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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.07.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-07-06
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030706026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903070602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903070602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-07
- Tag1903-07-06
- Monat1903-07
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Abend-Ausgabe riMer TüMM Druck oud Verlag von 8. Pol- tu Leipzi-. 97. Jahrgang. Montag den 6. Juli 1903. Feuilleton VI mich gehorsamst Zoologie liebt, en, dessen erste tn Letpzig, Leipzig. dichte. Dritte i. Stuttgart ig Nachfolger, zen einen bis» Müssig, ahne ihl spricht sich e erinnern an „Möglich, daß in der fraglichen Zett auch »tu« Zusammen kunft »wischen dem Grasen PosadowSky und dem Abg. Bachem slattgesundrn hat. Eine solche wär« ebenfalls weder beunruhigend, noch auch nur auffallend. Aber wenn eine derartige Zusammen- ein Nachspiel n Bildern be- reipzig, E. F. Haupt-Filiale Dresden: Marienstraß« 84. Fernsprecher Amt I Nr. 1718. von einem „Techtelmechtel zwischen Nationalliberalen «nd Ultramoutanen" ist abermals in den Blättern viel die Rede. Bekanntlich hieß es nach der Hauptwahl vom 16. Juni, Graf PosadowSky sei nach Leipzig zum ReichSgericht-rat Spahn ge reist, um ibn zu einem einheitlichen Vorgehen veS Zentrums mit den Nationalliberalen bei den Stichwahlen zu bestimme«. Nachdem diese Nachricht widerrufen war, wurde erzählt, Graf Posadowsky sei nicht selbst gereist, aber in seinem Auftrag Herr Bachem. Jetzt erklärt dieser in der „Kölnischen äixnus" und empfing dis Kommunion unter tiefer Be wegung der Anwesenden. * Nom, 5. Juli. (11 Uhr abends.) Die Darreichung der Kommunion an den Papst erfolgte auf besten Verlangen, nachdem am Nachmittage Bisleti und der Majordomus Caginano de Azevedo dem Papste von dem Ernste seines Zustandes Mitteilung gemacht hatten. ES war ein ergreifendes Schauspiel. Der Papst nahm das Sakrament mit tiefer Bewegung und innigster Hingebung und sprach das „Kies culpa" mit klarer» verständ licher Stimme, aber äußerster Schwäche. Nach der Darreichung der Wegzehrung sprach Kardinal Vannutelli die Gebete. Die in Rom anwesenden 16 Kardinäle, die sämtlich zugegen waren, traten nach einander heran und küßten die Hand des Papstes. Einer der Kardinäle sprach: „Unsere Gebete werden Euch er retten, Heiliger Vater", worauf der Papst erwiderte: „Ich gehe hin zur Ewigkeit." * Nom, 6. Juli (11 Uhr abends.) Der Papst nahm am Abend, ehe er die Kommunion empfing, auf dringendes Bitten der Aerzte die ihm verordneten Arzneien. Die Aerzte er klärten, wenn der Papst diese weiter nehme, bleibe noch einige Hoffnung. Zwei Herde in der rechten Lunge schienen gegenwärtig lokalisiert und hätten nicht die Tendenz, sich auszu breiten. — Nach dem „Massagero" hatten die Aerzte geäußert, nur wenn die Lungcnkongestion sich ausdehne, bestehe eine un mittelbare Lebensgefahr. — Heute abend ist in der Peters- kirche das Allerheiligste ausgestellt. Der Kardinalvikar hat eine öffentliche Aufforderung zu Gebeten für den Papst erlassen und angeordnet, daß morgen in allen Kirchen und Kapellen das Allerheiligste eine Stunde lang ausgestellt wird und von den Priestern Gebete „pro pontikice inkirmo" abgehalten werden. * Rom, ö. Juli. (Mitternacht.) (Agenzia Stefani.) Alle Personen, die der Darreichung des Viatikums an den Papst bcigcwohnt haben, erklären, daß der Zustand- viel ernster sei, als das Abendbulletin zugebe. Die Lage erscheine ver zweifelt; dreiViertelderLungeseienergriffen. Trotz der überaus großen Schwäche hat der Papst, der heute nachmittag Monsignore Mazzolini ein lange» Schreiben diktierte, einen Ten oes Lüge« außer Bett Mgebracht tmd mit größer Geistesklarheit und Fassung die letzten Anordnungen getroffen. * Rom, «.Juli. (Telegramm.) Die „voce della veritd" meldet: I» dem Befinden de» Papste» sei während der Nacht keine bemerkenswerte Aenderung ein getreten. Seine kräftige Natur erweise sich als wunderbar widerstandsfähig. Rach -cm „Mcffaggcro" dagegen hat die Entzündung auch den linken Lungenflügel ergriffen und steht die Auflösung unmittelbar bevor. * Rom, 6. Juli. (Telegramm.) SV, Uhr vormittags. Ein offizielles Bulletin besagt: Der Papst verbrachte die Rach» saft schlaflos, aber weniger unruhig al» die vorhergehende. Lein Zustand ist unverändert. Der Papst hatte etwas Husten mit wenig Auswurf. Die Er nährung ist genügend. Der Puls ist schwach, aber nicht intermittierend. Die Temperatur ist uuternormal. Der Zustand des Kranken hat sich nicht verbessert, aber auch sicherlich uicht verschlechtert. gez. Lappant. Ma-zvnt. Nedaktion und Expedition: IohanniSgasse 8. Fernsprecher 183 vad 222. Filtalervoditianr« r Alfred Hahn, Buchhandlg., Untversitätsstr.8, L. Lösch«; Latharinenstr. 14, u. Köntg-pl. 7. Haupt-Filiale Lerlie: Tarl Duncker, Herzgl. Bayr. Hosbuchhandlg. Lützowstraße 10 Femsvrecher Amt VI Nr. 4608 Extra-Beilage« (gefalzt), nar mtt der Morgen-AuSgab«, ohne Postbrsörderuag 60.—, mit Postbesörderuug 2ll 70-—> das Schloß von ciseliertem Silber waren, und trug eS zum Salonttsch. „Ei, wie elegant! Sehr geschmackvoll und fein aus gearbeitet!" lobte der Kavalier. „Danke für die freundliche Anerkennung! Ist nach meinen Angaben gefertigt, im eigenen Geschäft." ,^Vie? Gnädigste haben ein Juwelengeschäft?" „Gehabt! Das heißt, mein Mann war einer der ersten Juweliere Wienö", erwiderte in einiger Verlegenheit die Dame. „O, Gnädigste sind also Witwe?" „Nein! Na, verplappert hab' ich mich nun 'mal, es kann weiter nicht mehr schaden, wenn ich alles sage! Ich bin geschieden von meinem Mann, weil ich ihm zu viel Geld verbraucht habe." „Ah, sehr interessant! Ist es denn möglich, daß sich ein Mann von solch' entzückendem Wesen trennen konnte? Mir einfach unfaßltchl" ,Herr Baron sind sehr gütig! Aber es ist Tatsache. Es geht mir aber auch ohne Mann nicht schlecht; ich ver füge über etliche Groschen, und statt der Alimentation habe ich mir als Abfindung diesen ziemlich wertvollen Schmuck geben lassen. Belieben zu beschauen: Hier das Kollier von Brillanten und Perlen, was wird es wert sein?" . Winkelhofer erhob sich, nahm daS Kollier in die Rechte und hielt es prüfend an das Fenster. „Gin Prachtstück, unter Brüdern sechs Mille wert." „Gott, können Sie aber gut raten! Ich bin paff! Genau mit diesem Preise war eS im Geschäft aus gezeichnet. Nein, so etwas im Preisraten ist mir noch nicht vorgekommen! Haben Die denn etwa auch in Juwelen gebandelt?" „DaS nicht, Gnädigste! Gleichwohl verstehe ich mich auf die Sache." „Aha! Ich verstehe: Sie werden wohl für hohe Herr schaften Juwelen eingekauft und auf diese Weise solch' er staunliche Kenntnisse erworben haben." Der Besucher tat, als könnte er sich nicht von dem Kollier trennen, legte es aber seufzend auf den Tisch, um sogleich die ihm von Elwine gereichte Brosche zu be sichtigen. „Reizend gedacht, entzückend in der Ausführung, zart und hochgediegen, rund tausend Mark wert." „Doch nicht ganz, wenigstens ist mir die Brosche für nur 900 Kronen aufgerechnet worden." ches. ieipzig. »ig. abgehaltenen r sofortige Bau l vom 30. Juni, der letzte vom Besserung. (österreichische« . bis 30. Juni » -s- 8543 Lire, Anzeiger. Amtsblatt des Höniglichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Nolizeiamtes der Stadt Leipzig. Stettin und hr von den er Stettiner >u folgenden lajute 3S,30 se II. Kajüte c 42, 38 und keit zu allen rrtigung und in in Berlin estellung, im 7, im Bahn« .karten, eme Gelegenheit, i. vorm., die e Fahrt nach Den trostlosen regnerischen Nachmittag wollte Tschurtschberger zu einem Erholungsschläfchen in der Office, deren Glastür er absperrte und mit einem grünen Tuche verhängte, benutzen und lagerte den müden Körper auf dem Divan. Allein auch ein Hotelier kann mit des Schichals Mächten keinen Bund flechten; aus der gegenüber der Office gelegenen Schankstube für Kutscher, Passanten und Bauersleute klangen fröhliche Zitherweisen, frisch und lustig ertönten Tiroler Lieder mit Jauchzern aus geschulten Kehlen. Tschurtschberger sprang mit beiden Küßen wie elektrisiert aus, ein Ge danke fuhr ihm durch seinen klugen Kops, hastig öffnete er die Officetür und eilte dann in die Schankstube, wo richtig ein Nationalsängerquartett mit Zitherspieler sich zum Oiaubium der Gäste kostenlos produzierte. „Die schickt mir der gnädige Himmel in dieser Regen zeit!" dachte Tschurtschberger, und sofort leitet« « Ber- Anuahmefchluß filr Anzeigen: Ab«»d-A«»gaber Vormittag« 10 Uhr. Mo,g,»-Lu«gab«r Nachmittags 4 Uhr. Anzeige« stad stet» an die Expedition zu richte«. Die Expedition ist wochentags mmnterbrochea geöffnet voa früh 8 bis abend- 7 Uhr. Anzeigen-PretS die Sgefpalteue Petitzelle 2Ü H. Reklame» unter dem RedaktioaSstrich (»gespalten) 78 vor den Kamiltermach- richten («gespalten) SO Tabellarischer mW Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren ftlr Nachweisungen und Offerteuanuahm« 88 H (rxcl. Porto). «, daß sie lerkommen- n sein soll. Sie sprach crekt, mit e Königin e wie ein e sie oft ! Denken mir meine Sekretär l" »re Jugend, iebeSroman ich damals n Nathalie die Gattin mit. Wir ß verlassen. ich hätte war. Aus empfangen. die Arme llühe einen t« sich der :a in de« Es waren Reiseanzug isormen der n Wege di« ga strahlte, ihren lieben nmphartiger nat erzählte , den König » alle Welt te. BezugS-PreiS in der Haupterpeditioa oder deren Ausgabe stellen abgeholt: vierteljährlich ü.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Hau« ^tl 8.78. Durch die Post bezogen für Deutsch- land u. Oesterreich vierteljährlich 4.8O, für di, übrigen Länder laut ZritungSprrisllste. er Scheftelschen Der Jean", er- VariSts-Publi- gehalten. Eil» Zonen verstreut Sammlung »er- termezzo „Bon im Läelitutis". jeder und rin l", der zweite ne Lampe" mit t einem reichen deren Klassiker mack Zuges, änd- „Spottbillig! ES wirb jeder Juwelier mtt Vergnügen diesen Preis zahlen." Der Reihe nach wurden nun die anderen Kostbar keiten, als Armbänder, Ringe und dergleichen, besichtigt und taxiert, und ziemlich achtlos auf den Tisch gelegt. Winkelhofer glaubte die Dame nun doch warnen zu sollen, mit solch wertvollem Schmuck zu reisen, auch sand er eS leichtsinnig, das Necessaire mit diesem kostbaren In halte ohne besonderen Verschluß in jenem Schranke zu lassen. ,Mie leicht könnte ein Diebstahl stattstnden!" „DaS befürchte ich nicht! Einmal weiß ja niemand, daß hier Juwelen sind, dann wird im Hochgebirge nichts gestohlen. Ich halte mich just im Hotel sicher vor Dieben." „Gnädigste sind erstaunlich vertrauensselig! Auch weiß doch i ch jetzt von der Existenz dieser Kostbarkeiten." Elwine lachte belustigt auf: „Nun, das wäre im Wirk- lichkeitSfalle ein eleganter Dieb, dem man schließlich gar nicht böse sein könnte." Wtnkelhoser quittierte die Schmeichelei mit einer ele ganten Verbeugung und sprach: „Vergessen Gnädigste nie, daß Gelegenheit Diebe macht! Ich ertappe mich übrigens tatsächlich selbst auf einem Diebstahl, ja auf Raub Ihrer Zeit, und bitte, mich zur Strafe nun gnädigst entlassen zu wollen." „Aber, was Ihnen nicht einfällt, Herr Baron! Ich bin ja hochvergnügt, daß Sie mir helfen, die Zett tot zuschlagen. Was soll ich allein mit der Zeit beginnen? Ich kann doch nicht in den Bergen herumkraxeln." „Verzeihen, Gnädigste, es ist eigentlich arg indiskret zu fragen, weshalb Sie sich dann just diese Gegend zum Aufenthalt gewählt haben?" „Aber, Herr Baron! Wissen Sie denn nicht, daß Schwarzwaffer und die Route nach der Schweiz seit einigen Jahren von den besseren Leuten favorisiert wird? ES gehört zum guten Ton, hier einige Zeit zu ver- bummeln, hier gesehen zu werden und von hier aus Ansichtskarten zu versenden! Wie viel Menschen, die nicht reisen können, ärgern sich beim Empfang solcher Ansichts karten, und daS zu wissen, gewährt geradezu Genug tuung." „Allerdings auch ein Motiv zur Sommerfrische im Hochland! Aber für heute muß ich 7 _ 7 ? 7 empfehlen. Darf ich beim Souper der Gnädigsten Ge- sellscbast leisten?" „Nur für heute abend? Das ist «Ar zu wenig! politische Tagesschau. * Leipzig, 8. Juli. Regierung und Reichstag. Die „Nordd. Allgem. Ztg." entwickelt in einer Be sprechung ver Mehrbeltsverbaltnisse des neuen Reichstags Ansichten, die schwerlich nur ihre eigenen sind und deshalb Beachtung verdienen. Zunächst setzt das offiziöse Blatt auseinander, daß die ^paldemokratie den größten Teil ihrer Stichwablsiege der Uneinigkeit der andern Parteien verdanke, und fährt dann sort: „Gewinnen unter diesen Gesichtspunkten auch die sozialdemo kratischen Erfolg« ein etwas verändertes Aussehen, so muß mit dem Austreten der sozialdemokratischen Fraktion in einer Stärke von 81 Mann im neuen Reichstage doch als mit einer Tat sache gerechnet werden. Vom Standpunkte einer gedeihlichen Fortentwickelung der Gesetzgebung aus betrachtet, erscheint in dessen die Verschiebung in der Zusammensetzung der Volksveriretung, welche in dem Anwachsen der sozialdemo kratischen Fraktion zum Ausdruck gelangt, keineswegs so er heblich, daß man von vornherein ein ersprießliches Wirken des neuen Reichstags als ausgeschlossen betrachten müßte. Die einge tretene Verschiebung hat sich in der Hauptsache auf die Verhältnisse innerhalb der bisherigen Minderheitdes Reichstags beschränkt. Die rote Flut der Sozialdemokratie ist, wie sich rin Blatt plastisch ausdrücktr, auS ihrem Bett getreien und hat die Nachbargebiet« der Freisinnigen Volk-partei und der Freisinnigen Vereinigung zum T«il ver schlungen. WaS Polen und Welsen an Zuwachs gewonnen haben, ist unbedeutend. Die Parteien der Rechten, daS Zentrum und die National-Liberalen sind sämtlich ohne nennenswerte Schmälerung ihres MandaibestandeS auS den Wahlen hervorgegangen, und da mit halten wir sür alle nationalen Fr agen eine sichere Mehrheit tm Reichstag« als gegebrn. Für di, nächste groß, Aufgabe, di« Handelsverträge, kann di« Situation sogar al« durch da« Au«scheide» des ra dikalen Flügel« der Konservativen gebessert betrachtet werden. Wenn Bebel in Karlsruhe erklärt hat: „Wir wollen kein« Handelsverträge, e« sei denn, daß die Tarife revidiert werden; wir sind stark genug, um im Reichstag die Revision zu erzwingen", so wird diese Ankündigung einer erneuten Obstruktion von seilen der Sozialdemokratie hoffentlich nur dazu beitragen, die Mehrheit-Parteien von vornherein zu einem sestg,schlossen»» Auf treten zu veranlassen. Für notwendig« Forderungen zur Sicherung de« Reichs wie sür ein« besonnene Fortführung der Sozialpolitik ist im neuen Reichstag ohne Frag» ebenso eine Mehrheit vor handen, wie eS im alten Reichstag der Fall war. Wie oft ist der letztere als unfähig für die Durchführung größerer Aufgaben be zeichnet worden! Und doch Hai dieser Reichstag aus sozialpolitischem Gebiete, auf dem Felde der Weitrrentwickelung der Rechtspflege, wie in Heer«-- und Marinestagen Erfreuliches und Ersprießliches ge leistet. Wir hegen die Ermattung, daß da» im neuen Reichstag nicht ander« sein wird. In der Zusammensetzung diese« Reichstags an sich erblicken wir daher keine Gefahr. Di« letzter« liegt in I kunft stattgefunden haben sollte, so hat sie jedenfalls nicht mit einem dem Anwachsen der sozialdemokratischen Bewegung und in dem I solchen „Auftrag" an den Abg. Bachem geendet, da Gras Posa- Maogel an einem geschlossenen Widerstande der bürgerlichen Parteien I dowSky doch gar nicht in der Lage ist, dem Abg. Bachem Aufträge Hotel Alpenrose. Roman von Arthur Achleitner. siuwdruct verbalen. „Aber Gnädigste! Vor dem Kammerdiener gibt es keinen hohen Herrn! Die Hochgestellten sind sterbliche Menschen wie die niedrig geborenen." „Ich meine es nicht in Bezug auf den alle Menschen treffenden Tod. Wie lebt denn beispielsweise eine Prin zessin in ihren vier Wänden? Was tut sie den Tag über, wie verbringt sie die Zeit? Wie amüsiert sie sich?" „Meist gar nicht!" „Wie?" „Hohe Herrschaften haben sehr wenig vom Leben. Wer hoch steht durch Geburt und Rang, steht naturgemäß exponiert, kann sich, selbst wenn gewollt, nicht unter tieferstehende Leute mischen. Das Leben solcher Leute ist eng umgrenzt, sozusagen von Langeweile umgähnt." „Ach, was Sie sagen! Die Leute kennen doch keine NahrungSsvrgeu, sehen jeden Wunsch, so er mit Geld er kauft werden kann, erfüllt, können sich mit Brillanten schmücken." „Und dennoch bleibt mancher Wunsch versagt und oft ist deren Leben kaum des Lebens wert! Wie gern würde manche Hoheit den Titel, Rang und Geburt hingeben für ein freies, von Fesseln losgelöstes Leben. Und mit den Brillanten wird eS auch nicht so arg sein!" „Meinen Sie? Na, was ich bet den Prinzessinnen, allerdings nur für wenige Augenblicke, gesehen habe, ist immerhin beachtenswert. Nicht viel, aber gediegen. Allerdings nimmt man in das Gebirge keinen besonderen Schmuck mit. Ich bin vielleicht eine sträfliche Ausnahme, kann mich von dem glitzernden Zeug nicht trennen und schleppe cs auch auf Reisen mit." „Ei der Tausend! Nun, ich habe ein gutes Auge für wertvollen Schmuck." „Ah, Herr Baron interessieren sich dafür? Da will ich mit Vergnügen meine „Kostbarkeiten" vorlegen und Sie raten lassen, wie die Preise stehen." Graziös schwebte Elwine an den Schrank und entnahm demselben ein hochelegantes Necessaire, dessen Ecken wie vzx— Rasch scheint sich das lange Leben des Oberhauptes der römisch-katholischen Kirche und Christenheit dem Ende zu- zuneigen, nachdem die bewunderungswürdig zähe Natur des nun 93jährigen so vielen Anläufen des Allbesiegers über legenen Widerstand entgegengesetzt. Die letzten Bulletins lassen kaum einen Zweifel, daß die Stunden des Papstes, der trotz seines Patriarchenalters noch lange zu leben hoffte und nichts vom Sterben wissen wollte, nunmehr gezählt sind. Die Lungenentzündung, der er jetzt zum Opfer fällt, hat er schon längere Zeit mit sich herumgelragen. Sie trat nicht merklich in die Erscheinung, aber sie zehrte schnell die Kräfte des durch das Aller schon geschwächten Organismus auf und führte zu einer das Leben in hohem Grade bevrohenden Herzschwäche. Seit drei Tagen nahm der Papst nichts mehr zu sich, und man mußte zur Injektion künstlicher Nahrung schreiten. Er ist bei klarem Bewußtsein und seine Geistesgegenwart hat ihn bis zuletzt nicht verlassen; aber er fällt häufig in lange Ohnmächten, daS untrügliche Zeichen der TodeSschwäche. Die letzten Nachrichten, die wir zum Teil aus der heutigen Morgennummer ausführlicher wiederholt bringen, lauten: * Rom, v. Juli. (9 Uhr abends.) „Giornale d'Jtalia" meldet, eine eingcweihte Persönlichkeit habe erklärt, die Hoff nung, daß der Papst die Krankheit überwinde, sei äußerst schwach, doch bestehe keine augenblickliche Lebensgefahr. Die Lungenenizündung rühre von einer Erschlaffung des Herzens her und sei weder mtt Fieber, noch mit Husten verbunden. Es sei nicht richtig, daß der Papst einen Ohnmachtsanfall gehabt habe oder an Darmstörungen leide. Obgleich sich der Zustand stündlich verschlimmerte, fühlt sich der Papst zuweilen erleichtert und mehr bei Kräften. Als Mazzoni heute früh den Papst be suchte, fand er ihn in einem Lehnstuhl sitzend, den der Papst jedoch bald wieder mit dem Bette vertauschte. Der Papst ist sich seiner schweren Erkrankung bewußi. Der Kardinal- Kämmerer ordnete streng an, keine unbefugten Personen in den Vatikan einzulassen. — „Tribuna" meldet, am Nachmittage habe sich da« falsche Gerücht verbr,cl»-ä, -dec PaM Allerdings bestätigt ein hoher vatikanischer Würdenträger, daß die Hoffnung auf Erhaltung gering sei. Von der italienischen Regierung sind alle für den Fall des AblcbepS nötigen Anordnungen getroffen. * Rom, S. Juli. Unter den Depeschen, die heute im Vatikan cinliefcn und die Teilnahme an der Erkrankung des Papstes zum Ausdruck bringen, befand sich ein Telegramm des deut- schenKaiscrS, sowie ein solches vom Könige von Spanien. * Rom, ö. Juli. (11 Uhr abends.) Eine Sonderausgabe des „Osservatore Romano" meldet: Heute abend 8?L Uhr holte der päpstliche Sakristan Monsignore Pifferi, gefolgt von 16 brennende Kerzen tragenden Kardinalen, in feierlicher Weise das Viatikum aus der Paulinischen Kapelle und begab sich in das Zimmer des Papstes. Oberstkämmerer Msgr. Bisleti trug die Stola, die der Papst im Augenblicke der Kommunion entgegennahm. Mehrer« Kerzen tragende Prälaten und Laien schlossen sich dem Zuge an. Nachdem der Zeremonienmeister mit lauter Stimme das GlaubensbekenniniS verlesen hatte, sprach der Papst mit lauter Stimme das „vonnne, non sum gegen dieselbe. Bei diesem Punkte hat daS Streben »ach Besserung der Dinge einzusetzen." Wenn das auch die Ansicht der Reichsregierung ist, so ist diese mit dem Wahlresultate gar nicht besonders unzufrieden. Den Kampf gegen die Sozialdemokratie und die von ihr drohenden Gefahren schiebt sie den bürgerlichen Parteien zu, die hübsch einig sein müssen und vor allem daS Zentrum nicht ärgern dürfen, damit dieses seinerseits im Kampfe gegen die Sozialdemokratie nicht lau werde. Ganz besonders wucd den Nationalliberalen eingeprägt: „Wir möchten angesichts gewisser Regnngen tm national liberalen Lager dringend davor warnen, dnrch ein« schärfere Betonung der konfessionelle« Gegensätze die Möglichkeit eines Zusammenschlusses der bürgerlichen Parteien znr Abwehr der allen drohenden Gefahr noch weiter eivznschrönken." Wenn also raS Zentrum bei nationalen Frage« in der üblichen Weise sür sein Entgegenkommen Konzessionen kirchen politischer Art verlangt, so dürfen beileibe di« Nationallibe- ralen keinen Einspruch gegen die Gewährung solcher Zu geständnisse erheben, damit daS Zentrum nicht m die Oppo sition gehe. Und wenn es mitseinem.„Toleranzantrage" wieveriommt, so haben die übrigen' bürgerlichen Parteien - sich immer und vor allem vor Augen zu halten, daß sie der Sozialdemokratie halber hübsch einig mit dem Zentrum bleiben müssen! Das Versprechen, daS Graf Bülow dem Zentrum bezüglich der Stellung Preußens zur Frage der Aushebung des § 2 des Irsuitrage setzeS gab, hat ja darauf vorbereitet, daß dieser Staatsmann, wenn irgend möglich, beim Zentrum seine Hauptstütze suchen werde. Und da nun im neuen Reichstage diese Fraktion sich infolge des Anwachsen- der Zahl der sozialdemo kratischen Mandate in der Lage befindet, mit leichter Mühe eine oppositionelle und eine regiernngSfreuudttche Mehrheit zu bilden, so war vorauSzusehrn, daß der jetzig« Reichskanzler und preußische Ministerpräsident seine Hand dem Zentrum weil entgegenstrrckeu werde. Daß er aber die bürgerlichen Gegner des UltramoutaniSmuS so offen aus fordern lassen würde, seinem Zentrum gefällig und gefügig zu sein, das geht denn doch über die Erwartung hinaus. Immerhin ist eS gut, daß mau weiß, wie da» ReichSschiff gesteuert jverden soll, um die rote Klippe zu vermeiden. Wissen Sie was: Ich ernenne Sie zu meinem Kavalier! Wollen wir die Ferienzeit mitsammen verleben, ja?" „Mit größtem Vergnügen! Befehlen Gnädigste über mich und meine Zeit, ich werde jedem Wink gehorchen." „Gut, angenommen! Bestellen Sie gleich einen Wagen, notabene auf meine Hotelrechnung, wir fahren spazieren und können auf diese Weise weiter plaudern. Auch bitte ich, gleich heute zur Notiz zu nehmen, daß ich täglich des Morgens zehn Uhr meinen Kavalier zu sprechen wünsche." „Zu Befehl, Gnädigste! Ich eile, den allerhöchsten Auftrag zu erfüllen!" „Aber das ist wirklich nett! Klingt doch sehr hübsch, man möchte glauben, auch wer aus hohen Kreisen zu sein! Jetzt können Sie mir nimmer auSkommen: Sie sind doch bet Hof, man merkt eS in den gewählten, ganz höfischen Ausdrücken! Hab' mir schon lange einen Kammerherrn gewünscht zum Umgang! Bin mit der heurigen Sommerfrische sehr zufrieden! Also auf Wiedersehen, lieber Baron, ich bin tn einer halben Stunde zur Ausfahrt, bereit. Xckckio!" Winkelhofer küßte der zutulichen pikanten Frau die schmale Rechte, rückte das Monokle zurecht und verließ den Salon. Achtlos warf Elwine die Dchmuckgegcnstände in das Necessaire und barg eS im Schranke, den sie nun doch, der Warnung eingedenk, abschloß. Den Schlüssel steckte sie tn die Tasche.
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