Delete Search...
Dresdner Journal : 24.03.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-03-24
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185903248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590324
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590324
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-03
- Tag1859-03-24
- Monat1859-03
- Jahr1859
- Titel
- Dresdner Journal : 24.03.1859
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
18Si» DresÄnn Ännml. »L Verantwortlicher Redakteur: I- G. Hartmann u. Vnsrroteimmuchmr auswSN«. l-rixrlq: s ». Nil-xns^«rr>r>«, Oowwis.ioott, «t,-- I>e,.-i><Io<!e : il. )lr»!>iii«! Aal»»»: sc LilUa: ktucbk., I Lriklle^: r>< !,!.«>,,>:! kriurLkurr ». n. I u> «'-» !>»> Ni><dUan>1!.; N»vnav«e: tzl»»i.rm.7»ir»'» Lu- t>'»u; LA»: An«,,.»- v. ru« >t«i» t,ou» «in»»»,; kr»A: b». L»m.io«'» llürbb«i»<Uu>i^. acraussldrr: Xöoigl ll«»» I)ra»äo«r ^loNINLlH, vresäsn, .»»rieiiitr»,,« Xr. 7. ^«rmnlUprrtft: r-.-i-«. U.A f,.r0^»-.° -'N.^- s «r.mt'-k»- 1 Ur. > -et-i-s >»»'». a 1. ' . 4: : ,,^ k .-asrralktzprsisr: svo tt».m 'MM IL.U.: 1 ritz», ckt« -ü»-iw: 2 nxr. Lrfchrt«, ^Ltkkel/ rnit^>i»nn>m« s«r 3»»»- »»« ' >»x»ä, Ntr ä«» f.Ig-oä,» 1»». „ DonnerMg, den 2L März I'« l I .. . -^t-, ...» Amtlicher Theil. Dretß»«, 16. März. S«. Majestät der König Hoden d«w Maj«r Reinsch, MilitLrtehrer bei ver Cadrtten» schul«, sowie dem Rittmeister Freiherrn v. Beschwitz, i» Garbe - Reiter - Regimente, die wegen überkommener Invalidität erbetene Entlassung mit dec gesetzlichen Pension und der Ertaubuiß, die Armee-Uniform tragen zu dürfen, aüirAnädigst zu bewilligen geruht. Nichtamtlicher Ttzeil. Usterftcht. rrkGvNPhischr Rachrichte». AeMmgsscha». (O«st«neichischt Atz. — Ost-Deutsche D*a. — Reu« Preußische Atg.) ISGsOfikfchichtt. Wien: Audienz de« persischen Ar endten Freiherr »an Werther. — Berslin: Ge- b»tt«ftst tzr» Prinz - Regenten. Der Ehegesrtzent- »*kf. -- Augöburg: Ein Eorrespondrnt in Pari« au«g»»tes«n. — Gotha: Bom Hofe. Die städtische Werwattung in Sondershausen aufgehoben. — Bre- »»»: Budget — Pari«: Die groß« Revue. Reue Broschüren. — Bern: Pfcrdeausfuhrzvll. Militar- conmnisfi», — Madrid: Feuersbrunst in Granada. — tsudon: Bom Hofe. — St. Petersburg: Budgot. Jounmlnntrrdrückung Postdiebstahl. — Belgrad: Strllvertretunq des Fürsten. — Jassy: 3«r Beretnigungsfragr. Französisch«« Grschrnk. Lr»«n,»ng«>, Lrrse-miGe» re. i« öffrvtU Dienste. Deessdnee Nachrichten. (Ausdkhnung d«r Landeslotterie Das nrue Suprrintendrnturgebäude Vroviazialvachrik^trn. (L«ipzig. Zwickau. Döbeln. Anna- hrrg. Thum.) Oestentl. Gerichttverhaadluogeu. (Dresden. Pirna) Wberficht über de» Stand der sächsischen Presse i» Jahre LASS. Einßesandtrt. Statistik «. Lolktwirthschaft. Inserate. Drgeükalrvber Börsenaachrichten. —_ - - I Nr M O» ästest »ü MM- -fi, s . Ltt-MPtzhsM NLYNlyttN. viarüt«, ». März, Nachts. I« der eben beendigten Sitzung der Unterhauses »urde die Debatte über die Reformbill fortgesetzt. Die Hauptredner »arrn Bulmer für und Herbert ge gen die RegieritUgSvorlagr. Zuletzt wurde die De batte vertagt. Da» Oberhaus hat die Bill, wonach eS einem Manne erlaubt seiu soll, eine Ehe mit seiner Schwägerin emzugeheu, verworfen. London, Mittwoch, 23. März. Die heutige „LintrS" glaubt, dasi Akchrn zum Versammlungs orte de- von Rußland vorgeschlagenen CongresseS werbe gewählt werden. (Bql. dagegen nachstehend unter Dresden) — „Morviug-Pvst" hält die Situation für uuveränbert gefährlich, da Oesterreich keinerlei Loncesfionen mache und der Antrag auf den Zu sammentritt eines GongreffeS nicht daS Resultat der Sendung Lord Gvwley'S, sondern ein bloser Vorschlag Rußlands fei. Dresden, 23. März. Ja Nachsteheudem geben wir auszugsweise einige Arußecungea drr neuesten Zeitungen über den projectirten Eoagceß zur Regulirung der italienischen Frage. Wa den Stand der Sache anlangt, so erfahren wir heute aus glaubwürdiger Quelle, daß dem russischen Vorschläge auf Zusammentritt eine« solchen CongresseS außer Frank- «ich jetzt auch England und Preußen einfach deigetreten sind, während di« offici«lle Erklärung Oesterreichs noch rückständig ist. Als Versammlungsort ist Genf vorge- schlagiu worden. Die „Orsterreichische Zeitung" sagt über die Cougreßfrage: DaS Proieck, wie es aus englischer Quelle gemeldet wird (die Meldung des „Moniteur" war in Wien noch unbekannt), zeige bereit-von einem zweifachen Fort schritt, daß es einmal nur die fünf Großmächte sind, die sich zu berathen hätten, und daß ferner Pari« nicht der Ort ihrer Berathungen wäre. Der Lärmpauke Sardiniens wäre damit einmal ein Dämpfer aufgesetzt, dann aber wäre die Gefahr verschwunden, daß die Pariser Conferen; sich zum europäischen Bundestage umgestaltcn, daß sie al« „Gängelband und Gartenscheere der Souvcräneläten Europa'-" dienen sollte. Solle aber eine solche Be- rathung der Großmächte statlfindrn, so müsse man vor Allem wissen, welchen Objecten sie gelten solle. Da« Ziel, welche« man vor Augen habe, müsse nicht blo« feststehen, eS müsse scharf gezeichnet s«in; es müsse alle» Vage und Ungewisse verbannt werden, man müsse genau wissen, wozu man da sei, und Diejenigen genau kennen, mit denen man da sei. Wenn dec Gegenstand, zu dessen Behandlung man sich zusammenfindet, nicht vorher ge nügend abgeklärt s«i, so laufe man nicht blo« Gefahr, ein unnützes, sondern auch ein schädliches Werk zu beginnen. „Eine Conferenz der Großmächte — heißt es sodann — muß durch Feststellung ihrer Ansichten den Frieden sichern, den Zwist beilegen, aber nicht die Lösung hinausschieben wollen. Das ist e«, wo gegen wir uns vor Allem sicher stellen müssen. Eine Kriegsbereitschaft ohne Krieg ist nur ein Krebsschaden der Finanzen und giebt nur dem weniger gut gerüsteten Kämpfer Zeil, sein« Vorbereitungen zu vollenden- In einen finan ziellen Krieg aber, wo man uns abschwächt und adlödtet ohne Ehre und Kampf, sollen und dürfen wir un« nicht einlassen. Eine solche Conferenz darf aber eben so wenig eine Falle sein, um ein glänzende« Schild für Denjenigen, von welchem der Lärm ausging, zu bilden; und noch viel weniger aber darf sie »die Bast- in Frage stellen wollen, worauf da- europäische Staat-recht ruht. Alle«, was die Verträge von 18lL und ihre Accessorien seststel- len, kann kein Gegenstand der Frage sein. Will man statt der Außendinge, die sich an diesen großen Bau lehnen, Bessere« hinstellen, so mag man darüber sprechen, aber erst, nachdem man die Umrisse scharf gezeichnet hat. Will man uns jedoch Etwa« bieten, was unsrer staatlichen Würde zuwiderläust, so müssen wir dem ohne weitere Frage den Rücken wenden. Wir sind nicht eit«l, noch empfindlich, aber an unserm Rechte al- souveräne und als Großmacht rütteln zu wollen, kann auch »tcht im. Entferntesten gedacht werden. Da darf man weder mäkeln, noch feilschen, abtrotzen aber lassen wir uns Nichts! Ob mit oder ohne Congreß, verbündet oder allein, unsre Ehre und unser Recht muß un- bleiben xusi a cki la tocca." Auch die „Ost-Deutsche Post" behandelt in ihrer neuesten Nummer dasselbe Thema. Der rasche Ent schluß Frankreichs, den (von Russland ausaegangrnen) Vorschlag zu einem Congresse zu acceptiren, liege in der Natur der Dinge. Frankreich habe auf einem solchen Congresse nichts zu verlieren; eS sei der aggressive Theil. Dem Kreise seiner eigenen Gewalt, seinen eigenen Sou- veränetätsrechten falle Niemandem ein, nahe zu treten; der Congreß könne ihm also im schlimmsten Falle keinen Nutzen, niemals aber einen Schaden dringen. „Gerade dieser Umstand aber — sagt die „Ost-Deutsche Post — ist eS, der Oesterreich bestimmen muss, reiflich mit sich zu Rathr zu gehen, ob eS den Vorschlag annehmen oder zurückweisen soll- Es muß sich die Frage vorlegen, ob der Congreß zu einem definitiven Abschluß des seit zwei Jahren von Frankreich immer neu aufgeregten Halbkrie ges führen wird, oder ob eS nicht seitens jener Macht ein schlaues Mittel ist, um Zeit zu gewinnen, die Ent schlossenheit Oesterreichs in Schach zu halten, die Ein helligkeit Deutschlands zu untergraben, durch eine ver längerte Kriegsbereitschaft die Kräfte zu ermüden und dann am gegebenen Tage durch eine bet den Haaren her- beigezogene Frage besser gerüstet, besser vorbereitet, als Herr der Situation ins Feld zu rücken, um den tief an gelegten und mit der Zähigkeit eine« ererbten Hasses ver folgten Plan mit aller Energie aufzunehmen." — Solle der Congreß nicht ein leeres diplomatisches Intermezzo sein, solle er nicht zum großen Schaden Oesterreich-, Deutschlands und Englands nur eine Verlängerung der europäischen Ungewissheit und Aufregung sein, trauten sich dir vermittelnden Mächte wirklich die schöpferische Kraft zu, einen Mittelweg zu ersinnen, der Europa von Neuem einige Jahre des Friedens zusichrrn kann, dann müßten si, sich zuerst Dessen versichern, was Frankreich dem Congresse zu bieten habe, der Garantien, die c< selbst für die Aufrechterkalkung des Frieden« biete, der wahr lich nicht von Seiten Oesterreichs bedroht worden sei. „Wir wollen — heißt es in dem Artikel sodann weiter — hier nur ein Beispiel hervorheben. Es ist so viel von den Verträgen die Rede gewesen, welche Oesterreich mit Toscana, Modena u. s. w. Hal. Es scheint, daß der Congreß den Zweck haben soll, diese Verträge zu „prüfen", oder, um mit dem „Moniteur" zu sprechen, dieFrage zu studi- ren. Aber bevor man Oesterreich die Zumuthung machen kann, seine Verträge einer europäischen Prüfung vorzu legen, muß man sicherlich die Zusicherung haben, daß Frankreich seinen Vertrag mit Piemont, den der „Mo niteur" jüngsten« selbst eingestand, gleichfalls dem Con- g«ß unterbreitet und so wie die geheimen Artikel der österreichischen Verträge, die übrigens längst kein Geheim- niß mehr sind, sicherlich dem Congreß nicht vorenthalken würden, so müßte auch Frankreich den geheimen Artikel seine« Vertrages mit Piemont, über welchen bisher nur einige indiScrete Streiflichter hinflogen, dem Congreß zur Prüfung vorlegen. DaS Verhältnis Frankreichs zu Pie mont ist für dir Dauer eines wirklichen Friedens eine viel größere Lebensfrage, als das ohnehin notorische und Niemand bedrohende Verhältniß Oesterreichs zu den Staaten seiner Sccundo- u. Terliogenitur. Nun denn, können die vermittelnden Mächte dafür einstehen, daß da« eingegangene Bündniß zwischen dem französischen und dem sardinischen Hofe in seiner ganzen Ausdehnung ihrer Prüfung vorgelegt werden wird? Und können sie ohne eine solche approfondirte Kenntniß der Thatsachen hoffen, „die Ruhe Europas permanent herzustellen", wie die „Times" sich optimistisch auSbrückl? . . . Wir haben nur die eine Frage herauSgeholt, noch viele andere nicht minder wichtige schließen sich ihr an. Wir begreifen, daß Oesterreich sie prüft, bevor es seinen Entschluß faßt, den Congreß anzunehmen oder abzulehnen. Aber wie auch die Entscheidung fallen möge, immer wird Oestrrrrich die beste Garantie in dem ungeschwächten Zusammenhalt seiner Kraft, in dem Vertrauen auf seine gerechte Sache und in dem entschiedenen Festhalten an d«m Grundsätze si«»«»: besser «in gesunder Krieg, drr den Leist «rhedt, al« rin siecher Friede, der die Kräfte aufzehrt. Die „Neue Preußische Zeitung" begleitet die gestrige Meldung des „Moniteur" von dem Vorschläge zu einem Congresse mit folgenden Bemerkungen: „Daß Sardinien nicht dazu' eingeladcn wird, ist sehr zu billigen; dir Großmachtsucht d,S Grafen Cavour würde nur noch gesteigert. Oesterreich wird natürlich den Congreß nur beschicken wollen, wenn ihm nicht von vorn herein eine unannehmbare Basis zugemuthet wird; doch ist schon die Ausschließung Piemonts eine Genugthuung für das Wiener Cabinet. Mögen auf dem Congresse namentlich die zunächst unbetheiligten Mächte Preußen, England und Rußland fest Zusammenhalten zur Aufrechthallung des Friedens und der Verträge." Tagesgeschichte. LLren, 22. März. (W. Z.) Se. Excellenz der in außerordentlicher Mission hier angekommene persische Ge sandte, David Khan, hatte die Ehre, am 17. d. M. von Sr- k. k. apostolischen Majestät in besonderer Audienz empfangen zu werden und bei diesem Anlasse nachstehende Ansprache an Allerköchstdiesclbcn zu richten: ,,Ew. k. k. Majestät! Sc. Maj. der Schahin-Schah von Persien, mein erlauchter Gebieter, hat mich beauftragt, Ew. k. k- apostolischen Majestät zu dem glücklichen Sreiguiß der Geburt Ihres erlauchten Thronerben zu gratuliren, er wünscht sehnlichst, daß es der Vorsehung gefallen möge, Ihr Glück unveränderlich zu erhalten, Sc. Majestät hat mit lebhafter Freude die Be gründung von Frcundschaftsbcziehungen zwischen Persien und Oesterreich durch den Abschluß eines Handels- und Schifffahrts vertrags auf solider Basis gesehen; es unterliegt keinem Zweifel, daß hierdurch die freundschaftlichen Bande, welche ehemals die Aus dem Wanderbuche eines österreichischen Lirtnosen. Von Michael K«»s«r.*) (Fortsetzung aut Rr. 68.) Ich setzte meine Wanderung durch die Straßen Mel« bmerne's fort. Elegante Equipagen mit geputzten Damen winden sich schlangenartig überall hindurch, daS Gedränge »«awehrend, und ich al« bescheidener Fußgänger mußte, um nicht gequetscht an» gestoßen zu werden, mich so dicht als möglich an d«r S«ite der Läden halten. Bald kam ich auf d«« Platz» „William Pitt" an, der sehr groß und von impo- sauten Grtäuden umgeben ist. Die Häuser find nach eng. llschrr Art nur für du Bedürfnisse einer Familie eingerichtet, tz«b«i doch hell und hoch, jede Thür mit glänzendem Messing beschlage», jede Treppe mit bronzirten Eisengeländern um gebe« und unter den Fenster» fiehr man, sehr reizend um. gittert, Blumeagärtche». Hier ist da« Forum der weiblichen Welt, hier liegen die Tempel der Eitelkeit. Bon allen Seiten glänz«« prächtig«, mit alle« Lurus ausgestaltrte Kaufmanns- Iäd«n, englisch« und indisch« Stoff« hängen in großen aufgr- rollim Säcke» vor Thüren und Fenstern, kostbare chinesische Shamt« reichen unter allerlei Lrrschllngungen bi« zum Hstastr, tz«r»b, «>d was dir große Welt nur braucht, um zu glänze», findet sich hier in so reichem Maß«, daß auch eine Fürstin »ätzten könnt«. , Ermüdet von «eine» Wandenruge», hatte ich vtzt einem Eitzpavillvn Platz genommen, der vor dem Laden eines Zuckerbäckers lag, und ergötzte mich au dem versammelten bnnm» Semtsch der vMschiedenen Trachten, Einen und Spnache«. Smimische Englündrr, mit »er ewigen Langeweile . *) An« dessen gleichnamigem Werke, keipzlg, F. t. Herbig. im Gesichte, fitzen hier, den HalS steif zwischen hohe Vater mörder gebannt und gähnend die langen Beine vvn sich ge- streckt, neben den faden LadieS, die, ohne ein Wort zu reden, große Flaschen Zuckerwafser auStrinkcn. Dort, von galanten Stutzern umschwärmt, wirft eine gefallsüchtige Französin ihre Netz« au«. Die großen lebhaften Augen debuliren in der Koketterie um den Beifall der Umstehenden, und der kleine verführerische Mund plaudert in einer Viertelstunde mehr, al» jene steife Lady, die dort vom Nachbartische boshafte Blicke herwirft, den ganzen Tag. Nicht weit davon, um einen großen, mit Gold vollgehäuf- ten Tische bringen dir Börsenmäkler unter wildem- Geschrei ihre Geschäfte in Ordnung. Hier wirrer die neu ange- kommenen Matrosen, die mit Erstaunen und lechzenden Blicken die Spiegel und daS Porzellangeschirr betrachten, und von das drollige Lächeln der Chinesen, die zum ersten Male Gefrorne» essen. Ein dürftig gekleidetes Weib wankt vorbei und sammelt Almosen ; sie bettelt für einen Säugling, den fie, in Lumpen gehüllt, mütterlich gegen Wind und Sonne schützt. Auf ihren eingefallenen bleichen Wangen stand die Noch deutlich genug geschrieben, um auch die Hartherzigkeit za erweichen; aber nur selten geschah es, daß einer der vielen Gäft«, dir plaudernd und lachend da» süße Li- hinab- schlürfte», dn» armen Weibe eine Kupfermünze zuwarf. Da rollte «ine glänzende Kutsche vor. Ein Mohr öffnete den Schlag «ad eia» von Seide und Spitzen umrauschte Dame stieg aas de« Wagen. Di« Bettlerin, die jetzt wie eine Furie drrvorspranz, «ilte ihr mir drohenden Geberden nach und schickte drr reichgrputzten Fremden, die beschämt und verwirrt sich in einen der Patzladen flüchtete, eine Fluth der gemeinsten Schmähungen nach. A»sam«„lauf, neugierige« Geschrei: nag ko» »vckaceck «;> otzitet" (die Abscheuliche hat mein Mäpchs» verführt) ruf das Srib mit »on Wuih erstickter Stimme, und sucht, die Fremde verfolgend, in den Laden ein- zudringen, tiS die Colonialwache erscheint und dein Tumulte rin Ende macht. So war ich stundenlang hcrumgewandcrt und Halle auf allen Straßen daS regste Lebe» gefunden. Die Sonne neigte sich zum Untergänge, als ich ermüdet ins Hotel zurückkehrle, um den Tenor zu erwarten, der inveß bei allen Journalisten, Thealcrdircctorcn, Mustkgcsellschafien cinsprach, um die Con- certgeschäfie zu besorgen, die hier viele Schwierigkeiten machen. Denn ein ganzes Heer von Sängerinnen, Vir- luost», Equilibristen, Tänzerinnen und andern solchen Paradiesvögeln, die Alle zugleich Früchte von den Bäumen schütteln wollten, halten sämnuliche Concertlocalitäten theils besetzt und vorgemerkt, «Heils Wochen lang hinaus ver- miethet. Der Tenor ließ vergeben» auf sich warten ; und da ich noch da» Opernhau» besuchen wollte, um einen französischen Violinspieler zu hören, so machte ich mich auf den Weg. Aber zu meinem Erstaunen fand ich die Thür von außen verschiossen. Ich zog die Schelle, e» zeigte sich Niemand; ich klopfte noch heftiger, vergeben». Endlich nach halb- stündigem Warten stürzte der Lohndiener ganz außer Athem in» Zimmer. „Erschrecken Sie nicht, Master," sprach er mit ängstlicher Stimme, e» hat gar Richt» zu bedeuten, auch find schon alle Anstalten getroffen, bi» morgen ist Alle» gut, aber verlassen Eie ja nur heute Ihr Zimmer nicht." —„Ma hal Nicht» zu bedeuten, worüber soll ich nicht erschrecken und warum soll ich mein Zimmer nicht verlassen?" fragte ich überrascht und bestürzt. — „Ihr Nachbar im Nebenzimmer, ein reicher Engländer," flüsterte der Lohndiener, „ward heute Morgen plötzlich vom Schlage befallen, und jetzt rennt rr wir vom Teufel brseffen, mit Pistolen bewaffnet, durch den Gang und droht den erste» Besten, der ihm in den Wurf beiden Reiche vereinigten, immer mehr werben befestigt werden Wollen Sw. Maj. mir gnädigst ertauben, Ihnen das «igeahän dize Schreibe» meines erlauchten Souveräns zu überreichen. - Se. Maj. der Schah hat mich gleichzeitig beauftragt, Sw. k. k. Maj. dir mit Diamanten besetzte Dekoration seines Porträt» erster klaffe am blauen Bande zu überreichen; er ersucht Sw. Maj., es alt Unterpfand aufrichtiger und unveränderlicher ssremid schäft zwischen den beiden großen Souveränen tragen zu wolle». — Sw. Maj-, ich finde keine Wort«, um auszudrücken, wie scbr mich die Shrr beglückt. Sw. Maj. die Gesinnungen Sr. Ma;, de« Schah« auSsprechen zu känncn. — Ich wage cs, Sw. k. k. Maj. dcmüthigst zu bitten, Ihr hohe« Wohlwollen auch auf mich während meines Aufenthalts in dieser Stadt autdehnm zu wollen." Se. k. k. apostolisch« Maj. geruhte», sich in schmeichel haften Worten über die Gesinnungen Sc. Maj. des Schahs zu äußern und Allechöchstihren Dank für die U«ber- sendung des Porträts, sowie Ihre Befriedigung über die Wahl drr Person des Gesandten auSzusprechen. — Se. Excellenz drr Herr Gesandte hakte sodann die Ehre, Ihrer Maj. der Kaiserin vorgestellt zu werden. — (W. Bl.) Der preußische Gesandte, Freiherr v. Werther ist vorgestern Abend von Berlin hier an gekommen und wurde im Nordbalmhofe von dem Gca frn v. Flemming erwartet. Gestern Vormittag hatte derselbe die erste Besprechung mit dem Herrn Minister des Aeußern und wird noch in dieser Woche seine Be glaubigungSschrribrn in einer Audienz Sr. Maj. dem Kaiser überreichen Graf v. Flemming drgiebt sich in einigen Tagen nach Berlin und von dort auf seinen neuen Posten nach Darmstadt. ü Berlin, 22. März. Das heutige GeburtS- fest Sr. königl. Hoheit des Prinz-Regenten, welches zum ersten Male einen officiellen Charakter tragt, hat der Residenz einen festlichen Glanz verliehen. Fahnen und Flaggen in den preußischen und englischen und (zum ersten Malt- auch in den sachsen - weimarischen Farben schmückten viele Häuser, an denen mehrfach auch An stalten zur Illumination bemerklich sind. Sr. k. Hoheit dem Prinz - Regenten wurde in den frühesten Morgen stunden eine Musik von den Spielleulen des 2. Garde- Regiments gebracht; sodann nahm der Prinz die Glück wünsche seiner erlauchten Familie entgegen, welche durch die Anwesenheit Ihrer k. Hoheiten des Gcvßherzogs und dec Großherzogin von Baden vollzählig um den Prinzen vereinigt war. Später erschienen (mit Ausnahme des erkrankten Prinzen Friedrich) sämmtliche zur Zeit hier anwesende Mitglieder des Königshauses, dir fremden fürstlich«» Herrschaften, die Minister, die Gesandten, die Generalität, L>eputationen beider Landtag-Häuser u^> die hiesigen Communalbehörden zur Gralulationscour. Mit tags fand bei Sr. k Hoheit dem Prinzen Friedrich Wil helm Familientafcl statt, welcher auch Ihre Hoheiten die Herzoge von Sachsen-Altenburg und Sachsen-Meiningen beiwohnten. Gleichzeitig halten die Minister ihren Ressort beamten Festmahle gegeben, wahrend das diplomatische Corp« von dem Minister des Auswärtigen bewirthet wurde ; ebenso waren die Landtagsmitglieder, die Communalbe Hörden, die OffiziercorpS der verschiedenen Regimenter zu Festmahlzeiten vereinigt. Abends finden in den Theatern FestvorstcUungen statt, jedoch ohne Prolog. Diese Ovation, so wie die gottesdienstliche Feier, wie sie am Geburtsfeste des Königs staltfindrt, unterblieb auf besondern Wunsch des Prinzen. — Der Bericht über den Ehegesetz- Entwurf ist in Bälde zu erwarten. Die Commission hat eine präcisere Fassung der ersten beiden Paragraphen beschlossen, wonach diese also lauten: 1. Die Priester liehe Trauung durch den Geistlichen einer der Kirchen gemeinschaften, welcher zur Führung eine- mit öffent lichem Glauben versehenen Kirchenbuches berechtigt ist, begründet die bürgerliche RechlSgiltigkeit einer Ehe." „ß. 2. Außerdem kann die bürgerliche RechlSgiltigkeit einer Ehe nur durch eine Erklärung vor dem Richter be gründet werden, nach näherer Bestimmung des folgenden Abschnitts." (Folgen die bekannten Formeln für die Eingehung einer Civilehe.) Ferner hat die Commission empfohlen, von den Schcidungsgründcn „Zanksucht und Unverträglichkeit", welche bis zur Lebensgefahr gesteigert werden, nicht aufzuhcben, sondern unter die relativen, d. h. dem Ermessen des Richter- anheimgestellten Gründe zu setzen. In dieser Form dürfte der Entwurf von dem kommt, zu erschießen." Mit diesen Worten eilte der Diener fort. Nachdem ich die Thür verschlossen und alle Eingänge mit sämmtlichen Zimmergeräthschaften hermetisch verrammelt hatte, fing ich an, die Geschichte von der romantischen Seite zu betrachten. Der verrückte Fremde, der im Nebenzimmer wie ein Pferd auf- und abtrabte, accompagnirte meine „Phan tasie" und schmetterte sämmtliche Flaschen, Gläser und Taffen mitMachtgegen meineThür, dann fluchte, lachte und lärmte er bi» gegen Mitternacht. Da wurde e» ruhiger. Angekleidet wie ich war, warf ich mich auf mein Lager und schlief sanfter, als man in dergleichen Vrrhäliniffen zu thun pflegt. Doch gegen Morgen weckte mich der grelle Knall einer Pistole, ich sprang erschrocken auf, da» ganze Hotel eilte herbei, — der Fremde hatte sich eine Kugel mitten durch da» Herz geschossen. Die Behörden forschten nach dem mysteriösen Fremden und enthüllten dadurch ein noch gräßlichere» Ereigniß. Der Fremde, rin Engländer au» Kalkutta, landete jüngst mit einer hübschen, jungen Dame in Melbourne und nahm in einem der schönsten Hotel» seine Wohnung, die rr jedoch gleich fol- genden Tage» ohne die Dame verließ. Die Wohnung blieb versperrt, man ward argwöhnisch, öffnete und fand die junge Lady, von Dolchstichen durchbohrt, todt in ihrem Bett. Achn- liche Fälle ereignen sich hier sehr häufig, aber sie bleiben fast unbeachtet oder verschwinden al» einzelne Wellen in diesem, von ewigen Winden bewegten, tosenden Meere der Tages ereignisse. Denn auf keinem Theile der Erde finden ver wegene Abenteurer ein günstigere» Terrain, auf dem sie da» Roß verworfener Begierden und wilder Leidrnschaften so un gehindert tummeln könnten, al» eben hier, wo noch außerdem der Golrdämon, die Habsucht und dir Verführung dfk Spiel bänke zu Verbrechen furchtbarster Art sühryn, denen kein Ge setz noch starL genug ist. - > «I ", (Fortsetzung solgt^ '' -
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview