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Dresdner Journal : 10.04.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-04-10
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187004107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18700410
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18700410
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1870
- Monat1870-04
- Tag1870-04-10
- Monat1870-04
- Jahr1870
- Titel
- Dresdner Journal : 10.04.1870
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Il u»ä t 8»°r Kt uvä enbistm ist ver- ,'entrLl- krmim- ll, cke 6 «irä u V«r- »»bii) cd siir l'ilburx verlebt Lixen- ^anusr Umi»t ä eaiii- )our»nt rä üel- ». K. se von >S8k sie lil. nnä i IWO ü 500 I «3KI I7I.000 eession >g« 8ik ;n lier itsiden ; Divi- ali äes >ons in liesitro sturcli >6« »>8 n 6ea ss ent eisten. i ^n- 8611 82. Sonntag den Iv ^lprv. 1870. I» N«rLL- L»»L«! v I»r-,»«««» tritt^»dritvk Mkrlick! 6'xNlv. —NU- I 8 I'Ur. kit«»a«lU^T^r, ^jk)>rN,:i> I „ Ik> ., »>tt«»rk»N> »«« XvrLL tloo» ivp:— „ cb » j 8>u>a«» t'o.l uv<I 8i»»«N>» Xv»>m«ro I „ t 8t«wp«l>>»»cdl.^til0»» >usrratnl»rrtst: ^iir L«» k»im> «»Q«r ^e»p»Ic«n«k> Lell«: 1 Xss- v»t«r ,tU«x«»»oLt" Li« Leit«: I Xx- rrschttnr«. lA^Nod, lait Lo»i»kn>« Ler 8»oo «L ^«i«tt»U», Ld«aL» siir Leo kolxeuLep Dres-MrZMNMl Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. r,l»r>ne«-i»naymr,»«w»rr, . U«tp»tU : d » L>tt»v»v»rr»», 6«o>oL»,l<»»Lr Le» I)r«.Ln«r ^onrool»; .dooL.«,: K L»al.»>, Lvo»» Po»»-, N»wvv^->«rU»- Vt.» I-«ip>i»-L»»«I Krooll^ott » L> voi» t Vo»:.«», L«Iio. 6»o-iv»'»t:I>« Nootid., Keren-V»'« 8ar«»u, koool.ee .Vlvsee: Lr«oeo: k 8c„l.orr», vvel»»:!, 8reeoe>''»Xnlio>»e«>'^ure»», Leeee, kiet t t'eeve»: kr«ottort».Il.!^«"»»'»<:I>e kuotik.; Lölor Neoeee«, kerie: Keve», d,e»rire, Uvl.l.iee L Oo., ch, Klee. L« I« Loure«); kro«: k». Lo«l.lLo'e üuclli.» Vt«» Xr.. O 0erau,ütdtr: Xöoixl. L»p«Litioo Le» vroiänsr Louioele, Ore,Lev, »ler^ersttieoxe,«« Xo. I. Amtlicher Theil. Dresden, 4. April. Seine Majestät der König haben der Hofopernsängertn Kainz-Prause da« Prä- dtcat als Königliche Kammersängerin zu erthetlen ge ruhet. Nichtamtlicher TheU. Keberficht. Lelegraphische Nachrichten. Zeitung-schan. (Kölnische Zeitung. — Norddeutsche Allgemeine Zeitung. — Flrnsb. Avis — Weser- Zeitung.) Lage-geschickte. (Berlin. Forst. BreSlau. Hanau. Weimar. Gotha. München. Stuttgart. Wien. Pesth. Paris. Florenz. Rom. Madrid. London. Washington.) Ernennungen, Bersrtzuvgev rc. im öffentl. Dienste. Dretdaer Nachrichten. Proviuzialnachrichtev. Gerichtsverhandlungen. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Börsen Nachrichten. Beilage. ReichStaaSfitzuna vom 8. April. Statistik und BolkSwirthschaft. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Wien, Freitag, 8. April, Nachmittag-. (Tel. d. Boh.) In beiden Häusern de- Rrich-rath- kün digte der Miuisterprasidevt Hasner im kaiserlichen Auftrage die Vertagung de- Reich-rath- an. Im Herrenhause halt der Präsident Fürst Karl Auersperg die Schlußrede. Er betont die Fortschritte, welche in der abgelaufen-n Session bezüglich der Ord nung des Finanzwesen- und der Entwickelung der VolkSwirthschast erzielt worden seien, und sagt nach dem wärmsten Lobe über Brcstrl: Der Schuh der Verfassung und die freiheitliche Volksentwickelung waren stet- die Grundsätze des Herrenhauses. Der Blick in die Zu kunst sei von Zweifeln nicht befr it, aber das öster reichische Bewußtsein werde stets siegen. Im Abgeordnetenhaus! hält Präsident v. Kai serfeld die Schlußrede. Derselbe sagt: Wieder stehen wir vor einem Wendepunkte. Hier gilt es, das Be wußtsein des eigenen Werkes nicht zu verlieren. In der Verfassung fanden wir den staatserhaltendcn Ge danken, wir haben cS an ehrlichem Willen und an Nach giebigkeit nicht fehlen lassen; wir sind unterlegen. Den Gang der natürlichen Entwickelung hat jene Ruhelosig keit gestört, die immer die Ziele und Mittel wechselt. (Beifall.) Jntriguen und das Gift der Afterklughcit haben sich uns entgegen gestellt. Wir unterliegen, weil wir die Freiheit, die wir für Oesterreich errangen, auch unsern Gegnern gönnten, welche sie als Waffe gegen uns kehrten. (Beifall.) Wir unterliegen, weil wir die Verfassung gegen Jene vertheidigten, welche keine wollten. (Bravo.) Das Urtheil der Geschichte wird würdigen, was hier für die Sache der Freiheit, der Ordnung, des Rechtes und der Humanität angestrebt wurde. Was nun kommen wird, das könnte wohl leicht die Katastrophe sein, was schon einmal dies Reich an den Rand des Abgrunds führte. Ein Atten tat auf die Verfassung, das müßte ja wohl zu demsel ¬ ben Resultate führen, und wenn es auch in - n- ter correcter W ise und von radikaler Hand in Scene gesetzt würde. (Anhaltender Beifall.) In dem energi schen Widerstande, den wir jedem Verbuche entgegen stellen würden, der dahin zielte, den staatsrechtlichen Zusammenhang zu zerreißen, in dem energischen Wil len, uns nicht von den Dupes nebelhafter Ausgleichs- versuchr verlocken zu lasten, haben wir die Bürgschaft unserer Zukunft. (Stürmischer Beifall.) Die heutige Krise kann nicht in einer Weise enden, welche wieder die Schädigung deS Reiches sein müßte. Mit dieser Ueberzeugung sage ich Ihnen Lebewohl, voll Zuver sicht und mit dem Rufe: Hoch die Verfassung I Hoch Oesterreich I Hoch der Kaiser I (Stürmischer minuten langer Beifall.) Dre-dru, 9. April. Der in Nr. 78 unsers Blattes mitgetheilte Artikel der „N. A. Z.", die Stellung Preußens zu Däne- märk bezüglich der Ausführung des Art. V des Pra ger Friedens betreffend, hatte der „Kölnischen Zeitung* Veranlassung gegeben, in aussübrlicher Weise darauf zu antworten, und diese Antwort war, wie bei der ganzen bisherigen Haltung der „K. Z." in dieser Angelegenheit allerdings nicht anders erwartet werden durfte, zu Gunsten Dänemarks ausgefallen. Dem Anfuhren der „N. A. Z.", daß die Dänen allein an der Nichtausführung des Prager Friedens schuld seien, indem sie zu viel gefordert hät ten, setzte das rheinische Blatt die Behauptung ent gegen, die Dänen hätten gar nichts gefordert, sondern sich damit begnügt, daß bei der Abtretung laut des Prager Friedens „die Bevölkerungen selbst" die Grenze bestimmten. Ferner behauptete die „K. Z", die vom Grafen Bismarck betonte „Latitude" des Art. V des Prager Friedens bestehe blos darin, daß der Begriff „Nordschleswig" unbestimmt gelassen sei, und schloß, nachdem sie die Ausführungen der „N. A. Z." als „die Sprache des Wolfes, wenn er mit dem Lamme zu thun hat" bezeichnet hatte, ihren Artikel mit den Worten: „Wir aber sagen mit altpreußischcr Ehre und Treue: Jedem das Seine! Uno Nordschleswig gehört uns nicht." — Auf diesen Artikel bringt nun heute die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" ihre Erwiderung. Die „K. Z." habe sich „wieder einmal ihr Dänenroß satteln lassen, um gegen das deutsche Interesse in die Schranken zu reiten." Die Behaup tung, laut des Prager Friedens hätten „die Bevölke rungen selbst "über die Grenze tnSchleswig zu bestimmen, sei „für Jeden, der DsuHch lesen und logisch denken kann, eine Unmöglichkeit," vielmehr habe Preußen allein und Niemand anders diese Bestimmung zu treffen, und die Ansicht der „Köln. Ztg.," die „Latitude" des Ar tikels V des Prager Friedensvertrags bestehe blos darin, daß der „Begriff Nordschlcswig" unbestimmt gelassen, sei für „entschieden in der Lust schiebend" zu erklären. „Die vertragschließenden Theile", sagt das Berliner ministerielle Blatt, „haben gar keine Veran lassung und, wie die gewählte Fassung genügend be weist, auch gar reicht die Absicht gehabt, sich mit dem „„Begnfs Nordschleswig"" zu beschäftigen Sie haben sich des Ausdrucks „„Nordschleswig"" nirgends bedient. Dagegen haben aber Dänen und Dämnsreunde sich so lange und eifrig bemüht, der Welt glauben zu ma chen, daß der Artikel V die „„Abtretung Nordschles wigs"" stipulire, daß sie es, wie Figura zeigt, am Ende gar selbst glauben. Es ist eine absonderliche Verkehrung der Verhältnisse, wenn der Leitartikel der „„Köln. Ztg."" es dem Prager Friedm als eine „„La- tilude"" anrechnet, daß er einen Begriff nicht defiuirt hat, der in ihrem Kopse spukt. Oesterreich überträgt in dem genannten Artikel seine im Wiener Frieden erworbenen Rechte auf die Herzogthümer Holstein und Schleswig auf Preußen, „„mit der Maßgabe, daß die Bevölkerungen der nördlichen Districte von Schles wig, wenn sie durch freie Abstimmung den Wunsch zu erkennen geben, mit Dänemark vereinigt zu werden, an Dänemark abgetreten werden sollen.'" Ueber diese »um Vorthcile Dritter verabredete Modalität hat Preu ßen Oesterreich Rede zu stehen. Aber welche Districte unter den nördlichen zu begreifen sind, ist allein der Bestimmung Preußen- anhetmgegeben. Irgendwelche RechtSverbtndlichkeit Preußens Dänemark gegenüber ist durch den Prager Frieden nicht entstanden, und das politische Interesse, welches Preußen in seinem Verhältnisse zu Dänemark durch diese Abmachung zu fördern glaubte, fällt hinweg, wenn die Dänen DaS nicht annehmrn wollen, mit Dem nicht zufrieden sind, was Preußen zu geben für mög lich erachtet." Von dänischer Seite steht übrigens, wie wir hier gleich mit bemerken wollen, eine erbitterte Pole- mik in dieser Angelegenheit in Aussicht. So wird den „Hamb. Nachr." bereit- unterm 6. April aus Flens burg berichtet: „Der bekannte offictöse Artikel in der „„Nord. Allg. Ztg.," betreffend die Abtretung Nord schleswigs an Dänemark, scheint die Dänen arg be rührt zu haben. Die „„Fl. Avis"" beginnt heute Abend schon den Neigen mit einer kräftigen Bespre chung desselben, die wir nicht wtcdergeben mö gen, und werden andere dänische Blätter gewiß das Uebrige darin leisten." Die Botschaft, welche Präsident Grant jüngst in Sachen der amerikanischen Handelsmarine an den Kongreß in Washington gerichtet hat, erfährt in einem deutschen Blatte, dem eine gewisse Competenz in dieser Sache nicht wird abgesprochen werden können, eine sehr scharfe Verurtheilung. Die (Bremer) „We ser-Zeitung" schreibt nämlich über diese Botschaft: „In dem ganzen wunderbaren Aktenstücke, soweit man nach dem vorliegenden Auszuge urtheilen kann, scheint nur eine einzige Wahrheit vorzukommen: daß nämlich die amerikanische Rhederei sich in sehr bedrängter Lage befindet. Soweit es sich dabei um Srgcljchifffahrt handelt, ist das nun nichts Besonderes; die übrigen Rhedercirn der Welt liegen auch l icht gerade auf Rosen. Mit der Dampfschifffahrt ist cs freilich was Anderes. Die Europäer besorgen den grsammten trans atlantischen Dienst; alle amerikanischen Linien zwischen den beiden Welttheilcn sind eingegangen. Diese Er scheinung mag für einen patriotischen Amerikaner reckt betrübend sein, weil sie beweist, daß entweder die Ein richtungen seines Landes fehlerhaft oder die Geschästs- tüchtigkcit seiner Landsleute für diesen spcciellen In dustriezweig mangelhaft ist. Aber nicht die Erschei nung als, solche, sondern ihre Ursachen sind dann her Gegenstand der Betrübniß. Die Ursachen zu be- stitrßen, wäre der richtige Wunsch emes vernünftigen Mannes; welchen Trost kann es ihm gewähren, wenn die Symptome durch Quacksalberei wrgcurirt werden, das Uebel selbst aber bleibt? Der Präsident hält um gekehrt das Symptom sür das eigentliche Uebel; er räth dem Congresse, aus Staatsmitteln einige Millionen springen zu lassen, damit einige Exemplare des Ster nenbanners auf amerikanischen Schiffen zwischen Ncw- Hork und Europa hin- und hcrfahrcn können. An statt zu fragen, ob nicht vielleicht die durch künstliche Mittel grvßgezogene Thcuerung und die unsolide Art amerikanischer Unternehmer den Einheimischen die Con- currenz mit den Ausländern unmöglich macht, will er sie durch Subsidien aus der Staatskasse in den Stand ' setzen, trotz höherer Kosten und trotz schlechterer Ge- schäftssührung den Wettkampf auszuhalten. Die Ar gumente, mit denen der Präsident seinen Antrag un terstützt, sind, von einem einzigen abgesehen, die be kannten schutzzöllnerischen Sophismen, die in Europa vielleicht nur noch französische Staatsmänner bisweilen in den Mund zu nehmen wagen. Präsident Grant lebt noch des kindlichen Glaubens, daß cS vortheil- haster für ein Land sei, mit th^uern eigenen, als mit wohlseilcn fremden Schiffen zu fahren. Er meint, das Gels, welches man Fremden sür Fracht zahle, sei ins Wasser gewo,sen; wenn Nian es Amerikanern zahle, sei es reiner Gewinn, der den Credit der nationalen Handelsbilanz vermere. Wie alle Schutzzöllner de merkt er nicht, daß das Capital, welches er in ameri kanische Dampfschiffe stecken will, sich bess r verzinst, wenn er es im Lande läßt; wäre tem nicht so, so würde das Capital ganz von selbst sich in Dampsschiffe verwandeln. Aber das sind Dinge, die man kaum noch Kindern predigen darf. Das einzige Argument, welches etwas mrbr auf sich zu haben scheint, ist das politische, die Rücksicht auf die Seemacht Amerikas, welche zu ihrem Gedeihen einer blühenden Handcls- marine nicht entbehren könne. Aber auch hier ist die Beweisführung schief. Es sind nicht kostbare Privat- dampfschiffe, sondern es sind Seeleute, deren die Kriegs flotte bedarf." Die „Wes.-Ztg." glaubt, daß es, um das politische Interesse zu wahren, weit näher liege, anstatt zu Subsidien zu greifen, denjenigen Zustand der Dinge herzustcllen, welcher vor dem Bürgerkriege die amerikanische Rhederci zur zweiten der Welt hatte werden lasten, oder noch besser, selbst mit denjenigen gemäßigten Schutzzollprincipien zu brachen, welche da mals in Geltung waren, und schließt dann mit fol genden Worten: „In einem Punkle geben wir dem Präsidenten Recht. Wenn einmal Almosen gegeben werden sollen, so ist cs besser, cs gesch eht direct in der nackten Gestalt baarer Subsidien, als indirekt in der verhüllten Gestalt von Diffcrenzialabgabcn. Im erstern Falle kann jeder Steuerzahler sich leicht be rechnen, wie viel er aus seiner Tasche vergeben muß, um dem Vaterlande das Vergnügen zu bereiten, seine Baumwolle auf nationale Schiffe zu bringen. Je deut licher der Unsinn sich präsentirt, desto eher werden die Amerikaner, falls sie überhaupt darauf cingchcn sollten, seiner müde werden. Wir sollten denkcn, daß noch eine andere Erwägung sür sie nicht ganz ohne Gewicht sein werde. Die Amerikaner sind mit Recht stolz aus ihre große Republik; sie können aber nicht lange da rüber sich täuschen, daß sie, die an der Spitze dcr Menschheit zu marschiren glauben, Gefahr lauien in den Nachtrab zu gerathen, wcnn sie sich von altem Aberglauben beherrschen lassen, dcr allmählich zum Ge spött aller civilisirten Nationen wird." Tagtsgeschichlt. L. Berlin, 8. April. Heute ist im Reichstage eie mühsame Arbeit der zweiten Lesung des Sirafzesitzbuchs zu Ende gekommen. Es wurden nicht nur die rück ständigen Paragraphen noch erledigt, sondern auch das Einsührungsgcsetz zum Sirafgesctzvuch durchbcrathcn. Heute Abend verlassen schon die meisten der Abgeord neten Berlin, um sich in die Osterferien r ach dcr Hci- math zu begeben, Morgen wird man kaum rin bc- schlußfähi,,rs Haus zufammenbringen können; war doch der Reichstag in den letzten Tagen nur selten un' fast bloS bet namentlichen Abstimmungen, wo von allen Seiten die abwesenden Abgeordneten zusammengcholt wurden, beschlußfähig. Zudem bat der Reichstag so fleißig den ihm vorliegenden Stoff aufgcarbeitct, daß für morgen kein Material für ein Plenum vorhanden wä.e. Alles, was der Reichstag nech an Gesetzen zu berathen hat, liegt ln den Commissionen. Der N:ichs- tag wurde bis zum Donnerstag, LI. Apnl, vertagt. Die Befriedigung, daß es nun doch gelungen ist, ein so schwieriges We.k, wie das Strafgesetzbuch, bis vor Ostern in zweiter Lesung fertig zu brrngen, wird von allen Seiten ausgesprochen; am lebhaftesten wird sic nalürlich von den Abgeordneten und kcn in den Sitzungen beschäftigt gewesenen Bundcscommissaren em pfunden. — Aus der heutigen Tebatte rß als all» gemeines Merkmal zunächst hervorzuh^ben. daß die Arbeit ungemein rasch, fast im Fluge, vor sich ging. Das Gesetz wegen dcr Doppelb steueruug unv der süd- hessische Vertrag wurden zunächst unveränoe.t angenom men. In der Debatte über das Straf its.'tzbuch selbst blieben bet den sogenannten Bcamtenvcrbrcchcn die Anträge der Liberalen (Lasker uns Gen) regelmäßig in der Minorität. Bei dem Capitel über die pol zet- lechen Übertretungen, welches Cap tel das sächsische Strafgesetzbuch nicht hat, während im Bundescniwnrfe Feuilleton. Ja Lüdicke - Wintergarten. Noch steht dir Natur färb- und schmucklos; noch zögert der Lenz, seinen gewaltigen Weckruf erschallen zu lassen, der den Bann löse und die holden Herolde seiner Herrlichkeit, die Blumen und Blüthen, aus ihrem Winterschlafe zum sonnigen Leben erwecke. In der lauen Hülle deS Erdreichs, in Knospenschalen und Samen» körnlein schläft die gebundene Fülle kommender Früh lings- und Sommerblumcn. Aber während der Tem pel der Natur noch seines lieblichsten Schmuckes er mangelt, hat Lüdicke's Blumentemprl schon den üppig sten Frühling entfaltet. Tausende und tausrnde von Blumen haben unter der schützenden Hand ihres treuen Pfleger- ihre duftenden, prangenden Kelche erschlossen. Wer, vorausgesetzt daß er da- rechte sinnige Verstäub- niß und den warmen Herzschlag dazu mttbringt, ver möchte der stummen und doch so beredten Sprache dieser lächelnden Blumenlipprn, dieser lieblichsten Verkün digtrinnen der göttlichen Allmacht und Herrlichkeit zu wtbrrstehen? Sind doch die Blumen unsere treuesten, unzertrennlichen Begleiterinnen durch- Leben und ist «S doch, al- ob ein magisches Baud da- Mcnschensein mit der Blumenwelt verbände. Blumen umkränzen den Taufstein des Kinde-, Blumenkelche hauchen der Braut am Altäre ihre sanften Grüße zu und Blumen steigen als letzte Liebe-gefährten mit hinab in de» Mrnschrn- herzrnS letzte-, stille- Gemach; Blumen schmücken den Todtenhügrl und selbst noch auf verfallenen Grüften, wmn Stein und Kreuz zertrümmert, blüht oft noch eine einsame Blume, gleichsam als könne sie sich nicht tren nen von dem armen, vergessenen Staube da unten. Für diese ihre treue Liebe liebt auch der Mensch die Blumen wieder und gern vrrgefsru wir tu diese» stil ¬ len, hehren Königreiche, wclchrs sie sich erbaut ohne Kampf und Schwertstreich, die Mühen und Aengste des Alltagslebens. Wandeln wir, von Wolken Wohlgcruchs umwallt, an all' den Reihen der lachenden, sar- benflammenden Blumrngruppen vorüber, so ist es, als ob jedes dcr holden Biumenköpschcn nickend her unterriefe: „Steh mich an, ich bin die Schönste!" Und wcnn wir die Schönste gefunden zu haben meinen, so dünkt uns doch die Nachbarin schöner noch, und wer vermöchte unter solcher Fülle die Schönste zu finden? Doch sollten wir dennoch eine Königin unter ihren Schwestern nennen, so ist es die stolze, prächtige Ca- mrllie, die echt königlich von ihrem hohen Blätterthron auf die kleinere Blumenwelt hcrabschaut. In allen Schattirungen, vom brennenden Purparroth biS zum zartesten Weiß, in den verschiedensten Kelchbildungen und Blattstellungen ist hier diese Blumenfürstin, dem fernen Asten entstammend, vertreten. Und sie blühen in solcher Ueppigkeit und Menge, daß die schwanken Zweige sich unter ihrer Blüthcnlast beugen. Und wcnn wir die ordnende, pflegende Hand des Herrschers in dieser Blumenwelt bewundern müssen, so erfüllt uns auch bei der Betrachtung der Mantchfalttgkeit, der un erschöpflichen Fülle von Formen und Färbungen ein Schauer der Andacht vor der Erhabenheit und Größe der schaffenden Kräfte in der Nalur. Welch eine Phan tasie erfand diese millionenfach verschiedenen Arten, verschwendete diese üppige Gestaltungskraft, diese Far- benherrlichkett an diese vergänglichen Gebilde aus Aelhcr und Duft gewoben? Gott wollte eine frohe, glückliche Welt, als er Natur und Menschen schuf, sonst hätte er un- keine Blumen zur Freude gegeben. Treten wir aus dem Camellirnhause, wo auch dir Araukarien in ihren verschiedenen Spielarten, diese Rie- sencoutfrren der westlichen Hemisphäre, ihren Platz haben, ernste Weise inmitten des lustigen Dlumen- volkes, in drs Palmeuhaus, so öffnen sich uns neue Wunder bei Betrachtung der seltsamen, wunderlichen Blattformen und Farben dcr Tropenvegetation. Hier begnügt sich die Zauberin Natur nicht mit den ver- schicdensten Nüancen und Abstufungen des Grün, son dern sie nimmt Noth, Gelb, Blau, Weiß zu Hilfe, um ihre phantastischen Blattformen auch phantastisch zu malen. Wir glauben uns hier, in dcr feuchtlaum Lust, unter Palmenkronen, Farren, Lianen in den Tropcn- wald versetzt und haben den Vortheil bei der holden Täuschung vor der Wirklichkeit voraus, daß wir die Geheimnisse einer märchenhaft wunderreichen Vegetation ohne Gefahr und Schrecken in beschaulicher Andacht und friedlicher Bewunderung bei Vogelgesang und Quellenrauschen betrachten können. P. Schanz. Bilder au- dem Seelrben von Joseph Wilson. VI. -ataola Unter dcr geschickten Leitung ihres provisorischen Commandantcn lief die „Elise" ohne Unfall durch die Sundastraße, und nahm dann den Cours nach Osten. Nach wenigen Tagen erblickten wir ein langes, schmales Boot, welches durch sogenannte Ausleger vor dem Um stürzen geschützt war. Dieses Boot machte uns Sig nale, die tch, der ich erst vor einem halben Jahre in dieser Gegend gewesen war, als Lootsenstgnale erkannte. Wir drehten bei und ließen das Prahn (molaysches Boot) herankommen. Kaum war dasselbe langseits der „Elise", als eine kräftige Stimme rief: „kos,, betöre vk kiae Apples!" Jungens, hütet Euch vor den Ana nas! Und in der That, die Warnung kam nicht unnütz; ich wußte, daß man Ananas in dieser tropischen Vege tation das Stück zu 1 Psenntg haben konnte, und wel ¬ cher Mensch wird nach langer Seereise dcr Versuchung widerstehen, frisch s Obst zu essen, besonders wenn man cs in prachtvollster Oual.täl beinahe umsonst be kommt? Der mäßige G nuß dieser Frückte schadet nie, aber wann hätte sich ein Seemann jemals im Ge nüsse gemäßigt!? Auf übermäßigem Genuß folgte un auslöschlicher Durst und das Wasser Batavias erzeugt das fürchterlichste Fieber, welches dann seinerseits die Menschen wie die Fliegen dahinrafft. Wie waren dem nach gewarnt und Zeder mußte sich die etwaigen Fol gen selbst zuschreiben. Da mit dem Eintreffen des Lootsen an Bord unsere Verantwortlichkeit, sowie unser Commando zu Ende waren, so begaben wir uns, nämlich dcr Co nmandant und ich — der zweite Steuermann, der die Navigation nur praktisch, aber nicht theoretisch gelernt hatte, war in seiner Stellung geblieben, während ich ihn über sprungen hatte — ans Werk, um tue erlittenen Schä den zu constatiren. Dos Resultat unsrer sehr gewissen haften Nachforschungen war allerdings kein sehr trost reiches. Im untersten Schiffsräume befanden sich gegen 24 Zoll Wasser, welche den Pumpen nicht hatten wel chen wollen, ein Beweis, daß dte Kupferung des Schifscs in den letzten Kämpfen mit den empörten Wogen gelitten hatte; cs war also eine genaue Untersuchung der Kupferung und eine Ausbesserung derselben unbedingt nöthig. Ohne die singalcsischcn Calfaterer, w.lche, wie ich wußte, in Batavia zu haben waren, hätten wir das Schiff in rin Trockendock bringen müssen, waS erstens ganz horrente Auslagen und zweitens einen Aufenthalt von mehrer« Monaten verursacht hätte. Die malayischen und siugalesischrn Calfaterer, wahrlich amphibische Na turen, tauchen bet dem zu reparirenden Schiffe unter und untersuchen dasselbe ganz genau. Diese Burschen vermögen eS, zwei Minuten un, länger unter Wasser
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