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Dresdner Journal : 02.08.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-08-02
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188408029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-08
- Tag1884-08-02
- Monat1884-08
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 02.08.1884
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^17S. Somabend, den 2. August. 1884. ILUrlioU: .... IS U»r^ AMrUeU: 4 L0 kt. LiL»«lL» ^ouuosri»: 10 kk. L»»«rL»IL ä«, äsottcl»«» 8«icl»«i tritt koit- m»ä 8tswp«I,u,oUI»K dm»a. Iil»«r»t»Lpr,1»«r kür ä«v k»vw viovr b«»P»ltvavu k«titt»ila SO kt Vvtar „Lu»^s«ku>ät" äio Lolls LV kk. 8« ULÜ LlFsrvsot» LV db TalsoblL^. Dres-uerIMrml. Io»«r»t«uLuo»Umv »uoxLrt»: F>. Lra^<i*t«tt«r, OorLLU—iovLr äs, Oresäosr äourv»!,; UowdarU L«rNn Vt«» I^tpotU >»»«> >r*il»a-rr»Qk1vr1 ». N.: <4 ko-i«', >«rUL-Vt»o L»i»dur^ ?r»ss l.«ip,jx ». ».-ULaedoo: /?«««< Lsrlia: /nvaiiärnäant, vrsmso: L'Lc^/»tte,' Lr„l»u: F Ltan-rn', L«rea« Ladatk-, rr»o>lNu< ». » ; L ^arAe^seli« Üuet>t»iu»äluv8; 0LrM«: 6. At,Mrr; L»L»ovr; (7. i8cL»t«i«r, ksrt, N«rUL -rr»LLNu< ». LtoN^ort. Da«L« «0 Oo., Somdürx: F<j. §te»>»«r. LrsrdetneL, I^Uvb wit 4unu»lull« ä«r 8oo»- u»ä ksi»rt»s» Tdvoä, Kr 6«v solzsväsl» loK. Verantwortliche Redacüon: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. II» r » v » x « d » r, Uöoisl. krpsäitiov äs, Vrs,6ver äourv»!», Vrssäsn, 2«ivsksr»tr»»« t»o. SV. Amtlicher Ldeil. e i Dresden, 31. Juli. Der Geheime Rath, Ordina rius der juristischen Facultät, Professor Or. Bernhard Wind scheid in Leipzig ist zum Rector der Univer sität daselbst für da- nächste UniversitätSjahr gewählt worden und hat diese Wahl die erforderliche Bestätig ung erhalten. Dresden, 22. Juli. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Pfarrer I)r. tüsol. vt pült. Lari Wilhelm Ferdinand Evers in Leipzig da- ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen - Loburg und Golha verliehene Ritterkreuz I Klasse de- Herzoglich Sachsen-Lrnestinifchen Haus- ordenS annehme und trage. Bekanntmachung. Nach Vorschrift von 8 10 Absatz 2 der Ausfüh rungs-Verordnung zum Gesetze über das Mobiliar» und Privat-Feuerversicherungswesen, vom 20. No vember 1876, wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß der Jnfpector bei der Preußischen Na- tional-FeuerversicherungS-Gesellschaft zu Stettin, Herr Hermann August Friedrich Hergt in Leipzig zum ständigen Stellvertreter des hierländischen Bevoll mächtigten dieser Gesellschaft, des Herrn Horst Beyer in Leipzig, bestellt, und für diese Function vom Stadt- rathe zu Leipzig in Pflicht genommen worden ist. Dresden, den 29. Juli 1884. Königliche Brandversicherungs - Commission. Edelmann. Leonhardi. UluMmUichcc Cheil. Uebersicht: Telegraphische Nachrichten. Zeituugsschau. (Bund. Reichenberger Zeitung. Journal des DvbatS.) Tagrsgrschichte. (Dresden. Berlin. Wien. Prag.' Pans. Brüssel. Haag. London. Kopenhagen. Odessa. Belgrad.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffrutl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig.) UaglückSfälle in der Provinz. Vermischtes. Statistik und Volkswirthschast. Kirchennachrichten. Lelegraphische Witterungsberichte. Feuilleton. Lageskalruder. In,erat». Beilage. Lörsenuachrichten. Telegraphische Nachrichten. Paris, Donnerstag, 31. Juli, Abends. (W. L.B.) Lie Lrputtrtenkammer nahm in ihrer veu- tigrn Sitzung uacy unerheblicher Debatte dir Vor lage über o»e Revision der Verfassung mit 294 gegru 191 Stimmen nach den Beschlüssen deS SruatS au. Diejenigen Deputirteu, welche Amra- demeuts zu der Rrvtfionsvorlage gestellt hatten, zogen dieselben zuruck unter dem Vorbehalte, sie »m Cougrest wieder einzubriugen. Veroua, Lonnerdtag, 31. Juli, AbeudS. (Tel. d. Reichend. Ztg.) Der Präfekt Laska erließ fol gendes Leeret: Jedes Schiss oder Kloß, welches aus Tirol kommt, ist zurückzuweisea. Alle Alpen- Pässe find gesperrt; wer dieselben überschreitet, wirb per Schub zurücktransportirt (Bgl. die Rubrik »Zeitungsschau".) Loudon, Donnerstag, 81. Juli, AbeudS. (W. T. B.) Im Oberhause thriltr heute der Staats sekretär des Auswärtigen, Earl Granville, mit, es habe heute eine Coufereazfitzuug stattgrfundra; die nächste Sitzung sei auf Sonnabend aubrraumt. Lem frauzösischeu Botschafter Waddington seien noch keine definitiven Instructionen von seiner Regierung zugegaagen. Loudon, Donnerstag, 31. Juli, Abends. (Lorr.- Bur.) Nachdem der deutsche Botschafter Graf zu Münster in der heutigen Sitzung der Eonfereuz noch- malS die ägyptische Sauitätssrage angeregt und der Earl Granville opponirt hatte, thrilte Letzterer den Botschaftern nach der Eonfereuz mit, daß Weisungen zur strengen Wachsamkeit und Vor kehrung energischer sanitärer Maßnahmen nach Aegypten abgegangev seien. Dresden, 1. August. Die anläßlich des Auftreten- der Cholera in einigen Städten an der französischen Küste des Mittel meeres von Italien verfügte Grenzsperre begegnet in der Tagespresse einem lebhaften Widerstande und hat auch den schweizerischen Bundesrath veranlaßt, durch den eidgenössischen Gesandten bei der italienischen Regierung für die Bewohner der schweizerischen Grenz- dezirke des Lantons Tessin Erleichterungen zu erwirken. Wie der neueste »Bund" mittheilt, sind derartige Er leichterungen theilweise bereits bewilligt worden, andere sollen noch von weiteren Untersuchungen abhängig ge macht werben, und es wird der italienische Mmister des Innern nächstens hierüber mit dem Präsecten von Lomo verhandeln. Auch in anderer Weise haben sich in den letzten Tagen die Verhältnisse geändert; mit Rücksicht auf einen Fall, in welchem die Krankheit nach der »tägigen Quarantäne ausbrach, wurde die Dauer derselben für die französische und schweizerische Grenze aus 7 Lage erhöht, aber gleichzeitig auch eine »tägige Absperrung auf der ganzen Nordgrenze gegen Oesterreich verfügt, so daß nun alle Landzugänge von Ventimiglia »m Westen bis an den Golf von Triest geschlossen sind. Man sieht, daß. derartigen Verschär fungen der Grenzsperre gegenüber die von dem eid genössischen Blatte für einige Grenzbewohner in Aus sicht gestellten Erleichterungen nicht ms Gewicht fallen können. Für Sicitten ist sogar eine lOtägige Qua rantäne angeordnet worden. Wie lange diese Zustände andauern werden, ist nicht abzusehen; die italienische Regierung behauptet, sie werde und könne sich nur durch deu Stand der Krankheit in den benachbarten Ländern bestimmen lassen. Es ist abzuwarten, ob ein solches Verhalten, durch welches ein großes und ver kehrsreiches Land sich von der übrigen Welt thatsäch- lich abschliegt, auf längere Zeit möglich ist. Sehr wahrscheinlich werden die Dinge sich anders gestalten, sei es, daß die Quarantäne sich als nutzlos erweist, oder daß der Schaden, den sie im Verkehre anrichtet, nach und nach unerträglich wird. Nach neueren Be richten verweigert der italienische SanitätSrath jedes Zuge- ständniß, stellt es aber der Regierung anheim, auf eigene Verantwortung einige Erleichterungen im Grenzver- leyre eintreten zu lassen. In ihrer Gejammtheit er scheinen die von Italien getroffenen Sperrmaßregeln übertrieben und tragen weder den Interessen des Ver kehrs, noch den neueren Forschungen über die Natur der gefürchteten epidemischen Krankheit Rechnung. D»e Stellung Deutschlands zu dieser Frage, sein Verzicht auf alle die veralteten, längst überholten Vorkehrungen und die Einschränkung derWorbeugungS- maßregeln auf Das, was die Wissenschaft als positiv nützlich und fruchtbringend nachgewiesen hat, findet immer allgemeinere Billigung. Einen warmen und über» zeugenden Ausdruck verleiht dieser, dem ^Verhalten Deutschlands angesichts der Panik der romanischen Völker gebührenden Anerkennung die »Reichenberger Zeitung". »Im Großen wie im Kleinen," schreibt dieses einflußreiche Organ der Deutschen in Böhmen, »zeigt unser herrliches deutsches Volk seinen achtung gebietenden, liedenswerthen Charakter. Man betrachte nur einmal die gegenwärtige Choleraseuche und die daran sich knüpfende Einfchleppungsgefahr. Geradezu widerlich ist das Verhalten der südländischen Romanen. Zu Zehntausenden ergreifen sie die Flucht. Demora- lisation reißt ein, sowie die Gefahr nur einigermaßen ernst wird. Die Beamten verweigern den Dienst, die Diener der Transportanstalten verlieren den Muth, und einer mittelalterlichen Ueberlieferung folgend, werden auf öffentlichen Plätzen ungeheure Feuer brände entzündet. Eine wahnsinnige Furcht hat namentlich die Italiener erfaßt: eine Furcht, welche sie zu Maßregeln der Vorsicht veranlaßt, die weit über das nothwendige und vernünftige Maß hin ausgehen. Ganz anders die Deutschen. Getreulich folgend den Forschungen und Schlußfolgerungen der Wissenschaft, geben sie sich zwar keineswegs leichtfertiger Sorglosigkeit hin; aber sie behalten den Kopf oben und erwägen kaltblütig das Maß der Gefahr, sowie die Mittel der Vertheidlgung. Das gilt vom deutschen Reiche, von der deutschen Schweiz, von Deutsch-Oester- reich. Bon bleicher Furcht, von feiger Flucht merkt man nirgends das Geringste. Trotzdem die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich sich auf Hunderte von Meilen erstreckt und trotzdem gerade diese Grenze wohl die verkehrsreichste m Europa ist, so wird doch nirgends »geräuchert"; es werden Menschen und Waaren anstandslos über die Grenze gelassen. Zurück gewiesen lverden nur die französischen Waggons, für deren Reinhaltung die deutschen Behörden nicht zu sorgen vermögen, ferner alle Art von schmutziger Wasche, weil die deutsche Wissenschaft erforscht hat, daß gerade diese die grüßte Gefahr der Ansteckung in sich schließt. Dabei wird allüberall in deutschen Lan den gesäubert, gescheuert, gewaschen und gebürstet, mit Chlorkalk und Carbolsäure wird dem Schmutze zu Leibe gegangen. Denn die deutsche Wissenschaft lehrt, daß die Reinlichkeit das beste Schutzmittel sei gegen die Entwickelung und Uebertragung der Choleraleime. Die Romanen dagegen, deren Städte und Häuser seit Jahrhunderten voll des malerischsten Schmutzes starren, haben förmlich den Kopf verloren. Statt den Scheuerlappen bei sich zu Hause fest zur Hand zu nehmen, stellen sie ganze Compagnien Berjaglieri (Scharfschützen) an den Straßen auf, welche aus der Schweiz und aus Oesterreich nach Italien führen. Wer über den Gotthard herüberkommt, wird in Cylasso abgefangen und auf 7 Tage ins Lazareth gesteckt. Wer über den Brenner kommt, hat eine »tägige Quaran täne in Peri bei Verona zu bestehen. Schon ist auch die Straße, die von Trient durchs Vallugano nach Bassano und lldiue hinaussührt, von den italienischen Cholera- Wächtern bei Primolano abgesperrt, und m Pontebba, wo die RudolfSbahn das italienische Gebiet betritt, geschieht es dem Reisenden ebenso. Nur die Grenze bei Cormons (an der Sudbahn zwischen Görz und Udine) ist zur Zeit noch offen, dürfte aber bald gleich falls geschlossen werden. Die Waaren, welche diese Wege passiren wollen, werden angehalten und einem Desinfectionsverfahren unterzogen, das für feinere Er zeugnisse namentlich der Textilindustrie verderblich ist. Welche einschneidende Bedeutung diese Handelsstörung hat, geht aus den Ziffern hervor, welche diesbezüglich unsere Handelsstaiisttk aufwetst. Fast 6 Procent des Werthes unser- gesammten Exporthandels^verlassen über.die Grenzen nach Italien unser Zollgebiet. Es sindLdles Waaren im Werthe von 79,s Millionen Fl., wie die Statistik des Außenhandels für das Jahr 1882 berichtet. Unsere Ausfuhr an Waaren der Baum- woüdranche bezifferte sich auf 879 259 Fl„ von solchen der Leinenbranche auf 1907 206 Fl., von solchen der Schaswollbranche auf 2279 798 Fl., von solchen der Seidenbranche auf 2 9Ö2 5OO Fl. An Kleidung, Wäsche, Putzwaaren exportirten wir nach Italien für mehr, als 320000 Fl., an Papier für mehr, als 270000 Fl., an Leder und Lederwaaren für mehr, als 3 Millionen Fl. Man denke doch, wenn alle diefe Waaren, sorgfältig ausgewählt und verpackt, nun mehr von den schonungslosen Händen der Cholera wächter Italiens mit allerlei Essenzen und Rauchwerk behandelt werden, m der Absicht, angeblich darin ent haltene Choleraleime zu zerstören! Auch Deutschlands Handel leidet sehr unter der Grenzsperre. Es beträgt die Durchfuhr aus Deutschland nach Italien über die Brennerbahn nicht weniger, als eine Gewlchtsmenge von 237 540 Doppelcentner, darunter zum größten Theile hochwerthige Jndustrieerzeugnisse, welche derlei Angriffe, wie sie bei der Desinficirung vor sich gehen, kaum ohne Schaden auszuhalten vermögen. Bedenkt man nun, daß all' Das nach den Lehren der Wissenschaft ganz überflüssiger Welse geschieht, so muß man sich darüber wundern, daß die Diplomatie von Wien und Berlin in Rom keine Vorstellungen oder Proteste erhebt. Es ist dies auch nur dal urch erklärlich, weil einerseits ganz Italien wie in einem Taumel von Anßft lebt und jedes Hinderniß in seinen Maßregeln als eine furchtbare Gefahr ansehen würde, und weil eben aus naheliegenden politischen Gründen ein solcher Eindruck vermieden werden will. Aber unsinnig und beschämend zugleich ist sie doch — die Cholerajperre." Daß der vorstehende Artikel der »Reichend. Ztg." sich keiner Uebertrerbungen schuldig macht, ergiebt sich aus einer von der Station Bardonnochia in Piemont vom 25. Juli datirten und »Aus der Quarantäne" überfchriebenenLorrespondenz, welcher wir in dergestrigen Morgenausgabe der »Neuen freien Presse" begegnen und in welcher es heißt: »Wir stecken im Schmutze bi» über die Ohren, so daß wir es mit der malerisch sten Zigeunerbande darin aufnehmen können, und be wundern die unersorfchlicheu Ratschlüsse einer hohen Sanitatscommisfion, welche die Unreinlichkeit sichtlich auch als ein Präservativ gegen die Cholera betrachtet. So viel ist sicher, wem nicht ein Balken im Schlafe auf den Kopf fällt, wen nicht eine der einstürzenden Mauern verschüttet, wer die Hungercur ohne Nachtheil übersteht, wer selbst nicht seinen Parasiten zur Speise wird, der kommt mindestens nicht ohne ein Wechsel fieber oder Gelenkrheumatismus von hier fort. Bei unserer Ankunft bestand die Colonie aus 600 Personen verschiedenster Nationalität, besonders aber aus Türken, Franzosen, Engländern und Portugiesen. Man denke sich die babylonische Sprachenverwirrung! Ein Ehe paar aus Panama, dessen Gefolge, aus 3 Hunden, 1 Canarienvogel und 1 Rosenstock bestehend, ebenfalls ausgiebig desmficirt worden war, wurde heute ent lassen. Dagegen erhielten wir eine Zufuhr von 50 Flüchtlingen aus Marseille, deren Gesellschaft uns Allen eine reizende Perspective eröffnet. Unwillkür lich möchte man die Frage aufwerfen, ob wir diesem Regime unterworfen werden, weil man uns bereits mit dem Krankheltsstoffe behaftet glaubt, und in diesem Falle dürften die Strapazen des Lagerleben» am wenigsten geeignet sein zur Herstellung des leidenden Organismus, oder weil man uns überhaupt für hceb- und stichfest hält, in welchem Falle wir ja auch gegen die Cholera hätten gefeit sein müssen." Or. Daremberg hat im »Journal deS Dubais" einen Feldzug gegen den Unverstand und die Sorg- Feuilleton. Redigirt von Otto Baue». May Crocker. Roma» ooo L. Lameron. Deutsch vou >. Frenzel. (Fortsetzung.) »Du weißt also Jemand?" ries Lord Alforth entzückt. »Du bist ein prächtiger Kerl, Bevan. Lasse uns mindestens den Versuch wagen." Sie drängten sich mit Mühe durch die Menge; denn eS war Markttag und die Straßen waren ge füllt, trotz des nassen Wetters. In einem Trupp von Männern — Pächtern aus der Umgegend — hörte Bevan im Vorübergehen den Namen »Dorrington", so daß er einen Augenblick Halt machte, um über den Stand der Dinge in Dornngton-Hall Erkundigungen einzuziehen. Als er Alforth wieder erreichte, sagte er: »Du kanntest ja auch den jungen Dorrington? Der Alte starb vor 14 Tagen und seit der Zeit steht eS auch mit dem Jungen verzweifelt schlecht. Es ist, wie ich höre, wenig Aussicht, daß er am Leden bleibt." „Was, Harold Dorrington?" ries Alsorth, stehen bleibend. »Gewiß kenne ich ihn. Was ist mit ihm?" »Hat den Typhus," erwiderte jein Begleiter la konisch. »Lieber Himmel!" Dann gingen sie weiter. »Weißt Lu," begann AmauduS nach einer Weile stotternd und biS über die Ohren erröthend, — »daß Harold — oder sahst Du u» Dorriugtou-Hall vielleicht — warst Du kürzlich dort? Ich wem«, kevust Du die Dame, mit der er verlobt ist — eine Miß Crocker?" „Ach, der Goldfisch?" antwortete Bevav. „DaS ist Alles ab." »Was?" Amandus fuhr heftig zusammen und faßte Tom Bevan'S Arm. »Aber, liebster Kerl, weshalb so stürmisch? Was ist los? Die Dame kann doch sür Dich keinen Werth haben; ihr Geld ist hin. Sie ist nicht mehr das reiche Mädchen, daS sie war — der Alte hatte Bankrott gemacht und zwar so, daß er nebst Gemahlin nach Amerika gegangen ist. Es geht so Mit diesen Millionären. Deshalb brauchst Du also auch Deine niedlichen Ohren nicht so zu spitzen, kleiner Ver schwender. " »Ist es möglich!" sagte Alforth athemlos, die Neckereien seines Freundes nicht beachtend, während ein leuchtender Freudenstrahl sem Herz erfüllte; „und Du sagst, Bevan — Du sagst, die Verlobung sei ab gebrochen?" »Ja, so habe ich gehört — auf jeden Fall verließ sie Dorrington-Hall ganz plötzlich. Man sagt, sie habe sich sehr tactvoll benommen und die Verlobung so- sort abgebrochen, als sie von dem Unglück ihre- Vaters hörte." »Und Dorrington hat sich darin gefügt? Er wäre erbärmlich genug dazu gewesen?" „Harold befindet sich in einer schlimmen Lage; er ist verschuldet bis über die Ohren. Was nutzt da aller Edelmuth? Er konnte froh sein, sie so bequem los zu werden. Denn, weißt Du, eine Verbindung mit dem Hause Crocker einzig und allein nur wegen der Bedeutung und Ehre würde Niemand wünschen! »Nein, uh glaube das auch nicht," aatwortete Alforth erwägend, während sein Herz doch stürmisch klopfte. May, die liebliche May, mit ihrem Lächeln und ihrer gewinnenden Weise und ihrer an- muthigen, zarten Gestalt nahm noch einmal alle seine Gedanken gefangen. Er war plötzlich wie im Traume viele von Meilen entfernt von Tom Be van und der Hauptstraße Wormingtons. „Hier sind wir an Deinem Hotel, und hier, gauz in der Nähe, findest Du auch, was Du suchst", störte ihn Bevans Stimme aus seinem Traume auf. „Ich beneide Dich übrigens nicht, falls Du noch lange unter dem Schutze dieses gastfreundlichen Daches bleiben mußt; das ist die theuerste und unwirth- lichste Herberge in ganz England. Ah — holla, Jessica!" Dieser lebhafte, etwas lockere Ausruf galt einem jungen Mädchen, das rasch um die Straßenecke bog und unter seinem Regenschirm in voller Hast an den beiden jungen Herren, ohne diese zu bemerken, vorüber wollte. Der Parapluie hob sich und man sah in seinem Schatten, etwas verwirrt und erröthend, Rosie Wood's liebliches Antlitz. „Ah, Mr. Bevan!" — Man kannte sich also. „Wohin so schnell, meine kleine Schöne?" forschte der unwiderstehliche Tom, indem er lebhaften Ge» brauch von seinen Augen machte. Schönheit war selten in Wormington und Mr. Bevan deshalb froh gewesen, als sich ihm Gelegenheit geboten hatte, hier mit der hübschen Heldin aus dem „Kaufmann von Venedig" Freundschaft anzujpinnen. Er war ihr, gleich am ersten Tage, nachdem sie zu ihrer Tante zurückgekehrt war, begegnet. »We-Halb beschmutzen Sie ihre allerliebsten kleinen Füßchen, Jessica, und laufen in diesem Guß hinaus? Kann ich Ihnen irgend einen Dienst leisten?" „Nein, nein, ich danke Ihnen. Wissen Sie übrigens, daß ich nicht mehr in Wormington bleibe ?" „Ah -l" „Ich habe Streit mit meiner Tante gehabt und gehe sort." „Aber kleiner Eigensinn, wohin?" „Irgend wo, — in irgend eine Stelle." „Amandus! Lord Alforth! trage Dein Anliegen vor; Du hast wirklich riesiges Glück!" Rosie Wood war von diesem Vorgänge überrascht. Sie stand vor den beiden Herren und sah erstaunt von einem zum andern und wollte eben böse werden. „Meine liebe Jessica", sagte Bevan, „dieser ehren- werthe Mann bedarf einer Kammerjungfer!" Er lachte und schnaufte und hielt die Kleine an der Hand fest. „Einen Augenblick Geduld. Ich dachte gleich an Sie, Sonnenschein, obwohl ich Sie ja schwer ver missen werde. Doch er jammerte mich in seiner Noth, und deshalb war ich auf dem Wege — „Sei nicht albern, Tom", unterbrach ihn Lord Alforth ernst; denn er betrachtete die Situation nicht in demselben komischen Lichte. „Mein liebes Kind, ich suche allerdings eine Kammerjungfer für meine Schwester. Wir sind hier auf der Durchreise und wohnen hier im Hotel; Sie würden also gleich ein treten müssen, um mit uns zu gehen. Sie sehen — hm! — recht gut aus und sind deshalb gerade Das, was Lady Harriet North — meine Schwester — wünscht. Mein Name ist Lord Alforth. Sic heißen?" —
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