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Dresdner Journal : 19.08.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-08-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188408198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840819
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840819
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-08
- Tag1884-08-19
- Monat1884-08
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 19.08.1884
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V1S3. l» L»i»L«: ILdrUot»: .... 18 U»r>l. 4 U»rtr bv ?k. Uuwi»«n»: 10 kk 4»—rd»Id tte» Lsiolw« tritt ko«t- o»ä 8tvwp«1»U»et»i»^ tULLL. lL8«r»t»i>preI»«>r k<u Uvu »»Ulu viaor ^»,p»It«ue» ?«titr»1l« »0 0»t«r „LioK8«mät" ä>« 2vU« »0 Lt. 8« ^»bsUeo- uuä L1S«rn»»L» -0 A»f>oU»E. Liiedvli,«» r mit Avnucüm« ä«r Soul»- uuä kaivrta^s Ad«»ä» Kr -len kotxsuüen 1'»^. Dienstag, den 19. Anguß. 1884 Sres-nerÄolmml. L«tx»iU: H. Lra^iirtett«', Oomlui—iouL« ä«, Vrvxtoer ^ourn»I»; Si»d»r, >«rU» Vte» ». ».: //aasest enn et ^0At«v, lerltn -Vi«» L«»d»rr kr»G-L«ip«tx krTL^Nlrt ». A.-NLnek«»: Aks««, »srUn: /-vatt«t«»<tant, >r«w«i» L. Se^iotte, »r,,t»u /, LtaxAeM » L-rea» (LmU L'abat/»), rrAollkart ». H : L ^arAe^ietl« Luvtiinutälunz; SvrNr«: 6. HkÄker; U»iui,v«r: O. §<^»i«ier, k»rti >»rlt» kr»o>itart ». N »rnttU»rr 6o, N—dlUU. ^Ict. üt«»d«r. BeraatwortLiche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. U«r»u»x«d«rr Lvui«I. L»p«1ltioo 6s» Dreuciner 6ouru»I», Vrveäsn, Lvin8«r»tr»»»« Ho. SO. Amtlicher Theil. Dresden, 18. August. Se. Majestät der König haben dem OberlandeSgerichtSrath Heinrich Rudolf Schurig allhier das Ritterkreuz I. Elaste vom Ver- dienstordne Allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Uederstcht: Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. (Daily Telegraph. Daily News. Post. Kölnische Zeitung.) TageSgeschichte. (Dresden. Berlin- Wien. Prag. Pari». London. Kopenhagen. St Petersburg. Alexandrien. Washington.) Ernennungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichtru. (Leipzig. Chemnitz. Stoll berg.) UnglücksfLlle in der Provinz. Vermischtes. Statistik und Lolkswirthschaft. Feuilleton. TageSkalender. Telegraphische Witteruvgsberichte. Inserate. Beilage. Börsenvachrichteu. Telegraphische Nachrichten. Parts, Sonntag, 17. August, Abends. (W. T. B.) Ein Telegramm auS Thuanan meldet, daß heute tn HuS in Gegenwart de» Befehlshabers der französischen Truppen, Obersten Gurssier, so wie deS Commandavten de LaSn und des franzö sischen diplomatischen Residenten die Krönung deS neuen König» von Anam in feierlicher Weise voll zogen worden ist. Die Citadelle von Hu6 wurde ebenfalls heute durch dir vom Obersten Guesfier befehligten französischen Truppen besetzt. Kairo, Montag, 18. August. (W. T. B.) 3 Bataillone englischer Infanterie, 1 Schwadron englischer Husaren und eine Abtheilung berittener englischer Infanterie find marschfertig, um, sobald die Tranöportfahrzeuge bereit sind, auf dem Nil uach Wadyhalfa avzugrhen. Der Mudir von Dougola meldet, er habe einen vom LV. Juli batikten Brief des Generals Gor don erhalten, wonach in Ehartum Alle» ruhig sei und worin General Gordon Auskunft über die Lage von Dongola verlange. Dresden, 18. August. Die diesjährige Session des Parlaments des Königreichs Großbritannien und Irland wurde am Nachmittag des 14. d. MtS. durch eine königl. Commission vertagt. Der Lordkanzler verlas bei diesem Anlaß die folgende Botschaft Ihrer Majestät der Königin: Meine Lords und Beweinen I Die Befriedigung, mit welcher ich Sie gewöhnlich von der Erfüllung der Scssion»- pflichlen entbinde, wird bei dem heutigen Anlasse durch da» aufrichtige Bedauern beeinflußt, daß ein wichtiger Theil Ihrer Arbeiten keine gesetzgeberischen Folgen gehabt hat. Zwischen mir und allen auswärtigen Mächten herrschen sortwihrend die freundschaftlichsten Verbindungen. Mit Mexico wurden di plomatische Beziehungen wieder angrknüpst und ein vorläufige» Abkommen behufs Unterhandlung eine» neuen Handel»- und Echifffahrttvertrag» unterzeichnet. Ich bedaure da» Fehlschlägen der Bemühungen, die von den in der jüngsten Lonferenz ver sammelten europäischen Mächten gemacht wurden, um die Mittel »ur Wiederherstellung de» Bleichgewicht» in den ägyp tischen Finanzen, da» ein so wichtige» Element der Wohlfahrt und Ordnung ist, autfindig zu machen. Ich werde ionsayren di« au» der Begenwart unserer Truppen, im Nüthale ent springenden Pflichten getreu zu erfüllen, und ich hoffe, daß vie besondere Sendung, die ich nach jenem Lande zu schicken beschlossen (wörtlich: tt»s »psciul wiaaion, ^bied I dav« ckvtsrminoä upon avnckiog to tdnt corwtr^) mich wesent lich bei der Erwägung der Rathschläge, die der ägyptischen Regierung zu geben, und der Schritte, die in verbiudung da mit zu thun sind, unterstützen wird. Dir Reichsverantwortlich, leit ist im Basutolande wieder ausgenommen, und eS sind so große Fortschritte in der Ordnung seiner Angelegenheiten ge macht worden, wie ich billiger Weise erwarten konnte. Dir mit den Vertretern von Transvaal abgeschloffene Uebereinkunst ist vom BolkSraad genehmigt worden. Ich bedauere, daß die Lage de» Zululande» außerhalb de» Reservelandes sortwährend eine beunruhigte ist. Meine Herren vom Hause der Beweinen I Ich danke Ihnen sür die freigebige Fürsorge, die Sie zur Aufrechterhaltung der Lande»einrichtungen an den Tag legten. Meine Lord» und Gemeinen I Ich betrachte beständig mit ungefchwächter Befriedigung die Milderung und Minderung der Agrarverbrechrn in Irland und die thatsächliche Besserung in der Lage seine» Volke«. Ich erkenne mit Dank die Gunst der Jahreszeit und die Aussicht auf eine Erleichterung de» Drucke», welcher den Ackerbau unser» Laude« so lange und so schwer beeinflußt hat, an. Mit großem Vergnügen gebe ich meine Zustimmung zu dem Gesetze zur Erleichterung der Bürde der Nationalschuld durch FondSumwandlung; dem Besetze zur Unterdrückung von Mißbräuchen bei den Stadtrath»wahlen; dem Gesetzt über die ansteckenden Krankheiten de» vom Aus lände eingeführten Rindviehes und dem Besetze zur Au»deb- nung der AdstimmungSzeit in den Wahlflecken. Ich habe tue Absicht, Ihre Ausmerksamkeit frühzeitig wieder auf die große Aufgabe der Volksvertretung zu lenken, sowie ich e» in der jetzt abgelausenen Session gethan. Ich sreue mich, unter den zahlreichen Anzeichen des allgemein gefühlten Interesses an dieser Sache auch beständige Beweise der Anhänglichkeit an den Thron und der Achtung sür das Gesetz zu bemerken. Diese Anzeichen erfüllen mich mit dem vollen Vertrauen, daß ein großes nationales Ziel bei dieser, wie bei so manchen anderen Belegenheiten mit Ordnung und Mäßigung erstrebt werden wird: die besten Bürgschaften für eine Erledigung, welche mit dem Segen der göttlichen Vorsehung zum Wohle und zu der Freiheit de» Volke» und zur Stärke de» Reiches beitragen wird. Obwohl vorstehende Botschaft von den bei ähn lichen Veranlassungen üblichen Kundgebungen hinsicht lich der geschäftsmäßigen Form in Nichts abweicht, ist doch die diesmalige Botschaft bemerkenSwerth durch die von ihren Verfassern beobachtete Zurückhaltung. Sie ist fast noch bemerkenSwerther durch DaS, was sie nicht sagt, als durch DaS, was sie sagt. So wird das Verhältniß Großbritanniens zum Auslande ein fach mit der Bemerkung abgefunden, daß die Bezieh ungen zu allen fremden Mächten die freundschaft lichsten geblieben seien. Die durch das britische Ver halten gegenüber den deutschen Colonialbestrebungen hervorgerufenen Bedenken finden hierdurch keine Er ledigung; auch die Verschärfung der zwischen Groß britannien und Frankreich bestehenden Meinungsver schiedenheit bleibt unberührt. Der vielleicht verhäng nißvollste Fehler der Gladstone'schen auswärtigen Politik wird also mit Stillschweigen übergangen. Auch über die innere Politik bewahrt die Kundgebung ängst liches Schweigen. Wenn bezüglich der auswärtigen Politik das Fehlschlägen der Anstrengungen beklagt wird, die von den in der jüngsten Conferenz versam melten Mächten gemacht wurden, um ein Mittel zur Ordnung der ägyptischen Finanzen ausfindig zu machen, so hätte das Cabinet Gladstone allerdings be züglich seiner innern Wirksamkeit das Fehlschlägen vielfacher Hoffnungen zu beklagen, denn die geschlossene Session des Parlaments, die am 5. Februar d. I. be gonnen wurde, hat an positiven gesetzgeberischen Er gebnissen nicht» hinterlassen, was sich über das Niveau de» Geringfügigen erhebt. Die bedeutendste der Regierungsvorlagen, die Wahlreformbill, welche eine größere Ausdehnung des Wahlrechts bezweckt, ist von dem Unterhause bereitwillig angenommen, aber von dem Oberhause zurückgewiesen worden, so daß, lediglich um den dadurch entstandenen parlamen tarischen Lonflict zum AuStrag zu bringen, eine Extra session, die am 15. September beginnen soll, in Aus sicht genommen werden mußte. Die Vorlage, welche eine Reform der Londoner Gemeindeverwaltung zum Gegenstände hatte, mußte zurückgestellt werden; die vom irischen StaatSsecretär Trevelyan unterbreitete Vorlage zu einer weitern eingreifenden Reform der irischen Landverhältnisse wurde von dem Hause der Lords verworfen. Die von dem Präsidenten des HandelSamtS, Chamberlain, ausgearbeitete Schifffahrts- bill erwie» sich als ein Fehlgriff und entfeffelte in den HandclSkreisen einen Sturm von Protesten, so daß sie gar nicht zur Vorlage gelangte. So sind denn libe rale wie conservative Blätter in ihren Rückblicken auf die abgelaufene Session darin einig, daß die letztere so gut wie unfruchtbar war, und der „Daily Tele graph" nennt sie sogar die „Session der FiascoS", obwohl er zugiebt, daß die Schuld nicht allein die Minister trifft. Die „Daily News" messen die ganze Schuld an dem Fehlschlage den Conservativen bei, deren Schlagwort gewesen zu sein scheine, dem Lande zu zeigen, daß die Regierung nichts zu thun vermöge. „Eine Thatsache", schreibt das ministerielle Blatt, „werden alle unparteiischen, denkenden Beobachter zu geben müssen, nämlich daß eine Session niemals gegen größere Schwierigkeiten anzukämpfen, oder mit einer entfchlossenern oder bester organisirten Opposition, die ihre Arbeiten zu Nichte machen wollte, zu kämpfen hatte." In der That haben die Tories ihr Möglich ste» gethan, die Verlegenheiten de» Cabinet» in der auswärtigen, besonders ägyptischen Politik auSzubeuten und die Taktik der Obstruction zur Durchführung zu bringen; mit welchem Erfolge zeigt eben die Unfrucht barkeit der Session. Von allen in der Thronrede bei Eröffnung deS Parlamentes erwähnten Gesetzesvorschlägen ist nur die Vorlage, betreffend die Beseitigung der Mißstände bei den Municipalwahlen, Gesetz geworden: von den 85 kleineren Vorlagen, welche das Ministerium einbrachte, wurden nur 53 angenommen, während von den 160 durch PairS oder Mitglieder des Unterhauses be antragten nur 28 gesetzliche Kraft gewonnen haben. „ES ist die» unzweifelhaft den großen, rege gemachten Erwartungen gegenüber ein sehr bedauerliches Re sultat", schreibt ein Londoner Lorrespondent der „Post"; „die nächste Ursache desselben liegt in der langen Zeit, welche nothwendiger Weise der Berathung der aus wärtigen Politik gewidmet werden mußte. Nicht wenig trug dazu aber auch der Umstand bei, daß sich jetzt im Parlamente viel mehr Mitglieder befinden, welche sich an den Debatten betheiligen, als dies früher der Fall war, und daß, während sich früher die Mitglieder des Parlaments mit wenigen praktischen Erklärungen begnügten, die jetzigen Abgeordneten unendlich lange Reden halten. Einmal wurde so in Worten eine Zeit verschwendet, welche mit größerm Nutzen zu Thaten hätte verwendet werden können, und dann weiß Jeder mann, daß die besten Redner gewöhnlich die schlechtesten Staatsmänner sind; denn sie überlegen fortwährend, kommen aber zu keinem Entschlusse und zu keinem Handeln. Dieser charakteristische Zug der beiden eng lischen Parlamentshäuser wird durch die besonderen Eigenthümlichkeiten deS Premierministers und der meisten seiner College» noch besonders verschärft. Die selben sind bemerkenSwerthe Theoretiker, verstehen es vortrefflich, Systeme zu exponiren, brillante Fechter, unerschöpfliche Redner, aber vollständig unfähig, einen klaren, praktischen Plan zu fassen und ihn mit Um- Lagesgeschichte. Dresden, 18. August. Se. Majestät der König wohnte heute Vormittags um 7 beziehentlich um 8 Uhr den auf dem Cavallerieexercirplatze stattfindenden Be sichtigungen des 1. (Leib-)Grenadierregiments Nr. 100, beziehungsweise des 2. Grenadierregi ments Nr. 101 bei. Dresden, 18. August. Nachdem Se. königl. Hoheit der Prinz Georg infolge Rückkehr vom Urlaub da- Commando des ArmeecorpS wieder übernommen, be gab Sich Höchstderselbe am vergangenen Sonnabend früh 6 Uhr in Begleitung des Chefs des General stabes, Obersten v. d. Planitz, und des Hauptmanns de» Generalstabes v. Carlowitz nach Bautzen, um der Besichtigung des 4. Infanterieregiments Nr. 103 beizuwohnen. Se. königl. Hoheit kehrte Nach mittags wieder nach Hosterwitz zurück. Dresden, 18. August. Se. Excellenz der Hr. Staatsminister Or. v. Gerber ist von seiner Urlaubs reise zurückgekehrt. * Berlin, 16. August. Ueber die Dauer der Anwesenheit des Grafen Kalnoky in Varzin vernimmt die „N. Pr. Ztg.", daß dieselbe für 2 Tage bemesfen sei. Derselbe würde demnach morgen Varzin wieder verlassen. Auch ist in Wiener Blättern davon die Rede, daß Graf Kalnoky auf der Rückreife hier Auf sicht und Energie auszuführen. Er dürste in der That schwierig sein, einen Staatsmann zu nennen, der in einer so hohen Stellung, wie sie Gladstone er reicht, so wenig Energie, Festigkeit de» Charakter» und solche Unfähigkeit, einen festen Plan zu fasten und auszuführen, gezeigt hätte wie der Premierminister Englands in der ägyptischen Frage." In der ägyptischen Frage beging Gladstone den Fehler, daß er die Tragkraft der deutsch-französischen Feindschaft beträchtlich überschätzte. Derartige Rechen fehler können üble Früchte bringen. „Deutschland", sagt die „Kölnische Zeitung", „kann Frankreichs Machtstellung bedeutend verbessern. Thatsächlich brau chen Frankreich und Deutschland ihren berechtigten Beschwerden nur durch gemeinsame Schritte Nachdruck zu geben, um ihnen sofort abzuhelfen. Denn England kann gar nicht daran denken, es auf einen Ernstfall ankommen zu lassen. Dafür ist der Brite viel zu sehr Handelsmann. Ein Krieg würde aber auch aller Wahr scheinlichkeit nach das Signal zu einer planmäßigen Auftheilung deS englischen Colonialbesitzer sein. Frank reich ist so in der Lage, die verlorene Stellung in Aegypten ohne Schwertstreich zurückerobern zu können. Schon einmal bot sich den Franzosen eine solche Ge legenheit, Arm in Arm mit Deutschland ins Nilland hineinzumarschiren. Damals stürzte dieser Plan am 29. Juli 1882 mit dem Ministerium Freycinet zugleich in den Abgrund. Wir kennen den Mann, der damals Frankreich aus Aegypten ausschloß, wir kennen ihn, aber wir nennen ihn nicht. Wir werden sehen, wie dieser Mann die zweite und letzte Gelegenheit, die ägyptische Frage zu Frankreichs Gunsten zu lösen, be handeln wird. Nur gegen ein Mißverständniß, welches in Frankreich sehr gang und gäbe ist, möchten wir von vornherein Einspruch einlegen. Es liegt un» fern, durch die Drohung mit einem deutsch-französischen AugenblickSbündniß England von unS abhängig zu machen. Denn es kommt uns vor Allem darauf an, mit Frankreich in gute Beziehungen zu kommen. Mit Gladstone werden wir zur Noth auch auf dem kürzeste» Wege fertig; Frankreich kann durch einen blosen Ent schluß der angelsächsischen Weltherrschaft einen schweren Schlag versetzen. Wenn diesmal Frankreichs Patrio tismus mächtiger ist, als Frankreichs Chauvinismus, so dürste die Aera der Demüthigung Frankreichs durch die Aera der Demüthigung Englands abgelöst werden." Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Sonnabend, den 16. August wurde das Originallustspiel „Pitt und Fox" von Rudolf ».Gottschall gegeben. DaS Stück war neu und mit Fleiß einstudirt und die Darstellung griff elastisch ineinander. Hr. v. d. Osten führte die Rolle des Fox mit vorzüglichem Gelingen durch, leicht, fein pointirt in der Rede, chevalereSk im Benehmen de» Lebemannes, ohne doch sich von der verführerischen Partie zur Uebertreibung verleiten zu lasten und ohne den vornehmen Standestact und den Ernst des Mi- nisterS für den Situationseffect aufzugeben. Nur eine etwa« schärfer ausgeprägte Ironie im Ton ließ sich bisweilen vermisfen. Hr. MatkowSky bewahrte in der Wiedergabe seines berühmten Gegners, des jungen, idealen Principien hingegedenen Staatsmannes Pitt eine sehr angemessene, ruhige und sinnige Haltung und überzeugende Wärme deS TonS. Hr. Swoboda spielte den roh wüthigen, eigennützigen Director der ostindischen Compagnie sehr wirksam, derb aufgeregt und ungenirt, aber doch übermäßig laut und breit m der Rede, und mit zu häufigem Gebrauch der hohen Tonlage seines Organ». Den geistesschwachen Georg III. gab Hr. Porth fein charakterisirt mit vorzüglicher Haltung in Sprache und Spiel. Diesen vier Haupt rollen gesellt sich nun »och die der Harriet zu, welche Fräul. Tullinger gewinnend, liebenswürdig und mit intelligenter gewandter Behandlung ausführte. Die kleine, aber in zwei Scenen wichtige und schwierige Partie der Herzogin v. Devonshire — von Frl. v. Olah gegeben — könnte nur von Frl. Ulrich zu möglichster Wirkung gebracht werden. Die übrigen ganz unbedeutenden und episodischen Rollen wurden befriedigend gegeben. Gottschall'» nach französischem frühern Muster (Scribe) gearbeitetes Stück beabsichtigt nur, uns be rühmte Personen und wichtige staatswirthschaftliche Vorgänge mit flüchtigem, aber scharf markirtem Be rühren ihrer ernsten Bedeutung und historischen Wahr heit in einem heitern Theaterspiel vorzuführen. Es thut dies mit außerordentlichem Talent, höchst ge wandtem Bühnengeschick, geistreich in der Lomposition, im gedrängten Dialog voll schlagfertiger Repliken, voll Witz und Humor. Diese so werthvollen Eigenschaften des Stückes, welche ihm bei seinem ersten Erscheinen großen Erfolg verschafften, fanden bei der vorigen Wiederaufnahme desselben (1869) kühlere Anerken nung. Sie hob sich wieder zu lebhaftester Steigerung bei der jetzigen Ausführung, obwohl das HauS wenig besucht war. Und das ist erklärlich genug. Der Ver gleich mit der in weit überwiegender Mehrzahl faden, geschmacklosen und trivialen Lustspielfabrikation in der Gegenwart muß den unvergleichlich höhern und blei- bendern literarischen Werth der Gottschall'schen Arbeit mit auffälliger Entschiedenheit herausstellen und den gebildeten Zuhörer in oft entbehrter Weise fesseln, nicht blo» mit materiellem Amüsement, sondern auch mit geistiger Unterhaltung! Die Vorstellung sei der Aufmerksamkeit des PublicumS warm empfohlen. C. B. May Crocker. Roman von E. Lameron. Deustch von A. Frenzel. (Schluß.) Mr. Crocker war durch Harold'S Erscheinen sehr angenehm überrascht und begrüßte ihn in der fröh lichsten Weise, so daß Harold mehr noch über die gute Laune desselben, als über die Anwesenheit der Aeltern May's überhaupt erstaunte. Doch darüber dachte er nicht lange nach; er wendete sich an May — streckte ihr seine Hände entgegen und sprach vor Allen auS, was er ihr zu sagen hatte. „May, willst Du mir nicht vergeben und diese qualvolle Zeit der Trennung und des Kummers enden lassen? Wenn ich Dich beleidigt habe, so geschah es, wenn auch nicht ohne meine Schuld, doch ohne meinen Willen, denn ich habe Dich viel zu lieb, als daß ich Dir wissentlich irgend ein Leid zufügen könnte. Glaube mir, ich bin ein Anderer geworden: besser und ernster als früher. Und wenn Du jetzt arm bist —" Hier stieß Mr. Crocker einen Ausruf des Erstaunens auS und that einen Schritt vorwärts: aber Alice, welche den Zusammenhang ahnte, legte ihre Hand auf seinen Arm und hielt ihn zurück. „Wenn Du jetzt arm bist, May, so bin ich es auch, und kann Dir nichts bieten, als meine Liebe. Ich glaube jedoch fest, auch in bescheidenen Verhältnissen würdest Du glücklich sein können mit mir. Vielleicht glaubst Du mir jetzt, daß ich immer nur Dich allein begehrt habe und nie Dein Geld. Ich weiß, ich weiß, daran hast Du gezweifelt —" May stand erröthend und zitternd, mit niederge schlagenen Augen und ineinander gepreßten Händen vor ihm und hörte ihn an; dann wandte sie sich plötz lich um, fiel ihrer Mutter um den Hals, und verbarg ihr glühendes Antlitz. „O, Mutter, Mutter!" rief sie halb weinend, halb lachend, „ich glaubte, er wäre, wie alle die Anderen, aber er liebt mich, nun weiß ich eS gewiß, nur meinet wegen, und ich brauche jetzt weder den Thürsteher an der Station, noch Donald zu heirathen!" — — Bald darauf trennte sich die Gesellschaft. Man fühlte, daß man die jungen Leute allein lassen müsse, um sich gegenseitig völlig über die Vergangen heit auszusprechen. Mr. Crocker begab sich nach dem Hotel und seine Frau wurde von den beiden Da men des Hauses mit in deren Zimmer genommen, so daß die beiden Liebespärchen ungestört waren. ES ist für den Verlauf dieser Geschichte nicht mehr nöthig, alle die Fragen und Erklärungen aufzu zählen, die nun folgten, sondern nur noch Weniges zu berichten. Erst in sehr später Stunde kam das HauS auf dem Anger zu gewohnter Ruhe und Ordnung, nach dem die beiden jungen Männer mit MrS. Crocker nach dem Hotel gegangen waren. Die jungen Damen blieben bei den Miß Denham's, da Lionel sein Zimmer Alice überlassen hatte. Am.folgenden Tage kehrte May mit ihren Aeltern nach Fearn- Castle zurück, wo auf den dringenden Wunsch der selben auch die Familie Dorrington Aufenthalt nahm, und bald nach Ostern auch die Doppelhochzeit stattfand. Da Lord Dorrington „May und ihr Geld" ge wonnen hatte, war es nicht mehr erforderlich, Dor- rington zu verpachten oder einen Theil der Güter zu
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