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Naunhofer Nachrichten : 21.03.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-03-21
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-190903215
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-19090321
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-19090321
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungNaunhofer Nachrichten
- Jahr1909
- Monat1909-03
- Tag1909-03-21
- Monat1909-03
- Jahr1909
- Titel
- Naunhofer Nachrichten : 21.03.1909
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Naunhofer Nachrichten Fuchsham, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Ortsblatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Threna und Umgegend. Hum Landtagswahlgesetz lieber die Veröffentlichung des neuen sächsischen Landtagswahlgesetzes sind in den letzten Tagen irrige Mitteilungen in ver schiedenen Blättern erschienen. Es hieß da u. a ' es liege noch keine endgültige Fassung des Wahlgesetzes vor und daß dasselbe noch redaktionellen Abänderungen unterworfen wer den könnte. Ferner sei es dringend notwendig, daß vor allen Dingen die Ausführungs-Ver ordnungen bald erscheinen, weil alle Parteien, die in den Landlagswahl-Vorbereitungen be griffen seien, sehnsüchtig hiernach ausblicken usw. Wie wir mitteilen können, sind diese Voraus setzungen irrig. Die Publizierung des neuen LandtagSwahlgesetzcS erfolgt vielmehr in ge nau derselben Fassung, wie das Gesetz von beiden Kammern angenommen worden ist. Irgendwelche redaktionellen Aenderungen können hieran unter keinen Umständen mehr vorgenommen werden. Die Ausführungs- Verordnung wird gegenwärtig noch im Mini sterium des Innern ausgearbeitet, und sofort nach der Fertigstellung derselben wird das Gesetz zusammen mit den Ausführungs-Be stimmungen im Gesetz- und Verordnungsblatt publiziert werden. Eine Veröffentlichung des Gesetzes ohne die Ausführungs-Bestimmungen ist deshalb überflüssig, weil der Wortlaut des Gesetzes durch die Beschlüsse des Landtages vollständig festgelegt und auch genügend be kannt ist und eine derartige Publizierung würde jedenfalls eine Fülle von Anfragen und Zweifeln im Publikum zur Folge haben, die jedoch duich die Veröffentlichung der Aus führungs-Bestimmungen vollständig in Weg fall kommen. Die Veröffentlichung des neuen Landtagswahlgesetzes mit der Ausführungs- Verordnung dürfte spätestens Mitte Mai erfolgen. Die Aussichten des Tteuer-Kom promifteS. Die Verhandlungen des Reichsschatzsekretärs mit den Blockführern dauern fort, ohne daß jedoch vorausgeschen werden kann, zu welchem Ergebnis sie führen werden. Ob eine Einigung über die direkten Steuern erzielt werden kann, steht ebenfalls noch nicht fest. Danach ist der Wert der neuerdings auftauchenden Meldungen zu ermessen, die von einer Quittungssteuer, von einer Streichholzfteuer und ähnlichen Dingen zu berichten wissen. Es mögen — so schreibt man hierzu heute aus Berlin — derartige Pläne in irgendeiner Partei auf tauchen, wie so viele andere auch; daß sie aber irgendwie festere Gestalt gewonnen haben könnten, davon kann gar keine Rede sein. Berlin. Die Finanzkommission des Reichstages hat die Inseraten- und Plakat steuer gegen 6 Stimmen der Konservativen und der Reich-partei endgültig abgelehnt. Kriegsfurcht. Trotz verschiedener beruhigender Meldungen ist die Spannung zwischen Oesterreich und Serbien unverändert. Im allgemeinen hält man aber doch die politische Lage infolge der Bemühungen der Kabinette jetzt auch in Wien für etwas gebessert und hat die Hoffnung auf eine Einigung mit Serbien noch nicht anfge- geben. Die Aufregung der Bevölkerung von Wien äußert sich in der Leichtigkeit, mit wel cher alle Gerüchte geglaubt werden. In Wien glaubt man, Graf Forgach sei in Belgrad auf offener Straße erschossen worden und unzählige Anfragen werden durchs Telephon an die Zeitungen gerichtet. Den Ursprung des Gerüchtes kennt niemand. Man meint, das wäre der Anfang des Krieges. Die „Zeit" behauptet, es habe sich eine Erleichterung der europäischen Frage fühlbar gemacht, während die serbische Frage unaufhaltsam ihrer blutigen Lösung zutreibe. Es sei gewiß erfreulich, daß Italien ein Zeichen gibt, daß es treu zum Dreibund hält. Soll diese Tatsache aber ihre volle Wirksamkeit haben, so müßte Serbien die Zeichen zu würdigen verstehen, die deutlich darauf hindeuten, daß die Mächte den Wunsch haben, das europäische Konzert wieder herzu stellen und sich von Serbien nicht stören zu lassen. Wien, 18. März. Heute abend haben die Kriegstransporte zur Konzentrierung der Truppen in Dalmatien und Bosnien be gonnen. Zur Verpflegung von fast 40,000 Mann und 150 Offizieren sind mehr als 150 Tonnen Material abgcgangen. Der Trans» porl erfolgt auf der Südbahn und auf den ungarischen Staatsbahnen über Triest zu Schiff nach Metkowich. Die Einschiffung der Trup pen in Triest ist für den 19. d. M. festgesetzt. Heute wurden vom Wiener Artilleriearsenal der Belagerungspark, bestehend aus 6 schweren Haubitzen und Mörserbatterien sowie einer Munition von 300 Schuß für jedes Geschütz nach Agram befördert. Die Kriegsmarine ist gleichfalls auf Kriegsfuß gesetzt. Die Eskaders bestehen aus drei Schlachtschiffen, einem Panzer kreuzer, einer Torpedobootflottille. Sie be finden sich seit gestern vor Budua. Bei ihr befinden sich mehrere Transportschiffe, welche die in Spizza befindlichen Truppen aufnehmen sollen, da im Kriegsfälle Spizza, welches nicht zu halten wäre, geräumt und die Forts ge sprengt werden sollen. Die Familien der Offiziere und Unteroffiziere wurden aus Bosnien und Dalmatien bereits entfernt. Heute trafen in Wien aus den Skodawerken eine Anzahl Maschinengewehre ein, die an die für Serbien bestimmten Truppen abgegeben werden. Jedes Bataillon erhält zwei Maschi nengewehre. Sonntag werden die Truppen in Bosnien vollkommen auf Kriegsfuß sein. Wien, 18. März. Heute wird hier ein Satz kolportiert, den Kaiser Franz Josef gestern abend bei einem diplomatischen Diner gespro chen hat. Der Kaiser sagte wörtlich: „Die Lage ist ernst, ich bin sehr besorgt." Die Krieg-Hetzereien in Belgrad dauern fort. Man scheint in Serbien eine friedliche Austragung kaum zu wünschen, sonst würden die serbischen Blätter nicht so eifrig ins Kriegshorn blasen, was offenbar den Sonntag, den 21. März 1909. Nr. 35. Amtliches. Frühjahrs-Kontroll-Bersammlung für die in der Stadt Naunhof wohnenden Unteroffiziere und Mannschaften der Reserve und Landwehr l. Aufgebots, sowie Dispositionsurlauber, Ersatz-Reservisten, Halbinvaliden und zeitig Ganzinvaliden, findet Sonnabend, den 24 April 1SOS, nachm. 2 Uhr im Gasthof zum „Stern" hier - Die Militärpapiere sind mitznbringen. Naunhof, am 19. März 1909. Der Bürgermeister. Willer. Intentionen der Regierung vollständig ent spricht. Die Zeitungen führen eine provo katorische Sprache. „Vecernje Nooosti" schreibt: „Wir verteidigen uns ja nur, und Oesterreich sagt, wir provozierten es. Es beraubt uns unserer Länder und unseres Volkes. Wir protestieren und wollen die serbische Vereinig ung, und Oesterreich sagt, wir beunruhigten Europa. Wir ziehen ja nicht gegen Wien und wollen nicht seine Provinzen. Wenn wir nicht durch unsere Tapferkeit die jetzige europäische Komplikation ausnützen können, dann ist unser Schicksal besiegelt. Deshalb dürfen wir nicht nachgeben. Europa soll eher in Flammen aufgehen, als daß es den öster reichischen Raub segnet. Das Blatt „Stampa" findet, daß die serbische Note die serbische öffent liche Meinung mit Genugtuung erfülle. „Mali Journal" bemerkt: „Oesterreich-Ungarn ist in eine große Falle geraten. Jetzt kann es uns schmeicheln, drohen oder ein Ultimatum schicken, all das nützt ihm nichts. Die Zeit der Ab rechnung ist herangerückt." Die Bevölkerung von Belgrad befindet sich augenblicklich in einem geradezu krankhaften Zustand von Kriegsbegeisterung. Wenn in der auswärtigen Presse verlangt wird, daß gegen die Hetzreden des Kronprinzen Georg von der Regierung Stellung genommen werden müsse, oder wenn die Regierung beklagt wird, daß sie anscheinend gegen die agitatorische Tätigkeit des Kron prinzen ohnmächtig sei, so hat man anscheinend keine Vorstellung von den wahren Verhältnissen. Er ist wohl nicht zu viel gesagt, wenn man behauptet, daß augenblicklich in Serbien kein Mann beliebter ist, wie der Thronfolger. Trotz des Verbotes des Königs betätigt sich Kronprinz Georg fortgesetzt in der Politik. In einer der Sitzungen sprach der Kriegs minister den Wunsch aus: „Mögen alle serbischen Offiziere sich an der mutigen und entschlossenen Haltung des Kronprinzen ein Beispiel nehmen!" Der Kriegsrat ersuchte den Kronprinzen, er möchte den König davon verständigen, daß die Armee sich freue, in ihren Reihen einen Königs sohn zu haben, der mit den Ansichten und Bestrebungen des serbischen Volks übrrein- stimme. Die Führer der Armee sind fest ent schlossen, keine Demütigung seitens Oesterreich- Ungarns zuzulassen, solange noch der letzte serbische Soldat im Felde steht." Die Partei der Draga Maschin und der Obrenowitsch, die immer noch sehr mächtig ist, und die als die Verbreiterin der bösen Gerüchte über den Kronprinzen gilt, wagt sich jetzt nicht mehr hervor, da sie dann nicht mehr des Lebens sicher märe. In den Kasernen herrscht Jubel und Kriegsstimmung. Jede Nachricht wird an öffentlichen Plätzen angeschlagen und vom Volk bejubelt. Auch die königliche Familie trifft Kriegsvorbereitungen. Sämtliche Banken und die großen Geschäfte lassen ihre Barbestände nach dem Innern des Landes schaffen. Es fehlt also nichts als der Krieg, der wohl die Begeisterung des Volkes ein wenig löschen dürfte. Auch Serbien soll jetzt schon das zweite Aufgebot zu den Waffen berufen haben. Aus dem Sandschak einlaufende Meldungen stellen fest, daß von serbischer Seite die Be waffnung der Bauern an der Grenze fortgesetzt wird und daß Tynamitbomben an sie verteilt werden. Die Engländer leisten sich neuerdings ein Automobil» kriegssptel. Der „Berl. Lok.'Anz." weiß darüber folgendes zu erzählen: Dar Jnva- sionsspiel ist noch immer außerordentlich beliebt, und deshalb war es auch kein Wunder, wenn Zehntausende von Zuschauern sich einstellten, um Zeuge der Abfahrt der tapferen Garden zu sein, die gestern von London nach Hastings entsandt wurden, um den imaginären Feind, der dort gelandet war, in die See zu werfen. Um die Wahrheit zu sagen, der Zug machte 20. Jahrgang. MMMMM———ME——-—MM—MMMMMMW»«» keineswegs den Eindruck eines kriegerischen Unternehmens, vielmehr den einer Picknick partie. Die Soldaten — 1025 Mann — unv ihr Gepäck waren auf ungefähr 400 Autos verteilt, so daß kaum vier Mann auf einen Wagen kamen, auf manche aber nur drei oder zwei, und danu blieben für das Gepäck noch so viele Wagen übrig, daß es gar keine Kunst war, dieses schnell und sicher zu verladen. Das Manöver verfehlte voll kommen den Eindruck, durch eine Ueberraschung von feindlicher Seite hervorgerufen worden zu sein, der Gedanke, der dem Kriegsminister und seinen Beratem bei der Vorbereitung vorschwcbte. Man merkte an allem, daß eben diese Vorbereitung viel zu gründlich war, hatte sie doch einen ganzen Monat beansprucht. Da war kein plötzlicher Alarmruf, keine Hast, kein lautes Wort, kein verärgerter Quartiermeister und keine Gelegenheit für den kommandieren den Offizier, mit Adlerblick den Wirrwarr plötzlicher Mobilisierung zu überblicken und mit schneidigen Befehlen zu ordnen. Um 10 Uhr setzte sich der Zug in Bewegung und erreichte mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 Meilen pro Stunde die Küste von Hastings um 1 Uhr. Nur sechs Wagen hatten sich verspätet; ein Wagen war unterwegs be schädigt worden. Die ganze Kolonne hatte nicht ein Rad verloren. Vom automobilist- ischen Standpunkt aus war die Tour ent schieden ein großer Erfolg. Es dürfte wohl auch das erste Mal gewesen sein, daß 400 Autos zu einer derartigen Fahrt versammelt waren! Rundschau. * Fürst Bülow und Staatssekretär Frhr. v. Schoen sind von der Budgetkommission des Reichstags ersucht worden, in der Freitags- Sitzung Auskunft über die Beziehungen zu England und über die Erklärungen des eng lischen Premierministers Asquith wegen An regung einer Beschränkung der Marinerüstungen zu geben. Der Reichskanzler kann da freilich auch nur wiederholen, was er schon einmal sagte, daß eine internationale Abrüstung schwer lich in absehbarer Zeit erfolgen kann, und eine einseitige Begrenzung überhaupt unmög lich ist. Am Donnerstag legte Staatssekretär v. Tirpis dar, daß im Interesse einer schlag» fertigen Marine ein großes Sparen unmöglich sei. Was möglich sei, solle aber gescheiten, auch der stärkere Verkauf von alten Schiffen sei ins Auge gefaßt. GS soll auch versucht werden, ob in Einzelheiten die Privatwerften billiger, wie die kaiserlichen Wersten arbeiten, z. B. bei Reparaturen. Seit Beginn der Flottengesetze sind bei uns 500 Millionen weniger als in Frankreich und zwei Milliarden weniger als in Nordamerika für Kriegsschiffe auSgegeben worden. * Der erste deutsche Jugend-ericht-tag ist am gestrigen Montag im Festsaale des Rathauses zu Charlottenburg feierlich eröffnet worden. Ueber die Tätigkeit des Jugendge richts vor, in und nach der Hauptverhandlung verbreitete sich hierbei der auf dem Gebiete der sozialen Jugendfürsorge eifrig tätige Ber liner Amtsgerichtsrat Fischer. Die Hauptver handlung vor den Jugendgerichten hat hier nach über die Persönlichkeit des Angeklagten, insbesondere über seine Anlagen und sein Vorleben, ferner über seine Umgebung Helles Licht zu verbreiten. Zu diesem Zwecke sind nach Eröffnung des Hauptverfahrens durch Helfer des Jugendgerichtes vor der Haupt verhandlung Ermittelungen vorzunehmen, deren Ergebnis dem Gerichte mitzuteilen und von diesem zum Gegenstand der Erörterungen zu machen ist. Rechtsanwälte sind auch im Ver- ahren vor den Jugendgerichten als Verteidiger n vielen Fällen unentbehrlich. Außerdem find andere Personen, insbesondere auch Frauen als gewählte Verteidiger zuzulassen. Auch wenn
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