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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-10-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187310227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18731022
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18731022
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1873
- Monat1873-10
- Tag1873-10-22
- Monat1873-10
- Jahr1873
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1873
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nedartt»» »oö -rpedllloa Johannisgisse 33. kcrannv. Vicdaclcnr Fr. Hättver. « Sprechstunde d. diedaction Bvnuiliag« vl>u II—IL Mr Siachmillag» vo» 4—L Uhr. Annahme der siir die »ächft- ivlyende Nmnnirr dcftinimlcn ^n,rrate an WoairnlUZen via ..Uhr Nachmittage. an Sonn- und gesttagen früh bis«U Uhr. Ftliaie für Zuscratruanuichmc: ttto Klemm. Univrrsltälsstr. 22, Louis »lösche, Hauiftr. 21, pari. ripMer Cagelilalk Anzeiger. UmMaü de- König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leivzig. Il.opp. - At>9»0kmrn«,-rei, vtrrteljährlich 1 Thlr. 1» »tar., iacl. Briugerlohn I Thlr. rONgr. Jede emzelne Nummer 2'/, Agr. Belegexemplar I Agr. Gebühren sür Extrabeilagen »hne Postbesdrderung 11 mit Postbesdrderung 14 Thlr. Z, strate SgespalteneBourgoiSzelle 1 V,Agr. Grvßere Schriften laut unserem PreiSverzeichniß. Lrctamr« >«ter d Hedarttoai-rtch die Spaltzeile 2 Ngr. W 295. Mittwoch den 22. October. 1873. Bekanntmachung. Die Herren Inhaber von Meß- und laufenden Lontea werden hierdurch in Kenntniß gesetzt, saß die Eertistcat-Verzeichnisse über die in der gegenwärtigen Michaelis-Messe nach dem Vereins- au»landc resp. «ach anderen verein-ländischen Packhof-plätzcn abgesetzten Waarenposten längste us d«, LS. October I87S »t« «br»d« « «h, bei der hiesigen Contobuchhalteret einzureichen sind. Leipzig, am l. Ocotober 1873. KSotgUches Hoopt-Aol-Nml. Schultz. " Aufruf zur Speuduug »tlder Gabe« für die durch Branduuglück schwer betroffeu» Stadt Gibenstock. Unter Bezugnahme ans den im Leipziger Tageblatt vom 10. dies. Mon S. 5087 abgedruckten Aufruf erklären »tr un- bereit, in unserer StiftuagSbuchhalterei (Rathhau- 1. Etage, Zimmer Nr. 1) milde Gaben für Eibenstock in Empfang zu nehmen. Heber die empfangenen Gaben werden wir s. Z öffentlich quittiren » Leipzig, am 11. October 1873. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Koch. H Meckller Bauplatz-Versteigerung. Da» der Stadtgemeinde gehörige, zuletzt von der ll. städtische« Sprtse«»st«lt benutzte Grundstück der ehe«»aliqe» Hauptwache an der Ecke de» König-Platze- und der Wind- mühlengaffe soll vorbehältltch de« Abbruch« der darauf stehenden Baulichkeiten al- Bau platz mit einem Flächengrhalte von 373 lDMetern ---- 1182,,7 lUMe» DouuerSta« de« LS. ds«. Mo», «oruatttags LL Uhr au Rath«stelle »ersteigert werden. Der BerftcigerungStermin wird pünktlich zur angegebenen Stunde eröffnet uud die Versteige rung geschloffen werden, sobald weitere Gebote nicht mehr erfolgen. Ein Situation-plan und die Bersteigerung-.Bedingungen liegen in unserem Banamte zur Eiuficht au-. Leipzig, den 8. October 1873. Der -kut- der Stadt Leipzig. vr. Koch. Eerutti. Bekanntmachung. Die auf dem der Stadtgemetnde gehörigen, zuletzt von der I. städtische« Spetseaustult benutzten Grundstücke der ehewaligeu Hauptwache an der Ecke de- König-platzc- und der Windmühlengaffe stehenden Baulichkeite« einschließlich der Dampfeffe und der Einfriedigung sollen zusauaweu Areitag de« LL. dies. Vtouat« Dor»ittagS LL Uhr an Nathsstelle auf den Abbruch »ersteigert werden. Die Bersteigeruugsbedmgunqen liegen in unserem Bauamte zur Einficht au« und e- wird auch da- Grundstück Douuerstag de« LS. dies. Mo«. Vormittag- vo« S—IL und -Kach- »itlag« vo« L—L Uhr zur Besichtigung geöffnet sein. Leipzig, den 8. October 187» Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Koch Eerutti. Die neue Gohliser Schule. * Leipzig, 20. October. Heute Vormittag fand die Emweihuug der neuen Schule zu Gohli» statt. Bor dem alten Schulhause ver sammelten sich die Lehrer und Schulkinder, sowie die Vertreter der Gohliser Gemeinde, eingeladene Gäste und die Gewerken zu einer Lbschied-seicr. welche in gemeinsamem Gesang und einem Scheide, grüß, gesprochen vom Herrn Schuldirector Lo tze, bestand. Letzterer hob hervor, daß eine gute Schule eine Perle im Strahlenkränze göttlicher Segnungen sei, kuüpste an den bevorstehenden Wechsel der Lehrstätten ernste Ermahnungen sür Lehrende wie Lernende und verlieh der Hoffnung aus gedeihliche Arbeit im neue« Hause warme Mrl«. Nach abermaligem gemeinsamen Gesang setzte sich der lange Festzug in Bewegung, u« mit Musik und Fahnen nach dem neuen Schulhause zu ziehen, welche« (au der Landstraße nach Halle) nach allen Seiten frei gelegen ist und von dem Verkehrswege so weit absteht, daß weder Staub »och Lärm störend eiuwnken können. Am Por tale der Schule gab ein Sprecher der Gemeinde dem OrtSpsarrer vr. Seydel die Schlüssel, welcher sie mit dem Wunsche, steter Freudigkeit Md -rast bei seinem schweren Berns« dem Echul- dinctor Lotze übergab; dieser schloß mit de» Worten: „Unser« Lu-gang segne Gott, unfern Eingang woll' er segnen" tiefbewegt die Pforte «s und betrat da» seinen Anordnungen von «u ab untergebene Hau». Der Festneg folgte chu, die schönen lichten Räume erfreut be ttachtend, und mit lauten Rufen der Bewunderung begrüßend. Mindesten- 900 Erwachsene und Kinder fa«. »Uten sich in dem prächtigen, hohe», von zwei Eulen belichteten Schulsaale, in welchem nach einem EröffnungSgesang Herr Superintendent vr. Wille die Weiherede hielt; in dieser, vom ! Evangelium de- vorhergehenden Tage- au-ge- heud, wünschte er der Schule, daß sie ein Betha nien werden möge, in welchem der Herr au- mb eingeht, — wo fleißige Hände und fromme Herzen zu finden — und geschwisterliche Einheit wltet. Nachdem die Schulkinder eine Motette ptzage» uud Herr Pastor vr. Seydel Aü* ad Gebet aesprocheu, schloß dt« Fear »it ge- «infamem Gesang. Die Lnweseude» zerstreuten sich hierauf im Hause, um dessen einzelne Räume j» betrachten. Die Pläne der Gohliser Schule find vom iNimsteriu« de« Enltu« tu die Wtauar Tu». Ißelluug gesendet w«rdrn und hüten daselbst Itei Sachverständigen großen Beifall gesnvden. Die neue Schale macht äußerlich den Ei«. Ibnck, als ob die Gemeinde sich der Sparsamkeit l beflissen hätte, — ja an einigen Stellen (z. B. Ibri« EingangS-Portal) will c- un- scheinen, als »b man die Sparsamkeit allzu weit getrieben Ihätte und der architektonischen Schönheit gar l k» geflissentlich au» dem Wege gegangen wäre. Dagegen sind die eigentlichen Gchulräume in Ijärr Beziehung vorzüglich zu nennen, die Clasien- Ipmmer im höchsten Grade zu rühmen Da- l Gebäude wurde von Hrn. Mauermeistcr Heintze m Tohli» unter Leitung de- Herrn Architekt I Lider- erbaut. Der Plan der Schule ist nach lenem Programm entworfen, welche- die Herren lObnbamnspcctor Kanttz, Schuldirector Lotze limd Prof vr. meä. Reclam der Gemeinde liberoeben haben. Dasselbe ist vom Pros. Reclam lparbeitet und in seinen Grundzügen schon vor Imhreren Jahren al- diejenige Form de» Schul- Ibwe« veröffentlicht worden, welche durch gesund« IbeütgemLße Einrichtung da- Gedeihen der Zvg. Ilbne begünstigt, statt e« zu beeinträchtigen Sobald man die Schule durch da- enge Portal rtrctr», wird dessen übler Eindruck durch die schönen breiten, Hellen Gänge verwischt, welche, drei Meter (-- 1t Kuß) breit, reichlichen Raum gewähren und durch GlaS-Jalousie gelüstet im ganzen Hause reine Lust verbreiten. Die eben falls ziemlich breiten steinernen Treppen sind «it hartem Holz belegt und steigen sich schr bequem. Die Zierden de» Hause- find die Classen< Zimmer »nd der im zweiten Stocke befindliche Saal sÜrSchulfeierltchkeiten. Die Elasten find hoch, sehr geräumig und von außerordent licher und ungewöhnlicher Helligkeit bi» in den fernsten Winkel. Die- wird durch die von Herrn Prof. Reclam angegebene Fenstrranordnung be- wirkt. ES nimmt nämlich daS Fenster die ganze, der Thür» gegen äderst« hendc Wand ein, ohne durch Pfeiler uulerbroche» z»4ü». Die« »ad dadurch ermöglicht, daß au Otelle der Pfeiler eiserne Säulen eiugcfügt sind. H» ferner die Fenster bis unmittelbar unter die De chm sich erstrecken, so kann daS Licht unbehindert von «den in da» Zimmer etnfallen und diese- m weit höherem Grade er hellen, al- bei der bisherigen Bauart unserer Schulen und Schulclassev. Um die Übergroße Lkchtmenge zu mäßigen und namentlich da- den Augen uach- theilige von unten eiuströmende Licht abzublenden, befinden sich Kensterbäuke ta, wo bei den Fenstern der gewöhnlichen bürgerlichen Wohn- Häuser die »«erste Sehe che au die nächstobere grenzt, — also um den Raum einer Scherbe höher, al» in unseren Wohnungen. Die» hin. dert die Schüler, während de- Unterricht» aus dem Fenster zu sehen, und macht zugleich ruhi geres Licht. Damit aber da- hohe Fensterbrett nicht Schatten verursache, liegt es nicht wage, recht, sonder« ist stark abgeschrägt, so daß e< den Lichtstrahlen den Eintritt ermöglicht. Da« Holz werk der Fenster ist möglichst schmal in der VeleuchtungSstäche, aber stark in der auf diese senkrechte« Richtung. Die Gefammtwirkung diefer Blenderungen der Fensterform ist wahrhaft überraschend in Bezug auf die Beleuchtung, welche de« schönen, ruhigen Lichte in Maler - Atelier- gleicht Mit diesen letzteren haben die Nassen der neuen Schule auch darin Lehulichkeit, daß st« in der größten Zahl «ach Norde» gelegen sind. Die Nordlage der Schrlclasse« hat sich in der Schule de- benach barte» Linden»«» in der Unueu-Nealschule in Dresden sowie Hmderwitrt« glänzend bewährt uud bietet in der Gleichmäßigkeit der veleuch. tung, ttu Schutz vor grellem Sonnenlichte und auch nach der pädagogischen Seite hin große Bortheile. Herr Prof. Reclam hat seit Jahren für „Nordlage der Schulzimmer" unter Anfüh rung diefer Gründe gekämpft und wer de» glän zenden Erfolg in der neueu Gohliser Schule steht, wird ihm jetzt Recht »eben müssen. Freilich gehört zu »em uach Norden gelegenen Schulzimmer ein gute» Heizsystem, wie da» ncue Schulhau- zu Gohli» au der neuen Bauer', scheu Luftheizung besitzt, die fich in den vergan genen Wintern i» Privathänseru gut bewährt hat. Die Bauer'sche Heizung bietet den Lungen keine überhitzte und keme au-getrocknete Lust, — vielmehr kann der Feuchtigkeit-grad derselben ebenso sicher geregelt werden, wie der Wärme grad. Um beide immer zu ermitteln und zu über, wachen, find in jedem Elaflevgtmmer ein Ther mometer und ein Hygrometer hinter einem (etwa- zu weitmaschigen) Drahtgitter angebracht. Da außerdem jede Elaste mtt Beuttlation».Vor richtung versehen ist. welche von einem verschlos senen (also den Kindern völlig unzugänglichen) Kasten au» geregelt werden können, so ist auch in den E affen für Lüftung vorzüglich gesorgt, für welche außerdem noch Gla-.Jalonsien angebracht sind. Die Bedürfnisse der Gesundheitspflege find also m vorzüglicher Weife nach jeder Nichtnng vorgesehen. Da au- architektonischen Gründen im Parterre eine Elaste mit Pfeilern sich befindet und im ersten Stock zwei mit den Reclam'schen Fenstern nach Südyp, so ist in der Schule Ge- legenheit gegeben, die Vorzüge der Fenstersorm und der Nordlage unmittelbar zu vergleichen. Wer diesen Vergleich avstellt, wird auch den Wunsch hegen, daß der alte Schlendrian im Bau unserer Schulen wehr und mehr aufgegeben wer den möge und daß man nicht mehr da» Wohn- hau- und seine Bedürfnisse für die Bausorm der Schule verwende, sondern daß man in Schulen und überall da, wo unter ähnlichen Verhältnissen eine große Anzahl Menschen fich vereinigt, also in den Hörsälen der Universitäten, in allen Versammlung-. Räumen, in größeren WerkßißUi« «^hW.LtchlhcMrjmsie durch Fenster in der angegebenen Form zum Bortheit der Sehorgane entspreche! — Die Nebenräume der Schule, wie die Ex pedition de- Direclor«, da- Eonferen zimmer, die Garderobe der Lehrer, die Bibliothek, die Natur historische Sammlung, erinnern nicht an eine Dorfschule, sondern find der Schule einer jeden Großstadt würdig. — Die Aborte befinde« fich außerhalb de« Schulgebäude« nach Norden. Auf der Südseite, zwischen der Schule und der Ehauffee, ist eine Gartenanlage projectirt, welche nach dem glücklichen Gedanken de- Reclam'schen Programm- wo möglich von allen in hiesiger Gegend wild wachsend«« Bäumen, Sträuchen und Pflanzen ein oder mehrere Exemplare enthalten soll und daher einen botanischen Garten der hiesigen Flora darstellt. ES liegt auf der Hand, daß hiermit dem naturwissen, schaftlichen Unterrichte ein höchst wichtige- und werthvolle- HUlfsmittel gegeben ist, besten Nutzen fich um so größer erweisen wird, al- die Pflanzen in der unmittelbarsten Nähe de- Hörsaale- sich befinden, also zu jeder Jahre-zeit dem Lehrer in Gemeinsamkeit mit den Schülern zugänglich find. Die ganze Einrichtung gemahnt an da- Ei dc- EolumbnS und wird sicher neue, nachdem sie erst einmal ausgesührt ist, zahlreiche Nachahmung finden. Gohli- kann wahrlich stolz sein auf feine neue Schule, von welcher wir nur bedauern, va ste nicht in unserer Stadt sich befindet, zumal da einer unserer Mitbürger um ihre Entstehung sich da« anerkennenSmerthe Verdienst erworben hat, ftr diese« Neuhau einen wirklichen Fortschritt i« Schulbau zu schaffen. Mögen dem gegebe- »en Beispiele viele Gemeinden folgen! A«s Stadt «nd Land. * Leimig« 21. October. Die neueste Nummer der „Weserzeitung" bringt folgenden Leitartikel: Die Aenßerung der sächsischen Thronrede über die von den Ständen einzuholende Zustim- mung zur Erweiterung der RerchScompetenz hat eben keinen angenehmen Eindruck gemacht. Pes. flausten gehen so weit, dieselbe al- den bemerkens- werthesten Galvanisirung-versuch de- Particula- ri-mu- zu bezeichnen, der seit Gründung de- deut- scheu Reiche- vorgekommen sei Der berühmten staatsrechtlichen Schärfe der Dresdener Legisten hätte man eigentlich die Aufstellung einer halt, bareren Theorie zutrauen sollen, wo e» sich darum handelte, die Opposition gegen die Einführung der deutschen Recht-einheit hinter constitutiorelle Gcwiflen-scrupel zu verschanzen. ES kann gar nicht bestimmt genug hervorgehoben werden, daß da- Reich und seine Entwickelung niemals einen Gegenstand sür die Thätigkeit eine» Einzelland- tage» bilden können. Einer der schärfsten staat». rechtlichen Theoretiker, daneben Mitschöpfer der Reich-Verfassung und überdies starker nationaler Tendenzen niemals verdächtig gewesen, der bay rische Herr v. Lutz, hat seiner Zeit diese Frage in einer außerordentlich präcisen Darlegung ent- schieden und für diese Darlegung bei seinem eben» fall- von unitarischen Bestrebungen völlig freien Landesherrn demonstrative Zustimmung gefunden. Danach ist die Entwickelung der ReichScompetenz eine Angelegenheit, die sich lediglich innerhalb der Faktoren der Reichsgesetzgebung vollzieht und die LandeSvertretungeu der Einzelstaate« in keiner Weise berührt. Nicht einmal sür ihre Abstim mungen in Betreff einer ReichScompetenzerwci. terung sind die Minister ihren Landtagen verant wortlich. Etwa» Andere» ist e- bei vem Ausge. den von Reservatrcchteu. Hier steht der Lande». Vertretung da» Recht zu, die Minister über ihre Abstimmung im Bunde-rathe zur Rechenschaft zu ziehen, jedoch hat das Reich ein Reservatrecht sür aufgegebeu zu erachte«, sobald die betreffen den Bunde-räthe ihren Verzicht auf dasselbe er klärt habe», so daß kein nachträglicher Protest eine- Einzellandtage- ein einmal ausgegebeue- Reiervatrecht wieder zurückbriogt. Der Unter» schied springt in die Lugen. Die Regierungen, welche fich bei Gründung de- Deutschen Reiche« Rcservatrechte Vorbehalten habe«, sind hinsichtlich der letzteren staatsrechtlich souvcrain geblieben oder stehen wenigsten» bezüglich der betreffenden Fra- gen nur in dem weiteren Rahmen der Reichssou- verairetät. So in manchen Angelegenheiten Bayern und Württembe g. Sachsen aber hat keine Ne- servatrechte, Sachsen ist dem Reiche incorporirt, so gut wie Braunschweig und Anhalt, wie Preu ßen selbst. Hierzu kommt, daß e- sich bei der Krage der Recht-einheit gar nicht um ein Reser» vatrecht handelt, daß die Angelegenheit sich ledig lich um eine Frage der «erch-competenz dreht. Da» Reich stände nicht über, sondern unter de» Emzelstaaten, wenn e- bezüglich seiner Eompetenz» entwicklung von der Zustimmung der Landtage abhängig wäre und nicht vielmehr, immer die Reservatrechte au-genommev, seine Recht-sphäre nach eigenem Ermessen erweitern könnte. Sach sen ist darum noch nicht mediatifirt, es schickt vier Vertreter in den Bunde-rath. Luch den consti- tutionellen Rechten der sächsischen Bevölkerung ist kein Eintrag geschehen, dieselbe nimmt durch 23 Deputirte an der gesetzgebenden Gewalt de-Reichs tag- Theil. Lbcr aus den Lnspruch, die Zustim mung zu der Erweiterung der Reichscompetenz von dem Votum »er Einzellandlage abhängig zu machen, würde von Seiten de- Reich» früher oder später aut einem Majoristrungtsylteme ge- antwortet werden müssen, da- bisher »it staats- männ,scher Rücksicht vermieden worden ist und dessen Herbeiführung im allseitigen Interesse ge wiß bester unterbliebe. * Leipzig, 21. October. Der „Köln. Zta." wird au« Dresden Folgende- geschrieben: „Bei den in der Zweiten Kammer heute voll» zogenen Deputation-Wahlen (wobei sich jedes mal die Parteien zu messen pflegen) entfaltete die Regierungspartei ihren unversöhnlichen Haß gegen die National-Liberalen. Man suchte plan mäßig diese au- allen Deputationen ausznmerzev, wogegen man die Fortschrittsleute überall be günstigte. Da nun überdies der Fortschritt sich einen festen Eompromiß mit den anderen Liberalen beharrlich versagt hatte, indem er sür seine kaum mehr als ein Dutzend Köpfe unverhältnißmäßig viel Stellen verlangte, so war da- unvermnd- liche und im voraus schon fast sichere Resultat, daß die Reckte glänzend siegte. Der Fortschritt hat wenigsten- die negative Genugthuung. daß die verhaßten Nationat-Liberalen unterlegen sind; den Schaden freilich hat die liberale Partei im Ganzen und die liberale Sache. Sehr gespannt darf man sein, wie sich nun die sachlichen Ler- Handlungen in der Kammer gestalten Wersen. Für den Fortschritt dürste iS doch etwa- schwer sein, in der öffentlichen Debatte zur Rechten über- zulause«, während es bei Pcrsonalsragen in ge-
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