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Dresdner Journal : 22.08.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189308221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930822
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930822
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1893
- Monat1893-08
- Tag1893-08-22
- Monat1893-08
- Jahr1893
- Titel
- Dresdner Journal : 22.08.1893
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Dienstag, den 22. A»M abend«. I8S3. N«»n!l!»prei«r -Är Vrrrckvi» v>«rt«t^drliek >0 kk, d«j 6«v K»ü«rl. äeur«Lt»«a Lv,t»o»t»lt«o v»ert«l- MtkUob t»«rk; »u,»«xl»»>t- üe» <juut»cl»«o k«tel»« tritt ko»t- unck StemptlrureklL^ dior^ Lioielos Kumme»»: tv kk. LnktlMälxuox»»««««!-«»» p«r 6« k»um «irrer -xe,p»It«o«L L«U» ttei»«r 8vl»riit rv kk. Vvter ,,Kiox««»o6r" äi« 2ml« LV ?k. L«» ^bsUeo- uoS 2»sseru,2t2 eotnpr. Luf,cl»1»^. 2revdei»«u: ^Allet» mit Lu»»»bw« 6er 8c»»- u. keiert»^« edeLäe» Lvr»»prvet»-^r»»vl>Iu»»r Kr. 1LSL. DresimerIoumal. Für die Geiamtleitong «erantvortlich: ^ofrat Gtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. LooUime »cn Xulti.o«iixuuz<u u»»»>LiI°: I,«i^r>x: />. l(c>m,lr>^tk».ür 6os Ore»<iu0r 6our»ul»j «moder» Zerit» Vt.» B»»«l Br««I»o ^rootltoet o. ».: //»»»enktti»» <t l'oAtrr, L«r!w-V>«o-N»mdurA- kr»^ l^tp»jss -^r»»t»ti»rt ». It. Hüuede»! Aurt. r»r>» L»»6»o Serlto rr»»kt»rt ». « Icetizor,: «t L'o. ; Bertis: /nk u/>6er»6unt, Lr»»I»u: Lmii Tratst/»,' Lm»»v>«r: <7. Lc/,««ier, S»U» ». » - «/. Larct <4 U». Uer»u»xeb«r, Küoixt. Lepeäitioo 6«, Orerckner ^o»»-»»I». Dreeäeo, Lvio^srotr. 2«. kerurprect» - Xoscklue»: Kr. ILVS- Luast und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 21. d. Mts.: „Graf Essex." Trauerspiel in fünf Akten von Heinrich Laube Der gestrigen Vorstellung dieses im Winter immer gern gesehenen Dramas war das Publikum mit einer betrübenden Teilnahmelosigkeit begegnet. Allerdings hat das Stück nicht die geistige Macht einer klassischen Dichtung, aber eS ist eine vortreffliche theatralische Arbeit, die zwei Hauptrollen von echt dramatischem Nerv in großen, ungezwungen herbeigeführten packen den Effektscenen gipfeln läßt, in der Gräfin Rutland ein liebenswürdiges, mit vielen feinen graziösen Herzenszügen auSgestatteteS Charakterbild darbietet und ein sprechendes Gepräge der Geschichte trägt oder doch an Stellen, wo sie von der Historie adweicht, durch ein solches angenehm täuscht. Die Rolle de« Essex giebt Hr. Kirch; er bringt derselben eine paffende Persönlichkeit zu und seine ganze Ausführung dieser dankbaren Aufgabe zeigt Intelligenz und mannigfach auch Temperament; nur gelingt ihm in Rede und Spiel noch keine gleichmäßig leichte freie Verbindung von Schwung und Biegsamkeit mit dem Kraftvollen und Wuchtigen, wo durch der häufig geforderte Eindruck ritterlichen Elan« entstehen könnte Am glücklichsten war der Darsteller in der großen Scene deS zweiten Akte». Die andere Hauptrolle liegt bei Frl. Ulrich (Elisabeth),deren fesselnde und tiefwirkende Leistung seit langem den kostbaren Kern dieser Aufführung bildet. Mit schöner Wärme Nichtamtlicher Teil. Helegrapyische und telephonische Nachrichten. Gotha, 22. Auguk. (Tel. d. Dretdn. Journ) Dat heute über den Gesundheitszustand Tr. Ho heit des Herrogs ausgegebeue Bulletin lautet: Der Herzog ist dauernd bewußtlos; die Kräfte uehmen fichtli» ah. Buda-Pest, 21. August. (W. T. B.) Das „Ungarische K»rrespo«tzrn»dureau" ist, gegenüber der Meldung mehrerer Blätter über angebliche Cholerafälle iw Marwaroser Komitate, von kom- peteutester Seite zu folgender Erklärung ermäch tigt: „ES ist eine thatsächliche Unwahrheit, daß dortselbst der von dem Wiener Korrespondenten eines englischen Blatte- angeblich entsandte Doktor Kohn erschienen wäre. Seit dem 25. Joli kamen im Marwaroser Komitate unter den beim Bau der 8V km langen Eisenbahn beschäftigten 8vl>6 Ar beitern mehrere choleraäbvliche Erkrankungen vor, weshalb die Hälfte der erschreckten Arbeiter nach ihrer Heimat, Italien, Kroatien und Galizien, abrriste. Alle Erkrankungen find jedoch bloß sporadisch aus getreten und kamen während der Dauer eines Monates auf so ausgedehntem Gebiete vor, daß weder von einer Epidemie noch von einem Cholera- Herd die Rete sein kann." Paris, 22. August. (Tel d DreSdn. Journ.) Bei der Besprechung des Ergebnisse» der am ver gangenen Sonntag erfolgten Wahlen äußern die republikanischen Blätter: Die Wahlen zeigten die Abneigung des Landes gegen die nicht konstitutiv nellen Parteien; die Regierungsmehrheit sei stärker als jemals. — Die gemäßigten Organe geben der Besorgnis über den relativen Erfolg der revo lutionären bez. sozialistischen Partei Ausdruck. — Die radikalen Journale stellen den Fortschritt der sozialistischen Ideen fest und weisen darauf hin, daß man Hinfort ernstlich mit der sozialistischen Gruppe rechnen müsse. — Die konservativen Zei tungen erkennen eine Niederlage ihrer Partei an. Rom, 22. August. (Tel. d. DreSdn Journ.) Gestern abend babrn sich hiersrlbst Kundgebungen der erregten Menge wiederholt, wobei besonders die Anarchisten hrrvortratenz drei kleine Barri kaden wurden gebaut, von denen eine in Brand oesteckt worden ist. Gegen die cinschreitenden Truppen find zu verschiedenen Malen Steine ge- werfen worden. Die Ordnung wurde alsbald wieder hergestellt. Genua, 21. August. (W. T B.) Um 8 Uhr abends versuchte eine Volksmenge eine Kundgebung vor dem französischen Konsulate; sie wurde jedoch von den Truppen vertrieben, welch: alle Straßen sperrten. Um 9 Uhr abends wurde der Verkehr der Tramways und Omnibusse eingestellt. Die Truppen halten die Hauptpunkte der Stadt besetzt. Genua, 22. August. (Tel d. Tresdn Journ.) Mehrere Omnibusse wurden hirrselbst in Brand gesteckt und sodann in den Fluß geworfen; drei Kio ke find verbrannt. Mailand, 22. August. (Tel. d. DreSdn. Journ) In einem hiesigen Cafs kam eS zwischen Offizieren und Anarchisten zu Streitigkeiten; Truppen mußten einschreiten; mehrere Personen wurden verwundet. Au« zahlreichen anderen Städten werden Kundgebungen und Unruhen gemeldet. Madrid, 22. August. (Tel. d. DreSdn.Journ.) Eine Wii dhvse zerstörte das Dorf Gaza in der Provinz Granada; die Häuser sind meist ver nichtet: Menschenleben gingen nicht verloren. London, 21. August. (W. T. B.) Wie das „Rrutersche Bureau" aus Malta meldet, unter liegen Provenienzen aus deutschen, österreichische« uud belgischen Häfen daselbst einer fünftägige« Quarantäne. London, 21. August. (D. B. Hd.) Wie aus Saltillo (Mexiko) gemeldet wird, habe« dortselbst zwischen den Aufständische» und de« Regierungs truppen Kämpfe stattgrfunden. Beide Teile solle« große Verluste erlitten haben. London, 22. Anguft. (Tel. d. Drc-dn. Journ.) Das Unterhaus verwarf «it2vv gegen 162 Stim men Chamberlains Amendement und nahm hier- auf Gladstones Antrag ohne weitere Abstimm ung an Kopenhagen, 21. August. (D. B. Hd.) Kür die Norefront der Kopenhagener Laudbefestigung ist eine große Menge Geschützmaterial von Krupp in Essen hiersrlbst angekommen. Christianis, 21. August. (D. B. Hd.) Die Eutsäeidung über die Kousulatfrage und die übrigen schwebenden Angelegenheiten ist nach offi ziöser Mitteilung in der nächsten Zeit nicht zu erwarten; die Regierung will erst in Anwesenheit deS Staatsministrrs Gram, der am Freitag hier aus Paris eintraf, ihre Stellung gegenüber der Konsulatsache in Erwägung nehmen. New-Aork, 21. August. (D. B Hd.) In der Nähe von Red-Rock (Colorado) wurden zwei mit Sprengpulver gefüllte Säcke auf die Eisenbahn schienen gelegt, um den Erpreßzug zum Entgleisen zu bringen. Lie Lokomotive desselben wurde durch die erfolgte Explosion gänzlich zerstört und der Lokomotivführer schwer verletzt, wahrlud die Passagiere de- ZugeS mit dem Schrecken davon kamen. Von den übelthätern fehlt jede Spur. Washington, 22. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Wilson (Westvirginia) wurde zum Präsi denten der Kommission für Wege «ad Verkehrs mittel ernannt; derselbe wird im Kongreß die Abschaffung des Mac Kinley Tarifes beantragen. Mac Creary wurde zum Präsidenten der Kom mission der auswärtigen Angelegenheiten ernannt. Bland (Missouri), ein Anhänger brr freien Tilbcr- Prägung, ist zum Präsidenten der Silberkommis- pon ernannt worden. Ma« Utaeeht jetzt, daß die- Abschaffung der Thermanbill ohne weiteres in beiten Kammern beschlossen werden wird. Dresden, 22. August. Die Unruhen in Bombay. Zu den jüngsten Unruhen in Bombay erhalten die „Münch. Reuest. Nachr." „von trefflich informierter Seite' eine Zuschrift, welche diese Vorgänge in einem abweichenden Lichte erscheinen läßt von dem, welches man bisher auf sie warf, und die wir daher im nach folgenden wiedergeben: Für jeden, der Indien und die indischen Verhält nisse ans eigener Anschauung auch nm einigermaßen kennt — so heißt es in dem genannten süddeutschen Blatte —, machte eS einen geradezu komischen Ein druck, zu sehen, welche Bedeutung fast die ganze Presse Mitteleuropas der jüngsten Rauferei in Bombay ent gegenbringt. Es ist die sauere Gurkenzeit! So dachte ich: man benützt jene Vorkommnisse zur Raumaus füllung. Ich kann auf Grund eines sorgfältigen Stu diums dieser Verhältnisse und Bewegungen an Ort und Stelle versichern, daß die meisten der in der Presse ausgesprochenen Befürchtungen und Kombinationen vollständig in die Irre gehen. Die Geschichte Indiens zeigt, daß die verschiedenen Stämme und Sekten von jeher einander bekämpft und mit reiner geistig belebter Sprache stellt Frl. Politz die Rutland dar. Lord Burlngh wird von Hrn. Jaffe charkteristisch vertreten, Hr. Dettmer bietet eine ansprechende Repräsentation des Grafen Southampton und Hr. Swoboda erfreut durch sein wirksames maßvoll auSgeführteS Genrebild des Jonathan. Überhaupt ist diese Vorstellung eine sehr annehmbare Leistung unserer Hofbühne. Indiskrete Enthüllungen aus dem Postkasten zu Haindorf. Bon Frida Storck. S (Fortsetzung.) Stundenlang möchte ich träumen, sein Bild vor dem ge schlossenen Auge, und doch treibt mich eine prickelnde Un geduld, eine heiße Sehnsucht, ein Hangen und Bangen vor der Zukunft ruhelos umher. „Das hat sie nun da von," wirst Du kaltherziges Wesen denken. Aber sieh ihn nur erst l Die schöne, kraftvoll: Gestalt, seiner Lippen Gruß, seine« Auges Gewalt Und wie sagt Gretchen weiter, „sein Lächeln gar und erst sein Kuß!' Ja Else, sein Kuß! Wir haben uns geküßt Dabei habe ick, die Farben ins Moos geschleudert und daS fast vollendete „Spinatbeet" ist schmählich zu Falle gekommen. Ich muhte ihm geloben, statt des Pinsels daS Szepter der Hausfrau führen zu lernen Malen soll ich wohl noch; aber die Akademie ist ihm ein Dorn im Auge Meine schönen, hohen Pläne! Die Kunstreise mit Dir, über die Alpen. Ach, ich war egoistisch genug, ihm meine Trauer über da» Schei tern diese» Plane» zu verraten. Eines Forstmannes Frau darf sich ja dergleichen nicht erlauben! Ich be- haben und daß erst die Occupation Indien» durch die Engländer da» Aufhören de» Bürgerkriege» be wirkt hat. Aber die Zahl der Engländer ist zu klein und die Zahl der Indier zu groß, als daß eS l icht von Zeit zu Zeit bald da bald dort zu kleineren oder größeren Thällichkeiten kommen könnte. Auch zur Zeit meiner Anwesenheit find in Bombay zwei Parteien aneinander geraten. Damalt waren es die beiden sich feindlich gegenüberstehenden Sekten der Moham medaner, und man schätzte die Zahl der Kämpfenden auf mehrere Tausend. Aber damals war gerade ein selten schneidiger Polizeioffizier zur Stelle, der mit seiner Mannschaft von der Flanke mitten in die Kampfe-linie einbrach und so die beiden kämpfenden Parteien auSeinanderbrachte. Mag fein, daß diesmal die Polizei weniger rasch und energisch eingegriffen, daß deshalb die Streiter in längerem Kampfe sich gegenseitig mehr Verluste beibrachten und deshalb auch die Erbitterung höher stieg, so daß die Inter vention des Militärs notwendig wurde. Für die all gemeine politische Lage in Indien kann daraus keiner lei bedenkliches Symptom gelesen werden ; für einen Vergleich mit der Empörung von 1857 ist damit gar keine Veranlassung gegeben. Und noch weniger haben Gladstone und Homerule etwas damit zu schaffen. WaS aber die Bedeutung des Indischen National- kongrcsses anbelangt, so sind die besten Kenner der örtlichen Verhältnisse etwa der folgenden Meinung: Die liberalen Perioden in England haben in den Kolonien nicht immer nur Gutes geschaffen. So war eS auch eine Maßregel von zweifelhaftem Werte, die englischen Schulen mit den Universitäten nach Indien zu übertragen. Die Eingeborenen und namentlrch die höheren Kasten der Hindus haben ein ausgesprochenes Talent für die Erlernung von Wlssensfertigkeften. Sie studieren in großer Zahl mit bewundernswertem Fleiß und machen ausgezeichnete Examina. Bei Be setzung der Staatsstellen aber werden natürlich in erster Linie die Engländer berücksichtigt, obwohl die Regierung auch hier mit geradezu bewunderns werter Objektivität zu Werke geht. In dem Maße nämlich, als sich eine Provinz oder ein Gebiet mehr in englische Verhältnisse hineingelebt hat, wird auch ein entsprechend größerer Teil der Staatsstellen von unten heraus mit Eingeborenen be setzt Nur in neu occupierten Gebietsteilen sind iamtüche Ktaatäämter auSskhliLLUch dcu Engländern zugänglich. Die Zahl der eingeborenen Staatsbeamten ist deshalb stetig im Wachsen Aber der Andrang der Indier, welche auf Grund ihres mit Auszeichnung bestandenen Staatskonkurses sich für die Erlangung einer Staatsstille legitimieit erachten, ist ein so großer, daß er den Bedarf des Staates weil übersteigt. Es bleibt deshalb diesen Herren zunächst nichts anderes übrig, als unter die unzufriedenen Journalisten zu gehen. Deshalb die außerordentliche Zunahme jener Zeitungen und Zeitschriften in Indien, welche für die Forderung eintreten: „Indien für die Indier!" Und um dieser Bewegung noch mehr Ansehen zu verschaffen, hält man alljährlich in einer der größten Städte einen „Nationalkongreß" ab. Daß diese stellenlosen Juristen darnach trachten, möglichst bald eine fette Slaatsstille zu erhallen, kann ihmn niemand übel nehmen. Daß sie dieses Be streben als Journalisten journalistisch möglichst aus- dauschen, i>t ebenfalls selbstverständlich. Wenn aber die europäische Presse deren Worte für bare Münze nimmt, so zeugt das nicht gerade für eine intimere Bekanntschaft mit den indischen Verhältnissen. Diese Nationalisten haben in Indien weder nach oben noch nach unten im Volke einen Anhang. Und wenn es schließlich einem ihrer Vertreter nach vielen An strengungen endlich gelungen ist, seine Eitelkeit durch den Eintritt in das englische Unterhaus befriedigt zu reute aber gleich, und sag'e ihm, cs solle so recht heimisch und traulich in unserem schönen Waldhause werden Da lachte er so glücklich, wie nur er lachen kann. Bis zum Waldrande hat er mich halb tragend geleitet. Da gab eS noch einen langen, langen Ab schied. Mit eins sagt jemand: „Guten Abend, meine Herrschaften." Wie ich entsetzt herumfahre, geht leib haftig der Geheime den Feldweg hinab. Und singen that daS Ungetüm auch noch: „Kein Feuer, keine Kohle, kann brennen so heiß u. s. w." Ader ich mache mir nichts aus seiner Spionage, gar nichts! Am liebsten möcht ich ja jedem zurufen: „Er liebt mich!" Tante Mine ist ahnurm-loser denn je Mama spielt eben, wie meist abends, Bezique mit der Professorin. — Alexander heißt er, welch stolzer Name Ich brenne darauf, seine Oberföksterei zu lehen. Wunoere Dich «ich», wenn ich fortan für einsame Waldhütten schwärme, ich, die sonst das Großstadtleben in allen Tonarten gepriesen Die Liebe kann eben alles, sie ist de» Lebens Erfüllung! Morgen kommt er. Wenn eS doch morgen wäre! Deine glüchelige Lulu. Haindorf, den 19. Juli. Liebe Elise! Erschrick nicht, wenn ich Dich bitte, gleich herzu- kommen. ES geht eben gar nicht zum Besten. Viel leicht kannst Du die Kleinen zu Deiner Mutter thun, bi» ich besser bin. Der Husten quält mich diese letzten Nächte sehr. Und dabei die große Sehnsucht, Dich zu sehen, liebe Elise Komm doch gleich! Die Herrschaften meinen'- ja alle gut; aber e» sehen, so beweist da» gar nichts gegen die hier ver tretenen Anschauungen. Die englische Regierung in Indien ist über den Charakter dieser Erscheinungen vorzüglich informiert. Sie stört deshalb diese Herren nicht in ihrer Freude und geht unbeirrt jenen Weg, der ihr im Interesse deS Gesamtwohls als der bessere erscheint. Tagrsgelchichtr. Dresden, 22. August. Se. König! Hoheit der kommandierende General Prinz Georg begab Sich heute mittag nach Waldheim, um der in der dortigen Gegend stattfindenden Aufklärungsübung der Kavallerie beizuwohnen. * Berlin, 2I. August. Se. Majestät der Kaiser hörten heute vormittag die Vorträge des Chefs des CivilkabinettS, des Staatssekretärs deS Reichsmarine- amts und des Stellvertreters des Chefs deS Marine- kabinetts — Im heutigen „Reichsanzeiger" werden die von den Ministern des Innern, für Handel und Gewerbe, der öffentlichen Arbeiten und der geistlichen rc. An gelegenheiten uuterm 8 August getroffenen Anord nungen, betreffend Maßnahmen gegen Weiterver breitung der Cholera, veröffentlicht. — Es ist schon wiederholt betont worden, daß der russische Finanzminister Witte bei seinen eigenen Kollegen und anderen hochgestellten russische» Poli tikern Schwierigkeiten in der Führung des Zoll krieges begegnet. Man läßt ihn diese Sache führen, weil es nun einmal nicht anders geht; aber schlimm für ihn, wenn er erfolglos bleibt. Tann wird nicht bloß Hr. Witte, sondern möglichenfalls ein gutes Stück beS ganzen politischen Systems stürzen, das mit den Nomen Witte und Pobjedonoszew bezeichnet wird. Jetzt berichten englische Blätter über die wachsende Mißstimmung und Zerwürsnisse in der russischen Re gierung. Der Minister deS Äußeren und Hr Witte sollen aneinander geraten sein. Bon einflußreicher Seite werde ein Druck auf Witte auSgeübt, die Ver handlungen wieder anzuknüpfen. Die Darstellung deckt sich mit dem, was die „Münchener N. N" in Berlin an maßgebenden Stellen über die Ström ungen am Zarenhofe erfahren, derart, daß man von der Richtigkeit der Schilderung überzeugt jein möchte. Weau der russische Landwirt in panikartiger Stim mung seine Ernte verschleudert, wenn beispielsweise in Charkow für ein Pud Ro gen 43 Kopeken ge boten und genommen werden, so hätte Hr. Witte allen Grund, nachdenklich zu werden. Er zieht es aber vor, einen Ton anzuschlagen, der an d e französische Fansaronnerie vom Juli 1870 er innert, den ernst zu nehmen man deutscherseits um so weniger Veranlassung hat, als diese Fanfaronnaden vrn Hrn. Witte persönlich ausgehen. Sein Organ, die „MoSk. Ztg.", wettert nämlich, wie aus St. Petersburg durch Draht gemeldet wird, in scharfer Weise gegen den Grafen Caprivi und einen angeblich osfizwsen Artikel der „Köln. Ztg." Das Moskauer Blatt behauptet, in Deutschland trügen dir Be fürchtungen nicht einen wirtschaftlichen, sondern einen politischen Charakter. (!) Man sei in B rlin nicht wenig besorgt, daß Deutschlands Prestige sinken könne (!) DaS Gesetz über die Vermehr: ng des deutschen Heeres erzeuge in den leitenden Kreuer, Ber lins offenbar die irrige Ansicht, daß da» Anwachsen des deutschen Ansehens Deutschland das Recht gäbe, die Saiten der diplomatischen Leyer mehr anzu spannen Wenn auch nicht in Deutschland selbst, so habe sich außerhalb der deutschen Grenzen viele, ge ändert; das solle man sich in Berlin a<l noram nehmen und den Landsleuten zurufen: „Ruhig Blut, nicht mucksen!". . . Diese thönchte Sprache des Mor- sind halt doch fremde Leute. Wenn ich Dich habe, wird es sich schon bessern. Mich jammert nur der Herr Doktor, daß ich ihm die Nachtruhe störe mit dem bösen Husten Wenn ich diesen Katarrh mal erst durch hab', nachher komme ich auf alle Fälle zur Ruhe. Aber kommen mußt Du, zu Deinem Dich gar sehr liebenden Konrad. Die Wirtin ist gar eine gute Seele. An Geld- verdiencn denkt sie kaum und möchte einem alles zu Tank machen. Sorg Dich nicht zu sehr um die Kosten, bin ich erst gesund, nachher bringen wir eS wieder ein. Haindorf, am 22. Juli. Lieber Papa! Mama fühlt sich gar nicht gut, bitte komme doch, uns zu holen Es ist heute morgen ein G >r hier im Haufr gestorben. Seine Frau kam gestern abend an, und in der Nacht war er schon sehr krank. Mama will nicht mehr länger hier bleiben. Es grüßt Dich, lieber Papa, Dein Arnold. Ich fühle mich recht angegriffen, lieber Mann! Lasse alle» vergessen sein und hole un» hier ab. Ich habe große Angst, — seit ich mich nicht wohl fühle, — ich könnte hier sterben und Du hättest mir nicht verziehen. Ich war so ost launisch und habe Dich ge quält. Ach, r» ist schrecklich, wie schnell der liebe Gott ein Ende machen kann! Da» ist mir heute so recht klar durch den Tod de» armen Manne» hier. Die Frau thut mir zu leid. Willst Du mir etwa» Liede«
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