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Dresdner Journal : 11.10.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-10-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186110113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18611011
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18611011
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-10
- Tag1861-10-11
- Monat1861-10
- Jahr1861
- Titel
- Dresdner Journal : 11.10.1861
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Ibsonrmrittiprrtsr: llitbrllek: ü 'l'UIr. 10 ö>xr. io >»cU»«L. > Io» 1 „ 10 „ ., „ stritt k»o»t- oock ttnootiicd io vr«»<l«a: 15 ttxr. ( 8temp»Iro Lior«Io« siuwm^rv! 1 Kxr. 1 icdlox 1»io»o. ruftrateapreift: k'iir <l«o L»iuo einer eerpelteoeo 2eil«: 1 K^r. Unter „Livxeinnllt" cki» 2eil«: 2 bixr. «rschrtuni: l^lleb, mit Lneoekin« Ser Sonn- noä relertnss«, Ldeoä, kür äeo kolxenäen Dresdner Aournal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. >«seratr«a»mch»r «»«Sri,: k'». Lnmoerirr», Uonnniieioniir äe» vreellner ^ouro«l8; eden<i»»elk,t: tt. UV»»«»; LIlon»E « Vo»l.»«! Lerlin: 6noriv»'»etie LneUK., irirnnrri», liureeu; Lrewen: L. 8cni.orrr; krenittnrt ». II.: lltrorn'ecke Lucktinnlll»»^ Lvio^ ^voi.r öLvrLi»; keri»^ v. Uovenrri.« <28, roe üe8 don« «nk»o»)> ?r»?: r». t!niii.icn'» Iiuei>>>»n<i!unx. -seraurgedrr: llünixl. Lrpeäition äe» Oreeäoer ^ouronl», vrescken, ^lerienstrees« kir. 7. Richtamllicher Theil. . UebersiLt. Telegraphische Nachrichten. Zettaugsschav (Bvrsenhalle. — PayS. — Eng lische Blätter.) Tagesgeschichte. Dresden: Der Kronprinz begiebt sich nach Königsberg. — Wien: Erzherzog Karl Ludwig nach Königsberg. Die kroatische Deputation vom Kaiser empfangen. G-setzpublication. Gendarmerie organisation. Di« Angelegenheit de» Generalkonsul in Belgrad. — Prag: Agitation gegen die Handels kammer. Zudrang zu den deutschen Schulen. Rei- chenbergrr Adresse an da- StaatSministerium.—Pesth: Ernennungen. EomitatSauflösungen. — Hermann stadt: Die Nation-Universität wieder geschlossen- — Salzburg: Staat-Minister v. Schmerling.—Triest: Verstärkung der Kriegsmarine. — Berlin: Rückkehr der Majestäten. Zur Krönung. Ministerberathungen. Paßerleichterungen. — Hannover: Vom Hofe. — Marseille: Geschwader nach Mexico — Haag: Reise de- Königs. — Neapel: Die Kämpfe mit Auf ständischen. Cialdini. Duell. Nachrichten au- Rom. — Madrid: Die neapolitanischen Archive. Marokka nische Gesandtschaft. — Kopenhagen: Ftnanzgesetz. P of. Bornrmann — St. Petersburg: Gcenz- rinthrtlung der Provinzen von Daghrstan und am Terek. Baumwollenlieferungen. — New-V ork. Sol- date^begräbnißordnung. Sorge für die Hinterlassenen der Gefallenen und Invaliden. Ernennungen. Vom KritKsschauplatze. Da- Eabinet de- Präsidenten Davis. Telegraphische NachrWen. Wie«, Don»erstaa, Ist. Oktober. Se. Maj. der Kaiser ist gestern Abend 'LS Uhr nach Korfu abgereist. Pari», Donnerttag, lv Ortober Der „Mo niteur" meldet in seinem tagesgeschichtlichen Bulle tin gegenseitige Ordensverleihungen anläßlich der Compkgner Zusammenkunft und sagt dabei: Der Besuch von Eompi^gne kann nur einen glücklichen Einfluß auf die Beziehungen der beiden Negierun gen auSübeu. Alle« läßt annehmen, daß er bei beiden Herrschern einen günstige« Eindruck hinter lassen wird. De« „To«stitutiou«el' zufolge hat der König vo» Preuße« i» Compiegne Z schwarze und 17 rothe Ldlerorde» ausgetheilt Di- Ba«L twu Arankreich hat i« London SS Millaven geliehen. Nachrichten aut Gt. Petersburg melden den Lod des Kaisers von China. Brr«, Mittwoch, S. Oktober Der franzö sische Minister des Auswärtigen, Herr Thouvrnel, hat durch den Gesandten Frankreichs bei der Eid genossenschaft mündlich erklären lassen, da- der Artikel des „Constituiiouuel" über die Zustände i» Genf in keiner Weise aus dem Ministerium herrühr«. Derselbe sei lediglich Sache der Redak tion jenes Blattes. Er habe nicht» davon gewußt. Di« Consulats- und sonstigen diplomatischen Be richt« e«thielten Nichts, was die Anklagen des „Con- stitntioanel" rechtfertige. Die Regierung über nehme in keiner Weise eine Berantwortlichkeit für solche Auslassungen. Der „Moniteur" sei das rin zige Regierungsorgan. Sonstige Klagen müsse sie au die Gerichte oder in die Presse verweisen. Turin, Mittwoch, S. Oktober. Die hiesigen Journale melden au» Neapel, daß der spanische Parteiführer Borjös gefangen, verurtheilt und er- schossen worden fei. Seine 45 Gefährten wären zu Gefangenen gemacht worden. London, Mittwoch, S Oktober. Die heutige ..Limes" sagt: Wir sind nicht eifersüchtig auf «in Büaduiß zwischen Frankreich und Preußen, wir F e uillet o u. Ein unberühmte» Genie. Von N Waldmäller. *) (Schluß aus Rr. 2»7.) Endlich hatten wir Nachmittags Gelegenheit, Bitt mann in seiner Wohnung zu hören. Eng und klein war sie, diese Behausung, aber die Sauberkeit hatte doch noch Platz darin gefunden, und die Frau dcs Ton meister-, eine klaräugtge, schlichte Bäuerin, ersetzte durch gesunde» Behage«, was dem HauSrathe an Vollständig keit fehlen mochte. An ihren Teller- und Schüsselbretern vorbei ging'» nach der kleinen musikalischen Eiedelei de» Gatten. ES war ein au- dem übrigen Bau heraus - tretende» Stübchen mit dünnem, undichtem Bretrrver- schlag. Ein schlechter, uralter Flügel lieh eben noch Raum für den Stuhl de» Besuchers. Bittmann ist eia Mann von wenig Worten. E» war ihm ganz recht, einmal vor andern Ohren, al» denen seiner Bauern musiciren zu können. So setzte er sich denn ohne lange Vorrede an sein auSgespielte» Instru ment und war bald mitten in seinen Messen. Nach Organistenart griff er mit festen Fingern in dir Tasten, und wie rr mit fast bösem Gesicht die schlechten Saiten bearbeitete, bald dazwischen werfend: „Hier fehlt'» an Schmalz" und dann wieder: „Da- da klappt nicht", hatte rr weit weniger da» Ansehen eine» Orphcu», al» da» jene» zum Dienst de- Eurvsiheu» erniedrigten Götter sohne», den wir mit unmuthiger Stirn sein Schicksal tragen sehen. Und nun seine Tondichtungen selbst — ist Bittmann *) Lu« dessen „Sander-Studien Italien, Attechenland und daheim . Leipzig, LH. Lhoma«. Wünschen nur, daß Preußen seine Unabhängigkeit wahre. Ein Bündniß mit England wäre für Deutschland, da» am Rheine bedroht ist, wichtig, während die Hilfe Preußen» für England keinen Werth hätte. Selbst wenn wir in einen Krieg mit Frankreich verwickelt wurden, ist es sehr gewiß, daß nicht rin deutsche» Regiment zu unsrer Hilfe sich in Marsch setzen würde. Denke die französische Presse nicht, daß wir irgend etwa» für un» von Preußen rrwünschrn. Dresden, 10. Oktober. Die Hamburger „Börsenhalle" enthält einen mit Sachkrnntniß, Unparteilichkeit und patriotischem Gefühl geschriebenen längern Artikel über dir „Flottenfrage", dessen Schlußabschnitt wir in Nachstehendem wiedergeben: „Wir verkennen gewiß nicht die großen Verdienste Preu ßen» um die Sache, aber wir vermögen nicht etnzusehen, daß eine Separatvereinbarung mit Preußen uns die Vor- theile bieten kann, welche unS die bundrSmäßige Behand lung der Sache gewähren wird, weil nur auf letzter« Wege durch da» Zusammenwirken aller deutschen Staaten der praktische Erfolg des gemeinsamen, die Kräfte der einzelnen Küstenstaaten übersteigenden Unternehmen» zu sichern, ist und der Bund die einzige kompetent« Behörde ist, um un» für unsre Flottenleistungen die entsprechende, für unsre Verhältnisse so wünschenSwcrthe Erleichterung unser» MilitärrtatS zu gewähren. Außerdem ist zu be denken; daß die Verwendung von Kanonenbooten allein, selbst mit preußischer Hilfe, für einen wirksamen Küsten schutz nicht auSrricht und daß unsre Häfen nur durch ein zusammenhängendes VrrtheidigungSsvstem mit Benutzung der BundeSmittel gesichert werden können. Schon wegen diese- nothwendigen Zusammenhanges der Bertheidigungs- anstalten würde es ganz unthunlich sein, unsre Kanonen boote unter ein anderes Eommando zu stellen als das jenige, welches über die Bundcskiäfte verfügt. In unserm Interesse liegt es daher bestimmt, an der bundesmäßigrn Grundlage festzuhalten und uns nicht von unfern Bun desgenossen durch den Abschluß einer Separatconventton zu trennen. DaS bestehende Bundesvcrhältniß ist dazu bestimmt, um eine solche gemeinsame Angelegenheit auch den BundcSeinrichtungen gemäß zu behandeln. Man wende nicht ein, daß auf dem Bundrswege nicht» zu S'ande komme. Verdanken wir doch dem Bunde die Militärorganisation, welche trotz ihrer Mängel doch eine ansehnliche Wehrkraft der deutschen Nation geschaffen und s it 45 Jahren unsre Selbstständigkeit gewahrt hat. Wir verweisen ferner auf DaS, waS di« BundeSeinrichtungen für dir Herstellung der BundeSfestungen geleistet haben. Memand wird den Werth der auS Bundesmitteln ge bauten Festungen Mainz, Mm, Rastatt in Frage stellen; der Küstenschutz steht mit jenen zur Sicherung brr deutschen Grenzen errichteten Festungen in ganz gleicher Linie und der Bund wird diese Angelegenheit gleichfalls lösen. Die vo» den sämmtlichen Küstrnstaat.n gestellten Anträge haben in der Bundesversammlung eine günstige Auf nahme gesunden und dir in den Ausschüssen hervorgetre- tene Uebereinstimmung giebt die beste Aussicht aus ihre Annahme in der Bundetvnsammlung. Nachdem nun auch Hannover den Beschluß gefaßt hat, mit dem Bau von 20 Kanonenbooten nach dem Beispiele Preußen- vor- zugehen, wird der Bund in diesem Entgegenkommen der Küstenstaaten einen Impuls zu der Beförderung der Sache gewinnen, welche ohnedies gesichert ist durch die von Han nover angckündigte Stellung neuer Anträge. Der rege Eifer, welcher gegenwärtig ganz Deutschland für die Flot tenfrage erfüllt, wird einen günstigen Einfluß auf ihre Lösung nicht verhehlen. Hükcn wir uns daher, den Gang der Sache zu stören, so lange noch gute Aussicht vor- Händen ist, aus dem BundeSwege unser Ziel zu er reichen!" DaS „ PayS " bestrebt sich heute in einem von Paulin Limayrac gezeichneten Artikel die zahlreichen Punkte der Annäherung zwischen Preußen und Frankreich zu bezeichnen. Es heißt darin: „Die Interessen Preu- der in den Wald verirrte Prinz, bis zu dessen Auffin dung der erledigte Thron im Reiche deutscher Musik vacant bleiben zu sollen scheint? Wir wollen seinen poetischen Hintergrund nicht zu solcher Heiligsprechung mißbrauchen. Kein Künstler kann heutzutage Große« leisten, ohne aller technischen Schwierigkeiten seines Faches vollkommen Herr zu sein. Daneben muß er kennen, waS vor ihm geschaffen ist, will er nicht Gefahr laufen, über wundene Standpunkte noch einmal für eigne neue Ent deckung anzusehen, will er nicht wiederholen, waS die Zeit schon abgethan hat. Diese Vorbedingungen fehlen den Compositioncn des Katreiner Schulmeisters. Aber wie das Genie nun einmal gesetzgeberische Anlagen mit auf die Welt zu bringen pflegt, so findet man auch hier au» dem Mangel häufig einen Vorzug gemacht, und all dem Nichtwissen entstehen naive Schönheiten. Manche seiner Messen bestätigen die- Acugniß. Ohnehin ver- rathen sie durchweg eine Kraft, welche mit Gewalt zum Ausdruck drängt, und wa» ein wesentlicher Reiz mehr ist, daS ernste Streben nach contrapunktisch interessanter Fassung. Die Fuge ist diesen Bauernmessen kein vor nehm fremder Gast. Während der alternde, namenlose Meister von einem OpuS zum andern griff, immer umwötttcr Stirn und immer im grollenden Verarbeiten der Spenden seiner dörflichen Muse, während dessen musterten unsre Blicke die Umgebung dieses eigenthümlichen Menschen. Eine Violine leistete am Fensterrahmen einem Horne stumme Gesellschaft. Drei Bände mit Albrechtsberger'» General baß lagen zur Seite. Auf einem Bücherbrett stand unter allerlei Schulheften ein Band mit Schiller'- Gedichten. Zwei Rosenkränze hingen über einem Bund Talglichtrr von der Bretcrwand hinter Bittmann herab; und durch di« Astlöcher dieser Wand, über seine Schultern hinweg, sahen wir in ein schmale» Gärtchen hinaus, in welchem ßens sind den unsrigen nicht entgegen, und wie bei unS, ist der öffentliche Geist der Nation dem Fortschritte und der Freiheit günstig. ES giebt in Preußen wie bei un» freilich in größern Verhältnissen, zwei extreme Parteien , die deS Rückschritt» und die radicalr. König Wilhelm regiert weise, indem er sich in gleicher Entfernung von diesen beiden Parteien hält, welche zwei gleichunmöglichr Dinge träumen: die erstere die Wiedererweckung der Ver gangenheit, die letztere eine Zukunft ohne die Mithilfe der Zeit. Große innere Reformen sind bereit- zu Stande gebracht, und wenn der König seine Politik in Deutsch land und nach außen hin mit seiner innrrn Politik in Einklang gebracht haben wird, so wird er sein Volk um gewandelt, verjüngt und gekräftigt haben, und dasselbe wird alsdann für größere Bestimmungen reif sein. Frank reich hat edle Sympathien für die unglücklichen Natio nalitäten. Preußen hat sich nicht gegen verschiedene ihr« Autonomie zurückfordernde Völker abzukämpfen, und so viel wir wissen, erstrebt eS keine Eroberung, weder im atlantischen, noch im mittelländischen Meere, noch im Orient. Es will seine Marine vermehren: Frankreich aber ist durchaus nicht eifersüchtig auf die Anstiengungrn Anderer; es findet sie rechtmäßig und schenkt ihnen Bei fall, weit entfernt, sie zu durchkreuzen und zu verspot ten. Nicht auS der Selbstsucht und dem Spotte schöpft Frankreich seine Macht, sondern aus der Grvßmuth und aus der Größe. Es sind also sehr viele Gründe vor handen, damit bei der Politik deS Frieden» und des Fortschritts, welche das Ideal unsrer Zeit ist, Frankreich und Preußen sich gegenseitig achten und sich jenen freund schaftlichen Händedruck geben, den der Kaiser Napoleon und der König Wilhelm in Baden auStauschten, und soeben in Eompi'gne erneuert haben." Die englischen Blättter zeigen sich mit Ausnahme der radikalen und imperialistischen verstimmt über den Besuch in Eompi' gne — Die „Times" bringt Artikel auf Artikel gegen eine preußisch französische Allianz. Achnlich schreibt der Palmcrston'sche „Observcr", nur mit dem Unterschiede, daß er seinen G.oll und seine Grobheit mehr gegen Preußen, als gegen Frankreich rich tet. Er schreibt: „Die Preußen neigen ohne Zweifel zur englischen Allianz namentlich im Augenblick der Gefahr. Aber wir wollen hoffen, daß damit nicht englische Eub- sidicn gemeint sind, denn das englische Volk ist nicht in der Stimmung, sich besteuern zu lassen zur Unterstützung lässiger und wankelmüthiger Nationen, die im Stande sein sollten, sich selbst zu verthcidigen und zu besteuern, und die endlich die Lectton lernen sollten, daß das Selbstvertrauen Nationen nicht weniger nöthig ist, als Individuen". Auch der toryistische „Herald" ist ver stimmt. Er schreibt: „Gibbon sagt, indem er eine un glaubliche Geschichte erzählt, Abulfcda bürgt für ihre Wahrheit; aber wer bürgt für Abulfcda? Der „Consti- tutionncl" verbürgt sich fortwährend für die guten Ge sinnungen der französischen Regierung, aber wer bürgt für den „Constitutionnel"? Der unermüdliche M. Reuter scheint dazu Lust zu haben. Er ließ sich geradezu auS Pari- den Inhalt von M. Grandguillot'S Artikel telegraphiren und scheint zu glauben, daß wir nun eine urkundliche Darstellung der Gründe für den Besuch in Compü-gne und der Beziehungen zwischen den zwei Ländern in der Hand haben. Liebenswürdige Unschuld das! Der „Con- ftitutionncl" schließt mit einer ausführlichen Lobrede auf den König von Preußen, die man vielleicht nicht sehr an fechten wird, weil eS äußerst schwer ist, herauSzufinden, was der Verfasser sagen will. König Wilhelm, so mei nen wir, ist sicher nicht frei von Vorurtheilcn und ge hört ebenso gewiß nicht in die Reihe jener Fürsten, die nach dem unparteiischen Beifall der Nachwelt streben; worin er übrigen- nicht schlechter ist, als die meisten Leute, die mit den irländischen Gesetzgebern sagen: warum sollen wir etwas für die Nachwelt thun, hat die Nach welt schon etwas für uns gcthan?" Folgt dann der Wunsch der „Charakterfestigkeit", d.h. deS Ausharrens bei England. Die imperialistisch gesinnte „Post" scheint da gegen mit dem Compiögner Besuche sehr zufriedengestellt. Nach Erwähnung der verschiedenen Gerüchte über die eine rothe Alpen-Steinnelke im glühenden Sonnenscheine sich wiegte. Es war uns keine kleine Freude, diese Steinnelke! Wie mancher Sohn Apoll'S, der Alles hat, WaS eben diesem Schulmeister abgcht: Stellung, Anerkennung, Ver leger, Gelegenheit zum Hören von Meisterwerken, hat das wieder nicht, was diesem GcbirgSmcnschen durch seine Wandspallen aus» Notenpult guckt und ihn grüßt und ihn behütet — echte Natur! Und nun er fertig war, kam daS alte Thema aller Künstler ohne Namen zur Sprache: wo einen Verleger finden? Greiner in Gratz war die höchste Instanz, zu der er sich je aufgeschwungen hatte. Er war auf Urlaub hinüber gereist und hatte seine Walzer und Messen dem Verleger vorgespielt; aber nur wenn Bittmann 30 Gul den einzahlte, schien Jenem die Gefahr dcs Verlag» so namenloser Sachen einigermaßen ausgewogen. Dreißig Gulden! Das schreckte ihn ab, und seitdem hat er sich nicht wieder au» seinem GcbirgSdunkel herauS- gewagt. Seine besten Stunden zum Componiren geben ihm die schlaflosen Nächte. Lenau'S Wort: „kchlaflose Nacht, du bist allein die Zeit Der ungestdrten Einsamkeit!" bewahrheitet sich auch an ihm. Um 2, 3 Uhr Morgen» klingt - aus seinem Stübchen auf den stillen Kirchhof hinaus. Den Tag über Muß Bittmann etwa hundert Kinder im Lesen, Schreiben, Rechnen und Beten unterweisen. Neun der begabtesten Buben hat er zu einer kleinen blasenden Kapelle herangrbildrt, und sie tragen im steirischen Eostüm bei festlichen Veranlassungen seine Tänze und Märsche vor. Musikalien besaß er vor sieben bi» acht Jahren noch in guter Menge; rr war damals Schulgehilfe in Aslenz, zu Compi'-zne möglicherweise vorzuschlagenden Aenderun- grn der Landkarte Europas, sagt sie: „Die Wahrheit ist, daß in den letzten 2 Jahren eine Annäherung zwilchen Frankreich und Preußen stattgrfunden hat. Der Geist der HandrlSallianzen, den die französische Regierung so fleißig verbreitet hat, wirkt in gewissem Grade dahin, die Freundschaft zwischen Nachbarmächten zu einer selbst verständlichen Sache zu machen. Die gegenseitige Hal tung zweier 'Nachbarstaaten wird dadurch gewissermaßen den Regierungen au- der Hand genommen, und den Völkern in die Hand gegeben. Die Nationalökonomie mäßigt so dir nationalen Leidenschaften und wird zur Bürgschaft de» nationalen Frieden-. Die Zeit wird kom men, obgleich sie noch in grauer Ferne zu liegen scheint, wo da- System der Handelsverträge ein solche» Gefühl politischer Sicherheit verbreiten wird, daß die ungeheuer» stehenden Heere selbst in den Augen der Regierungen nicht mehr nothwendig erscheinen werden. . . ES ist daher Nicht» al» klug von König Wilhelm, wenn er seine Beziehungen zur französischen Regierung, welcher er zugleich durch einen Handelsvertrag näher tritt, zu verbessern sucht. Wir halten dies für die wahre und einfache Erklärung de» Besuchs, den er unmittelbar vor seiner Krönung in Compi« gne abstattet. Es schlummern allerdings in diesem Augenblick Fragen von erheblicher Wichtigkeit im Nordwrsten Europa-; aber bei der Lösung derselben hätten andere Mächte, al» Frankreich und Preu ßen, mitzurathe»; und wir zweifeln sehr, ob der König Wilhelm oder der Kaiser Napoleon im Geringsten die Absicht haben, ihre Lösung durch dir Zusammenkunft in Eompiögne wesentlich zu beschleunigen." Tiigesgeschichte. / Dresden, 10. October. Se. königliche Hoheit der Kronprinz wird sich im allerhöchsten Auftrage zur KrönungSfeier nach Königsberg begeben. Wie wir vernehmen, wird Se königliche Hoheit von dem Chef deS k. GencralstabeS, Generalmajor v. Stieglitz, und den Adjutanten Major Grafen zur Lippe und Oberleutnant Freiherr« v. Welck begleitet sein. Wien, October. (W. Bl.) Der Erzherzog Karl Ludwig begiebt sich morgen (Donnerstag) zur Krönung deS König» von Preußen nach Königsberg. — Sc. k.k. apo stolische Majestät haben heute um 11 Uhr Vo: mittag- dieDr - putation deS kroatisch - slawonischen Landtag» im Beisein deS Präsidenten deS k. kroatisch - slawonischen HosdicastcriumS zu empfangen und die LandtagSadreffe rntzrgenzunrhmen geruht. Die kroatische Ansprache de» Sprecher» der Deputation, zweiten LandtagSviccpräsidrn- terr Baron» Ku-laa, wurde dahin beantwortet, daß Se. Majestät diese Adresse in reifliche Erwägung nehmen und dem Landtage die weitere Entscheidung zukom- men lassen werde. — DaS Gesetz in Betreff der Un verletzlichkeit und Unverantwortlichkeit der Mitglie der deS ReichsratheS und der Landtage wurde gestern im ReichSgrsetzblatte kundgemacht. Die EinleitungSclausel lautet diesmal: „Mit Zustimmung beider Häuser Meine» ReichSratheS finde Ich anzuordnen ?c." DaS Gesetz ist übrigens giltig auch für das lomb.-venet. Königreich. — Die neue Organisation der Gendarmerie soll gleich zeitig mit dem neuen Gemeindcgesetze in Wirksamkeit tre ten. Unter Einem wird auch die Gendarmerie auf dem flachen Lande, wo die Zahl der polizeilichen Übertretun gen sich häuft, vermehrt werden. — Die „Wiener Korrespondenz" erhält auS „positiver Ouelle" dir Mittheilung, daß die serbische Regie rung sich beeilt hat, dem österreichischen General- Consul die ihm gebührende Genugthuung zu ver schaffen, indem sie den herausfordernden Offizier (einen jungen Leutnant, der am Tage nach dem Balle sein Car le! durch einen gemeinen Soldaten an den General-Con- sul schickte!) bestrafte. Der Konsul hatte da» seltsame Schreiben deS hitzköpfigen Leutnant-, der übrigen» keines wegs so und so viele Kameraden hinter sich hatte, ganz einfach an die Regierung geschickt. kN. Prag. 8. Oktober. Die letzte Sitzung der Pra ger Handelskammer erhielt ungewöhnliche» Interesse wurde nicht befördert, gab endlich die ganze Hunger- candidatur auf und versuchte eine Wirthschaft im schönen Einödthale. Aber dazu war er nicht der rechte Mann. Ernst und schweigsam wie er ist, machte er den Gästen das Bier im Munde sauer, und da die Rechnung immer schlechter wurde, ging er wieder zum Schulgehilfenthume über. Seine Noten hatte er inzwischen im ersten Wirth- werde-Rausche verschenkt. Vom Kapfenberger Schul gehilfenstande avancirte rr vor acht Jahren zur Katreiner Selbstständigkeit. Gelesen hat er wenig. Goethe, der überhaupt in Steiermark unter den geistlichen Hirten zu starke Gegner hat, um ihnen und nun gar ihren Schafen bekannt zu sein, schien ihm ganz fremd. Wird Bittmann je über Steiermark hinaus in seinen größer» Werken bekannt werden? Wir zweifeln fast. Für Messen giebt eS wenig Absatz, die meisten bleiben Manu- script. Um Symphonien zu schreiben, dazu fehlte ihm bi» jetzt alle Aufmunterung, er würde sie nie zur Auf führung bringen können, am ersten könnten ihn seine Tänze noch berühmt machen. Seine steirischen Tänze namentlich sind auf dcm besten Wege, Nationalweisen zu werden. Aber auch sie leben vielleicht fort, ohne daß man fragen wird, von wem sie stammen. Oder sendet ihm, auf Anlaß dieser Zeilen, möglicher weise ein liberaler Verleger doch wohl gar ein Brieflein mit ein paar Ducaten beschwert und bittet sich die besten seiner Steiertänze auS? Da möchten wir, wenn der Postbote beim Katreiner Schulmeister rintritt, zugegen sein. Einen solchen Freudentag hätte der Bittmann noch nicht erlebt! Wo nicht, nun so muß rr sich trösten mit dem Trost», den die Kunst ihren Jüngern durch sich selbst bietet. E» gehen unzählige zu Grunde, weil nicht all« gehört wer-
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