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Auer Tageblatt : 17.12.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-12-17
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735688886-192512172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735688886-19251217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735688886-19251217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAuer Tageblatt
- Jahr1925
- Monat1925-12
- Tag1925-12-17
- Monat1925-12
- Jahr1925
- Titel
- Auer Tageblatt : 17.12.1925
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Mer Tageblatt 20. Jahrgang Nr. 292 Donnerstag» äen 17. Dezember 192S v>« »«»»>, p«tNz«N, für »u, Nu« u.» Um««««.» « O»ltpf«m>Is«, au.» »Settg« Ho,«!»«» v «»Itps.nat,, U.ktam.-p.tttz.U« *» O.ltpf.anl», «mtltch« z.ll« « r,l«gramm«, Tag.biatt flu«,r,o«biro». Enthalte«- -le amtliche« Arkaoatmachuagea -es Nate» -er Eta-1««- -es Amtsgerichts Bur. p»s!stt)»<r-e»nl, ftmt L«ip,ig Nr. 1,»» ZMM Anzeiger für das Erzgebirge Die Mossulfrage für England entschieden. vkerfünftel -es Vilofet Mogul zum Irak geschlagen. — Noch 25 Jahre Man-ate. — Englan- öemenliert. — Türkische Proteste. Genf, 15. D«z.' Ter Völkerbundsrat hat seine Be ratungen über die Mossulfrage beendet. Lite Entschei dung des Rates wird Mttwoch nachmittag 5 Uhr in öffentlicher Sitzung verkündet. Ter Schiedsspruch kommt in allen wesentlichen Punkten den englischen Wünschen entgegen. Tie Grenze zwischen dem.Irak und der Türkei wird längs der Brüsseler Demarkationslinie laufen, die vier Fünftel des Mossulgebtetes dem Irak zu teilt. Tas englische Mandat über den Irak wird um 25 Jahre verlängert. Außerdem wird die englische Re gierung gewisse wirtschaftliche Verpflichtungen überneh men, darunter den Abschluß von Zollverträgen mit der Türkei. London, 15. Dez. Die in einzelnen deutschen Blät tern wiedergegebene Meldung von einem Bericht des amtlichen englischen Funkdienstes über die Entscheidung des Völkerbundes in der Mossulfrage ist unrichtig. Tier amtliche englische Funkdienst hat bisher keinerlei Mel ¬ dung über diese Entscheidung veröffentlicht, über die ihm bis zur Stunde keinerlei Informationen dorliegen. Berlin, 16. Tez. Wie der „Berl. Lokalar^." aus Gens meldet, hat der englische Premierminister Bald win im Namen der Londoner Regierung zu der vom Vöklerbundsrat entschiedenen Verlängerung des Man dats über den Irak um 25 Jahre seine Zustimmung ge geben, die dem Völkerbundsrat in einer vertraulichen Sitzung bekannt gegeben wurde. Genf, 15. Tez. Tie Veröffentlichung der Ergän zungsberichte über die angeblichen türkischen Grenel- taten im Mossulgebiet durch drei Beamte, der Unter suchungskommission des Völkerbundes hat die türkische Delegation veranlaßt, ein Protestschreiben an den Ge neralsekretär des Völkerbundes zu richten, in dem sie energisch gegen die Art der Stimmungsmache Stellung nimmt und die Beeinflussung von politisch bedeutsamen Entscheidungen durch tendenziöse Berichte verurteflt. Kochs Programm. Berlin, 15. Tez. Tas bisherige Ergebnis der Be mühungen des Reichsministers a. D. Koch, eine Regie rung auf der Grundlage der Großen Koalition zu bil den, ist bekanntlich damit geendet, daß sich Dr. Koch bereit erklärte, gemeinsam mit dem Reichsarbettsminister Brauns ein Arbeitsprogramm auSzuarbetten, das den kommenden Verhandlungen als Grundlage dienen ^oll. Dieses Arbeitsprogramm hat Neichsmi nister a. D. Koch im Lause des heutigen Vormittags fertiggestellt, und es vor allen Dingen den beiden Flügelparteien, den Sozialdemokraten und der Deutschen Volkspartet, zur Kenntnis übermittelt. Ueber dieses Programm verlautet, daß es mehrere Punkte enthält, u. a. Festigung der republika nischen Staatsidee, Fortsetzung der bishe rigen Außenpolitik, Einsetzung eines Sach verständigenausschusses zur Prüfung? er Steuer gesetze zum Zwecke einer Milderung der Steuerlasten der minderbemittelten Bevölkerungs schichten und Uebernahme des Washingtoner Arbeitszeitprvgramms. Tas ArbettSprogramm enthält noch einige, aber nicht sehr wesentliche Punkte. Dieses Arbeitsprogramm ist seit zwei Uhr nachmittags Gegenstand einer interfraktionellen Beratung^ an der neben den.Führern der Temokratischen Partei sämtliche Vorsitzende der in Frage kommenden Fraktionen teilneh men. Es ist kaum anzunehmen, daß diese Besprechung bereits zu einem positiven Ergebnis führen wird. Man muh vielmehr damit rechnen, daß — bis auf die Demo kraten und das Zentrum — die übrigen Fräktionsvor- jitzenden erklären werden, keine endgültigen Erklärurr- gen abgeben zu können, bevor nicht ihre Fraktionen sich mit dem Arbeitsprogramm Dr. Kochs beschäftigt haben. V!e Polen gegen -le Sromberger Zeitung. Unerhörter Rechtebruch. Warschau, 15. Dez. Tas Posener Liquidationsamt hat gegen die Bromberger Verlags- und Tiruckereiftrma Dtttmann, in deren Besitz die Bromberger „Deutsche Rundschau in Polen", das führende Blatt des Deutsch tums in den an Polen abgetretenen deutschen Gebieten sich befindet, widerrechtlich das Ltquidattonsverfahren eröffnet. Die BerlagSstrma Dtttmann ist ausschließ licher Besitz der gleichnamigen schon seit 40 Jahren jn Bromberg ansässigen Familie, deren Mitglieder sowohl nqch den Bestimmungen des Versailler Vertrage» al» auch nach denen des Wiener Abkommen» unzweifelhaft die polnische Staatsbürgerschaft besitzen, also sowohl nach Geburt als auch nach Wohnsitz polnische Staats bürger sind. Tatsachen, die bisher von den polnischen Behörden nie, angezweifelt worden sind. Eine zweite dawes-Bnielhe! London, 15. Tez. Parker Gilbert, der General- agent für Reparationen hat, wie der diplomatische Be richterstatter des „Daily Telegraph" mttteilk, in Be gleitung des Gouverneur» der Ban? von England, Mon- tagu« Norman, s ich nach den vereinigten ^Staaten be- geben. Ter Berichterstatter nimmt an, daß di« Reise mit dem Problem weiterer Kredite für Deutschland ver bunden sei, und daß sie sich in den vereinigten Staaten wahrscheinlich nach der Aussicht für »in» eventuell »wette rawe-eAnlethe erkundigen würde». Großer Tumult im preußischen Lan-tag. Wulle versucht zu sprechen. Berlin, 15. Tez. Tie heutige Landtagssitzung nahm einen unerhört stürmischen Verlauf. Große Nervosität herrschte schon bei dem Bericht des RechltsauSschusse» über die Fememorde, worüber für den Ausschuß der Kom munist Obuch Bericht erstattete. Ter bekannte rheinische Rechtsanwalt stellte fest, daß sich zurzeit 28 Personen wegen Fememord in Untersuchungshaft befinden, dar unter 18 Offiziere und Fähnriche. Der Berichterstatter teilte u. a. mit, daß für die Femeorgantsationen Ver pflichtungen gefordert und unterschrieben werden, muß ten, wonach den Führern dieser Organisationen „Treue bis in den Tod" versprochen wird, und weiter anerkannt wird, daß Verrat nach altgernmnischem Rechte mit Pern Tode zu bestrafen sei. Inzwischen war der Abg. Wulle im Hause er schienen. Aowie ihn die ersten Abgeordneten sahen, entstand im Hause außerordentlich große Unruhe, und zwar bei sämtlichen Parteien. Die Sozialdemokraten und die Kommunisten äußerten ihren Unmuit über das Erscheinen Mulles in sehr heftigen Zurufen. Auf per Tribüne war immer wieder das Wort „Mordbube" zu hören. . Der Abg. Lewerentz-Krefeld, ein Sozialdemo krat, stieg schließlich auf die Rednertribüne und gab in großer Erregung die Erklärung ab: „Es bewegt sich hier im Saal immer noch ein Mann- der unter dem starken Verdacht steht, Beteiligter an einem Morde zu sein. Die Worte wurden mit großem Lärm und großer Unruhe ausgenommen. Eine Anzahl Abgeordnete rief: „Anstifter zum Mord." Ter Redner fuhr fort: „Wir haben gehört, daß dieser Mann es jetzt sogar noch gewagt hat, sich zum Wort zu melden. Er will also, dast dieses Haus von der Tribüne herab beschmutzt wird —" Große Unruhe im ganzen Hause. Man hört die Glocke des Präsidenten. Vermutlich erhält der Redner auch einen Ordnungsruf. Trotz des ungeheuren Entrü stungssturmes, der sich gegen Wulle richtet, betritt die ser die Tribüne. Augenblicklich verlassen di« Sozial demokraten unter scharfen Protestrufen den Saal. Von den Worten Mulles ist auch nicht ein einziges zu ver stehen, weil ein ungeheurer Lärm veranstaltet wird. Un ruhe herrscht bet allen Parteien. Tie Kommunisten or ganisieren für sich aber ein« Lärmveranstaltung, durch die planmäßig jede Ausführung Wulle» unmöglich ge macht wird. Rufe wie: „Lausbube, Mordbub«, Mörder" schwirren durch den Saal. Ter Präsident — Vizepräsident Ga rnich, der der Deutschen Volkspartet angehört — vermag den Lärm nicht niederzukämpfen und unterbricht die Sitzung auf fünf Minuten. Diese Zett benutzt er zur Fühlungnahme mit den Demonstranten und erklärt nach Wiedereröff nung der Sitzung, daß «» Pflicht de» Präsidenten sei, einem Redner de» Hause» auch Gehör zu verschaffen. S» besteh« für ihn keine Möglichkeit, dem Abg. Wulle, der nach der Geschäftsordnung der Verfassung im Land tag auftreten könne, an irgendwelchen Ausführungen zu hindern. Er werde sich leider genötigt sehen, bei wetteren lärmenden Temonftrattonen von den schärfsten geschästsordnungsmähtgen Mitteln Gebrauch zu machen. Wulle erscheint wieder. Erneut empfangen ihn Zu rufe r „Meuchelmörder, Mörder!" Sein« Wort« verhal len ungebvrt. Di« Mehrzahl der Abgeordneten verlas- fen den Gaal. Der ungarische wumerug c1av8U8 vor äem Dölkerdunäsrat. Wahre Demokratie wird immer im Wege einer freien Diskussion zu einer mittleren Linie führen. Daher werben die Ergebnisse demokratischer Behandlung selten die Anhänger radikaler Anschauungen befriedigen Die Demokratie, die im Schoß des Völkerbundrats betrieben wird, führt aber zu einer mittleren Liniq, die den gemätzigsten und bedächtigsten Demokraten mißfallen mutz. Denn sie verliert sich häufig in icner undefinierbaren grauen Masse, die jedermann anwwern mutz, der noch für ein klares Urteil Sinn hat. Gewiß spielen die Machtverhältn'sse dabei die Hauptrolle und sicherlich müssen die Entscheidungen des Völkerbundrates schon im vorn herein auf die Zusammensetzung des Völkerbundes, ja sogar auf jedes einzelne seiner Mitglieder Bedacht nehmen. Sv war es im Falle des italienischen Vorstoßes in Korfu, so geht es jetzt nicht viel anders in der Mossulfrage. Vielleicht weist die erste Ausnahme von dieser schwächlichen Praxis im Falle des Balkankonflikts auf eine günstige Wendung in absehbarer Zeit hin, da diesmal wirklich ein Urte l gesprochen wurde. Eine schwere Enttäuschung bildet aber gle'ch darauf die Stellungnahme des Völkerbundrats in der Frage des unga rischen Numerus clausus-Gesetzes, deren Erörterung wieder auf eine spätere Tagung verschoben wurde. Damit hat sich aber der Völkerbund das Lob der ungarischen Rassenschützler, der Gömbös und Eckhardt, der Beschützer der Erzberger mörder und der Verantwortlichen an den trostlosen Rechtsver hältnissen in Ungarn^ verdient. Tie ganze demokratisch« Welt erwartete, daß der Völkerbund dem Horthyreqime b'es- mal eine empfindliche Niederlage zufügen werde, Statt dessen hat das Parlament der demokratischen Welt, wie man den Völkerbund bereits genannt hat, die Feinde der Demo kratie im Herzen Europas laufen lassen. ' Das Gesetz über die Ausnahmebeschränkungen der jüdi schen und der demokrattsch-sozialist schen Studenten auf den ungarischen Hochschulen wurde In der Blütezeit dec ersten weißen Natlonalversannnlung von 1920 beschlossen. Man be achte nur die Formulierung des Titels zu diesem Gesetz, mit dessen Hilfe nicht nur die jüdische Jugend, sondern auch die demokratische und die sozialistische von den Hochschulen fern gehalten werden soll, selbstverständlich die sozialdemokratisch«, die gleich zwei Lcibfchlcr in einer Person vereinigt, indem sie demokratisch, und sozialistisch ist. Die reichen Juden konnten sich bas Neckst, dennoch zu studieren, für ihre Söhne und Töchter erkaufen, die uirbemittelten bekamen die Numerus clansus-Bestimmungen zu spüren, auch wenn sie bereits einige Semester an einer Hochschule gehört hatten. Das Gesetz traf also in erster Linie die armen Studenten, die jüd scheu und die christlichen,, die den Mut hatten, sich zu einer Weltan schauung zu bekennen, die gerade in Ungarn nicht erlaubt ist. Die Maßregel der ungar-schen Regierung hatte zur Folge, daß die ausländischen Universitäten mit jüdischen Studenten aus Ungarn überschwemmt wurden. Ueberall entstanden für d e Aermsten eigene Hilfskomitees, denen aber schließlich die Last zu groß wurde. Das Londoner jüd sche Hilfskomitee ries daher den Völkerbundrat an, ob das Gesetz mit dem in allen Friedensverträgen festgelegten Grundsatz der Gleichheit nicht im Widerspruch stünde. Lucien Wolf, der Vorsitzende des Lon doner Komitees, verwies auch darauf, daß das Vorgehen der ungarischen Regierung auch andere Staaten anregen könnte, gegenüber den Angehörigen ihrer nationalen Minderheiten eine ähnliche Stellung anzunehmen, zumal in manchen Staaten die Tendenz besteht, d'e Juden auch als nationale Minderheit anzusehen. Graf Bethlen hat seinen Untcrrichtsmtm'ster Kuno Kle- belsberg, den Führer der rassenschützlerischen freien Königs wähler, nach Genf m'tgenommen. Dort hatte dieser die - Stirn, zu behaupten, daß der Numerus clausus dem Schutz der jüdischen Studenten diene, denn ohne dieses Gesetz hätten die antisemitischen Studenten den Juden überhaupt den Zutritt zu den Hochschulen verwehrt. Nach einigen Schwankungen wurde der Punkt von der Tagesordnung abgesetzt und der Völkerbund sanktionierte damit den Standpunkt der magy arischen Rassenschützler. Graf Bethlen versicherte den Herren in Genf, daß nach einer Aenderung der sozialen Verhältnisse in Ungarn da» Gesetz über den Numerus clausus abgeänben werben wirb. Damit hat sich der Völkerbund zufrieden ge geben. In Wirklichkeit bestehen aber in Ungarn keine abnor- normalen sozialen Verhältnisse, sondern vielmehr ein politi sches AuSnahmsreglme der Gewalt und de- Terror», da» allen Forderungen einer modernen Demokratie zum Trotz, Menschenrecht und Menschenwürde immer von neuem schändet. Vle -eutsch-sranzöstfchen Wlktfchofteverhaa-ltMgoa. Part«, 15. D«z. Staatssekretär Dr. Dr«nd«!en- bürg besprach nachmittag» mit dem Handelßminister di« Lage, die sich auf Grund der bisher ausgktauschten Vor schläge und zwar de» deutschen Vorschläge» vom SO. September und de» französischen vom SO. Oktober für die Fortführung der virtschaftovechandlungen ergibt. Auf französischen Wunsch wurde di» nächste Unterredung auf den 17. Dezvnber angesetzt.
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