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Dresdner Nachrichten : 22.03.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-03-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189503229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18950322
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18950322
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1895
- Monat1895-03
- Tag1895-03-22
- Monat1895-03
- Jahr1895
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 22.03.1895
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"*2 <l>. «-!'» ,s»nIV»«»»»»»U« »». 11. 40. Jahrgang. 1 Lil«k« s S»Lr»S»HV«tn, 3^ Lll», kkl»«»»r -»»-»»» (l «» -- t —«». k«In Urd,I««lU,I. n««tt IS H»ktlk«u«, ko»« I»«,« UIN» l» 1«t>,u LUr!- »»dr.»r«l »»««>, mtimr "L. »III« k»I««r mklmlrl»» U«rr« t«»I«i »«»rkvlrk,»«,» kkrükr- -r «i»»,i« n—»»> »» s.» »s i^<» i» «m »»«,»,»,«. Dresden, 1895. r Voll! nmmv»8t«r. »sldst- « IkiitiL«!', »oei»ii8M'«ar K Nrc>8p«:t« gratis ccack kram». 7.^,1»«» im Osbranet». Lart » «to-ti»«», Hrs-niea--!., IL. lr. 27. Ik»rw>pr»cl>»«' II, Xr. 2110.» VW" 6«-rüllä«t 1867. 'M0 kvttksövi'ii aaä Vau»«», MoiUrt« Inlsw io Mor kroiiiUiM smpttetüt Lvseial-SeseLM von 7uUus välutt ._ . ^ E-^- - »-es 9. ^ieilenkütir, IZr««!«»» IO. kMWM tMIIllU von 8«tck«l L diauwiroo'i» s-- 1895" ^r»I»nrit«1«ri». 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Napoleon ge rettet, aber im Innern der Volksseele gährte die unbefriedigte Sehnsucht nach etwas Neuem rastlos fort. Aufmerksame Beobachter der französischen Verhältnisse sagten schon damals ans allerlei kleinen psychologischen Zügen die Werthlosigkeit des Plebiszit» al» eineS Maßstabes für die Stabilität der kaiserlichen Regierung Voraus. Das »Vivo l'ompc-rour" hatte seine alte Zauberkraft ein gebüßt. Die Menge rief e» zwar noch, aber eS klang matt und träumerisch, als wenn die Rufer sich während des Rufe» aus eine andere Formel besännen, die ihnen besser zu behagen vermöchte. DaS Spielzeug des zweiten Kaiserreiches war den Franzosen lang weilig geworden Alle Welt gähnte und sehnte sich nach einer prickelnden Abwechselung. Der republikanische Gedanke lebte un ausgesprochen in den Herzen des weitaus größten Thcils derselben Millionen, die sich eben erst zu Gunsten des Kaiserreiches in einer imposanten Volksabstimmung erklärt hatten. Heute ist es um gekehrt. Die Mvrgenröthe der bürgerlichen Republik hat sich nicht zum vollen Tageslichte entfaltet. In die falbe Dämmerung, in die sich der republikanische Horizont gehüllt hat. wittert der Dunst des CäsarismuS hinüber. Der gespenstische Galopp eines Pferdes ist bereit« von den feinen Ohren des Herrn Dupuy vernommen worden, nur die Züge des Reiters sind noch nicht zu erkennen. M« wird es sei, ' Wird eS überhaupt einer sein oder wird die Erscheinung reiterloS al« geschichtliche Warnung vor dem Auge der Nation vorüberziehen 7 Vergebliche Mühe, darum das Orakel zu befragen! Frankreichs Entwickelung spottet jeder Vorhersagung. Wenn einmal ein Prophet Recht behält, so ist es bloS durch Zu fall. Man kann daher, durch frühere Erfahrungen gewitzigt, noch keineswegs mit rechnungsmäßiger Bestimmtheit das cäsaristische Ende der jetzigen EntwtckelungSperiode Voraussagen. Daß dieses Ende aber nach den allgemeine» Gesetzen der Völkerpsychologie einen sehr hohen Grad von Wahrscheinlichkeit für sich hat, ist ebenso wenig zu bezweifeln. Aus jeden Fall steht die nächste Zukunst der inneren Politik in Frankreich unter dem Zeichen der Unberechen barkett und dieser Umstand bezeichnet trotz des allgemeinen Ruhe- bedürfnisse« die Achillesferse der intemationalen Lage. Es ist also begreiflich, daß die innere Entwickelung der fran zösijchen Republik in der hohen Politik mit besonderer Aufmerk samkeit verfolgt wird. Aeußerlich hat die Republik durch die Wahl ihres Präsidenten Felix Jaure das Feld behauptet, ebenso wie das zweite Kaiserreich nach dem Plebiszit. Herr Faure entwickelt ganz ungeahnte Rcgierungstalente und versteht es, sich in ungezwungener Weise populär zu machen. Er müßte aber ein geradezu au»- erwählter Geist sein, wenn er die in einer 7jährigen Amtszeit schier unlösbare Aufgabe, die Republik wieder mit einem Volks thümlichen Zauber zu umgeben, mit Erfolg zu Ende führen sollte. Dazu würde mehr gehören als die Kraft eines einzelnen Mannes. Es bedürfte der hingebenden Mitarbeit der herrschenden bürgerlichen Schichten, der Entfaltung echter republikanischer Bürgcrtugenden aus Seiten der Regierenden. Die jetzige KorruptionSwirthschaft ist dem Lande zum Ekel geworden. Als die für die Expedition nach Madagaskar bestimmten Tmppen durch die Straßen der Hauptstadt nach dem Bahnhöfe marschirten, erhob sich aus der begleitenden Menge nur der Ruf: »Vivo la braue«!" Nicht eine Stimme rief: »Vivo I» LtpudUgu« I" DaS ist bisher nirgends be achtet Wochen und doch verdient es als einer jener kleinen Züge hervorgehoben zu werden, die auch dem zweiten Kaiserreiche trotz aller Mache ein hippokratische« Aussehen verliehen. Dabei hätte sich die Republik fest in die Herzen des Volkes einwurzeln können, wenn sie KehiauS gemacht hätte mit allen den verrotteten Neber- lieferungen, die sie in der Erbschaftsmasse des zweiten Kaiserreichs vorfand. Reformen an Haupt und Gliedern war die republikanische Losung, die allein zur inneren und äußeren Wohlfahrt des Landes führen konnte. Statt dessen zogen die republikanischen Machthaber es vor. den Bock zum Gärtner zu setzen, indem sie das »Bereichert Euch. Franzosen!" der OrlsanS unter Gutzot mit dem „Genießet !" » Iit Metternich d«S zweiten Empire verbanden und die staatliche Autorität der schrankenlosen Ausbeutung zu unlauteren persönlichen Zwecken ihrer Inhaber Preisgaben. Darüber blieben alle Reformen auf der Streck« liegen. Die finanzielle, die wirthschaftliche. die soziale, di« politisch« Reform, sie wurden zwar mit Aplomb ver sprochen. aber eS geschah so gut wie nicht», um sie praktisch durch- zuführen. Die kurzlebigen Kabinette, hinter denen heißhungrig immer schon dir nächsten Krippenbeißer zu warten pflegen, haben E« kommt nicht« : Steuer- ja auch gar keine Zeit zu grundlegender Arbeit. ES kommt zu Stande. Die vor allen anderen Reformen nothwendiar 4 reform scheitert an dem engherzigen Widerstande der besitzenden Klassen. Auf wirthschastlichem Gebiete weiß man nicht recht, ob Freihandel oder Schutzzoll ersprießlicher sei Neuerdings scheint dir erstere Richtung wieder dir Oberhand zu gewinnen. Gegen die Korruption wird ein Scheinkampf geführt durch Abichlachtung einiger untergeordneter Gundenböcke. Bei alledem breitet der revolutionäre Sozialismus sich zusehends au« und geberdet sich als der Herr der Lage. Die Regierung ist der revolutionären Beweg ung gegenüber fast machtlos und läßt e« sogar ruhig geschehen, daß sozialistische Friedensbrecher in Kirchen eindringen und wahrend des Gottesdienste» Lärmscrnen ansiühren und Gewaltthätigkelten ver üben. Beschwerden helfen nichts. ES heißt dann einfach mit einem Achselzucken: »Di« Priester müssen nicht» predigen, wa« den Sozialisten und Atheisten nicht gefällt." Am liebsten sähe man freilich, wenn die Priester die Kanzel überhaupt nicht mehr bestiegen. Die Negierun^wngt es nicht, gegenüber den sozialistischen Ai znzugreifen, we gegenüber den sozialistischen Aus- leil sie sich der eigenen Schuld br- nalcharakier des Volkes kennt, den Fnixi'iiiiuiixxti'. 14», FttFvuilkki' Ü6M vtlsmulixon Vivtoriu-stlotol. Freitag. 22. März. der Industrie . eruu schreltuuge» fest zuzugi . . wukt ist und weil sic den Nationalcharakier Thier« nach dem Staatsstreich vom 2. Dezember 1851 folgender maßen gekennzeichnet hat: »Glauben Sie. daß das unruhigste, eitelste, ehrgeizigste, tollkühnste und gewissenloseste Volk, das die Welt je fürchtete ober anstauute, sich damit begnügen wird, wie eine russische Schildwache dazustehe» niit geschultertem Gewehr, in Schweigen und Dunkel, unter dem Verbot sich zu röhren oder zu oder zu hören oder zu sehen 7 Und daS nach MOiährigrr , die uns verbietet, unsere Leiden- öefriedigen, muß ihnen Spielraum im Thier» noch hinzugefügt: „oder des sprechen Aufregui lifregung? ^ie Regierung schäften auf der Tribüne zu Felde geben." Heute hätte Bürgerkrieges gewärtig sein " Eine gewaltige moralische Energie müßte diejenige republi kanische Regierung besitzen, die jetzt noch im Stande sein sollte, zwischen den gegen einander brandenden Finthen des EäsartSmus und der sozialen Revolution einen Damm aufzurichten, aus dem die Trikolore der Republik sich sicher entfalten und die besten Bürger des Landes zu gedeihlicher Refvrmnrbeit um sich schaaren kann. Wenn aber frühere Mitglieder der Regierung sich zu einer Weisheit bekennen wie der folgenden: „Tie Erpressung sei eine ozinle Nothwendigkeit, da sie viele geiellschnftlichen Unsauberkrlten lestrafe, die dem gesetzlichen Strafrecht entgehen" oder „Zur Ent- altung des wirthschasllichen Lebens durch große Unternehmungen ei ein gewisser Grad von Korruption nothwendig. der nun einmal in der menschlichen Natur liege und sich daher vom Menscheuwcrk nicht ohne Schaden sli trennen lasse", so beweist das eine bedenk liche Reise der herrschenden republikanischen Gesellschaft für die brutale Faust eines Eäsarennnholdes. Feruschreib- «ud Kerns-rech-Bertchte vom 21. März. -—Dresden. In der heute Abend stattgefundenen Stadt- verordnetensitzung wurde die durch die Wahl des Herrn Sladtrath Leupold zum 3. Bürgermeister erledigte 4. besoldete Stadtrathsstclle durch Herrn Stadtrath Hctschcl besetzt, die In haber der 5. bis 9. Stadtralhsstelle in die je nächsthöhere Stelle berufen und in die auf diese Weise frciwerdende letzte Stadt- rathsstelleHerrRechtsanwaltDr. Faul mit 56 von 61 Stimmen ncugewählt. Berlin. Der Kais« hat heute die Verhandlungen des Staatsrati " - mit svf tägiger angestrengter Berathung st Ihr« Verhandlungen gelangt. Wenn auch das Ergebniß derselben hochgespannte Erwartunyen vielleicht nicht überall befriedigen mag, so ist es doch für die Aufgabe Meiner Regierung, alle wirk samen Mittel anzuwenden, um der Nothlaae der Landwirthschast Hilfe zu bringen, von hoher Bedeutung, daß aus diesem Gebiete durch Ihre Verhandlungen die Grenzen des Erreichbaren klar er kennbar geworden sind. Die erschöpfende Erörterung der allseitig anerkannten Nothlage der Landwirthschast, ihr« Ursachen, ihres Umfanges und ihrer Folgen, ^owie die sorgfältige Prüfung aller Mittel, welche bisher in der ^essentlichkeit oder un Verlaus Ihrer Berathungen für die Abhilfe in rirage gekommen sind, bilden eine werthvolle Unterlage für die weiteren Entschließungen Meiner Reaieruna. Die Sachkunde nnd die praktischen Erfahrungen, welche iir Ihrer Mitte vertreten und bei Ihrer, Beratbungen zum Aus drucke gekommen sind, geben Mir die besondere Gewähr, daß die Vorschläge, welche das Ergebniß Ihr auch bei den weiteren Erwägungen war erweisen werden. SolcheMictel von Fünen als ungeeignet für die ^ praktisch nicht ausführbar, oder als gefährlich für die Erhaltung der staatlichen nnd wirthschaftstchcn Ordnung erkannt und widerrathen sind, wird Meine Regierung um so unbedenklicher aus deni Kreise ihrer Erwägungen austcheiden können. Es ist Meine Absicht, die weiteren Entschließungen un- verweilt herbeizuführen. Zum Schluß ersuche Ich Sie, Meine Herren, an Ihrem Theile dafür ch, sorgen, in den Ihnen zu gängigen Kreisen des Landes die Auffassung zu »«breiten, daß, wenn künftig ähnliche Fragen, wie gegenwärtig »die Nothlage der Landwirthschast und die Mittel zu ihrer Abhilfe" auch aus aiidcren Gebieten die Gcmüther erregen, zunächst Meine Regierung ange gangen werde, uni das zur schleunigen Abhilfe Geeignete zu ver anlassen. Es ist Meine Absicht, in solchen Fällen unverzüglich in die Erwägung der erforderlichen Maßnahmen einzutreten und nöthiarnsalls den Staatsrath zur Berathung derselben zu berulen. Ich schließe nunmehr die Verhandlungen und sage Ihnen Allen, Meine Herren, Meinen königlichen Tank." — In der Sitzung doch« wurde über einen aus den Hemthungen der zu diesem Zwecke nicdergcsetzten Kommission hervorgegangencn Scklußantrag zu dn Vorlage, Maßnahmen zur Hebung der Preise landwirth- schastlicher Produkte betreffend, verhandelt. Bei der Abstimmung wurde der Kommilsionsantragin nachstehender Fassung angenommen: Dn StaatSrath «kennt die Nothlage der Landwirthschast an. Die dadurch drohende Gefährdung des allgemeinen Staatsintnesses fordert die Nothwendigkeit der Anwendung all« durchführbaren und zweckdienliche» Mittel zur Bekämpfung der Nochlage. Bei d« Beantwortung der dem Siaatsrache in diesem Sinne vorgelegten ragen ist derselbe zu folgendem Ergebniß gelangt: I. Die in lr. 1 d« Vorlage für den StaatSrath ausactührten Vorschläge, welche eine unmittelbare Einflußnahme aus den Preis des Ge treides durch Eingreifen des Staates in den Handel bezwecken, md al» undurchführbar und, wenn sie durchführbar wären, hin- ichtlich d« Erreichung de» Zieles ein« allgemeinen gleichmäßigen ßreissteigerung, als zwelselhaft tn ihren Erfolgen erkannt worden Line so weit gehende Ausgabe, wie sie dem Staate in den Vor- chlägen zuaedacht wird, erscheint unvereinbar mit einer richtigen issung der Stellung des heutigen Staate» im Erwerbs- und brsleoen. Der Staat kann nicht dm Ein- und Verlaus de» , treldeS mit der Verpflichtung, dabei da» Bedürfniß der Bevöl kerung zu bemessen und jednzett und überall sicher zu stellen, über nehmen. Die Organe des Staates sind dazu nicht geeignet. Wenn damit noch d« Austrag verbunden ist. da» wichtigste und all gemeinste Nahrungsmittel namentlich d« ärmeren Klassen thcurer n verknusen, als der Staat dasselbe in dm Händen hat, so muß -ierin ein sozial politisch sch» bedenkliche« Vorgehen gefunden werden. Tie Verstaatlichung des Äetrcideperkehrk würde die Ur sache zu den größten und gelmisigsten Verdächtigungen werde» und dadurch eine tchwere Schädigung des staatlichen Leben» herbeiführm. Es kommt Hinz», daß die Monopolisirung des Han dels mit auswärtigem Getreide dem Handel im Allgemeinen, ins- Vermuthliche Witterung: Kühl, allmälig nufklärmd.! besondere dem Exporthandel, und dadurch auch der Industrie und deren Arbeitern schaden würde. Auch kann nicht von der Hand gc wiesen werden, daß auch andere Erwerbszweige Anspruch ans Ein greifen des Staates zur Sicherstellung von Preisen, welche den Produktionskosten entspreche», beanspruchen könnten, wenngleich anzuerkennen ist, daß die Bedeutung der Landwilthschaft für das Gesammtwohl nicht annähernd von einem der andere» Erwerbs zweige erreicht wird. Endlich sind die sämmllichen bezeichn««:» Vorschläge nicht in Nebereinstimmung zu bringen niit den bestehen den Handelsverträge», da dieselben die in letzteren gewährte Verkehrs srciheit ihrem Umfange nach mehr oder weniger direkt veriragswidrig beschränken würden. Eine Abänderung der Verträge würde ohne Gegenleistung nicht erreichbar, auch angesichts der vorstehend ent wickelten grundsätzlichen Bedenken nicht «strcbenswerth sei». II. Der StaatSrath glaubt, daß eine wesentliche Besserung durch solche Maßnahmen mit Erfolg anznbahnen sein wird. welche eine Verbilligung der Hervorbriiigunas und Umsatzkoste» der landwirth- schaftlichen Produkte, eine Verbilligung der für die Landwirthschast nothwendigen Rohstoffe, Schutz der Zucker- nnd Branntwein Produktion, Förderung der Rentengutsbildung, Verbilligung nnd Besserung des Kredits zum Zweck haben: auch Hill! er eine Erwäg nng der Währungssrage für dienlich. Deingemas; empfiehlt der Staatsrath: 1. die gemischten Traiisitlager nebst ihrem Zollkredit aus solche Läger zu beschränken, welche dem Transit verkehr dienen und nicht für de» Jnlandsverkchr ansgenützt werden: 2. durchgreifende Reform der Produktenbörse im Sinne thnnlichster Beschränkung der den Prodnktcnpreiö beeinflussenden Spiel- und Spekulationsgeschäfte. N) Unterstützung der genossenschaftlichen Errichtung von Kornspeichern, um das An gebot der Produzenten zweckmäßiger zu gestalten. 4) Envägung einer Aenderung der Kredit- und der Ausbeute-Verhältnisse der Mühlen in dem Sinne, daß die Begünstigung des Vermahlens von ausländischem Getreide vermieden und der Verkauf des in ländischen Getreides nicht fernerhin benachtheiligt wird. 5, Die Reform zur Zucker- und BrannNveinstcuergesetzgevung aus den von der Staatsregierung in Aussicht genommenen Grundlagen zu beschleunigen. 6) Die von dem Herrn Reichskanzler in Erwägung genommene Verhandlung in Hinsicht der Währnngsverhältnisse zu nächst abzuwarten. 7i Für die Verbilligung der laudwinhschaft- lichcn Produktion eine wesentliche niedrigere Gestaltung dcr Eisen- bahntarife für Roh- und Hilfsstoffr wie für landwirthschastliche Erzeugnisse. Die Erwägung^der Einführung von Tarifen auf der Grundlage einer fallenden »Skala unter Berücksichtigung etwa ent- geaenstehender berechtigter Lnkalinleressen. Die Erwägung einer außergewöhnlichen Ermäßigung für bestimmte Artikel auf weitere Entfernungen, in jedem einzelnen Falle hinsichtlich baldiger Ein führung der bereits in den Eisenbahndircktioiisbezirkeu van Breslau, Bromberg und Berlin —" " " " " auch für alle anderen ! Landgemeinden bei Ausführung der Gese Rentengiitern und zu diesem Behnfe staatliche Nnlerstlumiig de» letzteren unter Ausdehnung die»« aus die Arbeiterstätlcii. !h Behufs Besserung des landwirthschaftlichen Realkredits eine möglichst ans gedehnte Umwandlung kündbarer, nicht amortisirbarer und Iwchverzinslichcr Privat-Hypothekcn in billigere unkündbare mit Zivangsaniortisation verbundene» Anstaliskredit »nd z» diesem Zwecke eine andcnveitc Regelung der Bcleihungsgrenzc für laud wirtliichastlichc und gleichwcrihigr öffentliche Kreditanstalten und damit Heranziehung des Stnntstrcdits in Erwägung zu ziehen n»a den Kredit dieser Anstalten auch für den kleineren Gruiidbesin möglichst zugängig zu machen. 10: Tic Bildung eines Landlredii instituts rm Anschluß an die Teehandlniig zur Förderung des ge nossenschaftlichen Kredits. 11) Die Bildung eines siaallichen Meliorationssonds in Erivägung zu ziehen und die Ausführung von Meliorationsarbeiten z» erleichtern. "Berlin. Die „Berliner Korrespondenz" erklärt die Ge rlichte über den Rücktritt des Handelsministers Frhrn. v. Berlrpich für unbegründet. Berlin. Reichstag. Tie Etats des allgemeinen Pen sionsfonds und des Jnvalidensonds werden genehmigt. Abg. Pack, nicke wünscht Ausdehnung des Gesetzes von 1891 auch aus die Militärbeamten, speziell ans dieienigen. welche die Feldzüge mii gemacht haben. — Geiierallcntnant v. Spitz criviedert. die Militär verwaltung werde diese Anregung gern erwägen — Es folgt Etat d« Reichsiustizverwaltung. — Staatssekretär Nieberding stimmt dem Abg. Bassermann in dem Wunsche einer einheitlichen Zwangs «Ziehung Verwahrloster angeben, wann nnd in v bei. kann aber den noch nichl angeben, wann und in welchem Umfange das Reich der Regelung der Sacke nähertreten werde. Es empfehle sich, die Sache nicln m überstürzen, sondern bis zu einer einheitlichen Regelung des Vormundschastswescus zu warten. Auch empfehle sich die Regelung der Frage, ob das Strafmündigungsalter hcrabzusetzc» sei. Was das oürgcrlichc Gesetzbuch anlangt, so ist das vierte der füll' Büch«, das Familicnrccht, bereits im Oktober, das letzte Buch, das Erbrecht, vor wenigen Wochen beendet worden. Die gcsainmtc Redaktion Witt» noch oen Sommer in Anspruch nehmen, ah ec in, Oktober werden wir voraussichtlich das ganze Werk sachlich und formell vollendet vor uns habe». Es handelt sich dann nur noch um das Cinführungsaesetz, das hoffentlich noch vor FahrcSschlns; fertig sein wird. Wollten Bundesraih nnd Reichstag alsdann das bürgerliche Gesetzbuch in allen Einzelheiten prüfen, io würden die Arbeiten in das Endlose wachsen. Es würde sich also nur um eine kurze Prüfung des Iichalts handeln, ob das Werk nach seinen irthschaftlichen, politischen und sozialen Grundsätzen annehmbai t. D« Bundesrath wurde, wenn er von diesem Standpunkte ausgeht, in d« Lage sein, bis zu nächsten, Februar das Gesetzbuch erledigen zu können. Würde dann der Reichstag von demselben »unkte ausgehen, so würde die nächste Session nicht ab . . ohne daß der Reichstag zu ein«» Beschlüsse über das bürgerliche Gesetzbuch gelangt ist. Dies« Verlaus der Sache wäre sehr «wünscht. Im umnttteldaren Anschluß un das biime'liche Gesetzbuch würden dann noch einige andere gesetzgeberische Fragen zu revidtren sein. So eine eircheitliche Zwangsvollstreckung und eine einheitliche Grundbuchordnung. Auch diese dürsten noch i» nächst« Session ini Reichstage zu verhandeln sein. Ferner würde noch zu regeln sein die Rechte der Psandbriefaläudig« von Hnpv cheken-Anstalten. Die Vorarbeiten zu einem Hnpotliekenrecht sind im Gange, doch würde ei» Entwurf erst im Lause der nächsten Session an den Bundesmth gelangen können. Zur Revision der Civu-Prozeßordiniiig icdoch unter Festhaltung der bisherige» Grundsätze derscll>c», wurde eine Kommlision znsammentrcien nnd ein einschlägiger Entwurf vvrniiSsichilich in dernbcrnächstrn Selsivn den Reichstag bcschäsligen. Ebenfalls in der übernächsten Session auch ein Entwurf der Revision des Handelsgesetzbuches: die Arbeiten hierzu sind schon seit langer Zeit inr Gange. Zn nichl Gesicht- laufen, apwi,<wLl»(l8 aiighLsg -qa-Mgy, rsasgucksAug -g -z-g
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