Delete Search...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 19.12.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-12-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189312193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18931219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18931219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-12
- Tag1893-12-19
- Monat1893-12
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 19.12.1893
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Tageblatt und Anzeiger Meblatt md Anzeiger). Fnnsprechstell» Nr. 20 Amtsblatt der Sönigl. Amtshanptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. 2S4. Dienstag, IS. Tt'ember 18S3, AvendS. 4«. Jahrg. DaS Ricjaci Tageblatt erscheint jeden Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen In Riesa und Strehla, den Ausgabestellen, sowie am Schalter der kaijerl. Postanstalten 1 Marl 25 Pf., durch die Träger frei ins HauS 1 Mark 50 Ps., durch den Briefträger frei ins Haus 1 Mark 65 Pf. Anzeigen-Annahme für die Nummer des Ausgabetages bis Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanicnslraße 59. — Für die Nedaclion verantwortlich: Herm. Schmidt In Riet». DageSgeschichte. Anläßlich des soeben beendeten Leipziger Spionenpro- zesses ist von deutschen Blättern mit Recht hervorgehoben worden, wieviel drakonischer die betreffenden französischen Strafbestimmungen sind, als selbst die neuerdings wesentlich verschärften deutschen. Auch in anderer Beziehung ist uns Frankreich soeben mit dem Beispiel großer Strenge vorange- gaiigen. Nach einer neuen kriegsministeriellen Verordnung sollen in künftigen Kriegen solche Offiziere, die sich als Ge fangene ehrenwörtlich verpflichtet hatten, während der Dauer des Krieges nicht mehr mitzukämpfen, die aber ihr Ehren wort gebrochen und sich nach ihrer Flucht von neuem an dem Kampfe betheiligt haben, im BetretungSfall ohne weiteres standrechtlich erschossen werden. Man erinnert sich, wie viele gefangene französische Offiziere während des letzten großen Krieges unter Bruch des Ehrenwortes nach Frankreich zu rückgekehrt sind, um von neuem gegen die Deutschen zu käm pfen. Selbst die gelindesten Repressalien in solchen Fällen wurden von französischer Seite mit einem großen Entrüstungs aufwand als „barbarisch" gebrandmarkt. Jetzt machen die „civilisirten" Franzosen darsuS gar ein todtwürdiges Ver brechen. Sind „wir Wilden" nicht doch bessere Menschen, zumal wir sogar den ehrenwortbrüchigrn General Thibaudin als französischen Kriegsminister ruhig ertragen haben? — Was unsere französischen Nachbarn mit deutschen Offizieren angefangen hätten, wenn solche auf französischen Boden als Spione abgefaßt worden wären, erörtert eine Zuschrift an die „Staatsbürger-Ztg", in der auf die einschlagenden Bestimmungen des französischen Spionagegesetzcs hingewiesen wird. Die Zuschrift geht allerdings von der falschen Vor aussetzung aus, daß die beiden vom Reichsgericht verurtheilten französischen Spione auf Grund des 8 92 des R.-Str.-G.-B. mit den zuerkannten Strafen belegt worden seien; aber dieser Jrrthum erstreckt.sich nicht auf die folgende, durchaus zutreffende Ausführung: In dem französischen Spionagegesetz wird die Todesstrafe festgesetzt: 2) Gegen Heden, der mittelst Verkleidung ooer mittelst Beilegung eines falschen Namens und Standes oder mittelst Verheimlichung seines Standes oder Berufes oder seiner Staatsangehörigkeit sich Eingang verschafft in eine Festung, einen Kriegshafen, ein verschanztes Lager, in ein beliebiges Festungswerk, ein Staatsschiff oder eine dem Landheer oder der Marine gehörige Fabrik, — und dort zum Zwecke der Spionage Nachrichten entwendet oder gesammelt hat, welche für die Landesvertheidigung oder die äußere Sicherheit des Staates von Wichtigkeit sind. — Für den Nichtoffizier treten einige Milderungen ein, und zwar lebenslängliche Zwangsarbeit für Denjenigen, „der zum Zwecke der Spionage topographische Ausnahmen oder Arbeiten fertigt" rc. — Es würden somit deutsche Offiziere, die in Frankreich abgefaßt wären, unter die Guillotine gebracht, respektive erschossen werden — nämlich nach französischem Gesetz! — Es ist recht nützlich, wenn man dem guten Deutschen, der dem Franzmann alle Augenblicke die Ver söhnungshand bietet, die der dann brutal zurückzustoßen das Vergnügen sich bereitet, so ab und zu in nicht zurückzu weisender Art klar macht, wie der Haß der Franzosen gegen ihn seit 1871 nicht nur nicht abaenommen hat, sondern be ständig wächst, weil er sorgsam geschürt und genährt wird. Wir können uns darauf verlassen: fangen die Franzosen einen aktiven deutschen Offizier als Spion ab, so lassen sie ihn die volle Wucht ihrer Gesetze fühlen!" Deutsches Reich. Man scheint auch in Regierungs kreisen die Bankerotterklärung Griechenlands nicht so ohne Weiteres ruhig hinnehmen zu wollen. Die „Nordd. AUg. Z." schreibt nämlich in dieser Sache: Solange es sich darum handelt, daß ein Staat seine Schulden nicht bezahlt, die viel leicht etwas leichtsinnig eingegangen sind, trifft das Risiko die Leute, die Papiere angeschafft haben. Anders verhält es sich, wenn ein Staat wie Griechenland zu beabsichtigen scheint, in rechtswidriger, willkürlicher Weise über Abmachungen purs sich hinwegzusetzen, die bezwecken, den Gläubigern eine be stimmte Sicherheit zu geben. Aus diesem Grunde beauf tragte die kaiserliche Regierung, ebenso die französische, die Vertreter in Athen zunächst zu einem formellen Protest. Der „Hannoversche Courier" schreibt: „In Berlin herrscht die Ansicht ror, daß die wiederholten Audienzen des Reichskanzler- beim Kaiser hauptsächlich etwa zu treffenden Maßregeln gegen den Anarchis mus gegolten haben. In ir gend einer Form werde das Ergebniß der Beratungen des Kaisers und seines Reichskanzlers demnächst an die Oeffent- lichkeit gelangen." — Bezüglich des gemeinsamen Vorgehens der europäischen Mächte gegen den Anarchismus wird der Münchener „Allgemeinen Zeitung" aus Wien geschrieben: „Zwar deutet mancherlei darauf hin, daß vertrauliche Erör terungen zwischen den einzelnen Kabinetten ftaltgefunden haben oder noch stattfinden, allein eine Initiative zu positiven Anträgen ist bisher von keiner Seite ergriffen worden. Daß einer der durch die jüngsten verbrecherischen Vorgänge nicht betroffenen Staaten die Anregung geben sollte, kann als ausgeschloffen gelten, wogegen mit Bestimmtheit erwartet werden darf, daß Vorschläge zu einem geeigneten Zusammen wirken auch hier (in Wien) aus Entgegenkommen zu rechnen haben." Die „Staatsbürger-Zeitung" meldet: General Kirchhoff, welcher seinerzeit wegen eines gegen die Tochter des Generals gerichteten beleidigenden Artikels auf den Redakteur des „Berliner Tageblattes" Harich schoß, wurde vom Militär gericht zu viermonatiger Festungshaft verurtheilt. Der Kaiser hat den General nach vierzehntägiger Hast begnadigt. Die „Nat. Lib. Korr." schreibt: Die geschäftlichen».?!» ordnungen im Reichstag nach Neujahr sind so getroffen, daß am 9. Januar kleine Regierungsvorlagen, am 10. Anträge aus dem Hause und am 11. Januar die Tabaksteuervorlage zur Verhandlung kommen. — Das neueste, dritte Verzeich- niß der bei dem Reichstag eingegangcnen Bittschriften ent hält wieder zahlreiche Gesuche um Ablehnung der Quittungs und Frachtbriefstempel, der Tabak- und Weinsteuer. Der Senat von Hamburg hat die Sperre seines Staats gebietes gegen den Durchgang russischer) Auswanderer für solche Auswanderer dieser Nationalität aufgehoben, welche mit Fahrkarten für die Hamburg-Amerikanische Packetfahrt- Aklien-Gesellschaft versehen sind und durch die Entseuchungs und Wachestelle in Ruheleben bei Spandau durchgegangcn sind. Italien. Die italienische Regierung hat Kammer und Senat zur Entgegennahme einer ministeriellen Erklärung auf den kommenden Mittwoch einberufen. Auf der Tages ordnung der Kammer steht auch eine Mittheilung vom Prä- sidium. Wie versichert wird, handelt es sich um den Rück tritt des Kammerpräsidenten Zanardelli. — Die Negierung wird nach dem Zusammentreten der Kammer einen Gesetz entwurf vorlegen, durch welchen sie ermächtigt wird, nörhi- genfalls den Zeitpunkt für das Inkrafttreten des Gesetzes über die Ausgabebanken hinauszuschieben. Frankreich. In der Nacht vom Freitag zum Sonn- abend wurde in Paris auf dem Fenstersims des Hotels der Marquise de Ganay in der Nähe der Champs Elysees eine Bombe gesunden, welche mittels eines eigens konstruirten Wagens nach dem Gemeinde-Laboratorium gebracht wurde. Eine ähnliche Bombe wurde Sonnabend früh vor dem Po- lizei-Kommissariate in der Rue Gribeauval aufgefunden. — Die ausgewiesenen 12 Anarchisten sind Deutsch-Oesterreicher, Belgier und Italiener. — Auch aus St. Etienne bei Lyon wird der Plan eines Bombenanschlags gemeldet. Der Justizbehörde war die anonyme Mittheilung zugegangen, daß die Bergleute die Absicht haben soll en, den Justizpalast und das Stadthaus in die Luft zu sprengen. Nachdem bei eini gen von ihnen mehrfach Dynamit entdeckt worden ist, hat die Polizei Haussuchungen abgehalten und zahlreiche Ver haftungen vorgenommen. Der „Petite Republique" zufolge hat der Minister des Innern Listen derjenigen Personen, die ausgewiescn werden sollen, vorbereitet. Sie umfassen etwa 200 Anarchisten oder auswärtige Socialisten, wovon die Hälfte Italiener sind. Bei dem russischen Socialisten Frie drich Stackelberg, einem Freunde des verhafteten Anarchisten Cohen, wurde eine Haussuchung vorgenommen. In Choisy- le-Roi wurden 11 Personen verhaftet unter dem Verdacht, Mitschuldige Vaillants zu sein. In Folge von Drohbriefen wurden die Bogcnöffnungen der Galerie des ersten Stockwerkes im Börsenpalais in Paris durch ein engmaschiges Gittcrwerk abgesperrt, um zu verhindern, daß irgend etwas in den'Börsensaal geworfen wird. Auch die Wachtposten sind verstärkt worden. Der Börsenaufseher erhielt gestern wiederum Droh briefe. Die Munizipalzarden kontroliren viertelstündlich das Telegraphenbureau. Auf der Zuschaucrgalerie wird ein Eisengitter errichtet, die Zirkulation auf der Galerie wurde verboten. Schweiz. Unsere Regierung nimmt energisch Stellung gegen die Anarchisten. Der vom Bundesrathe der Bundes versammlung unterbreitete Entwurf eines Gesetzes gegen die Anarchisten bestimmt im Wesentlichen Folgendes: Wer zu verbrecherischen Handlungen aufmuntert, welche das Leben von Personen in Gefahr bringen, wird mit Zuchthaus be straft mindestens mit 5 Jahren, wenn die Absicht des Umsturzes der staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung vorlag. Wer Sprengstoffe, wovon er weiß, daß sie zu Verbrechen ge braucht werden, herstellt, ausbewahrt oder damit umgeht, wird mit mindestens 5 Jahren Zuchthaus bestraft. Wer Sprengstoffe zu verbrecherischem Zwecke gebraucht, wird mit 10 Jahren bis lebenslänglichem Zuchthaus bestraft. Wer einen Menschen, welcher den verbrecherischen Gebrauch von Sprengstoffen 'plant oder Sprengstoffe zu verbrecherischen Zwecken gebraucht hat, der Behörde nicht anzeigt, wird mit Gefängniß von mindestens 3 Monaten bestraft. Wird die Aufmunterung oder Anleitung zu Verbrechen, welche das Leben von Menschen in Gefahr bringen, durch die Presse begangen, so werden diejenigen, welche zur Vervielfältigung oder Verbreitung dieser Schrift wissentlich mitgewirkt haben, mit Geldstrafe bis zu 10000 Franken oder mit Gefängniß, oder auch mit beiden bestraft. vertliches uns Sächsisches. Riesa, 19. Dezember 1893. — Wie alljährlich, so sind auch Heuer vor Weihnachten vom Stadtrath die Zinsen einiger Stiftungskapitalien an hiesige würdige und bedürftige Frauen und Männer veriheilt und manchem mit irdischen Glücksgütern nicht gesegneten Ein wohner und dergl. Einwohnerin unserer Stadt ist dadurch eine schöne Weihnachtsfreude bereitet worden. Für die zum Theil noch lebenden Stifter der Kapitalien würde es eine hohe Befriedigung sein, könnten dieselben die freudigen dankbaren Gesichter der beschenkten, meist alten Leute beobachten, die durch die wohlthätige Gesinnung der Geber der allgemeinen WeihnachlSsreude theilhaftig geworden sind. Die unserer Stadt zu Gebote stehenden Stistungskapitalien sind leider nur recht bescheidene und es wäre sehr zu wünschen, daß unsere wohlhabenden Mitbürger, sei es bei Lebzeiten oder lctztwillig, durch Errichtung solch' edler Stiftungen die bittere Noth und das harte Elend, wie sie in mancher Stube, die vom Lichterglanz eines Weihnachtsbaumes nicht erhellt wird,, herrschen, wenn auch nicht gänzlich entfernen, so doch lindern helfen. — Herr vr. msU. Gruner in Großenhain beging vorgestern das Jubiläum seiner 25jährigen Amtsthätigkeit als Bezirksarzt. — InMerschwitz wurde vorgestern die neu restaurirte Kirche in feierlicher Weise eingeweiht. — Der Waldenser Prediger Herr Dr. Giovanni hält morgen Mittwoch Abend gelegentlich des Adoentsgottesdienstes in der hi-sigen Kirche einen Vortrag über die evangelischen Gemeinden Italiens. Unter Hinweis auf die Kirchennach richten in heutiger Nummer sei auf den Vortrag auch an dieser Stelle aufmerksam gemacht. — Wir sind in die Zeit des Kuchen- und Stollen backens eingetreten und mit Spannung erwartet man, wie das Gebäck gerathen ist. Fast ausnahmslos ist dasselbe wohl gelungen. Unsere jetzigen jungen Hausfrauen haben aber keine Ahnung, mit welchen unendlichen Verdrießlichkeiten ehe mals das Kuchenbacken zu den Festzeiten verbunden war. Da war erstlich, vor der Zeit der „Dampfmühlen", das Mehl zweifelhaften Ursprungs und zweifelhafter Güte. Mehl zum Kuchcnbacken wurde schon wochenlang vor den Festen einge kauft, um dasselbe am Ofen hübsch austrocknen zu lassen. Dann fehlten viele der jetzt so leicht beschaffbaren Zuthaten, Gewürze und dergleichen, die theurer wie jetzt und an manchen Orten, z. B. auf Dörfern, gar nicht zu haben waren. Dann aber haperte es mit den Hefen. Das war ein reiner Jammer. Hefen kannte man vordem nur in flüssiger Form, die Bierhefe, bis endlich die Wissenschaft mit der „Preßhefe" erscheinen konnte. Diese förmliche Jagd um die ^cfcn zur Zeit des Kuchenbackens war charakteristisch. An ^rten, wo für eine weite Umgebung nur eine Brauerei cxistirte, war zur Stunde des Hefeverkauss dieselbe von
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview