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Dresdner Journal : 07.11.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-11-07
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187911071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18791107
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18791107
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1879
- Monat1879-11
- Tag1879-11-07
- Monat1879-11
- Jahr1879
- Titel
- Dresdner Journal : 07.11.1879
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M25S Freitag den 7. November. ikrv. lm ss»or»ll s»nt«ok»il Nsted»: ILbrliet»: . . 18 !Nar^ ^j Mbrlicd: 4 Kark SO ks. Liorslue Kummern: lO?k Ln„«rd»ld de»deut»ckeo keiedes tritt ?o»t- und LtempeDunotditH tiinru. In^ei-atenprvl^er kür den Raum einer gespaltenen ?etitreile 20 kk. Onter „Eingesandt" die 2vile SO kk. N^elielnen t l'Lgliok mit ^uennkmv der Sonn- und k'oiertage Abends ktir den folgenden lag. DreMerIonriml. Verantwortlicher Redacteur: Im Auftrage Rudolf Günther in Dresden. Inseratenannakme nnsnUrts, l-eipiiz: >> ftrnndstetter, Oommi»-iooLr de» Dresdner donro.ds; Sswdnrg-Lsrlia V> n l-siprig -vrerlnu kn t ». »: ^»««enstri» L Du^/er, Norlin Vien-Nan>I>-:rx- ?rLg-l.«!prix-krLN>cknrt ,. Ll rlüurkon: dr«d. .Uu->>e,- N»riin: §. /eurnict, /n rn/id, nd«»^, Lromon: /f .^c/dutte,- vrssl.ru: /. Ä<inA- ,ds Ildrenu; Otsmni:r 1'r. krunllkurt L «.: A dntr/r^selie u. ,/ //errmaun- »cke Iluelilisndlnng: 6«rUtr: O. .l/dt/er Hannover: c: §e/n<«>/'r, karisvsrlin - kran^tunt L » Stuttgart: Oa«be L t^o,' Lamdnrg: n Ir'/eudAen, ^1d. deiner. Herausgeber: 8övigl. Expedition de» Dresdner douroal», Dresden, Zwingers: rnsse Ko. 20. Amtlicher Theil. Bttraniilmachttttg. Im Auftrage der unterzeichneten Ministerien wird auch in diesem wie im vorigen Jahre und zwar am 13., 14. und 15. laufenden Monats an der Königl. Forstakademie zu Tharaud ein Lehrcurs für künstliche Fischzucht durch die Professoren Dr. Krutzsch und vr. Nitsche abgehalten werden. Die Vorlräge beginnen am 13. Nachmittags um 5 Uhr und werden an den zwei folgenden Tagen Vor mittags von 10 bis 12 und Nachmittags von 5 bis 7 Uhr stattfinden. Der Unterricht ist unentgeltlich und gegen vor herige Anmeldung Jedermann zugänglich. Anmeldungen dazu nehmen die genannten Professoren und der Akademie registrator Selle entgegen. Dresden, am 4. November 1879. Die Ministerien des Innern und der Finanzen, von Nostitz-Wallwitz. von Könneritz. Fromm. tMtilmtlicher Lheil. Telegraphische Nachrichten. London, Mittwoch, 5. November. (Tel. d. Köln. Ztg.) Diplomatische Bemühungen haben zu einer vorläufigen Verständigung zwischen Eng land und der Pforte geführt. Die Aufstellung der britischen Flotte in türkischen Gewässern ist nun- mehr unwahrscheinlich. London, Mittwoch, 5. November. (Tel. d. Presse.) Der türkische Botschafter, MusuruS Pascha, verständigte gestern Nachmittag den Mar quis v. Salisbury, daß Mahmud Nedim Pascha sich bereit erklärt habe, aus dem Cabinet zu schei den. Auch der Premierminister, Said Pascha, habe dem Sultan schon sein Portefeuille zur Ver fügung gestellt. London, Donnerstag, 6. November. (Tel. d. Dresdu. Journ.) „Reuters Office" meldet aus Äonstantinopel: Da der hiesige tür kische Botschafter, MusuruS Pascha, dem Mar quis v. Salisbury die Ausführung der von England geforderten Reformen zugesichert hat, erhielt das nach Burla entsendete englische Ge schwader Contreordre und wird in Malta blei ben. Die Pforte ist bereits mit der Berathung der demnächstigen Ausführung der Reformen 'seschäftiqi. Konstantinopel, Mittwoch, 5. November. (Tel. d. Presse) Die UlemaS und Mollahs wurden vom Tcheik ul Islam ermahnt, in den Moscheen beschwichtigend auf das Volk rinzuwirken. Auch wurde die Polizei durch Truppen verstärkt, um jede Ausschreitung hintanzuhalten. Sadyk Pascha soll an Stelle Savfet Paschas Generaldirektor der Reformen werden. Die Beamten deS Palastes erhielten einen Theil ihres rückständigen GehalteS. Militärpatrouillen streifen fortwährend vor dem Palais von Dolma Bagdsche. .Konstantinopel, Donnerstag, 6. November. «Tel d. Dresdn. Journ.) Von bestens unterrichte ter Seite wird die Nachricht, daß England ein Ultimatum oder eine Note an die Pforte gerichtet habe, für unbegründet erklärt. Wahr ist, daß die Pforte auf die Nachricht von der Entsendung eng lischer Kriegsschiffe nach den türkischen Gewässern mit der englischen Botschaft in Communication getreten ist. FeMeton. Redigir« von Otto Banck. Mittwoch, den 5. November, gab die königl. Kam- mervirtuosin Mary Krebs ihr Concert un Saale des „Hotel de Saxe". Die Künstlerin ist als eine Pianistin ersten Ranges unserm Publicum so intim bekannt, und ihre virtuosen Leistungen haben in ihren außerordentlichen Vorzügen so ost eine kritisch speciell eingehende und warme Würdigung gefunden, daß eme Wiederholung der letzteren überflüssig erscheinen muß. Betont werde nur von Neuem, daß der musikalisch wohlthuende Eindruck ihres in virtuoser Technik, äußerster Klarheit und feiner geschmackvoller Nuanci» rung meisterhafien Spiels nie durch gesuchte Effecte und nach willkürlichen sogenannten geistreichen Pointen haschende Manieren getrübt wird, sondern daß ihr Vor trag stets und in vielseitiger Weise auf eine möglichst bestinterpretirende und fertig durchgebildete Gestaltung der dem Werke eigenen Musik gerichtet bleibt. Be sonders hervorgehoben sei die musterhafte Wiedergabe von S. Bach » Präludium und Fuge, der vollendet reizende, in der Tonschattirung feinsinnige Vortrag deS Bello und Bourrve Gluck's und der k -äur-Etüde Mendelssohn'-, die virtuos glänzende Ausführung de» Schlußsätze» der 6-molI - Sonate von Schubert und der Tarantella von Thalberg. Außerdem brachte die Künstlerin noch Polonaise vp. 89 von Beethoven, Erlkönig — Schubert-Liszt — A«-äur Bal- lade von Ehopin, Barcarole von Rubinstein und zum New - Dork, Mittwoch, 5. November. (W. T. B) Bei den gestrigen Staatswahlen siegten nach den jetzt vorliegenden Nachrichten die Republikaner in Massachusetts, Pennsylvanien, Wisconsin, New-Jer sey, Connecticut, Minnesota undNebraSkamitgroßer Majorität. Die Demokraten siegten in Mississippi und Maryland ebenfalls mit großer Majorität. Das Resultat in Virginien ist noch zweifelhaft. Der Republikaner Cornell wurde zum Gouverneur des StaateS New Aork gewählt, jedoch dürften zu allen andern Staatsän.tern wahrscheinlich Demo kraten gewählt werden. Die Majorität der Re publikaner in der Legislatur von New-Port ist gesichert. Dresden, 6. November. Die am 3. d. zum Abschluß gelangten Verhand lungen der ersten ordentlichen Generalsynode der evangelischen Landeskirche Preußens, wie sie in den älteren Provinzen des Landes besteht, haben nicht nur die hoffnungsvollsten Keime für die Ennvickeluug des kirchlichen Lebens entfaltet, sondern auch die hoch erfreuliche Wirkung erzielt, daß der Jndifferentismus endlich einmal gezwungen worden ist, von den bisher mit frivoler Gleichgiltigkeit ignorirten religiösen Be dürfnissen des Volkes Notiz zu nehmen. Diese Be rücksichtigung der kirchlichen Bewegung unserer Tage auch in denjenigen Kreisen, welche den Kern des evan gelischen Wesens nur in einer laxen Toleranz und in der sogenannten Freiheit der Wissenschaft erblicken wollen, ist ein Gewinn, dessen Bedeutung auch durch die heftigste Polemik nicht hiuwegdisputirt werden kann. Je friedlicher die Debatten des obersten kirchlichen Ver tretungskörpers in Preußen verlaufen sind, desto ge reizter meinten die Vertheidiger der blosen Humani tären Bildung ihre Principien in der Presse ver- theidigen zu müssen. Der vulgäre Liberalismus prätendirt eben für sich ausschließlich die Mission, die vitalsten Interessen des deutschen Culturlebens zu vertreten, und gefällt sich in der Rolle eines Vor kämpfers für die bürgerliche Freiheit. Er beantwortet die Bestrebungen der „orthodoxen Synodalen" für Verschärfung der Sonntagsfeier, für Regelung der Tauf- und Trauordnung durch Bedrohung mit parla mentarischen Eonflicten. Organe, deren zersetzende Kri-z tik nur im Vorhofe des jüdischen Tempels scheu Kehrt macht, und deren Duldsamkeit sich allem auf die Tra ditionen des Mosaismus erstreckt, Organe, denen es ein gläubiges Gemüth noch als ein Verdienst anzu rechnen geneigt ist, wenn sie die Person Jesu Christi und seine heilige Lehre von ihrer Discussion fern halten, sühlen sich plötzlich berufen, im Namen des sittlichen Volkswohles das Wort zu ergreifen, den Frieden der evangelischen Kirche auf ihre Fahne zu schreiben, gleichzeitig aber auch wicder jede Lebens äußerung der Kirche als einen Vorboten ihres völligen Zerfalles hinzustellen. Neben diesen Scheinmanövern ergiebt sich freilich immer wieder als Gipfelpunkt der Debatte der Streit um die Herrschaft m der Volks schule. In drastischer Weise verleiht die „Vossische Zeitung" ihren fortschrittlichen Tendenzen Ausdruck, indem sie schreibt: „Bibel, Gesangbuch und Katechis mus neben der Lesefibel und einem kirchlich genehmig ten Geschichtsbuch — das ist das Lehr- und Lcrn- material sür die confessionelle Volksschule des 19. Jahrhunderts; das Augsburglsche Glaubensbekenntniß und die Concordienformel sind sür die Studlrenden der Theologie, denen man die Kränkung des soge nannten Culturexamens ersparen muß, ausreichend, und damit ist sür Alles vortrefflich gesorgt, Staat und Kirche sind gerettet." — Das Strousberg'sche „Kleine Journal" vergleicht die Generalsynode mit dem Concilium, welches die Jnfallibiluät pro- Schluß Schumann's phantastischen Carneval mit großem Beifall zu Gehör. Sic spielte einen Flügel auS der Hospianosortefabrik von Ernst Kaps, der zugleich eine neue Erfindung für Verbesserung des Tons — dem Vernehmen nach bestehend in einem zweiten oberen Resonanzboden mit Schalllöchern — vorführte. Ueber den entschiedenen Werth und Einfluß derselben kann ein Flügel natürlich nicht zu einem Urtheil berechtigen. Thatsächlich indeß zeichnete sich dieser Flügel durch einen äußerst Hellen, mit scharfer Deutlichkeit aus giebigen Klang aus, wie er zu brillanter Wirkung der meisten concertirenden Pianisten willkommen ist. C. Banck. Dresden, 5. November. Die Sitzung deS königl. sächsischen AlterthumSvereinS vom 3. d. M., in welcher Se. königl Hoheit der Prinz Grorg den Vor sitz sührte, leitete der VeremSsecretär Archivar l)r. Ermisch mit Worten der Erinnerung an den verstor benen Director des Hauptstaatsarchiv» Geh. Rath Dr. Karl v. Weber ein. Der Tod Hal während deS letzten Jahre» manche Lücke in den KreiS der Verein»- genossen gerissen. So ist am 19. Februar eine» seiner ältesten Mitglieder, der königl. Münzgravenr a. D. Karl Reinhard Krüger, rin in seinem Fache namhafter Künstler, gestorben; so am 5. August der in den wei testen Kreisen bekannte ehemalige Eschdorfcr Pfarrer I)r. tlreol. Johann Karl Seidemann, der gelehrte Kenner der Geschichte de» ResormatwnSzeitalter», der sich nicht allein durch mehrere Schriften auf diesem Gebiete einen Namen von gutem Klanae erworben hat, sondern fast mehr noch durch die beispiellos uneigen- clamirte, und sagt, die Orthodoxie verlange die Schule zum Werkzeug ihrer Herrschaftsgelüste, sie ver achte die gesetzlich bestehende Civilehe und spreche ihren Haß gegen dieselbe offen aus, sie belege die moderne Wissenschaft und Bildung mit dem Anathema — Selbst die „Staatsbürger-Zeitung" verwahrt sich gegen die schnörkelhaften Witzeleien und Verunglim pfungen der Generalsynode, wie sie sich eine Berliner Zeitung hat zu Schulden kommen lassen. — Bis zu welchem Grade von Gemeinheit ein Theil der Presse in seinen Angriffen auf die Generalsynode sich verstie gen hat, wird am besten durch die Thatsache charak- terisirt, daß die „Germania" „als Unbetheiligte im Namen des Anstandes und zum Schutze der evangeli schen Landeskirche" dagegen Protest einzulegen sich veranlaßt sah. In Anknüpfung an eine Reihe bruta- ler Beschimpfungen aus der „Berliner Zeitung" be merkt das ultramvntane Blatt: „Daß namentlich die Stellungnahme der Synode den Verächtern der Kirche, der Civilehe und Simultanschule gegenüber das demokratische Organ ärgert, ist selbstverständlich; allein weshalb ereifert sich ein von Juden bedientes und im Besitze eines Juden befindliches Blatt so gewaltig gegen die Beschlüsse der kirchlichen Körperschaft, die seinen Redacteuren — unsere Leser verzeihen den Ausdruck — doch wahrhaftig „Schnuppe" sind." — Maßvoller, wenn auch theilweise ziemlich feindselig, äußern sich natürlich Blätter wie die „ National- Zeitung", welche nachzuweisen sich bemüht, „wohin eigentlich die jetzt mit vollen Segeln einherfahrende kirchliche Reaction steuert." — Die „Kölnische Zei tung" schildert die aus dem Gebiete der „Schulpoli tik" angeblich drohenden Gefahren und bedauert, Laß die preußifche Regierung darauf aus sei, „die Werke des Systems Falk in Kirche und Schule zu zerstören." Das deutsche evangelische Priesterthum, soweit ein sol ches noch bestehe, sei ja, bei Licht besehen, von Hause aus nichts Anderes, als eine „Staatsemrichlung", ein „Werkzeug" in Händen der Staaisgewalt. Aber dieses unabhängige Priesterthum sei desto begieriger darauf, seine Herrschaft über die Laien zu verstärken und den „weltlichen Arm" sür die Pastorenautorität möglichst kräftig und und regelmäßig in Bewegung zu setzen. — Auch die „Weser-Zeitung" plcudirt lebhaft zu Gunsten des früheren preußischen Cultusministers, leugnet aber nicht, daß es auch eine ganz unverhohlene religionsseindliche Richtung giebt, welche, wenn sie ans Ruder käme, anstatt einer blos Humanitären Bildung den Atheismus und Materialismus, Beides in gröb ster Auffassung, zum Mittelpunkte und zum haupt sächlichen Inhalte der Kindererziehung machen würde. Die Volksschule streng kirchlich zu orgamsiren, sei immer noch besser, als sie zur Ausrottung aller srom- men Gefühle zu mißbrauchen. — Wirkliches Verständ- mß sür die Ausgaben eines obersten kirchlichen Ver- tretungskörpers und wohlwollende Gesinnungen für einen solchen muß man freilich anderswo, als im liberalen Lager suchen. Die „Norddeutsche All gemeine Zeitung" sagt: „Selten wohl ist ein Par lament unter so innigem, wechselseitigem Austausch der Achtung und des V.'rtrauens zwischen dem Regiment und der Repräsentanz geschlossen worden, als diese erste Generalsynode, welche die Selbstständigkeit der evangelischen Landeskirche bethätigte. Eine große An zahl wichtiger Vorlagen war der Synode von seilen des Klrchenregimenls unterbreitet worden, eine große Anzahl nicht minder wichtiger Anträge ist aus dem Schooße der Versammlung hervorgegangen; die einen wie die anderen nicht ohne leidenschaftliche Gegenrede von feiten jenes Nihilismus, welcher auf dem Gebiete der Kirche zur Herrschaft strebt, ja dieie Herrschaft sür so selbstverständlich hält, daß er jede Lebensäußerung positiver Richtung für Selbstüberhebung und An maßung erklärt... Es ist dem kirchlichen LrberaliS- nützige Unterstützung, die er allen einschlagenden Ar beiten zu Theil werden ließ — ein Mann, auf dessen Grabstein man das bekannte Motto: „alim iu8ervie»äo cousumor" setzen sollte. Indeß ungleich näher als diese stand dem Verein der in der Nacht vom 17. zum 18. Juli Heimgegangene Geh. Rath l)r.v. Weber, schon deswegen, weil er lange Jahre seine Arbeiten geleitet hat. Mit Rücksicht auf den in dieser Zeitung (Nr. 175) erschienenen Nachruf deutete der Vortragende die äußeie Lebensweise nur in Kürze an und ging daraus näher aus die Thätigkelt ein, die v. Weber während einer Reihe von 30 Jahren als Ches deS HauptstaatSarchivS entwickelt und in der er sich nament lich durch die Ordnung der neueren Abtheilungen des selben große Verdienste um Staat und Wissenschast erworben hat. Namentlich hat ihm auch das Houpt- staatSarchiv den Ruf der großen Liberalität seiner Ver waltung der gelehrten Forschung gegenüber zu ver danken, dessen e» sich allgemein erfreut. Auch durch mehrere eigene Schriften und durch die Begründung de» „Archivs für die sächsische Geschichte" hat sich Weber bekanntlich um die vaterländische Geschichte ver dient gemacht; als er im vorigen Jahre sich durch Alter und Kränklichkeit veranlaßt sah, den Abschluß der genannten Zeitschrist vorzubereiten, hat er die Be strebungen, demselben eine Fortsetzung zu sichern, mit Rath und That auf da» Lebhafteste unterstützt, und daß sie gelungen sind, ist nicht zum Wenigsten ihm zu verdanken Dem AlterthumSverein hat v. Weber seit 1864 al» zweiter und seit 1868 al» erster Director vocgestanden; erst im Anfänge vorigen Jahre» legte er diese Stellung nieder. Hierauf wurde statt de» Oberst z. D. Andrich, der mus ergangen wie dem politischen; der eine wie der andere hat sich über den im Volke lebenden Geist gründlich getäuscht. Dieser wie jener hat so lange Zeit das große Wort geführt, daß er schließlich selber daran geglaubt und ohne Weiteres angenommen hat, dieses Wort sei der Ausdruck einer allgemeinen Ueber- zeugung und absoluten Wahrheit. Der politische Li beralismus hat daher ohne Weiterer die Ge folgschaft des Bürgerthums in Stadt und Land für sich in Anspruch genommen, und der kirchliche Liberalismus war vollkommen überzeugt, an der Spitze der Civilisation zu marschiren, weil sein Ohr nur empfänglich war für die in einem nihilistischen Gesammtausdruck zusammenklingenden Aeußerungen des Nichtchristenthums, des Antichristenthums und der religiösen Indifferenz. Er hatte keine Ahnung davon, daß das Volk mit den kräftigsten Fasern seines Da seins an dem positiven Christenthum hängt und die Befriedigung seiner religiösen Empfindungen nur in dem Kirchenglauben sucht und finden will. Die kirch lichen Wahlen haben sür diese überwiegend kirchliche Gesinnung des Volkes ein unwiderlegliches Zeugniß abgelegt, und cs Hilst dem Liberalismus nichts, wenn er die Majorität der Generalsynode mit den nach seiner Meinung compromittirendsten Adjectiven belegt; sie bleibt die Mehrheit und muß als die maßgebende Vertretung der evangelischen Landeskirche respectirt werden, mit welcher das Äircheureglment seinerseits sich zu verständigen Hal. Mit der Generalsynode — nicht mit den Prätensionen, welche gerade auS ihrer Widerkirchlichkeit einen Titel zu maßgebendem Einfluß herleiten, aber mit der Entäußerung des Glaubens zugleich den verfassungsmäßigen Boden des Einflusses verloren haben. Aber es wird auch nichts helfen, von Neuem das Gespenst der kirchlichen Reaction heraus zubeschwören oder in den Beschlüssen der Synode, welche die Zucht und Ordnung in der Kirche retabli- ren, sowie das Verhältniß der Kirche zum Lcben der Nation wie des Einzelnen ins Ange fassen, die Furcht vor „„Pfaffenherrschaft"" zu begründen." — Die halbamtliche „Provinzial-Correfpondenz" begnügt sich vorläufig mit der Bemerkung, daß die General synode nach Erledigung aller vorliegenden Aufgaben geschlossen worden ist, und behält si h eine Uebersicht der Verhandlungen vor. — Die „Neue Preu ßische Zeitung", welche wiederholt auSsührt, daß der tiefere Grund der politischen Parteistellnng in der Stellung liege, die ein Jeder zu Gott ein nimmt, bemerkt über den Schlußact der General- synooe: „Der Eindruck des Ganzen war ein tiesergrei- fender und ersichtlich von dem allgemeinen Gefühl ge tragen, daß die erste ordentliche Generalsynode nicht vergebens getagt Hal, sondern einen wichtigen Abschnitt in der Geschichte der evangelischen Landeskirche Preu ßens bildet." — Auch die „Post" würdigt die Ver handlungen der Gkneralsynode als ein großes und heilsames Werk, das mit dem Ausbau der gegenwär tigen kirchlichen Verfassung geleistet worden ist, und fährt dann im vollen Brustton der Ueberzcugung fort: „Die neuen Institutionen, die mühsam gewon nene Frucht sorgsamen Ausgleichens und Vermittelns gespannter Gegensätze, haben bei keiner der vorhandenen kirchlichen Parteien ungemischte Befriedigung erregen können; das lag in der Natur der Sache. Aber sie bilden fortan die gesicherte Basis, auf der die ver schiedenen Richtungen und Gesinnungen sich friedlich begegnen und in regem Wettnser gemeinsam ihre Gaben und Kräfte austauschen können für das eine hochwichtige, Allen gemeinsame Ziel: das ist die Hoff nung und Aussicht für eine heilsame Erneuerung deS gejammten kirchlichen Lebens in unserem Volke. Es ist doch etwas — und das sollte von Allen, die noch ein Herz haben sür unsere evangelische Landeskirche, mit gleicher Dankbarkeit empfunden werden —, es ist leider wegen anhaltender Kränklichkeit die seit Jahren mit größter Umsicht verwaltete Stelle eines Ver- einskassirers niedergelegt hat, der Bibliothekar am königl. statistischen Bureau, am Ende, zum Kassirer ge wählt. Neben anderen Registrandeneingängen kam ein Bericht des l)r. v. Eye über eine im Auftrage des Vereins unternommene Reise nach Machern und Alt mörbitz und die Besichtigung der dortigen, des Be- merkenSwerthen nicht eben viel enthaltenden Kirchen zur Verlesung. Aus einen Antrag dcs VcreinssecretärS wurde beschlossen, wegen geeigneter Unterbringung der Bibliothek dcs ehemaligen Jungfrauenklosters zu Frei berg, die jetzt in der Jakobikirche daselbst in einem wenig erfreulichem Zustande sich befindet, mit dem evangelisch-lutherischen LandeSconsistorium in Ver nehmen zu treten. Architekt Möckel machte so dann Mittheilungen über eine interessante Kanzel in Kohren (aus dem Anfänge deS 17. Jahrhunderts) und empfahl sie dem Vereine zur Erwerbung. Den Be schluß bildete em Vortrag des MedicinalratHS vr Küchenmeister über Trmkgefäße Luther's. ES ist dem selben gelungen, die Abbildungen von 13 „Luther- gläsern" zusammenzubnngen; 'er legte dieselben vor und wußte an jedes Stück interessante Erinnerungen auS Luther's Leben zu knüpfen. l)r. Steche machte den Vortragenden auf einen ihm unb-kannt gebliebenen Becher aufmerksam, der vor Kurzem in Lübeck ausge stellt war und ein Geschenk de» Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Kulmbach an Luther sein soll. —h. * Die Ziehung der Lotterie der internationalen Kunstausstellung in München, welche am 5. November
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