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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.03.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-14
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040314021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904031402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904031402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-03
- Tag1904-03-14
- Monat1904-03
- Jahr1904
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»seil. fier. thoven. 2. Un ter" von Vlon. ntmeister Korb, l» Itnllea von uS. d) Odnnnov ire von Tschai- Zithersolo von Kaiser,artze: Waterloo 181k. gültig. stl-HiM urvaltsttsch« vl». rn Vr. Otto kN kriockrivk ( orstnnä. lgs. lugvr Soko''. ,ste: Ziehung aseum. orntnuä. pz»s oifche« Rnß» .Ache ch« M I«ter Stell«», «saure atkrl. talkur Gicht, dergl. amof-, «äder. rujs. assag«. ovtrt. msst». o ungl. Gicht, »nq«. büder, ätzer. väd^ 6887. i^N., ,llv. »ä«r, DezugS-PretS in der Hauptrxpedition oder deren Au-gabe- stellen abgeholt: vierteljährlich >l 3.—. bei zweimaliger täglicher Zustellung in- Hau» ^l 3.75. Durch dir Post bezogen für Druiich- laad u. Oesterreich virrtestährlich 4.KO, sür die übrigen Länder laut Zettung-preiSliste. Redaktion und Expedition: Zohanni-gasse 8. Fernsprecher 1Ü3 u. 228. -iltalexpedtttone«: AlfredHahn, Buchhnudlg.. Universitätsstr. 8 (Fernspr. Nr. 4046), L. Lösche, Katharinen- straße 14 (Fernsprecher Nr. 2935) u. Königs platz 7 (Fernsprecher Nr. 7505). Haupt-Filiale Dresden: Martenstrabe 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: TarlDuncker, Hrrzg l.Bayr.Hofbuchliandla„ Lützowstraße lOlFernjprecherAintvl Nr.4603.) Abend-Ausgabe. eipMer TaMaü Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Aales und des Volizeiamles der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile SS Reklamen anter dem Redakttonsstrich (»gespalten) 75 nach de» FamlUkanach- richten (»gespalten) KO Tabellarischer und Ziffrrnsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen «ad Ofsertrnaanahme 2K Oxtra-Vrilaaen (gefall), «ar mit dar Morgen-Ausgab«, ohne Postbeförderntzg SO.—, mit Postbesördarung 70.—. Nnnab»eschl«tz für Anzeige»: Abrnd-AuSgade: vormittag» 10 ULc. Morgen-Ausgab«: nachmittag» 4 Uhr. Anzeige» sind stet» an dir Expedition za richt«. Die Lrprdition ist wochentags »»unterbrach« geöffnet von früh 8 bis abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von P. Pols in Leipzig (Inh. vr. B..R. ät «- Klinktzardv- Sir. 134. Montag den 14. März 1904. Var ivichtigrte vom lag«. * Der Senat der Universität Jena hat den studentischen Verbindungen, die konfessionelle Zwecke verfolgen, das Farbeutragen verboten. * Die amtliche „Koburger Zeitung" meldet bestätigend, es hätten nicht nur der Vertreter der Koburg-Gothaischen Regierung, sondern di« Vertreter sämtlicher thü ringischen Staatsregierungen im Bundesrate gegen die Aushebung des ß 2 des Äesuitengesctzes gestimmt. Damit wächst die Zahl der sicher gegen die Auf hebung abgegebenen Stimmen auf 16. * Der Fürstbischof der Olmiitzer Diözese, vr. Kohn, hat sein Amt als Bischof niedergelegt. * Nach amtlicher japanischer Darstellung des Ser kämpfe» bei Port Arthur am 10. März wurde die russische Flotte in die Flucht geschlagen und kein japanisches Schiff kampfunsäbig gemacht. Es geht das Gerücht, die Russen hätten Port Arthur geräumt. kin Zntelvle« über 8 2. Unser Berliner Mitarbeiter schreibt uns untern« 13. März: Ich hatte heute Gelegenheit, mit einer hochgestellten staatsmännischen Persönlichkeit über die Aufhebung des 8 2 zu sprechen. „Nehmen Sie mir's nicht übel!" sagte Mein Gewährs mann, „ich weist eigentlich nicht, warum Sie kommen. Brennt es in Ihrem lieben Sachsen?" Ich zog einige Zcituugsblätter aus der Tasche, die mich einer Antwort überheben sollten. „Haben Excellenz nicht gelesen . . .?" <^nch, -'.berflaaeir s.- Mrtzr wiw ich do - nicht-preustischen Blättern nicht bewilligen, wenn ich nicht in Druckerschwärze ersticken soll. Aber, offen gestanden, ich verstehe diese Erregung nicht. Das ist ja beinahe hysterisch. Und gerade in Sachsen wird ja alles beim Alten bleiben. Die Matzregel hat doch für Sie gar keine praktische Bedeutung. „Aber eine erhebliche prinzipielle doch." „Tas lätzt sich nicht bestreiten. Indessen das ist ein „weites Feld", wie der alte Fontane sagte. Also inqui- vieren Sie mich lieber." lich, dah dergleichen Dinge so michelhaft plump ausge sprochen werben?" „Ich kann also meinem Blatte telegraphieren, daß dergleichen Verhandlungen mit Sachsen zum Beispiel nicht stattgefunden haben?" „Gewist können Sie das. Und wenn Sie denken, datz ich das vielleicht nicht so genau wissen kann, so fragen Sie doch den Sächsischen Gesandten. Ich sah Sie ja neulich auf seinem Empfangsabcnd. Aber anderseits können Sie sich ja selbst sagen: aus Liebe zu den Jesuiten werden die Regierungen den Schritt schwerlich getan haben, also .. ." „Eise weitere Frage wäre nun die, ob nicht die majo risierten Staaten landesgesetzliche Maß regeln treffen werden, die den st»tus guo wieder Her stellen, und ob nicht eine bedenkliche Mißstimmung gegen Preußen um sich greifen wird." „Keine Idee. Sie überschätzen die Angelegenheit außerordentlich. Für Sachsen besonders hat das angeb liche Ereignis gar keine Folgen. Sie haben Ihren Artikel 66, und das dürfte Ihnen genügen können." Ich dachte im Stillen, daß diese Auffassung doch etwas optimistisch sei. Denn der Artikel bietet Maschen genug zum Durchschlllpfen. Aber ich beschränkte mich auf die Frage, ob die Zahl der im Bundesrat gegen die Auf- Hebung abgegebenen Stimmen über oder unter 14 be tragen habe. „ Ueber 14, wenn Sie darauf Wert legen. Ich weiß schon, worauf Sie hinaus wollen. Tas ist eine Doktor- frage, und ich glaube, zwei Juristen könnten darüber bis zum jüngsten Tage streiten. Sie kennen doch die Anek dote? Friedrich Wilhelm I. ließ sich von einem Minister über irgend eine umstrittene Angelegenheit Vortrag hal ten, und als dieser fertig war, sagte er: „Der Kerl hat recht". Dann sprach ein anderer Vertrauter, der gerade .dsts Gegenteil ausführte, und als der fertig war, sagte Ker König: „Der Kerl hat auch recht". Ich bin der An- sicht, daß die Stimmenmehrheit genügt. Und zuin Schluß noch einen guten Rat, der in dem alten Talley- rand-Wort besteht: 6« röie! Wenn ich bedenke, daß angesehene Zeitungen jetzt ernsthaft die „Vorwärt s"- Meldung erörtern, der Reichstag werde aufgelöst wer- den, dann weiß ich nicht, ob ich weinen oder lachen soll, indessen ziehe ich das letztere vor." Ich empfahl mich und dachte: Wenn unsere innere Lage so gut sein sollte, wie die Laune dieses hohen Herrn, dann „Lieb Vaterland, könntst ruhig sein!" „Excellenz wissen, daß hiesige Zeitungen gemeldet haben, man habe die einzelnen Negierungen der Bundes staaten darauf hingewiesen, daß eine Hand die andere wasche. Gegen die Aufhebung des verhaßten Paragraphen werde das Zentrum der ersehnten Reichsfinanz reform zustimmen." Mein Gewährsmann lachte herzlich. „Unsere Zei tungen halten uns entschieden für dümmer, als wir sind. Haben sie niemals etwas von einer »ri-itzre ponss« gehört oder von einem souL-eutk-ncku oder wie es die früher diplo matisch vorbildliche Nation nannte? Glauben Sie wirk- * » Diese die Auffassung der Dinge in dem maßgebenden Berlin ganz prägnant zeichnende Aussprache würde noch sehr an Interesse gewinnen, wenn wir befugt wären, Namen zu nennen. Eins geht jedenfalls absolut klar aus dieser Aussprache hervor: Regierung und Volk, nämlich ceichstreues deutsches Volk, verstehen einander in dieser Frage gar nicht. Die Schätzung der Impon- derabilien scheint bedenklich gesunken zu sein — leider. Der rnsstsch-japarrische Krieg. Vie letzt« »««schlacht b«t p«rt Arthur. Ueber den An griff auf Port Arthur vom Donners tag hat der japanische Admiral Togo folgenden Be richt erstattet: Unsere beiden Torpedobootsslottiklen näherten sich mn 1 Uhr nachts der Hafeneinfahrt. Da sie keine feindlichen Schiffe zu ihrem Emvfange bereit fanden, legte die eine Flottille Minen aus, was auch trotz des Feuers der feindlichen Batterien gelang. Die andere Flottille stieß südlich von Liautieschan auf sechs feindliche Torpedoboote. Es entspann sich ein etwa eine halbe Stunde dauerndes lebhaftes Gefecht auf kurze Schußwette. Unsere Schiffe „Aiaschio", „Kasumi" und „Akatsuki" waren fast in Be rührung mit dem Feinde und unfere Schüsse beschädigten die feindlichen Schiffe sehr. Bei einem feindlichen Schiffe wurden die Kessel beschädigt, auf einem anderen bemerkte man den Ausbruch von Feuer. Der Feind ergriff die Flucht. Wir hatten 8 Verwundete und 7 Tote. Auf dem „Akatsuki" platzte ein Dampfrohr, wodurch vier Heizer ge- tötet wurden. Keines von unseren Schiffen wurde außer Gefecht gesetzt. Die andere Flottille bemerkte, als sie sich von der Hafeneinfahrt entfernte, zwei russische Torpedoboote, die von der hohen See kamen. Wir griffen sie an; der Kampf dauerte eine Stunde. Nach schwerer Beschädigung entkam da» eine. Unser Torpedojäger „Saganami" bemächtigtesichdesrus fischen Torpedobootszerstörers „Steregutschi", der Wasser nahm- Der „Sazanami" nahm die Mannschaft auf, während das Schiff sich selbst überlassen wurde und schließlich sank. „Sazanami" hatte 2 Tote. Bon der „Akatsuki" wurden ein Unterleutnant und 3 Mann verletzt. Als das Gros unseres Geschwaders vor Port Arthur eintraf, gingen unsere Kreuzer zum Schutze der Torpedoboote vor. Das Geschwader legte sich dann in der Nähe von Liautieschan fest und beschoß das Innere des Hafens. Die Beschießung dauerte vier Stunden. Rach dem Berichte eines Kreuzers, der das Bombardement be obachtete, war dasselbe sehr wirksam. Während der Beschießung eröffneten die feindlichen Batterien ihrerseits da» Feuer, doch wurde keines vou unseren Schiffen beschädigt. Ein anderer Kreuzer unseres Geschwaders begab sich nach Talienwan und beschoß das Fort Samschantao, wobei verschiedene Ge bäude beschädigt wurden. Der Kreuzer „Takasago" und das Torpedoboot „Chiliaya" suchten die Westküste der Halbinsel ab, sahen aber keine Spur vom Feinde. Ein russischer Torpedo bootszerstörer, welcher bei unserem dritten Angriff beschädigt wurde, ist vollständig gescheitert, nur ein Mast ragt aus dem Meere hervor. Um 2 Uhr stellte unser Geschwader das Feuer ein und begab sich wieder zum Sammelplatz. Der Hauptunterschied zwischen der japanischen und der russischen Darstellung ist der, daß Admiral Togo behauptet, es sei kein japanisches Schiff kampfunfähig gemacht worden, während nach dem amtlichen russischen Bericht ein feindliches Torpedoboot zum Sinken gebracht wurde. Auch zogen sich nach dem Rapport des Admirals Makarow die russischen Schiffe vor Beginn des Bombardements zurück, während sie nach Togo die „Flucht ergriffen". Wie dem auch sei, einen wesentlichen Fortschritt vor Port Arthur haben die Japaner auch mit diesem Borstoß nicht zu verzeichnen. Es müßte denn sein, daß die Gerüchte sich bewahrheiteten, welche über eine Räumung Port Arthur» umgehen. Es wird uns berichtet: * London, 14. März. Mehrere hiesige Blätter veröffentlichen Telegramme aus Tokio, Tientsin, Shanghai und Tschifu, wonach 88. Jahrgang." unter den Japanern da» Gerücht geh«, die R«sfen HStt«n Port Arthur geräumt. — Die „Daily Matt" meldet «« Tschifu vom 12. März: Sin von der „Daily Mail" gecharterte» Boot näherte sich am Sonnabend Port Arthur und konnte die beiden äußeren FortS aus der Nähr tu Augenschein nehmen. DaS weiter nach innen liegende Fort schien unbeschädigt, die Stücke befanden sich in ihren Stellungen. Da» Fort auf der Spitze des Breadhill qenannteo Hügels hat aber augenscheinlich durch das Feuer der Japaner schwer gi lt tten. In die Befestigungen ist eine Bresche gelegt, die Erd - wälle sind zerftrt uud kein Geschütz ist sichtbar. An» dir neuen Stadt stieg eine große Rauchwolke in drei Vitalen «tz«. Nirgends wurden Trupve» oder irgendwelche Anzeichen von Leben bemerkt, nicht einmal eine Fahne wehte West«»« rrtelöuuge«. * Tokio, 13. März. Marquis Ito, der dem Kaiser »on Korea «in Schreiben de- Kaisers von Japan überbring« soll, reist heute nach Korea und begibt sich zunächst »ach Kobe. Auf dem Bahnhof, auf dem bet seiner Abfahrt die Spitz« der Militär- und Civilbehörden zugegen waren, wurden ihm von einor großen Volksmenge begeisterte Kundgebungen dargrLracht. * Port Egttz, 13. März. (Reuter.) Der russisch« Pang«r- kreuzer „Dmitri Donskoi" hielt etwa 12 Meilen nördlich d« Damietle den englischen Dampfer „Mortlake" ««, der «ch Indien unterwegs war, indem er vorher einen Kanonenschuß «A- feuerte. Zwei russische Offiziere begaben sich an Bord des Dampfers und ließen sich die Papiere zur Prüfung vorlegeu. Der Kapitän leistete der Aufforderung Folge, erklärte aber, daß er hierdurch eine Verzögerung erleid«, wofür er da» Kommando d«S russisch« Kriegs schiffes verantwortlich mach«. * Riutschwang, 13. März. «Reuter.) I, Erwiderung auf eine Anfrage des Befehlshabers eine» ausländischen Kano«» bootes vor Niutschwaug stellte der dortige Tivilgonvermvr gang entschieden in Abrede, daß die Absicht besteh«, die Mündung des Liauho durch Versenken von Dschunken zu sperren. Nach den letzten Meldungen aus Föngwangtschön» befand sich dort oder in der Umgegend am 8. März kein Japan«. * London, 14. März. (Tri.) „Standard" meldet an» Tokio von gestern, die russische Regierung hab« dem japanischen Roten Kreuz durch Vermittlung des französischen Ministerreft- denten in Söul den Betrag von 2000 Ken überweisen lass«, mn dadurch ihre Erkenntlichkeit für die Art auszudrücken, wie die ver wundeten russischen Seeleute in Tschemulpo iu Pflege genommen worden sind. * Moskau, 13. März. Bei der Begrüßung des Kriegsministrr» Kuropatkin durch die Vertret« des Adels uud ander« Stände führte Kuropatkin in einer länguen Ansprache aus, Rußland hab« schon viel schwerere Prüfungen durchgemacht, als dir, die ihm jetzt auferlegt sei. Es sei ab« immer als Sieg« daraus hervorgegang« Ohne die bevorstehenden Schwierigkeiten und die Stärke, sowie dte Eigenschaften des Feindes herabzusetzen, könnten die Rufs« auch diesmal in völliger Ruhe und Zuversicht den Au»gang de» von Japan begonnenen Kampfes abwarten. rvkadUwofta» Bon -er in den letzten Tagen Vielgenannten Per« festung gi-bt General v. Zepelin In seiner «ersvvlleu Schrift „Das russische Küstengebiet in Ostosien" folgend« Schilderung: Die Stadt liegt auf dem südwestlichen Ende einer Halbinsel, dte sich zwischen dem Ussuri-cBüson im Osten und dem Amur-Busen im Westen in -en Buse» Peters des Großen erstreckt. Dieser sind im Süden mehrere Inseln vorgelagert, von denen dte größte, nö^> lichste, die Ruffen-Insel (Ostrom Rusflkij), von ihr durch Feuilleton. ns Ein angenehmes Erbe. Roman von Biktor von Reisner. Nachdruck verboten Als der Major seinen äußeren Menschen gereinigt hatte, ließ er anspannen und fuhr nach der Stadt, um dort die vorbereitenden Schritte fttr seine innere Reinigung, für seine Rehabilitierung zu treffen. Der Oberst, an den er sich dicserhalb wandte, war nicht wenig überrascht, zu hören, daß sich Stepcnaz eines solchen ganz unqualifizierbaren Benehmens schuldig ge macht haben sollte. „Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen und stehe Ihnen natürlich mit Vergnügen zur Verfügung" — sagte der Oberst nach kurzem Ueberlegen — „möchte Sie aber bitten, mir bei den Verhandlungen freie Hand zu lassen." Herr vvn Höchstscld sah ihn mißtrauisch an. „Bei der mir angetanen Beschimpfung kann es sich nur um die schärfsten Bedingungen handeln" — ent gegnete er — „zehn Schritte Distanz mit Avancieren." „DaS wäre Mord!" Dem Major schwoll die Zvrnesader ganz bedenklich an. „Glaube» Sie vielleicht, daß ich zeitlebens mit be sudelter Ehre hcrumlausen will ?!" — fragte er scharf. „Davon kann nicht die Rede sein" — erwiderte der Oberst ruhig — „jedenfalls dürfen Sic sich daraus ver lassen, daß ich Ihre Angelegenheit genau nach den Regeln der Standcschrc zum Austrag bringen werde" — und nachdem nun der Major vlnic weiteren Vvrbeluttt ein gewilligt batte, fragte er ihn, ob er schon einen zweiten Zeugen habe. „Noch nicht" entgegnete Höchstfeld — „ich dachte an Major von Vranac." Um ihm einen Weg zu ersparen^ ließ der Oberst diesen rufen und bald daraus ritten die beiden Herren gegen Stepenavze, während Herr von Hüchftfeld nach Hause funr. Als er dorr antam, sah er auf dem Hose ein fremde» Fuhrwerk stehen. „Wer ist hier?" erkundigte er sich bei der Dienerschaft, »ntz als man ihm mittiikt«, baß ,t der Pfarrer sei, da erstarrte er im ersten Moment saft über diese schier un glaubliche Dreistigkeit, dann aber erfaßte ihn eine namenlose Wut, und, kaum seiner Sinne mächtig, stürzte er nach -cm Empfangszimmer. Dort saß indes tatsächlich der Pfarrer. Als er am Morgen von des Majors Mißgeschick er fahren hatte, da sagte er sich, daß dies der geeignetste Zeitpunkt sei, ihn über die Vergangenheit und über sein ungerechtfertigtes Mißtrauen aufzuklären. „Wer am eigenen Leibe Unbill erlitten hat" — kal kulierte er — „der ist am ehesten im stände, zu begreifen, wie sehr auch ein anderer unter falschem Verdacht leidet." Krau von Höchstfeld und Erich versicherten ihm zwar wiederholt, daß der Vater in der schrecklichste^ Laune sei, und dies umsomehr, als er an ein Mißverständnis nicht glauben wolle. Der Pfarrer aber lächelte dazu nur und war fest überzeugt, daß er ihm binnen fünf Minuten die Haltlosigkeit dieses Märchens begreiflich mache» würde. „Ich bitte Sie, meine liebe, gnädige Krau" — wieder holte er eben — „es ist ganz undenkbar, daß sich ein ver- nünftiger Mensch auf die Dauer der Wahrheit ver> schließen könnte! Noch dazu in einem Kalle wie diesem, wo er sich bei ruhiger Ueberlegung selbst sagen muß, daß eine Absichtlichkeit vollkommen . . . ." — da ging die Lür ans und auf der Scknvelle erschien der Masor. Dem Pfarrer wnrde beim Anblick des ihn nnver- wandt Anstarrenüen doch etwas unbehaglich zu Mute, sei« reines OKwiffen gab ihm indes die Kraft, ihm ruhig ius Auge zu sehen, und, auf ihn zugehenb, sagte er mit aufrichtiger Herzlichkeit: „Ich bin hcrgekvmmen, nm mit Ihnen ein ehrliches Wort zu reden." Ter Major maß ihn mit nicht mißzuoerstchenüer Ver achtung, dann sich zu seiner Frau und zn Erich wendend, fragte er mit scharfem, verletzendem Tadel: „Wie durftei ihr es wagen, diesen — Menschen zu empfangen?" „Herr von Höchstsatz, ich ,-Sie haben in meinem Hanse nicht» mehr zu suchen" — herrschte ihn der Masor im böchtten Zorn an - „und wenn Ihnen das noch nicht deutlich genug fein sollte, so . . . ." ,Ermin — Vater!" — schrien -rau von Höchstseld und Erich gleichzeitig auf. „Lassen Sic nur" -- gebot der Pfarrer mit ruhiger Würde — „mein priesterliches Gewand wird mich wohl vor weiteren Insulten schützen." „Diesem Gewand haben Sic auch nur einzig und allein zu danken, daß ich dem Träger nicht eine empfind liche Lektion auf den Weg mitgebe" — schrie der Major außer sich. Der Pfarrer wandte sich aschfahl, aber erhobenen Hauptes zur Tür, wo er noch einmal stehen blieb. „Sie ahnen nicht, was Sie heute taten" — warf er ihm voller Bitterkeit vor — „Tie haben denjenigen von sich gewiesen, der durch ein Mitglied Ihrer Familie den furchtbarsten Schmerz seines Lebens erfahren hat, und der trotzdem hierher kam, Ihnen die Freundeshand zu bieten. So, »un gehe ich. Wenn Sie Ihr Unrecht ein gesehen haben, dann wissen Sie, wo ich zu finden bin — von selbst komme ich sicher nicht wieder zu Ihnen, denn wenn mein Pint auch Demut von mir fordert, so ver langt es doch nicht- die Preisgabe meiner persönlichen Ehre." „Sie und Demut!" — rief ihm -er Major höhnisch nach — „bei mir verfangen diese Mätzchen nicht, bei mir nichtl!" Frau von Höchstseld ging händeringend aus und nieder. „Erwin, um des Hiimnelswillen, wie konntest du dich nur so weit vergesse»!" rief sie ganz fassungslos. ,Hch habe mich nicht vergessen, ich habe nach reis- licher Ueberlegung gehandelt" — tobte er weiter — „und froh bin ich, herzlich froh, so schnell Gelegenheit gefunden zu haben, diesem Menschen meine Verachtung ins Gesicht zn schleudern." Erich hatte sich bisher nur mühsam beherrscht, nun aber konnte er nicht länger schweigen, wenn er nicht in seinen eigenen Augen als Feigling gelten wollte. „Du hast dich in deiner Leidenschaft zu einer un gerechten, ganz ungeheuerlichen Beleidigung binreißen lassen, Vater" — sagte er fest — „denn dieser Mann ist die Lauterkeit selbst, dafür lege ich meine Hände ins Feuer." Herr von Höchstseis war geradezu sprachlos ober die Kühnheit »eine» Sohnes. Er starrte ihn mit hervor quellenden Augen ab nnk> mit vnr Wut zitternder Stimme drohte er: „Daß du dich nicht noch einmal unterfängst, mein» Handlungen z« kritmeren. sonst könnt« ich vergssten.. „Nicht weiter, Erwin" — unterbrach ihn seine Frau mit ganz ungewohnter Energie — „der Junge hat das Recht seiner eigenen Meinung, er ist kein Kind mehr, und wenn er dir mit schuldiger Ehrerbietung Bor haltungen macht, so . . . ." ,^Ia, bist denn auch du des Teufels?" — fiel er ihr heftig inS Wort — „hat denn dieser Pfarrer auch dich in seine Krallen bekommen?" ,Hch weiß nur so viel, daß ihn an deinem Mißgeschick auch nicht da» geringste Verschulden trifft, daß er darüber ebenso empört ist wie wir." „Natürlich, weil er dir das vorschwindelt, glaubst du es auch gleich" — höhnte er — „ich aber weiß, was ich mit uieincn eigenen Ohren gehört habe, und wenn gar nichts anderes Vorlage, so würde ich ihm schon deshalb die Tür gewiesen haben! Und nun bitte ich mir Ruhe aus, ich wünsche den Namen dieses Menschen in meinem Hause nicht mehr erwähnt zu hören — habt ihr mich ver standen?!" „Jawohl, Vater, ich habe dich verstanden" — ent gegnete Erich mit bebender Stimme — „ich werde mich darnach auch soweit als möglich richten. Eines mußt du aber gleich wissen, damit du nicht glaubst, daß ich etwas hinter deinem Rücken unternehme; ich werde ihm sagen, daß du nur für dich gesprochen hast, daß ich aber nach wie vor die größte Hochachtung vor ihm hege." Herr von Höchstseld brach in ein gellendes Lachen auö. „Oh, dich durchschaue ich" — ries er — „dahinter steckt diese Liebesgeschichte, zum Dank sür seine Gelegen- heitsmacherci ergreifst du sogar gegen deinen eigenen Vater Partei. Aber du hast die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn während du dich hier durch deine unkindliche RcspcktSwidrigkeit auS meinem Herzen los- reißt, sind schon meine Zeugen bei diesem sauberen Grafen, um in meinem Namen blutige Satisfaktion zu fordern," Frau von Höchstseld sank vor Entsetzen in den Gefiel und fing laut zu jammern an. „Hast du etwa gedacht, daß ich diesen Gchimpt aus mir sitzen lassen werde" volterte m — „meinst du etwa, i ch hätte mein» ManneS- ehre in -er üeutschen Heimo, zurückaelafien? -kein, nein, ste sollen mick> kenne« lernsn, st« soll«» nkahren, daß man mit mir nicht «n«strikt test, «viel trsi»,' — und »kg st» noch imMir nicht tz« »«inen «ns«
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