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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.12.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-12-07
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18951207018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895120701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895120701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-12
- Tag1895-12-07
- Monat1895-12
- Jahr1895
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Vez»gS'PreiS bi her Hantztexpeditt», oder den t» Stadt, veeirk «d d« Vorort« errichteten «ut- oavestell« abgeholt: vierteljährlich^ «HO. vet zveimaliaer täglicher Zustellung in» Hau»8HL Lurch dt» Post bezoaen fiir DentschlanL und Oesterreich: vierteljährlich X L—. Direct« tägliche Sreu-bandienouag G» Ln-land: monatlich Ä 7.80. Dl« Morgrn-AuSgab« «schchit um '/,? Uhr. dt« Ubend-Ansgab« Wochentags um 5 Uhr. Redaktion nnd Erpe-itto«: JetzanneSgaffe 8. Di« Expedition ist DocheutagS aaunt«rbroch«» geöffnet vo» früh 8 bis AbradS 7 Uhr. Filialen: Vit» «e»»'» Sortt«. lVlfred Hahn). UuiversitütSsttaße 1. Laut» Lösche, katharkn«str. 14. pari, und AönigSvlatz 7. Morgen-Ausgabe. 'ripWtrLagMall Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschüstsverkehr. Auzeigen-Prei- die 6 gespaltene Petitzeil« SO Pfg. Reklamen unter dem NedactiouSstrich (»ge« spalten) bO^>, vor d« Familiranachricht« (6 gespalten) 40 Gröbere Schrift« laut unserem Preis, verzetchmß. Tabellarischer und Ziffrrnsatz »ach höherem Tarif. Extra »Beilagen (gefalzt), nur mit der Morg«.Ausgabe, ohne Postbefördrrung SO.—, m«t Postbeförderung 70.- -. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morg« a-Au-gab«: Nachmittag» 4 Uhr. Für di« Montag.Morgrn-AuSgabe: Sonnabend Mittag. B«i d« Filialen und Annahmestellen je eine halb« Stunde früher. Anzeigen sind stets au die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Pokz in Leipzig. 595. Sonnabend den 7. December 1895. 8S. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. Di, Ne«jahr»«effe beginnt Freitag, de« S. Januar, und »ndet Donnerstag, den IS. Januar 18VS. Di« Metzdörfe iür dt« Ledertudnstrte wird Freitag, de« 8. Januar, Nachmittag» 2 dt» 4 Uhr t« grob« Saal« der Neuen Börse am Blücherplatz allhier abgehalten. Leipzig, am L. December 1898. Der Math der Stadt Leipzig. I». 5728. vr. Tröndlin. Lpe. Sekanntmachung. Mit Zustimmung der Herr« Stadtverordneten haben wir be- schloffen, den Preis für zum Kochen und Heizen, sowie zu gewerb lichen Zweck« au» den städtisch« Leitungen bezogene» Ga» vom 1. Januar 1896 ab Po« 1k für den «dm auf 12 ^ heradzufetzen. AuSlunft über etwa gewünschte Anschlüsse an die städtischen Gas- leitongen wird in der Geschäftsstelle der Gasanstalt« (Kurprinz- straßr 14) während der Geschästsstunden rrtheilt. Leipzig, den L. August 1898. 1°. "'25 Der Math der Stadt Leipzig. 1276. Vr. Tröndlin. Ass. Bt». Lekanntmachung. gen Einlegung von Gleisen für die elektrische Straß« bahn wird der Sntritzsch-Tchöneselder EommuuicationS-Weg in seiner Ausdehnung von der Leipziger Wollkämmerei biS zur Parthrnbrücke »am 7. diese» Monat» an auf di« Dauer der Arbeiten für den durchgehenden Fahr» verkehr gesperrt. Leipzig, am 8. December 1895. Der Math der Stadt Leipzig. IT. S8LS. vr. Tröndliu. Stahl. Sekannlmachung. Nach Herstellung des Elsterfluthrinnenprofil» wird der durch Bekanntmachung vom 18. Novemb-r dieses Jahres — IX. 6100 — gesperrte Lintenweg dem Fährverkehr, soweit solcher daselbst über- hanpt gestattet ist, wieder fretgegebeu. Leipzig, am 8. December 1895. Der Math der Stadt Leipzig. IX. 6524. - Vr. Tröndlin. Stahl. Der städtische Lagerhof in Leipzig lagert Waarrn ater Art zu billigen Tarifsätzen. Dir Lager- scheine werden von den meisten Bankinstituten belirhen. Leipzig, den SS. April 1894. Die Deputation zum Lagerhose. Erledigt hat sich unsere Bekanntmachung vom 5. November er., den vermißt gewesenen Dachdecker Carl Rodert Verthold betreffend. Leipzig, am 8. December 1898. Da» spolizeiamt der Stadt Leipzig. VlN.8986. Bretschneider. vr Finck« Was wird aus Cuba und Spanien? v. Die Spanier sind nach der Schlappe, dir sie neulich erlitten haben, in der Lage, einen wenn auch un bedeutenden Sieg Über die aufständischen Cubaner der staunenden Welt zu melden. Wird ihnen dieser Sieg etwa» nützen? Kaum; denn die Insurgenten ziehen sich in daS Gebirge zurück, sammeln ihre Kräfte von Neuem mit Hilfe der Unterstützung, die sie von außen erhalten, und überlassen die Spanier den Annehmlich leiten de» gelben Fieber». Stehen auch den Spaniern viele Hilfsmittel zu Gebote, eine zehnfach größere Bevölkerung (1? Millionen gegen 1»/« Millionen), ein geschultes Herr, tüchtige Generale, so haben die Aufständischen die bessere Kenntniß de» Terrain-, da» mörderische Klima, die inofficielle Unterstützung au» den Bereinigten Staaten und — den Muth der Verzweiflung für sich. Die Cubaner zur Verzweiflung getrieben, die nach Raffe und Parteineigung so dishomogenen eingeborenen Elemente zusammeuaeschmiedet zu haben, ist da» Verdienst der unvergleichlich schlechten und habgierigen spanischen StaatSiritung. E» wäre den Spaniern ein Leichte- gewesen, in dem Lande, in dem vier Paneien einander bekämpften und in dem so große Raffeverschiedro heilen herrschen, eine starke Parte auf ihrer Seite zu haben, wenn sie eine vernünftige Selbst- Verwaltung und vor allen Dingen eine vernünftige Finanz wirthschaft eingeführt batten. Denn dem Cubaner geh der materielle Vortherl über den Patriotismus. Die Spanier aber haben auf der einen Seite r» nicht ver standen, die reichen Hilfsquellen der Insel zu erschließen, auf der andern Seit« haben sie der Insel eine fürchterlicheSchulden- last aufgrpackt. Die Cubaner müssen jährlich 10 Millionen Dollar» Skbuldrinsra aufbringen, so daß auf den Kopf der Bevölkerung 6 Dollar- — 28 Mark jährlicher Zinszahlung kommen. Und da» dafür, daß die Spanier die Hauptvor- heile de» cubanischen Handel» an sich reißen! War nun die inanzielle Lage der Iosel schon bei Beginn de» Kriege- eine ehr bedenkliche, so wird sie durch den Krieg vollend» eine verzweifelte — fall- r» den Spaniern gelingt, den Aufstand zu unterdrücken. Denn dann würde Spanien ebenso wie nach dem zehnjährigen Aufstande 1888-1878 die Kriegskosten der Insel aufwälzen, und damit würde die Schuldenlast ein« un erträgliche werden: denn da Spanien d,e»mal zur Unter drückung de» Aufstande» ganz außerordentliche Auf wendungen macht, so werden di« KriraSkosten eine «norme Höh« erreichen. Darum werden di« Cubaner, je länger ber Krieg dauert, um so enger aneinander geschloffen, weil vir Besiegung der Spanier für sie nicht nur «ine politische, sondern auch eine materielle Existenzfrage ist. Und da auch die Cubaner in ihrem Kampfe unausgesetzt auf die Unterstützung nordamerikanischer Geldleute in materieller Hinsicht und nordamerikanischer Abenteurer zur Ausfüllung der Lücken, die der Krieg in die Reihen der Kämpfenden reißt, zu rechnen haben, während die materiellen und physischen Kräfte der Spanier sich doch schließlich erschöpfen müssen, so wird diesmal aller Wahrscheinlichkeit nach trotz mancher Niederlage, die die Aufständischen noch im offenen ^elde erleiden mögen, das Ende nicht die Unterwerfung iubaS, sondern die Unabhängigkeit der Insel sein, wenn auch daS Resultat erst nach langem Kampfe erreicht werden wird. Freilich werden die Cubaner ihre Unabhängigkeit nicht änge aufrecht erhalten können und wollen. Denn nach dem Kriege wird die Insel finanziell vollständig ruinirt sein. Sie wird daher wohl oder übel den Anschluß an die Ver einigten Staaten suchen müssen, den diese eingestandener maßen seit Jahrzehnten erstreben. Der festen Beute zu Liebe wird Bruder Jonathan gern den wohlgefüllten Beutel öffnen, dir cubanischen Schulden begleichen unv Erkleckliche» an die wirtbschaftliche Erschließung der Insel wagen. Durch die Hebung der Schätze des Landes werden die Kosten reich lich hereingebracht werden. Der angelsächsischen Raffe wird gelingen, waS den Spaniern, die, wie die romanische Raffe überhaupt, colonisatorische Fähigkeit durchaus nicht besitzen, nicht geglückt ist: die „Perle der Antillen" in Gold ^zu fassen, freilich werden die eingeborenen Creolen und Farbigen nicht viel von dem zu erschließenden Reichthum ihres Landes in ihre Tasche fließen sehen — sie werden ebenso wie die Spanier in Californien und Neu-Mexiko Staatsbürger zweiter Claffe werden —, aber immerhin werden sie unter dem Sternenbanner in wirthscbaftlicher und politischer Hin sicht ein besseres LooS ziehen, als unter der spanischen Miß wirthschaft. Für Spanien aber wird der Verlust von Cuba die schlimmsten Folgen haben. Es ist höchst anerkennenSwerth, wie die verschiedenen spanischen Parteien jetzt, wo die Ent scheidung noch auSstehr, sich ruhig verbalten; wenn aber der Kampf zu Ungunsten der Spanier aussällt, wenn die Gloria dabin ist und die Finanzen rettungslos ruinirt sind, dann werden Carlisteu, Republikaner, Socialisten und Anarchisten von Neuem ihr Haupt erheben, und die Königin-Regentin und der tönigiiche Knabe werden dem Ansturm um so weniger widerstehen können, als daS Heer durch die Kämpfe und daS Klima auf Cuba decimirt und dediSciplinirt sein wird. So bedeuten die Kämpfe auf Cuba für Spanien nicht nur die Möglichkeit, seine werthvollste Colonie zu verlieren, sondern auch die Gefahr, in innere Unruhen von ungleich furcht barerer Art verwickelt zu werben, als die Carlistenkriege ge wesen sind. Mittlerweile hat der Aufstand auch die Provinzen Puerto Principe (El Camaguey), sowie Las Villa» (d. i. CienfuegoS, Sagua, Santa Clara u. s. w.) und neuerdings auch die Pro vinz MatanzaS ergriffen. Man schätzt die Zahl der Be waffneten auf 30 000 bis 40 000 Mann, eine Macht, wie die vorige Revolution sie niemals aufzuweisen gehabt hat. Die Zahl der Unbewaffneten, d. h. Derjenigen, die sich ebenfalls in den Lagern der Aufständischen befinde», jedoch wegen Mangels an Waffen und Munition nicht ausgerüstet werden können, ferner Derjenigen, welche sich auS demselben Grunde zurückhalten, dafür aber Spionen- und andere Dienste verrichten, ist nicht abzuschätzen, jedenfalls aber sehr bedeutend. Dabei hört man jeden Augenblick von neu rinlreffenden Expeditionen auS den Vereinigten Staaten, sowie den umliegenden Inseln. Die genaue Zahl der spanischen Truppen ist nicht festzustellen, weil auch die Daten über Todesfälle, die durch Kugeln oder Fieber veranlaßt sind, fehlen. Leider scheint daS Bomilo. die Brechruhr, dieser schreckliche Verbündete der Empörer, eine Unmenge junger Leben binweggerafft zu haben; man spricht in spanischen Kreisen selbst mit Entsetzen von Zahlen der an Vomiro und anderen Krankheiten Verstorbenen, die sich bi» zu 25 000 belaufen sollen. Angekommen stnv auf der Insel seit Beginn deS Aufstandes etwa 100 000 Mann, so daß trotz der Verluste durch den Krieg und durch Krankheit«» Ende diese» IahreS eine Streilmaffe von etwa» über 100 000 Mann spanischer Truppen in Cuba sein wird. Der Krieg wird, Dank dem weisen und menschlichen Vor gehen deS Generals Martinez Campo«, lange nicht mit der Er bitterung geführt wie in der vorigen Revolution. Daö menschen freundliche Borgeben deS Generals, namentlich den gefangenen Insurgenten gegenüber, findet jedoch sowohl unter Spaniern auf Cuba, al» auch in Spanien selbst bei den Ministern und den Freunden „cks Korea y cuekillo^ (deS Galgens und de» Messer«, wie man in Cuba sagt) manchen Tadel. Während CanovaS del Castillo im Vertrauen auf die Tüchtigkeit und Einsicht des Generals diesen bisher unterstützte, sollen der Kriegsminister Azcarraga und der Iustizministrr Romero Robledo für ein kräftiges, unbarmherziges Vorgehen sein. Martinez CampoS läßt sich aber bis jetzt nicht irre machen; er hat da» in einer Unterredung mit einem ZeitungSbericht- rrstatter auch deutlich und klar bekundet. „Wenn hier der Krieg de» Schreckens geführt werden soll, dann muß Spanien einen ander« Geueral au meine Stelle setzen", sagte er. Deutsche- Reich. * Berlin, 6. December. Gegenüber den Preßäußerungen über den vorläufigen Rücktritt de» Reich-commissarS Vr. PeterS glaubt die „Provinzial-Zeitung" in Bremer haven in der Lage zu sein, den Sachverhalt und die Motive klarzustellen. DaS genannte Blatt schreibt: „Das auswärtige Amt batte nach dem Rücktritt de» Herrn v. Schele die natur gemäße und sicherlich auch richtige Absicht, die beiden großen für die ostafrikanischen Colonien in Frage kommen den Afrikaner PeterS und Wissmann in Dienst zu nehmen. Wirtschaftlich, politisch und kommerziell batte die bisherige Entwickelung OstasrikaS dies« große Colonie in zwei mebr oder minder getrennte Gebiete grtbeilt, die pacisicirte Küste mit den überall errichteten militärischen Stationen und daS der deutschen Eroberung noch harrende mittelafrikanische Seengebiet. Nach den beispiellosen Erfolgen, die die PetrrS'sche Emin-Pascha-Expedition gebracht batte, nicht allein betreffs der glänzenden Waffenerfolge, sondern in erster Linie durch da« unübertroffene diplomatische G« schick, in Anlehnung an die heimischen Gebräuche die Häuptlinge zu Bundesgenossen deS deutschen Reiches zu machen, hegte der Reichskanzler die Absicht, daS Seengebiet mit dem Sitze am Tanganyika dem vr. PeterS zu über tragen, während der inzwischen verheirathele Wissmann an der Küste die so nothwendig gewordene Organisation der Verwaltung einleiten sollte. Diese an sich sachgemäß gedachte Cooperation scheiterte an der Regulirung der Compe lenzen. Für den Gouverneur Wissmann war im Etat eine Summe von 300 000 Mark auSzeworfen für einen etwaigen Expeditionsbetrieb und für die Pacificirung entlegener Districte der Colonie. Für diesen Zweck galt diese Summe in Anbetracht der ostafrikanischen Verhältnisse für gering. AlS nun der Aufstand der Rebellenfübrer Hassan ben Omari und Machemba im Hinterlande de» Küstenpiatzes dazu kam, mußte sie als völlig unzureichend erscheinen. Trotzem sollte vr. PeterS als verantwortlicher Landeshauptmann nach dem Tanganyika gehen, ohne jede Etatisirung für seine dortige Aufgabe; ja, nicht einmal eine Bestimmung darüber war zu erreichen, ob und wie viel er von der Schutztruppe zur Verfügung haben könnte für die schwierige Mission im Seengebiete. Es wurde ihm zugemuthet, hierüber mit dem Gouverneur Wissmann erst in Dar-rS-Salaam ein Einverständwß »u erzielen, waS um so mehr negativ auSsallen mußte, als Wiff- manu keine überschüssigen finanriellen Mittel hat zu einer Action an den Seen unv auch keine Leute der Schutztruppe abgeben kann. Unter solchen Umständen würde die Ausgabe deS vr. PeterS an den Seen, die sonst schon auS Rücksicht auf die Uebergriffe des benachbarten CongostaateS sicherlich sehr nöthig wäre, jeder Grundlage und jede» entsprechenden Hilfsmittels ent behren. Einen derartigen unhaltbaren Zustand hat sich, so viel wir unterrichtet sind, vr. Peter- geweigert, zu über nehmen, und sich daher vorerst lieber zur Disposition stellen lassen. Andererseits ist die Regierung gewillt, dennoch diesen Posten an den Seen zu besetzen und dafür eine bereit willige Persönlichkeit zu suchen." * Berlin, 6. December. Der Antrag de» CeatrumS auf Aufhebung de» IesuikengesetzeS, der bisher sogleich nach Eröffnung deS Reichstages eingebracht wurde, ist vom Centrum noch nicht wieder eingebracht worden und wird auch vorläufig nicht den Reichstag beschäftigen. Die „Germania" erklärt dies folgendermaßen: „Es ist daS aus dem einfachen Grunde leicht zu erklären, daß auf den vorjährigen Beschluß des Reichstages, das Iesuitengesetz aufzuheben, noch keine osficielle Antwort deS BundeSrathS vorliegt. Bisher ist über daS Geschick de» IesuitenantrageS im BundeSrathe nichts mebr bekannt geworden, als der geschästSordnungSmäßige Beschluß, den vom Reichstage angenommenen Gesetzenlwurf, betreffend die Aufhebung deS IesuitengesetzeS, den zustän digen Ausschüssen des BundeSratbS zur Vorberathung zu überweisen. Ob ein Votum dieser Ausschüsse vorliegt, wissen wir nicht; auf der Tagesordnung einer Plenarsitzung deS BundeSrathS bat diese Angelegenheit nach den osficiösen Meldungen noch nickt gestanden. Sollte die Erledigung dieser Frage im BundeSrathe sich noch weiter verzögern unv un gebührlich (!) in die Länge ziehen, so bleibt jetzt dem Cenlrum jeden Augenblick die Möglichkeit gewahrt, durch eine Interpellation Uber den gegenwärtigen Stand dieser Angelegenheit eine osficielle Aufklärung herbeizusühren. Das Cenlrum ist damit in eine günstigere Situation gebracht worden. ES hat nicht erst nothwendig, den Iesuitenantrag eventuell wiederholen zu müssen — eine Wiederholung de» Antrages würde für denselben zweifellos eine noch größere Majorität (?) ergeben — und kann andererseits jeden Augen blick die verbündeten Regierungen über den Stand dieser Sache im BundeSrathe inrerpellcren." Berlin, 6. December. (Telegramm.) Die Kaiserin Friedrich wirb morgen Abend in Berlin eintreffen unv in ihrem PalaiS für den größten Theil des Winter- Aufenthalt nehmen. Berlin, 6. December. (Telegramm.) Zu der Be hauptung, die englische Negierung sei schon vor zwei Jahren bereit gewesen, uns Samoa zu überlassen, wenn an sie ein entsprechendes Ansinnen gestellt worden wäre, sagt die „Nordd. Allgem. Ztg.": Diese Bemerkung ist jedenfalls, so weit e» sich um die letzten 5 Jahre handelt, irrig unv ve zieht sich, wenn überhaupt elwaS daran richtig ist, nur au die frühere Zeit. ---Berlin, 6. December. (Telegramm.) Di« „Nordd Allgem. Zeitung" meldet: Al« Nachfolger de» GeneralconsulS in Kairo Freiherr» von Heyking ist dem Vernehmen »ach der erste Secretair bei der Londoner Botschaft Gra Wolff-Metterntch zur Gracht in Aussicht genommen. Für den Posten eines GeneralconsulS in Kalkutta, der durch oie Ernennung de« Herrn von Gärtner-Griebenow zum Gesandten in Teheran frei wird, ist der Secretair der Gesandtschaft bei dem päpstlichen Stuhle von Waltzthauscn auSerseheo. L. Berlin, 6. December. (Privattelegramm.) Be kanntlich haben drei Mitglieder der national liberalen ReickStagS-Fraction, die Herren Frhr. von Hehl, Graf Oriola und Hosang, und ein Hospitant derselben, der Abg. Schwerdtfeger, den Antrag Kanitz unterzeichnet. Dazu bemerkt beule die „Nat.-Ztg.": „Dieser Antrag ist s. Z. von dem Führer der Partei, Herrn von Bennigsen, öffentlich im Reichstag als „aemeinschädlich" be zeichnet und dieses Urtbeil ist durch die Wirkungen, welche der Antrag seitdem im Lande hervorHebracht hat, vollauf be stätigt worden. ES scheint unS unmöglich, daß Abgeordnete, welche für eine von dem Führer ihrer Partei für gemeinschädtich erklärte Maßregel rintreten, weiter in der parlamentarischen Fraktion bleiben. Auch in wirthschaftlichen Fragen muß die Freiheit der Stellungnahme, wenngleich sie bei den National liberalen im Allgemeinen anerkannt ist, eine Grenze haben; der Antrag Kanitz betrifft aber keineswegs nur eine wirth- schaftliche Frage; er will dem Staate Aufgaben zuweisen, die da- Wesen desselben von Grund aus verändern würden, und zwar im Gegensatz zu allen liberalen Vorstellungen vom Staate. Wenn Anhänger dieses Antrag» Mitglieder der nationalliberalen Fraktion bleiben könnten, dann würde man in weiten Kreisen, die am gemäßigten Liberalismus fest- halten, irre werden au der parlamentarischen Vertretung desselben." — Nach den amtlichen Nachweisen für da» Ersatzjahr 1894/95 hatten von den 256 142 Recruten, welche im deutschen Reiche in die Armee und Marine eingestellt wurden, 254 301 Schulbildung in deutscher Sprache, 1279 Schul bildung nur in fremder Sprache und 562 (0,„ vom Hundert) waren ohne Schulbildung, d. h. konnten in keiner Sprache genügend lesen oder ihren Vor- und Familiennamen leserlich chreiben. In Procenten der Gesammtzahl aller Eingestellten >etrug die Zahl Derjenigen, welche weder lesen noch ihren Namen schreiben konnten, im Ersatzjahre 1884/85 1,z>, 1835/86 1^>s, 1886/87 0,7z, 1887/88 0,71, 1888/89 0,«», 1889,90 O^i, 1890/9! 0^., 1891/92 0^, 1892/93 0,3«, 1893/94 0,»«, 1894/95 0,„. — Die medicinische Facultat der Universität Berlin hat dem vom Minister gegen Professor Hermann Krause angeordneten Di-ciplinarverfahrenFolge gegeben. Ohne die Anhörung de» Professors Krause und seiner Gründe bei der Verhandlung gegen ibn als erforderlich anzusehen (?), hat die Facultät, der „Voss. Ztg." zufolge, beschlossen, die von Professor Krause dem Minister ertheilte Antwort durch einen Verweis zu rügen. Professor Krause hat in einem Schreiben an die Facultät gegen den Verweis Protest erhoben und seinen Austritt auS dem Lehrkörper angezeigt. * Schwerin, 6. December. (Telegramm.) Die Com mission zur Berathung der Vorlage, betreffend die Gehalts aufbesserung für die Volksschullehrer, hat dem Landtage neue Vorschläge gemacht. Nach denselben sollen die Mehr kosten nicht durch Landessteuern gedeckt, sondern von der Ritterschaft, den Städten und dem Domanialgebiet, von jedem Theile für sich, übernommen werden. * Hamburg, 5. December. Der Redacteur Wald, welcher die hiesigen antisemitischen Blätter „Abwehr" und Deutsche Reform" redigirte, wird steckbrieflich verfolgt, weil er Cautionsscbwindeleien und Wechselfälschungen ver übte. Außerdem soll er nach dem „B. T." mit einem Schwindlerconsortium in Verbindung stehen, welches beim letzten Pferderennen TotalisatortickelS fälschte. * Brandenburg a. H., 4. December. Der Redacteur des hiesigen socialdemokratischen Blattes, Ewald, wurde wegen Maje- stätSbeleidigung zu zwei Monaten Gesänguiß vernrtheilt. * Hannover, 6. December. (Telegramm.) DerKaiser verblieb während des Vormittag« im Schlöffe und nahm Meldungen und Vorträge entgegen. Die um 11 Uhr an gesetzte Parade bat nicht stattgesunden. Um 12 Uhr empfing er eine Deputation der reformirten Gemeinde, welche den Dank für den Beitrag de« Kaiser« zum Bau einer Kirche abstattete. Hierauf fand die Frühstückstafel statt, während welcher der Hannoversche Mannergesangverein Lieder vortrug. Die Schulen sind beute geschlossen. * Naumburg, 5. December. Von der Anklage der MajestätSbeleidigung wurde „Genosse" Huth vom Land gericht Naumburg freigesprochen. Incrimirt war ein Artikel der „Tbüringer Tribüne" über daS Verbot de« Rauchen« Unter den Linden für die Soldaten der Berliner Garnison. Die Erfurter Strafkammer hatte Huth wegen dieses Artikels zu zwei Monaten Gcfängniß verurtheilt. Aus die eingelegte Revision hin hob daS Reichsgericht das Urthril auf und verwies die Sache zur anderweitigen Verhandlung an das Landgericht Naumburg. * Marburg, 5. December. Prof. Stengel erläßt fol gende Erklärung gegenüber einer in zahlreiche Blätter lancirten Correspondenz: „Ich habe nie eine Zeile über, geschweige denn gegen die Er nennung des Herrn vr. Buchenau zum Borsitzenden der diesigen wissenschaftlichen PrüfungS-Commission sei es in meinem Pävago- gischen Wochenblatt, sei eS in der Hessischen Landeszeitung, sei es sonst wo geschrieben oder Veranlaßt, auch an den sonstigen gegen genannt« x>errn gerichtet« Angriffen bin ich persönlich, wie ich wiederholt privatim erklärt habe, man aber auch öffentlich wieder- holen will, gänzlich unbetheiligt. Wenn etwa« mir eS leicht gemacht hat, der freudiichen Aufsorderungdrs Herrn Minister- Folge zu leist« und meine Marburg« Professur mit der i» Greifswald zu vertauschen, so ist e< die auch in obiger Eorrespondenz mir gegenüber bethätigte Gesinnungs» und BrrleumdungSkuast gewisser hiesiger Kreise gewesen". <5Kattowitz, 6. December. (Privattelegramm.) DaS Centrumswabl-Comit» in Pleß bittet den Polen Rad- wanSki in die CentrumSfraction nicht aufzunehmen. (Wdh.) * Frankfurt a. M., 5. December. Eine Versammlung der Anhänger Pastor Naumana'S au« Hessen, Hessen- Nassau und Frankfurt bat einen Ausschuß von sieben Mit gliedern gewählt, der Grundzllge für ein selbstständiges Vorgehen der Naumann'schen Richtung aufstellen soll. * Aus Vlsatz-Lathrtngcu, 5. December. Die katholische Geistlichkeit sucht hier nach altdeutschem Muster die Lehrer schaft in ihre Gewalt zu bringen und so die hierarchische Organisation in den NeichSlanden, di« in den zahllosen Klöstern, Orden und Pensionates ihren festen Stützpunkt bat, zu vollenden. Die Geistlichkeit hat daher die Gründung eines „Katholischen Lehrervereins für Elsaß-Lothringen" im Anschluß an den altdeutschen „Katholischen Lehrerverband" angeregt und bis jetzt etwa 150 Mitglieder für ihn gewonnen. Diese und andere Bestrebungen sollten für die Regierung eine ernste Mahnung sein, dem ungestümen klerikalen An drängen auf dem Gebiete deS Unterricht«- und de- Ordens wesend nicht nachzugeben. — Die klerikale Partei hat auch die Gründung eines neuen Organs unter dem Titel „S chlettstadter Zeitung" beschlossen, nachdem sie in den letzten Jahren allein im Ober-Elsaß drei neue Blätter („Mülhauser Volksblatt", „Colmarer Zeitung" und „Journal de Colmar") in» Leben gerufen hat. * München, 6. December. (Telegramm.) Die Kammer der Abgeordneten nahm mit 121 gegen 12 Stimmen den Militair-Etat an. Hierauf wurde der Gesetzentwurf über die provisorische Steuererhebung für da» 1. Quartal 1896 vor Fertigstellung de« Etat» einstimmig angenommen. * München» 8. December. Im letzt« Pastoralblatt der hiesigen Erzdiöcese ist folgende LonserenzthestS enthalt«: „Zu d« Pflichten de« Beichtvater» gehört auch da» StziUvm «wrameutale. Worauf gründet sich die Verpflichtung dazu? Worauf erstreckt es sich? Wie kann es gebrochen werden? Welche kirchlich« Strafen zieht der Bruch desselben »ach sich?" Unter Andern, wird nun ausgeführt, daß auch der staatlichen Obrigkeit gegenüber eine Ausnahme vom Lig^IIum saorameutaie nicht möglich ist, daß also d-r Beichtvater als Zeuge nicht» über den Inhalt der Beichte
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