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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.05.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-05-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189405202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18940520
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18940520
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-05
- Tag1894-05-20
- Monat1894-05
- Jahr1894
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.05.1894
- Autor
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vezugs-PreiS W tee HanpteMeditioa oder de» im Stadt- »«tek »d dm Vororten «rrtchtrte» «„«» AHi«Ie»»d>«h»lt: oterteljahrltch^IschO, »ei zwetmuliarr tltgltch« «»still»», tu« Heu« >» öckO. Durch di» Post bergen flir Leutschlund und Oesterreich: vierleliLhrlich -4 S —. Direct, täglich, KrenzbandienLuaz in« »N»lmd: monatllch 7.S0. HeMorgen-Ausgab« erscheint täglich'/,? Uhr, di» Abend-Ausglibe Wochentag- 5 Uhr. Ledtrtio» «nd Erveditio«: z»tz«nnr»,«str 8. Me ikrpeditim ist Wochentag« „„unterbrach«» ^ätzuet »o» früh 8 bi« Abend» 7 Uhr. Filialen: eil» «e«»'» Sorti«. («lsrr» Hat«), llnioersitätrstrahe 1, L«,i« Lösche, Katharinenstr. 1«, pari. »nd K-nIgspla- 7. ripMtr.TllgMM Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Anzeigen.PreiS die S grspaltene Petilzeile »e Psg. Nectnmen unter demAedactiondftrich (4m» spalten- 50^, vor den Familiennachrichn» (K gespalten) 40-H. Gröbere Schristen laut unserem Preis« »erieichniß. Tadellartfcher und tzissernsap nach höherem Lorts. Ultra»Vtila,en lgesal»t>, »ur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poftbesörderuu, 60.—, mit Postbesörderun, ^4 70.—. Annatimeschlvß fir Anzeigen: Abend-Bulgabe: Bonnittag« lO Uhr. Morgen- Au«gabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» je ein« halbe Stund» früher. Attieimn sind stets an di« Erstrstttt«« zu richten. Druck und Verlag von E. Pol» s» Leipzig. ^» 253. Sonntag den 20. Mai 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Oeffenltiche Sitzung der Stadtverordneten! «ttt»»ch. den SS. Mat 1884. Abends «V. Uhr, tm LttzungSsaa.e am Naschmarkte. Tagesordnung: 1. Bericht de« VersassungsauSschusses über: ». ein Vergleichs- obkommen mit dem Milchhündler Herrn Birnbaum aus Großpösna ivegen eines von demselben erhobenen Schade, ersatzanspruchs: b. die Vorlage, betr. KlagansieUung gegen dir Leipziger Tredltbank aus Anerkennung des EigenthumS der Stadt an der Parcelle Nr. 537b, und die Eingabe der Leipziger Lreditbank, betr. Befürwortung gütlicher Aus- rtanlldrrsetzung wegen eine« angeblich streitigen Arealbesitzrs beim Rathe. 2. Bericht des Bau-, Lekonomie- und Finanzausschusses über Ankauf eine- Grundstückes in Altengroitzsch für di« Zwecke der Fregestistung für verwahrloste Kinder ,c. III. Bericht des Finanzausschusses über: ». die Hausbaltpläne der Parochien Att-Leipzia» und des evangelisch-lntberischen Ge- meindeverbandes aus da» Jahr 1894; b. Gewährung eines > Geschenkes au di« rvangelisch-lutherische Diakonissenanslalt zu Dresden: c. Gesuch des Turnvereins der Sudvorstadt um Belastung der jährlichen Subvention in Höhe von 1000 >2 IV. Bericht des Ökonomik- und Finanzausschusses über: a. Her stellung deS Fzißwege» vor der IX. Bürger- und 10. Bezirks- schule an der Schwarzenbergstraße; b. Abkommen mit der Leipziger Jmmobiliengesellschast wegen Zahlung eines Bei- trage- zu den Kosten der Verbreiterung der Markthalle», straße; c. Einfriedigung des an der Ecke der Schwägrichen- elegcnen Bauplatzes Nr. 21. Bauplah-Btrlitigerttng. Der der Sladtgemeinde gehörige, an der Ecke des Thomas- gäßcheus und der Kloslergasie gelegene Bauplatz Nr. Ill de' Par- cellirungsplancs Nr. 666? V. von 500,73 Quadratmeter Flüchen- gchalt soll Tiriivtag, den 22. dS. Mo»., Vormittags 11 Uhr im Saale der Alten Waage, Katharinensiraße Nr. l, II. Etage, zum Vrvkauso vrrstrtgrrt werden. Ter Berstcigcrungsiermin wird pünktlich zur augegedeiieii Stunde eröffnet und sodann geschlossen werden, wenn aus tragt. Bauplatz »ach dreimaligem Aueruse kein weiteres Gebot mehr erfolgt. Tie Bersleigerungsbedingungen und der Paicellirnngsptan liegen aus dem Nathhause, I. Etage, zur Einsichtnahme aus. Exemplare davon werde» ebendaselbst >m Zimmer Nr. 4 für I ./t abgegeben. Leipzig, den 7. Mai 1894. Trr Nitkh dcr Stadt Lripssa. 515. ttr. Georgi. Krnmbiegel. spielt bat. Gar niancher Erzbischof dachte darum an die Wieder!,eisteltuiia seines srnberen GtaiceS wenn auch nicht . 1540. Io. 1 Bekanntmachung. Tie Stücke 19, 20 und 21 deS diesjährigen ReickS-Goset;- hlatte« sind bei unS eingegangen und werden bis z»m I I. Juni diese» Jahre» auf dem hiesigen RatbhauSsaale zur Einsichtnahme tfsenilich aoshäeagen. Dieselben entthalten: Nr. 2169. Gesetz, betreffend Abänderung des Gesetzes über die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen. Bom 1. Mai 1894. Nr. 2170. Bekanntmachung, betreffend die Redaktion deS Gesetzes über die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen vom 23. Juni 1880 (Reichs-Gesetzdl. S. 153). Vom I. Mai 1894. Nr. 2171. Internationaler Vertrag zur Unterdrückung des Brannt- , weinhandelS unter den Nordseefischern aus hoher See. Bom 16. November 1887. Rr. 2172. Gesetz, betreffend die Abänderung des 8. 41 der Eoncursordnung. Bom 9. Mai 1894. Nr. 2173. Bekanntmachung, betreffend die Bereinbarung er- leichternder Vorschriften für den wechselseitigen Verkehr zwischen den Eisenbahnen Deutschlands und Luxem burgs. Bom 10. Mai 1894. Leipzig, den 16. Mai 1894. Der Nath drr Stadt Leipzig vr. Georgi. Krumbiegel, Bekanntmachung. In Gemäßheit deS 8. 1 der Vorschriften für die Ausführung von Anlagen zur Benutzung der städtischen Wasserwerke vom 6. Febr. 1888 und der 88- 2 und 7 des Regulativs für Gasrohrleitunge» und Gasbeleuchtungsanlagen in Privatgrundfiücke» vom 2. März 18»3 machen wir hierdurch bekannt, daß die Klempnereibesitzerin Frau Anna Günther, Fa. Carl Günther » Wittioc, Plauen,che Straße Nr. 3, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei uns sich an- gemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachaewiesen hat. Leipzig, den 18. Mai 1894. Der Nath der Stadt Leipzig X. 4037. I)r. Georgi. Wolfram. Bekanntmachung. Verloren gegangen sind die Arbeitsbücher der Arbeitsburschen August Louis Robert Httfter, ged. W./3. 76 in Magdeburg (Leipzig 4935 1892), Albert Hugo Otto Hornaus, ged. 23.,4. 78 in Volk- marsdors (Leipzig 15433 1892), Friedrich Hermann Honsel, gcb. 1.2. 7? in Grüppendorf (das. 1893), Friedrich Richard Otto Hammer, geb. 10./5. 77 in Reudnitz (Leipzig 1488 1891), der Arbeiterinnen Frieda Elsa Ltebscher, geb. b./5. 78 in Fuchsbain (Leipzig 3S89 93), Auguste Minna Birke» geb. 1./3. 74 in Neu- sellerhausm, (Leipzig 9961 92), der Kellner Gustav Bergmann, geb. 10./S. 75 in Schilda» (Wurzen 1892), Louis Franz König, geb. 30./9. 76 in Gotha (Leipzig 2683 94), des Hausbursche» Paul Ernst Richard Bernhardt, geb. 14./1. 76 in Schönefeld (Leipzig 17743,92), des Barbieraedilfen Ernst Richard Lange, geb. 28., 5. 75 in Wirken (Leipzig II002 92). de« MaichinenbauerlehrlingS Gustav Adolf Sternber». geb. SI./1. 77 in Bölpke lLeipzig 13678 1892), des Qsentöpsereigesellen Ernst Hermann Sauerburg, geb. I. 4. 76 in Leipzig (dass 12259 92), de« Schloffergesellen Karl Richard Prost, geb. S./11. 73 in Leipzig (das. 2322 1893). de« Markthelser» Friedrich Hermann vrade. geb. 4., 11. 74 in Tiefen!«« ,Eilen!»,rg lk,93) und des Elektrotechnikerlehrlings Georg Max Geistter, geb. 2,7. 9. 78 in Wermsdors fdas. 6.,4. 93). Wir bitten, diese Arbeitsbücher im Ausfindungssalle Naschmarkt Rr. 2, Erdgeschoß, abzuitefern Leipzig, am 17. Mai 1894. Der «oth »er Stabt Leipzig. ——— Or Georgi. Petzoldt. Bekanntmachung. Tie Herstellung der Glaserarbeiten im Neubau des Grassi- MuseumS ist verarbeit. Die nicht berücksichtigten Bewerber werden deshalb ihrer Angebote hiermit entlassen. Leipzig, am 18. Mai 1894. Der Nath »er Stabt LetpziA. I». 2199. vr Georgi. Müller. Gefunden Waide Sab« März d. I. ei« g«I»e»es Ketten»Armband Berstkigernng von Bliupliitzcn betr. Nachdem von den am 27. März d. I. vcrsieigerten, der Stadt gemeinde gehörigen »nd zwischen dem Täubchemvege, Lein Gerichts wege, der Nosiitzslraße und der Straße li des östliche» Bebauungs planes in Leipzig-Reudnitz gelegenen Bauplätzen, die mit Nr. 2, 4—6, 8—12 und 14 des Planes bezeichneien de» Höchstbielern z»> geschlagen, alle Gebote aus die Plätze Nr. 1 und 13 aber abgelehnt worden sind, entlassen wir die übrige» Bieter aus die zuerstgennnittcn Bauplätze und alle Bieter auf die Plätze Nr. 1 und 13 in Gemäß heit der Bersieigerungsbedingungen hiermit ihrer Gebot». Gleichzeitig beraumen wir sür die vorgenannten beiden Bauplätze Nr. 1 an der Ecke des Tüubchenwcgs und der Straße li ge legen, von 7l9,1 gm, - 13 an der Ecke der letztgenannten Straße und der Nvsiitz- siraße gelegen, von 615,3 giu Flächengehalt, aus Montan, de» 28. dieses Monats, Vormittags I I Uhr, im Saale der Alten Waage, Katharinensiraße Nr. I, 2. Obergeschoß anderweit»» Berstrigerungstermi» an. Ter VersteiqerungSIermin wird pünctlich zur angegebenen Stunde eröffnet und die Bersteigerung bezüglich eines jeden der einzeln nach einander in obiger Reihenfolge ausgcbotenen Bauplätze geschlossen werden, wenn darauf nach dreimaligem Ausrufe kein weiteres Gebot mehr erfolgt. Die Berslcigerungsbedingiliigeil und der Parzellirungsplan liegen auf dem Ratdhause, 1. Etage, zur Einsichtnahme aus. Exemplare davon werden in der Sportelcaste I, Naichmarkt Nr. 2, I. Etage, Zimmer Nr. 6, für I abgegeben. Leipzig, den 16. Mai 1894. Der Nath der Stadt Leipzig. 544. 11r. Georgi. Krumbiegel. Bekanntmachung. Die sür die Heizungsaulageu der städtischen Volksschulen für den Winter 1894 95 erforderlichen Stein- »nd Braunkohlen sollen an den Miiidcstsorderndcn vergeben werden. Tie Lieferungsbedingungen sind aus der Rathsschulexpedition, Katharinensiraße Nr. I, 1., gegen Erlegung von 0,3.^! zu entnehme». Die Angebote sind mit der Aufschrift „Vrwcrbtitig >»» dir Köhlknlicsrriiiig für dir städtische» Volksschule»" bis zum 31. dieses Monats Abends 5 Uhr ebendaselbst einzureichen. Leipzig, am 15. Mai 1894. Der Lchiilansschiisj der Stadt Leipzig. 8<l>. -4. I. 1467. Winter. ^ Ass. Wirthgen. NathskeUer-Berpachtung. Die hiesige, mit Berechtigung zum Concert- und Tanzhalten und voller Gasihossgerechligkeit ausaesiattele NathSkellermirtliichnst soll aus die Zeit vom I. Juli 1894 bis C»dc Juni 1990 an den Meistbietenden, jedoch mit Auswahl der Bewerber, öffentlich verpachtet werden, wozu Montag, der 28. Mai 1894, terminlich anberaumt worden ist. Pachtlusiige werden hiermit eingelade», an diesen» Tage Vor mittags 19 Nhr im Nathssitzungszimmer hier z» erscheine», zum Bieten sich anzugebeu und soweit nüthig, über ibre Person und ihre Verinögensvcrdältnisse genügend sich auszuwcise», sodann aber Vormittags 11 Uhr der Verpachtung gewärtig zu sein. Die Pachtbedingungen können gegen Zahlung von 3 >1 Eopial- gebübren mitgetheitt werden. Tie Bietungscaution beträgt 500 .ck, die Pachtcaution 1500 >! Nannhos, am 19 Mai 1894. Ter Ltadtgemeiiiderath. Benkert, Bürgermeister. Primas kolonias. -I>. In den Zeiten deS selig-unseligen polnischen Reiches wurde die Königskrcnung durch den Erzbischof von Gnesen Posen vollzogen. Ten Inhaber de» Sitzes deS heiligen Adalbert umgab «in ganz besonderer NimbuS; dieser Inbaber war nächst dem Könige die bedeutendste »nd angesebensle Persönlichkeit im polnischen Reiche »nd seine wirkliche Macht ging noch über die deS Königs hinaus, den» in diesem zwietrachtdurchwüblten Lande stellte die katholische Kirche die einzig geschlossene Macht dar, weil sie die feste Lrganisalion besaß, deren alle übrigen Institutionen im polnischen Reiche ermangelten. Daß der Hobe Einfluß der Geistlichkeit aus die Geschicke des Lande- dem Staate nicht zum Segen gereichte, zeigte sich hier freilich ebenso und sogar noch mehr a>S ander wart». Aber wa« tbat das dem I'rimss Lnloniae, solange er die Macht besaß, seinen Einfluß im Reiche znm über wiegenden zu machen? Mit dem Sturze des polnischen Königreich- und der Aufweitung deS Staats zwischen Preußen, Oesterreich »nd Rußland ging natürlich auch der größte Theil de» GlanzeS des Erzbischof- von Gnesen-Posen verloren. Ten» von einem politischen Einflüsse konnte doch nur noch in be schränkten! Maße die Rede sein. A»S der mächtigsten Persönlichkeit eine« Staatswesen» war der Kirchensürst einer mit Gravirung im Schloß. . , . I Provinz in einem vorwiegend evangelischen Staate geworden. Kur Ermittelung der Eigenlhumn.n wird dies hierdurch bekannt V^s Wunder aber, wenn die Inhaber de- Erzbischof'ssitzes ^ I kein Gedanken an de» entschwundenen Glanz nachbingcn und schon darum den Aspirationen aus die Wiederherstellung de» polnischen Staates ihre Unterstützung nicht versagten, weil sie ja nur aus diesem Wege ru der glänzenden Stellung gelangen konnten, deren sich ihre Vorgänger erfreut hatten. War der Erzbischof, wie in den meiste» Fällen, ein polnischer Ekelmann so verband sich mit seinen, persönlichen Interesse da- nationale da« bei dem Polen jederzeit ein« außerordentliche Rolle ge Lnp,lL den 16. Mal 18M- Dn« Pstt^knmt »er Sknbt Leipzig M. 2709. Bretschnrlder. Ml. Die Mtifche Sparkasse beleiht WerlhPNPiere »»er günstigen Bedingungen. Leipzig, den 10. Jaanar 1894. Di« Tpnresfien-Depntntts» Wiederherstellung seines früheren Glanze«, wen» jeder so weit ging, wie der Eardinal Ledockiowski, der in feine stolze» Träume so versunken war, daß er sich gcberkete, als ob da- Ziel seiner Sehnsucht schon erreicht sei, bis er mit ranber Hand a»S seinen Träumen gerissen unk daran erinnert wurde, daß er noch nicht im polnischen Reiche, sondern im preußischen Staate sei, der sich nicht ungestraft trotzen lasse. Rack, dem unsreiwilligcn Weggänge de» Eardinals Ltdcchowski war der erzbischöfliche Stuhl lange Jahre hin durch verwaist, bis er in der Mitte der achtziger Jahre von dem Erzbischof' Ti »der eingenommen wurde, der aber nach wenigen Iabre» starb. Sein Nachfolger wurde ein polnischer Edelmann, Herr v. Stablewski, der als Politiker nie ein Hehl ans feiner durchaus polnischen Gesinnung gemacht hatte. Seine Ernennung siel niit der beginnenden Acra der Eonccssionen an die Pole» zusammen, als deren Bater nickt mit Unrecht der gegenwärtige Reichskanzler bezeichnet wird. Daß Herr v Stablewski den Gedanke» an den ..l'rima-i I'ullmu»-" nickt fahre» läßt, bat sich letzthin erst aus einem Porkommniß erbeben, das keineswegs so bedeutungslos ist, als es wobt auf den ersten Blick erscheinen könnte. Bekanntlich hat Papst Leo vor wenigen Moiiaten an die preußischen, österreichischen und russischen Polen einen Hirten brief gerichtet, dessen maßvoller Ton in den Kreisen der polnischen Ultra- nickt geringe Verstimmung erregte. Trotz dem mußte natürlich dem Haupte der katbolischen Kirche gedankt werden. Namen- der preußischen Polen unterzog sich Erzbischof von SlabtcwSki dieser Ausgabe. Daß er in seiner Tankadresse von dem „unglücklichen Volke" spricht, ist nickt gerade erfreulich, aber bei seiuen bekannten Gcsinnunacn nickl weiter verwunderlich. Neu aber ist ein Anderes. Tie Dankadresse ist außer von dem Erzbischof von Slablcwöki auch von den ibm untergeordneten Weibbischösen Likowski und Andoziewicz nnlerzeichnet und zwar bezeichnen sich die Herren als „ S n f s r a g a n e". Run kennt ,ber da- kanonische Reckt Suffrabanc »ur da, wo der Sitz der Bischöfe außerhakb der Diöccse des ihnen über geordnete» Erzbischofs liegt. Natürlich hat der betreffende Kirchenfürst dadurch eine besonder- Kode und einflußreiche Stellung, da sein Einfluß über da» Gebiet seiner eigentlichen Kirchcnprovinz hinausreicht. Wenn aber die Biscköse inner halb der Diverse de» Erzbischofs ihren Sitz haben, so sind äe seine Gebilfe», unter Umständen wobl auch seine Ver treter, niemals aber seine Suifragane. Trotzdem aber nimmst der Erzbischof von Posen, um den Glan; seiner Stellung zf» erhöben, für seine Bischöfe de» Titel von Snffraganen in Anspruch. Tenn eS ist ja dock selbstverständlich, dast die Her*c» nicht ohne seine Genehmigung fick mit diesem Titel ringer zeichnet haben. Der Erzbischof von Pose» geht also von der Annahme aus, er sei nickt Erzbischof einer Provinz, ondern eines Landes — natürlich eine« volnischen Landes Man kann diese Usurpation eines Titel- um so weniger un erwähnt lassen, als der EleruS von jeder die Gewohmbcil zebabt bat, eine ,.i,rvc» oEuetucko" zu ccnstruiren, d. b. sich irgend ein Neckt bcizulegcn, um es später als giltigrS Gewohnheitsrecht feststellen z» können. Man siebt auS der Handlungsweise de» ErzbischvsS von tablewski, daß der preußische Staat nickt eben weise daran gebandelt bat, ini Einverständiiiise mit dem Vatica» gerate diesem Mann die so wichtige Stcllunb de» Erzbischofs von Gnesen-Posen anzuvertrauen. Jetzt freilich ist a» diesem Factum nichts mehr zu ändern. Denn selbst wen» rS — woran aber garnickt ;» denken ist — möglich wäre, den erz bischöflichen Stuhl mit einem Kirckiensürsten deutscher Her kunft zu besetzen, so würde damit nichts gebessert sein. Ein in bober Stellung befindlicher Manu, der die Verhältnisse in der Provinz Posen ans das Ge naueste kennt, bat nuS versichert, daß in diesem Falle der ganze niedere katholische EleruS, soweit er polnischer Herkunst ist, unter der Führung drr Weibbischöse vom ersten Augenblicke an einem deutschen Erzbischöfe einen so gewichtigen, un- erschUtlerkichen passiven Widerstand entgegen- etzen würde, daß seine Stellung von vornherein unmöglich würde. Demi gerade die Polenfrenndlichkeit der preußische» Regierung bat die Aspirationen der Polen so gesteigert, daß sie einen deutschen Erzbisckws nicht rcspcc- tiren wurden. Ter Vatican selbst würde nicht in der Lage sein, diese Haltung de« niederen EleruS zu Verbinder», ganz abgesehen davon, daß man in Rom wobl weiß, daß man sich niit dem niederen EleruS, der doch den unmittel baren Einfluß aus die Bevölkerung auöübt, vertragen muß. „Was also hätte die preußische Regierung tlum sollen, wenn ein deutscher Erzbischof in Posen eine Unmöglichkeit ist?" Nun, sie batte ersten» niemals in die Ernennung eines Manne« willigen dürfen, der als Nationalpole strengster Observanz bekannt war, sie hätte zweiten» durch ein strenges preußisches Regiment einerseits und durch den Versuch, im Einverständiiiß mit Rom den niederen EleruS allmählich zu germanisiren andererseits, die Möglich seit, daß wieder ei» deutscher Erzbischof in Posen-Giwse» da» Kirchenregiment übe, vorbereile» sollen, und sie hätte sich schließlich, wenn sich kein anderer AuSwcg sank, der Tugend befleißigen sollen, durch die der Vatican schon so viele Er folge errungen hat: abwartcn. Wenn kein Eandidat vor geschlagen wurde, der der preußische.! Negierung genehm er schien, so hätte eben der erzbischöfliche Stuhl einige Jahre unbesetzt bleiben müssen. Es hätte sich bann wohl schon eine geeignete Persönlichkeit gefunden, wenn die preußische Regierung fest geblieben wäre. Aber die Kunst de- Ab warten- scheint seit dem Weggänge de» Fürste» BiSmarck in Vergessenheit geratbcn z» sei», »nd so ist denn Herr von StablewSki Erzbischof geworden und kann unbehindert den Traum von dem „krima-t I'oIuniLv" träumen. Ein gefährlicher Traum! Denn der Einfluß de« Erz bischos« von Gnesen-Posen aus dir polnisch sprechende Be völkerung ist groß und es ist dem Erzbischof nicht schwer, seine Auffassung auch zu der seiner kirchlichen Untergebenen zu machen. Man siebt aber daraus, wir tböricht e» ist, mit dem Gedanken eine- Königreich- Polen, da» au» dem jetzigen russischen Polen bestände, z» kokettiren. Fürst BiSmarck ha« schon im Jahr« 1849 daraus hingewiesen, welche Gefahr sür die preußischen Grcmzprovinzen ein solche« Königreich Polen darstellte. Würtc nicht ver Erzbischof von Gnesen- Posen dadurch geradezu a»saefordtrt werden, den Gedantcn ver Wiekerberstellung de» .F'rimaz I'vlouiue^ der Verwirk lichuiig »äberzusührcr.? Würde rr nicht der geborene Führer der großpolnischtn A.gitation in Preußen sein ? Tie preußische ^(cgicrung läßt sich durch alle bedrohlichen Anzeichen in ihrer polcnsrcundlichen Haltung nicht stören. Tan»» muß da« Volk selbst etwa« tbun. Die deutsche Preüc — denn ok ist eine deutsche Sache, nicht nur eine preußische — muß die Bevölkerung der preußischen Ostmark in jedem Falle d-urans himveisen, welche Gesahren ibr droben: die kculsche Bevölkerung der östlichen Provinzen aber bat die Hobe Ausgabe, mit allen Kräften die Errungenschaften drr deulschcn EultDr zu wahren. Deutsches Reich. s«. Vcrltin, «9 Mai. TaS Pensum für die preußische LaiikwirtbschasiSconserenz erinnert an den Vers der Iobfiade: „Ten ersten Tbcil Niemand versieben la»n, den zweiten aber versiebet man". Nur daß hier der erste Tbcil der verständliche ist Er umfaßt die Frage nach der zweck mäßigsten Aentcrung des Erbrechts »nd der Vcrsehuldung«- svrnicn. Weitere „Fragen ' sind nicht übermittelt. Andere bei dem Netbstande der Landwirtbschast in Betracht kommende Piincle werde» im zwcilcn Tbeile, dem „Arbei1«prozromm zur sÄärling verschiedener Agrarfragen", zur Erörterung gestellt, ibre Beaniwortung aber von dem Verfasser meiil vorwkt-ggenommen. Und zwar die- in einer nicht« weniger als yareii, gründlichen und vor Allem tendenzsreren Weise. Tic «us Täuschung berechnete Darstellung der »euagrarischen AgiOrtio», wonach die Ursachen »nd Erfcheinliiigosernie» de» land wirtbschastlicken NoibstaiitcS überall im Lande dieselben seien »nd dieselben AblsilfSmaßrcgeln erforderte», ist im Großen »nd Ganzen auch die Darstellung dieses „ArdritS- programmS". Tic preußische Landwirthschast, da« ist der Großgrundbesitz östlich der Elbe — dieser für de» Osten wie ür den Weste» gleich verhängnißvolle Satz ist dem au» dem 'Lankwirl bf chaslSiii inistcr ium aiiSgcgangcncli Elaborat zu Grunde gelegt. Daß die eingkstreiiten Bekundungen der Schmpathie dem Bauernstand gelte», ändert an dieser Tbatsach« nicht», erhöht vielmehr die Achiilickkeit mit dem Verfahren der Herren v. Ploetz »nt v. Wangenhcim. Da ist die schon ge kennzeichnete Liste der einberufene» Eviifcrenzmilglicder auf richtiger Sic weist Bauern überhaupt nickt aus und, von den Professoren abgesehen, 6 westclbiscke gegen >9 ost- clbttcke Tdciliiehmrr. Wäbrend so die preußische Regierung Maß und Ziel für die Neuordnung der landwirth- schastlickcu Verhältnisse »ach den Zuständen des Ostens zu iicbinen sick anfckickt, habe» gleickzeiiig aus dem evan gelisch-socialen Eongrcß zu Frankfurt die agrawischcu Besonderheiten de» Ottcn« eine vernickleudc Beurttzeilunz erfahre», »nd wurde fettst von einoui Redner, der dir Nold- wcndigkcit eines krittligen Großgrundhcsiyk>sta»trS betonte, anerkannt, daß die Entwickelung de» östlicken Grundbesitzes leine glückliche gewesen, daß dir «Lünte des Bauernlegens fick jetzt racke. Und dieser Redner bestritt nickt, daß die Lati, sunkienbiltmig im Osten nock beute nickt zum Stillstand gekommen sei! Daß die östlickr Landwirthschast neck weil schwerer leidet, als die de- übrige» Deutschland, soll nicht bestritten werten, nur versteht man nickt, warum die Heilmittel, die ihre augenblicklicken Wortführer angc- wendet sehe» wollen, der ge sammle» Laudwirlhfckast, wie eS den Anschein hat, verordnet werken soll«»,. Ist dock gerate die schlimmere Lage de- Osten- eine Folge seiner von der des ührigen Teittschland al'weickenden Ent wickelung. Eine weitgehende Beschränkung der VerfügungS- srcibeit, die dem Verfasser de» „Arbeit-Programm-" mindestens nickt unmöglich erscheint, würde dem NecktSgefübl und dem laiitwirtlifchasllicken Interesse bei einem großen Tbeile de« deutschen Vaiiernstandcö, demjenigen, der weder drr Gcsabr der Latifundien- noch der ZwergwirthschaslSbildluig auSgcsetzl ist, widerstreiten und ferne lebhafte Al'iiciguug erregen. Es ist ein schwerer Fehler, doß man die unmittelbare Aeußerung diese» Gesübl« durch d-ic Znfammensetznng der Eonscrcnz verhindert bat Auch den Vertretern de- Osten- ist nickt gedient, wenn sie die Ecmserrnz mit einer falschen Vorstellung von der Stimmung in vnreren GebielStkcilen verlassen. 0. N. Berlin, >!>. Mai. Die einzig nennenSwertke Brauerei, welche a»ßerbalb deS Verei»S t er Vrauereie» steht und schon im Jahre 189" durch seine Souderstellnng sich die Gunst der Socraldemokratcn zu erwerbe» suckle, das Münchener Branba.uS, hat durch die jetzige» Vorlomm nisse von Neuem grosse aber, wie uns scheint, zweiselhasle Erfolge erzielt. Eine Unterstützung in der Ausrcchterballung deS BoveoltS gegen die hiesigen Brauereien wird sic de» Socialtemokratc», nickt zu bieten vermögen: denn wie der Tireclor dieser Gesellschaft aus entsprechende Anfragen bereits brr erklären lasse», ist er außer Stande, neue Bestellungen enlgcgcnznnchnien, da rr mit Aus trägen überhäuft iist. Bekanntlich hängt die Production der Brauereien vc», ihren Einrichtungen, insbesondere von der Größe ihrer .'/.ellcreien ab. eS ist also keine Brauerei im Stande, ihocn Absatz plötzlich unverhällnißmäßig zu steigern, e» sei Venn ans Kosten der Oualität ihrer Biere. Es wird nun abjfnwarten sei», ob die Socialdcmckraten, wie sie glauben machen wollen, auswärtige Brauereien zur Lieferung von ?->ier nach Berlin veranlassen: denn daß die hiesigen Bra/uereien. da- beißt diejenigen, die nicht boncotlirt sind, zur Schädigung ihrer BerufSgenossen durch Lieferung von Bier an deren Kunden beitragen sollten, ,st absolut nicht rmzunebmen Aber wenn sich auch auswärtige Brauereien bi»rzu bereit finden würden, so wäre der Bezug von Bier in g rößeren Onantitälen. abgesehen von den Fracht kosten, sckon wegen deS Einflnssi» drr Tempcratlir, mit Schwierigkeit»«« verknüpft. Für auswärtige Branercie» liegt aber auch aus den, Grunde nichts Verlockende- in solchen Lieserungrn, weil sie sicher sei» können, daß dieselben nur von kurzer Tau»! sein würden. * VrrOn. l9. Mai. Zur Frage der freien Advocatnr haben sick» nun auch die AnwaltSkanimern in Eelle, Posen und Nau/,burg geäußert. In Eelle wurde die Freizügigkeit
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