Delete Search...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 22.05.1924
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1924-05-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19240522013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1924052201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1924052201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1924
- Monat1924-05
- Tag1924-05-22
- Monat1924-05
- Jahr1924
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 22.05.1924
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Ir. WW hintertreibt den Biirgerbloü. Ernste Meinungsverschiedenheiten zwischen Denlschnationalen und Mittelparleien. Das Rechtsgulachlen iiber -ie Arbeitszeit im Auhrbergbau. — Die Mieum beschlagnahmt umfangreiche Kohlenbestänbe. Mobilisierung des rheinischen Zentrums gegen eine Rechlsregierung. Berlin. 21. Mai. Die Vcrhandl linnen über die Betcili- av«n der Deutschnationalen an der Renicrunn sind jetzt, wie sich im Lause des Heutine» Nachmittags unverkennbar zeigte, vor Schwierigkeiten annclannt. von denen sich im Augenblick kaum sanen läßt, ob sie von den beteiligten Parteien überwunden werden können. In der Hauptsache kommt der Widerstand der linksgerichteten Führer des Zentrums und der Demokraten iu Betracht. Beim Zentrum ist es vor allen Dinncn der vor malige Reichskanzler Dr. Joseph Wirth, der sich mit aller Krast dagegen wehrt, das, der jetzige Rcgicrungökurö unter deutschnationalcm Einfluß eine -lcndcrung crsahrcn könnte. Er hat auch bereits seine Anhänger «in Lande mobil gemacht. So hat beute eine Konferenz der Vertrauensleute. Vorstands- mitgliedcr »siv. auch der rechtsrheinischen Zcntrumsvartct an den Reichskanzler Marx telegraphisch eine Entschließung gesandt, die folgenden Wortlaut lmt: Anße, ordentliche Parteikonferenz des rheinischen Zentrums gibt Besorgnis Ausdruck, das» Regierungskurs der letzten Monate gefährdet ist. Wählerschaft des rheini schen Zentrums erwartet, daß Zeiitrumssraktion Stützungsaktion. Politik der Mitte und besonders bis herige Außenpolitik beibehält und für diese Politik eine Mehrheit sucht. Besetztes Gebiet sieh» in dieser Politik die einzige Möglichkeit zur Rückkehr der Gefangenen und AuSgemiescnen. zur Wiederherstellung seiner wirtschaftlichen und politischen Freiheit, zur Wah rung der Einheit des Reiches und zur Erhaltung unserer Währung. Rheinische Bevölkerung errvartet non allen Parteien, daß sie bei ihren Entschließungen ein gedenk bleiben der großen Verantwortung für das Schick sal von Reich, Volk und besetztem Gebiet. Rheinische Be völkerung muß aus Grund ihrer Opfer verlangen, daß ihre Stimme äehört wird. Es ist natürlich klar, daß durch derartige Machenschaften die innerpolitischc Situation Erschwerungen erführt, die im Wege bloßer Berlmndlungen kaum bciznlcgen sind. Dazu kommt, daß sich jetzt auch der radikale zu den Sozialdemo kraten neigende Dcmokratcnslügel zu regen beginnt. Diese Leute behaupten, daß eine Regierung mit dentsch- nationalen Ministern einfach der Totengräber allerrepublikanischenInstitntionen sein würde und daß die Deutschnattonalen nichts nvitcr vorhätten, als sich der Regierungsgewalt zu bemächtigen, um sic dann indie nationale Diktatur umzuivandcln. Sind auch inner halb des Zentrums und der Demokraten einflußreiche Grup pen vorhanden, die diesem Unsinn cnlgegcntreten. so ist doch zweifelhaft, ob ihr Einfluß ansretchcn wird, um ihre radikalen Frakilonsgenossen wieder in die Schranken der Bernunft Die Debenken -es „Temps". Die englische Negierung soll aus Berlin wegen des Gutachtens . einen Druck ausüben. Paris, 21. Mai. „Temps" schreibt zu den Berliner Ver handlungen über die Neubildung des Kabinetts: Falls die Regierungsparteien und die Deutschnationalen sich über eine gemeinsame Politik verständigten, sei zu befürchten, daß diese Politik ausschließlich darin bestehe, zu dem Sach verständigenbericht weder ja noch net» zu sagen. Man würde bereit sein, zu verhandeln, aber nicht bereit, auzuneh» men, und man würbe sich sogar Vorbehalten, abzulehncn. Der artige Zweideutigkeiten seien für niemand von Vor, teil. Die würden die Gläubiger Deutschlands in einer un erträgliche« Ungewißheit lasse«. Die würden die Entwicklung der neuen französischen Politik verhindern. Sic würde« die Stellung der englischen Regierung schwächen, die sowteso schon unter den Verzögerungen leide, die die Behand lung der ReparatiouSsrage erfahre, und sie würden Deutsch land einer neuen Währn ngskatastrophe zutreibcn lassen. Alle diese Gefahren müßten vermieden werden. ES wäre nötig, die deutschen Nationalisten dahin zu bringe», daß sie klipp und klar Stellung nehmen. Man müsse ihnen begreiflich machen, daß die Frage sehr einfach liege. Entweder sei man für die vollständige und endgültige An nahme des Berichtes oder man sei gegen das ganze System der Sachverständigen. Schon vor Wochen batte die Krage in dieser klaren Form an die Deutschen ge stellt werden müssen, aber vielleicht sei cs noch nicht zu spät, das Nichtige zu finden, und vielleicht könnte in der Zwischen- zeit, bis die französische Negierung sich äußern könne, dir eng lische Negierung in Berlin ein offenes Wort sprechen. lM. T. B.) zurückzuführcii. Jedenfalls läßt sich unzeifclhast erkennen, daß sich die Schwierigkciten. die naturgemäß schon am Anfänge vorhanden waren, unter dem Geschrei derjenigen, die den jetzigen Kurs aus alle Fälle bcibchaltcn wißen wollen, ganz erheblich verstärkt haben. Wenn sich in den morgigen Besprechungen zwischen den Deutschnationalen und den bürgerlichen Mittcl- parteic« keine Lösung finden sollte, so kann wohl damit gerechnet werden, daß die Beratungen als er folglos aufgegebcn werde» müssen. Wie man in parlamentarischen Kreisen erzählt, soll in den Verhandlungen der Parteiführer ein deutschnationalcr Vor schlag zugrunde gelegen haben, zunächst nicht über ein sach liches Programm zu verhandeln, sondern sich über einen neuen Reichskanzler zu verständigen, als welcher eine besonders her vorragende Persönlichkeit in betracht kommen müsse. Es wurde der Name des Großadmirals v. Tirpitz acnaliilt. Die Be handlung der Personen?rage sollen die demokratische« Ver treter sofort gänzlich abgclchnt haben, während das Zentrum eiue gleiche Ablehnung t» seiner folgenden Frak- ttvnssitzuiig beschlossen Hot. Beide Parteien hätten, so heißt es. verlangt, daß über ein sachliches Programm in allererster Linie verhandelt werden müsse. Ans diesem Punkt angelangt. hätten die Verhandlungen dann abge brochen werden müssen. lieber das Ergebnis der lxutigen Besprechungen der Dcutschnationglen mit den Parteieil der Mitte und der am Nachmittag stgttgefundciien Fraktionösitziing der Tcutsch- nationalen gibt die dcutschnationale Pressestelle folgenden amt lichen Bericht aus: Die Dcutschnationale Volköpnrtci hat in der heutigen Besprechung mit den Vertretern der Mittclpartcien den Vorschlag gemacht, die Lösung der für die Regierungs bildung bestehenden Schwierigkeiten in der Voran stel- lung der Persvnensrage zu suchen. Eine nach Ansicht der Dcutschnatioiialen Volköpartei zur Führung hervorragend geeignete iiberpartctlictie Persönlichkeit ist den anderen Fraktionen benannt worden. Die Verhand lungen darüber haben eine Wendung genommen. g«s Grund deren die Dentschnaiionnle Volksvartei ihre Initiative in dieser Richtung zunächst eingestellt hat. Am Nachmittag gegen tz Uhr traten auf Einladung von deutschnationalcr Sette die dcutschnationglen Nbaa Graf Westarp, Wallraf und Schiele und als Vertreter der Nationalsozialistischen Freiheitspartci die Abgg. Mulle und Gras Rcven 1 lom zu einer Besprechung zusammen. Diese Besprechung war nur unverbindlicher Natur und diente im wcsevtstchen dem Zweck, die Vertreter der National sozialistischen Frcihcitspartet durch die Deutschnationalen von der Lage zu unterrichten. Die Verhandlungen der Deutsch nationalen mit den Nationalsozialisten werden voraussichtlich fortgesetzt werden, sobald die letzteren ihre Fraktionssitzniig, die auf Sonnabend angesetzt Ist. abgehalten haben. Die sozialdemokratische ReichStagsfraktion bat ihre erste Fraktionssitznng auf Montag, den 2S. Mai. vormittags anberaumt. Mlleran-s Besprechungen über -en Frankenskurz. Paris, 21. Mai. Der Präsident der Rcvnblik. Mille rand, bat heute vormittag den Präsidenten des Senats Doumerguc und den Finanzminister Francois Mar- s a l empfangen. Um 12 Uhr bat die angekündigtc Besprechung des Präsidenten mit den Abgeordnete» Painlevö und Herriot im Beisein des Ministerpräsidenten Poincarö be gonnen. Einem Mitarbeiter der „Information" erklärte Herrlot bet seiner Ankunft in Paris, er wolle ans den Wahlen vom 11. Mai die Konsequenzen ziehen, also ein Ministerium des Blockes der Linken bilden. Seine Haltung werde endgültig bestimmt werden durch den sozialistischen Partci- kongrcß vom 1. Juni. <W. T. B.j Die Flucht vor der Deraniworlung für -en Frankensturz. London, 21. Mai. Der Pariser Berichterstatter der „Dativ Mail" schreibt, in gutunterrichteten Kreisen verlaute, daß ver schiedene der einflußreichsten Mitglieder des Kabinetts für den sofortigen Rücktritt desselben und die lieber-- tragnng der Negierung an die Sozialistischradtkalcn seien, da Poincarö sonst die Geschäfte bis zum Zusammentritt der Kam mer wciterftthren müsse, ohne in der Lage z» sein, ivirksame Maßnahmen zur Abhilfe des neuen Falles -er französischen Währnna treffen zu können. (W. T. B.s Potttts griechischer Gesandter in Paris. Paris, 21. Mai. Nach einer HavaS-Mcldung ans Athen ist der ehemalige griechische Minister des Acußeren Po litis zum Gesandten tn Parts ernannt worden. lW. T. B.j Nalionalbewutzlseia. Das Anslanddentschtnm und der neue Reichstag. Von C. Gollnick, Präsidialmitglied des Bundes der Ausländsdeutschen. Im Anfang war das Worts Mit Zentnern von Flug blättern und Prvpngandaschriften haben die Parteien ihre Wähler überschüttet: allerorten fanden zahllose Wahlversamm lungen statt, um Schwankende und Laue in die Front der Wähler einzurcihcn. Das ist schließlich unter anderen Böl lern ebenso, ja. der Wahlkamps nimmt draußen leicht noch groteskere Formen an, als es hier bei uns der Fall ist. Wenn Mark Twain in seinen Skizzen schildert, daß man ihm, dem Wahlkandidatcn, Scharen von gemieteten Kindern in zer lumpten Kleidern nachschickt, die iß-, mit dem flehenden Ruse „Vater" umringen, um aus diese Weise seine moralische Un aecignelheit zum Volksvertreter öffentlich darzntun, so lehnt sich dieses Beispiel nur an die tatsächlichen Wahlgepflogen- hclten in den Vereinigten Staaten an. Mehr jedoch als in anderen Ländern ist bei uns die Wahlpropaaarrda auf die eaoistischeii Bedürfnisse des einzelnen Wählers ein gestellt. Wieviele» Parteien hat die Nentcnmark als will kommenes Aushängeschild dienen müssen, wieviele Ver sprechungen glaubten die Parteien den einzelnen BerufSstän- bcn, besonders aus den Kreisen des geschädigten und aus- geplünderten Mittelstandes, machen zu müssen, um sie für sich zu gewinnen. Und leider ist zu befürchten, baß sehr viele Wähler die Abgabe ihrer Stimme von selbstsüchtigen Beweg gründen abhängig gemacht haben, anstatt sich das Wohl des Staates als Wegweiser dienen zu lassen. Immerhin aber dürfen die national eingestellten Parteien einen großen Sieg für sich buchen: ihre Aufgabe wird es sein, die Gesolgschast zu einem wirklichen nationalen Bewußtsein zu erziehen, ihr klar zu machen, daß das Schicksal deS einzelnen unbedingt abhängig ist von dem Schicksal des Staatsganzen. von dem Willen und von der daraus erwachsenden Kraft, das Schicksal des Vaterlandes zu beeinflussen. Im Anfang war die Tat! Unser Altmeister Goethe hat einmal das deutsche und das englische Wesen mit den Worte« gekennzeichnet: „Während die Deutschen sich mit der Auflösung philosophischer Probleme auälen, lachen uns die Engländer mit ihrem großen praktischen Verstände aus und gewinnen die Welt." Man kann diese Auffassung in moder nem Sinne vielleicht auch so ausdrückcn, daß der Deutsche vom deutschen Gedanken in der Welt spricht, während der Engländer nach englischen Gedanken in der Welt handelt. Nicht um theoretische Erörterungen, sondern um die praktische Anwendung eines nationalen Bewußtseins wird es sich bei dem neue» Reichstag handeln müssen, soll von ihm -er Anfang zu einem neuen Aufstieg ausgchen. Praktisches Nationalbewußtsein lernt man außerhalb der Grenzen des Reiches, losgelöst von der Heimat im Existenz kämpfe inmitten eines fremden Volkstums. Hier in der Heimat, im Kreise von Gleichgesinnten und an der Vicrbank ist es keine Kunst, stolz zu bekennen: ,Hch bin ein Deutscher!" — Nicht der ist draußen der beste Bekenner des Deutschtums, der eS stets ans der Zunge trägt, sondern derjenige ist es. der in allen Lebenslagen deutsch zu handeln versteht. In Lodz in Kongreßpolen, in jener Stadt, die allein deutschen Männern ihre« Aufstieg und ihre Weltgeltung verdankt, fiel bald noch dem Einzug der deutschen Truppen im Weltkriege das böse Wort von den „russifizicrtc,, Deutschen". Gewiß, von Hurra patriotismus war nichts zu verspüren, das dortige Deutsch tum war für die deutschen Vesatziinasbehördcn nur schwer zu gänglich und geneigt, cinenc Wege zu wandeln. Wer aber Augen hatte zu sehe», der sah. daß das schönste Gebäude in dieser so überaus häßlichen Stadt das deutsche Gymnasium war, ausacbaut ohne Hilfe des Reiches in einer Zeit schwerster Verfolgung des Deutschtums von jenen angeblich „Russifizier- tcn", die ihren Kindern das ihnen selbst innewohnende deutsche Volkstum erhalten wollten und erhalten haben. An unsere Poslbezieher! Vergessen Sie nicht, Sen Bezug Ser „Dresdner Nachrichten" für Mvnat Zuni 1924 zu erneuern. Der Bezugspreis beträgt G.-M. 2,80 Frankreichsürchlel-ie-eulscheRechlsregierung
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview
First Page
Back 10 Pages
Previous Page