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Dresdner Journal : 08.09.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-09-08
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186509089
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18650908
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18650908
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1865
- Monat1865-09
- Tag1865-09-08
- Monat1865-09
- Jahr1865
- Titel
- Dresdner Journal : 08.09.1865
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18«S. Freitag, dm 8. SeptnOn W208. Ädonnrmrawpreise: ^»krliek: S TKIr. — Xgr. iu «»cd»«Q ^M>rl.:1 „ 1b „ „ „ Itlouutlioll in vr««t»ni lb Xgr. LinrrlnÄ Xiuunntru: 1 Xxr. llN «U»I»Lä» stritt 8»,t uoü 8t«n»p«-l ea-et»!»^ tiinru. Jasrratenprrilr: kur gen ksum einer eespnltenen 2sile: 1 Xxr. linker „Linxesunat" üi« 2eil«: 3 Xxr. «rschrinen: liixliet», mit Xusnukme tier 8onn- nn<l ksiertsxv, Lbeuci» kür äeu lolxenäen I'ux. DrrMerZmmml. Verantwortlicher Nedacteur: I. G. Hartmann. Ansrratrnannlchme auswärts: !.«ip»ig: kn, Lnneverurr".«, Oommi»»ioniir <ie» Vrestlner ^ournit!«; sdenäuü.: 8. L!«il.rii, 8. Innuri; Sewburx-iUloiUt: llnsuxirkiin L Vounrni IsrUn: <i»oi-iv, seiis iiuak- tiuuill, li>irkiiat:rri«'» iinrenn; vremeui L. 8«m.c»rri; >r«»I»ui 7,ooi« 8rttt<orki i krunktvrta. w: Lui liit,; Löln: Lnol-k- ijiindttrtin: knri» v. laiordturm.» (28, ruetiesdvnsent'uus); kru^i kn.Lilnnicu » 8uebd.; Visu: Lowptvir 6. k, IVieuer Leitung, Ltekunirpl. 867. Herausgeber: lLLaixl. Lxpeüitiou >1vs Dresdner ^ouruul», Orosäsu, blarceostrasso X». 7. Nichtamtlicher Tkeil. Ueberstcht. Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Constttutionelle Oesterreichische Atg. — Economist.) kagesgeschichte. Wien: DaS Handelsministerium. Zu rückgabe sequestrtrter Güter. Eisenbahnzug von Räu bern überfallen. — Prag: DaS tschechische Theater, vr. Vieltki. Die LandcSirrenanstalt. Angebliche Land tagswahlordnung. Der böhmische Statthalterposten. — Zara: Haussuchungen. — Berlin: Die Rück kehr des Königs. General v. Manteuffel. Die Un tersuchung gegen den Redacteur May. Zur Berliner Volkszählung. Die CoalitionScommisston. — Bonn: Die blutige Schlägerei. — Königsberg: Processe. Beschlagnahme.—M agdeburg: Freisprechung.—M ü n- chrn: Staatsminister Frhr. v- Beust. Hr. v. Ecebach. — Stuttgart: Der VereinStrz deutscher Arbeiterver eine. — Darmstadt: Eisenbahncommisston. Preß- polizeilichcS. — Wiesbaden: Kammerverhandlun» gen. — Ko bürg: Die Abreise der Königin von Eng land. — Paris: Silberne Statue Napoleon'- l. Die Brände in den Korkeichenwäldern von Algerien. Die Cholera in Marseille. Zum Theaterscandal in Lyon. — Turin: Rundschreiben de- Kultus minister-. Brigantaggio. Ein Etsenbahnunfall. — Madrid: Dir Cholera. — London: Freilassung des englischen Gesandten in Abessinien — Kopen hagen: Der König. Die schleSwigschen Gäste. — Moskau: Abreise deS Kaisers. — Bukarest: Fürst Kusa. Pcrsonalverändrrungen. — New-Bork: Gut achten des AttormygeneralS. Großer Rats der In dianer. Lchlr-wig Holstriu. (Herr v. Halbhuber undFeldmar- schallleutnant v. Gablcnz. Der Herzog Friedrich. Dis location der preußischen Truppen. Die Ausführung deS CondominatS.) Lre-duer Nachrichten. Provinzialurchriedtru. (AltgcrSdorf. Niederau.) Lclcgulphischc Nachrichten. Kiel, Donurr-tag, 7. September. Die heu tige „Kieler Zeitung' melket, daß die holsteinschrn Stäodemitglieder. welch« zu riuer Berathuvg der LandeSangrlegruheitrn sich hier eingrfunden Haden, ihre Versammlung in einem Privatbause abhal- ten mußten, nachdem die Lula der Universität, in brr die Sitzung ursprünglich abgehalten werden sollte, auf Befehl der Negierung verschlossen wor ben war. Erschienen waren 31 Abgeordnete, und zwar Vertreter der Geistlichkeit, der Städte und der Bauern; von Vertretern de- Adel- war Nie mand erschienen. Man beschloß eine Eingabe an die BulldkSoersammlung, welche den alten Rechts- wahrungtvrotrst gegen die -Zerstückelung der Her- zvgthümer enthält, Berufung der LandeSvertre- eung verlangt und die Bereitwilligkeit, den natio nalen Forderungen zu genügen, constatirt. Pari-, Mittwoch, 6 September, AbrndS. Der soeben erschienene „Abendmoniteur" demen- tirt die von verschiedene.! Blättern gebrachte Nach richt, daß da- französische Paketdoot „ProgreS" in dem sardinischen Hafen Porto-Torre« insultirt und mit Flintenschüssen empfangen worden sei. Das halbamtliche Blatt constatirt, daß die ita lienischen Sauität-beamtrn nur die Erlaubniß zum Einlaufen de- französischen Schiffe- verwei gert haben In seiner Wochenrundschau sagt der „Abend moniteur' bezüglich de- soeben beendeten Klotten- feste-: Die aus beiden Seiten de- Canal- veran stalteten Keste haben Gelegenheit zum Ausdruck der lebhaftesten Sympathien zwischen der eng lischen und französischen Nation gegeben. Wir sind glücklich, die Höflichkeit der Regierung Ihrer Majestät der Königin, die Zuvorkommenheit der englischen Bevölkerung und die freundschaftliche Sprache der englischen Prrffc constatirrn zu köa- neu. Die Regierung de- Kaiser- war nicht die erste, welche mit dem britischen Cadinrt vertrau liche und freundschaftliche Beziehungen zu unter halten wünschte Zurrst sich auf eine Allianz be schränkend, wurde später fortwährend rin herz liche- Eiuvrrstäuduiß von der letztgenannten Re gierung avgrkrrbt; aber et blieb der Politik de- Kaiser- Vorbehalten, diesen Gedanken für beide Nationen und ganz Europa fruchtbar zu machen. Dir englischen Journale erkennen die- mit selte ner Einmüthigkeit au. Dir guten Beziehungen Frankreich- und England- sind auf die gegensei tigen Interessen dieser Länder gegründet; rS exi- stirt aber zwischen beiden noch rin andere- Band in der Gleichmäßigkeit ihrer Principirn de- öffent lichen Recht-. Auf diese Weise rivalisirten sie au Uneigennützigkeit, um die Unabhängigkeit der Tür kei zu bewahren In gleicher Weise gab Eng land die jonischen Inseln auf, nachdem r- Frank reich für die Befreiung Italien- hatte kämpfen sehen. Lissabon, Mittwoch, 6. September, Abend-. Die Taufe de- neugrbornrn Prinzen wird am 26. d-. MtS. stattfinden. Man glaubt, daß der König erst im October seine Reise in- Ausland antrrtrn wird. ' Dresden, 7. September. Die „Constitutionelle Oesterreichische Zei tung" spricht sich in einem längern Artikel ziemlich scharf gegen die Politik des Ministeriums Belcredi-Maj- lath in der ungarischen Frage aus. Es heißt rn demselben: „Alles deutet auf Jnaugurtrung eincr Poli tik hin, die wohl nicht zu den unmöglichen Thatsachen, gewiß aber zu den rechtlichen Unmöglichkeiten gehört, und die einst wohl vcrurtheilt, im Voraus aber nicht berech net werden kann. Zu den rechtlichen Unmöglichkeiten rechnen wir, daß die Union Siebenbürgens mit Ungarn im Sinne der 1848er ungarischen Gesetze, entgegen den Propositionen der Krone an den nach Emanation der Reichsverfassung berufenen stebcnbürgischen Landtag und entgegen den sanctionirlcn Beschlüssen dieses Landtag- be gehrt oder eingelcitet werde. Zu den rechtlichen Unmög lichkeiten rechnen wir, daß die Beschlüsse des ungarischen Landtags von 1848 principiell als grllige Gesetze feiten der Krone anerkannt werden, und daß das Reich Oester reich gegenüber Ungarn keine Rechte zu fordern, sondern nur Concessioncn zu erwarten habe und sich damit be gnügen müsse. Allerdings verlangten die beiden Adressen des ungarischen Landtages vom Jahre 1861 dies Alles; allein man hätte glauben sollen, daß die Altconservativen »Irl- Oetobcrmänncr Ungarns in ihren Forderungen nicht so weit gehen. Sie haben ja daS Octoberdiplom, daS auf der Machtvollkommenheit des Herrschers ruht, als ihr Werk ausposauut; sie zuerst hatten im Jahre 1860 cs übernommen, das Programm durchzuführen, welches im Wortlaute und Gedanken des Octoberdiploms gegeben war. Ist aber damals die unbedingte Anerkennung und Wiederherstellung früher bestandener VerfaffungSsor« men und Rechte ausgesprochen worden? Das kaiserliche Manifest und das kaiserliche Diplom vom 20. Oktober ertheilten auf diese Frage eine verneinende Antwort, die in der kaiserlichen Erklärung vom 23. August 1861 an den NcichSrath ihre wohlmotivirte, über allen Zwei fel klare Bekräftigung findet.... An Deutlichkeit lassen alle diese kaiserlichen Erklärungen nichts zu wünschen übrig. Sic entsprechen allein den berechtigten Forderun gen der Monarchie; eS kann daran nichts geändert wer den ohne Zustimmung der Vertreter Oesterreichs, ohne Zustimmung deS österreichischen ReichsrathS. Das Recht dieser Zustimmung haben die cisletthanischen Völker durch große Opfer erworben, welche die Zurücksührung Ungarns unter daS Sccpter Les Kaisers von Oesterreich ihnen ko stete. Es hieße aller Geschichte und allen so thcuer er kauften Rechten Hohn sprechen, wollte man die Rollen umkchren und die Gewährung dcr unbestreitbaren Rechte der Monarchie, ja deren ganze Eristenz von den Aus sprüchen eines ungarischen Landtag- abhängig machen. Und doch scheint daS Ministerium Majlath solchen Weg gehen zu wollen. Man hat Ursache, einiges Gewicht auf jene Enthüllungen zu legen, welche im Jahre 1864 die Anschauungen jener Männer an das Tageslicht brachten, die am 20. October 1860 von Seite Ungarns die Lei tung der StaatSgeschäste übernahmen, Männer, unter denen Herr Georg v. Majlath sich befand, der von ihnen Allen nebst Graf Apponyt an» längsten im Amte blieb. Beeinflußt von den Beschlüssen des 1861er Landtags, scheinen diese Herren ihre früher« Ansichten ganz auf gegeben und dahin umgewandclt zu haben, daß selbst daS Octoberdiplom gegen daS Recht Ungarns verstoße, daß die sogenannte RechtScontinuität Ungarns die principiclle Anerkennung aller Gesctzartikil des ungarischen Landtag- von 1848 als zu Recht bestehender Gesetze fordere, waS natürlich auch auf die Forderung dcr Integrität deS Rei ches Ungarn, also zur Einverleibung Siebenbürgens, Kroatiens und Slawoniens führt. Die bekannte Bro schüre sagt es geradezu, „daß die Völker der Erbländer vorerst das ungarische Recht anguerkennen haben, und sich klar darüber werden müssen, daß cs sich nach Gesetz und Recht nicht darum handelt, den Ungarn Concessioncn zu machen, sondern darum, daß die Ungarn dem Reiche Concessioncn gewähren." Wenn die Gerüchte auf Wahr heit beruhen, baß vorerst Siebenbürgen zur Union mit Ungarn geführt werden soll, dann fürchten wir, daß diese enthüllten Acußcrungcn sein Programm enthalten. Wir fürchten, denn dieses Programm enthält nur für Ungarn Rechte, für die Monarchie nur die Verweisung auf Con- cessioncn; für Ungarn die Rolle deS Besitzenden, für Oester reich die Rolle des Bettlers. Ungarn, die Magyaren in Ungarn allein würden zu bestimmen haben, wann und was als gemeinschaftliche Angelegenheit gemeinschaftlicher Behandlung zu unterziehen wäre; Ungarn allein würde bestimmen, in welcher Form und mit welcher Wirkung diese gemeinschaftliche Behandlung durchzuführen sein werde: mehr aber, als Ungarn concediren will, dürfte Oester reich nicht ansprcchen.... Soll die Monarchie dazu ver- urthcilt sein, sich nur mit Concessioncn Ungarns zu be gnügen, mögen diese auch noch so weit hinter dem Rechte zurückbleiben, da- die cisleithanischen Länder bereits er langt und wofür sic daS kaiserliche Wort haben? Nun, Herr v. Majlath mag sich vorsehcn; er möge die Linie ziehen, über welche hinaus die Principien ter RechtScon- tinuität, Integrität und Parität Ungarns nicht zur An wendung kommen dürfen, ohne zur größten Konfusion im Staate Oesterreich zu führen; er beuge sich und seine Freunde, er beuge auch den Landtag Ungarns der poli tischen Raison, um nicht in daS Joch des politischen Un verstandes zu gerathen. Wenn ihnen aber daS gelingt, dann hat er das Wort des Ministers Schmerling wahr gemacht: „„weder die Comitate, noch selbst dcr Landtag dürfen in die Action eingchen, wenn sie sich nicht den Bedingungen fügen, an welche dieselbe geknüpft ist."" Daß aber diese Bedingungen gestellt sind und bestehen bleiben, dafür hat das kaiserliche Wort die Gewähr ge geben, an welcher wir festhaltcn, überzeugt, daß die Tage jenes Ministeriums gezählt wären, welches wagen sollte, dem kaiserlichen Worte entgegen zu handeln." Aus Anlaß des Portsmouther Flottenfestes bringen die Londoner Blätter Freundschaft mit Frank reich predigende Leitartikel. Der „ Economist " be merkt: „Nicht in allen Kreisen scheint man das Schau spiel gegenseitiger Achtung und Herzlichkeit zwischen ehe maligen Feinden und Nebenbuhlern mit ungetrübter Be friedigung zu betrachten. Selbst unter uns in England hat cs einige Zweifler und einige Murrköpfe gegeben. Wir hören von Zeit zu Zeit eine Art von halblautem Gebrumm, daß in dem Allen zu viel Schaugcpränge sei; daß nicht England, sondern Englands prachtvoller Alliirte ein Motiv für diese Kundgebung habe; daß er uns zu seinen Zwecken brauche, und daß seine Zwecke nicht die unfern seien. Gut! Angenommen, daß dem so ist, daß in diesen geflüsterten Insinuationen etwas Wahres ist, oder daß sie lauter Wahrheit enthalten, so sehen wir doch keinen Grund, warum wir unS über daS Schau spiel vor unfern Augen um einen einzigen Grad weni ger freuen sollten. Wir haben nicht daS Geringste da gegen, dem Kaiser Napoleon von Nutzen zu sein, und nicht die geringste Furcht, daß er uns als seine Werk zeuge gebrauchen werde... Die einfache Wahrheit ist, daß eine herzliche Allianz mit Frankreich ein reiner Segen, nicht nur für eS, sondern auch für England und die Welt ist, so lange wir uns durch sie nicht zu unweisen Unternehmungen verleiten, oder in fesselnde Verbindlich keiten verstricken lassen... Wir sollten an dcr französi schen Allianz f.sthalten... Frankreich ist nie so ruhig, noch, glauben wir, jemals so aufrichtig gewesen, wie unter dem gegenwärtigen Kaiser." Tagesgeschichte. Wien, 5. September. Der „'N. Fr. Pr." zufolge solle dem provisorischen Zustande im Handelsministerium ein Ende gemacht werden, und zwar durch Ernennung eines „Leiters deS Ministeriums für Handel und VolkS- wirthschaft". Dcr Sectionsralh Ignaz Ritter v. Schäffer, welcher jetzt als k. k. GcneralconsulatSdirector in London fungirt, werde schon in den allernächsten Tagen zum L.iier deS Handelsministeriums ernannt werden. Die „Ostd. P." vernimmt, daß Herr v. Schäffer bereits in Wien ein getroffen ist, und, wie die „Pr." erfährt, soll das Mini sterium ganz nach dem Muster des cngllschen „HrndelS- amtcs" constituirt werden. — Wie der „Pesther Lloyd" erfährt, hat Se. Maj. der Kaiser gestattet, d^ß die der malen noch im Besitze des Staats befindlichen seque» strikten Güter des Sabbas Vukooics sammt den darauf entfallenen Grundenilastungscntschädigungsbeträ- gcir dessen zwei Kinder«, nämlich dcr Gattin deS Herrn Paul v. Uermcnyi, gcbornen Marie Lukovics, und seinem Sohne Gabriel Vukovics übergeben werden. — Dcr Eisenbahnzug der Staatsbahn wurde in vorletzter Nacht zwischen Temcsvar und Szegedin, nachdem vor her die Schienen aufgerissin worden waren, von Räu bern überfallen und ausgeraubt. Näheres ist darüber, wie die „Ostd.-Post" sagt, noch nicht bekannt. Z Prag, 6. September. Der von dem tschechischen Theatercomils noch für diesen Herbst in ziemlich sichere Aussicht genommene Bau eines imposanten Theatergcbäu- des wird weder in diesem Jahre begonnen werden, noch ist begründete Hoffnung vorhanden, daß man in den nächsten Jahren denselben werde in Angriff nehmen kön nen. Hier in Prag sielen die Sammlungen, welche in der Thut durch die eindringlichsten Miticl in Scene ge setzt wurden, so mager aus, daß wohl kaum daran zu denken ist, ein großes tschechische-Theater werde auf dem Wege freiwilliger Subsc'iption zu gründen sein. Besonders auffallend erscheint di« Theilnahmloflgkrtt jene» Theiles der Bevölkerung, in dessen besondcrm Interesse — wie es hieß — dcr Thcatcrbau unternommen werden sollte. Die tschechischen Blätter drücken den Schmerz getäuschter Hoffnung aus. — vr. BielSki, unser Bür germeister, ist bei der tschechischen Journalistik in Un gnade gefallen, weil er bei der Eröffnung der Dampf schifffahrt zwischen Prag und Stinchowitz einen Toast in deutscher Sprache ausbrachte. Es wird ihm dies sehr von den Föderalisten verübelt. — Nach und nach werden die vom Landtage beschlossenen Reformen bezüglich dcr Landesirrenanstalt zur Ausführung gebracht. In das zur Aufnahme von Geisteskranken adaptirte Gebäude in KosmanoS sollen die Unheilbaren und Blödsinnigen gebracht werden, so daß diese Abtheilungen der hiesigen Anstalt nicht mehr zur Last fallen werden. — Die Be hauptung tschechischer Blätter, die böhmische und die mährische Statthalter« hätten ministerielle Erlasse erhal ten, welche sich auf die Abänderung der Landtagswahl ordnung beziehen und eine Regierungsvorlage in dieser Frage einbegleiten, ist bis heute durch nichts Thatsäch- ltches bestätigt worden. — „Narod" will auS zuverläs siger Quelle erfahren haben, daß dem Fürsten Karl Feuilleton. Lu- der Bai von Paranagua. Von Julius Platzmann. Urwald im Regen. Lieber Vor vrelen Jahren dichtete ich — wer hätte nicht einmal in seinem Leben gedichtet? — wie in einem dun keln Vorgefühle folgende Verse: Bin rn den Wald gegangen Bei einem starken Regen; Viel tausend Tropfen hangen An Zweigen, Halm und Wegen. Den Regen gar erquicklich Trank ich au» voller Brust; Da» machte mich überglücklich Und übervoll von Lust. Wie stärkten meine Glieder Sich an dem frischen Saft! Gebt mir sür meine Lieder Von dieser Waldettrastl Heute fielen sie mir wieder ein auf einem Spazier gange, den ich Dir erzählen will, und es kam mir vor, als erfüllte sich erst jetzt diese» Liedchen. Da mir da» Innere meine» PfefferkuchenhäuSchen» — seine dünnen, mit Muscheln belegten Lehmwände sehen ganz wie Pfef ferkuchen au« — durchaus keine Anregung bot, auch in der Küche außer einem zur Neige gehenden Wildschwein»- viertel sich Nicht» der Bemerkung werth vorfindet, ging ich ganz erpreß Deinetwegen heut« früh in den Wald, uw Dir etwa» Interessante» aufttschen zu können. E» regnete, und wenn e» hier regnet, kann man nicht darauf warten, daß e» aufhöre zu regnen. Bei einem solchen Ausgang läßt man fein Schuh und Strümpfe zu Hause, streifelt die Beinkleider bi» über die Knie in die Höh«, nimmt da» Gewehr auf den Rücken, überzeugt, daß die herrschende Feuchtigkeit dem Schüsse alsbald seine Zünd fähigkeit benehmen wird, und betritt nun kühn vorerst da unvermeidliche Terrain der Mangebäume. Die Ebbe er laubt uns, diesen feuchten Dom zu betreten. Vielleicht, daß wir in irgend emer Seitenhalle ein schlafendes Kro kodil belauschen können. Blätter, Zweige, Stämme sind mit Schlamm überkleistert. Zwischen entfärbtem Grün, schlierigen Aesten und strakltgern Wurzelwerk breitet sich die geronnene Oberfläche unserS Ertplaneten in noch gal lertartigem Zustande aus. In der That ein grauer An blick! Mit Geduld und Uedrrng kommt man auch hier dennoch vorwärts, indem man, während das vorgeschrit tene Bein bis an daS Knie einsinkt, jedcSmal das andere Bein heraus und nachzieht. Nun hat man die wohlthä- tigen Schlammjtiefeln an, wodurch man wenigsten- unten herum gegen nie lästigen Stiche der MoSquitoS und Bo- tucas, unsrer Schnaken und Schmeißfliegen geschützt ist. Der Regen behindert diese Plagegeister durchaus nicht in ihren maliciösen Angriffen. Du mußt auch nicht ver gessen, daß e» keineswegs kalt ist, wie wir Europäer Re gentage unS nicht ander- vorzustellen pflegen, sondern warm, sehr warm, denn wir leben im Februar. Schweiß mit Regenwaffer gemischt läuft in Strömen vom Antlitz herab. Ja diesem Bereich poetischer Naturanschauung, in diesen Gefilden, von denen man nicht weiß, ob die Nymphen de» Süßwaffer» oder Neptun'« fischschwänzige Trttonen sich in ihnen tummeln, gelingt eS zuweilen, al- eigentlicher Zweck der Ercurfion, ein Saracura, Ralle oder Wasserhuhn zu schteßen, olivengraue, flink« Wald- Vögel, mit rothen Beinen, braunrother Brust, gelbgrünem Schnabel und seurtgrothrn Augen. Ihr lauter, schallen- der Gesang : tri-vov«, tei «»<m, tiivoo«, om pot', nm-pot', nm pot' weckt mich seit Jahren und wird mir unvergeß lich sein. Sie find aber gewöhnlich klüger, al« der Jä ger, dem e« nicht so leicht, wie dem listigen Jaear» ge lingt, eins wegzuschnapprn. Weder von dem einen, noch von dem andern eine Spur- Einer lehmigen, gelben Strömung folgend, gelangt man aus diesem breiigen Schlammboden de« Mange auf den sandigen, fester» Grund eine» Flußbettes und steht nun unter dem traufenden Wald. Der Donner herabstürzender Gewässer, daS Rau schen der Bäche, dgS Fallen von Millionen Tropfen, ein tausendstimmiges Zirpen und Schrillen beängstigt das Ohr. Zwischen moortriefenden Felsenblöcken wühlen sich schäumend ockergelbe Fluthen unter trügerischen Brücken gewaltiger, durcheinander geworfener Stämme fort. Ueber versteckten Grotten und Klüften halten sie wohl die leicht sinnig wuchernde Pflanzenwelt hoch über dem Boden, weichen aber dem Tritte deS gewichtiger» ErdensohneS. Zuweilen genügt ein kräftiger eoup <iv piock, um den gan zen morschen Bau in die Tiefe stürzen zu sehen. O, namen lose Nässe! Die Rinnsale fangen schon aus den Bäumen an und die Rinden aller Stämme sind mit ununterbro chenen, herabfallenden Quellen umkleidet. Von jeder Fie derspitze der fiederreichen Palmenwedel, welche zahllos die hohen Gipfel der Laubbäume unterwölben, gehen Wasser fäden zur Erde. AuS den in allen Höhen haftenden, vollgefüllten Blattrosetten der Bromeliaceen spritzt unauf hörlicher, plätschernder Ueberschuß. In dem durchsichtigen Grün der feinsten, wie au- Feuchtigkeit gewebten Haut- farren, auf den sammtigen, lockern Kiffen moosiger Ueber- kleidungen überall rieselt und pert bezaubernd krystallhell, diamantenrein die strömend« Gabe der Wolken. Beson der« in den Bechern der Flechten haften die Tropfen so märchenhaft glänzend gefaßt, daß ich alter Tropf wie ein Kind mich verführen ließ, danach zu greifen. Alle«, Me ist vollgefogeu, übergossen und getränkt mit Wasser. Dabei find alle Gegenstände — und wa« man nur ficht, schlägt in da« Reich der Vegetation — mit einem warmen, grü nen Licht« übergoss«», denn wie kann e« dunkel sein, un geachtet aller Wolken, wenn die Sonne im Scheitel steht? Die Kleidung ist durchnäßt, der Körper glüht, denn wir sind ein gutes Stück bergauf vorwärts gekommen. Fort währende Brausen und herabschicßcnde Douchen gewäh ren Erfrischung. Bevor beschlossen wurde umzukchren, sah ich noch einmal ordentlich in die Höhe — soweit da» anging, denn die nassen Wimpern mußten sich aller Augen blicke wegen in die Augen fallender Regentropfen schlie ßen —, um mir so recht klar zu werden, wa» ich sah. Viel Palmen sah ich; darüber einen grünen, in Wolken dampf verschwindenden Himmel ; alle Stämme der Laub bäume mit glänzendnassem, verschiedenartigstem Blattwerk kletternder Gewächse dicht besetzt. Nun hatte ich aber ge nug gesehen. Ameisen an den Beinen, Dornen in de» Füßen, Schnitte von Bandgräsern auf Gesicht und Hän den, Holzböcke am von langbeinigen Mücken umsummten Körper — alles reizende Zugaben, welche ein Besuch im Urwald ganz unvermeidlich mit sich führt — dazu da ausfallend stärkere, donnerartige Toben der Gewässer rathen zur Rückkehr. DaS war bloS der Beginn de« Regen gewesen. Jetzt fing ein so niederschmetternder Platzregen an, daß ich vollständig zu Boden geworfen wurde. Ach und da» Gewehr, ein zweiläufiger „Lützelberger t Suhl", der mir noch zum Wenigsten den Tod einer wilden Taube bewahren sollte, geberdet sich beim Sturz al» Born! Da war ein Autrutschen den schlüpfrigen Bergabhang hinab! Unten angekommen, hat die Fluth bereit« Alle» über schwemmt. Da hilft Nichts, vor allen Dingen keine Ver zögerung. Frisch hindurch! Nun tastet man mit den Füßen fort und tastet sich ol cooe,« in rin Loch. Von da an betrachtet man die Kleidung ganz al« Badcwäschc; so kommt man auch glücklich durch da« Flußbett. Unter den Mangebäumen ist bet den obwaltenden Umständen dte Paffa»« vorüber. Man muß sich entschließen, auf «ine« Umweg« über ein Thonlager »ach Hause zu gr-
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