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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.06.1898
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-06-18
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980618022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898061802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898061802
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-06
- Tag1898-06-18
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Dtrecte täglich« Kreuzbandiendung t»s Luälaud: monatlich 7.«X Die Morgen-AuSgabe erscheint um '/,7 Uhr. die Abend-Ausgabe Wochentag« um b Uhr. Redaktion «nd Expedition: Johannes,affe 8. Die Expedition ist Wochentag« nnuuterbrochr« geöffnet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: Vit* Klemm's Lorttm. (Alfred Hahn), UniversitätSstraße 3 (Paulinum), LoniS Lösche, Natharinenstr. 14, pari, und Köni'gSplatz 7. Abend-Ausgabe. UrMM TaMalt AnzeigeU'Prei- die «gespaltene Petltzrile SO Pfg. Reclamen unter dem Redaktio»«strich («ge spalten) SO^j vor den Familiennachrichten (6 gespalten) 40/H. Größere Hchristen laut unserem Pr»is- ver-etchniß. Tabellartschrr und Ztffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Anzeiger. Asttksblatl -es Hömglicljen Land- und Ämtsgenchtes Leipzig, -es Ruthes und NoNzei-Ämles -er Lla-t Leipzig. Ännahmeschluß für Anzeigen: Ab end »Ausgabe: Vormitiag? 10 Uhr. Mrrge n»Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Sonnabend den 18. Juni 1898. 82. Jahrgang. Der spanisch-amerikanische Krieg. —p. Sehr ernste Nachrichten kommen von den Philip pinen und bestätigen, daß der Fall Manilas und der Verlust der Inselgruppe für Spanien unvermeidlich ist. Ueber den augenblicklichen Stand der Kriegsoperationen wird dem „Reuter'schen Bureau" in London unterm 17. Juni aus Manila telegraphirt: Die Lage der Spanier wird immer schlimmer. Es herrscht großer Mangel an Lebensmitteln. Die Auf» ständischen dringen überall vor. Ihre Geschosse er reichen jetzt Manila. Alle Lagunenstädte seien den Spaniern feindlich. Die Garnisonen seien wahrscheinlich erm ordrt. Es ist nicht mehr möglich, Manila mit Lebensmitteln zu versehen. In der letzten Woche-sind all» Garnisonen in den Provinzen gleichzeitig überwältigt worden; einige ergaben sich. Die Mehrzahl leistet« Widerstand, all« aber wurden nieder» gemacht. Die Nord» und die Südabtheilung der Aufständischen baben sich in der Nähe der Ortschaft Pasig am Ufer des Flusses Pasig vereinigt. Die Spanier sind überall mgchtloS, obwohl die Soldyten sich tapfer schlagen und das Land noch leicht zu vertheidigen ist. Die spanischen Officiere sind gänzlich unfähig, außerdem leiden die Mannschaften Hunger und sind mehrfach nicht ausgebildet. Ganze Compagnien hatten zwei Tage lang nicht« zu essen. Gestern bemächtigten sich die Aufständischen einer Furt deS Flusses Zapole (?), umflügelten die Spanier und nahmen einige Kanonen weg. Die Spanier leisteten tapfer Widerstand, bis sie Befehl erhielten, sich wegen Munitionsmangels zurückzuziehen. Heute nahmen die Aufständischen Los Pinas, Paranagua, Tunguls, Multba und Pinada. Die Spanier verloren neunzig Mann, 7000 zogen sich auf Manila zurück. Die Aufständischen beschießen jetzt Malate, das südliche Viertel Manilas, ungefähr l'/s Meile von der Citadelle entfernt, wohin die Be völkerung sich nunmehr auf den Rath de- Gouverneurs geflüchtet hat. Die Aufständischen schließen jetzt Manila ein und warten da- Zeichen zum Angriffe ab. Viele Eingeborenen» truppen verheimlichen nicht ihre Absicht, zu desertiren. Der Gouverneur hat einen Kriegsrath berufen und den Vorschlag gemacht, sich zu ergeben, weil ein fernerer Widerstand offenbar unnütz sei. Der Kriegsrath widersetzte sich diesem Vorschläge in heftiger Weise, worauf der Gouverneur sein Amt nie verlegte. Sein Nachfolger hat den Befehl zum Zurückziehen der Truppen aus dem GesechtSselde aufgehoben. Das Feuer wurde heute fort gesetzt. Durch eine Explosion wurden 6 Mann getödtet und viele verwundet. Die Citadelle ist gut verproviantirt, aber nicht zu vertheidigen gegen eine moderne Flott«. Nach den letzten Berichten aus den Provinzen hat General Pena sich mit 1000 Mann bet Santa Cruz ergeben. Di« Auf ständischen beabsichtigen, «ine Republik unter amerikanischem Schutze zu bilden. Nach einem Telegramm des New Korker „Eveninl Journal" aus Hongkong haben gestern tausend Insurgenten eine doppelt so große Anzahl Spanier angegriffen und ihnen schwere Verluste beigebracht. Tie erzwangen den Eingang nach Manila. Später gelang eS den Aufständischen, die Wasserwerke, vie die Stadt versorgen, zu nehmen. Die ,TimeS" melden nach unseren Telegrammen aus Hong kong, die Familie des General-Gouverneurs von Manila sei am Freitag in die Hände der Aufständischen gefallen, I welche jetzt bereits 3000 Gefangene gemacht hätten. Man könnte diese Darstellung, da sie aus amerikanischer I Feder stammt, für stark übertrieben halten, allein sie entspricht doch im Allgemeinen den Schilderungen der Lage, welche der Gouverneur von Manila wiederholt gegeben hat. Auf Grund derselben mußte man in Madrid jeden Tag auf die Nachricht vom Falle Manilas gefaßt sein. Viel leicht ist die Hauptstadt des Philippinen-Archipels heute schon in den Händen der Aufständischen, zumal wenn beute noch das Geschwader mit den amerikanischen Landungstruppen eingetroffcn sein sollte. In Manila sehnt man die Ankunft desselben geradezu herbei, da man eS vorzieht, sich den Amerikanern zu ergeben, als dem Messer der halbwilden eingeborenen Tagalen zu verfallen, die, wie man glaubt, sich nicht mehr im Zaume halten lassen werden, wenn sie einmal die Stadt in ihrer Gewalt haben. Wir verzeichnen noch folgende amtliche Meldung: * Washington, 18. Juni. (Telegramm.) Admiral Dewey sandte dem Marinrsecretair Long aus Cavite am 12. dss. Mts. folgendes Telegramm: „Die Lage hat sich seit meiner Depesche vom 3. dss. MtS. wenig verändert. Die Aufständischen setzen die Feindseligkeiten fort und haben Manila in wirkungs voller Weise eingeschlossen; sie machten 2500 Spanier zu Gefangenen, welche sehr human behandelt werden, und haben jetzt nicht die Absicht, sich der Stadt zu bemächtigen. Zwölf Kauf» fahrteischiffe mit Flüchtlingen an Bord sind in der Bucht unter dem Schutze der Kriegsschiffe der neutralen Mächte vor Anker gegangen. Der Gesundheitszustand meines Geschwaders ist aus» gezeichnet. Der Commandeur des deutschen Geschwaders, Contre» Admiral von DiederichS, kam hier an. Augenblicklich liegen im Hafen je ein italienisches und japanisches Kriegsschiff, zwei englische und drei deutsche. Ein viertes deutsches Kriegsschiff wird noch erwartet. Diese Depesche klingt weit weniger bedrohlich, aber sie datirt vom 12. Juni. Seitdem hat sich die Lage entschieden bedeutend verschlimmert und ist an der Absicht der Auf ständischen, Manila zu erobern, nicht mehr zu zweifeln. Diese Absicht hat sicher auch schon bestanden, als Dewey sein letztes Telegramm nach Washington sandte; er war nur falsch über den OperationSplan der Insurgenten unterrichtet. DaS dürfte aus folgender Nachricht hervorgehen: * London, 18. Juni. (Telegramm.) Das „Reuter'sche Bureau" meldet aus Manila, die Aufständischen hätten in der Nacht zum 12. ds. einen allgemeinen Angriff auf die Stadt gemacht. Die Spanier hatten die Nachricht erhalten, die Auf» ständischen hätten die Absicht, die Pulvermagazine in den Stadt» theilen Monate und Santa Mesa zu nehmen, und ihre Streitkräfte hauptsächlich dort zusammengezogen. Hierdurch sei es indessen den Aufständischen gelungen, die nördlichen Vorstädte Malabo» und Caloocan zu nehmen. Außer den nördlichen Provinzen von Luzon sollen noch die Inseln NisayaS und Mindanao friedlich sein, doch ist dem nicht zu trauen, da sie mit dem Falle Manilas wahr scheinlich auch die Fahne des Aufruhrs erheben werden. In Spanien giebt man sich freilich der Hoffnung hin, die treu gebliebenen Provinzen würden nicht zum Feinde übergehen und sich jedenfalls halten, weshalb auch die Hauptstadt nach Mindanao verlegt werden soll. Das spanische Neservegeschwader unter Cümara ist, wie gemeldet, am Donnerstag von Cadiz abgegangen. Gerüchtweise verlautet, es würde nach Boston gehen, um einige Häfen der Vereinigten Staaten zu bombardiren. Nach einem andern Gerücht soll das Geschwader nach den Philippinen dirigirt sein, da, wie gesagt, die Negierung die Hoffnung noch nicht verloren habe, die dortigen Positionen wieder zu erobern. Nach einer dritten Version soll die Flotte Cämara's, die aus 22 Schiffen besteht und mit Kohlen und Vorräthen auf lange Zeit hinaus versorgt ist, sick tbeilcn, um beiden Zwecken zu dienen. Am Freitag ist das Geschwader mit östlicher Richtung bei Gibraltar gesehen worden, ob das ganze ober nur rin Theil desselben, muß dahingestellt bleiben. In Madrid beginnt man jetzt, wo daS Feuer auf die Nägel brennt, sich etwas energischer zu regen. Dem Ver nehmen nach wird der Marineminister sich noch mit der Orga- nisirung eines dritten Geschwaders beschäftigen und die Blätter melden, es seien Arbeiten auf den Can arischen Inseln und auf den Balearen vorgenommen worden, welche dieselben gegen jeden Angriff decken werden, wenn eine amerikanische Flotte die Kühnheit baben sollte, in den europäischen Gewässern oder an der Nordweslküste Afrikas zu erscheinen. Die neuen Truppencontingente werden unver züglich zu den Fahnen cingerufen. Im Kriegs- und Marine ministerium herrscht rege Thätigkeit. An ein baldiges Ende des Krieges glaubt man nicht und richtet sich danach ein. Der „Liberal" sagt, Spanien könne auf die Unterstützung keiner Macht rechnen und müsse sich allein vertheidigen. Das ist eine sehr richtige Erkennlniß, welche Wohl den bestimmten Erklärungen aus Washington zu verdanken ist, Deutsch land denke nicht daran, ans seiner stritten Neutralität herauszutreten, und beabsichtige mit der Entsendung von vier Kriegsschiffen nach Manila lediglich den Schutz der deutschen Interessen und im Hinblick auf die Wildheit der Eingeborenen den der Humanität. Auf dem cn dänischen Kriegsschauplatz hört man nur von neuen Bombardements der Hasenforts von Santiago, die wohl nur den Zweck haben, die Aufmerksamkeit der Spanier von den fortgesetzten Landungsversuchen der Ameri kaner abzulenken. Wir erhalten darüber folgende Nachricht: * Madrid, 17. Juni. Der Gouverneur von Santiago de Cuba telegraphirt, bei dem gestrigen Bombardement hätten die Amerikaner tauiend Geschosse abgefeuert. Mehrere spanische Bomben trafen die Schiff« deS Feindes. Die Verluste der Spanier betragen 3 Todte und 21 Verwundete, worunter zwei Officiere sich befinden. Das spanische Geschwader hat nicht gelitten. DaS Bom» bardement richtete sich gegen den zwischen Santiago und AguadoreS gelegenen Küstenstrich. * Madrid, 17. Juni. Eine Depesche Marschall Blanco's vom 16. d. meldet, 14 feindliche Schiffe hätten die Küste und den Hofen von Santiago bombardirt. Die spanischen Batterien hätten mit großem Nachdruck Widerstand geleistet und die Feinde hätten sich nach anderthalbstündiger heftiger Kanonade zurück» gezogen. Die amerikanischen Blätter bringen sensationelle Berichte über die Wirkungen der Dynamilkanonen deS Kreuzers „VesuviuS" beim dritten Bombardement von Santiago. Nach einer Meldung der „Daily Mail" explodirte die erste Bombe mit angeblich 500 Pfund Dynamit unter einer neuen Batterie, die zweite bei einem spanischen Lager, während die dritte in die Bai siel, in der Näbe der Stelle, wo man Torpedoboote vermuthete. Die Wirkung dieser aus pneumatischen Kanonen abgefeuerten Geschosse, bei denen weder Feuer noch Rauch oder ein Knall wahr genommen wird, war einem Erdbeben ähnlich. Die beiden Bomben, die am Lande explodirten, schleuderten Tonnen von Fels und Erdreich 200 Fuß hoch in die Luft. Das Echo der Explosionen sei furchtbar gewesen und selbst entfernte Kriegsschiffe seien erschüttert worden. Trotz ihrer Dynamit kanonen haben die Amerikaner die Einfahrt in den Hafen von Santiago noch nicht erzwingen können. Sie schicken eine bedeutende Landarmee und gebe» damit zu, daß Hafen und Stadt für sie von der Seeseite uneinnehmbar sind. UebrigenS ist das Landungsgeschwader, daS gestern fällig war, bis jetzt weder vor GuanLnamo noch westlich von Santiago in Sicht gekommen. Man berichtet un«: * New Port, 17. Jnuk. Von Santiago wird unter dem 16. d. gemeldet, daß bis Mittag kein Transportschiff von derExpedition Shafter'S eingetroffen sei und noch keinerlei Beschluß über die Landung gefaßt wurde, die wahrscheinlich westlich von Sani- iago siattfinden werde. Nach einer uns von London telegraphisch übermittelten Mel- dungder„Times"auSNewAork heißt es,cineeigentlicheJnvasion auf Cuba sei endgiltig bis zum Herbst verschoben. Demnach geschähe die Landung Shafter'S nur uci doo, daS heißt, die Land armee hätte, wie wir schon gestern andeuteten, die Aufgabe, Santiago zu nehmen, die Flotte Cervera'« zu zerstören und dann sich wieder cinzuschiffen. Das klingt sehr wahrscheinlich, denn in Amerika beherrscht die Furcht vor dem gelben Fieber gegenwärtig die öffentliche Meinung, die sich sehr erregt zeigt über den Gesundheitszustand der Angriffsarmee Shafter'S. Nach den in New Kork am 15. Juni auSgegebenen Mit theilungen ist dieser ein sehr bedenklicher. Danach lagen an diesem Tage in den Krankenbarackea zu Tampa 312 Mann an Malaria, gelbem Fieber und Pocken darnieder. Die Haltung der spanischen Landtruppen auf Cuba ist eine gute. DaS haben selbst amerikanische Berichterstatter an erkennen müssen. Daß Mißhandlungen verwundeter Ameri kaner vorgekommen seien, wird von der spanischen Regierung auf das Entschiedenste bestritten und sonst nirgends geglaubt. Sonst sind noch folgende Nachrichten zu verzeichnen: * Gibraltar, 17. Juni. Dem Oceau»Dampfer „San Augustin", welcher 1100 t Kohlen geladen hat, wurde gestattet, den Hafen zu verlassen. * Washington, 18. Juni. Im Senat« erstattete der Aus schuß für die auswärtigen Angelegenheiten einen Bericht, welcher der Resolution, betr. die Annexion Hawaii« zugrstimmt, ohne derselben ein Amendement hinzuzusetzen. * Madrid, 17. Juni. Deputirtenkammer. Bei der Bc» rathung über die Philippinrufrage führt der Minister der Colonien aus, als Primo de Rivera um Verstärkungen nachsuchte, sah er Schwierigkeiten mit Japan voran«, nicht mit den Ber einigten Staaten, und hebt weiter hervor, die liberale Regierung sei nicht verantwortlich für die Friedensverhandlungrn mit den Aufständischen; denn di« Verhandlungen hätten im Juli 1897 begonnen, wo Canovas noch am Ruder war. Der frühere Minister der Colonien Castellano« legte Protest gegen dies« Be» I hauptung ein. * Madrid, 17. Juni. Deputirteukammrr. Der Minister ' der Colonien verlas eiuen Gesetzentwurf, nach welchem die Bezah- Feuilleton. Lauernblut. sj Roman in drei Büchern. Von Gerhard von Amyntor. (Dagobert von Gerhardt.) Nachdruck verboten. Völker aber, der den Freund von Zeit zu Zeit in stiller Theil» nähme heimlich von der Seite musterte, griff in die Wagen» tascke, holte eine Flasche Portwein hervor und sagte ermunternd: „Wie wär'«? Trinken wir einen Schluck? Der Morgen ist frisch; Sie scheinen zu frieren." „Danke, Professor", erwiderte Tell, der sich bemühte, dem Nachbar ein möglichst unbefangene« Gesicht zu zeigen, „nach der Affairr wollen wir einen Trunk thun — wenn ich dann noch Durst haben sollte", fügte er trüb« lächelnd hinzu. Man war dem Ziele näher gekommen. Zwischen dem Forst hau« Hundekehle und dem Grunewaldsee hielt der Wagen. Die Herren stiegen aus, trugen dem Kutscher auf, hier auf dem Wege zu warten, und begaben sich tiefer in da« Gehölz hinein. Der Helle, jauchzende Schrei eines großen Spechte« tönte durch den Wald; dann wurde es wieder still und man vernahm nur die Schritte der über den Teppich von dürren Kirfernadeln Dahin wandelnden. Sonnenglast und gesprenkelte Schatten lagen auf den Halmspitzen der Gräser und auf den hier und da empor schwellenden MooSpolstern. Eine Eichkatze schoß über den Weg, schnellte an dem röthlichen Stamme einer Föhre empor, hielt still. Lugte nach den Ruhestörern von der ihnen abgewandten Seite deS Stammes her und huschte, da ihr die Sach« nicht ganz geheuer vorkommen mochte, pfeilgeschwind bi» zum höchsten Wipfel in die Höh«. Bald hörte man gedämpfte Männer stimmen; noch ein paar Schritte, und man begrüßte eine Gruppe von vier Herren, die vom Bahnhofe Grünewald hergekommen waren und ihren Wagen östlich von dem See hatten halten lassen. Die beiden Parteien blieben gesondert stehen. Nur der Maler Völker ging auf den ihm entgegenkommenden Rittmeister von Tollen zu, dem sich sehr bald der elegante, zierliche Herr von Gotenberg mit einem polirten Kasten unter dem Arme gesellte. Der Kasten wurde auf die Erde gestellt und geöffnet. Zwei einfache Pistolen mit dem nöthigen Ladezeug lagen darin. Während der Unparteiische sie in Gegenwart der beiden Se- cundanten mit je einer Kugel lud, stand der Freiherr von Brant in ruhigem Gespräche mit dem auch von ihm mitgebrachten Arzte. Der Freiherr hatte noch in früher Morgenstunde einen Brief an seinen Sohn Walther, den Heidelberger Studenten, ge schrieben, der sich gegenwärtig auf einer Ferienwanderung am Rhein befand. Er hatte ihm darin die Ursache deS Zweikampfes ehrlich mitgetheilt und ihm für den Fall, daß er, der Vater, sein Leben verlieren sollte, mit seinem Segen zugleich den Rath vermacht, sich allezeit peinlich vor jedem unklaren und unlauteren Verhältniß mit Weibern zu hüten, im Uebrigen aber dem Staats anwalt keinen Haß nachzutragrn, denn dieser Mann hätte sich nur correct benommen und nur da« gethan, was er als an ständiger Mensch nicht hätte unterlassen können. Diesen Brief hatte der Schreiber dem Rittmeister von Tollen eingehändigt; er sollte nur bestellt werden, wenn der Frell)«rr nicht mehr lebend vom Kampfplatze heimkehren sollte. Dann hatte Brank mit seinem schon früh 6 Uhr im „Kaiserhofe" eingetroffenen Sekun danten ein einfache« Frühstück eingenommen und war gegen 7 Uhr in den Wagen zur Fahrt nach dem Grünewald gestiegen. Unterweg« hatte er nicht viel gesprochen; seine Gedanken waren fast au«schließlich auf sein Vorhaben und seinen Gegner im Kampfe gerichtet gewesen. Er war so ganz in den An schauungen seine« Standes erzogen, von der Unentbehrlichkeit de« gewählten Au-gleichmittels so fest überzeugt, daß ihm auch nicht der leiseste Zweifel an der Berechtigung seine« Gegner«, ihn, den Freiherrn, vor die Pistole zu fordern, gekommen war. Wenn sein Gewissen jener Bictorine gegenüber auch ziemlich unbelastet war, so verkannte er doch keineswegs die Lage, in die er unbewußt den Sohn dieser Frau versetzt hatte; der Staatsanwalt benahm sich, wie sich seiner Ansicht nach ein Gentleman benehmen mußte, und e« war ihm, dem Freiherr», eine Art Trost und Genugthuung, daß er «S wenigsten» mit einem so anständig und vornehm gesinnten Gegner zu thun hatte. In gleicher Lage hätte er nicht ander» gehandelt. Freilich, wenn er an seine Clara daheim dachte, die von dieser verhänqniß- vollen Fahrt keine Ahnung hatte, wenn ihm die Gestalten seiner beiden Kinder vor dem inneren Auge auftauchten, dann wollte e» ihm scheinen, als wenn der Einsatz bei diesem Zweikampfe doch ein recht ungleicher wäre und nicht ganz der Gerechtigkeit entsprächt, der doch durch die Selbsthilfe diese« Kampfe« ein Genüge geschehen sollte: der Staattanwalt war ein verwaister Junggesell, er hatte weder an Eltern, noch an Weib und Kinder zu denken, und konnte ohne jede Sorge um Angehörige gleich- müthig zur Waffe greifen; er, der Freiberr, aber war durch tausend Bande der Zärtlichkeit und der ehelichen und väterlichen Pflichten an da« Leben gefesselt; er mußte eine ganz andere Selbstverleugnung üben, wenn er dem absichtslos beleidigten Gegner mit der Pistole in der Hand Genugthuung gab. Doch fast unwillig schüttelte er die Vorstellung von sich ab; war er nicht immer ein Edelmann ohne Furcht und Tadel gewesen? Er wollte auch fernerhin nicht nur ritterlich handeln, sondern, auch ritterlich denken und sich auch nicht im Stillen ein knickeriges Abwägen des Einsatzes gestatten, den er und sein Gegner bei diesem Würfelspiel zu machen hatten. Der Lieutenant von Gotenberg maß zehn Schritte Abstand ab und setzte dabei, trotz seines zierlich kleinen Wuchses, die Füße so weit wie möglich, fast sprunghaft, voreinander; die Endpunkte der Bahn wurden durch die in die Erde gesteckten Säbel der beiden Officiere bezeichnet. „Es ist meine Pflicht «l» Unparteiischer", hob er nun mit gedämpfter, aber feierlicher Stimme an, „die beiden Herren Gegner noch einmal zu fragen, ob sie die bestehend« Differenz nicht doch noch durch ein Wort der Entschuldigung zur beider seitigen Befriedigung ausgleichen können?" Der Freiherr verharrte schweigend und sah nur seinen Gegner mit großen ernsten Augen an, ob dieser vielleicht eine Erklärung zu machen hätte. Tell aber schüttelte entschieden den Kopf, und so trat Herr von Gotenberg mit den beiden Secundanten zur Seite und winkte auch den beiden Acrzten zu, sich weiter zu entfernen. Die Duellanten standen jeder hinter einem der beiden Säbel und hielten je eine gespannte Pistole in der gesenkten Hand. „Ich werde bis drei zählen", tönte wieder Gotenberg's deut liche Stimme. „Auf das Commando drei erst dürfen die Herren die Waffe erheben und feuern." Tell hatte die rechte Schulter so weit vorgenommen, daß er nur die Seite seines Körpers zum Ziele bot. Der Freiherr stand mit der ganzen Breite seine» hohen Wuchses als Scheibe da. Beide sahen blaß au«, aber keine Muskel rührte sich an ihnen; in fester, strammer Haltung schauten sie kühl und gefaßt dem Tode ins Angesicht. „EinSl" commandirte Gotenberg, „zwei — drei!" Zwei Schüsse knallten zu gleicher Zeit. Man sah den hoch erbobenen rechten Arm des Freiherr», der senkrecht über sich in die Luft gefeuert hatte. Tell's Waffe hatte wagerecht im Anschläge gelegen, seine Kugel hatte das linke Ohrläppchen Brank'S leicht gestreift. Die Aerzte waren hinzugetreten, wuschen die kleine Wunde, die reichlich blutete, mit dem Schwamm und verklebten sie mit einer Kompresse. Das dauerte ein paar Minuten. »Ich frage die Herrn", hob Gotenberg wieder an, „ob sie sich für befriedigt erklären." Brank zeigte auf sein bepflastertes Ohr und sagte achsel zuckend: „Ich kann diese Schramme kaum für eine Verwundung halten; mein Herr Gegner allein hat zu entscheiden." Die Secundanten schauten nach dem Staatsanwalt, der einen Augenblick zu überlegen schien, dann aber fest erklärte: „Ich bestehe auf Fortsetzung des Kampfes. Ich verlange aber, Herr von Brank", fügte er mit etwas verschärfter Stimme hinzu, „daß Sie auf mich zielen, eine fernere Schonung meiner Person Würde ich als einen neuen Schimpf empfinden." Der so Angeredete schwieg, indem er eine kaum merklich verneinende Bewegung mit dem verbundenen Haupte machte. „Braver Kerl!" brummte er in den Bart, als er wieder hinter den Säbel des Rittmeisters trat. Die Waffen waren auf» Neue geladen worden. Die Duel lanten hielten sie in der Hand und harrten jetzt, beide einander die volle Brust darbietend, des Kommandos. „Ein» — zwei — drei!" Scheinbar nur ein einziger Schuß hatte getönt, aber auf beiden Seiten ringelte sich eine leichte Rauchwolke in die stille Luft empor. Brank hatte diesmal wagerecht angeschlagen, aber unverkennbar ein Meter weit neben seinem Gegner vorbeigezielt. Er ließ die Pistole fallen und faßte nach seinem linken Arme, der ihm wie gelähmt am Leibe hing. Seine linke Hand Ivar von Blut überrieselt, das aus dem Aermel hervorquoll und in kleinen Bächen auf die Erde rann. Tell stand abgewandt; sein Antlitz war weiß wie Kalk; er unterhielt sich mit Völker, ohne zu wissen, was er sprach. Bride Aerzte waren um den Verwundeten beschäftigt. Sie hatten ihn auf einer moosbewachsenen Stelle niedergesetzt, ihm oen Rock ausgezogen und den linken Hemdärmel ausgeschnitten. Di« Kugel hatte die Fleischtheile des Unterarmes, dicht unter dem Ellbogengelenk, durchbohrt. „Eine tüchtige Blutung", sagte einer der Aerzte. „Die vena mk-ckianu ooviraiioa — ich dachte mir». Nun, das wollen wir gleich füllen." Er nahm au» der Hand seines Kollegen, der sein Verband zeug zurecht gelegt hatte, eine Druckeomprcffe und verband mit derselben das verletzte Blutgefäß. „Ein richtiger Aderlaß!" meldete der zweite Arzt den in banger Erwartung harrenden Secundanten. „Glücklicher Weise keine Knochenfractur. Ich denke, die Wunde wird in kurzer Zeit geheilt sein." In Tell's Wangen kehrte die Farbe zurück; ein Seufzer der Erleichterung weitete seine Brust. Aber — welch Widerspruch
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