Delete Search...
Dresdner neueste Nachrichten : 14.02.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-02-14
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193702147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19370214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19370214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1937
- Monat1937-02
- Tag1937-02-14
- Monat1937-02
- Jahr1937
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 14.02.1937
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
4S. Jahrgang Sonntag, 14. Februar 1937 Ar. 38 Dresdner Neueste Nachrichten 2.00 RM. Handels« und Industrie «Zeitung Halbmonatt.lMRMPolwe,ugmonaIl.r^RM.e^schl.^Rpf^ostgeb^«n «V I V Aamttstnanzeigen SRpf.,dle7S wmbrelte ww-Zeile im Texttell 1,1uNM. tohn, Zust-Nungsgeböhr). Kreuzbands-adnngen- Für dl. Doch. 1^0 RM. schloß nach Ma,staffel I oder M.ng.nstaffel v. Lrl-fg-böhr für Ziffer- Einzelnummer In vresb.n und ausvärt« ro Rpf. Schrlstlellung. Verlag and SavptgeslhäMelle: SreSdeN'A^ ZerdlNandstraße 4 an,eigen Z0 Npf. ausschl. Porto. Zur Zett Ist Anz-ig-npr-i-IIste Nr. - gültig. Postanschrift: Vresden-«.1. Postfach * Fernruf: Ortsverkehr Sammelnummer 24601, Fernverkehr 27SS1-27SSZ * relegr.: neueste Dresden * Berliner Schrlftleltung: Berlin W.35, Vittorlaflr.4»; Fernruf: Kurfürst 9361-9366 Postscheck: Dresden 2056 - Nichtverlangte Einsendungen ohne Rückporto werben weder iurückgesanbl noch aufbevahrt. - 2m Aaste HSHerer Gewalt oder ÄekrlebsstSrung haben unsre Äezieher seinen Anspruch auf Nachlieferung oder Erstattung des entsprechenden Entgelts Sachsen führen im Staffettauf Das L-R. Plauen erzielt aus dem ersten Streckenteil bei den Mittelgebirgsstasseln die beste Zeit - Reichskirchenausschuß zurückgetreten Die 4 mal 40 Kilometer Der Sliklub Ruhpolding bei den Hochgebirgsstaffeln in Front Von Sonntag zu Sonntag Was im Ausland geschah - Lin Querschnitt durch die Weltpolitik der Woche ?k. Altenberg, 13. Februar Wie schwierig die erste 10-Kilomctcr-Slrccke des 4mal-10-Kilomctcr-StassellauseS der Deutschen und Sccrcö-Skimcistcrschaslcn war. zeigte.sich sehr bald an den Zeiten. Fast eine Stunde verging, ehe der erste Lauser der Flachlandstafscl, Güvlass, von der ersten Mannschaft der Skigilde Rot-Weis, Berlin, am Wechsel wieder cintras. In kurzen Abständen folgten die übrigen Staffelläufer, die diesmal nicht mit dem Stasfcltuch, sondern mit dem Schultcrschlag übergaben. Ten Kämpfen wohnten wieder der Rcichösport- sührcr, die Offiziere der Wehrmacht bei, die schon in den letzten Tagen in Altenberg weilten, autzcrdem der .nommandenr der -t. Division, Gcnernllcutuant Ra- schik, der Ehes der GcucralstabcS der Gruppe 3, Gene ral Ruvss, und der Gcncralarbeitösührer v. Alten. Oie Ergebnisse-er ersten Teilstrecke: Flachlandftasfcln: 1. Sktgtldc Not-Weis, Berlin 1 (Giitzlass) 59 Min. 8 Sek. (B e st z c i t), 2. Skigildr Rot- Weift 2 (Friese) 1:0:2V, 3. Berliner Schnccschuhklub (Bartels) 1:0:29, 1. Berliner Skiklnb (Gebhardt) 1:3:14. Sochgcbirgsstafselii: 1. Nnhpolding (Schreiner) 52: 22(Bcstzt.); 2. Partcnkirchen(EiSgrubcr)53:tl; 3. SS.- Sportgemeinschast Nliinchen (Haberlc) 53:2»>;; 4. Ski klub Roltach-Egcrn (Halmbachcr) 54:12; 5. Skiklub Sonthofen (Schön) 54:89; 0. MTB. München (Frcyse) 56:25. MittclgcbirgSstasseln: 1.1. Bataillon IN. 31 Planen tllntervssizier Scysscrth) 52:13 (Bestzeit); 2. Lki- llnb Freiburg (Morast)) 53:11; 3. 1. Iägcrbataillon I:)I. 16 Dresden (Obergefrcitcr Schncidcnbach) 53:14; 4. III. Iügerbataillvn FR. 83 Hirschbcrg (Feist) 54:22; 5. WSB. Geising-Zinnwald (r)inhle) 54:25; 6. Ski- und Nvdclklub Altenberg-Oirschsprung (Gricftbach) 55:17; 7. Skiznnst Dresden iBirkigt) 56:42; 8. WSB. Braun lage lHossmann) 57:32; 9. Alpiner Skiklnb Dresden (Schmid) 57:42; 16. Skivereinigung der Breslauer Hoch'chnlen (Kretschmer) 57:43; 11. WSB. Ruhla (Bohn) 1:06:04. Kurz vor dem zweiten Staffelwechsel gelang es den -Hirschberger Jägern des l./IR. 31 iwch zu überhole». Ebenso schob sich dis Ski-Bcreinignng der Breslauer Hochschulen wenige Meter vorn, Wechsel aus den zweiten Platz. Zweite Teilstrecke: Flachlandstasscln: 1. Skigilde Nvt-Wcift Berlin I sFlicgel) 55 Minuten 68 Sekunden (Bestzeit), 2. Berliner Schnccschuhklub lDamidcit) 58:23, 8. Ski gilde Rot-Weis, Berlin II (Zins) 1:62:16, 4. Berliner Skiklub (Ahrendt) 1:64:62, Hochgcbirgöstasscl: 1. MTB. München (Holzner) 56:16 (Bestzeit), 2. Skiklnb Ruhpolding (Speck pacher) 56:22, 3, Skiklnb Sonthofen (Prinzing) 52:17, 4. Skiklnb Partcnkirchen (Kölbel) 52:45, 5. ST.-Sport- Gemeinschast München (Koller) 5S:33. 6. Skiklub Rostach-Egern (Lipp) 54:28. MIttclgcbirgöstassel: 1. IN. 83 Hirschbcrg (Adolph) 49:56 (Bestzeit), 2. Skivcreinigung Breslauer Hoch schulen (Löhmisch) 56:54, 3. I./IR. 81 Plauen (Gcsr. Schmidt) 51:45, 4. Skiklnb Freiburg (Schwarz) 53:32, 5. Skiklub Dresden (Werner Zeh) 53:53, 6. I. (Jäger-) Batl. FR. 16 Dresden (Obcrsäger Pvppa) 54:33, 7. Ski- und Rodclklnb Altenberg-Hirschsprung (Bött- rich) 54:42, 8. Alp. Skiklnb Dresden (Schuster) 54:49, 9. WSB. Braunlage (Baumann) 54:52, 16. WSB. Rnhla (Zeift) 56:17, 11. WSB. Geising-Altenberg (Uhlig) 56:25. Beim dritten Wechsel änderte sich das Bild wieder wesentlich. Der Skiklub Ruhpolding sührtc wieder in der Hochgcbirgöstasscl und in der Mtttclgeblrgöstasscl das l./IR. 31 Plauen. (Bal. auch den Bericht im Sportteil) Der Schutzwall Europas Or. Goebbels sprach in der Oeutschlandhalle „Man sollte besser nicht von einem kommen den, sondern vom vergangenen Krieg reden, denn noch bis heute ist es der Welt nicht gelungen» die Schäden des Weltkrieges zu beseitigen. Heute wird es keinen Krieg geben, da Deutsch land wieder stark und mächtig ist. Wir greifen niemanden an, und ich glaube, es hat auch niemand mehr Lust, uns anzugreifen. Die Welt mutz sich Wohl oder Übel allmählich mit Deutsch land als einer Großmacht abfinden. Aber einen Krieg wollen wir nicht. Der Flihrer will ihn nicht, das Volk will ihn nicht. Wir wollen nur in Ehre und Frieden unsrer Arbeit nachgehen." Mit diesen von brausendem Beifall ausgcnomme- nen Worten wandte sich gestern in seiner Rede in der Berliner Deutschlandhalle vor über 26 606 VolkS- genosscn ReichSmtnister Dr. Goebbels gegen das törichte Gerede vom kommenden Krieg. Wie ein reinigender Blitz schlagen seine Worte in die Stickluft, die über Europa lagert. Dem verlogenen, ans dunklen Quellen kpmmcudcn Gerede, das immer wieder Unruhe in Europa zu stifte» ver sucht, hat Dr. Goebbels in unmtftvcrständlichcr Klar heit den deutschen Friedenswillen nochmals gegcn- übergcstcllt. Er hat die Friedenspolitik dos Führers, die der Welt Ruhe und Sicherheit schenken will, noch mals geschildert, und die Arbeit der Saboteure und Störenfriede der internationalen Politik in schonungs loser und notwendiger Schärfe ansgezeigt. » WaS hat cS für einen Sinn, fern vom Schutz in London Immer wieder zu erklären, Europa dürfe nicht in zwei Teile gespalten werden?" Diesen Schrcibttschkonstrnktionen setzte der Minister die Tatsache der rauhen Wirklichkeit ent gegen. Die Welt ist schon längst in zwei Telle gespalten, nämlich durch das Austreten und di« Politik der Moskauer Bolschewisten. Der Weg des Bolschewismus durch die europäischen Länder ist deutlich genug sichtbar. Und deshalb wird es Deutschland niemals zulasscn, datz der Bolschewis mus sich in Westeuropa dadurch ein neues Operations feld schasst, das, er sich Spanien zum Sprungbrett wühlt. Deutschland wird nicht anshören, die Welt auf diese Gefahren aufmerksam zu machen, Deutsch land wird nicht anshören zn warnen, biö alle Länder zur Einsicht der Gefahr kommen. Fm zweiten Teil seiner Rede kam Dr: Goebbels daun ans innenpolitische Fragen zu sprechen. Er ging dabei von dem zweiten Vicrjahrcöplan aus, zu dem Deutschland von der übrigen Welt einfach ge zwungen wurde. Besondere Bedeutung kommt seinen Worten an die Kirche zu. Er wies nochmals darauf hin, das, der Nationalsozialismus sich niemals als Kirche gefühlt habe und den Kirchen durchaus ihr Recht geben wolle. Aber der Nationalsozialismus verlangt auf der andern Seite auch, datz die Kirchen ihm sein Recht geben. Der Nationalsozialismus denkt nicht daran, den Religionsunterricht in der Schule zu beseitigen, wie seine Gegner behaupten. DaS ist nicht daö Ziel der Gemeinschaftsschule. Fin Ne- ligionSünterrlcht soll man Vie Kinder trennen nach Konfessionen, aber gibt eS ein katholisches Dcntsch und ein evangelisches Deutsch, eine katholische Geschichte nnd eine evangelische Geschichte? Gibt eS, ries Dr. Goebbels unter stürmischem Beifall und Hände klatschen ans, ein« katholische Chemie und eine prote stantische Phtzsik? Der Nationalsozialismus wird auch ans diesem Gebiet seine Grundgedanken von der Schtcksalsgemeinschast des ganzen Bol le s ziun Ausdruck bringen. So stimmen in Deutschland Innen- und Autzcn- polttik miteinander überein. Stark, geeint und ge festigt, gestützt aus die Partei als die Trägerin des politischen Lebens und ans die Wehrmacht als den Schutz nach autzen hin, steht Deutschland heute unter den Völkern der Welt als Grotzmacht da, friedlich, aber nicht auS Schwäche, sondern im Gefühl gesicher ter Stärk«, zur Zusammenarbeit mit allen Völkern bereit und darum auch entschlossen zur Abwehr der Vülkervergtftuna durch t«u Bolschewismus. Vor Sonnenaufgang Zwielicht liegt ü^cr groftcu Teilen Europas. Während in Italien und Deutschland bereits das Licht des ncncn TagcS angebrochen, die Sonne des 20. Jahrhunderts ausgegangen ist, breitet sich noch ungewisse Dämmerung über den Gebieten des Westens aus. Nacht nnd Tag, Altes und Neues kämpfen dort erbittert miteinander. Tas Alte ist noch sehr fest nnd sicgcsgewift. Ost gibt es sich selber als das Nene ans, wie z. B. in Frankreich, wo die BolkS- sront behauptet, s i e trage das Heilszcichcu des ncncn Jahrhunderts, während sie doch nur eine letzte oder vorletzte Bcrkörpcrung des alten, sterbenden Zeit alters von 1789 ist. Tie Dämmerung ist die Zeit der Unsicherheit, der Unklarheit und der Unwirklichkeit. Wer einmal am frühesten Morgen durch den anbrechcndcn Tag ge gangen ist, der weift, welch seltsame Formen Bäume, Sträucher, Felsen und Wälder annchmen, wie fremd plötzlich BertrantcsteS aussicht. So macht heute geistig nnd politisch der Westen die Stunde der Dämmcrnng durch, jene Zeit der unsicheren und gleitenden Formen, des Helldunkels, der unklaren Ucbcrgängc, der sitt lichen und politischen Zwei- und Vieldeutigkeit. Tic meisten Menschen haben ihre geistige Orientierung verloren. Sie wissen wie Wanderer im Nebel nicht mehr genau, wo sic sich bcsindcn, sie erkennen einander selber nicht mehr. Biele meinen ins Nichts hincin- zuschrcitcn, andre lausen irgendwelchen verlockenden Ncbclgcbildc» »ach. Und niemand weift genau, wie die politische Landschaft ansschcn wird, wenn der erste Strahl der ausgehenden Lonne sic trisst. In Deutschland nnd Italien liegen Politik nnd Geistesleben im klarsten Sonnenlicht. Alle Konturen zeichnen sich scharf ab. Licht und Schatten sind deutlich nmrisscn, wie in einer heroischen Morgcnlnndschast am Mittclmccr. Ma» weift von Adolf Hiller und Benito Mussolini genau, was sie wollen und was sie nicht wollen. Man kennt Ziele nnd Absichten der beiden Völker, sicht deutlich die Stratze in die Zukunft, die beide beschritten haben. Oie Stunde der Zweideutigkeit Ganz anders im Westen. Wie fast symbolhaft zweideutig klingt z. B. der nüchterne Bericht sranzö- sischcr Zeitungen über den ersten Empsang des neuen apostolischen Legaten, dcü Monsignore Baleri, in der Pariser Nuntiatur. Unter den Gästen befand sich der Ministerpräsident Löon Blum. Neben ihm Madame Braunschweig und andre Kabincttsmitglicdcr. Und -er Hosbcricht vermerkt, datz der „Uiö^iclont ciu cöinwil" lächelnd durch die Salons der Nuntiatur ge gangen sei, „indem er oftmals stehen blieb, um freund liche Bemerkungen mit den kirchlichen Vertretern auö- zntauschcn'.Ein merkwürdiges Bild: der Vertreter einer Regierung, die mit den Kommunisten ein enges Bünd nis geschlossen hat und von ihren Stimmen abhängig ist, die zn der Sowjetunion in intimsten Beziehungen steht, der Vertreter der freimaurerischen, atheistischen oder agnostischcn Kreise Frankreichs, der Vertreter der ,,1'ianoc! l-aigno", des „Laien-Fraykreichs", besucht, srcuudlich lächelnd, den Botschafter jener Institntion, die von der durch ihn vertretenen Welt ein Jahr hundert lang ans daö erbittertste bekämpft wurde. Ptuö IX. oder Eombes und Waldeck-Rousseau würden sich in ihren Gräbern doch sehr energisch bewegen, wenn sic »m dieses Schauspiel wiitztcn, nm diesen lächelnden Lchlntzstrich unter einen einst mit so groftem Einsatz geführten Kamps. Zwei Mächte standen neben einander: die marxistische Internationale, die bcwutzt atheistisch ist, und die internationale Macht Roms, die gerade jetzt einen heftigen Kamps führt gegen den Bolschewismus, Mit dem sich ihr Gast Löon Blum so eng verbunden hat. DgS ist wahrhaftig ein Shmbol für jenes unklare Zwielicht in Westeuropa, jenes Zwielicht, in dem man ans der einen Seite Gottes Geschäfte auf Erden macht und gleichzeitig mit dem Vertreter dcS Antichrist- sich freundlich trisst, in dem man ans der andern Seite gern den Antichristen in Arbeitcr- vcrsammlttngcn spielt nnd sich hernach mit einem leisen Angurenlächcln freundschaftlich mit dem Vertreter des Statthalters EhristiS verständigt. Nur eine leere diplomatische Formalität? Vielleicht. Und doch: Löon Blum in der Nuntiatur, der Vertreter der Volks front beim Vertreter des Papstes, daö ist im Zeichen der brennenden Kirchen -es Spaniens der „Freute Populäre" mehr als eine Formalität. DaS ist bas Symbol -er geistig - politischen Zweideutigkeit -es Westens. Das ist dir Gegensatz zwischen L«r Klarheit deutscher und -cm unbestimmten Helldunkel west europäischer Politik. Könnte man sich Adolf Hiller, freundlich lächelnd durch die Säle der Berliner Lvwjel- botschast schreitend, vorstcllcn? Zwielicht in Siidosteuropa Zwielicht auch in S ü d o st e u r o p a. Der tschechisch-russische Vertrag beginnt langsam als Sprengmittel zu wirken, wenn auch die Propheten -cs Zerfalls der Kleinen Entente sürs erste noch ihrer Zeit voranScilcn. Immerhin: eS ist kein Zeichen einer klaren Politik, wenn man i n B clgrad die Sowjetunion, der sich die Tschechoslowakei miss engste verschrieben hat, nicht einmal formal anerkennen will, nnd wenn man i n B u kare st äutzersie Zurück haltung gegen den Nachbarn im Osten zeigt, nachdem im letzten Augenblick noch Titulcsen gestürzt werden konnte, jenes Wunderkind der Balkanpolitik, jene brillanteste Marionette des groftcn politischen Theaters in Siidosteuropa, dessen Regisseure am Quai d Orsay sitzen. Dieser Tage hat ein Buch viel Staub ausgewirbclt, obwohl eS nach autzen hin scheinbar rein historischer 'Natur ivar. Es trug den Titel „R u tzland und di e Kleine Entent e", und sollte eine Darstellung sein -er Geschichte der Antzcnpolilik Rutzlands, Rumäniens, Serbiens und Oesterreich-Ungarns von 1866 bis 1918 sowie eine Geschichte der Kleinen Entente nnd ihrer Beziehungen zu Moskau seit 1920. Ter Versaiier kam dabei auch aus die Grenzziehungen dcS Jahres 1919 zu sprechen und konnte einen resignierenden Seufzer darüber nicht unterdrücken, wieviel schöner cS doch gewesen wäre, wenn man da mals Lord EurzonS Anregung nachgcgcben hätte nnd Ostgaliziea an die Ukraine statt an Polen ungegliedert hätte. Dann hätte man nämlich eine gemein same tschechisch-russische Grenze. Dann wäre „die Frage des Durchmarsches sowjet russischer Truppen bei der Erfüllung des französisch-russischen nnd - cS tschechoslowakisch-russischen Vertrages viel einfacher gewesen." Dieser Ltotzseuszer hat in Polen, wo man -cm tschechoslowakischen Ltaais- gebilde sowieso kühl bis ans Herz hinan gcgenüberstcht. viel Aergcr nnd in Rumänien viel Unbehagen aus gelöst. Tenn der Verfasser war kein Historiker, dessen „Wcltsrcmdhcit" man cntschlildigeud ansührcn könnte, sondern der tschechische Gesandte in Bukarest, nnd -er tschechische Autzcnministcr Halle in höchst eigener Per son das Vorwort des Bnchcö geschrieben, das dadurch zu eiucm Dokument für eine bestimmte antzcnpvlitischc Richtung geworden war. Tie Folge war eine sehr ungehaltene parlamen tarische Aussprache in Bukarest, bei der die Regierung zwar zu beschwichtigen versuchte, gleichzeitig aber die Gelegenheit benutzte, deutlich scstzustcllcn, datz Rumänien weder Verhandlungen mit der Sowjetunion über «inen Hilsclcistüngspakt geführt habe, noch der artige Verhandlungen beabsichtige, d. h. das Gegenteil von alledem zn tun gedenke, was die verbündete Prager Regierung getan hatte und was nach ihrem Wunsch auch die andern Staaten der Kleinen Entente tun sollten. Tenn der „Ständige Rat" dieses Gebiets kann doch schlictzlich nicht nur die Aufgabe haben, scst- znstellcn, datz er einig darüber ist, nicht einig zu sein. Herr Scba ist unterdessen nach Prag zur Bericht erstattung berufen worden. Ob er als Opferlamm auf dem Altar der heiligen Kleinen Entente ge schlachtet werden soll, werden wir sehr bald sehen. Aber wir sehen auch die Risse, die daS vor kurzem noch so feste Gebäude der Kleinen Entente durchziehen. Auch hier kämpfen überlebte Formen und,alle Zauber formeln einer vergangenen Zeit mit den neuen Klüften des tatsächlichen Lebens und der Wirklichkeit. Gespenstertanz im Frühnebel Dieses südöstliche Zwielicht ist die rechte Zeit für Gespenster ans einer abgeschiedenen Zeit, siir Geister auS dem Grabe -er Geschichte. Und so sicht man durch die Frühnebel des ncncn Tages noch einmal, bevor die Helle Sonne den Spuk In seine Höhlen scheucht, die Vertreter des österreichischen Legltt- miStNuö eifrig am Werk. Herr v. WicSncr, der Agent Otto von HabSbnrgS in Wien, kündig» eine grotze politische Reise nach Westeuropa an und hofft, dort die Unterstützung der Kreise zu finden, denen an einer Verewigung der Trcnnungölinie zwischen den Deutschen in Oesterreich nnd den Deutschen im Reich, gelegen Ist. Da» ist nämlich die einzige „Mission'', die Habsburg heute noch hat. Aller-ings (st den
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview
First Page
Back 10 Pages
Previous Page