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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.10.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-10-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188110154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18811015
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18811015
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-10
- Tag1881-10-15
- Monat1881-10
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.10.1881
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/. Uhr. Kr-«ction nn- Lkpr-ttis» JohanneSgaste SS. AprechÜnn-kn -er Ne-arti<»: Vormittag« 10—18 Utzr. Nachmittag« 4—6 Uhr. ^ WA" -* - A«n«H«r »er für »t« »L»ftf«l»e»»« »«««er -esti««»e» Anserute «» Sechentagrn »I« L Uhr Nachmttta««, ««S-nn- »ndKrsttage» früh dt« ',,» Uhr. 3« -en Filialen für Ius.-^nnahme: ktt« Klemm, UniorrsilStSstraß» 22, L«nt« L-fchr. Katharinrnstraße 18, ». nur di« ',,8 Uhr. nMerTaMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Meß.Auflage L7,L»0 Lvonnemenis»rns vierlelj. 4V, Md.» incl. Brinaerlolw 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Pik. Jede einzelne Runimer 25 Pf. Belegexemplar lü Pf. Gebühren lür Extrabeilage» ohne Postbesörderung SS Mt. «lt Postbesörderung 48 Mk. Inserate «gespaltene Petitzeile 80 Ps. Größere Schriften laut unserem Preit- verzeichniß. Tabellarischer La- nach höherem Tarif. Keriamen unter den iiedactionsjlrich die Svaltzeile bv Pf. Inserate sind stet« an die vrpedttio» za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuui»oriu»Io ober durch Post» Nachnahme. 288. Sonnabend dm 15. October 1881. 75. Jahrgang. Jur geMligm Vklllhluilg. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, -en 16. Oetober, Vormittags nur bis Uhr geöffnet. LxpeiMIvn äes I-elp/lxer Amtlicher Theil. Die diesjährige Mi«haeliS«efse endigt mit dem Lö. October. An diesem Tage Hub die Buden und Stände auf den Plätzen der inneren Ttadt bi- 4 Uhr Nachmittags voll» ständig zu räuinen und dis spälestrn« 8 Uhr Morgen« des 1». October zu entfernen. Die auf dem AugustuSplatze und aus den öffentlichen Degen und Plätzen der Dorstadt befindlichen Buden und Stände sind bis AbendS 8 Uhr teS 15. October zu räumen und in der Zeit vom 17.—20. October, jedoch lediglich wäh rend der Tagesstunden, von 0 Uhr Morgen- bis 7 Uhr AbendS abznbrechcn und wcgzuschassen. Bor dein l7. October darf mit dem Abbruche der Buden «ad Stände aus dem Angusinsplatze nicht begonnen werden. Dagegen ist e- gestaltet, Buben n»d Stände aus dem Roß- Platze, welche vor Beendigung der Messe leer werden, früher, >cvoch nicht am Sonntage den lt>, October, abzubrrchen und wegzuschastcn, dascrn nicht dadurch Störung deS Verkehr« oder Benachtbeiligung deö GrschafteS in den stehenbleibcnden Buden hcrbcigefnhrt wird. E« bleibt auch diesmal nachge lassen, die Dchaubudcn aus dem Roßplatze und Obstmarkte, sowie diejenige» Stänke daselbst, an welchen nur Lebe«-» «Ittel feilgebote« werden. noch am t«. Oktober ge öffnet zu Hallen. Die Schaubuden, sofern sie auf Schivellen errichtet, in- aleichen die CarrousscIS und Zelte sind bis aus AbendS 10 Uhr ve« 18. Ociobrr, diejenigen Buden aber, rücksichtlich deren da« Eingraben von Säulen und Streben gestaltet, und eine längere Frist zum Abbruch nicht besonder« erlhcilt worden ist. vi« längsten« den 22. October Abend« 8 Uhr abzubrechen und von den Plätzen zu entfernen. Zuwitcrbandlungcn gegen diese Vorschriften, für welch« beziehentlich auch die betreffenden Bauhandwerkcr oder Bau unternehmer verantwortlich sind, werden mit Geldstrafe bis zu 150 Mark oder entsprechender Haft geahndet werden. Ueber- die« haben Säumige auch die Obrigkeit« wegen zu verfügende Beseitigung der Buden re. zu gewärtigen, Leipzig, den 4. October l881. Der Rath der Ltadt Leipzig. 1)r. Georgi. Cichoriu». 1378 und der dazu gehörigen Ausführungsverordnung vom tt. October destelven Jahre« werden au« Anlaß der Auf teilung dr« Einkominensteuerkataster« für da« Jahr 1882 d»e )au«besiyer oder deren Stellvertreter hiermit ausgrfordert: die ihnen behändigten Lau-listensormulare. «««h Maßgabe -er daraaf abgedrnekten Bestim mungen «uSgefnllt, -innen 8 Lage« von deren Be-änoiguag ab gerechnet und -et Dermeidnng etoer Geldstrafe bi»;« SO Mark, die brr Berabjäumung de« Termin« unnachsichtlich dei- getriebrn werden wird, » der alten Ricolatfchnle, Nicolaikirchhos Nr. l2, entweder persönlich »der durch Personen, welche zur Beseitigung etwaiger Mängel sichere Auskunft z« ertheilcn vermögen, abzugeocn. Hierbei wird aus tz 35 de« allcgirten Gesetze-, «ach welchem sowohl der Besitzer eines Ha«Sar«»d' tücke» für die Gteuerdetrage, welche in Folge von thm verschuldeter unrichtiger oder «nvoll- tändtger Angaben dem Staate entgehen, hastet, l»te auch jede- Aamiltenhaupt siir die richtige Angabe aller zu seine« HauSstande gehörige«, ein eigenes Einkommen habenden Personen, ei«» chließltch der Astermiether und Schlafstellen» miether, verantwortlich ist und aucb daraus besonder« Hingeiviesen, daß die aus der letzten Seite der HauStisten» ormulare befindlich« Bescheinigung von dem Hau-besitzrr, bcz. dcssen Stellvertrrler unterschrtstltch zu vollziehen ist. Fast- Hausbesitzer oder deren Stellvertreter teinr Hau«- listensormulare oder solche nur in unzureichender Zahl er halten haben, so können dergleichen aus Erfordern an oben genannter ExpeditwnSsielle in Empfang genommen werten. Leipzig, den 12. October 188l. Der Rath -er Stadt Leipzig. l)r. Georgi. GöWA Vrkanntmachuilg, die städtische Einkommensteuer betreffend. Der zweite Termin der städtischen Einkommensteuer ist den IS. October r». o. «tt dem vierfachen Betrage deS einfache« Steuer satz^ fällig. E- werden deSbalb die Beitragspflichtigen ausgrfordert. ihre Steucvbei träge spätesten« binnen 8 Wochen, von dem Termine ab gerechnet, an die Sladt-Stenercinnahme, Brühl 5l, ru entrichten, widrigenfalls nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen da« BeitreibungSversahrcn cingclcitet werden wird Leipzig, den 12. October >88l. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Koch 1 dte persönliche Anlage für die evangeltsch-lnthe- elschea Kirchen t« Leipzig betr Der auf de« LS. Oetodee diese- Jahre» ausgeschriebene zweitterminlichr Betrag der persönlichen luthe rischen Kirchenanlage ist mit vierzig Proeent de« an der Einschätzung znr staatlichen Einkommensteuer sich ergebende« einfachen städtischen Steuersatzes zu erheben. Die Beitragspflichtigen werden deshalb aufgefordert, ihre Beiträge binnen 3 Wochen, von dem Termine ab gerechnet, bei Vermeidung der sonst eintretenden gesetzlichen Maß nahmen, an die Gtadl-Steuereinnahmr. Brühl 5l, abzuführcn Leipzig, 12 October I88l. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Koch. Dir dringen hiermit zur allgemeine» Kenntniß. daß in der Nacht vom l5. zum 16. lausenden Monat- die Reinigung d«S Hochreservoir« der städtischen Wasserleitung, in der Nacht vom 17. zum iS. und vom 18. zum 19. laufenden Monal di« Spülung der Hanptröhren durch die nach den Schleußt» zu führenden Gpmröhrrn, sowie vom 19. laufenden Monats ad die Spülung durch die Zweigposten am Tage statt ilv-en wird. Leipzig, de» IT October 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr Georgi. Eichorm« Vekkmltmach««-. R« 8. lausenden Monat» haben wir de« Fleischer Herrn Max gsrrniel, Alexanderstraße 5. Hof, I. Etage wohnhaft, für di« aewerbmäßige Ausübung der mikroskopischen Fleiscl »«schau m unserer Stadt in Pflicht genommen. Leipzig, am t4. October 1881. Der Rath der Gtadt Leipzig vr. Georgi. Kretschmer I gungSrechteS) hervorgetreten. — Herr v. Bennigsen sei damals . . , , . I "och 6"r nicht in der Lage gewesen, gegen da- Monopol In Gemäßheil des EinkommenneuergesetzrS vom 2. Juli I ^ . . - Bekanntmachung. In Gemäßheit deö tz. l der Instruction für die AuS- ührung von Wasicrrohrleitunqen und Wasieranlagen in Privatgrundstücken vom 1. Juli 1880 machen wir bekannt, daß der Klempner Herr Karl Gustav Doaei hier. Blumeugasse Nr. 1l, ur Uebernahm« solcher Arbeiten bei un» sich angemeldet urch >en Besitz der hierzu erforver.ichen Vorrlchtunge» NHAft- wiesen hat. - Leipzig, am lO. October 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Allmann. Bekanntmachung. Auf Antrag dc» Inhabers eines concessionirten Dampf reinigungSapparate«, Herrn Richard BrnnS hier, haben wir die Maschinisten Herren: Loui» Adling, Earl Emil Waldmann und Franz Paul Schlimpert zur Bewirkung gilkiger Einträge über vorscbriftmäßig vor genommene Reinigungen der Bierrobrleitungcn in die von den Inhabern in Gebrauch befindlicher pneumatischer Bier druckapparate in Gemäßheit de» 8. 8. Abs. 3 unsere» Regu lativ» vom 24. Juni lfden. Ihr«., die Einrichtung und Reinballung pneumatischer Bierdruckapparate in Leipzig betr., zu führenden RevistenSbiicber in Pflicht genommen. Leipzig, den 13. October 188l. Der Rath der Stadt Vr. Georgi. Kretschmer Bekanntmachung. Am S. Tcbeth, d. i. Dienstag, den 25. Oktober d. I., al» dem Todestage der Frau Sara Fränkel, soll die Hälfte der Zinsen der Schatze- und Sara Fränkel-Stistung an eine würdige, nicht durch eigene Schuld bedürftig gewordene, in Leipzig wohnhafte, ältere Person, mit Vorzug einer solchen weiblichen Geschleckt», ohne Unterschied der Eonsession, de« Berus» rc. vergeben werden. Wir fordern geeignete Personen hierdurch auf. ihre Gesuche bi» zum 20. d. Mt«, bei un« einzureichen. Leipzig, den lO. October l88l. Der Rath -er Stabt Leipzig. Vr. Georgi. Harrwitz. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 15. October. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" scheint nunmehr die Weisung erhalten zu haben, die national- liberale Partei in der Person Bennigsen'« weiter zu bekämpfen. Al« Streitobjekt hatte da» officiöse Blatt die Magdeburger Rede de» genannten Führer» der Partei berauSgegriffen und denjenigen PafluS derselben bemängelt, welcher die Frage erörterte, warum Bennigsen »ich! Minister wurde. Ju seiner Magdeburger Rede hat Herr v. Bennigsen gesagt: Kaum » Jahre sind r« her, daß an meiner Stellung »um Monopol die damalige Eombinatio», welch« der Ne>ch«lanzler selbst ernstlich wünschte, mri» Eintreten und da« anderer liberaler Männer In« Ministerium und in dir Reich-ämtrr, scheiterte, hauptsächlich, wenn auch nickt allein, weil ich e« ablehate, die Verantwortlichkeit für die Durchführung dr« Monopol« zu übernehmen. Die „Nordd. Allg. Ztg." widerspricht nun dieser Dar stellung. Die Ministrr-Eombmation sei früher gescheitert, ehe noch von dem Tabaksmonopol die Rede gewesen war, nnv zwar an der Forderung de- Herrn v. Bennigsen, daß außer chm nickt nur Herr v. Stauffenberg (für da» Rcict'S- schatzamt), sondern auch Herr vForckenveck sür da« Porte feuille de» Innern in die Regierung berufen werden feilte. Fürst Bi«marck habe sich nicht veranlaßt sehen können, diesen Antrag zu billigen und dem Kaiser zu empfehlen; in Bctre de« Herrn v. Staufienbrrg wäre Fürst BiSmarck weniger schwierig gewesen Di« „Unmöglichkeit" Staufscnberg's sei eicst später, al« nicht mehr von diesen Änderungen die Rede war, anläßlich sein» Bemerkungen ,m Rrich«1age über tz. 109 der preußischen Verfassung (Gewährung de« Steuerbewilli Stellung zu nehmen. Da überhaupt nur rin Departement, das deS Inner», zn besetzen war, so habe e» damals weder in der Absicht »och in der Macht de» Reichskanzler« gelegen, ierrn v. Forckenbeck da« Herrn v. Bennigsen angelragcnr Zorlcseuille de« Innern zu verschaffen. Wenn diese Aenßerungcn der „N. A. Z." über die Gründe, welche vor beinahe 4 Jahren den Eintritt dr« Herrn Bennigsen in die Regierung verhinderten, von Barzin au«, wie man dock annehmen muß, direct eingegeben worden mk. so kann man auch beim Kanzler die Schwäche de« Ge dächtnisse« bektagen, die er mit wrniger Berechtigung Herrn v. Bennigsen vorwerfen läßt. Dem Fürsten BiSmarck drängen ich die Unterhandlungen, welche damals zwischen ihm und dem Führer der nationallweralen Partei beinahe rin ganze» Jahr hindurch gespielt haben, in den knappen Rahmen dr» kurzen WeihnacklSbesucheS Bennigsen- in Barzin zusammen. Er will die Sacke so dargestellt wissen, al« ob er damals zuerst >)xrrn v. Bennigsen einrn Miniskerposten angeboten, Dieser aber die Annahme an die Bedingung de« gleichzeitigen Ein tritt« Forckcnbeck'S und Stauffenberg's in die Regie rung geknüpft habe. In Wahrheit hatte Fürst Bis marck schon, al« er im Frühjahr >877, hauptsächlich wegen der bekannten Differenzen mit dem Chef der Admiralität, sich einen Urlaub auf unbestimmte Zeit rrtheilen ließ, dem Herrn von Bennigsen eine Betbei- tigung an drr Regierung in Au-sicht gestellt. Die Unter» Handlungen, die insbesondere sich aus den Steuerresormplan de« Kanzler« erstreckten, ruhten während de« Sommer«, um im Oktober wieder ausgenommen und bald nach Beurlaubung de« Grasen Eulenburg I von Neuem abgebrochen zu wrrden. Dieser vorläufige Abbruch ist durch eine Rede Lasker'« im Abgcordnetcnhause (am 27. Octcber 1877) bezeichnet, in welcher er mit Recht hrrvorheben konnte, daß r« in diesem Augenblicke nicht anlockend sei, sich zu den Sitzen im Ministerium zu drängen, sofern man nicht Personen im Sinne habe, die unter dem „Minister" ein Aussteigen zu einem höheren amtlichen Posten verstehen; „wenn Männer von wirklichem Gewicht und politischem An- chen willig oder gar dringlich wären, in« Ministerium jetzt inzutretcn, so würde kein einsichtiger Mensch im Reiche sie m verdacht haben, daß andere als politische Pflichten sie »ewrgen, um einen ersprießlichen stetigen Gang in der Regierung vorzubereiten." Daß unter den Männern von Ge wicht und Ansehen neben Brnuigfe» Herr ». Forckenbeck und Freiherr von S tauffenberg verstanden werden sollte, ^»rd« lange vorher, ehe Bennigsen zur Wiederaufnahme der RverhamKurlgen nach Barzin berufen wurde, öffentlich erörtert, und der Kanzler wußte so gut wie jeder Andere, daß Bennigsen den Mileintritt der Beiden zur unerläßlichen Be dingung machen würde. War Fürst BiSmarck von vornherein ent- chlosteu.hieran die Verhandlungen scheitern zu lasten, so brauchte er Herrn v. Bennigsen gar nickt zu berusrn. In Wahrheit hat er auch die Forderung in Barzin keineswegs abgelehnt. Die Ver handlungen haben sich in Berlin weiterhin gesponnen und sind erst entgiltig abgebrochen worden, als der Kanzler sich über zeugen mußte, daß Benniqsen sür da» Monopol nun einmal nicht zu haben sei. In einer vertraulichen Sitzung der nationalliberalen Fraction sind damals alle diese Tinge auSsührlicb erörtert worden, und LaSkcr, Forcken- bca und Stauffenberg werden sicherlich Herrn v. Bennigsen als Zeugen dienen können, ivcnn er mit Bestimmtbcil erklärt, daß „zumeist" an der Krage de« Monopol- sein Eintritt in das Ministerium gescheitert sei. Später hat der Kanzln freilich mehrfach angedrutet, daß er eS nicht habe wagen können, Hrn. v. Forckenbeck, einen Führer der Majorität de« Abgeordnetenhauses in den Con- flictSjahrcii, dem Könige als Minister vorzuschlagcn; aber Personen, welche die Stimmung bei Hofe bcurtheilen konnten versicherten Dem gegenüber, dag eS viel schwerer sei, an maß gebender Stelle ds« Abneigung gegen den Hannoveraner Bennigsen, der sich nickt gerade durch unbedingte Ergeben heit gegenüber dem früheren Herrscherhaus« ausgezeichnet hätte, zu überwinden. Die freiconservative „Post" bespricht die Magde burger Rede Bennigsen'» in einer äußerst maßvollen und sachgemäßen Weise. Wie hoch stehe, führt das Blatt aus Herrn von Bennigsen'S Auffassung über die Stellung de: leitenden Staatsmannes zu Rom und zu Beziehungen zwischen Staat und Kirche überhaupt über dem wüsten Eanoffageschrei, welche» gerade die Secessionisten erheben; wie scharf sei der Gegensatz der Auffassung, welche da- Bestehen einer starken, wesentlich von kirchlichen Motiven geleiteten Partei, wie da» Centrum, an sich und ohne Rücksicht aus die Frage, welcher Partei dessen Stellung zunächst zu Gute kommt, al- eine nationale Gefahr erkennt, zu dem secessionistischen Bestrebe», daö Cenlrum als BunkeSgenossin der grundsätzlichen Opposition inkact zu erhalten; wie abweichend sei die Beurtheilung der Begebungen der konservativen Partei zum Eentrum von drr Behauptung einer klerikal-conservativen Verbrüderung, welche gerade voii den Secessionisten besonder» laut erhoben wird! Rechne man schließlich den in Hannover schroff betonten Gegensatz gegen den absoluten Freihandel hinzu, so würde man ersehen, daß die Stellung Bennigsen'« m so ziemlich allen großen Fragen de« Tage« grundsätzlich von derjenigen der „großen liberalen Partei" verschieden ist, überall aber mancherlei BerührungSpnnct« mit drr gemäßigt konservativen An schauung zeigt. Eine weitere „Verständigung" zwischen Preußen und der Enrie scheint vorerst mcht in Aussicht zu stehen. Der ..Kreuzzeitung" zufolge würde Herr v. Schlözer in diesem Jahre nicht mehr nach Europa zurückkehren. ES stnv sonach neue Verhandlungen mit der Euri« sür die nächsten Monate nicht in Aussicht genommen; sie müßten denn, wa» gewiß nickt zweckmäßig befunden werden dürfte, durch rinr andere Persönlichkeit geführt werden. Daß eine Verständigung mit d-r Curie über sachliche Fragen der Kirchenpolitik bis her nicht erzielt worden, ging au» den osficiösen Andeutungen mit hinlänglicher Klarheit hervor. Die Sache liegt demnach so, daß die Regierung ihre weitere gesetzgeberische Action in der kirckenpolitischen Frage nach ihren eigenen Entschlüssen ohne Sicherheit der Zustimmung der Curie und ihrer Ge folgschaft im preußische» Abgeordnetenhaus vorbereitet. Man mochte sich eine Zeit lang vorstellen, die Aussichten seien günsti ger sür die Beendigung de« Kampfe« nach den Wünschen der Euri« und de« Ültramontanismu«, und die Erkenntniß, daß man di« Sachlage noch hoffnungsvoller aufgefaßt hatte al« gerechtfertigt war. hat ohne Zweifel die neuerding» wieder zu bemerkende Erkältung und Entfremdung im kleri kalen Lager herbeiacsührl. E« ist ja -an sich gewiß erfreu licher, wenn die Kirckenvorlagen der preußischen Regierung nur nach deren eigenen Erwägungen und Enlschlick.ungcn, ohne daß sie vorher in Rom den Stempel der Approbation erhalten haben, entworfen werden. Allein die An-stchten, auf riefem Wege überhaupt zu einem wirklichen Ergcbmiß zu kommen, sind nicht günstig. Rechnet Herr von Goßler noch auf nationalliberäle Mitwirkung bei einem neuen Kirchengesetz, so wird er Über die Linie de« JuligesechcS in wesentlichen Puncten nicht hinau-gehen dürfen; dann würde er aber daraus verzichten, den neuerdings wieder so hoch- gestiegenrn Ansprüchen der Curie und deS CenlrumS zu ge nügen. Auf der anderen Seite aber ist e« ein ziemlich aus sichtslose« Beginnen, Kirchenpolitik mit dem Centrni» machen zu wollen, ohne vorheriges Einvernehmen mit der Curie. Daß unter diesen Umständen die gesetzgeberische Action aus kirchm- politischem Gebiete mit einer Niederlage der preußischen Rc» gicruug endigen muß, ist fast mit Sicherheit vorauszusehen, zumal da alle Anzeichen dafür sprechen, daß man an dem Stzstem der „diScretwnairen Vollmachten" im Wesentlichen scstzuhalten gedenkt, da» doch von allen Seiten, von klerikaler sowohl al« von liberaler grundsätzlich verworfen wird. In den fortschrittlich«antifortschrittlichen Wahlkampf in der Reichöhauptstadt tritt nu« auch da» Ce nt rum als selbstständiger Factor ein, indem eS in allen sechs Wahlkreisen Herrn von Sckorlemer-Alst aufstellt. Der Entschluß ist insofern von Interesse, als er die unzweideutigste Verleugnung jener in der Person de« Herrn Crem er verkörperte» Richtung de« UltramontaniS- muS ist, welche die vellstänkiae Verbrüderung mit den Conservativen und Christlich-Sociale» anstrebt. „Wir können nicht zu jener Verbindung un» schlagen, welche Freiconservative, Gouvcrncmentale und andere unserer chrisllich-conservativen Anschauung fernstehende Elemente rn ihren Reihen hat", sagt der Berliner Wahlauf ruf, der im klebrigen wieder die Gelegenheit ergreift, „gegen den drobenden StaalScommunismuS Front zn machen, welcher die freiheitliche und friedliche Entwickelung de- Staat-Wesen» gefährdet" und die volle und ganze Bcsrcmng der Kirche au« dem erdrückenden Joche der Maigesetzgebung zu fordern. Sehr verheißungSreich für die Rechnung ans die Mitwirkung deS Centrum» bei den neuesten socialpolltischen Entwürfen klingt diese Verwahrung gewiß nicht. Man schreibt un» au« Berlin: Dem Vernehmen nach ist Über dce Errichtung eine« neuen GeschästSgebäude« für den preußischen Landtag keine«>vea« schon eine zu- stimmrnde Entscheidung getroffen. Erste handelt «ö sich. nur um einrn Plan, der nicht bloS nach seiner finanziellen Seite bin, sondern auch in Rücksicht ans die Bedlirfnitzsraa« dem Beschlüsse de« Staatöministerium« zu nntcrzicben ist. Vcn der Gesammtgestaltung de« Etats wird es abuangen, ob bereit« in der nächsten Sitzung eine bezügliche Credit- sordcrung an den Landtag gelangt. Die Pläne, welche der Revision seitens der Akademie sür da« Bauwesen unterliegen, haben daS lebhafte Jnlercsse de« Kronprinzen erregt, aus besten weitere Förderung de« ProjectS in Architettenkreisen gehofft wird. Kommt e« zu einer Vorlage an da» Abge ordnetenhaus, so nimmt man an, daß sowohl vcn der StaatS- regicrung als von der VollSvcrtrctnng aus die Ausschreibung einer Cöncurrcnz verzichtet wird. Die übel» Erfahrungen, die man in dieser Hinsicht in mehr als einem Falle, nament lich aber bei dem Projekt deS NcichStagSgebäudcS gemacht, können zu einer Nachfolge auch schwerlich veranlassen. Eine srobe Botschaft kommt heute an» Wien; r« erhält sich daselbst daS Gerücht, Graf Taasfe habe seine Ent lastung eingcreichk. An den Tod Baron Havmerle'» an- knüpfend, bemerkt die „Neue Freie Presse", dieses Gerücht sei die Stimme de« politischen JnstinctS; wa« aber den neuen Minister de« Auswärtigen anbetrefsc, so brauche Oesterreich einen Mann, welcher in der Bevölkerung den Glauben an den Staat festigt, in dem Streite der Parteien als Derjenige erscheint, welcher stets über die Sonder-Jnlcrestcn erhaben aus daS höhere Erforderniß der Gesammtheit verweist, die Eintracht zwischen den beiden Staaten der Monarchie fördert, seine innere Mission nicht minder hoch anschlägt al« seine äußere. Oesterreich brauche einen Minister, der ein Unterpfand ist für die Freundschaft mit Deutschland, eine Stütze de» Frieden», ein Feind jede» mißleitenden Ehrgeize» und der Abenteuer. Oesterreich brauche nicht bloS einen gemeinsamen Minister, sondern einen wirk lichen RcichSmimstcr. „Wird, kann eS ihn angesichts der inneren Lage finden?" fragt da» leitende Wiener Blatt und antwortet: „Neinl" — AuS Berlin wird den Wiener Blättern gemeldet: „Von den Allerhöchsten Personen und dem Fürsten BiSmarck wurden Beileidstelegramme an die Wittwe des Baron» Haymerle gerichtet." Wie immer die Würfel fallen mögen, wir in Deutschland vertrauen der Ein sicht de« Kaiser« Franz Joses, der sicherlich nicht gewillt ist. da» gute Einvernehmen zwischen den beiden Nachbarrcichcn aus- Spiel zu setzen. Zu Wien fand am Donnerstag Nachmittag 2 Ubr daS feierliche Leichenbegängnis; deS verstorbenen Minister« v. Haymerle statt. Än demselben nahmen Theil: der Kaiser, die Erzherzöge Albrecht, Friedrich und Wilhelm, die Spitzen der obersten Hofamler, da« gesammte diplomatische EorpS. sämmtlich« Minister, darunter auch die ungarischen Minister v. Orczy. Szende v KereSztc« und Bedckovich. Erzbischof Haynald. der päpstliche Nuntius, der Erzbischos von Wien, zahlreiche Generale, die Beamten de« Ministeriums deS Aenßcrn mit dem Scctiontchcs v. Kallav an der Spitze, die Präsidenten der bohr» Gerichtshöfe und sehr viele Mit glieder de« Neichsrath«. Die Nachricht von der bevorstehenden Kaiser-Zusam menkunft in KrzeSzowice wird sowohl vom „Dzicnnik PolSki", cif« auch von der „Gazeta Narotowa" betätigt. Dem „Dziennik" telegraphirt man aus KrzeSzowice, die Kaiser-FerkulandS-Nordbabn habe die Weisung erhalten, Vor kehrungen sür die am >8. d. bevorsicbende Abreise de« Kaiser« Frau'z Josef zu treffen. Dasselbe Blatt schreibt, der Zar könne ganz getrost drr Gastfreundschaft rinr» polnischen Ekel manne« vertrauen und werde unzweifelhaft die Uebrrzengung gewinnen, daß dem Beherrscher aller Neusten unter den Polen keine Gefabr drohe, obwohl die Polen von den Abmachungen der Entrevue nicht« Gute« zu erwarten hätten. Die Polen würden aber sür keinen Fall den altbewährten Ros ihrer Gastfreundschaft, schon au« Rücksicht für ihre in Rußland lebenden Brüder, gefährden.
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