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Dresdner Journal : 18.03.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-03-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188403184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840318
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840318
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-03
- Tag1884-03-18
- Monat1884-03
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 18.03.1884
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Dienstag, den'18. März 1884 4dvi»»w»vt»pr«l»r Dres-nerIMnml BerantwoMche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. tlichlumtlichkr Theil *) Nachdruck verboten. D. Red. kammer kam eS welchem klärte, kam dir Manifestation zur Sprache, und dabei zu einem stürmischen Auftritte, bei der Unterrichttminister LombardoS er- er wisse schon seit lange, daß die Oppo Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Fremdenblatt.) TageSg,schichte. Statistik und Lolkswirthschaft. Feuilleton. TaqrSkalender. Inserate. äe« 6«ot»ck«i> Usicd«, tritt ko«t- 8t«wp«t,u»ctU»^ dü»»o. >» A»»,«» L«tek»: ZLbrliebi .... 18 jLkrliod: 4 80 ?t. Lu»r«Io« Huv»w»r»: 10 kk. Beilage. 6. Plenarsitzung de» Reichstag-. Ernennungen, Versetzungen re. im östeutl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Lörsenuachrichten. Feuilleton. Redigirt von Etto Banck. Hugo Schenk und Karl Schlossarek beschuldigten sich gegenseitig, und die beiden ehemaligen Mordgenossen werden als die grimmigsten Feinde ans dem Leben scheiden. Als der Präsident bekannt gab, daß Hugo Schenk in der letzten Zeit vor seiner Verhaftung nnt 8 Mädchen eine lebhafte Correjpondenz unterhielt, die er jedoch keinesfalls zur Verlesung bringen wolle, da schien es, als ob Hugo Schenk diesen Beschluß des Präsidenten lebhaft bedauere. Dafür, daß die Liebes briefe und Liebeslieder des Hugo Schenk der großen Oeffentlichkeit nicht vorenthalten bleiben, sorgen leider die Wiener Journale. Selbst ein Organ von dem Range der (alten) „Presse" hat keinen Anstand genommen, den schlechten Versen Schenks probe weise Ausnahme in seinen Spalten zu gewähren. Ein solches Treiben, welches darauf au-geht, das Ver brechen und die Gemeinheit noch auf eine recht hohes Piedestal zu setzen, ist geradezu unerhört und nur darauf berechnet, der Sensationssucht und Eitel keit der verdorbcnsten Schichten der Bevölkerung zu schmeicheln. Leider wird gleichzeitig auch un Parla ment von Skandalrednern der Versuch gemacht, die Dresden, l7. März. In Wien ist vorgestern der surchtbare Criminal- roman des Mädchenmörders Hugo Schenk und Individualität und die Lebensverhältnisse des Ver ewigten zu werfen. Unsere natürlichen Anlagen, die Fügungen unserS Geschicke- und die Lebensverhältnisse, von denen die beiden letzteren Factoren zum großen Theil die Conse quenzen des Charakters sind, bestimmen mit diesem im Verein unsere Geistesentwickelung und unsere Neigungen. Sobald sich die Geistesentwickelung mit den indivi duellen Neigungen oder gar Talenten im Einklang be finden darf, weil sich der praktische Beruf mit den an geborenen Interessen der Seele deckt, so tritt — was nur Wenigen vergönnt ist — für die menschliche Thätigkeit der höchste Grad von Kraft und aus dem Gefühl ihres Wirkens für die Gemüthsstimmung eine so bedeutende Steigerung des irdischen Glückes ein, daß diese Harmonieempfindung im Vorwärtsstreben mit immer neu gestärkter Hand das Steuer lenkt. Arbeitslust und Arbeitsrüstigkeit zeigt sich da bi» zu den späten Jahren hinab in überraschendem Maße. Solche günstige Vereinigung von inneren Eigen- schäften und damit verbundenen BerufSbethätigungen des Geistes zeigte das Leben des Verstorbenen. Ja, eS wurde durch diese Harmonie besonders fruchtbringend gemacht. Im fast schroffen Gegensätze »um modernen Zeitgeiste, der sich so gern an Tausend Interessen und Genüsse knüpft und durch dieselben zerstreut, hatte er in seinem Wesen ein bestimmender Etwas, das man mit dem festen Erz des antiken römischen Charakters vergleichen möchte. Dem römischen Sinne ähnlich, der dem StaatSgedanken und seiner Ueberzeugung die eigene Subjectivität und dar gemüthvolle LebenSbe- hagen zum Opfer brachte und dar Einzelwohl über die Erhaltung der Ganzen von Geschlecht zu Ge- IW 6«» k»uw «io«r petitrvil» 20 2«il« 80 k'k. 8« D»d«Il«i»- uvU 80 H FukvciU»? Lriedvlvv»: DK^Iicb mit 6er 8onn- vnck keivrtsz» Fkvaöi für Uvn fol^eoüen '1^. - Fs OowwminoLr 6»» Dreiäovr lourruü»; U»mdurU -I«rN» -Vi«a - ^r«vk1Vrt ». 14.: F I-rUo vr»is-1^ip«ix kr»»kturc ». N. ttüsedsu: ftx-c v«rUL: , 8r«w«»: Z§ Lcälntt«,' F Lt>r»iArn » Litrrau Xadatk), rr»»Ilkart » N.: F 8»cdl>Lo6Iuv8, vvrUr»: v. S»»oovr. k»rt» - L«rLt» - rnurtturl ». 14 Z-a-ö« F , N»wbarx: Fck. Lt«»»«' ll e r » » , x e d » r r Tüoiat. klipeülUoo k>rv«tver Zoarvcü», Dreien, 2«iujser»lni«v tia. 2V. sition eine Manifestation vorbereite. Es soll eine Untersuchung eingrleitet werden, um festzustrllen, ob die Polizei ihre Befugnisse überschritten habe. Kairo, Montag, 17. März. i Tel. d. DreSdn. Journ.*) Einer Meldung auS Suakin zufolge hat der Admiral Hewett eine Proklamation erlassen, welche für die Einbringung OSman Digma'S, fei derselbe lebendig, oder todt, eine Belohnung von 5V00 Pfb. St. auSsetzt. *) Nachdruck verboten. D. Red. Leben- erquickte, kam in zweierlei Weise zur Be- thätigung. Der Verewigte legte sich mit Elser auf die Sammlung von älteren Oelgemälden, die nach und nach nicht unbeträchtlich und mit mancher glück lichen Erwerbung, beispielsweise jener der beiden un vergleichlich schönen Amberg's, bereichert wurde. Näher auf diesen Gegenstand einzugehcn, möchte uns hier zu weit führen. Die andere Art der privaten Kunst pflege war literarisch-ästhetischer Natur und bestand in der allmählich geförderten Abfassung eines der bil denden Kunst gewidmeten Werles, auf das wir zum Schlüsse ausführlicher den Blick richten wollen. Nur seinen Mußestunden und wesentlich feiner Urlaubszeit hat der gegen sich selbst so strenge Beamte die Pflege dieser würdigen Liebhabereien abgerungen. Hand in Hand mit ihnen ging ein anderes ergänzendes BlldungS- mittel: das seiner wiederholten zahlrelchen Reisen nach Italien, sowohl vor wie während der Periode seines spätern Ruhestandes, der am l. November 1876 be gann. Für v. Friesen darf man jene Reisen Studienreisen nennen; denn eS gredt jenseits der Alpen kaum eine Stadt von wichtigen Kunstdenk mälern, die sein Wissenseifer nicht endlich berührt hat. Diese Kreuz- und Querzüge haben mit beige tragen zu einigen günstigen Erwerbungen für unsere Museen. Auch sammelte der Verewigte, und zwar theilweise auf diesen Reisen, manche kleinere Kunst objecte zu selnem eigenen Genuß. Zeugniß legte da von eine Anzahl von Antiken und Majoliken ab, welche er letztwillig den königl. Sammlungen vermachte. Am 2b. April 1870, also dreiviertel Jahre nach v. Friesen'» Amtsantritt in die oberste Verwaltung der königl. Sammlungen für Kunst und Wlssenichaft Autorität der Behörden völlig zu untergraben Man sucht vergeblich nach den, entsprechenden Aus drucke, wenn an demselben Tage, an welchem der Ge richtshof daS Urtheil in der grausigen, namentlich durch den Eifer der Wiener Polizei in ihren geheimen Fäden enthüllten Kette von Verbrechen fällte, im österreichi schen ReichSrathe, in welchem Tags vorher der Mi nisterpräsident Graf Taaffe die Opferwilligkeit der ge ring entlohnten Wachleute auf das Wärmste anerkannt hatte, ein Abgeordneter es wagt, die Behauptung aus zustellen, die Wiener Polizei sei bereit» zu einer lächer lichen Figur in ganz Europa geworden, und das Ver halten derselben ein provocatorisches zu nennen, darauf berechnet, ungesetzliche Handlungen hervorzurufen, daS eventuell auch vor zufälligen Studentenmorden mcht zurückschrecke. Der Präsident rügte selbstverständlich diese Ausdrücke als unparlamentarisch, und der Bericht erstatter Graf Clam-Martinitz bedauerte Ton und In halt der Ausführungen des Vorredners, die er mit Entrüstung im Interesse der Würde des Hauses zu rückweisen müsse. ES ist erfreulich, daß diese gegen die Wiener Polizei erhobene hirnverbrannte Anklage im österreichischen Abgeordnetenhaus? nicht den min desten Widerhall gefunden hat. Die letzten Wochen haben in der Kaiserstadt an der Donau sowohl durch die bezüglich der anarchistischen Verschwörungen ge machten Endeckungen, al» auch durch die Einhüllungen, welche der Procetz Schenk gebracht hat, einen solchen Knäuel von Gesetzlosigkeit und Verruchtheit bloßgelegt, daß es aller Mittel bedarf, welche dazu dienen können, die Macht der gesetzlichen Autorität zu kräftigen. „Männer mit den Tigerherzen ' nannte der Staats anwalt i)r. v. Pelser in seiner von feierlichem und er greifendem Ernste getragenen Schlußrede die Ange klagten. Das „Fremdenblatt" bemerkt hierzu: „Es ist noch fraglich, ob dieser Ausdruck Alles umfaßt, was der Ankläger ausdrücken wollte; denn das Raubthier verleugnet nie seine Natur, und der in die Wildmß eindringende Mensch weiß, wessen er sich von diesem Feinde zu versehen hat. Er ist entweder auf seiner Hut, oder naht ihn, nur mit der Waffe ausgerüstet. Eines der Hauptwerkzeuge der soeben abgeurtheilteu Verbrecher war jedoch die Heuchelet, die Verstellung. Hugo Schenk, welcher den Schmderhannes und alle anderen in die Volkssage übergegangen Raubercapaci- täten weit überholt hat, log seinen Opfern zuerst Liebe, spiegelte ihnen Hoffnungen auf eine glückliche Zukunft vor. Wenn dann die Bethörten seinen Betheuerungcn Glauben geschenkt halten, wenn sie so weit in seiner Macht waren, daß sie ihm auf unwegsame Pfade Ni entlegene Orte, fern von den Menschen und aller Cul- tur, folgten, dann warf er sammt seinen Helfershelfern die Maske ab, und die Liebhaber und Freunde offen barten ihr wahres Wesen und wurde« zu Bestien, welche die Opfer zerfleischten. Ja, sie brauchten zu chrem Räuberhandwerke nicht einmal jene Eigenschaft, welche sonst Banditen eigen sein muß. Sie konnten auf den Muth verzichten. RozSa Szandor und die Abruzzenban diten setzten bei ihren Raubzügen ihr Leben auf das Spiel. Neben der Heuchelei war die Feigheit ein hervor stechender Zug der vereinigten Raub- und Mvrdcoin- pagnie. Männern begegneten sie mit Schlaftrunk und anderen betäubenden Mitteln. Aber bald ließen sie diese Angriffe, welche sie doch der Gefahr eines Wider standes aussetzten, fallen, und schwache Mädchen wur den jetzt hcrangelockt und an entlegenen und wohl gedeckten Punkten überwältigt und ermordet. Die unglückliche Katharine Timal wurde sogar von allen 8 Verbrechern überfallen, gebändigt und abgeschlachtet. Die Grausamkeit und der Cynismus dieser Gesellen wurde nur von ihrer schmachvollen Feigheit erreicht, die Verachtung fremden Lebens kam nur der ängst lichen Sorge um ihr eigenes gleich. Was diesen Criminalfällen einen so schrecklichen Hintergrund leiht, nach Frankreich zurückgekehrt. Wie eS heißt, harte der Bischof von Seu d'Urgel die Abrüstung verweigert, und glaubt man, da- diese Weigerung dir Blokade von Andorra selten Frankreichs nach sich ziehen werde. Nachrichten aus Bac-Ninh zufolge ist der General Negrirr zur Verfolgung Ler Chinesru aufgrbrochen und wird sich nach Langson begeben, »ährend der General Bridre auf dem Wege nach rhaiughuyen vorrückt, welche- er besehen soll. Die dirrcte Straße von Hanoi nach Bac-Ninh ist frei. Paris, Montag, 17. März. (Tel. d. DreSdn. Journ*) Der russische Botschafter, Kürst Orlow, überreicht heute dem Präsidenten Grövy sein Ab- berufungsschreiden. Madrid, Montag, 17. März. (Tel. d. DreSdn. Journ.*) Der Decretär des ZorillacomitöS und ein Priester namens Defroque find wegen agitatori scher Umtriebe gegen die Regierung verhaftet wor den. Mehrere von Zorilla herrührevde Briefe und Schriftstücke wurden beschlagnahmt. Die ge richtliche Untersuchung ist in vollem Gange. (Vgl. die „Tagesgeschichte".) Loudon, Montag, 17. März, früh. (W. T. B.) Eine Extraausgabe des „Obsrrvrr" meldet, auS Kairo von gestern: Der iu der Richtung nach Chartum auSgrsendete Dampfer ist zurück- gekehrt, ohne irgendwo an den Ufern des Klusses Aufständische wahrgenommeu zu habe». Die tele graphische Verbindung zwischen Berber und Shrndy ist wieder hergestellt; zwischen Shrndy und Ehartum ist dieselbe aber noch unterbrochen. St. Petersburg, Montag, 17. März. (Tel. d. DreSdn. Journ.*) DaS Finanzministerium batte infolge zahlreicher Gesuche von russischen Mon« tanindustriellen um die Erhöhung deS Eingangs- zolleS auf ausländische- Gußeisen die Börsen- comitöS zur gutachtlichen Aeußerung aufgefordert. Die letztere haben sich, mit Ausnahme deS Odessaer, deS Rigaer und deS Libauer BörsencomitöS, für eine Zollbelegung des unbearbeiteten Gußeisen- mit nicht unter 15 Kopeken Gold pro Pud und dementsprechende Erhöhung de» Zollsatzes für be arbeitetes Gußeisen und Maschinen ausgesprochen. Athen, Sonntag, 16. März, Abends. (W. T. B.) Gestern Abend fand vor der Deputieren- kammer eine Manifestation feiten einzelner Per sonen gegen daS Ministerium Statt. Die Polizei zerstreute die Manifestanten, ohne Widerstand zu finden. In der heutigen Sitzung der Deputieren- Telegraphische Nachrichten. Berlin, Montag, 17. März, Nachmittags. (Tel. d. DreSdn Journ.*) Der Reichstag ermächtigte in seiner heutigen Sitzung da- Präsidium, Sr. Majestät dem Kaiser die GrburtStagSglück- wüosche deS HauseS darzubringen Bei der Berathung der Novelle de-HilfScassengesetzrS trat der Abg. Hirsch für freie Hilfskaffen ein, welche dauernd das Vertrauen der Arbeiter besäßen, und warnte vor weiterer Einschränkung der Thätigkeit der selben. — Abg. Frhr. v. Maltzahn-Gültz spricht für die Vorlage. — Der Abg. Kayser hält die den Arbeitern durch die Vorlage erwachsenden Nachtheile für größer, als die Vortheile. — Bundesbevoll mächtigter Lohmann empfiehlt die CommissionS- berathung: das Bestreben der Socialdemokratie, die freien HilfScassen für ihre Parteiagitationen auSzu- nutzen, müsse die Regierung mit einem gewissen Miß trauen gegen diese Lassen erfüllen. Paris, Sonntag, 16. März, AbendS. (W. T B.) Eine Versammlung der Anarchisten, welche heute in dem Elys^e Montmartre stattfinden sollte» wurde dadurch verhindert, daß der Eigentkümer d»S betreffenden Local- die Herausgabe desselben verweigerte. Dem „Journal deS DSbatS" wird auS Bourg- madame vom heutigen Tage gemeldet, die nach Andorra entsandte französische Delegation, welche sich dort einer sehr zuvorkommenden Aufnahme feiten der Behörden zu erfreuen gehabt habe, sei schlecht eine lange glorreiche Zeit hindurch vergaß, widmete sich auch der Verewigte ohne Rücksicht auf jenen natürlichen Daseinsegoismus, den Niemand schelten darf, mit voller Energie den Pflichten des Patrioten. Erfüllt mit den Ideen aufopfernden Wirkens und demselben in ruhigen, wie in merkwürdig bewegten Tagen hingegeben, fügte es sich, daß diese arbeit-volle Be- rufStreue neben geistiger Befriedigung doch auch zu gleich in menschlicher Beziehung zu einer herben, ver einsamten Existenz führte. Ohne jene friedenbringende Häuslichkeit deS eigenen Familienkreises kennen zu lernen, mit welcher das eheliche Glück da- LooS be schaffenden Manne- zu verschönen und zu segnen ver mag, blieb v. Friesen während seine- ganzen Lebens mit sich und seinem Wirken allein. Ein solches Entsagen, da» die anfang» zufällige Fügung zur Gewohnheit macht und diese endlich nicht selten zum persönlichen Princip erhebt, findet in edel beanlagten Naturen endlich einen Rückschlag. In dieser arbeitsamen Einsamkeit, in welcher dem rein menschlichen Herzensbedürfnisse die Ergänzung und Erfüllung fehlte, stellte sich ein aus dem eignen Innern herbeigesührter Ersatz dafür zwar ernst aber doch anmuthig ein. Denn war eS nicht ein schönes Beispiel und eine liebenswürdige, ja rührende Erscheinung, zu sehen, wie der an die eiserne Prosa der AmtSthätlgkeit gefesselte Mann sein stille- Heim öffnete, damit darin in anderer wahlverwandter Jdealgestalt, in der der Musen, da- „Ewigweibliche", da» un» hinanzieht, seinen Eingang halte? Diese Neigung, welche den spröden Charakter mit der weicher» Empfindung für die Blüthen de» seiner beiden Genossen Karl Schlossarek und Karl Schenk zu Ende gegangen und hat, wie nicht anders zu erwarten war, mit der Verurtheiluna derselben zum Tode durch den Strang geendet. Zu den kräftigst pointirten Stellen der Verhandlungen gehört die Cha rakteristik, welche der Präsident des Gerichtshofes, Graf Lamezan, von dem cynischen Haupthelben Hugo Schenk entwarf, als derselbe sich darüber beschwerte, daß man ihm die Bitte abgeschlagen habe, tue Ver zeihung von ihm gekränkter Personen erbitten und seine Memoiren verfassen zu dürfen, damit er durch deren Verkauf feine Frau in die Lage versetze, die sür ihn contrahirten Schulden zu bezahlen. Der Präsi dent sagte: Diese Schuld habe ich aus meine Schultern geladen Schenk begehrte nämiich von mir, ich sollte ihm gestatten, die Eder um Verzeihung zu bitten. DaS ließ ich nicht zu. und ich hatte gute Brände, die» unter keiner Bedingung zuzulassen. Hierauf bat Hugo Schenk, seine Memoiren schreiben zu dürfen. Diese Erlaubniß hat man ihm ertheilt, und zwar ganz au»nahmS- weis«, obgleich eS sonst Sträflingen nicht gestattet ist, in der Zelle Schreibzeug zu besitzen Er hat nun längere Zeit daran gearbeitet und ungefähr 14 Bogen einer solchen angeblichen Biographie zusammengeschrieben Bei Ertheilung dieser Er- laubniß nun wurde ihm von mir die Warnung zu Theil, daß ihm, sobald er den geringsten Mißbrauch damit treibe und irgend einen Unterschleis nach außen begehe, die Begünstigung, Feder und Papier zu haben, entzogen werden wird Hugo Schenk erklärte nun. wie er sagte, auf Ehrenwort (große Heiterkeit im Publicum), daß er von der Erlaubniß des Präsi dium- dankbaren Gebrauch mache und sich verpflichte, keinen Versuch zu machen, womit diese Erlaubniß mißbraucht oder umgangen werden könnte DaS dauerte nun einige Wochen Kurz vor der jetzigen Verhandlung aber wurde sestgesttlU, daß Hugo Schenk diesen Umstand benutzt hat, um einen Brief an die Emilie HöchSmann hinau-'zuschmuggein, einen sehr langen Brief, in welchem er, ich kann eS wohl ohne Scheu der Oeffent- lichkeit preiigeben. den Versuch gemacht hat, sie zu bewegen, daß sie ihm Gift in die Zelle schaffen solle, damit er sich der Judicatur deS weltlichen Gerichtes entziehen könne. Ich con- ftatire die Lächerlichkeit, daß Sie über diese Memoiren dir- ponirt haben, wie über einen Werthgegenstand, um den sich die Welt reißen wird Ich erlaube mir kein Unheil über den literarischen Werth derselben Allein Sie bilden sich ein, daß die Menschheit außerordentlich begierig sein wird, Ihre Me moiren zu lesen: sie wird nicht in die Lage kommen, eS zu thun, das kann ich Ihnen sagen In diesem Briefe — ich hätte von diesem schändlichen Schriftstücke keinen Gebrauch ge macht, wenn Sie mich nicht hierzu genöthigt hätten — schreiben Sie nun, daß Sie von dem Gifte erst unmittelbar vor Ihrer angeblich erwarteten Hinrichtung Gebrauch machen werden, und Eie bemerken: »Welch ein Nimbus, wenn ich dem Henker ent rinnen würde und bi- zum letzten Augenblicke aushalten würde l" Also nicht Reue über Ihre Handlungen, nicht der mindeste Grad von sittlicher Umkehr, sondern Sie sind bestrebt, sich vor der Welt al- ein Mensch darzustetlen, der von einem Nimbus umgeben ist. Sie sind so schlecht, daß Sie noch heute nichlS Andere-, al-Ihre grenzenlose Eitelkeit im Sinne haben Noch heute hegen Sie nicht eine Spur von Reue. Amtlicher Theil. Dresden, 12. März. Se. Majestät der König haben zu genehmigen geruht, daß der Ceremonien- meister, Kammerherr von Miltitz die von Se. Ma jestät dem Kaiser von Japan ihm verliehene IN. Klasse deS Verdienstorden» der aufgehenden Sonne annehme und trage. Se Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Transportinspector Arthur Falkenstein in Dresden das ihm von Sr. Majestät dem Könige von Rumänien verliehene Offizierskreuz der Rumänischen Krone annehme und trage. Dresden, 12. März. Se. Majestät der König haben zu genehmigen geruht, daß die Gardemeuble- gehilfen Schleinitz und Kirsten da- von Sr. Maje stät dem Kaiser von Oesterreich ihnen verliehene gol dene Verdienstkreuz «nehmen und tragen. Dresden, 15. März. Se. Majestät der König haben dem Factor bei dem fiskalischen Kalkwerke zu Lengefeld, Karl Heinrich Böhland, daS Verdienst kreuz Allergnädigst zu verleihen geruht. Staat-minister Frhr. v. Friesen in seiner Stellung zur Kunst Bereits an anderer Stelle unfers Blattes (in Nr. 56) wurde der Lebenslauf dieses hochverdienten Staatsmannes sowie dessen politische Thätigkeit in all gemeinen Umrissen geschildert. Doch der Verewigte hat sich noch einem andern Wirken hingegeben, da», zum Theil privater, zum Theil öffentlicher Natur, einem ruhigen idealen Gebiete an gehörte und der schützenden Pflege der Künste und Wissenschaften gewidmet war, deren schöpferische Werke die sublimsten Resultate der Menschheitscultur dar- stellen. Mittelst allerhöchster Entschließung wurde die Be- aussichtigung und Verwaltung der zum königl. HauS- fideicommiß gehörigen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, welche seit dem 1. October 1853 vom Ministe rium de» königl. Hause» geführt worden war, diesem letztern am 1. Juli 1869 entnommen und einer be- sondern Direktion unterstellt, mit dieser Direktion aber der Staatsminister Frhr. v. Friesen betraut. Der Vorgänger desselben war der verstorbene StaatS- minister a D. und Minister deS königl. HauseS v. Zeschau. Am 1. November 1876 trat v. Friesen von der Verwaltung der Sammlungen für Kunst und Wissenschaft zurück. Er hat diese also mehr als 7 Jahre lang geführt. Um seiner Stellung zur Kuru 5. ndnißvoll näher treten zu können, ist es nöthi,, cii n Blick auf die
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