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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.06.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-06-06
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188306060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830606
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830606
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-06
- Tag1883-06-06
- Monat1883-06
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.06.1883
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Erscheint täglich stütz 8'/, Uhr. Urtzattiou untz Lrpedttioa Johanne«gösse 83. Aprechstudden der Ledartioa: Vormittag« 10—1» Uhr. Nachmittag» 5—S Uhr. ^ LÄA" —' - TimMÄ «»»«h», »« für die «LchAs-l,,»»« «»»»«, deM»mt« S«»«r«te «» Wochenta,»« »i« S llbr Nachmittag«, a« S»»»-«,» Festtag, früh »t«'/,» Uhr. 3» de» Fiiilirn für 3»s.-^,»ahme: vtt» Klemm, UaiverfltätSstraße Li, Leuts Lösche, Katharinenstrah« IS,». >ur di» '/.S 0,r. Ameiger. Auflage 18,100. Abonnement,drei» viertel,. 4'/, Mb. incl. Briaaerloh» 5 Mk., dnrch die Post bezogen 6 ML Jede einzelne Nummer 80 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren >ür Extrabeilagen ohne Poflbesörderung 3SMk. > »it Postdesürderung <8 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzrile 20 Pf. Orbbere Schriften laut »mserem Preis- verzeichn^. Tabellarischer Sag nach höherem Tarif. Lrga« für Politik, Localgefchichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Verismen unter dem Ue-artionskrich die Spaltzeilc »0 Ps. Inserate find sie!» an die Erpedttton zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praevumeramlo oder durch Post- Nachnahme. ^-157. Mittwoch dm 6. Juni 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vkillmnlmachimg. Wegen Schleußenbaue« wird der Gerichtsweg auf der Strecke zwischen der Dresdner Straße und dem Täubchen wege vom 7. ds«. MtS. ab auf die Dauer de» Baue« für den durchgehenden Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am S. Juni 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. Bekanntmachung. Da« Pltchamt bleibt am 18. u»d lg. diese« Monat- Wegen Reinigung der Lokalitäten geschlossen. Leipzig, am 1. Juni 1883. DaS Aicha«t. Schleißner. M. Litrunx äes Lrrtlielien Lexirks- verein8 äer 8taät I^eipriA. Koonaden«, cken Ennl, Xbeoä, - Lftr tw 8 aal« ckor Lraten Itürreraebule. V»go»or<louug: I. Lsksral« »der äi« beim Xarrtetax-s rn r«r- daoclelaclon 0,-^eiMLo-j»: 1) Loriodt ä« 8anit»t«ius,cdus«ez »der ». Ltuxlm«-Lrntkrumr. d. Ornnärtlx« eine» Vollcs- aeuedsnLeoetro, (vsrxl. „Xerrtl. Vsr.-ölatt blLr, Kr. 131 uuä Llai ». 133). — 8) Lsriebt »der äen Xntr»^ detr. äi« Var- iLnirernnx äe, weäio. Ltuilium» »nk klink sichre (kek. krok, vr. üeudoer). — II. IV»dl <i» Velexirten rum Xerrtetax. vr. kloaa Nichtamtlicher Theil. viel Lärm um Nichts. Wie Von einem.außergewöhnlichen Ereigniß hat die Presse über die Sitzung de« preußischen Skaat«mimsterium« berichtet, welch« vor emigcn Tagen unter dem persönlichen Vorsitz de« Fürsten BiSmarck in dessen Palais stattgefunden hat. Man schloß schon auü diesen äußeren Umständen aus wichtige Vor gänge und Beschlüsse in jener Sitzung, denn seit langer Zeit hat der Reichskanzler seine« leidenden GesundheitSzustaiidcS wegm einer Staatsministerialsitzung nicht präsidirt. Die Meister der Conjecturalpolilik waren geschäftig, die Geheim nisse dcS CabinelS zu ergründen. Ähr Tagewerk war dies mal nicht besonder- schwierig. Es lag ziemlich auf der Hand, daß sich die preußischen Minister Mit den Schritten beschäftigen müßten, welche demnächst aus kirchenpoliti- schem Gebiete unternommen werden sollten, nachdem die Politik der diScretionaircn Vollmachten in Rom Schiffbrvch gelitten, nachdem die Mission de« Herrn v. Schlvzrr gescheitert, nachdem die Antwort der Curie auf die letzte preußische Note keinerlei Zugeständnisse gebracht, sondern vielmehr mit einem Ab bruch der materiellen Verhandlungen gleichbedeutend war. Der Wortlaut der preußischen Note war publicirt, man wußte, daß man in Berlin bereit- die Möglichkeit eine- selbst ständigen staatlichen Vorgehen- in» Auge gefaßt und im Vatikan notisieirt hatte. Da war eS nicht schwer, sogleich mit kundiger Miene und dem Gebühren eine- Eingeweihten zu Versichern, der preu ßische Ministerrath habe sich speciell mit einer neuen kirchen politischen Vorlage beschäftigt, mit welcher demnächst die LandeSvcrtrctnng befaßt werden solle. Derlei Nachrichten sind im Lause der letzten Monate wiederholt in politischen Kreisen colportirt worden und je nach den augenblicklichen Nachrichten vom Stande der diplomatischen Verhandlungen mit der Curie variirte auch der Inhalt, welcher für die zu erwartende kirchenpolilische Vorlage im Voraus festgestellt würbe. Bald sollte dieselbe weiter nicht« als eine einfache Umschreibung der Windthorst'schen Anträge über die Straffreiheit de- Mcsse- lcscnS und de- SacramcntespendcnS sein, bald sollte sie ein tiesdurchdachtcS, künstliche- System für die Regelung der Anzeigepflichl nach dem Muster der in Württemberg geltenden bringen. Alle diese politischen Weissagungen haben getäuscht. Dieser Mißerfolg bat aber die politischen Auguren nicht ab gehalten, ihre problematische Kunst auch an der Vorlage zu üben, die sich gegenwärtig im Stadium der Berathung feiten- de- StaatSministcriümS befindet. Sie wissen genau, daß die Vorlage dem preußischen Landtage noch in dieser Session zugeken wird, und schließen au» einzelnen Wen dungen der Schlözer'schen Note sowie au- verschiedenen An deutungen der ofsieivsen Presse, daß die neue kirchenpolitisch« Vorlage hauptsächlich den Zweck habe, da- Prävenlivsystem der Falschen Maigesctzc durch ein Repressivsystem zu er- ctzen, wie eS einst der Abgeordnete v. Sybel als zuträglich ür Staat und Kirche skizzirt hat. Wir sind im Ganzen nicht >erade „versessen" aus dieprävenlivcn Bestimmungen und würden ir gern durch repressive ersetzen, wenn man denselben an- irgend welchen Gründen den Vorzug giebt, sofern nur auch auf diesem Wege der Zweck der gesammten kirchenpolitischen Gesetzgebung, die Sicherung der staatlichen Hobe l-recht« gegen Uebergriffe der römischen Hierarchie erreicht wird. Indessen eine derartige Revision der Maigesetze kann nicht von heute aus morgen vorbereitet werden, eine solche Vorlage kann nicht im Lause einer Woche fertig gestellt werden und dem Landtage zugehen. Da aber mit Sicherheit behauptet wird, daß der Rest de» Juni für einen solchen Zweck in An spruch genommen wird, so gewinnt die Meldung der „Post" an Wahrscheinlichkeit, daß die neue kirchenpolitische Vorlage weiter nicht» enthalten werde al- eine Wiederholung der im vorigen Jahre abgelchnkcn Art. 4 und 5 de« UltimogeseyeS. Wenn diese Meldung sich bewahrheiten sollte, dann wäre wirklich in Bezug aus die zu erwartende Vorlage viel Lärm um Nicht- gemacht worden. Der Art. 5 de« NltimogeseheS überließ eS dem di-cretio nairen Ermessen der Regierung, die Anzeigepflicht in gewissen Bezirken aus diejenigen Geistlichen, welche im Besitze eine- Beneficium« sich befinden, zu beschränken. Die ertheilte Ver günstigung sollte stet« widerruflich sein. ES würde also die Hilf-seelsorge freigegebcn werden auch ohne die Anerkennung der Anzeigepslicht, und damit wären die Strafbestimmungen der Maigesetze bezüglich de« Messelesen» und de« Saerament- spende»« unter gewissen Voraussetzungen außerKrast Gesetzt. Eine Aendermig sür diejenigen Fälle, in denen eine Verletzung der Gesetz«, eine Nichtbeachtung der Anzeigepflicht ohne diese Voraussetzungen stattsmdet, ist also nicht geplant. E« fragt sich nun, ob die Gründe, welche zur Ablehnung de« Art. 5 de« Ultimogesetze« im vorigen Jahre führten, heute nicht mehr stichhaltig sind. Wir müssen da- aber wjahen. ES besteht auch heute noch da- Bedenken, daß man nicht die Anwendung oder Nichtanwedung der grundlegenden Gesetzesbestimmungen über die Anzeigepflicht in die diScretwnaire Gewalt politischer Minister legen dürfe, die nicht unwandel bar sind wie da- Gesetz. Man kann für diesen Artikel nicht einmal geltend machen, daß dessen Annahme der Regierung ür künftige Unterhandlungen mit der Curie ein bedeutendere« CompensationSobject zur Erreichung von Conccssionen ge währe. Die jetzt vom Vatican ablehnend beantwortete Schlözer'sche Note hatte der Curie schon viel weiter gehende Angebote gemacht. Sie hatte erklärt, daß au- dem Art. 5 der diScretionäre Charakter und die facultative B^ schränkung auf einzelne Bezirke sorlsallen könne. Eine Gal- vanisirung de» Art. 5 mit diesen Beschränkungen wäre ein Zurückgehen hinter diese- Angebot, welches die Klerikalen nie zufrieden stellen könnte. .Eine bloße Abänderung de» Um- angeS der Anzeigevflicht kann da- „non po»umns" der Kinde nicht beseitigen", schreibt der Berliner Moniteur der Ultra montanen, die .Germania". Der Kleru« wird von den di-cretionären Befugnissen keinen Gebrauch machen. Ebenso wenig können sich aber Liberale wie Ullramonlane besonder- ür die Wiederaufnahme de» abgelebnten Art. 4 de- Ultimo- Gesetze- erwärmen, welcher den CultuSminister statt de« Ge richtshof« für kirchlicbeAngelegenheiten al» letzte Instanz in Ein- prucbSsachen ausstcllt. Die Ullramontanen bekämpfen diese- Princip der weltlichen Juri«viction in Dingen, welche irgend wie im Zusammenhänge mit der Kirche stehen. Sie werden sich dxm CultuSminister ebenso wenig unterordncn, wie dem staatlichen KirchengerichtSbof. Die Liveralen haben aber keinen Grund, den widerwillig«:» Klerikalen an Stolle der Entscheidungen eine« mit allen Garantien der Unparteilich keit und der Unabhängigkeit umgebenen Gerichtshöfe» die Verfügungen eme» nach subjektiven Anschauungen urtheilenden Ministers aufzuzwingen. Tie Forderungen des Rechtsstaates müssen auch im kirchcnpolilischea Kampfe nach Möglichkeit aufrecht erhalten werden. Ob sich für die neue Vorlage eine Majorität "m preußischen Lbgeordnelerhause zusainmenfinden wird, wissen wir nicht. Sollte da» aber auch der Fall sein, so wird der Nutzen de- Beschlusses gleich Null sein. Fürst BiSmarck ist allerdings nicht der Mann, der eine Vorlage macht, lediglich damit etwa« unternommen werde. Man wird also aus die Motive der Regierungsvorlage gespannt sein dürfen. Ihnen mußte die schwere Ausgabe Zufällen, den Nutzen der Vollmacht-Politik vcr festen Gesetzen nachzuweisen. Wir glauben kaum, daß da» gclingm wird. Leipzig, 6. Juni 1883. * In der am 2. Juni unter dem Vorsitze de- StaatS- minister« v. Bötticher abgehaltenen Plenarsitzung de- BundeSrathS machte der Vorsitzende Mittheitung von den Beschlüssen de- Reichstag» zu dem Entwürfe eine» Gesetzes betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter. Die Beschlußfassung über den abgeändertcn Gesetzentwurf wird in einer der nächsten Plenarsitzungen stattfinden. Tie am 6. Mai v. I. vollzogene Internationale Convention zur polizeilichen Regelung der Fischerei in der Nordsee außerhalb der Küstengewässer wurde den zuständigen Ausschüssen zur Borbcrathung überwiesen. Die Entwürfe von Vorschriften, betreffend die ärztliche Prüfung und betreffend die ärztliche Vorprüfung, wurden in der von den Ausschüssen vor- gcschlagcnen Fassung mit einigen Abänderungen genehmigt; die sämmtlichen auf diese Angelegenheit bezüglichen Eingaben sowie die dazu von der Commission zur Revision der ärzt lichen Prüfung-Vorschriften gefaßten Resolutionen erachletc die Versammlung durch diese Beschlußfassung für erledigt. Mehrere Eingaben, betreffend die Wiedereinführung der Silberprägungen im alten Verhältnisse zum Golde wurden zurückgewiesen. Da» Gesuch de» königlich sächsischen Geheimen RatheS Professor« Vr. von Windicheid aus Entbindnng desselben von der Theilnahme an den Arbeiten der Commission zur Ausarbeitung de- Entwurf- eine» deutschen bürgerlichen Gesetzbuch» erhielt die Genehmigung der Versammlung. Schließlich wurden mehrere Eingaben von Privaten den zuständigen Ausschüssen zur Borbcrathung überwiesen. * Nach Erledigung der internationalen Verträge und der Zuckersteuervorlage ist der Reich-tag mit den wichtigsten und dringendsten vorliegenden Arbeiten fertig. Es erübrigt nur noch die EtatSberathung. di« jetzt auf die Tages ordnung der folgenden Sitzungen gefetzt werden wird. Die Vubgetcommission hat bereit» Stoff genug geliefert und wird ihre Arbeiten bald vollständig erledigt haben, ein Beweis, wie unbegründet der Borwurf gewesen, daß die Uebcrwcisung des ganzen Etat» an die Commission die Absicht der Verschleppung m sich schließe. Ohne allen Zweifel hat die Mehrheit de« ReichStagc» die ernste Absicht, den Etat jetzt noch durch- »uberathen. Indessen die allgemeine Uebermüdung zcjgt sich bereit» in den starken Lücken. Die Beschlußnnsähigkeit de» Reichstage- ist jetzt augenscheinlich, und ob e« unter diesen Umständen auch beim besten Willen gelingen wird, die Bc- rathung zu Ende zu führen, ist sehr fraglich, zumal wenn seiten- derjenigen Parteien, welche au» pnncipiellen Gründen die EtatSberathung im gegenwärtigen Augenblick bintertreiben wollen, wiederhott die Beschlußfähigkeit angezweiselt und die Auszählung beantragt wird. Dann wird nichts Andere» übrig bleiben, ai» di« Session auch vor der vollen Erledigung der EtatSberathung zu schließen oder vielmehr zu vertagen. Denn die Vertagung würde den Vorzug haben, daß die bis dahin an die EtatSberathung und sowie an da» Unsallgesctz ver wendete Arbeit nicht verloren geht. Wenn wirklich da» Abgeordnetenhaus sich in diesem Sommer noch mit einer Kirchenvorlage beschäftigen soll, so ist e» dringend geboten, ihm bald völlig freien Spielraum zu gewähren. * Die Budgetcommission de« Reichstag« berieth am Montag den Marineetat. In Eap. S2 (Indiensthaltung der Schiffe und Fahrzeuge) wurden von der Mehrsorderung von in-gesammt 2S5.V00 150.000 abgesetzt. Ebenso wurden in Eap. 53 (Naturalverpflcgung) von der Mehr sorderung von 403,700 .F 250.000 -4k gestrichen. Unter den einmaligen Ausgaben wurde nur die Forderung von 72,000 -4k zum Bau eine« vierten Dienstgrbäuve« iür da- Torpedo personal in Friedrich-ort abgesetzt. Alle Übrigen Posten des Marineelat» wurden unverändert bewilligt. Die Commission hofft in drei, höchsten» vier Sitzungen ihre Arbeiten zu beendigen. * E« liegt in der Absicht, die Entscheidung über da« Reich«tag»gebäude jedensall« noch vordem Au«emander- gchen de» Reich-tag« herbeizusühren. Dem Reichstag liegt bekanntlich seit dem Winter ein NacktragSetat vor. dessen Erledigung bisher bi« zur Beschlußfassung über den veränderen Wallot'schen Entwurf zuriickgestellt wurde. Zur Zeit liegt dieser Entwurf nock der Akademie für daö Bauwesen vor, und eS ist keine Aussicht, daß er schon in den nächsten Tagen an den Reich-tag gelangen werde. Deshalb wird jetzt vorgeschlagen, die EtatSforverung im Reichstage zu bewilligen und ekwaige an dem Plane vorzunebmende «cn- derungen der ReichStagSbaucommission anhcimzugebe». * Zur zweiten EtatSberathung hat Abg. LingenS. MitersiUht durch da« Centrum, seinen von früher bekannten Antrag auf Beschränkung de» PostdiensteS an Sonn- und Feiertagen wieder eingebracht: Der Reichskanzler soll danach ersucht werden, darauf Bedacht zu nehmen, X daß an Sonn- und Festtagen nur Bnese, Postkarten und mittelst Postdebit zu beziehende Zeitungen anzunehmen, zu befördern, au-zugeben und zu bestellen, dagegen Waarenprobcn. Druck- fachen, Packete, Geld- und Wertbsendungen — insofern solche nicht al» durch Eilboten zu bestellende ausgegebcn werden — vom Dienste cmSzuschließen seien; v daß an Sonn- und Fest- tagen Telegramme mit einem Aufschläge von 20 Pfennigen zu belegen seien. * Im preußischen Abgeordnetenhause stand am Montag zunächst die Interpellation der Polen betreff» de- Religionsunterrichte« in der Provinz Posen ans der Tagesordnung. Die Interpellation, welche von dem Abg. von StablewSki begründet wurde, beklagt sich, daß der Reli gionsunterricht auch auf den Unterstufen der Volksschulen bei vorwiegend polnischer Nationalität der Kinder vielfach in deutscher Sprache ertheilt wird. Der CultuSminister v. Goßler erklärte, daß die Regierung an der Bersügung von 1873 sest- halte, wonach der Religionsunterricht m der Unterstufe auf jeden Fall » der Muttersprache zu ertheilen, dagegen in der Mittel- und Oberstufe auch für polnische Sinder in deutscher Sprache zulässig sei. In der Besprechung der Interpellation sprach der Abg. von Hammerftein der Regierung zwar da« Recht zu, mit allen erlaubten Mitteln zu germanistren, gab aber zu, daß man so weit billigcrweise nicht gehen dürfe, auch denjenigen Kindern, die de» Deutschen nicht mächtig seien, den Religionsunterricht in deutscher Sprache zu ertheilen. Adg. Windthorst unterstützte die polnischen Klagen und meinte, wenn man denselben nickt avhelfen wolle, solle man den Schulzwang abschasfcn; er rief dadurch den Widerspruch dcS Adg. Dirichlet hervor. AlStann wurde die Berathung der brandenbnrgischen Landqüterordnung fortgesetzt und unter Wiederherstellung der Höferolle da- ganze Gesetz nach den CommissionSbefcblüsscn angenommen. * Wie unS an-S Wien geschrieben wird, sind alle Nach richten über die Besetzung de» dortigen französischen Botschafterposten-, soweit die Ernennung einer bestimmten Persönlichkeit bereit- als beschlossen bezeichnet wird, verfrüht. Wahr ist nur, daß man sranzösischcrseit» den Wiener Posten sobald als möglich besetzen will, daß daher die Bemühungen, eine geeignete Persönlichkeit zu finden, fortdauern, mit ihnen aber auch die Schwierigkeiten, eine solche zu finden. * Mit Bezug auf den kürzlich gemeldeten Volksentscheid n dem schweizerischen Canton Zürich, nach welchem die Todesstrafe wieder einaeführt werben soll, ist zu bemerken, daß derselbe noch nicht oesinitiv die Wiedereinführung bc deutet. ES hat zunächst der CantonSrath die biödcrige Ge setzgebung zu ändern, diese Abänderungen selbst aber werden einer neuen Volksabstimmung unterstellt, und ein Sieg der Anhänger der Todesstrafe ist bei der nur geringen Mehrheit, welche sie dieses Mal erlangten, und den 5000 leeren Zetteln, die abgegeben wurden, keineswegs gewiß, ihr Jubel daher auch nur mäßig. * Der französische General Verneville hat bei seinem Abschiede von Luncville einen Tage»besehl erlassen, in welchem folgende Stelle vorkommt: ^.Ich bin sicher» daß Ihr, wenn Frankreich an den Muth seiner Kinder appelliren wird, kraftvolle Revanche nehmen werdet. Wenn der Feind stark und geschickt ist, erinnert Euch, daß in Euren Adern französisches Blut fließt und daß Eure Väter diese Gegner zermalmt haben, die ihren Erfolg von 1870 nur einem Augenblicke der Ueberraschung danken." * Wie wir dem „Imparcial" entnehmen, geht die spanische Justiz gegen die unter der Bezeichnung „Mano Negra" bekannte Verbrecherbande sehr energisch vor. In -kere- hat da» verhör zahlreicher Anarchisten bereits begonnen, welche de» Morde», Raube», der Brandstiftung und verschie dener Agrarverbrccben beschuldigt sind, die sie aus Anordnung der ^.schwarzen Hand" begangen habm. Der abscheuliche Geheimbund soll noch bestehen, wa» man auS dem Umstande schließt, daß die Agrarverbrechen sich nicht vermindern wollen. Auch zeigt sich unter dem Landvolke noch immer ein anarchi stischer Geist, der zu allerlei Widersetzlichkeiten Veranlassung giebt. So wollten anarchistische Baucrnbanden die por tugiesischen Arbeiter gewaltsam vertreiben, die jedes Jahr im Frühlinge zu Feld- und Gartenarbeiten nach Spanien kommen. Die Portugiesen mußten von Gendarmen beschützt werden und haben von de: Behörde Erlaubniß erhalten, sich zu ihrer Sicherheit zu bewaffnen. In Zlercs stellte der StaatSanwalt den Antrag, gegen 34 Anhänger der .Mano Negra", die sich de» Morde« unter gräßlichen Umständen schuldig gemacht haben, da» TodeSurtheil zu fällen. Gegen die vhrigen gefangenen Verbrecher, säst 3oo an der Zahl, dürsten jedenfalls lange Kerkerstrasen verhängt werden. Der wohlhabende, ruhige Theil der Bevölkerung bittet die Regierung, gegen die Anarchisten mit den strengsten Maßregeln vorzugehen, weil nur auf diese Weise dem ver brecherischen Treiben ein Ende gemacht werden könne. * AuS Rom schreibt man über die beiden neuen Minister Genola und Savelli: .Elfterer, 41 Jahre alt. war bis her Professor der politischen Wissenschaften in Florenz, wo er sich durch eine Arbeit über die Vertretung der Minori täten in weiteren Kreisen bekannt gemacht hat. Späterhin ward er in seinem Geburtsorte Surretina, in der lombardi schen Provinz Cremcna, in die Kammer gewählt und ist b>S her immer wieder gewählt worden. Er sprach dort nicht oft, aber wenn er e» that, war seine Rede stet» von Erfolg begleitet. An den Verhandlungen über die Eisenbahnsrage und da» Wahlgesetz nahm er hervorragend Avlüeil; im Eisenbahn-Ausschusse entwickelte er als Berichterstatter be deutende Fachkenntnisse. Er bereiste wiederholt Deutschland und Oesterreich, wo er sich längere Zeit ausgehaltcn hat. Cairoli hatte ihm schon 1878 das Ministerium der öffent lichen Arbeiten angeboren, allein Genola lehnte damals ab. Er ist liberal, aber rin Freund der Ordnung, ein treuer Inhänger der Politik de« Minister-Präsidenten TepreliS und der Tripel-Allianz. Die- gilt auch von dem neuen Justiz- minister Savelli, welcher Präsident dcS Appellationögerichts- hofe- in Rom war. Die Irrcdentisten hassen und ver» chreien ihn al- „ rotrognnlc,", ja behaupten sogar, er habe nach dem Attentate des Passcnante dem König einen StaatS- kreich empfohlen, wa» aber König Humbert persönlich als unwahr bezeichnet«. Savelli zählt zu Leu hervorragendsten Juristen Italien» und ist schon oftmals in schwierigen RechlS- ragen um sein Gutachten angegangen worden. — Da» gegenwärtige Cabinet wirb eine Opposition von 140 — 160 «timmen gegen sich haben, eine krästigc, unternehmende und kriegerische Gegnerschaft, der c« aber an Einheit gebricht, weil sie von so dissentirenden Partcimännrrn wie Cairoli, Nicotcra und EriSpi geführt wird. Die heftigen Angriffe dieser Minorität dürften voraussichtlich die Verschmelzung der Majoritätsgruppen beschleunigen und sie fester mit der Reglern»gSpolitrk verbinden, die von nun ab nachdrücklicher Vorgehen wird." * Italien hat augenblicklich laut der „ItnUn raklltnro" mehr Kriegsschiffe im Bau aus den Wersten alH irgend eine andere Nation. Die beiden Monstre-Panzerschiffe „Italia" und'.Lkpanto" werden gegenwärtig mit Panzer und Maschinen versehen und sollen in ein bis zwei Jahren fertig sein. Drei andere Schiffe von ähnlicher Anlage wie der „Duilio" sind im Bau begriffen, und zwar aus den Werften von Eastella-- mare, Spezia und Venedig. Dieselben sollen Anfang 1885 ür den Stapellauf fertig sein. De» Weiteren sind drei große Widder-Torpedoboote im Bau, ein- in England, die beiden anderen auf nationalen Wersten; dieselben sollen sehr starke Maschinen und mächtige Sporen erhalten. Dann «in große« Transportschiff, geeignet, 500 Pferde aufznnebmen ganz au« Stahl und 110 Meter lang, sowie einig« kleinere Kriegs schiff«, im Ganzen elf. -- - Die von dem englischen Botschafter in Konstan- tinepel, Lord Dufferin, aufgeworfene Frage der arme nischen Reformen erweckt m der diplomatischen Welt nicht gerade da» günstigste Echo. Abgeseben von der Pforte selbst, sind eS namentlich die Pariser volltischen Kreise, rvelche hinter dem Vorgehen Lord DufferiwS Unrath wittern »nd Warnungen an die Adresse Europa» richten, damit die inoppor tune Initiative dcS britischen Diplomaten nicht gar die ge- sammte orientalische Frage wieder in Fluß bringe. Sie über sehen dabei, daß Europa vorläufig gar keinen Anlaß hat, in die Discussion der Sache einzulrelen, da die Affaire der armenischen Reformen eine rein innere Angelegenheit der Türkei ist, und die Zuständigkeit dieser letztere» auch von England nicht wird bestritten werken können. ES wäre allerdings von Interesse, die Beweggründe dcS englischen Auswärtigen Amtes, den con- crctcn Fall anlangend, kennen zu lernen; dieselben müssen jedenfalls ganz eigener Art sein und scheinen noch obendrein aus einer ungenauen Würdigung de« in den leitenden Kon- stantinopelcr Kreisen obwaltenden Geistes zu basircn, der aus die Anregung Lord Dufferin'S keineswegs günstig rcagirt. DaS von dem Sultan beliebte Regierungssyfte'm, welche« auf die Durchführung einer das ganze o-manische Reich nmfassenden, aber natürlich nur sehr allmälig zu bewerkstelligenden, or ganischen Reform abziclt, gesteht dem Verlangen Englands bezüglich Armenien» die von Lord Dufserin asfichirtc Dring lichkeit einfach nicht zu. und ander-wo sind viele verständige Leute der gleichen Ansicht. Die Türkei will eben in Zukunft aushörcn, der willenlose Spielball für diplomatische Inlriguen zu sein und rechnet sür die Verwirklichung dieses löblichen Vorsatzes auf die Sympathie und Billigung aller derjenigen Mächte, welche in der Regeneration deS oSmanischen Staates, falls dieselbe noch gelingen sollte, ein schätzbares Hilfsmittel zur Consolidirung deS durch den Berliner Frieden geschaffenen völkerrechtlichen Zustandes erblicken. Das; auch die Armenier bei diesem Programme nicht schlecht fahren werde», versteht sich von selbst: der Unterschied ist nur der, daß nach den Intentionen Abdul HamidS die cinzusührenden Reformen den Selbstzweck bilden, während solche im Sinne Lord Dufferinö und seiner Auftraggeber nur daS Mittel zu fremden Zwecken sind. Wobei sich der Orient und Europa am bestell flehen, bedarf wohl keines weiteren Hinweises. * DaS neueste Rundschreiben, datirt vom 24. vor. MtS.. welche- die Pforte an die Mächte richtete, ist am 2!». v. M. den Cabinetcn überreicht worden. Dasselbe bat den Zwcck. den Forderungen, betreffend die Reformen in Arnicnieii, ans die nicht dnrchgeführte» Bestimmungen dcs Berliner Vertrags, betreffend die Sch lcisung der bulgarischen Festnnge», entgcgenznstcllen. Nach allem, waS indessen über die Aus nahme berichtet wird, die daS Nundschrciben bei den vcr- schictciien Cabinetcn gesunden, erscheint eS, obgleich rieselte jedenfalls eine wohlwollende ist, fraglich, ob sich an dasselbe ein weiterer Ideenaustausch zwischen den Mächten und der Psorle knüpfen wird. Sicher ist aber, daß an ein praklischc» Ergebnis; nicht zu denken ist, da ja die Nolhwcnkigkcil der AuSsührung jener Bestimmungen deS Berliner Vertrages, welche die Psorle urgirt, stets von allen Seiten anerkannt worden, und wenn sie bisher nicht verwirklicht wurden, der Grund eben nur in Schwierigkeiten lag. deren Bewältigung Zeit braucht. Eine ausschiebende Wirkung rncksichtlich der Lösung der armenischen, übrigen« dem Belieben der Psorle anhciuigegebcnen Resoruisrage wird daS Rundschreiben nicht ausüben können. Änsiug «ms dem Vr«tokolle über die Plrnarfitzunß he» «athe« vom 2«i. Mat 188».') Unter Vorbehalt der Zustimmung der Stadtverordneten beschloß man, dem Anträge deS gemischten 0>e>unrhcit-au-schusse« entsprechend, denjenigen -Herren Rerzlen, welche sich verpflichteten, nächtliche Dienst leistungen zu übernel inen, ein Honorar von 6 Mark pc» Besuch zu garantiren »nd deshalb ei» B rcchnungsgeld von 1000.4« lm Budget einzustellen. Gleichzeitig beschloß man, dem Samariter-Verein eigen *) Eingegangen bei d-r Redaction am 1. Junk.
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