebieterischen Sttrn und da- Feuer ihrer braunen Augen wurden gemildert und glnch'am besänftigt durch de« Liebreiz ihre- Mun de» und die Freundlichkeit ihrer Worte. Die lieben»«
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview