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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 20.03.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-03-20
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190803203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19080320
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19080320
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Tageblatt
- Jahr1908
- Monat1908-03
- Tag1908-03-20
- Monat1908-03
- Jahr1908
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 20.03.1908
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UeWMlWel ÄMt Amtsblatt für las Simil. Mtsßttiiht miil bi Zkbnt a ^haftck-kinWl. Anzeiger für Hohenstein Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, BernSdorf, Meinsdorf, Langenberg Falken, Reichenbach, Callenberg, Langenchursdorf, Grumbach, Tüich heim, Kuhschuappel, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Lugau, Erlbach Pleißa, Rußdorf, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger das Vierteljahr Mk. 1.55, durch die Post bezogen Mk. 1.92 frei ins Haus. Fernsprecher Inserate nehmen außer der Geschäftsstelle auch die Austräger auf dem Lande entgegen, Nr. ll. auch befördern die Annoncen-Expedittonen solche zu Originalpreisen Ar. 66. Gefchilfwftelw «Mlftrltt Ko. »L. Zreitag, dm 20. Mrs WS. LXLL-LLL 58. Zahrg. England und Rußland A dria-Bahn. Die *) Frau Toselli (Gräfin Montignoso) soll nach Meldungen aus Florenz die ernstliche Absicht haben, sich von ihrem Gatten wieder scheiden zu lasten. *) Der Zar wandelte die über General S't össel verhängte Todesstrafe in 10jährige Festungshaft um. Da daS Befinden Campbell-Ban ne r- manS sehr bedenklich, nach einer Nachricht sogar hoffnungslos ist, so steht die Umbildung des eng- tischen Kabinetts nahe bevor. Nach einer telegraphischen Meldung des Gou- verneurS von Deutsch-Südwestafrika ist die Abnahme der Eisenbahnlinie Olavi—Groot- fontein und die Eröffnung des Verkehrs am 13 März erfolgt. Der geschäftsführende Ausschuß des Verbander der Deutschen Berufsgenossenschaften hat beschlossen, den Gesetzentwurf über die A r b e i t S- kammern abzulehnen. *) Zwischen der RetchSregierung und den Block parteien ist ein Kompromiß über die Behänd- lung der Sprachenfrage im Vereinsgesetz zu stande gekommen. Die Staatsanwaltschaft in Offenbach leitete gegen die sozialdemokratische Stadt- Verwaltung wegen unaufgeklärter Fehl beträge in den Stadtkassen ein ErmittlungS- verfahren ein. Rußland, Frankreich und Italien unterstützten bei der Pforte daS serbische Gesuch um die Konzession für die geplante Donau — *) Die Feier deS 18. März ist in Berlin im allgemeinen ruhig verlausen. Nur nachmittags und abends ereigneten sich vereinzelte Zusammenstöße. Äbg Werner (Reformp.): DaS Uebel aller Uebel sei der Hamburger Ring. Dieser müsse gesprengt werden. Donnerstag Weiterberatung. Auch bei den Südscekolonien seien Fortschritte zu ver zeichnen. Zn Südmestafrika liege ja allerdings die Sache der 11. Juli 1VV8 dorm. 1» «hr vor dem König!. Amtsgerichte Hohenstein-Ernstthal bestimmt. ES ergeht die Aufforderung: 1. an den Verschollenen, sich spätestens im Aufgebotstermine zu melden, widrigenfalls seine Todeserklärung erfolgen wird, 2. an Alle, welche Auskunft über Leben und Tod des Verschollenen zu erteilen vermögen, spätestens im AufgebotStermtne dem Gerichte Anzeige zu machen. Hoheusteiu-Grustthal, den 31. Dezember 1907. Königliches Amtsgericht. Das Wichtigste. *) Die sächsische Regierung unterbreitete dem Landtage einen neuen Wahlrechts- Vorschlag. Die Wahlrechtsdeputation hat beschlossen, die Oeffentlichkeit für ihre Verhand- luvgen zuzulafsen. 128. Sitzung vom 18. März. Die Beratung dcS Kotonial-Vtats wird fortgesetzt. Staatssekretär des Reichskolonialamts Dernburg er kennt die Arbeiten der Missionare an. Sie müssen aber das i-bor» (Arbeite») mehr vor das »r» (Beten) stellen. Selbstverständlich ist die Arbeiterfrage eine der wichtigsten Der 4. Termin Schulgeld auf das Schuljahr 1907/1908 ist spätestens -iS 23. Mörz 1W8 an die Schulkassenverwaltung — Rathaus, links 1. Zimmer — zu bezahlen. Oberlungwitz, am 17. März 1908. Der Schulvorstand. Lieberknecht, Vors. Sächsischer Landtag. Amotte Kammer. 82. öffentliche Sitzung vom 17. März. Aufgebot. Behuf» Todeserklärung der am 3. Dezember 1841 in Oberlungwitz geborenen, von dort 1866 nach Amerika auSgewanderten und seit etwa 1869 verschollenen Kaufmann» Gustav Wilhelm Gstuther wird auf Antrag seiner Schwester Ida Helene Günther in Dresden das Aufgebot erlassen und als Aufgebotstermin ki« mm WlttGmsW ter siiMtn MinM-. In den Verhandlungen über die sächsische Wahlrechtsreform ist eine Wendung eingetreten, die zu der Hoffnung berechtigt, daß die Beratungen nicht ergebnislos verlaufen, sondern zu einem alle Landwirtschaft gepflegt werden. (Beifall.) Abg. Wiemer (frs. Vp.): Die Grundgedanken des Dernburgschen Programms hätten im Volke jedenfalls ein verständnisvolles Echo gefunden. Der Krieg in Süd- westasrika habe uns gezeigt, daß unser bisheriges Kolonial- Wem tatsächlich ein falsches gewesen. Für meine Freunde, fährt Redner fort, habe ich zu erklären, daß wir die Grundsätze des Programms des Staatssekretärs billigen und sie auch für durchführbar halten. Im Gegensätze zu den Sozialdemokraten haben wir nie die Kolonialpolitik an sich bekämpft, sondern nur daS bisherige falsche System. Erstes Erfordernis ist Herstellung des Gleichgewichts zwischen den Interessen des Reiches und dem Nutzen der Schutzgebiete. Diese müssen finanziell auf eigene Füße gestellt werden. Unsere Zustimmung zu den Äahnprojekten machen wir von dem RentabilitätS-NachweiS abhängig. Staatssekretär Derrrtmrg: Abg v. Liebert steht auf dem Standpunkte, die Regierung müsse den Farmern und Pflanzern Arbeiter verschaffen. Das ist Aufgabe keiner Regierung. Wir wollen die Schutzbefohlenen zur Arbeit erziehen in ihrem eigenen Interesse. Auch in der Frage der Ansiedler unterscheide ich mich von Herrn Liebert. Ich muß doch davor warnen, Ansiedler mit aller Gewalt heranzuziehen. Wer aus eigener Kraft mit eigenen Mitteln kommt, den wollen wir unterstützen. Aber ich kann auch nicht stillschweigend ermuntern, in die Kolonie zu geben. Die Verantwortung dafür übernehme ich nicht Mit Herrn Ledcbour will ich nicht streiten. Es gibt Leute, die sind farbenblind. (Heiterkeit.) Will Herr Lede- bour, der doch eine Kodifikation des Eingeborenenrechts wünscht, etwa, daß die Weißen nach diesem Eingeborenen recht behandelt werden ? Nun, wenn nicht, dann haben Sie eben eine Rassenjustiz. Der Staatssekretär tritt crner dem wirtschaftlichen Pessimismus Lebebours hin- ichtlich unserer Schutzgebiete entgegen und wendet sich mnn gegen zwei sozialdemokratische Resolutionen betr. Inkraftsetzung des ostafrikanischen Betriebszwanges für ZlantagcnILndereien auch in Togo, sowie betr. Rückgabe on Land an aufständisch gewesene Hereros in Südwest- rika. Die Hereros müßten verhungern, wenn man hnen nicht auch gleichzeitig Vieh in ausreichender Menge Errichtung einer Personenhaltestelle in Niederlungwitz betreffend, zurzeit auf sich beruhen zu lassen, 4. die Petition deS Gemeindevorstandes in Wiesa um Aende- rung deS StationsnamenS „Schönfeld (Zschopautal) Bahn hof in „Wiesa (Zschopautal)" für erledigt zu erklären, 5. die Petitionen des Stadtrates zu Oschatz und Ge nossen um Erbauung einer Schmalspurbahn von Oschatz bis zur Landesgrenze auf sich beruhen zu lassen und 6. die Petitionen der Stadtgemeinden Lengenfeld, Mylau und Genossen um Weiterführung der Göltzschtalbahn von Mylau (Göltzschtalbrücke) bis Greiz der Königlichen Staatsregierung im Sinne der von ihr abgegebenen Erklärung zur Kenntnisnahme zu überweisen und, soweit sich die Gesuche gegen die Her stellung einer Eisenbahnverbindung Greiz-Brunn-Reichen- bach richten, durch die Erklärung der Königlichen Staats- regierung für erledigt zu erklären. Diese Stellung nahme der Regierung geht dahin, daß für eine Eisenbahn zwischen Göltzschtalbrücke und dem Bahnhose Greiz ein dringendes Bedürfnis nicht vorliege. Das Gesuch um Herstellung einer direkten Eisenbahnverbindung zwischen Greiz und dem oberen Bahnhof Reichenbach war von der Handelskammer zu Plauen, dem Stadtrat von Reichenbach und der fürstlich reußischen Landesregie rung unterstützt, wurde jedoch von den Städten Lengen feld, Mylau und Falkenstein bekämpft. Die Regierung glaubt, daß die durch diese direkte Linie zu erwartenden Verbesserungen verhältnismäßig gering sein werden, daß in vielen Fällen sogar eine Zeitersparnis überhaupt nicht eintreten würde. Die BerkehrSverbindungen von Greiz mit den Hauptlinien Leipzig-Hof und Dresden-Reichen bach seien übrigens derartig, daß sie selbst weitgehenden Ansprüchen genügten. Bei dieser Sachlage müßte das Finanzministerium den Antrag der Handelskammer Greiz und Genossen ablehnen. Nächste Sitzung Donnerstag: Kapital 43 des ordent lichen Etats, Ministerium des Innern. Interpellation der Freisinnigen über den Stand der Wahlrechtsreform. wird die Regierung wahren. Zwischen ihnen und den entgegenstehenden Interessen wird sich ein Ausgleich finden lassen. Mögen die Farmer die Hand der Regierung er greifen, dann wird alles gut werden. Was die Aufgaben der Regierung anlangt, so wird sie nach wie vor den Missionen Förderung angedeihen lassen. Der Neger ist durchaus zu einer selbständigen regelmäßigen Produktion fähig, wenn er nur Absatz findet oder guten Lohn. Er wird zu einem billigen und gehorsamen Mitarbeiter werden können, wenn er nur sieht, daß leidenschaftslose Gerechtigkeit geübt wird gegenüber Weißen und Schwarzen. Wenn die Neger nur gerecht behandelt werden, dann werden sie uns eher manche Ausgaben sparen, die heute planen eine gemeinsameReformaktion in Mazedonien. *) Näheres an anderer Stelle sind. Eine verständige Politik wird sehr wohl imstande fein, die eigenen Einnahmequellen der Kolonien zu pflegen, sei es durch eine Hütten- oder eine modifizierte Kopfsteuer. Eine Bodenwertungssteuer erscheint einstweilen nicht an- gczeigt. Eine Kodifikation des Eingeborenenrechtes, wie sie ein freisinniger Antrag wünscht, kann unter Umständen unliebsame Rückwirkungen haben. Redner warnt ferner vor absoluter Trennung von Verwaltung und Jurisdiktion. DaS wird erst Aufgabe einer ferneren Zeit sein. Mit der fortan in Aussicht genommenen finanzpolitischen Behand lung der Kolonien seien wir auf dem richtigen Wege. Namentlich sei auch der Modus der Kolonialanleihcn zu billigen. Redner äußert sich schließlich zustimmend zu den verschiedenen Bahnbauten. (Beifall rechts.) Abg. Dr. Armin« (natl.) äußert Genugtuung über die wirtschaftliche und finanzielle Entwicklung in Togo und mehr noch in Kamerun. In Ostafrika sei besonders anerkennenswert die Entwicklung der Binnenstalionen. Deutscher Peichstag. 127. Sitzung vom 17. März. Es wird zunächst die in der letzten Nachtsitzung aus gesetzte namentliche Abstimmung über den Zentrums antrag, Etat des Reichsschatzamtes, in dem dispositiv zu vermerken ist, daß als hilfsbedürftig alle Uetrranrn an zusehen seien, deren steuerbares Einkommen nicht über 900 Mark beträgt, vorgenommen; der Antrag wird mit 167 gegen 128 Stimmen bei 3 Stimmenenthaltungen a b g e l e h n t. Hierauf wird in die Beratung des Kolo»t«l-E1at* und des Kolonien-Ergänzungsetats eingetreten. Abg. Kemter (natl.) berichtet über die Kommissions- gebe. Abg. Lattmann (Wirtsch. Ver.) bemängelt die zu starke Betonung der Rechte der Schwarzen unter Hint ansetzung der Rechte der Weißen. Um so mehr habe er ich gefreut über die vom Staatssekretär zugcstandene Notwendigkeit der Rassenjusliz. Die Frage der Ansiedelung von Weißen, d. h. der kleinen Ansiedelungen werde erst richtig gelöst werden können, wenn ausreichend Bahnen gebaut seien. Dasselbe gelte für die Negerkulturen. Abg. Kchrader (freis. Ver.): Uns scheint, daß der Staatssekretär den rechten Weg geht: sowohl in der Be- v^>> ««u, Handlung der Eingeborenen wie der eingewanderten Leute, der Bewohner des Landes möglich ist. Ein besonderer wie man am besten praktisch kolonisiere, gebe eS eine ein- Wenn die Eingeborenen nicht bisher so ausgebeutet Kolonialbeamtenstand müsse geschaffen werden. Die heitliche Antwort überhaupt nicht. In Südwestafrika worden wäre», so hätten wir die Aufstände nie gehabt, deutsche Herrschaft beruhe auf dem Ansehen der Weißen, muß unter allen Umständen daraus gesehen werden, daßjMit Recht legt der Staatssekretär großen Wert auf den Da nur mit Hilfe von Weißen die Kolonien aufgeschlossen die Eingeborenen selbständig Land für sich behalten. Ohne! Bau von Bahnen. Zeigen wir, schließt Redner, durch werden können, so müsse auch eine Unterstützung der Erziehung zur Arbeit bleiben die Schwarzen in verneine gute Verwaltung, daß wir nicht nur ein Volk von Weißen in wirtschaftlicher Beziehung stattfinden, aber nur Barbarei, aber sie müssen in Freiheit zur Arbeit erzogen f Dichtern und Denkern sind, sondern daß wir auch praktisch innerhalb der Grenzen der Achtung, aber auch der Rechte werden. Der Schwarze sei jedenfalls das wertvollstes arbeiten verstehen. der Eingeborenen. Diese Einschränkung hat zu einem Aktivum unserer Kolonien, insbesondere in Deutschost- ' — — ' Konflikt geführt. Aber auch die Interessen der Farmer afrika. Unsere Verwaltung müsse dort so geführt werden, ' " " " " '' daß die Eingeborenen zu ihr Vertrauen gewinnen und einsehen, daß sie von der deutschen Verwaltung Vorteil haben; das herbeizuführen, müsse auch Aufgabe der Ein- geborenen-Kommissariate sein. Mittwoch Weiterberatung. rücksichtigung der Rechtsgebräuche der Eingeborenen be hufs Vorbereitung einer Kodifikation des Eingeborenen rechts. Äbg. v. Kichthofe» (kons.): Der Staatssekretär hat gezeigt, daß er den besten Willen hat, die Sache zu fördern. Missionen müssen sein, aber sie dürfen nicht bloß christi anisieren, sondern müssen auch kultivieren. Missions- und ReglerunaSschulen müßten suchen nebeneinander aus zukommen. Mission und Verwaltung müssen voneinander getrennt bleiben, wenn die Missionen ihre kulturellen Aufgaben erfüllen sollen. Dringend nötig ist ein weiteres Zurückdrängen des Alkoholgcnusses. Das Wichtigste bleibt die Erziehung der Eingeborenen zur Arbeit. Erfreulicher weise haben wir ja auch Gegenden, in denen schon eine Negerkultur besteht. Durch eine frühere verfehlte Boden politik ist hier zu viel Land in den Besitz fremder Siedelungsgescllschaften gekommen. DaS muß anders werden, die kleinen Ansiedler müssen gefördert werden. (Sehr richtig.) Allerdings gibt es eine ganze Anzahl Gebiete, in denen gerade große Plantagen allein berechtigt unproduktiv auf dem Reiche lasten. Alles, waS ich loben gesagt, gilt für alle Neger unter deutschem Schutze. I Aussicht genommen sind die Einsetzung einer Eingeborenen kommisston, ferner eine» Landeskulturamts. Diese Polit» ist die Politik aller erfolgreichen kolonisierenden Nationen gewesen. Alle diese ProgrammsStze sind so klar und selbstverständlich, daß ich mich gewundert habe, dabei auf Widerspruch in der Presse gestoßen zu sein, darauf war ich nicht gefaßt. Eine Bestätigung der Richtigkeit dieser meiner programmatischen Stellungnahme finde ich u. a. in einem Referat der französischen Budgetkommisston. Redner verliest dieses und führt weiter auS: Im tropi schen Afrika hätten wir so gute Kolonien, wie sie für uns dort erhältlich gewesen seien. (Große Heiterkeit.) Der Staatssekretär wendet sich dann zu der wirtschaftlichen Bedeutung der Eisenbahnen. Engländer und Franzosen hätten von jeher alle ihre Kolonialausgaben aus Anleihen finanziert. Das sei bei uns nicht nötig: unsere Kolonien mögen ihre eigenen Schulden tragen! (Rufe links: Aus gezeichnet !) Was die Eisenbahnen anlanat, so will ja in Afrika jeder da, wo er wohnt, seine Bahn haben. Auf dem Standpunkte stehen wir nun nicht. Wir meinen vielmehr, daS Gebiet, das uns entwicklungsfähig genug erscheint, um Gewähr für spätere Verzinsung seiner Schulden zu bieten, muß aufgeschlossen werden. Daneben bandelt eS sich nun noch darum, welches von solchen entwicklungsfähigen Gebieten zuerst an die Reihe kommt. Demgemäß empfehle sich zunächst der Bau der Bahn von Mrogoro, dem bisherigen Endpunkt der Bahn von Dar- eS-Salaam, biS Tabora, sowie die Fortführung der Usam- barabahn. Der Staatssekretär schließt seine Ausführungen, daß er die Forderung einer „Nord-Süd-Bahn" Windhuk— Keetmanshoop einstweilen zurückgestellt habe, da er vor habe, sich alsbald nach Schluß der Tagung nach Südwest afrika zu begeben. Zum Titel Kolonialetat liegen folgende Mesotuti*«»« des Zentrums vor: 1. betr. Ergreifung schärfster Maß nahmen gegen Einfuhr und Ausschank von Alkohol in den Schutzgebieten; 2. betr. Erlaß von Anordnungen, um ->) die Rechtspflege unter den Eingeborenen mit erhöhten Garantien zu umgeben, v) in RechtSangelegenheiten zwischen Eingeborenen und Weißen die Rechte der ersteren genügend zu wahren, und c) für die Weißen in Straf- und Zivilsachen den Jnstanzenzua in bestimmt angegebenem Wege einzurichten. Ferner beantragen die Frei- innigen eine Resolution betreffend 1. allmähliche Trennung von Justiz und Verwaltung in den Kolonien und 2. Erlaß allgemeiner Anweisungen über die An wendung deS deutschen Strafrechts unter tunlichster Be- Auf der T.-O. stehen Slsendahupetiti-nen. Kammer beschließt, 1. die Petition deS Lehrers Gruber in Hunds grün und Genossen um Einrichtung des Güterverkehr» auf dem Personenhaltepunkt HundSgriin der Königlichen StaatSregierung zur Kenntnis nahme zu überweisen, 2. die Petition des Ortsvereins Borstendorf auf Umwandlung deS Stationsnamens „Grünhainichen" in „Grünhainichen-Borstendorf" für er ledigt zu erklären, 3. die Petition deS Gemeinde vorstandes von Niederlungwitz und Genossen, die Verhandlungen. Staatssekretär Dernburg: Es sei zweifellos, daß . .. , das Interesse des deutschen Volkes an den Kolonien sich noch anders infolge der kriegerische» Vorgänge der ver- i» einer aussteigenden Linie bewege. Sein Programm sei stoffenen Jahre. Die hitzigen Bemerkungen der nördlichen in Kürze: Eine Regierung muß sein eine solche der Pflanzer über die Ostafrikareise Dernburgs seien un- Gercchtigkeit und des Wohlwollens gegen Weiße und berechtigt. Redner bespricht dann die Kardiualfrage, die Farbige. Die Persom-n, die unsere Politik vertreten, Eingevorenenpolitik. müssen sich Kenntnis Verschaffen von den Verhältnissen in: Abg. Dr. Späh« (Zeutr.) fordert zunächst Maß- den Kolonien. Sie müsse» ohne Hast und ohne Eifer nahmen gegen den Raubbau auf Gummi in Kamerun vorgehen. Es muß eine größere Stabilität in den Per- und schildert, wie sich im L>üden dieser Kolonie, die Be- sonen eintreten, da nur dadurch Erlangung von Kenntnis völkerun» durch Schnapsgenuß ruiniere. Aus die Frage, der Bewohner des Landes möglich ist. Ein besonderer wie man am besten praktisch kolonisiere, gebe es eine em- Kolonialbeamtenstand müsse geschaffen werde». O' ' ' "" wiegen. Abg. Arved-ur (Sozd.) erklärt, daß seine Partei denselben Standpunkt einnehme wie früher, daß aber die Kolonialverwaltung sich diesem Standpunkt schon sehr ge nähert habe hinsichtlich der Eingeborenenpolitik. Aller dings verstehe er nicht, wie der Staatssekretär die Auf rechterhaltung der Prügel- und Raffenjustiz in Einklang bringen könne mit seinem Wohlwollen für die Steger. Redner kritisiert sodann in lebhafter Polemik, namentlich gegen den Abg. v. Liebert, in bekannter Weise unsere bisherige Kolonialpolitik. Abg. v. jiedert (Reichsp.) tritt verschiedenen Vor haltungen des Abg. Ledebour entgegen, um dann seiner Genugtuung über die jetzige Entwicklung der Kolonien Ausdruck zu geben. Er bedauert nur, daß nicht die mili tärischen Ausgaben aus den Schutzgcbieten-EtatS heraus- genommen seien, man würde dann ein noch deutlichere» Äild von der eigentlichen Entwicklung der Kolonien haben. Hoffentlich fetze der Staatssekretär fein Interesse für die Pflanzer m Taten um. Heute habe er mit der Usam- bara-Post Nachrichten bekommen, daß dortige Ansiedler ogar willens seien, auSzuwandern. Die Ewgeborenen- ?ommissariate begrüße er. Einen Vorbehalt mache er nur in bezug auf die Resultate der freien Arbeitserziehung der Neger. Unerläßlich sei seitens der Pflanzer gute Be handlung der Neger. Jedenfalls darf man nicht den Neger zu hoch taxieren. Er läßt lieber seine Frauen ar beiten. Er arbeitet auch liederlich. Wir werden also von ihm unsorgfältig gearbeitete Ware erhalten, wenn wir ihn nicht erst durch Vorarbeiter erziehen. Am nächsten liege uns das Mittel, einen moralischen ArbeitSzwang durch Steuern auSzuüben. Sentimentalität sei nicht angebracht, st pflichte dem bei, daß der Eingeborene das wichtigste ktivum der Kolonie sei, aber — vor allem müsse die für die Kolonien; die Inder sind notwendig. Es handelt sich bei ihnen vorläufig nur um eine wirtschaftliche Frage, um keine politische, keine nationale. Die Europäer-Schule in Dar-eS-Salaam ist, wie ich soeben auf telegraphische« Wege erfahren habe, eröffnet worden. Damit ist diese Frage erledigt. Die Alkoholfrage ist abhängig von inter nationalen Abmachungen: wir werden aber dafür sorge», daß in dieser Beziehung Deutschland an der Spitze bleibt. Plantagen-Kulturen von Weißen sind nur in ganz be schränkten Gebieten Afrikas möglich, sie dürfen nicht über wiegen. Im Gegenteil, die Neger-Kulturen müssen über-
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