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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.11.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-11-08
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190311082
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19031108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19031108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-11
- Tag1903-11-08
- Monat1903-11
- Jahr1903
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.11.1903
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Bezugs-Preis di dar HauptexpedMon oder deren AuSgaba- pelle» abgehalt: vtertrliLhrlich ^«S.—, bat zwaimattgar tkwlich«, Za fiel lang WS Han« 8.7k Dir« dl« Poll vezoaen für Deutsch» land a. Oeperreich vierteljährlich 4.KV, für dta tlbrige» Länder toru ZetwngtpretSlist«. Ne-aktio« im- Erve-Mo«: IehanntSgasie 8. yarnsprecher lkk »ad »SL FUtckla»p»dtti-u»«r MfullHah», vnchhandlg, llowersitSttssr.S, 8. Lisch«, Latharweustr. Ich ». KSaigSpl. 7. Hau»1-Filiale Vrrrdr«: Morienstraß, »4. Fernsprechu Amt l Ur. 1718. Havvi-Filiale Serlin: Carl tv»»cker, Herzgl. vayr. Hostnchhaabkg, Wtzosftniß» 10. Farnsprecher Amt VI Nr. «avch Nr. 5«8. elWAcrIaMatt Anzeiger. Änüslilatt des Äönigsichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Nates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Tonntaft den 8. November 1V03. Anzeigen PreiS die -gespaltene Petitzeile SS N«N«>«, »»ter de» NedaklionSftrich (Sgespaktmi) 7» vor de» FamtUeaaa^ richt« lagasvalte») KN ch. Tabellarisch« >n»b Hlsiernfotz «»sprechend höher. — Aedlldr« für «achwetsnngen »nd Ofiertnuumapi»« Ak ch (exct. Port«). Ertra veN»G« (ges«l-t^ »», mtt der Morgen.«»«gab«, oh»« PollbefSrdern»- KV.—, »tt --pbefkrdenum -A 70.—. Annahmrschluß filr Ii«)rigein >de»d.>»Sgab«« vermttt»-« tv Uh» Mu«>»»-AaS>ab«r RachmittagS 4 Uhr. Anzeige» st»d stet» « di« Expedition ,» richt«. Li« Uxpeditton ist Wochentag« umnNrrdroch« geSssaal vo» früh 6 bi« abend« 7 Uhr. Dr»ck «ch Verlag do» S. Palg t> Leipzig. 97. Jahrgang. Aus der Woche. Di« hohen Träger de- heutigen politischen Regime« be kunden, so »ft Vie Zeitungen sich mit schärferen Angriffen g«g«n sl« richten, stet« ein mit Entrüstung gemischte« Er staunen darüber, daß man an ihrem Werte zu zweifeln sich unter fange. In gewissem Sinne ist da« wohl nur eine Form der publizistischen Notwehr. E« liegt ihr aber, will un« dünken, eia ernstere« Motiv zu Grunde, nämlich die Verwechslung vo« Tat und Gesinnung. Der Tadel der Oeffent- lichkeit wird fast immer begründet mit dem Ver missen von Taten, ja von Tatenfrrudigkeit. Es geht durch alle diese auf staatsmännische Posten berufenen Persönlichkeiten der gleich« Zug eines vorsichtigen, ja ängstlich«« Abwägin« der politischen Möglichkeiten. Di« Notwendigkeiten, di« sich dem staatsmännischen Erkennen dar bieten sollten, spielen nur insofern eine Rolle, als sie mit den Möglichkeiten, in andere« Worten ausgedrückt, mit den parlamentarischen Mehrheit-Verhältnissen übereinstimmen. Ein Beispiel: Da- Tabaks-Monopol hat Bismarck seiner Leit nicht in derjenigen Form vor den Reichstag ge bracht, di« nach seiner Ansicht eine Mittellinie dar stellte zwischen den Wünschen der Parteien, sondern so, wie er eS sich dachte, Wie er e« für notwendig hielt. Der Zolltarif dagegen ist von Anfang an im Zeichen der Mittel lini« vor der Oeffentlichkeit erschienen und hat sich trotzdem nur unter schwersten Kämpfen durchgesetzt. Wir hätten nicht gerade dieses Beispiel, bei dem von einem eigent lichen Fehl« der Negierung nicht die Red« sein kann, gewählt, wenn es nicht sv ungemein charakteristisch wäre für Vie Methode, die bei unsere» heutigen Ministern sich immer wieder findet. Der neue bayerische Kultusminister hat «rst vor kurzem geradezu erklärt, es komme nicht darauf an, wie Über diese ober jene Frage er denke, seine Pflicht sei vielmehr, objektiv, da« heißt also, daß weder die eine noch die andere Seite verletzt wird, zu entscheiden. Diese selbstgewollt« Farblosigkeit, dieser Verzicht auf Persön lichkeit, wirkt verhängnisvoll auf dem rein politischen Ge biete, zumal aber dort, wo dieses sich mit allgemeinen Kultur- Interessen berührt. Daher denn auch die seit Jahren an Heftigkeit gesteigerten Angriff» »er liberalen Organe gegen dir Minister im Reiche, in Preußen und den anderen größeren Bundesstaaten. Sie richten sich aber immer nur gegen die Tattttlostgkrit und Tatrnunlust. An den Gesinnungen zu zweifeln, ist fast niemals Anlaß. Zumal Graf Bülow hat sich bei mehr al« einem Anlasse als Mann von nicht nur patriotisch feuriger, sondern auch freier, vorurteils loser Gesinnung erwiest». Sckou um der Gerechtigkeit will«» dürfe» wir nicht zurückhalten mit der An erkennung für die vorbildlichen Kundgebungen dies« Art, wi« sie in der allerletzten Zeit bei drei verschiedenen Ge- legenhtitrn erfolgt sind. Bei dem zu Ehrendes Neichsbank- prästdenten veranstalteten Festmahle hat der Kanzler mit dem Hinweis auf die fortschreitende Entwickelung von Handtl und Verkehr der sozialdemokratischen Theorie von der wirtschaftlichen Verelendung schneidend Hohn gesprochen. Dem nationalen Empfinden ab«r hat er mit erwärmendem, ja zündendem Accent Ausdruck gegeben, indem er des Kaisers Wort „Ich und meine Söhne gehören dem deutschen Volke" bekannt gab, daS seinen Wert nicht verliert durch die Erwägung, daß e« sich gegen ein törichte« Lügenmärchen der Magyaren wendet. Indem kurz vorher dem neuen Linienschiffe „Preußen" Graf Bülow da- Geleitwort sprach, zollte er wohltuende Anerkennung der hier geleisteten, vom AuSlande emanzipierten deutschen Arbeit. Die Freude Über die mächtige Entwickelung der deutschen Flotte verband er im Geiste der deutschen Friedenspolitik mit der Be trachtung drr dir Zivilisation und den Weltfrieden fördernden Tätigkeit der Kriegsschiffe. Dor allem aber fertigte er mit glücklicher Ironie jene Engherzigen ab, die, eine Frage des Ge schmackes zur GewissenSfrage aufbauschend, im „Taufen" der Schiffe «in« Blasphemie sehen. Sie können mit all ihrem Heulen und Wehklagen auS unserm Herzen die Empfindungen nicht herauSrelßen, die wir an dieses Schiff knüpfen, wie eS vor Jahrtausenden die Menschen taten, in rührender Weise, um ein Beispiel zu nennen, Horaz, der das Schiff an fleht, den kranken Virgil auch Wieder glücklich in die Heimat zurückzuführen. Denn un« ist, wie der Kanzler so hübsch sagt, „rin solche« Schiff keine bloße Nummer, sondern von dem Augenblick ab, wo e« zu Wasser gleitet, erscheint es un« al« ein beseelte» Wesen, daS sein Eigenleben führt." In dem Augenblicke, da di« preußische General synod« mit knapper Not ei» Wort zur Warnung vor den Jesuiten findet, um so kräftiger aber sich gtgen die in drr evangelischen Lehre begründete Forschens« und Lehrfreiheit der Theologen wendet, hat un« de« Kanzler« LrileidSwort für Mommsen« Lod besondir« wohlgetan. Graf Bülow hat mit dem großen Gelehrte» die Liebe zu Italien und seinen klassischen Stätten gemein. Er ist aber in seiner Kundgebung weit darüber hinau-gegangen, indem er dm ganze» Manne gerecht wurde. So wtoi- Freud« Manches öffentliche Wort Mommsen« auch Solchen bereitet hat, die für seine Werke größte Bewunderung hegen, so dürfen wir doch nicht den Politiker vom Gelehrten trennen. E« war schließlich dieselbe Schärfe de« Urteils und de« Aus drucks, dieselbe temperamentvolle Rücksichtslosigkeit, mit der der große Mann hier daS alte Nom und seine Staatsmänner zu neuem Leben erweckte, die Ergebnisse älterer Forschung richtig stellt«, die Tatsachen vom Wust« der Epigonen- Zusäye befreite, dort aber die politischen Fragen der Gegenwart in schriftlichen und mündlichen Aeußerungen erörterte. Graf Bülow bekundet den Respekt vor der Persönlichkeit, wie sie aus einem Gusse sich darstellte, indem er Vas Mitleben und Mitstreben in den Gedanken der Zeil, die Bewahrung eineS feurigen Iugendmutes im Kampfe für seine Ueberzeugungen anerkennt und rühmt. Wir Alle haben Anlaß, diesen „großen Europäer" innig und aufrichtig zu betrauern. Denn eS ist für unsere Geltung in der Kultur welt nicht gering anzuschlagen, daß ein deutscher Gelehrter durch Jahrzehnte da« anerkannte Oberhaupt der Altertums forscher aller Lande gewesen ist. Wenn wir anknüpfen an den Gedanken, von dem wir aus gingen, an di« Unterscheidung von Gesinnung und Tat, so möchte» wir dem Kanzler und seinen Mitarbeitern erfolg reiche« Fortschreiten wünschen auf der Bahn, dir sie mit Begründung der Posener Akademie betreten Haven. Der Geist, in dem das Werk unternommen wurde, ist güt. Man hat richtig erkannt, daß dieser Mittel punkt deutscher Kultur im Osten zugleich die Samm lung des gesamten Deutschtums herbeiführen muß, littoris >t padriav, mit Ueberwindung jeglichen Kasten geistes. Dazu wird aber auch nölig sein, daß bei den Ministern die junge Anstalt festen Rückhalt findet, wenn die Gegner sich än sie heraNMachrn. Sehen wir die Wut, mit der die Polin sich gegen daS Denkmal deS toten Bismarck wenden, so müssen wir uns auch gefaßt Machen auf rin gute- Teil Feindschaft gegen diese Hochburg lebendigen Deutschtums. Und ju ihrer Zeit werden sich dann auch die schwarzen Schaaren rtnstellen mit dem Kritteln und Nörgeln an dem, waö dort gelehrt Wird und wa« nicht gelehrt wird. Wir werden den Kanzler an seine letzten Kundgebungen erinnern» wenn er im Reichstag oder im preußischen Abgeordnetenhaus« nicht nur polnischen, sondern auch deutsch sich nennenden Klerikalen zll antworten haben sollte auf Klagen über Verletzung des katho lischen Geistes durch diese» oder jenen Lehrer. Wenn er dte Gesinnungen, zu denen er sich bekannt hat, als Richtschnur seiner Entschließungen gelten läßt — Und der Staatsmann hat dazu da- Recht wie die Pflicht —, so wird er die Jesuiten trotz der in einer unglücklichen Stunde ihm entschlüpften Zusage in der Versenkung lasten, in der sie Deutschlands größter Regisseur hat verschwinden machen. Dann wird er auch den Ministern der Einzelstaaten den Rücken stärken für ihre kirchrnpolitischen Aufgaben, zumal in Baden. Etwa vor einem Jahre hatten wir gehört, dte Regierung Großherzog Friedrichs wolle sich über da» Klosterbegehren der Ultramontanen erst nach den Landtagswahlen er klären. Jetzt sind sie vorüber. Da- Zentrum hat zwar seinen Turm unversehrt erhalten, aber es hat auch gegen die Nationalliberalen mit allem Kulturkampfgeschrei nichts aus- grrichtet. Wiederum haben sich Tausende und Abertausende katholischer Bürger zu denselben Liberalen bekannt, die als ärgste Feinde der katholischen Kirche verdächtigt werden. Wacker und DreeSbach sind, mehr oder weniger freiwillig, vom Schauplatze verschwunden und mit ihnen die Hauptträger jene» ultramontan-drmokratischen Bündnisses, durch da- BadrnS Minister sich so über alle Maßen hatten ein schüchtern lasten. Wacker» mutmaßlicher Nachfolger zeigt sich beflißen, die Gunst der Regierung seiner Partei von neuem zuzuwenden. Wir müssen aber sagen, den Herren v. Brauer, Schenkel, Reinhard und v. Dusch fehlt in der parlamentarischen Situation jeglicher Anlaß, «in Zugeständnis zu mache», von dessen Schädlichkeit sie selbst zweifelsohne überzeugt sind. Daß Gesinnungen und Taten auch bei ihnen übereinstimmen, möchten wir im Interesse de« konfessionellen Frieden- wie de« Kulturfort schrittes aus vollem Herzen wünschen. Perlouentarlfreform. Der Wirkt. Geh. vberregierunabrat im preußi schen Eisenbahnministerium, Dr. v. d. Leyen, hat in den letzten Heften der Zeitschrift „Deutschland" eine Abhand lung über die Pcrsonentarifreform verüffentlicht, die sich an Vorträge des Berfaster« in der Vereinigung für staat-wistenschaftliche Fortbildung anschlteßt. Er will nicht auf wesentlich« Verbilligung der Daris« hinarbeiten, wohl aber aus Ausgleichung und Vereinfachung. Gegen über den Zonentarifen verhält brr Verfasser sich ent schieden ablehnend. Zu den Forderungen anberer Art bemerkt er ». a.: An und für sich ist da« Verlangen berechtigt, daß di« Per sonen-(und auch die Güter«) Tarife möglichst einfach, übersichtlich und verständlich sind. Dies« Eigen schaft besitzen die Laris« in wett geringerem Maße in den Ländern de« Pridatbahnsystem» al» bei den Staatsbahnen. Die Tarif« in Großbritannien, in den Vereinigten Staaten von Amerika sind viel ungleichmäßiger und verwickelter al« bei un», und doch hört man dort weniger Klagen al» in Deutschland. ES liegt da« »UM Teil darin, daß in der Bevölkerung die privat wissenschaftlichen Anschauungen tiefere Wurzeln geschlagen haben, zum Teil darin, baß die öffentliche Meinung, soweit sie sich in der Presse kundgibt, von den Privatbahnen in ganz anderer Weise beeinflußt wird, al» die» beim SlaatSbahn- ystem möglich ist. Auch in Deutschland sind in den letzten Jahren auf dem Gebiete der Vereinfachung und der Er« Mäßigung der Personentarife unleugbare Fortschritt« gemacht worben. Die Gründe für die noch bestehenden Mängel liegen vorwiegend in der immer noch vorhandenen Zersplitte rung des Eisenbahnwesens infolge der politischen Gestaltung, in drr geschichtlichen Entwickelung, in der Verschiedenheit drr wirtschaftlichen und sozialen Anschauungen der einzelnen Landesteile, über deren Berechtigung man allerdings verschie dener Meinung sein kann. Alt« eingeivurzeltr Anschauungen lasten sich schwer beseitigen. So begegnet di« vierte Wagenklasse in Süddeutschland immer noch gewißen Vor. urteilen, wenn diese auch zu schwinden scheinen. Die Ab« iveichungen in der Gepäckbeförderung, die verschiedenen Be- bingungen für die Benutzung der Schnellzüge, di« in Süd deutschland unter dem Drucke der öffentlichen Meinung «in- geführten, übrigens recht fragwürdigen Neuerungen der Kilomeierhefte in Baden, der Landeskarten un eigenartigen Abonncmcnlslarten in Württemberg lassen sich nicht ohne weiteres beseitigen. Eine Vereinfachung, die heute noch verlangt wird, ist die Beseitigung der Rück, fahrkarten Unter Ermäßigung der Preise der Einzel reisen auf die Hälfte der Ruckfahrpreise. An dieser Richtung bewegten sich die neuesten, später zurückgezogenen Reformborschläge der sächsischen Regierung. Die allgemeine Verlängerung der Rückfahrkarte auf 4K Tage hat wesentlich zur Verminderung der Einzelkarten beigetrugen, wenngleich auf den' preußischen Ttaatsbahncn im ersten Jahre nach Ein führung dieser Maßregel immer noch 26 Prozent 8er Reisenden der drei höchsten Wagcnklassen auf Einzelkärten gefahren sind. Sicherlich würbe die Beseitigung der Rückfahrkarten nicht gaüz unerhebliche EinnahmeauSfälle zur Folge haben, die aus irgend eine Weise ausgeglichen werden müßten. In dieser Beziehung senkt man an allgemeine Einführung von SchnellzugSzuschlägen, an die Beseitigung de» Freigepäck». Wäre dieser Schritt ge schehen, so hätten wir allerdings einen sehr einfachen, «tuf ge sunden Grundlagen aufgebauten, billigen Tarif ln Deutsch land. Für die zusammcuxesvellien Fahrscheinhefte würden dann dieselben Preise zu erheben sein, wie für einfache Karten, und es läge damit auch die Möglichkeit vor, nicht benutzte einzelne Scheine voll zu erstatten, was jetzt ja nicht angängig ist. Von sonstigen VeteinfachungSvooschlägen, z. v. Ver minderung der Wagenklassen durch Abschaffung der 1. oder der 4. Klasse, ist ein wesentlicher wirtschaftlicher Erfolg kaum zu erwarten. Ein« Ausdehnung der Reform auf di« übrigen deutschen Staaten Würde voraussetzen, daß man sich mit ihnen über die Anzahl der Wagenklastcn, die Frage der Schnellzugs zuschläge, die Gepäckfrage, di« Aufhebung der dort bestehenden so zu sagen regelmäßigen Au-nahmen verständigte. v. b. Leyen schließt seine Betrachtungen wie folgt: „Die Aufgabe einer umsichtigen StaatSeiscnbahnverwaltung wird sein, auf dem seit Jahren mit Erfolg betretenen Wege der allmählichen Ausgleichung und Vereinfachung der Personen, und Gcpäcktarif« weiter fortzuschreitrn, Anträgen auf wesent liche Verbilligung der geltenden Tarife, auf Einführung neuer Tanfsystemc gegenüber aber eine weis« Zurückhaltung zu be obachten." Deutsche- Reich. K Aus Dre-tzen, 7. November, wird un« gemeldet: „Prinz Map von Sachsen, der bereit« bei der letzten Bischosswahl in Mainz auf der Kandidatenliste stand, aber abgelehnt worden war, wird, wie bestimmt verlautet, auch diesmal aufgestellt werden." — Bei drr über eifrigen Anteilnahme, welche von vielen Seiten a» der Laufbahn de» Prinzen zur Schau getragen un betätigt wirb, erlauben wrr un« zwar kein Urteil über die Zuverlässigkeit dieser Meldung, aber dafür die Prophezeiung, daß der Prinz so lange al« Kandidat für jeden freiwerdenden Bischofsstuhl in Deutschland und Umaegend gemeldet werden wird, — bis er eines Tage» wirklich Bischof geworden sein wird. Berlin, 7. November. (Zur Abgabenfreiheii der großen deutschen Ströme.) Die deutschen Wasser straßen werden bekannttick von agrarischer Seite al» Einfall tore bezeichnet, die zu Gunsten der ausländischen Landwirt schaft und zum Schaden der inländischen dem Import von Getreide dienen. Bon diesem Standpunit« au« bekämpft man die Ab gabenf reih eit der großen deutschen Ströme. Noch vor wenig Tagen erst veröffentlichte die „Kreuzztg." einen langen Leitartikel, der in der Forderung gipfelt, daß die Wasserstraßen nach denselben Grundsätzen wir die Eisenbahnen behandelt und wie die Eisenbahnen mit Ab gaben belastet werden solle«, weiche die auf sie ver wendeten Kosten decken und verzinsen. In Bezug hierauf verlohnt e« sich, von der Austastung Kennt»« zu nehmen, die der Bonner Professor Eberhard Gotbein über dte Ein führung der Gebührrnfreiheit auf dem Rheine hat. Gothei» hat im Auftrage de« Verein« für Soziatpslitit in dessen Publikation „Die Gckiffabrt drr deutschen Ströme" (Leipzig, Duncker ck Humblot) die geschichtliche Entwicklung drr Scheinschiffahrt im 19. Jahrhundert geschil dert. Dabei gelangt Gothei» za salgtude» Erß«b»i«t »Die neue Rhrinschiffahrt«akte ordnete (nach dem Krieg« von 1866) auf der Grundlage völliger Gebührrnfreiheit da» Schiff- fabnewesrn von neuem. In der Zeit, wo di« Staaten dre größten Auslagen für die Schifffahrt auf sich nahmen, wo sie den natürlichen Flußlauf tatsächlich zu einem künstlichen umwandrlten, haben sie grundsätzlich und verfassungsmäßig auf Einnahmen verzichtet, —auch die« eine der hoch sinnigen Taten der größten Zeit der deutschen Geschichte, eine Tat, di« sich durch eine Blüte der Schisfahrt und hiermit auch durch rin« Hebung der gesamte» westdeutschen Volkswirtschaft in einem Maße belohnt hat, wie »S nie mand ahnen konnte, als st« vollzogen wurde". 6.H. Vertin, 7.November. (Maurerlohnbewrgung.) Die Sammlungen der Maurer für einen großen Streik- ondS werden mit dem lebhaftesten Eifer fortgesetzt; eg sind chon viele Hunderttausend« zusammen. Auch die Organi- a,tion befestigt sich mehr und mehr. In der Woche vom 27. Oktober viS zum 2. November sandten ein die Maurer Leipzigs 8000 Magdeburgs 5877 Hamburgs 3600 Bremerhaven« 1600 Hannovers 1780 Königsberg« 1200 München« 800 « Ja den Gaukonferenzen wurde überall berichtet, die Orgauisattoa habe sich m den letzten Wochen derartig befestigt, daß man sicherlich auS den gewaltigen Lohnkampfen, di« das nächste Jahr bringen werde, als Sieger hervorgehe« müsse. Besonder« angenehm berührt war man von der Meldung, daß auch In Oberschlesieu die Bewegung gewaltig vorwärts schreit«. Ja der Gaukouferenz in Katlowitz teilte der Delegirte Baude mit, daß am 8. Juni 1902 4b Maurer der Organisation aagehört hätten, im zweiten Quartal 1903 wart« r» bereit» 685 gewesen, später sei diese Zahl zwar infolge einer nicht günstigen Lohnbewegung in Beuthen auf 550 herunter- gegangen, aber durch die Einsetzung von DistriktSfüvrertt vvfft man der Organisation wieder Hunderte »uführra zu können. In Berlin beträgt die Zahl der Organisierten zur Zeit 10 872; Nicht weniger als 1073 sind im lll. Quartal hinzugckommen; vielt jedenfalls unter dem bekannten Tcrkorismus. Köln hat 1864 Organisiert«, darunter 4 Italiener und 2 Holländer. Alle Buzercheu deute» also auf Sturm im nächsten Iahte. E» ist ve-haib Wohl selbst« verstand sich, daß auch die Atbeitgrbtr-Orgaulsationen ihre Vorbereitungen treffen, um nicht überrascht zu werden. * Vctlin, 7. NoveNkbst. Zuttt Kapitel von des SoldatenmibhandluttsiStt liefert auch Freiherr v. Guhlen in seinen militärischen Betrachtungen einen Beitrag. Unter den Ausführungen Uber den bekannten Erlaß de« Evbprttl-en von Sachsen-Meiningen findet sich folgende Stelle: „Unser Mann ist in seiner Allgemeinheit auch heute noch ein durch und durch anständiger Charakter. Aber eS gibt umer den Rekruten doch auch viele widerhaarig« Kerle, denen die Unzuftie'dcnhett und die Auflehnung gegen die Autorität im Blute steckt. Diese Kategorie wächst desto mehr an, je mehr die Sozraldemokratie Anhänger in den Unteren Schichten der Bevölkerung findet. Für jene war die vom Erd prinzen versprochene Versetzung in «in« andere Truppe geradezu ein« Prämie auf die Verleitung ein«» Unteroffizier« zu Miß handlungen. Ein um seine dienstlich« Zukunft besorgter Haupl. mann hatte in Abwesenheit der Unteroffiziere seine Leute himmelhoch gebet««, nur ja alle» gur Sprache zu bringen, was jene sich im Widerspruch mit dem Gesetze gegen sie erlauben würden, und ihnen so den Glauben beigebracht, ihr, der Unter offiziere, Schicksal liege in ihren Händen. Kurze Zett darauf passierte ich (der Verfasser von »Line ira et etuckio". D. R.) den Kascrnenhof und hott« einen älteren Sergeanten, der auf enva fünf Schritt« vor dem von ihm zu exerzierenden Tlicde stand, zu einem au» dem rheinisch-weskfälischan Industrie bezirke stammenden Mulkttier die Wort« sagen: „Vein, lieber Schmidt, ich weiß tvvhl. Bi« wollen mich reizen, damit ich Sie anfasse und dann auf die Festung komme; den Befallen tue ich Ihnen aber nicht." Weich «in« köstliche Perspektive für den aufsässigen Mann! Er bringt den ihm unbequemen Unrer- offtzier auf Festung, indem er ihn durch seinen passiven Wider stand bi» auf» Blut peinigt, wird dafür durch Versetzung in ein« ihm sympathischere Kompagnie belohnt und von seinen Gesinnungsgenossen al» höllischer Kerl gefriert. ..." Auch diese Kehrseite einmal ruhig -u betrachten, ist die Pflicht der Kritiker, und aerabe ein« mn so größere Pflicht, je härter mit volle« Recht« jede Art Mißhandlung ver- dämmt wirb. (-) Berlin, 7. November. (Telegramm.) Gestern vor mittag unternahmen der Kaiser und die Kaiserin einen Spaziergang. Heute vormittag erledigte der Kaiser Re gierungsangelegenheiten. (-) Berlin, 7. November. (Telegramm.) Der Kaiser von Rußland hat dem ReichSbankprüsloeaten Excellenz K»ch da» Mroßkrruz de» Annen-Hrben« verltrhen. — Ueber de« Zusammentritt de» Reichstag» kursieren immer noch widersprechende Nachrichten. Es kommen dabei überhaupt eigentlich nur zwei Termine in Betracht, der 24. November und der 1. Drzember. Ersterer Termin war zunächst in Aussicht genommen. Dann scheinen Bedenken hinsichtlich der Fertigstellung des ReichShauShaltSetatS und hinsichtlich der dem BundeSrat noch vorliegenden Arbeiten dahin geführt zu habe«, den 1. Duember als Tay de« Zu- fammentritt« anzusetzrn. E« ist auck heut« noch nicht wadr- cheinlich, daß man sich, wie eine yiesia« Korrespondent be- iimmt behauptet, in letzter Stunde dach wieder für de« früheren Termin entschieden haben sollt«. Eta endgültiger Beschluß ist überhaupt noch nicht gefaßt worden. (Allgem. Ztg.) 6. Gärlttz, 7. November. (Prtvatte leg ramm.) Bei den beute beendeten St«dttz«rordnete»»ahlr» erbirlte» die Natioaalliberalen 17 Sitze i» der erste» und drr zweiten Abteilung. Di« Freisinnigen erlangten bilher »ur zwei Mandat« und kommen mit den Sozialdemokraten »rei mal t» di« Stichwahl. Dir Sozialdemokraten brach»«» zm» erst« Mat zwei Kandidaten beuch.
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