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Dresdner Journal : 16.02.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-02-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190502167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19050216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19050216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-02
- Tag1905-02-16
- Monat1905-02
- Jahr1905
- Titel
- Dresdner Journal : 16.02.1905
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Lunst und Wissenschaft. Verein für Erdkunde. In der letzten Hauptversammlung des Dresdner Vereins für Erdkunde hielt Hr. Prof. Pattenhausen von der Königl. Technischen Hochschule einen Vortrag über den Verlauf des VIII. internationalen geo graphischen Kongresses, des ersten, der in der Neuen Welt abgehalten wurde und sich auch dadurch von seinen Vorgängern unterschied, daß seine Sitzungen nicht an ein und demselben Orte, sondern in verschiedenen Städten der Vereinigten Staaten von Nordamerika abgehalten wurden. Der Vortragende hatte sich bereits einige Wochen vor Beginn des Kongresses nach dem Orte der ersten Tagung, der Bundeshauptstadt Washington, begaben, um sich eingehender mit den Einrichtungen und Arbeiten der großen amerikanischen Institute bekannt zumachen, in deren Händen die astronomischen, geodätischen und topographischen Aufnahmen der Union liegen (H. 8. Ooast »nä ^oockatio 8ui-vs^, dem wir die mit be wundernswürdiger Genauigkeit ausgeführten grundlegenden Arbeiten verdanken, und H 8. Ovolo^ioal 8urv«^, dem die topographische Aufnahme der ungeheuren Länderfläche obliegt); auch den astronomischen Observatorien und dem in der Nähe Washingtons liegenden GaitherSburg, einer der sechs internationalen Breitrnstationen, die zur Er forschung der Polhöhenschwankungen eingerichtet worden sind, wurden Besuche abgestattet Der Kongreß wurde am 8. September v. I. zu Washington in der Oolumbian vaiversit) durch seinen Präsi denten, den berühmten Nordpolfaheer Peary, eröffnet. Die vettiliguna war bei weitem nicht so groß wie bei den früheren Hongressen Die Anzahl der angemeldeten Vorträge war hingegen so bedeutend, daß eS trotz eifrigster Tätigkeit in den vielen Sektionen nicht möglich war, sie auch nur annähernd alle zu halten. Störend war cs, daß manche Vorträge wegen Zeitmangels abgebrochen werden mußten. Ein endgültiges Urteil über die Vor träge läßt sich daher erst fällen, wenn dieselben gedruckt vorliegen werden. Von den festlichen Veranstaltungen, die den Kongreßmitgliedern geboten wurden, war von be sonderem Interesse ein Empfang in den Räumen der Marinesternwarte (II. 8. X»v»1 Observator^), wobei den Mitgliedern Gelegenheit gegeben wurde, alle Räume dieses mit den besten wissenschaftlichen Hilfsmitteln aus gerüsteten Instituts zu besichtigen. Um Mitternacht wurde die „Lastern lims", d. h die mittlere Sonnenzeit des 75. Meridians, Punkten de« hohen Nordens von Amerika und Orten Südamerika«, Europa«, Asiens und Australiens übermittelt, worauf ein Austausch der Grüße der Nationen folgte, die auf dem Kongreß vertreten waren. Besondere Heiterkeit erregte die Einladung des Gouverneurs der im Stillen Ozean belegenen Insel Guam, den nächsten Kongreß dort tagen zu lasten Am 11. September führte ein Sonderzug die Kon greßmitglieder nach Philadelphia Unter Führung der dortigen Geographischen Gesellschaft wurden am nächsten Tage die Sehenswürdigkeiten der Stadt in Augenschein genommen: die lockepeuäeuev Nail, die Räume der von Benjamin Franklin gegründeten American Ululvüopdic»! Soeiet^, das groß angelegte neue Ovm- mvrcial Museum und endlich da» namentlich an ethno graphischen Schätzen reiche ^rev Kusvum ot krienv« »nä ^rt. Von einer herrlichen Fahrt durch den Fair mount Park begaben sich die Kongreßmitglieder an die Bahn, wo der Zug bereit stand, der sie noch an dem selben Abend nach New Dork brachte An den beiden folgenden Tagen wurden in den schönen Räumen der Xmerican tteogr kooiet)- Sitzungen abgehalten Hier wurde auch der Beschluß gefaßt, den nächsten inter- nanonalen geographischen Kongreß im Jahre 1908 in Genf abzuhalten Unter den Instituten fesselte besonders das unvergleichlich großartige Xmer. lUuseuw ok Xaturai klistor^. Die Xvv Vork kublio lübrar^ hatte eine sehr interessante Ausstellung von alten Karten veranstaltet. Das gedruckte Verzeichnis dieser Karten übergab Redner dem Vereine. Am 15. September wurde eine Exkursion auf dem Hudson unternommen, die durch die Schönheiten der Natur ebenso genußreich, wie durch die wissenschaftlichen Erläuterungen der physio-aeoaraphischen und geologischen Verhältnisse durch Prof. Dam» - Cambridge, Massi, u. a. lehrreich war Nachdem auf der Rückreise der Militär akademie zu Westpoint ein Besuch abgestattet war, wo einer Parade der Kadetten zugeschaut wurde, bestiegen die Kongreßmitglieder abends einen Sonderzug, der sie nach Niagara führte Der nächste Tag wurde der Besichtigung de» herrlichen Wasserfalls und dem Studium der geologischen Verhältnisse der Umgegend gewidmet Nachdem wieder die Nacht hindurch gefahren worden war, erreichten die Kongreßmitglieder am 17. September früh Chicago. Der Vormittag wurde Vorträgen in der Universität, der Nachmittag der Besichtigung der Stadt und der wissenschaftlichen Institute gewidmet. Den folgenden Tag führte der Sondcrzug die Geographen durch die Prärien von Illinois nach St Lou iS Hier bildete der Kongreß einen Bestandteil de» großen Kon gresse« der Künste und Wissenschaften Hier wurde da« Interesse an den wissenschaftlichen Vorträgen — wa« begreiflich erscheint — abgelenkt durch die Fülle der Ein drücke, welche die Weltau»stellung bot. Von hohem geo graphischen Interesse war namentlich die groß angelegte Philippmenansiedelung, sodann da» Jndianerterritorium und die Jndianerschule Am 22. September vereinigte noch einmal die Mitglieder de« geographischen Kon gresse» der Schlußvortrag, in dem der Commander Peary seinen Plan sür seine diesjährige Expedition darlegte Ter kühne Forscher will ungefähr am 1. Juli aufbrechen und versuchen, sein Schiff bis an die Nord küste von Grant Land zu bringen, wo er das Winter quartier beziehen will. Mit dem Anbruch der Dämme rung im folgenden Februar beabsichtigt er dann mit etwa 25 Eskimos und Schlitten über das polare Packeis vorzudringen. Von Zeit zu Zeit will er dann Leute und Schlitten zurücksenden und den letzten Vorstoß nach dem Nordpol mit nur drei oder vier Schlitten auSführcn Al« am Schluffe seines Vortrags Peary der festen Zuversicht de« Gelingen« seines Unternehmens Ausdruck gab, brach ein unbeschreiblicher Jubel los Möchten die kühnen Hoffnungen in Erfüllung gehen! Im Anschluß an den Kongreß wurde dann noch von etwa 70 Mit gliedern eine fast drei Wochen dauernde große Exkursion m den Südwesten Nordamerikas unternommen. Nach dem Besuche einiger Dörfer der Jndianerstämme der Pueblo« und Navajo«, wo die Exkursionsteilnehmer Gelegenheit hatten, die eigentümlichen religiösen Tänze zu beobachten, ging die Fahrt nach dem Grand Canyon m Arizona, dem unbeschreiblich großartigen System von gigantischen, in den prächtigsten Farben sich darbietenden Schluchten, die der mächtige Coloradofiuß sich in da« bi« 2500 m ansteigende Plateau eingeschnitten hat. Sodann wurde der versteinerte Wald am Arizona aufgesucht. Redner schildert den eigenartigen Eindruck, den die mächtigen Achatstämme gewähren, die teil« au« den kahlen Höhenrücken oft meterweit hcrvorragen, teil« die weite Wüstenfläche bedecken. Der Vortragende be schrieb dayn di« Änderung de« Landschaft«bilde«, die man wahrnimckt, wenn man sich von Arizona nach Mexiko begibt: Zuerst die ausgedehnten Wüstensteppen mit spär lichem Buschwerk, Jucca«, Agaven und Kakteen, dann di« üppige Vegetation in der mexikanischen Ebene und g des ls mit v der reichte 0 Irin :os zu eilung c um mit schäumen de deutschen r selber i, rt, daß der den Jesseln >für «der ck der tüch ster Mana Vorsitz deutscher ommen, »hasteste äußern, sen der morden nungen erziel »nähme so ge- sichere j ihrer c Ver- «sere U-i. >et der all. auch unter ch. rS Reichs- atung bei Kufe der Uichthosen, n Ungarn «sequenzen für einen ng erzielt S kontta- üng, daß rags im Staaten Staats- sit durch Ähnliche lbe Ruß- mit dem bei un» müßten, fcn, die >er Aus- ags mit eicht ist, die Kün- lommens ider Er- hmigunz sall die »g vor- ^39 Donnerstag, oen 16. Februar nachmittags. 1905 Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Bürgerschullehrer und Organisten Johann Winter in Geithain das Albrechtskreuz zu ver leihen. Se Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den nachgenannten Offizieren und Mannschaften die Erlaubnis zur Anlegung der ihnen verliehenen Auszeichnungen zu erteilen, und zwar des Königl. Preußischen Roten Adler-Ordens 3. Klasse dem Obersten v. Werlhof, L I» suite der Armee, mili tärischem Mitglied deS ReichSmilitärgerichtS; des selben Ordens 4. Klasse dem Oberltnt. der Landw. Pion. 2. Aufgebots Deubner des Landw.-Bez. II Dresden; des Königl. Preußischen Allgemeinen Ehrenzeichens dem Vizefeldw. Jrmschler im 2. Jäg- Bat. Nr. 13; des Komturkreuzes 1. Klasse des Herzogl. Sachsen-Ernestinischen Haus-OrdenS Aller- höchstihrem diensttuenden General L I» suite General major v. Altrock; des KomturkrcuzeS 2. Klasse des selben Orden- dem Major v. Kommerstädt, BatS- Kommandeur im Schützen- (Füs.-) Regt. „Prinz Georg" Nr. 108; des Ritterkreuzes 2. Klasse des selben Ordens dem Oberltnt. Frhrn. v. Seebach im Garde-Reiter-Regt.; des Großkreuzes des Königl. Italienischen St Mauritius- und LazaruS-OrdenS dem General der Inf. Grafen Vitzthum v. Eckst ädt, kommandierenden General des XIX. (2. K. S.) Armeekorps; des Kommandeurkreuzes des Ordens der Königl. Italienischen Krone dem Oberstltnt. Frhrn Leuckart v. Weißdorf, Chef des General slabes XIX. (2. K. S.) Armeekorps; der Königl. Italienischen Erinnerungs-Medaille in Silber dem Unteroffizier Bergner im 2. Ulan-Regt. Nr. 18; des Ritterkreuzes des Königl. Niederländischen Ordens von Oranien-Nassau dem Ltnt. Frhrn. v. Hum bracht im Garde-Reiter-Regt.; des Ritterkreuzes 1. Klasse des Königl Schwedischen Schwert-Ordens dem Rittm. z D. Frhrn. v. Salza und Lichtenau; der Kaiser!. Chinesischen Erinnerungs-Medaille 2. Klasse dem Oberltnt. Bramsch im 2. Ulan.-Regt. Nr. 18, kom zur Kaiser!. Deutschen Gesandtschaft in Peking. Se Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Hofmarschall Graf v Rex den ihm von dem Regenten der Herzogtümer Sachsen-Coburg und Gotha verliehenen Stern zum Komturkreuz 2. Klasse des Herzogl. Sachsen- Ernestinischen Hausordens annehmc und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Ministerialdirektor Ge heime Rat Or. Apelt das ihm von Sr. Durch laucht dem Fürst-Regenten von Reuß verliehene Fürstl. Reußische Ehrenkreuz 1. Klasse annehme und trage. Perfonalveränderunflen in der Armee. Offiziere, Fähnriche rc. 13. Februar. Die Ltnts.: Daubenkropf im 5. Jnf.-Regt. „Kronprinz" Nr. 104, v. Abendroth im 1. (Leib ) Gren.-Regt. Nr. 100, — scheiden behufs Übertritts zur Kaiserl. Schutztruppe für Südwestafrika mit dem 24. Februar aus dem Heere aus. Derorönung, die Beiträge der Besitzer von Pferden und Rindern zur Deckung der im Jahre 1904 aus der Staatskasse bestrittenen Verläge an Seuchen- rc. Entschädigungen betreffend. Nach der am 1. Dezember 1904 vorgenommenen Aufzeichnung der im Lande vorhandenen Pferde und Rinder ist zur Erstattung derjenigen im Jahre 1904 verlagsweise aus der Staatskasse bestrittenen Be träge, welche an Entschädigungen nach dem ReichS- gesetzt vom i M^i894 für die wegen Seuchen auf polizeiliche Anordnung getöteten und für die nach solcher Anordnung an der Seuche gefallenen Tiere, oder nach den Gesetzen vom 17. März 1886, vom 29. Februar 1896 und vom 12. Mai 1900 für infolge von Milzbrand oder Rauschbrand gefallene oder getötete Pferde und Rinder, ingleichen für an Gehirn-Rückenmarksentzündung, bez an Gehirn entzündung umgestandene oder getötete Pferde und für an Maul- und Klauenseuche gefallenes Rindvieh zu gewähren gewesen und an Verwaltungskosten er wachsen sind, auf jedes der ausgezeichneten -0 Pferde ein Jahresbeitrag von 1 M 80 Pf., 6) Rinder im Alter von sechs Wochen und darüber ein Jahresbeitrag von — M 18 Pf. und e) Kälber im Alter von weniger als sech- Wochen ebenfalls ein Beitrag von — M. 18 Pf. zu erheben. Indem solches gemäß 8 4 der Verordnung vom 4. März 1881 — G - u. V.-Bl. von 1881, S. 13 flg. —, der Verordnung vom 17. März 1886, des Gesetzes vom 29. Februar 1896 und der Verordnung vom 14. Mai 1900 — G - u. V.-Bl. von 1886, S. 64, von 1896, S. 31 und von 1900, S 254 — be kannt gemacht wird, werden die zur Einhebung der beregten Jahresbeiträge berufenen Polizeibehörden (Stadträte, Bürgermeister, Gemeindevorstände) an gewiesen, auf Grund der von den Kreis- bez. Amtshauptmannschaften an sie zurückgelangten Ver zeichnisse die oben ausgeschriebenen Jahresbeiträge von den betreffenden Pferde- und Rindviehbesitzern unverzüglich einzuheben und bis längstens den 1 April 1905 unter Beischluß der Verzeichnisse an die Kreis- bez. Amtshauptmannschaften abzuliefern Dresden, den 9. Februar 1905. Ministerium des Innern. v. Metzsch. N28 Der auf Grund von 8 38 des Gesetzes über die Berichtigung von Wasserläufen usw vom 15 August 1855 dem Amtshauptmann Or. Morgenstern in Chemnitz laut Bekanntmachung vom 11. Juli 1904 erteilte Auftrag zur Besorgung der behördlichen Ge schäfte bei der von der Stadtgemeinde Chemnitz ge planten Anlage einer Talsperre im Tale des Lauten baches bei Neunzehnhain und den damit zusammen hängenden Wasser- und Wegcanlagen im Lautenbach- und im Schwarzbachtale hat sich erledigt. Dresden, ain 8. Februar 1905. Ministerium des Innern. Für den Minister: Or. Schelcher. 112s Ernennungen, Versetzungen re. im öffent lichen Dienste. Im »eschLftSb«r«icht de« Ministerium« per Kinan»«n. Bei der Postverwaltung sind ernannt worden: Sattlermeister Lehmann und Materialwarenhändler Naumann als Postagenien in Langenwolmsdorf bez. Pappendors. Im Geschäftsbereiche de« Ministerium» de« Krieg«. Beamte der Militärverwaltung. 23. Ja nuar. Manitz, Obermeister der Artilleriewerkstatt, aus seinen Antrag unterm 1. April mit Pension in den Ruhestand versetzt. — 1. Februar. Die Unterapotheker der Res: Schmidt im Landw Bez ll Dresden, Zieger im Landw. Bez. Zwickau, — zu Oberapothekern des Bcurlaubtenstandes befördert. — 9 Februar. Hofmann, Intendantur Bureau- diätar für den Sekretariatsdienst bei der Intendantur der 4. Div Nr. 40, unter Versetzung zur Üorpsintendantur XIX. (2 K S.) Armeekorps, zum Jntendantursekretär, — Wein hold, Zahlmstr.-Aspirant vom 4. Feldart-Regt. Nr. 48, als Intendantur Bureaudiätar sür den Sekretariatsdienst bei der Intendantur XII. (1. K S) Armeekorps, — mit Wirkung vom 13. Februar ernannt bezw ang, stellt. — 12 Februar Bjauer, Unterapolheker der Res im Landw.-Bez Plauen, zum Oberapotheker des Beurlaubtenstandes befördert (Bebördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile) Nichtamtlicher Teil. Vie Wirkungen -es Vergarbeiterstreiks in losial-emokratischer Seleuchtuug. Kurz vor Beendigung des Bergarbeiterausstands hatten wir schon auf den großen Schaden hingewiescn, welcher der deutschen Volkswirtschaft insgesamt durch den Ausstand zugefügt wurde Der „Reichsbote" schätzte ihn damals — am 7. Februar — auf rund 200 Mill. M. und auf 10 Mill M für jeden weiteren Tag des Ausstands Jetzt stellt die „Münchener Post", das Organ des Abgeord neten v Vollmar, interessante Betrachtungen darüber an, welch unmittelbar schädigende Wirkungen der Bergarbeiterstrcik auf die Arbeiter, auf die dortige Geschäftswelt und auf weite Kreise, deren Ab nehmer die Bergarbeiter sind, ausgeübt hat. Den betreffenden Berechnungen ist eine dreiwöchige Dauer zugrunde gelegt, der Ausstand hat aber fast vier Wochen gedauert. Mithin sind die tatsächlichen Schäden um fast ein Drittel größer, als sie in dem sozialdemokratischen Blatte berechnet worden sind Aus welch ungeheure Höhe sie sich be laufen, ist aus folgendem zu entnehmen: Rechnet man die Zahl der Ausständischen unter Berücksichtigung des Umstands, daß in den ersten Tagen des Generalstreiks noch bei weitem nicht 200000 Mann streikten, auf durchschnittlich täglich 190000 Streikende, so ergibt sich bei einem Schicht verdienst von rund 3,90 M. für drei Wochen ein Lohnausfall von rund 15,56 Mill. M oder auf den Tag berechnet von etwa 750000 M. Dieser Lohn ausfall macht sich nunmehr im Monat Februar, wenn auch nicht in vollem Umfange, auf Handel und Wandel stark bemerkbar. Während der zweiten Hälfte des Monats Januar lebten die streikenden Bergleute in der Hauptsache noch von dem um den 20. Januar herum ausgezahlten Restbetrag für den Monat Dezember. Ter Ausfall kommt zunächst nur in dem Betrag zur Geltung, als er größer ist, als die an die Streikenden gezahlten Unterstützungssummen. Man kann annehmen, daß auf den Kopf der Strei kenden wöchentlich 10 M. Unterstützung notwendig waren. Das macht auf den Tag für sämtliche Ausständische 271700 M. Zieht man diese Unterstützungssumme von dem Lohnbetrag ab, so entsteht ein Defizit von 478300 M, die den Arbeitern täglich entgangen sind. Nun ist es eine bekannte Tatsache, daß der Arbeiter in der Regel seinen Verdienst von Lohnperiode zu Lohn periode in voller Höhe ausgibt, um seine Bedürfnisse zu befriedigen. Schon jetzt, bei etwa 25 Streik tagen, ist die Summe, welche die streikenden Berg leute für ihre Lebenshaltung ausgeben können, um mindestens rund 12 Mill, geringer, als eS ohne den Ausstand der Fall gewesen wäre. Die Kaufleute, Handwerker und kleinen Gewerbetreibenden, sowie die Wirte sind es in erster Linie, die in diesem Streik den Einfluß der Arbeiter als Verbraucher zu spüren bekommen haben Die Einschränkung in der Lebenshaltung der streikenden Arbeiter auf einem verhältnismäßig kleinen Gebiet übt so nachhaltige Folgen aus, daß die ganze Geschäftswelt in den be troffenen Bezirken von einer förmlichen Krise heim gesucht werden dürfte Damit, daß innerhalb weniger Wochen der Ge schäftswelt 12 Mill M. weniger zufließen, ist indes die Wirkung des Ausstands noch nicht erschöpft. Die Kaufleute, Handwerker und Kleingewerbe treibenden selbst werden nun gleichfalls gezwungen, ihren Haushalt einzuschränken. Man wird eher zu niedrig als zu hoch schätzen, wenn man die Zahl der Geschäfte, die in dieser Weise in Mitleidenschaft ge zogen werden, auf 30000 beziffert. Ter Schaden, der diese Existenzen trifft, ist graduell verschieden; die Wirte werden z. B. stärker getroffen als die Bäcker, die Schlächter stärker als diejenigen Geschäfte, die Kartoffeln verkaufen Infolge des Streikes sind aber auch Betriebe anderer Industriezweige stark alteriert worden. Entweder mußten sie eingeschränkt arbeiten oder den Betrieb völlig einstellen. Wie groß der Verdienstausfall infolge Kohlenmangels ist, läßt sich in Zahlen kaum angeben. Alles in allein kann man aber behaupten, daß eine Bevölkerung von etwa 1 Mill. Menschen durch den Streik in der Weise in Mitleidenschaft gezogen worden ist, daß ihr Auf wand für den Lebensunterhalt um mehr als die Hälfte herabgesetzt worden ist. So etwa sehen die Wirkungen des Streikes innerhalb des betroffenen Gebiets aus. Aber weit darüber hinaus wirkt der Streik auch ganz allgemein auf den Beschäftigungsgrad einiger Zweige der Groß industrie erschlaffend ein. Um nur einige Beispiele zu nennen, sei darauf verwiesen, daß der stark ver minderte Biergenuß viele Brauereien schädigt. Ein großer Ausfall an Aufträgen entsteht für das Textil gewerbe und die Bekleidungsindustrie. Eine Reihe von Etablissements, deren Spezialität es ist, die hauptsächlichsten Orte des Ruhrbezirks mit fertigen Kleidern zu versorgen, müssen heute schon eine gute Frühjahrssaison als verloren aufgeben. Dazu kommen noch gefährliche Zahlungsstvckungen, die im Ver kehr zwischen Klein und Großhändler, sowie im Verkehr von Fabriken mit ihren Abnehmern ent stehen. Es wird nicht ausbleiben, daß den Zahlungs- stockungcn eine stark erhöhte Anzahl von Konkursen folgen wird, welche die Vernichtung mancher geschäft lichen Existenz bedeuten. Dabei sind die Verluste, welche die Bergwerksbetriebe erleiden, und durch ne indirekt wieder die Maschinen- und Elektrizitäts industrie, der Holzhandel, die Eisenbahn und die Schiffahrt noch nicht in Rechnung gezogen Aus dieser Zusammenstellung, gegen die wohl kaum etwas wird eingewendet werden können, ersieht man deutlich, daß durch einen derartigen Ausstand nicht nur dem Kohlenbergbau und der von ihm ab hängigen Großindustrie große Wunden geschlagen werden, sondern daß davon vor allem auch der kleinere Handel, das Kleingewerbe und die Arbeiter schaft selbst schwer zu leiden haben Um so mehr waren alle Hetzereien nnd Aufreizungen zu ver urteilen, die von sozialdemokratischer Seite zur Schürung der Erregung unter den Bergleuten an- gestellt wurden und geradezu gewissenlos ist es, wenn die sozialdemokratische Presse auch jetzt noch mit dem Feuer spielt, von einem Waffen stillstände redet und zu neuen Rüstungen anspornt. Wir hatten vorgestern schon an dieser Stelle einer „Die Lehren des Bergarbeiterstreiks" überschriebenen Zuschrift Raum gegeben, die, wenn sie auch in Einzel heiten nicht mit dem von uns bisher eingenommenen Dresdner Journal Herausgegeben von der Königl. Expedition deS Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.«Anschluß Nr. 1295. Grfch«i»e«t Werktag» nach« » Uhr. — Origiualbertcht« and Mitteilungen dürfe« nur mit voller Quellenangabe aachgedruckt »»erden. v«i»»»rei«: Beim Bezug« durch di« K,schäft»»,« inner-«I» Arttden» 2,40 M (rlaschl. Zntragung), durch die ,« Deutschen Reiche 3 M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Rumsen» 10 Pf. Wird Zuracksendung der für die Schriftteitung bestimmten, aber von dieser nicht ein- aeforderten Beiträge bean- hirucht, so ist da» Postgeld beizufügen. Gebühren - Ermäßigung bet öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi» mittag» 12 Uhr für die nach mittag- erscheinende Nummer. 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