Delete Search...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.03.1906
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-03-04
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060304013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906030401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906030401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1906
- Monat1906-03
- Tag1906-03-04
- Monat1906-03
- Jahr1906
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.03.1906
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
verugsgeblldn «aEtrll» f«'»».,»»« bet ,SnN-b M^maliarr Zuttai»« durch unirr« B«t»n „»,»»« und »»»,»»«, an <«m- und Montaarn nur einmal! »VN X»V . durch LUdivdnIar-om- «UNWdn » Mk be» , MI »0 «I. Bei ,i»»ali«r Zutielluna durch di« cod,„«efdül^lt». im«u». >»»d mit «nilmrchrnlxm Suichlaae. I! ochdruck allrr Artikel u. Oriatnal- Mitlrilu»»«» nur mit deutlicher O««lleoan,adet.DrrSd Rachr/t tulüikn. Siackträulich« houurar- antdrllch» bleibe« unbenicklichN,!: «uvkNanat« Manu«r,vie wnd» nickt anldtwalirt. Aelearamm-Adrelt«: «achrlch«»» »resde» Gegründet f856 Lübeck L vo. ! klc>kl>ofsr.int«n 8r. Uaj, ck. Lönigo v. 8nali«sii. vsrolL-vdveolaüv. Lin7.slrork.iuf: vroiiäen, tttm»rkt2. Mrelgen-cM. Annabme von ilnkilndt,««,» » di» nachmitta-s S U!»r Eon», »nt S.'ieilaa» nur Marienllrabe N Vau n bis >/,i Mir. Die ilualtlaeWruiio- iirile ica. « Tilden» « Pl«„ An> tiindiaunucn au» der Vrivaliciie Zr» e so 'Mg.: die rivaliige Zeile a»l Der» teile »o Via., als Ei»ae«a»dt Ze.o KS Pi» In Stummer« «ach ko»»- und ^eiertaae» l ipaltiae Wrundieiie W Pia. aui Privatieiir « Via., rivaliiae Zeile aui Lertlcite und a!» EinaeiandtsoPia. AuewariiaeLni- uäae nur aeae» VorausdeeadlUna. lbeleadlüuer kosim ra Vieimiae. Kerntvncher: «r. U und 20»«. HauptgeschLstSsleUe: Maricnstr.S». Zmvrna-^eppled.MM k'. L-e»o1» »vlltvli, !»!«>,,»» a. Mnmelnml»«». I-eN>»»«>e» in» »o>»I«„<n l»I>->»»»«»,. Viersolt «L I IUIvi88ii«r Mliilmliiiie» ^ linken tt'oltrnk! — ^ -- * Ilaiitsl-Aiteeivplak«* doi Nl. < ItttNiKvr WD' kepLcaluren »Ilvr »zKoiiis ia «ixeuor ttvrkiitalt. Carl Tiedcmann, Lnäsabrik, gcgr. 18.13. WcllauSsiellunacn Pari» lüllii u. Lt. Louis lügt: Äcid.ue Urdaille». Kl spknl«., Blech., tfopal-, Tauiar-Vacle. Sireaiive «nv Spiritus - LnUe. faivie als Spezialitäten: Berttstein-Lnlle und vwialUeglniur-Laitfarlien. » « Altjindt: Dtsrlcnllrasie l<» und Slmalknltrnst« 18. Neustadt: Helnrlchslraftr iLiavt Görlitzl. VaWvrckiektv Ir«Äen-I'vIepiiiell üin Ilsmvn im<I Herren, Ilrimen-Ii«8lümv, Ilvnen-inrin^t in xiösster ^U8^aü1 empt'idilt ^k««. Livrlrll aus Unol, 8«;I,Iar«88ti ««««v As«. 28. LUustni'-rto Nrpiv^ltrum« iLiaUv uuü /»I Ln!»»»!» Versassniigsändernng in Württemberg Binndve>siche»mg, Weißriitztalfperce», Wablcechlsvoischlag. *^* * * " * » ^Pllgll. Chemische Untersuchungen, Balneolegische Gesellschaft. Abessinien. Bbrsenwochenbericht. Mulmasjl. Witterung: Knill, zeittveiie Iicilcr. Lonntaft.4.MarzIW6. Die württemvergische VerfassungSrcvision gehört iu den auch vom Standpunkte de, allgemeinen Politik bemerkenswerten Vorgüngen im öffentlichen lleben der Cinzel- staateu, das ja überhaupt in der letzten Zeit ziemlich lebhafte Be wegung zeigt. ES handelt sich dabei um eine mit einer wesent lichen Verfassungsänderung verbundene Wahlrechtsreform, die sich aus beide Kammern erstreckt. Lägt schon dieser eine Gesichtspunkt mit Rücksicht aus die an allen Ecken und Enden einsetzende Wahl- rcchtsagitation für die Einzellandtagc der im Gange befindlichen umfassenden GesetzgebnngSaklion in Württemberg ein weitergehen- des Interesse gesichert erscheinen, so darf das Gleiche auch von dem konfessionellen Einschläge gelten, der der Angelegenheit noch ein besonderes Relief verleiht und bei der Reform der Ersten Kammer in die Erscheinung tritt. r Soweit die Zweite Kammer in Frage kommt, läuft die dort mit sieben Neunteln, nicht bloh mit den erforderlichen zwei Dritteln angenommene Versassungsrevisio» einschließlich des neuen Wahlgesetzes daraus hinaus, die Zweite Kammer rn ein reines Volksparlament umzugeslalten, was sie gegenwärtig nicht ist, weil darin nach der alten Verfassung gewisse Elemente, die ihrem Wesen nach eigentlich in ein Oberhaus gehören und auch dement sprechend berufen werden, Sitz und Stinrmc haben. Diese soge nannten „Privilegierten" sollen aus der Zweiten Kammer völlig ausgenierzt und der neue Bestand des Hauses ausschließlich aus solchen Vertretern gebildet werden, die nach deni allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrecht zu wählen sind. In ganz reiner Form findet jedoch dieses radikale Wnblrechr nur auf einen Teil der Mitglieder Anwendung, soweit die Wahlen nach bestimmt abgegreirzten Bezirken vorgenomme» werden. Dagegen ist für einen anderen Teil zur Vorbeugung gegen die Gefahr einer sozial demokratischen Ueberrvncherung dasselbe Verfahren eingesnhrt wor den, das Dr. Georgi in seiner an dieser Stelle besprochenen Schrift über die Reform des sächsischen Wahlrechts auch für untere engere Heimat empfiehlt, nämlich die Verhältniswahl, bei der auch der Minderheit eine angemessene Vertretung gesichert ist. Für die Verhältniswahlen gilt daS ganze Land als ei» einheitlicher Wahl kreis. Die Verhältniswahl Hot in Württemberg überhaupt mehr und mehr Anhänger gefunden, nachdem sie zuerst bei den Konnnunal- wahlen zur Einführung gelangt ist. Die gleichzeitig von der Regierung vorgelegte und von der Zweiten Kammer beschlossene Reform der Ersten Kammer will dieser Körperschaft frisches Blut zufiihrcn und sie im modernen Sinne lebensfähig machen. Gegenwärtig verfügt das wnrttem- bergische Oberhaus nur über den winzigen Bestand von 29 Mit gliedern, die sich, und das ist der springende Punkt, überwiegend aus den Häuptern der katholischen standesherrlichen Familien rekrutieren. Daß diese Elemente den ihnen zn Gebote stehenden poli tischen und wirtschaftlichen Einfluß aus die Entwicklung des Landes mit allen Kräste» in ihrem ultramont ancn Sinne auszu- nben trachten, ist die eigentliche Quelle der schweren Unzuträglich- kciten, unter denen die staatliche Entwicklung Württembergs bisher gelitten hat. Wenn ei» zu 70 Prozent evangelisches Land ein zu 00 Prozent katholisches Oberhaus hat. so ist das in der Tat ein so augenfällig sinnwidriger und dem Allgemeinwohl schädlicher Zustand, daß sich die sehr energische Reaktion der evangelischen öffentlichen Meinung des Landes dagegen nur zu wohl er- klären läßt. Hierin ist auch der Grund für die tiefgehende Abneigung zu suchen, deren sich die Erste Kammer in ihrer jetzigen Zusammensetzung in Württemberg erfreut, und die u. o. darin zum Ausdruck kommt, daß der erste Staatsrechtslehre:: des Königreichs, "Professor Dr. Gaupp, die Standeshcrren „Drohnen" nennt, „die bloß durch den Fleiß der ihnen vom König gelieferten Arbeitsbienen überhaupt über Wasser geholten werden". Außerdem ist hierauf die minder wertige Stellung zurückzusühren, die die Erste Kammer in Württemberg in der Gesetzgebung einnimuit, indem sie in allen Budgetfragen kein Stimmrecht besitzt, sondern nur als Gutachter-Instanz fungiert, sodaß der Wille der Zweiten Kammer hier ausschließlich entscheidet. Doch genügt diese eine Schutzmoßregel selbstverständlich nicht, um die ver derbliche Einwirkung des in der Ersten Kammer herrschenden Mtramontanismus auf der ganzen Linie lahm zu legen. Noch der jetzt in Aussicht genommenen Reform soll die Mitglieder zahl der Ersten Kammer auf 53 erhöht werden, und zwar sowohl durch Uebernahme der aus der Zweiten Kammer ausfcheidenden Privilegierten als auch durch Neueinfügung von Vertretern der Wissenschaft, der Landwirtschaft, des Handels, Gewerbes und Handwerks. Auf diesem Wege würde tatsächlich daS von der Regierung rm Einverständnis mit der Zweiten Kammer er- strebte doppelte Ziel erreicht werden, die Erste Kammer nicht nur zu einem im modernen Sinn« lebenSsShigen Obechanse anS- zugestalten, sondern sie auch a»S eurer einseitigen katholischen Interessenvertretung in eine dem Wahle des ganzen Lande« dienende Körperschaft nmzubildrn. Me wenig di« jetzige Erste Kammer im stände ist. ihr völlig versteinertes Dasein auch nur «ühsom fortzufristen, erhellt beispielsweis« au» dem Umstande, daß sie in den letzten Jahrzehnten nicht einmal mehr die nötigen Referenten für das Plenum aus ihrer standesherrlichen Milte auszutreiben vermochte, und deshalb kurzerhand die gesamte parlamentarische Arbeit den paar vom König ernannten Mit gliedern aushalste. Die zeitgemäße Umgestaltung der württembergischen Ersten Kammer, die in ihrer derzeitigen Zusammensetzung eigentlich zutrefsender eine Kammer der katholischen StandeSherren ge nannt zu werden verdient, ist eine Frage von um so größerer Dringlichkeit, als dabei auch die dynastischen Verhältnisse wesentlich mitsprechen. Nach dem Tode des regierenden Königs Wilhelm, der keinen Thronerben huucrläßt. wird nämlich die jüngere Linie der Dynastie, die durch die Verheiratung eines württembergischen Prinzen mit einer Prinzessin von Orleans der ko t h o l i s ch e n Kirche zugeführt worden ist, zur Negierung gelangen. Wenn nun aber in dem überwiegend evangelischen Staate Württemberg erst einmal der König mitsamt seinem Hause und Hofstaat« katholisch sein wird, dann befürchten die evangelischen Württemberger von einer solchen Entwicklung ernste Gefahren für die p r o t e st a n t i s ch e n I n t e r e s s e n. für die sich dann auch das in der Ersten Kammer beruhende ultramontcme Ucbergewicht noch viel empfindlicher fühlbar machen würde als dies jetzt schon der Fall ist. Die Württemberger vermissen für den Eintritt der katholischen Thronfolge gänzlich solche ver fassungsmäßigen Bürgschaften und Schutzvorschristeu, wie sie bei uns in Sachsen in der Einrichtung der in avanrcvliois be auftragten Minister bestehen und sich zum fortdauernden Segen für die protestantischen Interessen bei gleichzeitiger ungestörter Ausrechterhaltuug des Vertrauensverhältnisses zwischen Dynastie und Volk bestens bewährt haben. König Wilhelm, ein durch regen evangelischen Sinn und protestantisches Pflicht- bewußtsein ausgezeichneter Monarch, hat in richtiger Erkennt nis der in der Zukunft heranwilteruden Gefahren seine eigene Person in edler Hrrrschertreue für die Versassungsrevision ein gesetzt und von seinem unbeugsamen Willen, die begonnene Aktion zum guten, dem Lande heilsamen Ende zu führen, im Zusammenhänge mit der Annahme der Vorlage in der Zweiten Kammer zwei eindrucksvolle Beweise gegeben, indem er den Ministerpräsidenten telegraphisch dazu beglückwünschte und dem Präsidenten der Abgeordnetenkammer, dem Führer der süddeut schen Volkspartei im Reichstage, Rechtsanwalt Payer, der sich als erster Vorkämpfer der Versassungsrevision hervorgetan hat. das mit dem persönlichen Me! verbundene Komturkreuz des Ordens der württembergischen Krone verlieh. So erscheint die Revision der württembergischen Verfassung in einer höheren Bedeutung als das politische Vermächtnis des evangelischen Königs an leim überwiegend evangttisches Land. Tie katholischen Standeshcrren der Ersten Kammer aber sträuben sich hartnäckig gegen die Reform und wollen von ihrem hohen Picdcstal nicht heruntcrsteigen. Die „Parität" gilt eben bekanntermaßen für den Ultromontanismus nur da. wo er in der Minderheit ist und sich „gleiches Recht", soll heißen die Vor- Herrschaft, erst erkämpfen will. Wo er dagegen das Uebergcwicht bereits in der Hand hält, versteht er sich freiwillig zu keinem paritätischen Zugeständnis, selbst wenn es sich um die Be seitigung so handgreiflicher Ungerechtigkeiten handelt, wie sie in der gegenwärtigen Zusammensetzung der Ersten Kammer gegen über der evangelischen Bevölkerungsmehrheit begründet sind. Sollte das katholische ObcrhauS hartnäckig auf seinem Wider stande beharren, so wird in der resormsrcundlichen württcm- bergischen Presse mit einer sehr drastischen Maßregel gedroht. Man weist nämlich daraus hin. daß in der Verfassung ausdrücklich der Fall des Nichtfunktionicrens der Ersten Kam- mer, wozu auch eine derartige „passive Resistenz" zu rechnen sei, vorgesehen werde, und zwar in dem Sinne, daß alsdann der übereinstimmende Wille der Regierung und der Zweiten Kammer als Gesetz Geltung habe, unter völliger Ausschaltung des anderen Faktors der Gesetzgebung. Realpolitisch klüger wäre es natürlich von der Ersten Kammer, wenn sie es dazu nicht kommen ließe, sondern sich durch rechtzeitiges Einlenkcn wenigstens ein ehrenvolles Begräbnis erster Klasse sicherte. Neueste Drahtmeldnnuen vom 3. März. Deutscher Reichstag. Berlin. lPriv.-TA.s EmgeLangen da» Automobil- Hastpslichtgesetz. Bei Besinn der Sitzung sind mit Einschluß der Herren am Präsidialtische nur 25 Abgeordnete anwesend. Die Beratung des Etats der Rei chsju st izver wal tu na wird fortgesetzt. — Abg. Stadlhagen iSoz.s: Das A und O aller Reform unserer Rechtspflege sei: Unabhängigkeit oller Organ« der Rechtspflege. Daran fehle es zur Zeit. Die Strafprozeßen»!Mission habe e« sich offenbar zur Ausgabe ge- stellt, die letzten Garantien für eine Freisprechung Unschuldiger »» beseitigen. Solle doch nach dem Beschlüsse jener Kommission bei der Wiedereinführung der Aerusunq in Strasiachen nicht nur der Verurteilt« Berufung einlegen dürfen, sondern auch dtr Staatsanwalt gegen Freisprechungen. In Leipzig sei vor einigen Tagen eine Versammlung aufgelöst worden, weil er — als VersammlungSredner — im Begriffe stand, „unabliänaige Justiz" zu fordern. Mo nicht einmal mehr dies« Forderung dürfe man in Sachsen aiisspreckien! Weiter verbreitet sich Red ner über die vorgestern erfolgte Verurteilung des veranrwur.- lichen 'Redakteurs der „Leivziger Volkszcituug" wegen des historische Rückblicke enthaltenden Artikels „Albsrtini.stlw Profile". Das Urteil selber habe zugeben müssen, daß der gegen wärtige König von Sachsen in dem Artikel nicht einmal genanui sei. Und trotzdem habe das Gericht Maiestätsbele'dignug an genommen. Deutlich zeige diests Urteil die „Tendenz"! Zinn Schluß gebt Redner noch aus den Berliner Milchling-Prozeß, ' ' ' "he Kanu, - versuch .. i n a erk! Abfassung des Urteils schwer erlrankt und bestnde sich jetzt noch in einer Nervenheilanstalt. Der Minister habe den Präsidenten des Kammergerichts aus vorgekommenc Nachlässigkeiten aufmerk sam gemacht, aus den Senat aber in keiner Weise eine Beein flussung unternommen. Dem Senat sei sogar von dem Schreiben des Ministers cm den Präsidenten gar nichts bekannt gegeben worden. Der Staatssekretär protestiert daun nochmals gegen die Unterstellung, als ob Organe der Rechtspflege, als ob ins besondere Richter ihr Urteil abhängig machen von politischen oder anderen Umständen, die mit dem Rechtsfall an sich nichts zu schaffen haben. — Sachs. Geh. Rat Boerner erklärt, die Gründe des Urteils in dem ooracstrigen Leipziger Prozeß seien ja überhaupt erst mündlich verkündet worden und noch nicht fchristlich. Tie nähere Begründuna werde daher überhaupt noch abaewortct werden müssen. Wenn der Oberstaatsanwalt Böhme gesagt habe, die eigentlichen Verfasser des Artikels hielten die Feig- heil für den besseren Teil der Tapferkeit, so babe der Oberstaats anwalt nur dem gesunden Empfinden des Volkes Ausdruck qe- geben. Das Volk verstehe es nicht, wenn der Verfasser, der Täter, nicht z» seiner Tat stehe, sondern einen anderen als ver antwortlich vor Gericht stellen ließe. Widerspruch links.s Redner begründet dann noch gegenüber dem Abg. Müller-Mei- ningen die relativ milde Bestrafung des Fürsten Kotschubei damit, daß Kotschubei im Affekte gehandelt habe. — Abg. Stöcker polemisiert gegen die sittenlose Presse, vor allem die ickfamloscn Witzblätter. Die Vereine gegen die Unsittlichkeit seien nur hervorgerufen durch die Zügellosigkeiten einer verrohten Presse, besonders des „Simplicifsimus". Unbegreiflich sei, wie jemand sagen könne, daß wir aus den „Simplicifsimus stolz sei» mußten. Und wie der „Simpliciisimns", so die „Jugend". Wie verwerflich sei das Predigen der freien Liebe im „Sun- vlicissimus" und in der „Jugend"!? Auch der verkommenste Mensch könne das nicht billige'. Wenn fetzt dem christlichen Glauben der offenbare Unglaube als gleichberechtigt cntgegen- gestellt, unqescheut Unmoral gepredigt, die Ehe verächtlich be handelt und die Anhänger der freien Liebe als toahrbafl züchtig dargcstellt werden, so fei eine solche Umkehr der Moral eine schwere Gefahr. Neben Bild und Wort wirkten in dieser Weise auch Schauspiele, die heutzutage zum Teil wahre Sauspicte v 2'ccrne:i von lorcyLn Quartanern, Tertianern, Mittelklassen der höheren Mädchen- schule», Zöglingen der Präparanden-Anstalteu rc.abgenommen wor den seien. Das sei cs. weshalb man den Schutz der Gerichte gegen ein solches scelenmörderischcs, jiigendverderbendes Trei ben anrufen müsse. Die Nationen sollten zusammentretcii und auf einem aewciusamen .gougreß beraten, was gegen diese Pest zu tun sei. fBeisall rechts.s — Abg. v. 0) erlach (sr. Vgg.s: Offen bare Schweinereien mißbillige zweifellos jedermann, aber der „Simplicissimus" dürfe nicht mit dem „Kleinen Witzblatt" in einem Atem genannt werden. Ihn sNedner) und seine Freunde unterscheide von Stöcker, daß sie eben wirkliche Kunstwerke nicht verfolgt sehen wollten. Redner verlangt eine Reform der Ge- siiideordung. Selbst Ohrseigeu und Prügel sollten sich die Dienst- Loten »nd ländlichen Arbeiter gefallen lassen. Wehe ihnen, wenn sie wieder schlügen! — Abg. v. Brockhau scn lkons.I tritt der gestrigen Darstellung der Vorgänge bei der Pyritzer Genossenschaft durch den Abg. Krösell entgegen. Eine Bemer kung des Redners, daß Krösell eine verchetzende Agitation ent falte, bezeichnet Vizepräsident Graf Stolbera als unzulässig. - Aba. Herbert sSoz.f weiß von Urteilen haarsiräubenster Art zu berichten: so seien in Staroard Verteiler sozialdemokratischer Flugblätter smzar wegen .Hausfriedensbruchs verurteilt worden. O Abg. Heine sSoz.s bestreitet, den gesamten Richierstano angegrissen z» haben: er habe nur eine gewisse Sorte politischer Justiz kritisiert, die über die Gesinnung eines Gegners zu Ge richt sitze. Das cs eine solche Sorle politischer Justiz gebe, hätten alle Redner anerkannt. Man sage, es seien Ausnahmen, rm Westen und Süden gebe cs so etwas nicht. Mer er habe auch in Saarbrücken und Dortmund verteidigt und dort dieselben Erfahrungen gemacht. Für das was er angeführt habe, stehe er mit seiner Person ein. Die Unsittlichkeit bekämpften auch jeine Freunde: aber die Pornographie lasse sich auch mit dem fetzigen Strafgesetze fassen: man würde eS verschärfen können, wenn man sicher wäre^daß es vernunflgemäß angewendet werden würde. Aber Herr Stöacr werfe ja Pornographie und „Sinizliciisimiis" >p einen Tops. — Staatssekretär Dr. Nieber din g : Der Vorredner sagte, er wisse, was er sage. Davon und das ist es, was ich bedaure, was mich innerlich erregt, (Bei- foll.s Ick erkenne dankbar an, daß er sich heute dagegen wehrt, den Riäilcrstond im ganzen zu meinen: aber sein« neulichen Worte haben nicht nur ich, sondern das ganze HauS so <rus- gesaßt. jZustimmung rechts.) Ich wiederhole, es sind Aus- nahmesälle, die er vorsichrte, und ich ersuche chn, die Namen der Richter zu nennen, die ich a!S Schufte bezeichnet hob«. An die Richter aber richte ich die Mahnung, alles zu Unterlasten, was mißdeutet werden könnte; denn wie die Strömung heut« ist, wird alles mißdeutet kSehr wahr! rechts), und das ist ungeheurer Schaden für die Würde uni» da» Inter- esse unferer Nation. sLedhafter Beifall rechtSll — Abg. v. Tirkie >, ikons.j wirst o. Äerlach vor. mit den Sozial demokraten Hand in Hand zu gehen und fordert- Heine aus sein« Angriffe lieber gegen leine eigenen Parteigenosten M
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview
First Page
Back 10 Pages
Previous Page