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Dresdner Journal : 11.03.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-03-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187403112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740311
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740311
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-03
- Tag1874-03-11
- Monat1874-03
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Journal : 11.03.1874
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^57 Mittwoch, den 11. März. 1874 ^konnvmentsprslsr 1 M^MGßO^OO'UU^ Lrsvssl»«»» t»,u°n -K ä« Sonn °«i r«».^«,, Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Itdsnlli kür «lon fo^onäoa 1»8 .,— —,m', —...>s.^ In^ratoaaaoalimo »nn^Lrl,: 1.«tp«i^: ^>. /tro^^^tter, Oommi«»ic»nLr <io« Orvuünsr lourual»; : LnAe», ^-'urt u. /t /-'re^er, STwdarU-LarUn- » : Huu.^^te,» <S IvA/ee . Lchrli» Vtsu-Luudur^-rrK^-Lsipii^-kr^K- tiii-t «.». -Hüncd«,: Ruti Lkos«, LsrUn: ^R^teTne^er, /»i ak>tirn«/an^,// ^iLrrc/it, Ir«m«u. L §c^/otte, Sr«, I»«: /.. Ä«»ioen>i Nürkitii; edswmt»: /> l oiAl/rrsok taet» N. :^.i/aeAer'»obou.^.C.//erer,iti»!n'«cko lluokü, /lu ade ck 6,'o / vvrlit»! /nvO., L»o»ov,r: C §c^««krr, kart»: 4/-,! ««, /.a/itte, Ln/tier «t Co., Slultx»n: tk Co., Lütick. ^1 ono»<ct»l - Horeoo. Visu! ^4/. O^etiL. Noransxedorr Xünil»!. Dxpellition üeo Hromlnor .7ourn^!x, Ort-süon, ilargÄrotdonxils^o X» I. Ämtlicher Theil. Dresden, 10 März. Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich zu Hohenzollern ist heute früh 4 Uhr 25 Minuten nach Berlin zurückgereist. Dresden, 9. März. Auf allerhöchsten Befehl wird wegen erfolgten Ablebens Ihrer Königlichen Hoheit der verwittweten Gräfin Maria Victoria Louise Philibetta von Syracus, Prinzessin beider Sicilien, am Kö niglichen Hofe eine Trauer auf eine Woche vom 9. bis mit lb. d. Mts., in Verbindung mit der bereits angeordneten, angelegt nichtamtlicher Theil. 0eb«rsl»t. Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. (Moskauer Zeitung. — Neue freie Presse.) Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Koblenz. Münster. Dortmund. München. Schwerin. Wien. Prag. Pest. Paris. Florenz. Madrid. Konstantinopel. Bukarest. Belgrad. New-Hork. Penang.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialuachrichten. (Bautzen. Freiberg. Leisnig.) Vermischtes. Statistik und Lolkswirthschaft. EingesandteS. Keullleto». Inserate. TageSkalrnder. Beilage. Deutscher Reichstag (Sitzung vom 9. März). Statistik und Lolkswirthschaft. Stand der sächsischen Sparkassen Ende Januar d. I. Telegraphische Witterungsberichte. Börsrnnachnchten Inserate. Telegraphische Nachrichten. Trier, Montag, V.März, Abends. (W.T.B.) Die Gebäude des hiesigen Priesterseminars find heute Mittag polizeilich geMossen wordeu. Die „Tr. Ztg." meldet über die Vorgänge bei der Schließung des Priesterseminars Folgendes: Bon Vormittags 9 Uhr an sammelte sich eine Volks menge vor dem Seminargebäude, welches die Pro fessoren Mittags verließen, um ihr Mittagsmahl einzunehmen, dessen Einbringen m daS Seminar eine Polizeiwache verhinderte. Die Professoren kehrten um 2 Uhr zurück, indem die Volksmenge ihnen den Eingang erzwang, folgten indessen Rach mittags der amtlichen Aufforderung, daS Seminar zu verlassen. DaS Seminar wurde hierauf besetzt, und Militär säuberte dir Straßen. ES erfolgte kein Widerstand: auch haben keine Verletzungen stattgefundev. Die Stadt ist ruhig. Wien, Montag, S. März, Nachmittags. (W. T B.) Im Abgeordnetenhause wurde heute unter lebhaftem Audiange des PublicumS die General- diScusfion über das kirchenpolitische Gesetz, betref fend die Regelung der äußern Rechtsverhältnisse der katholischen Kirche, fortgesetzt. Gin Antrag des galizischen Abg. Oi. Smolka, die Generaldebatte neu aufzunehmen, um die Vorlage mit der Weisung wieder an den Ausschuß gelangen zu lassen, ein von freiheitlichem Geiste getragenes Elaborat vorzu legen, wurde abgelehnt. Für den Antrag stimmte die Rechte. Nachdem darauf im Fortgange der Debatte Baron Giovanelli als Generalredner der Rechten (welcher im Namen seiner Gesinnungsgenossen erklärt, daß, wenn nach dem Schlüsse der Generaldebatte in dir Special- berathung der Vorlage eingcgangen werde, sie sich nicht daran brtheiligen wurden) und Ur. Joseph Kopp als Grneralreduer der verfassungstreuen Partei, sowie der Berichterstatter der Eommission, Oe. Weeber, gesprochen, ergriff der Eultusminister das Wort. Eultusminister Or. v. Stremayr erklärt: Die Vorlage ist das Product einer ruhigen, vorurtheilsfrrien Behandlung und Beurtheilung der gegebenen Verhält nisse. Dieselbe enthält keine Vergewaltigung der kcüho lischen Kirche. Der Regierung liegt Nichts ferner, als in die geheiligte Domäne des Gewissens einzugreifen; aber keine Regierung, welche sich ihrer Pflicht bewußt ist, kann es sich gefallen lassen, daß die Religion zu staats- aesährlichen Umtrieben gemißdraucht wird. (Lebhafter Beifall, auch auf den Galerien; der Präsident ermahnt dieselben zur Ruhe.) Die Regierung kann nicht gestat ten, daß die Diener Gottes zu Mandataren der staats rechtlichen Opposition werden. Die Aufgabe der Regie rung und der Legislative ist nicht, mit der Kirche Krieg zu führen, sondern deren Verhältnisse so zu ordnen, daß sie frei walten und schalten könne in ihrem heiligen Be rufe, daß sie aber auch in das für sie unantastbare Recht des Staates nicht übergreife. Ich empfehle dem Hause, die Vorlage auzunehmen. Im weitern Verlause der Debatte erklärte der Mi nisterpräsident Fürst Auersperg, gegenüber der Bemerkung des Grafen Hohenwart, die Regierung habe etwas aus den Staatsgrundgesetzen unterschlagen, daß der Regierung dies nie eingefallen sei, noch es ihr je einfallen werde. „Es giebt ein Wort, welches unter den Völkern Oesterreichs immer mehr Anklang findet — das Wort heißt Verfassung. Dieses Wort wird die jetzige Regierung nicht unterdrücken, und daher wird es auch nicht nothwendia sein, daß die Verfassung von unsern dereinstigen Nachfolgern im Amte wieder hergestellt wird. Es wurde hier das gegenwärtige Ministerium als „„Mi nisterium Lasser, genannt Auersperg"" bezeichnet. Ich banke dem betreffenden Redner für diese Bezeichnung; er beweist mit derselben, daß ich die staatsmännische Klug heit besitze, mich den: Rathe eines Mannes zu coordinl- ren, welcher eine lange Reihe von Jahren hindurch für das Wohl des Reiches gewirkt hat und die Verhältnisse Oesterreichs kennt wie Niemand, eines Mannes, dem ein treues österreichisches Herz im Busen schlägt. Ich hatte nicht erst nothwendig, nur Rathgeber aus dem Aus lande zu importirrn, welche uns em neu Fatentirtes Oesterreichenhum lehren sollen. (Lebhafter Beifall.) Was die Worte des Grafen Andrassy angeht, daß Oesterreich eine „„gebundene Marschroute"" habe, so kann ich, da ich mit den: Minister der auswärtigen Angelegenheiten in angemessener Solidarität stehe, erklären, daß diese „„gebundene Marschroute"" keine andere ist, als die Marschroute des gesunden Menschenverstandes, welche Oesterreich zu einem großen und mächtigen Staate machen soll. Wenn die Opposition damit droht, man werde dieses Gesetz nicht zur Wahrheit werden lassen, so erkläre ich, daß die Regierung Energie genug besitzen wird, dem Gesetzt Achtung zu verschaffen." (Stürmischer und an dauernder Beifall.) Der Gesetzentwurf wird darauf bei nament licher Abstimmung in der Generaldebatte mit 224 gegen 71 Stimmen angenommen. Morgen tritt daS Haus in die Specialdebatte ein. Versailles, Montag, S. März, Abends. (W. T. B.) In der Nationalversammlung wurde heute, im Fortgänge der Berathuna des neuen Steuer- aesetzeS, die Auflage auf die Beförderung gewöhn licher Frachtgüter auf den Eisenbahnen mit 384 gegen 325 Stimmen genehmigt. Dresden, 10. März. Mit ungetheilter Befriedigung hat die öffentliche Mei nung überall, wo man aufrichtig die Erhaltung des ge segneten Friedens wünscht, die jüngste Reisrdes Kaisers von Österreich nach Rußland begrüßt, und ein stimmig mutete das Urtheil aller Unbefangenen dahin, in diesem letzten der zwischen den Beherrschern der drei mächtigsten Reiche Europas gewechselten Freundschasts- brsuche den Schlußstein der vom Deutschen Kaiser in- auaurirten Friedenspolitik zu erblicken. Noch immer tönt dieser günstige Eindruck, welchem namentlich auch die Presse der zunächst betheiligten Länder unzweideutige Worte lieh, in einigen stimmungsvollen Nachklängen aus. So schließ sich den früher an dieser Stelle mitgetheilten Ausführungen des „Golos", welcher in herzlichen Aus drücken die Aussöhnung der lange entfremdeten beiden 'Nachbarreiche feierte, jetzt ein anderes hervorragendes Organ der nationalrussischen Partei würdig an. Die „Moskauer Zeitung" hat dem Besuche des Kaisers Franz Joseph kn der alten Residenz des Zaren reichs eine wiederholte Besprechung gewidmet, deren In halt die für die Beziehungen der beiden Ostmächte zu einander maßgebendsten Momente: die orientalische und die sogenannte slawische Frage, so offen wie unbefangen ins Auge faßt und sich erfreulicherweise in folgenden Hauptsätzen resumirt: „Moskau kann gegen die Ehre, welche ihm das Haupt einer der mächtigsten und glor reichsten Dynastien Europas enveist, nicht unempfindlich bleiben. Um uns zu besuchen, hat Se. Majestät nicht angrstanden, einen weiten Umweg zu nehmen. Gott gebe, daß diese Reise im Herzen unsers erhabenen Gastes die freundschaftlichen Gesinnungen befestige, welche derselbe für unser einen so herzlichen Empfang ihm bereitendes Land hegt. Wir unsrerseits sind fest überzeugt, daß der kaiserliche Besuch die glücklichsten Folgen für beide Mächte Haden wird. Zwistigkeiten, politische Entfremdung zwi schen denselben können nur auS einem Mißverständnisse erwachsen, denn die gegenseitigen Interessen erhotschen von ihnen nur Eines — Verständigung. Eine Miß- trauenSpolitik gegen Rußland wäre stets ein Fehler seiner 'Nachbarn. 'Nie wird Rußland ihnen gefährlich sein, denn der Geist der Eroberung wird es ihnen nie entgegen werfen, das verbieten seine Interessen, sein politischer In- stmct. Durch neue Erwerbungen würde Rußland sich nicht stärken, eS würde seinen Organismus verändern, schwächen, ja verderben; eS würde sich nur mit Elemen ten der Auflösung und innern Zwietracht vollpfropfen, gefährlicher noch als die auswärtige Feindschaft, die noth wendigerweise eine Politik dcs Ehrgeizes nach sich ziehen müßte. Ne«, niemals werden unsre Vernunft, unser NationalgefHhl uns Erwerbungen ini Westen anrathen, und unsre Aachbarndürfen diesen schwarze«: Punkt dreist aus ihren Besorgnissen strecken. Was bleibt alsdann übrig 2 Welchen Zweck können die russischen Bestrebungen nach Westen haben 2 In dieser Richtung können wir, so zu sagen, nur eine ideale Tendenz, nur einen Wunsch haben: nicht allein zu stehen. Die Völker gleichen bei: Individuen; es ist ihnen natürlich, Verwandtschaften, Freundschaften zu ersehnen. So ist es für das russische Volk natürlich, zu wünschen, daß die andern starken und unabhängigen Mächte ihm durch wichtige Racenelemente sympathisch seien. Dank ihren slawischen Völkerschaften kann die Habsburgische Monarchie, mehr als jede andere Niacht der Welt, eine solche Stellung zu uns entnehmen. Das mehr oder weniger slawische Oesterreich ist uns um so werthvoller, als es slawisch ist. Die Vereinigung aller slawischen Raccn unter einem einzigen Scepter oder in einem einzigen politischen Körper ist eine Absurdität, die in einen vernünftigen Kopf keinen Eingang findet und auch bei der russischen Nation nicht eingekehrt ist. Ganz im Gegentheil freut sich das russische Nationalgefühl, Verwandtschaften der Race außerhalb der Grenzen seines Staates zu begegnen. Wir haben ein Bedürfniß, solche Verwandtschaften draußen zu finden und uns mit den selben in Gemeinschaft zu setzen, aber das ist nur mög lich zwischen zwei verschiedenen, voneinander unabhän gigen Organismen. Das in Oesterreich so zahlreiche slawische Element wird demselben also in Bezug auf Rußland nicht zum 'Nachtheil gereichen, es kann nur zur Annäherung beider Mächte beitragen, sie miteinander verbinden und ihr, für eine jede derselben, wie zugleich für ganz Europa jo nothwendiges Einverständniß be festigen/ Auch die österreichische Presse beschäftigt sich noch mit den erwünschten Folgen der Kaiserreise. In der „Neuen freien Presse" begegnen wir zum Beispiel einer eingehenden Erörterung des Einflusses, den die Verständigung zwischen den beiden Ostmächten auf die Gestaltung der orientalischen Frage ausübe. Weit ent fernt, mit dem vielbesprochenen Sensationsartikel der Augsburger „Allg. Ztg." (vergl. Nr. 46 des „Dr.I.") ein aggressives Vorgehen im Oriente zu befürworten, stimmt das Donaublatt mit der Moskauer Collegin in der durchaus friedlichen Auffassung der Situation über ein. Ueberall ist eben die Ueberzeugung durchgedrun gen, daß die von Deutschland, dem Friedensstaate p»> «xt-vilvnee, angebahnte Verständigung der Großmächte den Verzicht Aller aus eine ehrgeizige, erwerbungssüchtige Politik involvire. In diesem Sinne schreibt neuerdings das große Wiener Blatt: „Oesterreich-Ungarn kann sehr wohl so Manches, was in der Türkei vorgeht, mißbilli gen, aber daraus folgt doch wahrlich nichts daß es über eine Theilung der unmittelbaren oder mittelbaren Be sitzungen des Sultans mit Rußland oder eitler andern Macht übereinzukommen oder auch nur zu unterhandeln ein Interesse hätte. Es ist das undenkbar, eben weil wir endlich der Realpolitik uns zugewendet haben. An dererseits beweist Rußlands Vorschreiten in Mittelasien, daß das St. Petersburger Eabinet, aus höchst stichhal tigen Gründeil, bei Weitem vortheilhaster findet, die Er- pänsivkraft seines kolossalen Reiches, nach „„dem fernen Osten"" zu wenden, als zunächst noch weiter südlich in Europa vorzudringen. Dort bieten ungeheure Territo rien und schwache, vom großen Weltverkehr abgesonderte Völkerschaften verhältnißmäßig reichen Erwerb, und bis nach Afghanistan, wahrscheinlich sogar bis zu den Nord abhängen des Himalaya, ist kein Widerstand einer euro päischcn Militärmacht gegen russisches Vvrschreiteu zu erwarten.... Für beide Reiche liegen somit überwiegende Motive vor, die sogenannte „„orientalische Frage"", für die nächsten Jahre wenigstens, nicht zu provocireu, nicht zur Krisis kommen zu lassen. Damit wäre schon ein wichtiger Punkt zur Verständigung, nenne man es auch die passive Verständigung, zwischen dem russischen und deni österreichisch-ungarischen Eabinete gewonnen." Ein solches Einverständniß über den Eardinalpunkt der aus wärtigen Politik, so heißt cs weiter, werde auch für die innern Angelegenheiten eine förderliche Eonseguenz er geben: man werde den befreundeten 'Nachbarstaat nicht durch Aufstachelung voll Racenleidenschasten beunruhi gen lassen. Unverkennbare Zeichen ließen darauf fchlie gen, daß die russische Regierung den slawischen Agita tionen auch keine stillschweigende Billigung mehr wolle zu Theil werden lassen. Andererseits zeugten, wie die „31. fr. Pr." hervorhebt, auch die in Frankreich noch ge nährten Revanchegelüste von einer fieberhaften Verblen düng. „Haben", so fragt das Wiener Blatt, „die Fran zosen noch nicht Beweise des Gegentheils erfahren, daß sie den deutschen Reichskanzler für fähig halten, mit aller Kraft und mit der bereitwilligen Unterstützung sei nes Souveräns die Wiederherstellung freundschaftlicher und persönlicher Verständigung zwischen den Kaisern von Oester-reich und von Rußland befördert zu haben, damit diese beiden Monarchen alsbald Übereinkommen mögen, zur geeigneten Zeit sür Frankreich, gegen Deutschland aufzutreten 2" Den Schluß seiner Betrachtungen widmet der in Rede stehende Artikel den innern Angelegenheiten der Türkei, indem er letzterer den Rath ertheilt, durch eine konstante, geordnete Verwaltung selber die Grund lagen ihrer Existenz zu sichern. Tagesgeschichte. Dresden, 10. März. Zn Ehren der am königl. Hofe anwesenden hohen Gäste sand gestern Nachmittag bei Ihren königl. 'Majestäten Diner statt, an welchem Se. königl. Hoheit der Gras von Flandern, Se. Durch laucht der Prinz Friedrich zu Hohenzollern und Ihre Feuilleton, (Rtdigiri von Otto Lauck.) Kritische Bibliographie. Andersen: „Eines Dichters Bazar," 18.—21. Band, Leipzig bei Hartknoch, eine billige Ausgabe mit lesbarem Druck und in guter Zusammenstellung. — Moritz Hartmann: „Gesammelte Werke," Stutt gart bei Ootka; sie erschienen bis zum sechsten Band und stellen sich für Gegner politischer Parteifärbungen im Ganzen durch Vielseitigkeit und stofflichen Nrichthum objektiver dar, als einzelne Richtungen des Autors ver- muthen lassen ; viel Werth ist den französischen Reise berichten verblieben, da dieser Theil der Literatur arm selig blieb. — Franz v. Löher: „Die Magyaren und andere Ungarn," Leipzig, Verlag von Fürs. Der etwas ironische Titelzusap „und andere Ungarn" soll zwar nicht gerade heißen: „die Neger und Schorn steinfeger," aber er deutet leise die Polemik an, welche wir bei Löher einem kritiklosen Indifferentismus und einer traditionellen Begriffsverwirrung gegenüber gewohnt sind. Dieser Sauerteig ist wohlthätig, — aber dennoch, es mischt sich in diesem Werke, wie stets bei Löher (z. B. im „Neapel und Sicilien"), eine geniale realistisch-historische Schilderung mit bittrrm Pessimismus der Kritik, der nur durch Humor und Satire angenehm gemildert wird. Wie anders stellt sich dagegen Ungarn in politischer Para- diesapfeljauce dar in Karl Braun's: „Tokai und Jokai," Berlin bei Stilke. — Ludwig Brünier: „Deutschland und Frankreich," Bremen, Kühl manns Verlag. Eine sehr schöne Ausaabe, wie es dieser Firma eigenthümlich. Dieses kulturgeschichtliche Vergleichs- buch, auf das wir zurückkommen, ist mehr interessant, Vielseitig, matrttalreich, als gesichtet und gründlich in der Arbeit; es theilt diese Eigenschaft mit anderen Editionen des fleißigen Verfassers, Biographien Schröder's, der Königin Louise, der Herzogin v. Orleans. Ganz neu ist von dem Verfasser: „Elise von der Recke," gleichfalls in Kühtmann's Verlag erschienen; es liegt uns noch nicht vor. — Robert Schmeichel: „Der Bildschnitzer vom Achensee," Berlin, von Otto Janke. Schmeichel hat durch die lebendige Darstellung, durch die Herzens frische in seinen ersten französisch-schweizerischen Dorf geschichten zwanglos gefesselt und erfreut. In der brei teren dreibändigen Form wird der Reiz des einfachen Landlebens durch das Erzähler-Bedürfniß nach zu vielem romantischen 'Material gefährdet, das Ganze der Wahr heit entfremdet. Im Vortrag behält vabei diese lange Erzählung für das große Publicum noch die Anziehungs kraft der Spannung, des realistischen Vorgangs; doch für den Autor war die kürzere Form ein Glück. — L. Rosenthal: „Diesseits und Jenseits der Eordilleren," Berlin, Staude's Verlag; ein Buch, das sich von andern Reisen durch gesunden Blick und kecke, ungenirte Schilderung des Verfassers auszrichnet. — Oi. Hermann Adalbert Daniel: „Handbuch der Geographie," Leipzig, Fues'Verlag. (R. Reisland.) Es ist eine in circa 3 > Lieferungen erscheinende vielfach verbesserte Aufgabe, die trefflich ausgestattet, dem 'Namen des verstorbenen großen Schulmanns von Neuem Ehre machen wird. Bis jetzt liegt uns nur die erste Lieferung vor, man muß bedauern, daß die kundige bearbeitende Hanv nicht genannt wurde. — Lie kürzlich angekündigte Schrift von den: gern ge lesenen Wrltreisenden Alex. Ziegler: „Rrgiomon- tanus" (Joh. Müller aus Königsberg in Franken) ist jetzt bei Höckner in Dresden erschienen und giebt ein Nares Bild von dem großen Astronomen nnd theore tischen Nautiker des Binnenlandes. Geschichte und Entwickelung des königl. Großen Gartens bei Dresden. (Fortsetzung aus Sir. 5b.) Der ganze Park war mit Stein und Alabasterstatuen geschmückt; zu den anfänglichen !2 Standbildern des Herkules, die 12 Arbeiten desselben darstellend und seh. gerühmt, waren durch die Kurfürsten Johann Georg Ul. und Friedrich August >. fast >500 Kunstwerke neuerer, meist italienischer Meister gekommen. Namentlich die Hauptallee war damit erfüllt, l^in besonderer Statuen Wärter hatte Wohnung in einem Seitengebäude des letz ten rechts gelegenen Pavillons. Außerdem erhielten zwei Hofgärtner und vier Thorwäner die Ordnung. Mit Anbruch der Dunkelheit wurden die Thore geschlossen. In solcher Ausstattung war der Große Gatten für großartige Hoffeste eine geeignete Stätte. Bei dem ge nannten Venusfeste erschien der prächtige Lustwald mit Lampen und Wachsfackeln erleuchtet, Lampen umkränzten auch den Teich, auf welchem italienische Gondoliere um herfuhren. Durch die nach der Elbe zu führende Allee sah man jenseits des Stromes ein Freubenfeuer empor- sleigen, zu welchem 40 Klaftern Holz verwendet worden waren. So in verschiedenen Abwechselungen währte jene Festlia keit bis früh 5 Uhr. Auch Graf Brühl wußte den Großen Garten zu fest lichen Scrnen zu benutzen. Beim Carneval l72l z. B. hatten zu einer Schlittenfahrt mit Damenrennen 100 Bauern 2l)00 Fuder Schnee herbeischaffen müssen; 1747 am 27. Juni fand aus Anlaß der Vermählung des Kur prinzen Friedrich Ehristian ebenfalls ein Damenrennen im Großen Gatten statt. Vier Quadrillen in 26 Wagen bildeten den glänzenden Zug, für welchen eine umfäng liche Rennbahn mit Pyramiden und Orangenbäumen geschmückt war, an deren Ende sich in zwei tttagen die königl. Loge wie ein Palais erhob.*) Ebenso diente das 'Naturtheater den Brühl'schen Verherrlichungen. 'Noch im Jahre > 754 hatte Kurfürst Friedrich August II. Anlagen, Gebäude und Statuen prachtvoll erneuern lassen, da — im Jahre 176" erlitten diese Schöpfungen fürst lichen Kunstsinnes arge Zerstörungen. Sächsischerseits hatten bereits Kroaten und österreichische Husaren Fa salieil und Anlagen vernichtet, als am 25. Juli ein Ver hau der Preußen die Hoheit Linden der Mittelallee ver wüstete, nicht minder die an den Seiten nach dem PalaiS zu ausgestellte Orangene und den größten Theil der Plauer. Als Reste damaliger Schanzen sind noch die Krähenhüttenhügel zu erkennen. Was von den Statuen nicht der Zertrümmerung erlag, wurde als Beule nach Sanssouci weggefühtt. Die Antiken waren durch ge schickte Vergrabung rechtzeitig gesichert worden. 'Nach dem siebenjährigen Kriege wurd: die mittlere Lindenallee wieder angepflanzt und durch Anlagen auch im freieren Geschmack der Gatten nach und nach zu neuer Schönheit erhoben. Noch umfaßten die Gehege für etwa 2000 Fasanen den größten Theil desselben, auch die bei den Seitenallcen; aber es wurden jetzt, außer zur Brut zeit der Fasanen, Fußgängern alle Wege zugänglicb. Der Raum vor dem Palais wurde mit Orangeriedäumen ge ziert, welche mit künstlich geschnittenen Buchenhecken em gefaßt waren. Zu beiden -reiten aber wurden Blumen gepflegt. Die vielen verschnittenen Buchen- und Tannen Hecken, deren wir jetzt noch einige sehen, machten freilich einen einförmigen Eindruck; doch war der Große Gatten län zst ein Lieblingsaufenthalt für Dresdner und Fremde. „Wer die Wildniß liebt", sagt eine Beschreibung Dres dens von >801, „in der Nähe eines fleißig angebautrn *) Groh,! colorirtc Handzeichnuugen, solche Feste darstellend, bewahrt VaS kdnigl Kupserstichcadinet.
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