Delete Search...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.03.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-02
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190403020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19040302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19040302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-03
- Tag1904-03-02
- Monat1904-03
- Jahr1904
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.03.1904
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
BezugS-PreiS in der Hauptexpedition oder deren Ausgabe stellen abgrholt: vierteljährlich 8.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Hau» 8.7b. Durch dir Poft bezogen für Deutsch land U. Oesterreich vierteljährlich ^l 4.V0, für die übrigen Länder laut Zettung-prei-ltste. »ebariiv« u«d i?riie»m»U! Johannisgasse 8. Fernsprecher IbS u. LLL § Nlialerpedttionnt: HUlsrrdhahn, Buchhandlg, Universttät-str. 8 slFernspr. -tr. 4046), L. Lösche, Katharinr»- , straße 14 (Fernsprecher Nr. 293b) u. Königs platz 7 (Fernsprecher Nr. 780b). s Hauvt-Filiale Dre-den: Marie nstrah« 84(Fernsprech,r Amt I Nr. 1718). Haupt-Filiale Berit«: CarDuncke r, Herzgl.Bayr.Hofbuchbandla„ Lütz- wstraßr 10(FernfprecherAmtVI Nr.4603.) KWArr TagMaü . Anzeiger. Amtsökatt des Äöniglichen Land- »nd des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Nates «nd des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Nr. 112. Mittwoch den 2. März 1904. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem RrdaktionSstrich (-gespalten) 7b nach den Famiiiennach« richten (S gespalten) b0 Dabellarischer und Zlffrrnsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme Lb Ertra-Bkilagen (gesalzt), nnr mit der Morgen-Au-gabe, ohne Postbefvrderung ^l SO.—, mit Postbefvrderung 70.—. Annahmeschlust für Anzeigen: Abend-AuSgabe: vormittag- 10 Uhr. Morgen-Au-gabe: nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- abend- 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Volz in Leipzig (Inh. Vr. B.,R. L W. Kltnkhardt). 88. Jahrgang. Die nächste Nummer des „Leipziger Tageblattes" erscheint des sächsischen Bntztages wegen erst am Donnerstag morgen. Vas wichtigste vsm rage. * Der Kaiser wird auf seiner Au-reisr nach dem Mittelmeere weder Antwerpen besuchen, noch mit dem Könige der Belgier zusammentreffen. * Gestern ging der erste Militärzug über das Ei des Baikalsees. * Etwa 5000 Kosaken haben Pingjang in Nordkorea besetzt. Internationale verwicheinngen. Der Kanonendonner vor Port Arttmr weckt in der ! ganzen civilisierten Welt ein starkes Echo. Kann es doch schon jetzt, kurze Zeit nach dem Ausbruch der Feindselig keiten, kein Zweifel mehr sein, daß Japan die Oberherr schaft zur See gewonnen hat und mit jedem Tage mehr befestigt. Die Russen haben dem Gegner zwar gleich falls hier und da eine empfindliche Schlappe beigebracht, wie sie ja überhaupt ihren Ruf als todesmutige Soldaten neu bewährten. Aber durch einzelne Heldenstückleiu wird nichts an der kalten Tatsache geändert, daß die Japaner den Russen zur See überlegen sind. Bisher freilich ist es ihnen noch nicht gelungen, die Kanonen von Port Arthur zum Schweigen zu bringen; aber wir hörten das Urteil erfahrener Militärs, daß auch dieses Ereignis in nickt zu langer Zeit eintreten müsse. Die Japaner steuern zielbewusst darauf hin, die Russen vom Großen Ozean abzuschneiden. Mau muß wenig stens mit der Möglichkeit rechnen, daß es ihnen gelingt. Was aber wäre die Folge, wenn sie die russischen Häfen / in der Mandschurei und der Küstenprovinz sperrten? l Offenbar hört dann für die Russen alle Zufuhr zur See auf nicht bloß an Munition, sondern auch an Lebens mitteln. Sie sind für den gesamten Nachschub an Mann schaften und Material auf die einzige Linie der sibirischen Bahn angewiesen, die noch dazu durch den gefährlichen Baikalsee unterbrochen ist. Auch bei der besten Organi sation und bei einem auf der Höhe der Leistungsfähigkeit stehenden rollenden Material müßten bedenkliche Stockungen eintreten; wie viel mehr in Sibirien, wo es an allen Ecken und Enden hapert. Japan dagegen hat völlig freie Hand, so viele Truppen und Munition nach dem Festlande zu werfen, als es für nötig hält. Es kann in jedem Augenblicke, sofern es erforderlich ist, eine neue Armee aus der Erde stampfen. Damit erweist sich dec ost asiatische Krieg für Rußland je länger je mehr als ein höchst gefährliches Abenteuer. Nun darf man allerdings die Leistungsfähigkeit der Russen zu Lande viel höher anschlagen als die zur See. Sie haben auch in dem neuen Oberbefehlshaber General Kuropatkin einen Strategen ersten Ranges nach dem Osten geschickt. Aber wenn Kuropatkin wirklich gesagt haben sollte, daß alle Vorkehrungen getroffen seien, da- niit kein ausgeschiffter Japaner in sein Land zurückkehren könne, so scheint er sich in einer schweren Täuschung zu be- finden. Diese Prophezeiung könnte einen Doppelsinn haben wie jene des Delphischen Orakels: Wenn Krösus über den Halys geht, wird er ein großes Reich zerstören. Tas große Reich wurde zerstört, aber es war das lydische Königreich des Krösus selbst. So will es auch dem unbe fangenen Beobachter der Lage im Osten dünken, als seien es vorläufig nicht die Japaner, die in der Mausefalle sitzen, da ihnen ja bei ihrer Herrschaft zur See der Rückzug offen steht, während die Russen nur das einzige Schlupf loch der sibirischen Bahn haben. Um so mehr freilich wer den die Russen in der Gewißheit, daß sie verloren sind, wenn sie auch zu Lande geschlagen werden, alles aufbieten, um Japan yiederzuzwingen. Wie der Kampf schließlich ausgehen wird, darüber sich in Vermutungen zu ergehen, wäre müßig. Um so mehr aber niuß die Aufmerksamkeit auf die Komplikationen ge richtet werden, die unter den Großmächten als eine Kon sequenz der japanischen Erfolge sich entwickelt haben. Auf den: Welttheater haben sich in der letzten Woche bedenkliche Sccuen abgespielt. Besonders sind es die Klein- und Mittclstaaten, deren sich eine förmliche Panik bemächtigt hatte. Ucberall, in Spanien und Portugal, in Belgien und Holland, in Dänemark und Schweden, fühlt man sich beunruhigt, verstärkt dis mobilen Truppen, befestigt an- greifbare Punkte, kurz, jeder Staat sucht sein Haus wie vor einem heranziehenden Sturme in Sicherheit zu bringen. Offenbar handelt es sich bei solchen Maß- nahmen nicht bloß um allgemeine Befürchtungen, sondern um bestimmte Anregungen, die von den kämpfenden Parteien und ihren Verbündeten ausgehen. In England wie in Frankreich rechnet man zweifellos niit der Möglichkeit, daß der «nsns kosckoris über kurz oder lang eintreten könnte. Wo aber blieben in solchem Falle die Schiedsgerichtsverträge, auf deren Abschluß Herr Del- casss so viel Mühe und Arbeit verwendet hat? Wo bliebe auch der neueste Vertrag mit Spanien, der dieser Tage zum Abschluß gekommen ist? Sie würden verweht wie Spreu vor dem Winde; an ihre Stelle würde wieder der nackte Egoismus treten, den die Schiedsgerichtsverträge mit einem dünnen Mäntelchen bedeckten. Heute wenn irgendwann hat sich wieder einmal mit voller Deutlichkeit herausgestellt, daß Mars die Stunde regiert und jeder Staat nur so viel wert ist, wie er an realen Machtmitteln in die Schale zu werfen imstande ist. Damit kann nicht gesagt sein, daß nun der große Weltkrieg, in den auch Europa hineingezogen wird, un vermeidlich sei. Frankreich so gut wie England scheut den ersten Schritt, der unabsehbare Konsequenzen nach sich ziehen könnte. Sie suchen, soweit es möglich ist, ein Ventil zu schaffen, das die gefährliche internationale Spannung etwas vermindern könnte. Vielleicht liegt hier der Schlüssel zu der plötzlich wieder aufgerollten Balkanfrage, bei der Frankreich dem befreundeten Italien die Rolle jenes Hannemann aufdrängen möchte, der mit seinen Wasserstiefeln vorangehen soll. Die Absicht ist klar: Der Keil zwischen Oesterreich und Italien soll tiefer ge trieben und so der Dreibund gelockert werden, der heute trotz allem als der einzige ruhende Pol in der Flucht der Erschciunngen dasteht. Auf der andern Seite sucht man auch von England aus die Politik der Nadelstiche gegen das Deutsche Reich anzuwenden, um unsere Regierung aus ihrer Reserve herauszulocken. Es sei nur an die Anfrage von Gibson Bowles im englischen Unterhause über angebliche Ver handlungen Deutschlands und Rußlands über den Bau der Bagdadbahn erinnert. Wie Herr Bowles be hauptete, hätte Deutschland der russischen Regierung Vor teile eingeräumt und dafür als Gegenleistung die Ver pflichtung Rußlands erhalten, den Bau der Bagdadbahn und die allgemeine Ausdehnung der deutschen Vorherr schaft in Kleinasien zu unterstützen. Der Unterstaats sekretär Percy antwortete zwar auf die Frage, ob die Re gierung davon benachrichtigt sei, mit einem einsilbigen „Nein", aber es ist klar, daß die Anfrage nicht gestellt war, um dieses „Nein" zu hören, sondern um die Auf merksamkeit auf eine angebliche Abmachung Deutsch lands mit Rußland zu lenken. Die deutsche Regierung hat sich durch alle diese Vor gänge nicht aus ihrer Neutralität herauslocken lassen; sie hat damit das beste Teil erwählt. Mögen auch die günstigen Umstände der deutschen Diplomatie zu Hülfe gekomnien sein, so muß doch beute gesagt werden, daß Graf Bülow gegenwärtig Hahn im Korbe ist. Die erste günstige Folge ist bereits eingetreten, insofern die Handelsvertragsverhand lungen mit Italien einen überraschend schnellen Abschluß gefunden haben. Oesterreich wird in kurzer Zeit folgen, und dann kann auch Rußland nicht wohl weiter nein sagen. Aber man darf darüber hinaus konstatieren, daß die Aufrechterhaltung des Weltfriedens, soweit sie überhaupt möglich ist, heute in der Wilhelmstraße in Berlin liegt. Damit wird den internationalen Verwick lungen zwar nichts von ihrem bedrohlichen Charakter ge nommen; doch ist es ein Moment von nicht zu unter schätzender Bedeutung, daß Deutschland das Schwer gewicht seines Einflusses zur Lokalisierung des russisch japanischen Krieges geltend machen kann. So darf man immer noch hoffen, daß sich die Kriegswolken, die vom Gelben Meere sich auch nach Europa herübergezogen haben, wieder zerteilen werden. Der russtsch-sapauische Krieg. Vie Austen in Petersburger Drahtmelduugen der „Daily Mail" be. sagen, batz 5000 Kosaken festen Fuß in Pingjang gefaßt haben und daß die russische Streitmacht nach Ost- kvrea vordringe, deren Reiterei südlich vvn Laichen an gelangt sei. Im asiatischen Departement des russischen Ministeri ums des Aeußern werden die durch die englische Presse verbreiteten Gerüchte über die Vorgänge in Söul, wie „Birscheivija Wsedomosti" meldet, als unbestätigt be zeichnet. Die russische Regierung fährt fort, mit dem ko reanischen Gesandten wie mit einem offziellen diplomati schen Agenten zu verkehren, obgleich die koreanische Re gierung die Verletzung der Neutralität durch die Japaner zuließ, was auf Rechnung der Schwäche Koreas geschrieben wird Das Blatt fügt hinzu, daß die Verletzung der Neutralität Kvrcas durch die Japaner Rußland berechtige, Anordnungen der koreanischen Regie rung, welche den russischen Interessen widersprechen, un beachtet zu lasten. Juridisch existiere noch die Unab- hängtgkeit Koreas. * Irkutsk, 1. März. (Tel.) Um 11 Uhr vormittags fuhr der erste aus 25 Wagen bestehende Zug in Gegenwart des Ministers Chilkow über das Eis des Baikalsees. Lharbin. Der amerikanische Konsul Miller hat auS Niutschwang einen ausführlichen Bericht über den Aufschwung Char- binS, des geographischen, administrativen und kommer ziellen MitelpunktS der Mandschurei, nach Washington geschickt. Eharbin, das Hauptquartier des Statthalters Alexejew, begann erst im Jahre IllOO Bedeutung anzu nehmen als Hauptplatz der Eisenbahnverwaltung; 1901 hate es 12 000 russische Einwohner, 1902 20 000, im Mai 1908 44 000 und im Oktober 60 000, ausschließlich der Truppen; von diesen 60 000 waren 400 Japaner, 300 Deutsche, Oesterrcicher, Griechen und Türken, aber keine Amerikaner, der Rest Rusten. Die Bahn- und Bcrwal- tungsbeamten, einschließlich ihrer Familien, sind 11000 Köpfe stark, die chinesische Bevölkerung, 40 000 an der Zahl, ist in einer besonderen Stadt untergebracht; unter den Chinesen sind nur 1,8 Prozent Frauen, unter den Russen 44 Prozent. Eharbin besteht aus drei Teilen: der „alten Stadt", 5 Kilometer vom Zentralbahnhof, Prestin, der Flußstadt, die zur Zett der -Handelsplatz ist, und drit tens der Berwaltungsstadt, nahe der Bahnstation. Der Obereiscnbahningcnienr ist gegenwärtig der Verwalter des ganzen Gemeinwesens, wie ja die Stadt von der rus sischen Regierung durch die mandschurische Bahngesell schaft begründet wurde. Die Stadt ist der Sitz der Eivil- gerichtc und der Hauptmilitärposten, von dem auS die Bahnschutztruppen geleitet werden. Die Ausgaben für den Ausbau des Platze- sind bisher ans über 60 Millionen Mark gekommen. Das Kapital für Privatuntcrnehmungen stammt meist von sibirischen Juden, aber auch Chinesen legen viel Geld an, besonders in Gasthäusern, Läden usw. Die russisch-chinesische Bank ist die einzige am Platze. Sie ist in einem sehr eleganten Bau untergebracht, der 425 000 Mark kostete: ihre täglichen Geschäfte belaufen sich, abgesehen von RegierungStransaktionen, auf über 800 000 Mark; ihr Hauptgeschäft ist Kreditgewährung an chinesische Kaufleute, die Waren aus Rußland einführen, besonders Baumwollgüter, die über Wladiwostok zollfrei Feuilleton. Helene Lange über „Die Frau als Bürgerin". Am 26. Februar hielt in der Ortsgruppe Leipzig des „All gemeinen deutschen Frmienvcreins" Fräulem Helene Lange-Berlin einen hochinteressanten Vortrag über „Die Frau als Bürgerin". Man schreibt uns darüber folgendes: Dieses Thema, so führte 'die Rednerin ans, darf heute in allen ernst zu nehmenden Kreisen auf eine sachliche und vorurteilslose Erwägung rechnen, denn die Enliwickelnug der Frauen frage hat die Frau bereits in vieler Hinsicht zur Bürgerin gemacht, hat sic in ein unmittelbares Ver hältnis zu Staat und Gemeinde gesetzt. Eine Kette von Tatsachen ans geistigem, wirtschaftlichem und sozialem Gebiete haben dahin geführt. Ans geistigem Gebiete haben die Leistungen der Fran das Durchschnittsmaß der männlichen Leistungen überall da erreicht, wo volle Bil- dungssreiHeit herrschte. Ans wirtschaftlichem Gebiete hat die moderne Entwickelung Millionen von Frauen in das Berufsleben gestellt, auf sozialem Gebiete hat die Um wandlung der freien und privaten in eine geregelte, öffentliche Fürsorgetätigkeit dahin geführt, daß -ie Frau von der freien Hellferin zur Beamtin geworden ist, daß sie in Armen- und Waisenpflcgc nfw. auch bei uns schon Bürgerpflichten mit übernommen t»at. Wer die treibenden Kräfte in der Geschichte der Gegenwart übevsioht, wird sich sagen müssen, daß diese Hineinziehnng -er Frau in das öffentliche Leben noch immer weiter gehen wird, daß die Frau, die jetzt schon Bürgerin ist, es in immer weiterem Sinne werden muß. Als Konsequenz dieses tatsächlichen Verlaufes ergibt sich, daß die Rechtsordnung des öffentlichen Löbens sie auch al» Bürgerin anerkennen sollte. In anderen Ländern hat man die Forderung -er Bürgerrecht« der Frau nicht erst an den Verlaus dieser Entwickelung geknüpft, sondern sie auS staatsrechtlichen Prinzipien von vornherein gewährt. In Deutschland dagegen mutzten sich die Frauen die Grundlage für die Anerkennung ihres Staatsbüvgertums erst in lang samem BovwärtSdringen schaffen. Und so wird es mich weiter die Ausgabe der Frauenbewegung sein, den Ge danken an -dieses ihr selbstverständliche Ziel lebendig zu erhalten und zu veübreiten, energisch dahin zu wirken, daß das Fold ihrer Tätigkeit in der Gemeinde immer mehr ausgedehnt werde, zunächst aus die Mitarbeit in der Schukvevwaltiu»g. Zum Schluffe wandte sich die Rednerin gegen den Borwurf, daß durch die rechtliche Gleichstellung mit dem Manne die Frau ihre weibliche Eigenart eindüßen würde. Rechte bedeuten nichts weiter als Raum für Einfluß. Der Einfluß der Frau aber wird seinem Wesen nach bestimmt weiden durch die Stellung der Frau in der Familie, durch ihr Muckertum. So wird sie im öffentlichen Leben geistige Momente zur Geltung bringen, die der Mann allein ihm nicht geben konnte. ES wird dem Werte ihres Einflusses nur zu gute kommen, wenn sie in reiflicher Schulung, sei cs durch beruslickzc Organisation oder durch praktische soziale Arbeit, in ihren künftigen Wirkungskreis hinein wächst. In der Familie allein, als der Erziehungsstättc der Heranwachsenden Generation, wird erst die Mutter, die sich einer vollen bürgerlichen Verantwortung und einer vollen bürgerlichen Haltung bewußt ist, ihre Ausgabe den Anforderungen einer neuen Zeit entsprechend er füllen können. Reicher Beifall lohnte die Rednerin, di« das schwierig« Thema mit viel Klarheit und Sachkenntnis behandelt hatte, und die Vorsitzende, Frl. vr. Windscheid, ver lieh dem Danke der Anwesenden Ausdruck. -» Theater. f. Vtt. Der Intendant »er Dresdner Hofttzcaler, Graf SV« Heebach, konnte am 1. März auf «ne zehnjährige Amis- fnhrung zurückblicken, die reich an Arbeit aber auch an Erfolg«» gewesen ist. Gras von Seebach hat schon im Anfänge seiner Tätig keit die vollständige Trennung von Oper und Schauspiel durch- geführt und letzteres auf das Neustädter Haus verwiesen. Dadurch wurde eine wesentliche Verstärkung des Personals bedingt, bei welcher der Gras im allgemeinen eine sebr glückliche Hand bewies. Er hat vor allem manches junge Gesangstalent entdeckt und für die Hofbühne verpflichtet, oft sogar talentvollen Anfängern während ihrer Studienjahre eine Sustentationsgage gezahlt. Des Grafen Streben war ferner darauf gerichtet, Dresden zu einem selbständigen, von Berlin unabhängigen Theatcrzentrum zu machen, und dieses Ziel hat er erreicht, denn Zahlreiche Uraufführungen vieler Werke lenken in jedem Jahr die Augen der Kuustwclt auf die beiden Hoflbealer Dresdens. So haben z. B. Richard Strauß „Feuersnot", d'Alberts „Kain" und „Die Abreise", Leo Blechs „Das war ich" und ..Alpenkönig und Menschenfeind", Puccini's „Tosca" und viele andre Werke unter Graf Seebach im Opernhaufe ihre Uraufführung erlebt und das Schaufpielhaus, von dem z. B. Otto Ernilü Komödien ihren Siegeszug antratcn, bringt fast aller vierzehn Lage ein neues Stück heraus. Dabei ist Gras von Scebach durchaus vorurteilslos und läßt Dramen aller Richtungen über die Bretter der Hofbühne gehen. Durch die Einführung von Schüler- und Volksvorstellungen har er sich noch ein besonderes Verdienst erworben. Ter Intendant, der noch vom König Albert den Titel „Exzellenz" erhielt, ist bei seinen Beamte» und Mit gliedern sehr verehrt und genießt auch außerhalb Dresdens den Ruf eine« der feinsinnigsten und tbatkräftigsten Theaterleiter. Ta der Graf keinerlei äußere Kennzeichnung des Gedenktages wünschte, so wurde ihm nur ein Album überreicht, in welchem sich die mit eigenhändigen Unterschriften versehenen Bilder derjenigen Bühnen dichter und -Komponisten befinden, deren Werke unter seiner Direk- tion-siibrung ihre Uraufführung in einem der Hostheater erlebt haben. -4- Deutsche» Theater tu Chikago. Au« Chikaao wird der „Post" geschrieben: Zum ersten Male ieit sieben Wochen hat hier wieder eine deutsche Theatervorstellung stattgefunden. Al« nach der schaurigen Katastrophe vom 30. Dezember vorigen Jahre alle Theater der Stadt geschloffen wurden, mußten auch dir deutschen Vorstellungen auSg,setzt werben Inzwischen sind nun fast alle Musentemvel der Stadt wieder eröffnet worden. Nnr da- Powersschc Theater, da« seit Jahren am Sonntag der deutschen Muse ein Heim bot, ist noch immer geschloffen, und es werden noch wenigstens sechs Wochen vergeben, bi- dir vom Bauamt für nötig befundenen Um bauten vollzogen sind. Unter solchen Umständen blieb Herrn Direktor Wachsner nicht- andere- übrig, al» sich vorläufig nach einem anderen Unterkommen umzuseben, das er denn auch im Jllinoil-Theater am Jackson Boulevard gefuud« hat. vor einem zahlreichen Publikum wurde daselbst die so jäh unterbrochene Saison wieder ausgenommen, und zwar stand das unvermeidtiche „WeißeRößl" auf dem Spiel plan. Herr Direktor Wachsner hat durch das Schließen der Theater bereits schwere finanzielle Vcrtuste erlitten und wird außerdem den Abonnenten einen Teil ihres Geldes zurückgeben müssen. Auch werden, weil die Galerie des Jllinois-Theaters auf Vorschrift des Bauamts geschloffen bleiben muß, die Einnahmen während der nächsten Wochen nicht an die gewohnten Summen heranreichen. Musik. Pater Hartmann in Audienz beim Kaiser van Oesterreich. Ter Komponist Pater Hartmann wurde vom Kaiser Franz Joseph in Audienz empfangen. Der Monarch empfing ihn mit den Motten: „Pater Hartmann. Es freut Mich sehr, Sie in Wien zu sehen." Darauf Mach Pater Hackmann dem Kaiser seinen Dank aus für den Besuch, den der Monarch seinem vor zwei Jahren veranstalteten Konzert abgestattet hat. „Ja, ja", erwiderte der Kaiser: „Es hat Mich sehr gefreut, es ist wahr, es war sehr schön." ?. Hartmann bat der „Wiener Presse" zufolge sodann den Kaiser, er möge auch diesmal seinem Konzert in Wien beiwohnen, worauf der Monarch erwiderte: „Ja, Ich komme sehr gerne: wenn es Mir anders möglich ist, komme Ich. Ich bin in dieserZrit sehr in Anspruch genommen." Nun richtete I'. Hartmann die Bitte an den Monarchen, er möge wenig stens für kurze Zeit im Konzert erscheinen. Darauf antwortete der Kaiser: „Wenn e« Mir möglich ist, komme Ich " Der Monarch stellte sodann folgende Frage an k. Hartmann: „Sie find immer in Rom?" — „Ja, Majestät." — „Waren Sie kürzlich beim Hei ligen Bater?" — „Ja, Majestät, in Privataudienz.' — „Wie äeht es ihm denn?" fragte nun der Kaiser. — „Er sieht etwa- bleich und abgemageck aus", lautete die Antwort k. Hartmann-. — „Ja, ja, da- macht die viele Arbeit", sagte nun der Mo narch, „fehlt ihm doch dir Bewegung. Sonst aber gebt eö ihm gut?" Pater Hartmann bejahte die Frage deS Kaisers und bat nochmals den Monarchen, sein am 10. März stattfindeudrs Konzert zu besuchen. Damit schloß die Audienz. V David PvPPer, einer der bedeutendsten lebenden Cellist«^ begeht in diesen Tagen sein vierzigjähriges Künstlerjubi- läum In Prag, seiner Vaterstadt, hat er seine Jugend verbracht, am bockigen Konservatorium durch Goltermann, einem Schüler de- Dresdner Cellisten F. A. Kummer, seine Ausbildung erhalten, machte, noch nicht siebzehn Jahre all, schon eine Konzertreise nach Deutschland und fiel damals namentlich durch seine frappante äußere Aehnlichkeit mü Paganini auf. Gegenwärtig ist Popper Professor an der Lande-mustkakademie in Pest, «ein siißer, geradezu
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview
First Page
Back 10 Pages
Previous Page