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Dresdner Journal : 16.02.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-02-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187002163
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18700216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18700216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1870
- Monat1870-02
- Tag1870-02-16
- Monat1870-02
- Jahr1870
- Titel
- Dresdner Journal : 16.02.1870
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38? »»E , ->W» . ——. .rvmnrr»nu,p rette u» «LrUck. Srdlr—ü,. »-jLkrll-d, I „ 1» ., Uou»Uiodr— „ lb r» t », lLkr»a»«o lnNpldett^ L Idir 8t«l»p«I^<>büke, > »u»»«ek»Id a-» ttorüS 8»a>>«» 8o»t iu»ll rtt«»p«l»a»<r^l»L Kiuru Sufernirnvrttser »Ar <l«o 8»on» «ioer Leil«: I tt^r. 8»t«r „Liox<!»»i>ät" -ii« L«i>«: > ki^e. Lrsqetnra. ^TE>i«k, u>it /rn-orkm» ä«e 8001» oock r'«l«rt»U». zd*oS» für <t«o svUs«o<i«» 1»^ Mittwoch, bra 18 Fchrnar. 1870. N es-nerAmmml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. >ikera!eiul»»»ymr «uwLN» K» 8ur»«i»»e»re»», Loou»1»»1<»»L» ä«» vr««lo«e ^ooeo»I»; «dsoä»,.: 8 kxol.»», Lvori t'ore, U»wdLr,->«U» V>-u-l.«ix»i,-vL,,I-rr»llkeutt ». N.^ M Voar^ii, L»rUu. OLveror'-cke Üuekk., Our^uu, liroc».!-»: Ltümeo: L. 8cui.orr»; vr,U»u:l. Kemonx'« ^»oonLue^ure»», 8ir» L l.»vi kr»v^5mt ». A.: ^Lw-o» »?jcks Nuekk.; LSI»! Sv. 8Lvuilr«, kurir: Urrr,, l.Lr»ir«, 8vl.l.iii» d6»., (8, ?l»e« ü« lio Uvu-»»); ?r»x i k'» 8i»ell».? Vi«»! 81.. Oeerl-r» qrrausgrdrr: Itvoixl kipväitiov 6«, I>rei4o«r ^oue»»I», vr«,3ra, Ho. 7. rück übernehmen die Ministerien kostenfrei, jedoch ohne für unbeschädigte Rückgabe Garantie zu üb.rnchmen. Amtlicher Theil. Den unterzeichneten Ministerien hat mit der An zeige, daß der Vorstand des Vereins deutscher Zeichen lehrer beabsichtige, im Monat April lf Zs. eine aus Hilfs mittel und Resultate des Ze ichenunterrichtS bezüg liche Ausstellung zu Berlin abzuhalten, ein Antrag des genannten Vorstandes um Förderung dieses Vor haben-, welche- sich laut Programm auf „Ausstellung von Modellen und Vorlagen, Arbeiten von Schülern aller Art, Utensilien und Materta- lirn" erstrecken soll, vorgelegen. Man erklärt sich bereit, behufs Unterstützung dieses Antrages, gemäß dem vom Vorstände ausgesprochenen bezüglichen Wunsche, die Ansammlung, Sichtung, Ord nung und Absendung der aus dem Königreiche Sachsen für die Ausstellung bistimmlen Gegenstände zu über nehmen und fordert demnach diejenigen , Direktionen öffentlicher und privater Unterrichtsan- statten, V öffentlicher und privater Zeichenlehrer, UKünstler und Privaten, welche sich im Besitze beson ders schätzbarer Unterrichtsmittel befinden, Fabrikanten und Verfertiger bezüglicher Modelle, Buchhändler und Verleger von Vorlagen, sowie Händler und Fabrikanten von Zrichenutensilien jeder Art, welche sich als Aussteller an dem beabsichtigten Unter nehmen zu brcheiligen gedenken, hierdurch auf, tue zu diesem Zwecke bestimmten Gegenstände an das mitunter zeichnete Ministerium des Cultus und öffentlichen Un terrichts rinzuseudcn. Rücksichllich der Einsendung der auszustellenden Gegenstände, als welche insbesondere Frei-Hand-, Ornamenten- uno Musterzeichnungen und die hieraus bezüglichen Unterrichtsmittel anzu- fehrn sind, sind die nachfolgenden, im Wesentlichen dem für die Ausstellung ausgegebenrn Programme con formen Bestimmungen zu beachten: 1. DaS Ccmitö behält sich das Recht vor, alle Gegen stände zurückzuwersen, welche durch ihren Umfang oder ihr großes Gewicht der Aufstellung Schwierigkeiten in den Weg fetzen. 2. Jeder Gegenstand muß mit einer mehr oder weniger detarlstrtrn Beschreibung (refp. Verzcichuiß) versehen sein, aus welcher das Publikum den Namen des Ver fertigers refp. den Zweck, Preis rc. des Gegenstandes ersehen kann. Bei Schülerzeichnungen ist außer dem Namen der Schüler auch das Alter, die auf die Arbeit verwendete Zeit und die Art und Weise der Darstellung (beispiels weise ob Cvpte oder nach der Natur) anzugeben. Außerdem ist zu wünschen, daß Schülerzeichnungen ein und derselben Art und ein und derselben Anstalt ein möglichst glelchsörmiges Format haben. 3. In allen Fällen, wo eine besonders würdige Aus stattung der Ausstellungsgegenstände wüujcheuswerlh lft, hat der Aussteller dafür Sorge zu tragen, resp- dir Vermittelung des Ausstellungscomttv in Anspruch zu nehmen und behufs dessen bei seiner Sendung dahin gehende Wünsche ausdrücklich namhaft zu machen. 4. Die Einlieferung der Ausstellungsgegenstände muß portofrei bis zum 9. März des laufenden Jah res erfolgt sein. 5. Die unterzeichneten Ministerien behalten sich das Recht vor, alle Gegenstände, .welche das Urtherl einer hierzu niedergcsetzten Commission von Sachverständigen als zur Ausstellung ungeeignet bezeichnet, sowie dieje nigen, welche aus nichrsächsischem Verlage oder nicht- sächsischen Fabriken stammen, zurückzusendcn. 6. Die Beförderung der zur Ausstellung angenomme nen Gegenstände nach Berten und an die Aussteller zu- Programwe der Ausstellung liegen bei den Kr is dircctionen ued Schulinspcctionen zur Einüchwahme aus und werden durch das Counts für die Ausstellung des Vereins deutscher Zeichenlehrer (Adresse: vr. H. Hertz-r, Berlin, Magazinstraße 16) sowie durch die Buchhandlung von Späth in Berlin, König-strohe 52, ausgcgeb.n. Dresden, am 10. Februar 1870. Die Ministerien deS Cultus und öffentlichen Unterrichts und des Innern. von Falkenstein. von Nostitz-Wallwitz. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Norddeutsche Allgemeine Zeitung.— Neue Preußische Zeitung. — St. Petersburger Zei tung.) Tage-geschichte. Dresden: Vom Landtage. Neuestes Gesetzblatt. — Berlin: Eröffnung des Reichstags. Erste Sitzung desselben. Vom Bundesrathe. Nau tische Brrathungen. — München: Abstimmung in der Adreßberathung des Abgeordnetenhauses. — Darmstadt: Verlobung. — Paris: Zur Complvt- ongelegenheit. — Rom: VrmConcil.— Lissabon: Befinden der Königin.— Rio-d<--Janetro: Ver änderungen im Ministerium. Vcm Kri gsschauplahc. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Mitt weida.) Vermischtes. EingesandteS. Statistik und VolkSwirthschaft. Feuilleton. Inserate. TagrSkalender. Börsen nachrichten. Beilage. Landtag-Verhandlungen. (Sitzungen der Ersten und Zweiten Kammer vom 14. Februar.) EingesandteS. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Dienstag, 15. Februar, Nachmittags 3 Uhr. (W T. B) In der heutigen (»wecken) Sitzung des Reichstags war das HäuS wiederum nicht beschlußfähig, indem nur 137 Mitglieder an wesend waren. (Bei gl. unter „Tagesgcschichte") Die nächste Sitzung ist auf morgen andrraumt. München, Dienstag, 15. Februar. (W.T.B.) Gutem Vernehmen nach besteht Fürst Hohenlohe auf seiner Entlassung. Wien, Dienstag, 15. Februar. (W. T. V.) Die amtliche „W. Ztg." veröffentlicht eine kaiser liche Entschließung, wonach alle auf die öffentliche Sicherheit bezüglichen Dicnstzwcige de« ehemaligen Ministeriums für öffentliche Sicherheit auf das Ministerium des Innern übergehen. Die „Neue freie Presse" meldet in Bestätigung einer früher von ihr gebrachten Nachricht von ge meinsamen Schritten Oesterreichs mit den übrigen katholischen Mächten gegen die Annahme deS SyllabuS durch daS Concil, der österreichische Bot ¬ schafter in Rom, Graf TrauttmanSdorff, habe bereits die betreffende Depesche des Grafen Beust erhalten. Bern, Montag, 14. Februar, Nachmittags. (W.T.B.) Gutem Vernehmen nach hat die russische Regierung beim Bundesrathe die Auslieferung dcü nach der Schweiz geflüchteten russischen Untertda- uen Netschajew, welcher wegen Verschwörung und Mordes verfolgt wird, beantragt. London, Dienstag, 15. Februar. (W. T B.) In der gestrigen Sitzung des Unterhauses thcilte der Unterstaalösecrctär des Auswärtigen, Otway, mit, Amerika beantrage nicht die Wiederaufnahme der Alabamaverhandlungen. Die großbritannische Gesandtschaft in Hamburg wird cingezogcn werden. Die Conlincntposteu fehlen seit vorigem Sonn abend. Aus Madrid bringt hie „Times" eine De pesche, welche besagt, daß der Herzog v. Mont- pensier dort angekommcn ist und lange mit dem Ministerpräsidenten Prim conferirt hat. Dresden, 15. Februar. Auch die „Norddeutsche Allgemeine Zei tung" widmet hnuc der am 12. Februar g schlosse ren preußischen Landtagsscssion einen längcrn Artikel. Dieselbe gesteht zu, daß die Beraihung des Krcisordnungecniwurscs im Ab^ordnetenhause „eine Richtung genommen, welche die Nealisirung dieser wich tigen Reform noch in weite Ferne hinauszuschicbcn geeignet wäre." In den 18 Sitzungen, die das Haus dem Keeisordnungsentwurfe gewidmet hat, sei die Vor- bcrathung kaum über den dritten Theil der Vorlage vorgeschritten, und selbst b-i dieser langsamen Proce dur die vorläufige Entschlidung über wichtige Artikel des Entwurfes offen gelassen worden, da nach länge rer Discussion ctne entjcheid.nde Mehrheit sür diese oder jure Fassung der betreffenden AttiKl nicht zu er zielen war. Eine noch ernstere Gefahr als in der über großen Ausdehnung der Debatte liege übrigens für den Krcisordnungsentwurf in der Hartnäckigkeit, mit welcher die liberalen Fracüown dafür cinlreten, ihre Parleidcclrincn in dem neuen Verwaltungssystem unein geschränkt zu Geltung zu bringin. Hoffentlich werde der unmitt.lbarc Verkehr mit d.n Wählern den Heim kehr enden Abgeordneten in dieser Beziehung neue Ge- sichtspunkle eröffnen, una neue Anhänger dem allein richtigen Grundsätze zuführen, daß der wahre Fort schritt im Staatsleben niemals durch einseitiges Vor- wärtsbringen auf dem Pfade der Doctrin, sondern stets nur durL Compromisse aller zum Staatswesen gehö- e^rigen Elemente erzielt werden kann.— Die „Neue Preußische Zeitung" schreibt: „DaS Abgeordne tenhaus harte süaf Monate lang Zeit, sich mit der Kreis- ordnung zu beschäftig«!; wenn ihm aber diese Zeit nicht hrnreichte, um auch nur mit der Vorbcrathung zu Ende zu kommen, so entsteht ganz von selbst der Zweifel, ob die große Arbeitsamkeit, deren man sich rühmt, auch von dem Verlangen nach einem praküschen Ergebnis; beseelt war. Da die Negierung aber nichts- desto weniger tie Hoffnung nicht aufgicbt, „daß auf den Grundlagen d.S Entwurfs eine allseitig» Verstän digung erreichbar sei," so wird sich unseres Erachtens diese Hoffnung doch gewiß nur dann realisiren, wenn die Opposition, namentlich wenn die „naüonalliberale" Partei, durch eine festere und positivere Stellung der Negierung zu der richtigen Einsicht in das Maß und die Grenze ihres Einflusses gebracht wird. Jedenfalls aber halten wir die Nothwendtgkeit einer unverzüglichen Lösung' nicht für nachgcwiesen und glauben, dag, wenn wir erst noch Reichstag und Zollparlamcnt hinter uns haben, das Land herzlich froh sein wird, wenn der Parlamentarismus eure Panse macht, zumal durch die bevorst hcnden zweifachen Neuwahlen Aufregung genug in das Land gcbracht werden wird."— In einem wet tern Artikel tritt die „N. Pr. Z." den „g'vßen Hoff nungen auf einen Bruch und Conflict zwischen der Re gierung und dem Hcrrcnhause" entgegen, welche bei den l beraten Blättern die Ablehnung des Vcnagungs- antrags im Hcrrcnhause erregt habe und welch r „süßen Hoffnung" in Leitartikeln und Correspondenzrn „freu diger Ausdruck" gegeben worden sei, indem sie sagt: „W r glaube» unsrerseits kaum noch hervorhebcn zu dürfe«, daß cs sich dabei wieder einmal um eine Illu sion Ler liberalen Partei handelt. Die Negierung scheint richtig erkannt und gewürdigt zu haben, daß es sich auf Leiten des Herrenhauses nicht um eine „„syste- watische Oppesilion,"" sondern um wesentlich praktische Mennicke gchand it hat, und wir haben Anzeichen genug, welche uns bestätigen, daß von einem „„Bruche"" olur auch unr von einer tieferen Verstimmung nicht die Rede sein kann." Die russische „ St. Peters bürg er Zeitung" b, schäftet sich in einer >h>er mu.stcn Nummern ein» gehend mt der nationalen Frage. Nachdem das Blatt hnvoigchobcn, daß das russische Volk keinerwegs Ursache habe, kUinmüihig zu verzagen. Laß, wenngleich die Wisstnichast in Rußland noch hinke und die poli tische n Pannen sich noch nicht gebückt haben, doch auch Thatsachen vorhanden seien, welche dem russischen L den ein moralisches Interesse verleihen, geht cs auf die An sicht der Pß udcpairivnn über, w lche nur für das Da sein drs Volkes kämpfln, ohne sich um daS Wie dieje- Daseins zu tümmcrn. T ie russische „St. Pctersb. Zrq." schreibt: „Vor allem Andern und als Grundlage alle- Andern, sagen nnige Pal.iotcn, ist bei uns die rus sische nationale Fra»e zu entscheiden. Nationale Frage! Es sind das laut tönende Woite, wenn sie aber einen fruchttragenden Gedanken auedrücken sollen, dürfen sie nicht die mo.alischcn und geistig-» Interessen in Ge sellschaft und Volk ktsiicken. Nationale Frage! Wte ist sic aber zu verstehen? Wie versteht mau sie augen blicklich? Welche Wege führen am sichersten und besten zu ihrer Lösung? Ist Lazu wirk.ich die plysstche Kraft gegen den Feind, Stillstand und patriotischer Terroris mus im Innern ausreichend, oder bedarf cs eines ra tionelleren V rfahrcns, das eine ausgedehnte, allsei tige geistige Entwickelung desjenigen Volkes verlangt, welches sich gezwungen sieht, sich gegen feindliche An griffe sicher zu stellen? Gcg nwäulg sann kein Volk durch physische Kiaft allein ein Uebergewicht über die ihm feindseligen Elemente erhalten. Vor alle» Dingen ist ihm dazu eigene wissenschaftliche und politische Ent wickelung, mit einem Worte Bildurg nöihig. Das ist der einzige Weg, der es zum Ziele führen kann; r- wird duscs nie erreichen, nun» es der Entwickelung seines gcisiigen Ledens den Rücken kehrt. Was ist au- alle geworden, was sich in flüheren Zeiten in Europa durch Gewalt und durch die euge, so zu jagen, physische Auflassung der nationalen Fragen gestaltet Hai? Gegenwärtig gruppircn sich die Nationalckätell nach anderen Gesetzen; ihre Herrschaft und ihr Fall hängen von anderen, tiefer liegenden Ursachen ab." Tagesgeschichte. Dresden, 15. Februar. Die Erste Kämmest hat heute die den Bauetat und das Departement der Fi nanzen umfassenden Abteilungen des Ausgabebudgets bcraihen. welche allenthalben nach den Anträgen der Finanzdeputation erledigt worden sind, und sodann noch eine geheime Sitzung abgehalten. — Für die heutige S tzung Ler Zweiten Kam mer standen 10 Gegenstände auf tur Tagesordnung. Beim Schlüsse unjcrs Blattes dauerte dre S.tzung noch fort. Dresden, 15. Februar. Vom Gesetz- und Ver ordnungsblatt!: für das Königreich Sachsen ist Las zwecke Siück vom Jahre 1870 in der Ausgabe begriffen. Dasselbe enthält: Nr. 5) Gesetz über die Wcgtbaupfl cht, vcm 12. Januar 1870; Str. 6) Be kanntmachung vom 24. Januar 1870, die Bewilligung der von dem Credit- und Sparbaulvcrcine zu Leipzig erbetenen Ausnahmen von besleh»ndcn Gesetzen betref fend; Nr. 7) Bekanntmachung vcm 25. Januar 1870, die Anleihe der Stadt Lengenfeld im Voigtlande be treffend; Nr. 8) Bekanntmachung vom 31.Januar 1870, die Anleihe der Statt R.icheubach betreff.nd; Nr. 9) Feuilleton. Bilder aus dem Seeleben. Von Joleph Wilson. ll. vtr Nordsee und die spantschr See. Die „Elise" hatte, ein ziemlich seltener Fall bei Segelschiffen am Tage der Abreise von Hamburg selbst, Kuxhaven passirt und befand sich, obgleich dicht unter Land, in der Nordsee. Als es ganz finster geworden war, hatten wir die Lcuchtthürme von Kuxhaven schon hinter unS; das wunderbar schöne und starke Feuer von Helgoland verschwand soeben am Horizonte, und vor unS tauchten die Feuer von Gorkum und der We sermündung auf. Infolge eines Befehls des Ober- fteurrmannes übernahm ich das Commando des Schiffes, und ich muß offen gestehen, ich fühlte mich nicht wenig gehoben durch das Bewußtsein, so zu jagen unum schränkter Herr über das schöne Fahrzeug zu sein. Aller dings war auch die Verantwortlichkeit, die auf mir lastete, eine große; außer der etwa 35 Köpfe zählen den Bemannung hatten wir weit über 400 Auswan derer an Bord, welche ihrer Heimath Lebewohl gesagt und beschlossen hatten, in den unrntweihten Urwäldern von Australien ctne neue Colonie zu gründen. Wenn ich nun auch meiner Sache ziemlich sicher zu sein glaubte, so war doch der Anblick drs Himmels ein jolcher, daß auch der abgehärteiste Seemann sich eines leichten Gru selns nicht erwehren konnte, und ich ersuchte deshalb dm Obersteucrmann, mir noch eine Stunde Gesellschaft zu leisten, erhielt jedoch die Antwort: „Help xoonelk, „mä Voll Mill belp 700. Wenn da- Wetter zu dick „wird, so laß den Alten wecken. Ich gehe schlafen." Sprach- und verschwand in seinem Kämmerlein. Nun «ar rS sür mich eine verteufelt kttzliche Sache, schon bet der ersten Wache dm Eapitän wecken zu lass«, und so beschloß ich denn in Gottes Namen, meine Wache allein zu versuchen. Zur Vorsicht ließ ich alle über- flüjsige Leinwand bergen, dann brannte ich mir eine kurze Pfufe an und stellte mich zum Manne aui Steuer. Wenn ich mir auch den Anschein gab, als wäre mir das Wetter nichts Ungewohntes — was cs denn auch faetisch nicht war —, so drückte mich dcch Lie unge heure Verantwortlichkeit nieder, und, da der Wind im mer stärker aus Ost wehte, so ließ ich, nm aus der Nähe der gefährlichen Küste zu kommen, mehr nord west steuern. Ich kam dadurch allerdings weit von meinem Cours ab, indessen ich vermied auch die Sand bänke, die an der deutschen Nvrdjecküstc der Schifffahrt so verderblich sind und schon so manches brave See« mannsleben in der Blüthe der Jahre gebrochen haben. In meiner frühem Seemannscarriere hatte ich die Glasen") nie mit so großer Freude schlagen hören, als dies jetzt der Fall war. Da der Wind, wenn auch ziemlich stark, immer gl ichmäßig blieb, so riskirte ich gegen 11 Uhr, einige Reffe aus den Segeln schütteln zu lassen, und La ich schon längst die Leuchtfeuer der Küste außer Sicht verloren hatte, so ließ ich sitzt ge rade nach Wcsten steuern. Wenn dieser Cours beide- halten worden wäre, so waren wir morgen Nacht in der Mündung der Thcmse, was jedoch n^cht in unsrer Absicht lag. Las ausgeworfene Loth zeigte eine Ge schwindigkeit von 13 Knoten, und auL dieser Geschwin digkeit, verbunden mit dcr Richtung, zog ich meine Berechnungen und fand, daß ich gegen 11 Uhr AbendS etwa 25 Seemeilen von der deutschen Küste entfernt "1 Glasen benennt man znr See die Siandeneiniheilung; die Wache von < Einöden zerfallt in 8 Glasen, so dah aus je H Stande t Glase kommt. Die Woche dauert von 8—t», le—< und 4—8 Uhr, so daß b Glasen so viel bedeutet, al- ^tt, »der Uhr. war. I tzt wurde dcr Himmel wieder klarer, und ge gen '/rl2 Uhr blickte der große Bär, dieser treue Freund des Seefahrers auf der nördlichen H misphä-e, ganz vergnügt auf uns herunter. Dabei stieg der Barome ter cvuslant, kurz, Alles deutete auf eine schnelle Fahrt durch den Canal. Auf Deck herrschte großer Jubel, daß sich das Wetter so zum Bessern gewendet hatte. Ich ließ jetzt schon einen etwas südlichm Cours steuern, behielt aber dabei stets die See im Auge, und ließ auch dazu fleißig loihcn. Das Loth ergab beständig 20, 30 und mehr Faden Tiefe, und, als endlich 8 Gla sen geschlagen wuroen, ließ ich den Capitän wecken, dem ich dann eie Wache übergab. Nachdem ich nun meine Berechnung gemacht und gefunden hatte, daß wir noch circa 20 Scrmeilcn von der holländischen Küste entfernt waren, legte ich mich auch nieder. Als ich am andern Morgen zum Frühstück in die Kajüte kam, war der Cours wieder etwas nördlich, das Wetter war klar, die Scnne schien wunderschön herunter und ermöglichte die Berechnungen mit dem Sextanten. Diese Berechnung ergab denn auch mit Rücksicht auf den anhaltend günstigen Wind die Möglichkeit, bei Sonnenuntergang in Sicht von Dover sein zu können, und da durch die im Canal befindliche» un zähligen F.scheibeste zur höchsten Vorsicht gemahnt wurde, so durste Abends Keiner schlafen gehe«. Da wir den Wind geiade von Achter haltcn, to wurde cS uns leicht, den vielen uns begegnenden F schcrbaiten, die oft erst hundert Fuß von der „Elise" ihr Blau feuer anzündete». auszuweichcn, und als der Tag lang sam herauskam, waren wir bereits dicht bet dcr Insel Wight. Von hier aus erweitert sich der Canal lang sam bis zur spanischen See, wie der norddeutsche See mann die berüchtigte Bai von BiScaya nennt. Gegen Mittag pajsirtrn wir endlich die Lizzie- oder Land - End und befanden uns nun im atlonttschen Ocean. Da der Wind, wenn auch stark, aber doch in günstiger Richtung fortsuhr zu wehen, so setzten wir einige Segel bei, nnd angcstcllte Messungen ergaben die fabelhafte Geschwindigkeit von 15 Knoten — 3ti deutsche Meile pr. Stunde. Der Cours wurde für die Nacht mit West festgesetzt, was darin seinen Grund hatte, daß dcr Alte möglichst viel Grund gewinnen wollte, um dann die Bai von Biscaya soweit wte möglich zu umgehen. Es ist bis jctzt wo! kaum einem Segelschiffe gelungen, die Bai von Biscaya in gerader Richtung von der äußer sten Spitze dcr Bretagne bis zum Cap FiniSterre zu durchkreuzen, denn auf dieser Strecke, die etwa 500 Seemeilen lang ist, herrschen beinahe fortwährend wid rige Winde. Als wir nach einigen Tagen unter dem 25. Längengrade von Greenwich waren, wollten wir difinitiv nach Süden, Madeira einige Grade link liegen lassen und unter dem 23. westlichen Längengrad« den Acquator passiren, dann mit dem Süd-Ost-Passat das Cap der Guten Hoffnung doubltren und so fort. Die- war ungefähr unsre Calculation, aber — eS kam ander-. Gleich nachdem der Cours nach Süden für die Nacht festgesetzt worden war, sprang dcr Wind um und blies mit vollen Bicken aus Südwest, uns dadurch zwingend, so viele Segel, als sür die Sicherheit dr- Sch ffes erforderlich war, wegzunehmcn, nnd als der Wmd stärker wurde, das Steuerruder festzubinden und uns unter den Wind zu legen damit wir nicht zu viel von dem bereits zurück,«elegtcn Wege abgetrieben wurden. Dcr Alte kam um Mitternacht auf Deck und besah stlb die Geschichte, und brach dann in eine förmliche Wuth gegen denObersteucrmann los. Gleich ließ erSegel setzen, und gab den Befehl, die Nacht, und wenn es sein müßte, auch den folgenden Tag zu kreuzen und «---
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