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Dresdner Nachrichten : 05.11.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-11-05
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189511055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18951105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18951105
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1895
- Monat1895-11
- Tag1895-11-05
- Monat1895-11
- Jahr1895
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 05.11.1895
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40. Jahrgang. Lurt Itolnnluu Orencleo-X.. I'<-rk «pro« ti-.^iil II. 21M. K ^l»I pr tuuirt. 7ü.<8»0 !>»L. tu k'uol:Uvn Vvrü»»,kI»Ii»«e m. «It.pz». I.uttoutlovruvx, ^ovuItK. i-iLUlivs>ov Hfttu»tllo8. Dresden, 18S-. SIu»oi»tt ^ ^«nvnli«! ^ Vorrarzliedva »» LiU«^L°L5.»»t«I > wr tte^ebäft»- uivl Vor- ^UÜ^UU^-Nt-iri« N«I>', IDmiIi«.-u u»>I 'luun.-vu. Im Ontniui ck< r 8bi i>. I» Liatb- " Lürnerl. Nilkivvr. , l.. MIllig, W»d«lß 34 , ^ ^vulioitvn Aainirtvi- Daiiioulmlo. h »«UvIUlül-lU«, ^ »«r»*»üed4 vulluks wrck I»a«swaisu ia vsrlw. Visa, ksri». K /i/e teekmse/ten I^aa^en tIlii»miiui»j>c ürilikzellt ßrupvlt, vrezcleii-A.,^"'^" 'r' IliNit^sI», »i»I >-»^'Ii!'''I'u«'I>o, ii».I I'slvtut- jk -loir« i» xn>»«,rtiMr .Vu!,»ni>I su killixLtvu l'u-jr-ii. k'öi-Zotis! L Loknsiösl-, Joksffslslr. 19. « « ^ —— A1ui,tar iiu>,<!». —— Vlotei'Iväenjoppen von 8 Al., UollviiLvIIknuniinIkl von 24 AI., VetlenuLntvI von 7H- Al. >u ttvu »88»rtirt«! xe.>88tv um 1'lulxo. H'I«« Ii4l n„8 'l'ieol. 8ttIlItt88-8ti'U886 »öden äom «r. 308. ;»«««!: Türkisches '.ViorcNi.'riili". Böl,e>>!pctnlatioi,. Hvffinchrichfe,,'. Elcktr. Velcnchtnng. Ankündigmig von! (veyeunnnttelu, Siedlnngrobtli-Inbiltlum. ^zerucherttttköanslalt. Poltsmlterhaltilngsobeild. Lotterie, i Koiiixl. 8eI>I')8i Politische». „Ich sehe keine ernste Gefahr!" hat der «Regent der Bank von Frankreich''. Baron Alphons v. Vrothschild einem Bericht erstatter der Wiener «N. Fr. Pr." in Paris mit Bezug auf die lüngsten Rückschläge an den großen Börsenplätzen erklärt. Es ist also Alles nur falscher Feuerlärni der Baisse gewesen und da gerade Herr "Alphons v. Rothschild als großer Baissier dekannt ist, so >nu>; er cs ja ganz genau wissen und man darf ihm auf's Wort glauben, wenn er versichert, die ganze Lache habe nichts weiter auf sich. Bei der Gelegenheit steigen aber doch iclbst in dem harmlosesten Gemüthc Bermnthungen ganz eigener Art auf. sowohl über die Stelle, an der der Ursprung der letzten Riederganasbewegnna zu suchen ist. als auch mir Bezug auf die bisher noch unerreichte Aufklärung über den tieferen Zusammen hang der Prtersburg-London-Berliner Alarmdepcschc, die vor einigen Tagen die Kapitalistenwelt in Schrecken verletzte. Man denke: Herr AlphonS v. Rothschild als König der Baisse spürt den Drang in sich, der anscheinend ewig dauernde» Hauste einen tüchtigen Puff zu versetzen. Bei dem allgemeinen Sichcrhcits- geffihl und der Abgebrühtheit der Börse gegen politische Ereignisse gehört dazu aber ein ganz besonders starker politischer Tabak, etwa eine russische Kundgebung gegen England in amtlicher Form Gedacht, aethan. Der Weg von Paris nach Petersburg ist ia mit RothschÜd schen Anleihen gepflastert und daher leicht und begnem gangbar. Von Rothschild ans ergeht rin Wink an die Peters- .. Knnd- .. ^ - . ,,, r'lnslassnng und die Baisse ist fertig. So könnte sich die Sache abgespielt haben. Man sieht, es liegt ein tiefer Sinn nicht nur im kind lichen, sondem auch im Börsenspiel. Auch das Moratorium, das die türkische Regierung bewilligt hat, besitzt einen «tieferen Äörsensinn" und ist daher bei Weitem nicht so alarmirend, wie cS nach der ersten Meldung scheinen konnte. Ein Moratorium (d. h. eine staatlich deni Schuldner gewährte Zahlungsfrist gegenüber seinen Gläubigern» wird der Regel nach nur in Zeiten einer außergewöhnlichen Noth- lagc bewilligt, wenn Umstände vorhanden sind, unter denen ein Massenbankerott von Schuldnern jeder Kategorie un vermeidlich wäre. Insbesondere pflegt ein Moratorium nach einem Kriege von der Negierung des besiegten Staates er lassen zu werden, wie es z. B- auch von Seite» Frankreichs nach dem Kriege von 18707t geschehen ist. TaS Mora torium bezieht sich thcils auf alle Schulden ohne Ausnahme lGcncralmvratorinmi oder nur ans bestimmte Schnldgattniigen (Spezialmoratorium). Eine allgemeine Nothiage erfordert natürlich auch ein allgemeines Moratorium nnd da die erste Meldung über die Angelegenheit von einem solchen Gcncralmvraiorinm sprach, so mußte man in nncingeweihten Kreisen daraus den Schlug ziehen, das; die türkische Krisis nicht nur in politischer, sondern auch in wirthschaftlichcr Hinsicht den Gipfelpunkt erreicht habe. Inzwischen ist aber eine Aufklärung erfolgt, die ein recht eigenes Lichl ans die Sache wirst. Es handelt sich nämlich nur um einen besonderen Zahliingsansschiib zu Gunsten von Bankgeschästc», während die Schulden aus gewöhnlichen Handelsgeschäften an den regelmässigen Verfallsterminen zu bezahlen sind. Das eingangSgenannte Blatt deutet im Zusammenhang hiermit an, das; darnach die Maßregel den Verdacht erwecke, als ob sie im Interesse einzelner großer Geldinstitute oder Persönlichkeiten erlassen worden lei. Diese Vec- »inthung erscheint keineswegs ungereimt, wenn man sich die im gchenren Verlegenheiten vergegenwärtigt, in denen die r. ttomanilche Bank augenblicklich steckt, »nd wenn man sich daneben die Ursachen vor Angen hält, die die Bank in ihre schlimme Lage gebracht haben. Die politischen Ereignisse kommen dabei erst in zweiter Linie in Betracht. Sie würden auch höchstens ein Moratorium für die in den armenischen Ausruhrdistriltcn seßhasten Schuldner, für diese dann aber ohne Ausnahme, d. h. sowohl für Bank wie für gewöhnliche Handelsgeschäfte gerechtfertigt haben. Tic Haupt Ursache bilden vielmehr die Verluste, von denen die vorgedachle Bank dnrch die Ueberspeknlation in — Mincnaktien betroffen worden ist! Die hierüber in's Publikum gedrungene,, Gerüchte hatten bereits vor einigen Tagen einen «Run" an den verschiedenen Kaffe» der Bank herbeigeführt nnd die Bank genvthigt, eine» be trächtlichen Tbeil ihrer Golddepots znrückzugeben. sowie eine nicht minder erhebliche Menge ihrer Banknoten in Gold einznlösen. Schließlich reichten aber die Goldbestände nicht mehr aus, um dem Andrang zu genügen, und die Bank konnte ihre Roten nur noch in Silber einlösen. Sonnt war also die nnmittclbare Gefahr gegeben, daß die Ottomanische Bank einem weiteren Ansturm ans ihre LcistnnaSfähigkeit nicht gewachsen sein würde. Um diesen äußersten Fall zu vermeiden, griff die türkische Regierung zu dem Radikalmittel des Moratoriums. Es liegt eine gewisse Folgerichtigkeit der Ereignisse in dem Um stand. daß die allgemeine ilcbersättignng der Spekulation mit Gold- niincnwerlhcn gerade in der Türkei zu der Hauptkrisis geführt hat. Kranke Leute haben gewöhnlich einen schwache» Magen nnd der Iranlc Man» im Trient macht von dieser Regel keine Ausnahme. Er war so unvorsichtig, seinen Goldhungcr dnrch Verschlucken von unsinnig großen Quantitäten Mincnaktien zu stillen, nnd die natürliche ,n'lgc dieser Unmäßigkeit war ein heftiges Erbrechen. Tarant folgte alsdann ein riesiger finanzieller Kater, zu dessen gründlicher Ansknrirung das Moratorium bestimmt ist. TaS ist eine Ent wickelung des GoldakticnschwindelS, die jedenfalls dem Vater der ganzen Bewegung, .Herrn Barnato, ungeheuren Spaß machen wird. Dem früheren Clown sitzt der Schalk auch noch in seiner MillionärS- cigenschast im Racken. Er kann das Foppen nicht lassen nnd hat dem «ultan eine tüchtige Nase gedreht. Das ist der Humor von d«r Sache. Der Fall hat aber auch einen ernsten Hintergrund, indem er zeigt, wie wenig Zusammenhang die in der Finanzwelt wirksamen Kräfte mit den natürlichen Bestimmungsgründen der wirthschajt lichcn Entwickelung haben, wie lehr diese oft von jenen mißachtet, bedrängt, vergewaltigt werden. Das ist zivar eine Wahrheit, die in der neueren Zeit schon mehr als einmal durch die Ereignisse bestätigt und in Helles Licht gesetzt worden ist. Eines gleich ekla tanten Beweises dafür, wle um das türkische Moratorium bietet, dürfte man aber schwerlich so bald wieder habhaft werden, lieber all machen sich zwar vorerst noch schwache, aber doch stetige An zeichen einer wirthschaftlichcn Besser»iig bemerkbar. Insbesondere ziehen die Preise von Eisen und Kohle an. die für die ganze Marktlage vorbildlich zu fein pslyzen, nnd die Ausfuhr der großen Industriestaaten hat einen merklichen Schwung nach oben bekommen. Die Kurse aber, die doch eigentlich unter normalen Verhältnissen de» wirthjchastlichrn Barometerstand anzcigrn sollten, machen ihre de,anderen Kapriolen, zeigen statt auf ..beständig" ans ..Sturm", fegen nnt emcm eiskalten Baissewind dnrch sämmtlichc Börsenplätze und zaubern in Konstantinopel ein finanzielles Moratorium ohne wttthschasllichc Beweggründe auf die Bildslächc! Eine merkwürdige Gcfellschast, di'cscKnrfc: eigenwillig, launisch, ohne feste Prinzipien, bald himmelhoch jauchzend, bald znm Tode betrübt, grimmig, neckifch nnd kvboldartig. Wenn doch das wirlhschaftlichc Leben sich von stirer Herrschaft los machen könnte! Bisher ist leider noch kein Mittel entdeckt worden, nm diese modernen Mnthmassiiche Witterung: Meist heiter, mäßig kalt. Ein Dienstag, 5. November. Berlin. Ein hiesiges Blatt hatte berichtet: Mit Rückjnhi auf die starke Abnutzung der Zehnmarkstücke, die an .7Z>,"gg M;tt ini Jahre zu schätzen nsi. würden in der RcichSbank seit einige Zeit diese Münzen zurückbehalten, um sic allmählich ans dem Per tehr zu ziehen nnd durch Silber zu ersetzen. Wie die «Nat.-Zlg" erfahrt, ist diese Mitthcilnng unbegründet. ES macht sich ei» Mangel an Zehnmarkstücken bemerkbar und zwar auch sin die RcichSbank, ivdaß dicke Fürsorge getroffen hat, sich einen gcwis'cn Vorrats) an Zehnmarkstücken zu sichern. - .... Berlin. Ter nächste Etat soll mit einem Ucbcrschuß der Vlagcgeislcr fchachmatt zu setzen. L ie Paragraphen der»Matrikularbciträge über die Ucbcrweisnngen abfchlicßcn. die Tisie Borfenrefvrmacietze, die zum grohten -rheil noch nnge- rcnz aber nicht groß sein. — Im Rcichsamt des Innern begann heute Vormittag die Konferenz von Vertrauensmännern über di. Ichneben sind, sollen erst noch ihre Wirksamkeit als KnrS- Bazillenlodtcr praktisch erweisen. Und doch muß ein Mittel ge funden werden, das diesen Kopfvcrdrehcrn das Handwerk legt, wenn anders der Wohlstand der Völker je wieder zur dauernden Erhol ung kommen soll. Ist einmal ei» Plötzlicher Raubzng der Börse von statten gegangen, liegen die Trümmer der vernichteten Eristcnzen, die schweren wirthschaktlichen nnd moralischen Schädig ungen einer solchen Campagne offen vor Aller Augen da. dann sucht man überall nach Mitteln, um dem Unfug zu steuern. So soll sich jetzt, nachdem es zu spät ist. die franzvsiiche Regierung mit deni Plane einer entsprechenden Aendernng der Bvrsengesetzgebnng trage», die eine Eindämmung der Spielwntb ermöglichen würde. Auch in Rußland ist in der letzten Zeit ein derartiges Spielsiebcr ausgetreten, daß die Negierung ebenfalls mit Maßregeln znr Unterdrückung des Unfugs beschäftigt ist. Baron AlphonS v. Rothschild freilich macht sich wegen solcher «kleinen" Uebel- stände keine Kopfschmerzen. Ec hat den, Eingangs erwähnten Berichterstatter trocken erklärt, man habe „einfach" znvicl speknlirt, nicht allein in Paris, sondern an den »leisten Märkten. Tie einzige Ursache der gegenwärtigen rückläufigen Bewegung liege in «börienrechnischcn" Momenten. Eine nette „Börsentechnil". die derartigen Unfug über einen ganzen Welltheil verbreitet! Sollte Herr v. Rothschild vielleicht deShajb der ganzen Angelegenheit so kühl gegknüberstehen. weil er nber> anpt nicht mehr an die Ankunft der Herrschaft des BörsenkapitaliSmnS glaubt? Wer weiß? Millionäre sind ja meist eigena-tige KSnze und Baron Alphons v- Rothschild nicht am wenigsten. Er bat im Jahre 189! die Drncktosten für eine anarchistische Broschüre bestritten, bei dem Anarchisten Tournadre seine Visitenkarte abgegeben nnd erst ganz kürzlich seiner Ueberzenqung Ausdruck verliehen, daß die Herrschaft des BörsenkapitalisinnS bei dem stetigen Fortschreitcn sozialistischer Ideen ans die Dauer nndcnkbar sei. Es iverdc eine Zeit kommen, da sich die heutigen Zinjenmillionäre schon bei einem Einkommen von lOff.MO Mark >ür reich halten würden. Baron AlplwnS scheint den Eintritt dieses Zeitpunktes für sehr nahe bevorstehend zu halten, nach dem jüngst verbreiteten Gerücht zu urtheiien, daß er ernstlich mit der Absicht umgehe, die Leitung seines Pariser Hanie-s in andere Hände zu legen. Wenn doch Herrn v. Rothschild seine Ahnungen nicht betrögen! TaS ist der lebhafte Wunsch des ganzer ehrlich schaffenden Theiles der menschlichen Gesellschaft, der seine wahrhaften Retter in solchen Stnatslenkern erblicken würde, die es verständen, dem Börsensviel ein Paroli z» biegen. Arnlschreib- »ird Feviisprecki-Brnchtc vorn 4. November. Berlin. Heute Nachmittag fand auf der Mopkc vor dem ffienen Palais rin Everzicren dcS Lebr-Iiisanterie-Batailloiis vor dem Kaiser und dem König von Portugal statt. AbendS 8 Uhr finde! im Reue» PalcriS Abcndlascl statt, »ach welcher der König von Portugal sich verabschiedet und die Weiterreise nach England antritt. Berlin Preußische Qrdcr, erhielte» nachgenanirtc sächsische Qssizrcie »nd zwar den Rothen Adlerorden 2. Klaffe mit dem Ster»: Generalleutnant Geiieralndffrtont des KiffrigSV, Drei lichte Sen Rothen Alderordcn 2. Klasse: Gcncralirrzt des Königs, Tr. Jacob!: den Rotlien Adlcrordcn 3. Klasse: Oberstleutnant und Flügeladsirdant Gras Vitzthum v. Eckstädt. Militär-Bevollmächtigter in Berlin, nnd Mcrior nnd Fügclcrdintgnt v. Larisch. — Ter «Neichsanzeiger" pnblizirt die Ernennung des bisherigen Gesandten irr München Frhrn. v. Thiklman» ziim Botschafter bei den Vereinigte» Staaten von Noldciinerila. — Tie von den Münchener Neuesten Nach richten gebrachten Mittheilirngen über Verhandlungen des preußischen StuatsnlinisteriumS. bclreffs der neuen Militärstmsprozeßordiiung, beruhen nach dem ..Rcichsanzeincr" ans Erfindung. Nach de», Münchener Blatte wären der Reichskanzler nnd iämmtlrche Minister, einschließlich des KriegSministers, für unbeschränkte Qeffcittlichkcit des MilitärgerichtS-VcrsnbrenS, der Kaiser sei aber gegen jede Aendernng. — Im Zusammenhänge mit der Neugestaltung des Bürgerlichen Rechtes ist eine Revision dcS HnndelSgcsctzbucheS in Aussicht genommen. Der zu diesem Zwecke im RcichSjustizamt cmsgcstellte Entwurf soll zunächst einer Begutachtung durch eine ans Rechtsverständigcn nnd Vertretern des Handels nnd der In dustrie gebildeten Kommission unterzogen werde», welche unter Mitwirkung von Vertretern der bethciligtc» Reffoits am 2l. dS. ihre Berathunge» im Neichsjnstizamt beginnt. Als Mitglieder der Kommission werden ans Sachsen berufen: Rcichsgcrichtsrath Tr. Bolze in Leipzig nnd Geh. Kommerzicnrath Georgi. Präsident der HandelSlammer zn Mola». Für die Berathunge» derjenigen Thciic des Entwurfs, durch welche besondere Interessen einzelner Bcrnfs- ständc berührt werden, insbesondere der Vorschriften über die Handelsgehilsen und die Handlungsagcntcn, ist eine Verstärkung der Kommission und Berufung von Vertretern der betreffenden Berusskreise Vorbehalten. — Zn dem vom «Vorwärts" veröffent lichten Favimile des bekannten Briefes Stöckers an Hammerstein bemerkt das «Volk": Daß der „Vorwärts" den Schluß bisher ver schwiegen hat, läßt daraus schließen, daß er eine Abschwächung des übrigen Briefes davon befürchtet. In der Tbat geht daraus hervor, daß Stöcker nicht die Person Bismarcks, sondern das Svstem getroffen wissen wollte. Hätte Stöcker, wie böswillige Ausleger des Briefes behaupten, damals den Kaiser gegen Bismarck persönlich einnehmen wollen, so hätte er sicher nicht das Schweigen als das beste Mittel empfohlen. — Herr v. Haneken. früher preußischer Offizier und seit einer langen Reihe von wahren m einflußreicher Stellung in chinesischem Dienst, befindet sich seit einiger Zeit hier. Wie verlautet hat er eine außerordentliche Mission und ist von seiner Regierung mit ausgedehnten Voll machten versehen. Wie die «Boffnche Ztg." erfährt, soll die chinesische Armee von Gnind aus neu oraaiilsirt werden und cS erscheint als eine Frage künesler Zeit, ob dies nach russischen,, französischem oberdeutschem Muster geschehen wird. — Bezüglich der Stichwahl ln Dortmund beschloß der Bund der Lnndwirlhe energisch für Möller elnzutreten. während die CeiftrnmSpartei ihren Mitgliedern Wahleifthnltiiiig empfiehlt. sormiltag . , Arbeitcrversichcrung. kkcber die Sitzungen erfahren wir: Ten Vorsitz führt Staatssekretär v. Bötticher, der in seiner Begrüßung hcrvorlwb, daß in der Presse wie im Publikum der Wunsch In» geworden sei, dos Arbeltcrversicheruiigsgescb zu vereinfachen. In der Distnssioil wurde zuerst die Frage der Verschmelzung der ein zelne» Bersicheriliigsartcn behandelt. Geh. Roth v. WondSlc ans dem Reichsamt des Inner» gab eine Darlegung der diel Arbeiter versichernngsgesetze. Daraus ging hervor, daß das Lclbstvcr- waltnngS- nnd das berilsSaenofsenschastlichc Prinzip sich sehr gm bewährt haben. Geh. Rath EaSpar gab eine klebersicht über die bisher erschienene Litteratuc über diese Frage. Der Präsident de-S ReichSvcrsichcrnngSamls Tr. Bvbickcr hob hervor, daß die Berufs- aenoffenschaften in der Selbstverwaltung die Probe bestanden hätten. An der Krankenversicherung sei nicht viel auszuictzen, schlimmer stelle es mil vcm AltcrS- und Jnvaliditätsgcsetze: das Marlenklcben sei unhaltbar, die Gefahr der Uebertretung liege all- zunahc. Tic BerusSgcnossenschaften konnten einen großen Thcil der "Alters- und Invaliditäts-Versicherung übernehmen. Weiter sprach Redner über die Rciftenversichecnng, Anglicdcrung der Krankenversicherung. Beseitigung der Marken, Abrechnung unter den "Anstalten n. l. w. Handelsminister v. Berlepsch sprach im Interesse der Preußischen Regierung und hob hervor, daß an den BemsSgenoffenfchaften nichts auSzu ctzcn sei. dagegen herrsche über das Klebegesrtz allgemeine Unzufriedenheit. Berlin. Im Neichstagsgebäude trat heute Vormittag der, Ausschuß des Bundes der Lanbwirthe zur Vorberathung des An-j trcigs Kanin über das Gctreideeinsuhr-Monovol zusammen. Tie Debatte knüpfte an den Bericht Tr. Ruhland's an. Bekanntlich, ist der ursprüngliche Antrag Kanitz vom Bund der Landwirthc nmgestaltct nnd in dieler Form in der vorigen Reichdtagssitzung eingebracht worden. — Die Nachricht über die Vermittlerrolle! Deutschlands im engliich-venczuelischen Konflikt ist grundlos : bis her ist ein derartiges Ersuchen an Deutschland nicht ergangen. Leipzi g. Das Reichsgericht verwarf die Revision im JuchS- nnchler Prozeß. Aachen. DaS deutsche Gastspiel der Indic begann in Köln mit einer Matinee vor vollem Hanse und bei warmer "Ausnahme.! Später folgte in Aachen die erste "Abendvorstellung unter gleichem Beifall. Morgen findet daS Gastwirt in Barmen. Mittwoch inj Leipzig statt. M ü nche n. Heute Mittag begann die Gerichtsverhandlung gegen den Papierwaaremcibrikantcii Lupp. den Kunsthändler Acker mann und den Kunsthändler Heincmann wegen Hehlerei nnd Urtnndensälfchnng. die im Zusammenhänge stehen mit dnn Bildcr- diebstahl bei Professor Lenbach. Tie Verhandlung gegen den gleichfalls angeklagtcn Kunsthändler David Heinemann mußlc wegen Erkrankung desselben ansgesetzt werden. Geladen sind 150 Zeuge» nnd ft', Sachverständige. Tic Verhandlung wird drei bis vier Tage beanspruchen. Heute Vormittag erfolgte die Ver nehmung Lapp's. der cmgcklagt ist, 18 Bilder Lenboch's zu ans fällig niedrigen Preisen gekauft nnd in fünf Fällen den NamenSzng Lenbach'S ans den Bildern gesäljcht zn haben. Er behauptet, dal; er die Bilder in gutem Glauben gekauft habe, und daß der Namcns- zng Lenbach'S ohne seinen Auftrag aus die Bilder gesetzt worden fei. Prag. Tie Altczechen beschlossen ein Manifest zu erlassen, in dem erklärt wird, daß sie keinen Kandidaten aufstellen, sondern der Gegenpartei völlig oas Feld räumen werden, damit dieselbe in der Lage sei, Männer der Arbeit ausznstellcn. '"Paris. Kammer. Ter Ministerpräsident Bourgeois ver liest eine ministerielle Erklärung, welche besagt, die Regierung werde über die durch die Tagesordnung Rouanet hervorgehnbenrn Thcftsgchen eine weitere Untersuchung eröffnen, sie werde die ge nchtlichen Unkersuchungsaktcn veröffentlichen und eine Vorlage einbringen. welche den Parlnmeiftsmitgliedern die Thcilnahme an Emissionssvndikaten bei Strafe des Verlustes de-S Mandats unter sagt. Tic Erklärung zählt die hauptsächlichst zn lösenden Fragen ans. nämlich das Budget, die progressive Erpfchastssteucr und die Ncsorm der Getränkestcuer. Tic Erklärung stell! auch eine Vo> läge betreffend die Einführung der Einkommensteuer in Aussicht. Tue in der Vorarbeit befindlichen Vorlage» betreffend die gegen leitige Versicherung der Arbeiter nnd die Altersversicherung wurde die Regierung beibehaltcn. Tic RegiernngSerltärung sagt seiner bezüglich des ökonomische» Regimes, die Regierung iverdc nur Maßregeln znm Schutze der Lanvwirthfchaft gegen gcwiffe inlei- naiionnle Spekulationen beantragen. Rach Verherrlichung der Armee und der MadagaSIar-Erveoitipn lagt die Ertlarung, das Land verlange eine nülrlichc Verwendung der HilsSaucllrn des Vaterlandes. Tic Regierung iverdc. dem cinmülhigcn Wnnichc des Volkes folgend, den von dem republikanischen Frankreich er worbcnen Bündnissen treu bleiben Tie Regierung bitte die außer halb der erklärten und heimlichen Feinde der Republik unv außer halb Derjenigen, welche einen Fortschritt aus dem Klassenkampic und aus Gcwaltthätigkeit erwarte» nnd welche das individuelle Eigeifthum nicht anerkennen, bestehende Majorität, sich um die Regierung zu tchaareu, eine Negierung, welche durchaus unpar teiisch in den Zwisten zwischen Kapital und Arbeit ist, welche Ruhe und Frieden ans der Straße ausrechtcrhalten wissen, ober unau> börlich für die Verbesserung des Looses der Kleinen und Schwachen vemüht sein wird. Tie Erklärung ersucht schließlich um das Ver trauen des Parlaments. (Beifall bei den Radikalen und Sozia listen Tic Reckfte nnd das Eentrnm blieben kalt, ausgenommen bei der Stelle über den Schutz der Landwirthichaft gegen fremde Spekulation. Der Senat nahm anfangs die Erklärung eisig aus. nur die Stellen über die Bündnisse nnd über die Revolutionäre nnd Sozialisten wurden beifällig ausgenommen.) Warschau. Im Onegasee verloren drei von einem Bugsir- damvfer gestellte Holzbarkcn in der Finsterniß das Fahrwasser, die Schiffe sichren jedoch weiter in der Hoffnung, bald den Leucht thurm zu erblicken. Plötzlich stießen alle drei Parken nebst den, Dampfer an das Fundament des Lenchtthurmeö, welcher nicht er- V- 7? < I
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