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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 03.02.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-02-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189402035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18940203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18940203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-02
- Tag1894-02-03
- Monat1894-02
- Jahr1894
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 03.02.1894
- Autor
- Links
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Riesaer K Tageblatt 47. Jahr» 28. Sonnabend, S. Februar 18S4, Abends -- 1«» »1. u„cvwn -r>n,k>..i !>»k>. L.,t> Av'.-ude Nli: "lur-unome der Sonn- und Festtage. Bieneljiihrltcher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, den Ausgabestelle», lowu am «uiaiier der kauert. Poiiansialien t Marl -'S Pf., durch die Träger frei in« HauS 1 Mark 50 Pf., durch dm Briefträger frei in» Hau» 1 Mark S5 Pf. Auzeigm-Aunah«, für die Rum«« de» Au»gabetage» bi» Bormittag S Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanlrnstraße 59. — Für die Redaktion verantwortlich: Her«. Schmidt in Riesa.' u«d A«zetgrr MetlÄt Md Llyti-n). Amtsblatt der König!. Amtsharlptmanuschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. Bekannt gemacht wird hiermit, daß für den seit vorigen Jahre verschollenem Landwirts Karl Friedrich August Audrich au« Kobel«, geboren den 25. Juli 1840 in Oberreußen, am 29. Januar dieses Jahres der Gutsbesitzer und Ortsrichter Herr Ernst Juli«» HSfrr in Pahrenz als Abwesenheitsvormund in Pflicht genommen worden ist. Riesa, den 1. Februar 1894. Königs. Amtsgericht. Kommissionsrath Ginz. Bekanntmachung. Auf Anordnung des Königlichen Ministeriums des Cultus und öffentlichen Unterrichtes wird auf folgende, häufig unbeachtet gelassene gesetzliche Vorschrift rückfichtlich der reli» giSsen Erziehung der io gemischter Ehe geborenen Kinder aufmerksam gemacht Nach tzZ 6 bis 8 des Gesetzes vom 1. November 1836 sind eheliche Kinder, deren Baler dem evangelischen, deren Mutter aber dem katholischen Glaubensbekenntnisse angehören, ingleichen Kinder, deren Bater dem katholischen und deren Mutter dem evangelischen Glaubensbekenntnisse zugethan sind, in dem Bekenntnisse de» Vaters zu erziehen, und es ist eine Abweichung von diesen Bestimmungen nur dann zulässig, wenn die Eltern vor erfülltem sechsten Lebensjahre des betreffende« Kindes an GerlchtSstelle und ohne Beisein anderer Personen eine Uebereinkuuft dahin zu Protokoll abgeschlossen habe«, daß ihre Kinder in dem Bekenntnisse der Mutter erzogen werden sollen. Auf die religiöse Erziehung derjenigen Kinder, welche zur Zeit einer solchen Vereinbarung bereits das sechste Lebensjahr er füllt haben, bleibt der Abschluß der letzeren ohne Einfluß. Großenhain, am 29. Januar 1894. Die Königliche Bezirksfchulinspection. v. Wilucki. vr. Gelbe. O. Verdingung. Die Lieferung einer größeren Anzahl hölzerner, eiserner und blecherner Stallgeräthe, Feuer löschgeräts, Häckerltngsmaschinen und Futtevwagen, sowie der Anstrich verschiedener Gegenstände soll öffentlich vergeben werden. Bewerber wollen ihre Angebote bis Montag, de« tÄ. Februar d. I , Vormittags IO Uhr an die unterzeichnete Stelle — Barackenlager Geithain, Baracke 6, Zimmer No. 3 — woselbst vorher Bedingungen und Proben einzu sehen sind, einsenden.' Schießplatz bei Zeithain, am 4. Februar 1894. * Königliche Garnison-Verwaltung. > Tagesgeschichte. Wie wenig die von den Sozialdemokraten durch eine Interpellation im Reichstage provozirten Nothstandsdebatten zur Klärung der sozialpolitisch so außerordentlich schwerwie genden Fragen der Arbeitslosigkeit und des Arbeitsnachweises beigetragen haben, das kommt erst recht zum Bewußtsein, wenn man die trotz ihres geringen Umfanges äußerst gehalt volle Arbeit des nationalliberalen Abg. Dr. Möller-Brackwede in dem neuesten Hefte des Schmoller'schen „Jahrbuches" liest. Herr Möller ist selbst hervorragender Industrieller, er ver tritt im Reichstage einen stark gewerblichen Bezirk, und er hat seit Jahren an allen wirthschaftlichen und industriellen Berathungen im Parlamente wie in den großen Centralver bänden den regsten Antheil genommen. Er ist also jedenfalls ein berufener Fachmann, der hier das Wort ergreift. Dr. Möller plaidirt in seiner Studie, die sich zunächst nur auf das Gebiet der gewerblichen Arbeit und der persönlichen Dienstleistungen mit Ausschluß der ländlichen Arbeit, des Handels, des Schreiberwesens re. beschränkt, für die Centra- lisirung des Arbeitsnachweises im Reiche. Im Eingänge der Abhandlung wird das Unzureichende der bestehenden Insti tutionen für den gewerblichen Arbeitsnachweis dargethan und dann die Errichtung örtlicher Arbeitsnachweise durch die Kom munen zunächst in allen Großstädten, sowie in den industrie- ellen Mittelstädten gefordert. Dann wird ausgeführt, daß nur durch eine vom Reiche zu errichtende Centrale für alle örtlichen Arbeitsnachweise eine schnelle und ohne viel Schreib werk zu bewirkende Arbcitsvermittelung von Ort zu Ort zu ermöglichen und eine Reichsarbeitsstatistik herbeizuführen ist. Ein so durch das ganze Reich organisirter Arbeitsnachweis liege nicht nur im Interesse der Arbeiten und der Industrie, sondern im allgemeinen Interesse, da er wesentlich zur För derung des sozialen Friedens beitragen werde. Denn dem Hauptgründe der Unzufriedenheit, der Arbeitslosikeit, könne damit ebenso entgegengetreten werden, wie unberechtigte Ar beitseinstellungen und Ausschließungen dadurch erschwert wür den. Auch würden dadurch die Grundlagen für eine gerechte und sparsame Armenpflege geschaffen. Endlich werde man die sozialistischen Arbeitsnachweise, sowie ähnliche Parteiorgani sationen, durch die viel vollkommeneren öffentlichen Anstalten verdrängen können. Dr. Möller schließt seine sehr beachtens- werthen Ausführungen mit folgenden Worten: „Alle Träger der öffentlichen Gewalt, vor allen: die Reichsregierung und die Kommunen, müssen Zusammenwirken, um die größte Re form auf sozialem Gebiete, die zur Zeit möglich ist, so schnell wie möglich durchzuführen, und alle staatserhaltenden Parteien haben ein dringendes Interesse, diese Bestrebungen zu unter stützen und anzufeuern. Die sozialdemokratische Partei aber kann sich dieser Reform nicht feindlich gegenüberstellen, weil letztere den Arbeitern so große Vortheile bietet, und die Par tei an Vertrauen bei den Arbeitern verlieren würde, wenn sie sich der Reform widersetzte." Deutsches Reich. Der heutige Leitartikel der „Hamb. Nachr": „Zur ReichSfinanzreform", tritt der Ansicht freisinniger Blätter entgegen, daß die Verweisung der Vor lage gleichbedeutend sei mit dem Scheitern der Reform. Von der Lieber'icken Erklärung haben die „Nachrichten" den Ein druck, daß sie nach Windthorst'schem Recept gearbeitet ist und bezwecke, eine» hohen Preis für die schließliche Zustimmung des Centrums zur Finanzreform herauszuschlagen. Im Weiteren wird die Erhöhung der Einkommensteuer und Ver mögenssteuer in Preußen einstwellen aussichtslos genannt, ähnlich verhalte es sich in den meisten übrigen Bundesstaaten. Die nöthigen Millionen Mehreinnahmen seien nur auf dem Wege des Ausbaues der indirekten Besteuerung zu erzielen. Falls Biersteuer versagen solle, weisen die „Nachrichten" auf die große Reihe von Umsatzabgaben hin, die im Auslande, speciell in Frankreich, erfolgreich beständen, bei uns aber un bekannt seien. Die neue Schützenauszeichnung bei den Fußtruppen be steht in einer von der Achsel nach der Brust laufenden drei- »heilige : Schnur. Die erste der fünf Classen ist eine schwar-roth-weiße gedrehte Schnur, die zweite hat außerdem eine Trödel am Brustende, die dritte zwei Trödeln, die vierte ist mit Silber durchwirkr, und die fünfte, im klebrigen wie die erste, trägt am Achselende ein thalergroßes goloe «es Medaillon mit dem Bildniß des Kaisers. Die nächsthöhere Classe wird immer verliehen, wenn der Soldat sich bei den jährlichen Schießübungen eine neue Auszeichnung erschossen hat. Es ergiebt sich daraus, daß die höchste Auszeichnung überhaupt nur von Unteroffizieren erworben werden kann. Die gegenwärtig getragenen Schützenabzeichen werden abge legt und durch die neuen Abzeichen der entsprechenden Classe ersetzt. Diese wirken sehr decorativ, haben aber auch außer dem den praktischen Zweck, daß sie im Gefechte die b'ften Schützen auch einem sie nicht persönlich kennenden Offiziere kenntlich machen, der sie dann vorzugsweise und an richtiger Stelle verwenden kann. Die Einrichtung war früher schon in der bayerischen Armee vorhanden und in der öster reichischen ist sie noch jetzt im Gebrauche. Der Ehrgeiz der Leute wird jedenfalls durch diese weit sichtbaren Abzeichen geweckt, und für den Schießdirnst kann dies nur vortheil- haft wirken. Auf Grund einer Unterredung des Herrn von Plötz mit dem Verleger der „Kolberg. BolkSz." bringt das „Volk" folgende Mittheilung: „Nachdem es fest stand, daß Fürst Bismarck nach Berlin kommen werde und die vunoesfcind- liche Presse, voran das „Berl. Tgbl." diese Reise mit einer Schwenkung des Fürsten Bismarck in der russischen Handels« vertragsangclegenheit in Verbindung gebracht hatte, begab sich Herr von Plötz nach Friedrichsruh, uni vom Fürsten eine Erklärung zu erbitten: ob durch die Aussöhnung zwischen ihm und Sr. Majestät dem Kaiser seine Stellung zum deutsch-russischen Handelsverträge irgendwie alterirt sei. Der Fürst sprach sich darauf unzweideutig au», daß er nach wie vor ein Gegner des deutsch-russtschen Handelsvertrages sei, da durch ihn die Landwirthschast aufs Schwerste geschädigt werde. Herr v. Plötz dankte dem Fürsten für diese offene Erklärung, durch welche allen Mißdeutungen ein wirksames Ziel gesetzt werden könne." In.gut unterrichteten Kreisen wird angenommen, daß die Quittung-- und Frachtbriefsteuer im Reichstage keine Mehrheit finden und dann aus der Erweiterung des ReichS- -stempelabgabensystems nur eine Summe von 20 Millionen herauskommen werde. Ob es möglich sein dürfte, aus dem Tabak mehr, als den gleichen Betrag zu gewinnen, sei einst weilen als sehr zweifelhaft zu bezeichnen. Fr«mkreich. Wie aus Paris gemeldet wird, soll Vaillant heute Sonnabend hingerichtet werden. Präsident Carnot hat die Abgeordneten, welche ihn zur Begnadigung Vaillants bewegen wollten, überhaupt nicht empfangen. Der Ministerpräsident Perrier hat erklärt, daß eine Umwandlung der Todesstrafe zu lebenslänglicher Zwangsarbeitin politischer Hinsicht besser wäre, da die Bombe keinen Menschen ge- tvrtet habe. Der Anarchist Faure wird die Tochter Vaillants mit sich nach Marseille nehmen. Vaillant selbst hat erklärt, daß er die Todesstrafe dem Zuchthause vorziehe. Rustlaud. Die Nachrichten, die aus Rußland über unsere deutschen Bauernkolonisten im Innern des Reichs zu uns dringen, sind äußerst betrübender Art. Unter Nikolaus und Alexander II. hat man sie im Ganzen nach eigenem Willen schalten und walten lassen und so lange ging es, in den meisten Kolonien wenigstens, recht gut. Die Bauern verlangten nichts vom Staate, und wenn von ihnen, wie im letzten russtsch-türkischen Kriege, Opfer gefordert wurden, so gaben sie willig über das Geforderte hinaus. Sie führten ein vollständiges Sonderleben. Von den Heimathbanden all mählich ganz abgeschnitten, wahrten sie sich ihre alteö Bauern- sitten, ihr Recht, ihre Sprache, ihren Glauben. Noch Anfang der achtziger Jahre schien ihr Wohlstand ein gesicherter zu sein. Seitdem man ihnen aber die Einführung russischer Einrichtungen aufdrängte, ist ihr ganzes Leben einem unbe greiflich raschen Verfall entgegengegangen. Die Leute wurden ganz kopflos; namentlich fehlte ihnen — naturgemäß — für den „M:r", die Dorfgemeinschaft, jedes Verstäsidniß. Je mehr sie, gezwungen oder ungezwungen, mit den Russen in Berührung kamen, desto schneller verschlechterten sich ihre Verhältnisse. Ihre vormals blühende Landwirtschaft ist zum großen Theil ruin-rt. Der alte deutsche Bauernstolz und Bauernfleiß ist rasch gesunken. Aus einzelnen Dörfern sind die Männer fortgezogen, um Pferdehandel zu treiben oder einfach Pferdeknechte zu werden. Diejenigen, die noch etwa» gerettet haben, versuchen auszuwandern. Die Arsten sind nach Amerika gegangen ; aber die weltentfremdeten Leute haben sich in der neuen Welt gar nicht zurecht finden können und wahrhafte Jammerbriefe an die Zurückgebliebenen ge schrieben. Was au» diesen werden mag, weiß der Himmel. Sie haben sich an die russische Regierung gewandt um Zu weisung anderen Landes in Sibirien oder im Kaukasus, und die Regierung hat ihnen mit der Auferlegung von Kirchen« und Schulsteuern geantwortet und macht ihnen den Verkehr mit den Behörden unmöglich, indem sie sie zwingt, ausschließ lich die russische Sprache zu gebrauchen, von der sie keine Ahnung haben. So fa. en sie schlechten Advokaten in die Hände, die sie fürchterlich brtrügen ; der Schnapsteufel hat sie auch ergriffen, und man muß den russischen Blättern leider Glauben schenken, die behaupten, daß es den deutschen Bauern jetzt schlichter gehe, als den russischen. Ihre Pre- diger, die unter der Noch vielleicht am schlimmsten zu leiden Haven, sollen einflußlos geworden sein, ihr Rath war der
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