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Sächsischer Landes-Anzeiger : 05.09.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-09-05
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188909052
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18890905
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18890905
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-09
- Tag1889-09-05
- Monat1889-09
- Jahr1889
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 05.09.1889
- Autor
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Nr. 207. — 9. IalirsiaNs^ sich zu zieh Loose kau ie», wie Lotterie hatte dagegen da» Kam cinmal- n Betrag aus run wollte ei Nummern der 50,000 Mark lssen zu ihrem :be». Dies« nächsten Bor- heilt und ei» urngsvoll und die glücklichen de Entdeckung tachsrage beiw :it Iah«» U,' sind um ihn letzten Nächte nft die Stein- 5 Obdachlose, >rsain gebracht, zer Verbrecher Persönlichkeiten, nögen, einige run, iin Alter , Landstreicher welcher einst eingenommen.! au wurde als lebte einstmals! i — natürlich Spalten der! egst sind die malige Beantä rselbe anf den, ,m Abend bei vorher erst hin ,e bei ähnliche» zu Ort ziehe», net und bietet das Möglichste, gs gegenwärtig Md, seitdem >n>2 e Zeit hier vert i ein sehr zahl- tveranstaltungen üseitig in Aul gesagt werden, pecialitäle» dem > kann, während hierin wenig« ungen der Reck- aber namentlich ns der Schulter trner dnS Aus- , welche sich in ibwechselnd sür leiten der Hart- itzer Einwohner- it dem gleiche» hiesigen Pferde- lag, gelegentlich ung zu beginnen die Pserdebahu- i lagen, crsolgte ße ist zum The» schlafen zu sei». Grotzkapitaliste» leu. Uui eine», sie sich mitunter ig sind, und hier, um, will sich Nie ste Bedingungen, re e»,so drückende, lnlagc entgegen? ssenteu gesunden rete« sind, nach- >r. Mau würde gen Betheiligte» ste Nejullale der is ersähet, wie die ws tauggeliegtcn istlich die Schuld lnnftc zu habe», üer einer solche» der Einwohner« rhau mazo». dem Leserkrest« iner Beziehung- >de „EingejailSst' lnsuahme. uimel. 8 Tage». Trotz das Geschäft »nr eb einiger lieber« neu auch heute der Austrieb sm der Höhe, welche erließ Uebersland. .ual. 54-60 M>. Tara per Stück immer bis 33 Ms. Pfg.pr» 53 M Die au jedem Wochentag Abend (mit dem Tau»» des folgenden Tage?) zur Ber- jendnnsi gelangende unparteiische Zeitung „Tachslschrr LandeS-Nnzeiger" »iil täglich einen, Extra Veiblall: 1. Kleine Botschaft s. Sächsischer Erzähler 8 Sächsische Gerichtözeitnng 4. Sächsisches Allerlei v. Jllnslt. IlnterhallnttüSblatt v. SonntagSiiiatt 7. Lnstigeö Bilderbuch kostet bei den Ausgabestellen inonatlsch 70 Psg., bei de» Post-Anstaltei, 75 Pjg. Sächsisches -Ailjei ^0"U^stag, 5. September 188S. Der Sächs. Lander-Anzeiger ist einaelrage» in der Post-Zeitungs-PreiSliste: Nr. S1SS. FürAboilnenlenerscheilltjeeininaliniJahr: Eommkr-Eisknbiihnsahntlnnhkst für Sachse». Wüster Eisenbahnmhristanhkft für Sachsen. Illuftr. skatender des Sächstschen Laiidbote«. JilustrirlMalircStnich des LaiideS-iluzeigerr. Ullparteitsche tägliche Zeitung für Sachsen «nd Thüringen. Tie Haliptblätter bei „Sächs. La»der-N»zeigerS" erscheinen lohne Veste» Extra-Beiblätter) auch in einer billigeren Sonder-Au-gabe als: „Chemnitzer Gen ex al-Anzeig er" für Chemnitz monatlich 80 Pf. frei ins Haus; außerhalb Chemnitz vierteljährlich 130 Ps. mit Zntragen. PostztgSprclsliste: Nr. 1277 (9. Nachtrag). Berlags-Anstalt: Alexander Wiede Chemnitz, Theaierstraße Nr. K. Fernsprech-Anschliiß Nr. 136. Telcgr.-Adr.: Laudcs-Anzeiger, Chemnitz. AiizeilikitprelS: Nanin einer sclnnnleli CorpnSzcile 15 Psg. — Bevorzugte Stelle llsvaltige Petitzeile) 30 Pfg. — Bei Wiederholung großer Anzeigen Preisermäßigung. — Bei Bestellungen von Auswärts Molle man den Eimückniigöbclrag (In Biiesinarkciil beifügen ije 8 Silben Corpusschrift bilden ca. 1 Zeile.) — Anzeigen können mir bis Vormittag angenommen werden, da Druck „nd Verbreitung der großen Auflage längere Zeit erfordern. — Die Anzeige» finden ohne Preisansschlag glcichzeftig Verbreit«»« durch den »Chemnitzer Gcnercil-Anzeiger" (billigere Sonder«Ausgabe der Hauptblätter des „Sächsiichen Landes-Anzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter. Amtüche Anzeigen. linier Bezugnahme ans die Bestimmungen in 8 50 und 5l der revidirtcn Stüdlcorduung machen wir bekannt, daß die sür die diesjährige Stndtverord- »ctcn.ngäilzlmgswahl eriordcrliclie Liften ausgestellt sind und von« 4. September dieses Jahres ab 14 Tage lang während der Expcdiiionozcil von 8—12 Uhr Vormittags und vv» 2—6 Uhr Nachmittags im Nachhause, Poslsiraße 14, im ersten Ober geschoß rechts. Zimmer 2In, zur Einsicht ansliege» wer-cu und daß eS bis Ende des siebenten Tages nach Bekanntmachung und Beginn der Auslegung der Listen jedem Bcthciliglcn fieisteht, gegen die Wahlliste» beim Stadirath Einspruch zu erheben. Chemnitz, den 31. August 1889. Antl> den L Ter Nach der Stadt Chemnitz. Stadler, Bürgermeister. , Fschr. Trahtnach^ichten unseres Anzeigers. Vom 4. September. Berlin. Die Ncichsbank hat den Zinsfuß für Wechseldiskont ans 4 Proeent, de» Lombard-Zinsfuß auf cktt/g bezw. 5 Procent erhöht. Nom. (Privat» ach rieht.) Znm Zwecke der Knstenver- theidignng solle» die Leuchtlhürme vermehrt und schwimmende Forts erbaut werden. Kopenhagen. (Privatnachricht) Die Reise des Zaren nach Berlin ist angeblich anf Ende September verschoben. PariS. (Privat» ach rieht.) Der Besuch des russischen Thronfolgers wird noch vor dem Schlüsse der Ausstellung erwartet. — Das Gerücht, Boulangcr solle auch durch das Militärgericht ver folgt werde», ist unwahr. PeterSbttrg. (Privatnachricht.) Den schwedischen Advv k stcu ist das Praltizireu bei den nene» Tribunalen in den russischen Ostsee-Provinzen verboten. Politische Nnndschan. Chemnitz, 4. September. Deutsches Reich. Daß vom neuen Reichstage die Mittel zur Errichtung zweier neuer Armeecorps ans den vorhandenen Trnppcn- heständen gefordert werden, kann nunmehr als zweifellos gelten. Das Gencralconiniando des einen Arnicecorps wird voraussichtlich seinen Sitz in Rietz, das des zweiten seinen Sitz in Danzig erhalten. Natürlich werde» hiermit bedeutende Acndernngen in de» bestehenden Formationen verbunden sein. Die Kosten werden sich in mäßigen Grenzen halten und auch vom Parlament wohl ohne lange Debatten bewilligt werden. Es fragt sich jetzt nur »och, ob eS mit diesen Forderungen für Militärzwecke in der bevorstehenden Rcichstagsscssion sein Bewenden haben wird. Hierüber liegen bestimmte Mitthcil nngcn zur Stunde nicht vor. — Der Kaiser hat die Aufhebung des Paßzwanges sür Elsaß- Lothringen abgelchnt. Die „Rvrdd. Allg. Ztg." bringt Folgendes: „Das Wols'sche Tclegraphenbnreau hat gemeldet, Fürst Hohenlohe sei anf einer Rundreise wegen Aushebung des Paßzwangcs interpetlirt worden, und habe erklärt, er könne darüber nicht enticheidcn, da die Sache dem Kaiser zur Entscheidung vorlicgc. Die Meldung schein! ungenau zu sei». Sie ist jedenfalls ins fern unrichtig, als die Auf hebung des Paßzwanges längst vom Kaiser abgelehnt worden und keine Aussicht vorhanden ist, daß eine Abänderung dieser Entschließ ung eintrcte» werde. Die Aushebung des Paßzwangcs würde »nr im Interesse der rei enden Franzosen, nicht in dem der ruheliebenden Bevölkerung d r Reichslande sein." Falsche Spuren. Criminal-Novelle vv» Ferdinand Herma»». Nachdruck verboten. Ja der Morgendämmerung eines trüben, nebclsch.vcre» Herbst tages war es, als eine ältliche, einfach gekleidete Frau die Hansthür- glo kc eines niedrigen, freundlich anssehenden Hänschens, wie sic in den entlegenen Straßen der großen deutschen Handelsstadt H. vielfach anzntlcsscn sind, in Bewegung setzte. Das zierliche, einstöckige Ge bände lag inmitten eines winzige», aber wohlgcpslegten Gärtchens, dessen Beete freilich längst ihren Blnmcnschniiick verloren hatte», und dessen Kieswege mit welke» Blättern überstreut waren. In schmuckem Viilcnsthl erbaut, machte das kleine Hans mit seinem blendend weißen Mancrwerk, seinen grünen Fensterladen und den Löwcnköpsen von blitzblank geputztem Messing an der Thür einen niigenicin an- heimctndcn und trauliche» Eindruck, und schon mancher Vorübergehende mochte die Bewohner diese- allerliebsten LandhänschenS um ihre anmnihigc Znslachlrsiättc beneidet ha-en. Auch die Iran, welche augenscheinlich den nnlcrstcn Volksklassen angchörtc, schien etwas Aehnüch s zu empfinde», während sie anf Einlaß wartete nur sich fröstelnd die von harter Arbeit gcrvthclen Hände rieb. Sic hotte ich»» wiederholt die Glocke gezogen, und »och immer hatte sich drinnen nichts gerührt. «Ich begreife garnicht, was das zu bedeuten hat," murmelte sic vor sich hin. „Sie pflegt doch sonst mit den Hühner» auf zu sein, »nd hat mich vst >,en»g ansgcschvlten, wenn ich ihrer Meinung nach zu spät gekommen bin! AVer freilich, diese reichen Leute havcn ihre Launen, und wir Armen inüssc» uns fei» gehorsam darnach einzn- richten wissen." Sie zog noch einmal so heftig, daß der laute Klang der Glocke bis zu ihr hinanssch.illte, und harrte dann geduldig darauf, daß min ihr öffnen möge. Aber Minute anf Minute entwich und dcinne» im Hause blieb cs still wie in einem Grabe. Mit einer gewissen Bcsorgniß schüttelte die Frau den Kopf und verließ ihren Platz, um die Villa zu umjchreilen und von der Hinterseite noch ein mal ihr Heil zu versuchen. Dort gingen die drei Fenster des Erd geschosses anf eine hölzerne Veranda hinaus, und es war somit eine Möglichkeit gegeben, in die dort gelegene» Zimmer vv» außen her einen Einblick zu gewinne». Die Frau drückte ihr Gesicht an die Scheibe» und spähte angestrengt durch die schmale Spalte zwischen — Die Bemühungen bcthciligtcr Kreis- und Gemeindebehörden, die Aufhebung des Schivcine-Einfnhr-Verbvtes zu ermögliche», werden in umfassendster Weise fortgesetzt. Zu den schriftlichen Gesuchen ge sellt sich vielfach die Abordnung bcthciligter städtischer Behörde». Die Vorstellungen werden unter Hiuweis auf die vielfachen Nothstände, welche das Verbot im Gefolge hat, erläutert. Es sind erneute Er hebungen «»gestellt und Erwägungen im Gange, welche wohl ein milderes Verfahren sür die nächste Zeit in Aussicht stellen. — AuS Ostafrika meldet die Londoner „Times": Dr. PetcrS erschoß vier Eingeborene iin Witnlande. Die Bevölkerung hat darauf hin die Waffen gegen ihn ergriffen. — Hanptmaim Wißniann will sich in dieser Woche nach der Vinnen-Station Mpwapwa begeben. — Dem Sultan von Zanzibar ist an der Aufrcchterhaltung guter Beziehungen zum deutschen Reiche sichtlich gelegen, denn er hat die Ent,endr»ig einer Gesandtschaft nach Berlin beschlossen, welche den Kaiser zu sr:;rrc Thronbesteigung beglückwünsche» soll. Die Gesandten, 'Namens Mohamed Snleinia» Meiidrie und Sanvt den Hamcd, haben Zanzivar bereits verlassen. Italien. In Folge der weiteren Ansdehnung der italienischen Trnppclistclliingen i» Abessinien und der Anlage von befestigten Werken dürfte sich doch wahrscheinlich die Noihwcndi'gkcit neuer Truppciientscudniig Herausstellen. Wenngleich der König Mcnelik sehr zu Italien neigt, so können sich die Italiener doch, lvenigsteus vorläufig, kaum sicher anf die abessinische Bevölkerung verlassen. Der Ncligionsniitcrschied wirkt schon sehr störend. Außerdem können auch gegen König Menclik, selbst wenn er sich bereits zum Negns von Abessinien wird haben krönen lassen, noch jeden Tag Unruhen ansbrechen. Der General des gefallenen Negns Johannes, Ras Atnla, hat immer noch eine ansehnliche Truppenmacht nn> sich, und er hat kein Verspreche» gegeben, sich dauernd ruhig zu verhalten. Frankreich. Bonlangistische Blätter erklären ganz bestimmt, der General werde bis znm 17. September spätestens wieder in P -ris eintreffen. (?) — Die ägyptischen Prinzen Albas und Mchemct lrasen in Paris ein »nd statteten dem Präsidenten Carnot i» Fontaineblean einen Besuch ab. — Die Weltausstellung zählte bis Ende August 14,486,471 zahlende Besucher. Seit einem Monat ist ber Tagesdurchschnitt der zahlenden Besucher 140,000. — Die italienischen Radikalen, die zum Ausstcllungsbesuch nach Paris ge kommen sind, zcigc» sich dort als würdelose Schmeichler und fran zösische Lobhudler. Von der italienischen Presse wird dies unpatriotischc Anstreten ganz entschieden getadelt. Cttglattd. Der Dvckarbeitcrstrcik schwebt immer noch, die radikalen Elemente haben infolge zahlreicher Unterstützungen ans Arbeilerkreisen in ganz England und Amerika die Oberhand gewonnen »nd verlange» die unbedingte Erfüllung ihrer Forderungen. Die Dockoerwaltnngen weigern sich, da ein Theil der Lcnte schon wieder thätig ist. Angriffe der Strci enden ans die Arbeiter sind von der Polizei mit leichter Mühe abgcwehrt. Ein allgemeiner Dvcknrbcitcr- slreik droht auch in Liverpool. Düttemttrk. Kaiser Alexander von Rußland hat in Kopen hagen, wie nachträglich bek»i»t wird, bei der Bevölkerung einen recht kühlen Empfang gefunden. Znm Theil ist dies darauf zurückznführen daß die Stunde seiner Ankunft verheimlicht wurde; aber die allge meine Stimmung in Dänemark ist anch sonst geräuschvollen Huldig nngeii für de» Zar nicht günstig. Man ersieht die? au? den Be- grnßnngsartikel der „National-Tidende", in welchem ansgcsnhrt wird, ma» erblicke in dem Zaren in Dänemark nicht allein den Inhaber der Macht, inan sehe mehr den Mann, als den Monarchen und Selbstherrscher. Dies gelte nmsonichr, als der Besuch des Kaisers den beiden Gardiuenhälstc»; aber anch hier gewahrte sie nichts, was ihr als eine Aufklärung hätte dienen können, und anch ihr wieder holles Klopfen an die Glasthnr der Veranda blieb ohne jede Antwort. Wie sie aber zufällig ihre Hand anf den Drücker dieser sonst jederzeit verschlossene» Thür legte, da nabm sie zu ihrem Erstaunen wahr, daß dieselbe heule nur angclehnt war und ihrem Drnck sofort nachgab. „Das ist seit sechs Jahren das erste Mal!" meinte sie halblaut. „Sollte das Fräulein durch die Hinterthnr auSgcgangcn sein und ver gessen haben, sie zu verschließen? Bei ihrer peinlichen Vorsicht ist das ja beinahe undenkbar." Zögernd, als muffe sie sich anf irgend eine unangenehme Uebcr- raschnng gefaßt machen, trat sic in daS ebenerdige Gariciizimmer, dessen Ausstattung und Einrichtung von denkbar größter S-.überleit und Accnrateffe waren. I» dem Gemach befand sich Niemand, ebenso wie in dem anstoßenden Stübchen; als die Frau nn» aber dic Verbindungslhftr zu dem nach vorn gelegene» Wohnzimmer ge öffnet hatte, blieb sie überrascht auf der Schwelle stehen, denn ans de» Anblick, welcher sich ihr hier darbot, war sie wahrlich am wenigsten gefaßt gewesen. Anf dem kleinen Tische inmitten des Gemaches, an welchem die Besitzerin des Hauses, eine alte, nnverheirathctc Dame Namens Elmira H gcmeistcr, in den Abendstunden zu lesen, oder sich mit einer Handarbeit zu beschäftigen Pflegte, stand noch die brennende Petroleumlampe mit dem grüne», dnrchbrochcncii Schirm. Sic hatte offenbar die ganze Stacht hindurch gebrannt, denn das Material war verzehrt, und die Flamme, welche einen schwelenden Geruch ver breitete, kämpfte eben mit dem Erloschen. I» dem großen, alt- modische», mit verschossenem dnnkelgrünem Sammet überzogenen Lehn stuhle vor dem Tische saß, steif ansgcstreckl und angenscheinlich in ticstm Schlafe, Fräulein Hegemeister selbst. Sie war vollständig angekleidel, »nd ihr gelbes, faltenreiches Anttitz, das auch jetzt eine» sehr freundlichen und wohlwollenden Ausdruck hatte, war von einer ninfangreichen schwarzen Spitzenhanbc umrahmt, welche sie niemals abznlegen pflegte. Sie innßte vom Schlnniincr überwältigt wvrdc» sei», während sic an einem Briefe schrieb, denn ein Bogen, auf welchem nichts weiter als das Dalum des gestrigen Tages stand, lag auf dem Tische und i» der schlaff hcrabhängcndcn Ncchien hielt sie die Feder in Dänemark ohne alle politische Bedeutung sei. Wenn es heiße, daß Fürst Bismarck in diesen Tagen de» erwarteten Gegenbesuch de» Zaren in Berlin als politisch ganz belanglos bczcichiicte, dann »löge dem so sei». Was des Kaisers Aufenthalt auf Schloß Fredensborg aiigehe, so bedürfe das Gleiche keines Beweise». 'Auch in Dänemark stehe man einem Besuch des russischen Herrscher» sehr r.ihig gegenüber. Rusjlaitd. Neue Verhaftungen wegen Verschwörung werden ans Rußland berichtet. In Kiew sind 15 Univcrsitäts-Stndent.-n, wovon 13 Polen, und in Charkow über 40 Personen, größtentheil» Polen, verhaftet worden. Sächsisches. — Von Offizieren fremder Staaten werden an der» Herbstni anovern de? königlich sächsischen Armcecorps theil- nehmen: Gcncralmajor Ritter v. Zkylandcr, königl. bayerischer Militär- bevollmächtigter in Berlin, GciiLralinajor Graf Zeppelin, wnrttembergischcr außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister am Hofe zu Berlin, Major v. Ncidhardt, königl. lvnrttcm- bergischcr Militärbevollmächligter in Berlin, ferner von Oesterreich: Oberst Frhr. v. Stcininger, Flügeladjntant des Kaisers Franz Josef;, von Italic»: Major Cherde Robilant; von Großvritaiinicii: Oberst Ruffel; von Rußland: Oberst v. Bontakow; von Frankrcich: Com« Mandant Hue und Capitä» Silvestre; von Spanien: Oberst Don Francisco Ferrer; von Argentinien: Cipitä» Riccheri; von Chile: Oberstleutnant Garmaz; von Jgpan: Major Nasnmasa-Fnkushima; von Schweden: Major Fröding; von den Bereinigten Staaten von Amerika: Preinierlentnant Sanford. — Dresden, 4. September. Einen bezaubernden Anblick gewährte gestern Abend ^11 Uhr unsere Augnstnsbrücke. Die Gas anstalt veranstaltete nm diese Zeit ein Probebrennen der 33 Bronce- Candclabcr, welche iu de» Pfeiler-Rotunden ausgestellt sind, deren jeser in der Mitte eine lodernde Oriflaiiime, umgeben im Dreieck von 3 Milchglasglvckeiiständern, enthält. Der Leuchtcssckt der dritthalb- tausend Milchglasglocken iin Verein mit dem Hellen Feuer der Gas becke» und dem sonstigen Brückenschnrnck war großartig. — Dem Königl. Musikdirektor Herrn A. Ehrlich ist die ven ihm nachge- suchte Pcnsionirnng bewilligt worden. Eine besonders ehrende Aus zeichnung erfuhr der Scheidende noch durch Graf Favrice, welcher Herrn Ehrlich vorgestern zu sich bescheiden ließ, um sein Bedauern über den Austritt ansznsprechc». Müßig wird Mnsikdirektor Ehrlich aber auch in Zukunft nicht bleiben. Er wird Mnsikstnuden und als vortrefflicher Geiger vorzugsweise auch Biolinemiiiterricht crtheilen. — Ost rau i. S. Freitag, den 6. September, treffen der Kaiser und unser König zur Parade srüh 9 Uhr 30 Min. in Oschatz ein und begeben sich von da »ach dem Paradesclde bei Naundorf (1'74 St. von Oschatz, 14/g Stunde von Bahnhof Ostran cntsernt). Die Oschatz-Mngclner Secnndärbahn ist an diesem Tage für das Publikum gesperrt. Die Rückfahrt der Majestäten erfolgt 1 Uhr 15 Mi», von Oschatz aus. Am Sonnabend, den 7. September, beginnt das Kaiser- Manöv r. Beide Majestäten und viele andere Fürstlichkeiten mit hohem Gefolge, worunter sich auch die fremdherrtlche» Offiziere be finden, komme» hierzu srüh kurz nach ^9 Uhr „»ch Bahnhof Ostran und fahren von da »ach dem naheliegende» Manöversetde. Das Manöver beginnt bei Mügeln und endet bei Hohenwnffen (»/z Stunde bmr Ostran). Die Rückfahrt der Majestäten erfolgt Reit tags V-t Uhr von Bahnhof Ostran — Sonntag, den 8. September, kommt der Kaiser znm Feldgvttesdicnft früh »/»IO Uhr nach Oschatz. Die kurze Feier findet Ve Stunde vor Oschatz bei Kteinforst statt. Um 11 Uhr Tic Anfwäctcriii, denn eine solche hatte man wohl in der Ein- gctretenen zu vermitttien, hatte einen Schritt in das Zimmer- hinein gemacht und durch ein derbes Räuspern ihre Anwesenheit aiizickniidige» versucht. Fräulein Hegemeister hatte sich indessen auch jetzt nicht von der Stelle gerührt und nnichlnisig war die^llufivärtc'.i» stehen geblieben. Sic verspürte eine seltsame Beklemmung anf der Brust und das Athmen wurde ihr merkwürdig schwer. Sie schrieb diese Erscheinung dem Dunst der Pttrolcnmlaiiipe zu und trat an den Tisch heran, »m sie vollends zu verlöschen und um das Fräulein durch eine Beurliriiug zu wecken. Dabei ater streute sie zufällig mit ihrer Hand die anf der Armtehnc des Sessel? liegende Linke der alte» Dame, n»d sie schauderte nnwilllnrlich zusammen, als sie die eisige Kälte derselben fühlte. Von einer furcht rlichen Ahnung er griffen, beugte sie sich nicd.-r, uni ihr schärfer ins Gesicht zu schauen, und da sie i» demselben nichts Ausfälliges bemerken konnte, ergriff sie die scheinbar Schlummernde am Arm und ries sic mit lauter Stimme beim Namen. Aber cs erfolgte keine Antwort, »nd der An», den die A»s- wärtcrin hielt, wir steif und starr. Mit eineni Aufschrei des Ent lehens ließ ihn die Frau wieder fahre» »nd lief zur Thür, um so schnell als möglich Hilfe herbeizn wlcn, denn sie konnte nun ja nicht länger zweise'n, daß dem Fräulein ei» Unglück widerfahren sc!. Da? Hansthor war zwar verschlossen, aber der Schlüssel steckte vvn innen im S.hlvß, und so koiiiitc die Aiifwärterin innerhalb weniger Sekunden auf die Straße hinaus gelangen. Der Erste, der ihr begegnete, war der Brvdlräger, welcher eben mit cincm mächtigen Korbe frischen Gebäckes hcrbeikam, und dem ihr verstörtes Aussehen sofort anfficl. „Mein Himmel, was ist Ihnen denn zugestoßen, Frau Mer tens?" rief er ans. „Sic schauen ja ans den Angen, als ob Sie ein Gespenst gesehen hätte»! BrennUs etwa bei dem alte» Fräulein Hegemeister!" Obwohl ihr das Entsetzen noch immer die Kehle zusammen- schnürte, konnte die Angcredete doch der Versuchung nicht widerstehe», ihrem Bekannten die große Neuigkeit initzuthcilcn, und mit fliegen dem Athen, ries sie ihm zu, sie hätte das Fräulein eben todt auf ihrem Lehnstuhl aiigctrvffen und müsse eilen, einen Arzt zu holen, da doch viellci ht noch Hilfe möglich sei. Fortsetzung folgt.
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