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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.01.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960113022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896011302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896011302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-01
- Tag1896-01-13
- Monat1896-01
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solid? NIg. r der ofrath 1. nd, da-Z lich dis itzungS-. 532. 1878. Vez«g-.Prei- WR» Hauptexpedltion oder den im Stadt« d«trl uud deu Vororten errichteten Aus- «wrftrllea abgehott: vierteljährlichst4.50, bet rvinmliaer thgttch» ttutz,U,ng t>« D«ch Pie Hoff hezogen tzr Dr«A»4»d >,nh vesterretch: virneliahelich G.--. Direct» t-gliche Vrelijt>a,d,end»ng «rS Ausland: monatlich .4» ?.!>0. DA Vippgep-Vu-gab, erscheint nm '/r? Ubr. dir Abend-Autgab» Wocheataq» »M 5 ühr. WZ«rti»» »qd : S?ßMneH,Hße ß. DAWMian istMocheut-s» ,sunt»,Hz,che, «M,»t p„ frich 8 di» «b»d« 7 Uhr. Filjalr«: ktt« AltWM » Ssrtisti. (Msrep Hahn), ll,jh,rsitqt,»raj»e r, ^ ^ , Laut» »Asche, Katkrinenstr. 14, pari «ad HSnsgSvlatz 7. Abend-Ausgabe. aMtrIllgMM Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes «nd Notizei-Ämles der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Prei- dio 0 gespaltene Petitzeile 20 Pfq. Reklamen unler dem Redoetionsflrich (4ge- spallenl 50,,, vor de» Familieniiachrichten <6 gespalten) 40^. Größere Eck,eisten laut unserem Preis- v.-rzeichnis;. Tabellarischer und Ziffern'atz »ach twhere», Tarif. O-rira-Veilageit l^salztt, nur mit der -borgen - Ausgabe, obne Posibesörderung 60.—, mit Postbefördernng -« 70.—. ^nnalimeschlus; für !Xn;eigen: Ab env Äluögabe: Vormittag? 10 Ubr. V! vrgcn - Ausgabe: Nachmittags 4 Ubr. «für die Montag Morgen-Ausgabe: Sonnabend Mittag. Bei den Filialen und Annabmesiellen je eine balbe Stunde früher. Anzeige» sind stets an die s-rpedilioii z» richten. Truck nnd Verlag von E. Polz kn Leipzig. ^°A. Montag den 13. Zaimar 1896. Sv. Jahrgang. »W»» Politische Tagesschau. * öeipzi-, 13. Januar. Die betrübende Nachricht, daß Kürst Pjsmarck durch seinen Gesundheitszustand abgehalten sei, der Einladung des Kaiser- zur Theitnakme an der Feierlichkeit, dje zur Er innerung an die Nenbegrnndung des Reiche? am 18. p. Mts. im weißen Saale des königlichen Schlosse? zu Berlin slattfinden soll, zu folgen, hat daS Gerücht entstehen lasten, das körperliche Befinden deS Altreichs kanzlers habe mit seinem Fernbleiben von der historischen Feier weniger zu lhnn, als seine Stimmung. Die „Münchener N. N." wollen sogar ans Kreisen „die mit der Fanijli» Bismarck ans vertrautem szuße stehen", telegraphische Meldungen erhalten haben, „die von einer- starken Verstimmung deS Altreichskanzlers Kunde geben". Wer den Fürsten BiSmarck nur einigermaßen kennt, weiß, daß er auS seinem Herzen keine Mördergrube zu machen pflegt und also auch diesmal auf unzweideutige Weise seiner Verstimmung Ausdruck geben würde, wenn er Grund zu einer solchen zu haben glaubte. Man kann daher jene Gerüchte unbedenklich als „politischen Klatsch" bezeichnen und sich mit der Annahme trösten, daß Fürst BiSmarck, auch wenn er der Einladung des Kaisers zu folgest sticht in der Lage ist, doch mit ganzem Herzen bei der Feier sein werde, die ohne seine unsterblichen Verdienste nicht statlsinden könnte. Ist er auch vielleicht über das Verbot seines Arztes nicht untröstlich, weil cs ihm die Begegnung mit einzelnen Personen erspart, die ihm unsnmpathisch erscheinen müssen, so wird er in der vertrauten Umgebung im Sachsen« walde um so ungetrübteren Geistes das Fest der ganzen deutschen Nutio» mitseicrn, die er zur Nation gemacht hat. — Da wir einmal bei dem Eapitel deS „politischen Klatsches" sind, so lasten wir eine uns ans Berlin von tvohlinsormirter Seite zugehenbe Zuschrift folgen, die Aufklärung über einen bisher noch unausgetlärtkn Vorgang bringt, der zu mancherlei irrigen Annahmen geführt hat. Diese Zuschrift lautet: „Ein rheinisches Blatt stellt eine Pelrachlung über den auch in Berlin wuchernden politischen Klatsch an. Es ist daS in der That ein ernste« Capitel. doch thut man unserer Zeit wahrscheinlich mir per Annahme Unrecht, es sei damit jemals, ausgenommen die Periode Kaiser Wilhelm'- s„ besser bestellt gewesen. Was die wirklich politische Presse in Deutschland angeht, so darf sie sich gerate in der Gegenwart idrrr Zurückhaltung gegenüber Zwischenträgrreien rühmen. Sie respeeNN ins besondere di» Grenze zwischen politischem Ereigniß und Hos- geschichte, selbst wenn diese Grenze nur mühsam zn erkennen ist, sorglicher als die Publicistik anderer Länder. Mit dem „Fall Kotze" z. B. haben sich die ernsthaften Blätter so gut wie gar nicht abgegeben. Dieser gute Brauch Hai jedoch auch seine Nachtbeile und zwar in denjenigen Fällen, wo die Hofangelcgenheit, wenn sie auch an fick unpolitisch ist, wegen der Stellung der betheiligten Personen Anlaß zu politischen RaisonnementS giebt. Hierher gehört ohne Zweifel rer vielbesprochene Vorgang, der sich im An schluß an den von der Prinzessin Friedrich vespsl» erlittenen Unfall aus Schloß Glienicke abgespielt hat. DaS Publicum hat nur davon Kenntniß, daß die Prinzessin beim Schlittschuhlaufen auf dem Eise eingebrochen, sowie daß über ihren Gemahl eine Strafe verhängt worden ist, und bringt diese Thatsachen in einen ursächlichen Zusammenhang, nicht ohne dabei Schlüffe auf rasche und nicht ausreichend motivirte Entschließungen zu ziehen. Dieser letztere Umstand recht fertigt eine Aufklärung, die gemäß dem Sachverhalt dahin zu sauten bat, daß die militairischen Maßnahmen in und vor dem Schloff» feine-wegS wegen des der Prinzessin zugcstoßenen Mißgeschicks erfolgt sind, sondern weit rer Prinz dritte Personen für den Vorfall in einer Weise zur Verantwortung gezogen hatte, die ein Einschreiten sebr erklärlich selbst dann hätte erscheinen lassen, wenn, was nicht der Fall war, den Betroffenen irgend ein Verschulden beiznmessen gewesen wäre." Die Vrschiiftslasc im Reichstage ist schon heule, wenige Tage nach dem Wiederbeginn der Sitzungen nach Neujahr, eine mindestens ebenso beklagenüwerlhe wie jemals zuvor. An gesichts einer übergroßen Arbeitslast, die noch durch daS Bürgerliche Gesetzbuch vergrößert wird, eine Präsenz von 60, im günstigsten Falle von lOO Reichsboten! Von den Ultra- montanen, die im Präsidium durch zwei Mitglieder vertreten find, bemerkt man in der Regel nur 10 bis 12 auf ihren Plätzen, günstigen Falles sind Alles in Allem 20, also der fünfte Theil der Fraktion, im Saale zu finken. Von den 29 CentrumSmitgliedrrn an« dem Königreich Bayern war am Freitag ein einziges im Hanse anwesend. Wie daS Präsidium von Buol-Spahn unter diesen, von der Ecntrums- fraclion selbst bewirkten Umständen sich eine Erledigung dcr Geschäfte denkt, davon kann man sich schwer eine Vor stellung machen. Eonstatirt sei, daß es am Freitag nur deshalb nicht möglich war, die erste Lesung der Börscn- vorlage abznschließen, weil »och ein antisemitischer Wilder unbezähmbaren Rededrang in sich verspürte. Ob wohl keine Partei de« Hauses die Befriedigung dieses Bedürfnisses für irgend ersprießlich erachtete, geschweige eine Verantwortung dafür übernehmen mag, läßt sich nach wie vor den WcihnachtSsericn keinerlei Mißbrauch, den ein Ab geordneter, der nur für sich selbst das HanS i» Anspruch nimmt, mit dcr knappen Zeit des Reichstags treibt, hiiianhalten. Es wäre ja denkbar, daß man im Präsidium den Trost wenigstens empfände, daß es nicht noch schlimmer werden könne. Unseres Erachtens geht aber die Verpflichtung der für die Geschäfte verantwortlichen Leitung des HanseS etwas darüber hinaus nnd erheischt, daß auf Abhilfe gesonnen werde. Wie au- Lyon gemeldet wird, nahm gestern der svan- zösischc Ministerpräsident B ourgeoiö an einem Bankett Theit und hielt bei demselben eine längere Rede, auS welcher die ans die auswärtige Politik Frankreichs bezüglichen Stellen der Hervorhebung wcrth sind. Bourgeois sagte u. A.: Tie Summe der Politik Frankreichs bestehe in dem Streben nach Erhaltung des Friedens, i» der Ausbildung des Gedankens der Gerechtigkeit und dcr unerschütterlichen Behauptung des Rechtes. Tie Republik habe damit in sprechender Weise die Wahrheit des alten berühmte» Ausspruches dargethan: „Frankreich ist der Krieger des Rechts!" Ter Ministerpräsident erinnerte an die Worte, welche der Präsident der Republik am Neujahrstage beim Empfange des diplomatischen Eorps gesprochen nnd in denen er betont habe, Laß Frankreich sich dem Werke der Eintracht, der Freiheit und des Fort schritts unentwegt gewidmet habe. Tank der treuen Befolgung dieser Grundsätze, fuhr Bourgeois fort, habe Frankreich unter den Mächten ersten Ranges die ihm gebührende Stellung wiedergewinnen, seinen Interessen und Rechten allgemeine Achtung sichern und dcr großenNation, welche mit der Republik eine Allianz gebildet habe, nnerschüttertiche Bürgschaften der Sicherheit gewähren können. Tiefer ehrenhaften Haltung getreu, werde Frankreich auch ferner die friedliche Ent Wickelung seines Einflusses und seiner Action anstreben, indem es den Frieden nicht nur für die Republik selbst anfrechterhalte, sondern auch — wie erst in der jüngsten Zeit — dazu beitrage, den Frieden im Interesse der Civilisation unter alle» Mächten zu erhalten. Tos republi kanische Frankreich, durch die Klarheit seiner leitenden Grundsätze vor Ueberstürzung jm Innern und durch die Stärke seiner mili- tairischen und diplomatischen Stellung vor Ucberraichung von 'Außen geschützt, könne mit Vertrauen in die Zukunft blicken und sich um besungenen Geistes der inneren Reform seiner Institutionen widmen." Man muß anerkennen, daß die Rede des Ministerprä sidenten eine eminent friedliche ist, die insbesondere in dem der Erhaltung des Friedens unicr allen Mächten gewidmeten PaffuS in erfreulichem Gegensatz stebt zu den hämischen nnd schadenfrohen Bemerkungen, welche ein Tbeil der Pariser Presse letzter Tage an die Möglichkeit eines Krieges zwischen Deutschland und Eng land zu knüpfen für nöllüg hielt. Nur eines becinträchligt den Werth der Ausführungen Bourgeois' nickt unerheblich. Sie sind nicht im Sinne der extremen Parteien, denen sein Eabinet das Dasein verdankt, und da das radikale Ministerium auch sonst fick sehr wenig radical gc- berdet und der Simipathien seiner Geburtshelfer nicht mehr völlig sicher ist, so fragt cs sich, ob die Friedens- Versickerungen Bourgeois' von längerem Einfluß auf die Haltung der Republik sind. Eine viel sicherere Garantie dafür erblicken wir in dem Festhalten Frankreichs an der Entente mir Rußland, und wir wünschen, daß die Beständig keit in der äußeren Politik unseres Nachbarreichs, von welcher Bourgeois sagte, daß sie, wie die Geschichte lehre, ebenso in einer Republik, wie in einer Monarchie durchzufübrcn sei, nach dieser Richtung hin so lange als möglich erhalten bleibe. Was dcr Ministerpräsident über das Be streben des Cabinels nach „unerschütterlicher Behauptung des Rechtes" etwas pomphaft äußerte, mag erst dann auf seine Nichtigkeit und seinen Wertst geprüft werten, wenn die Acten über den Fall Arlon geschlossen sind, in welchem die Regierung bis jetzt eine imponirende Rolle nnn eben nicht gespielt hat. Die fortgesetzten italienische» Trup pcnsend uugen nack Lstasrika lasse» keine andere Deutung übrig, als daß es inl Plane der Crispi'schen Politik liegt, durch Führung eines Hauplschlags die militairiscke Position der Italiener gegen Abessinien endgiltig sicher zn stellen. Denn daß mit einer bloßen Züchtigung der Schoaner wegen ihres Ueberfallcs der Abtheilung deS Majors Tosclli die militairische Aufgabe Baratieri's gelöst, geschweige denn das Programm der italienischen Afrikapolilik verwirklicht wäre, erscheint nicht glaubhaft. Wenn ein Staat, der so mannigfache und triftige Gründe zur Schonung seiner matc rielleu Mittet Hat, wie Italien, Truppen in nahezu der Stärke eines aus Kriegsfuß befindlichen Armeccorps mit allem mili- tairischen Zubehör in überseeische Gegenden entsendet, dazu ein stattliches Marinezeschwader und eine nock stattlichere TranS- portflotte in Dienst bält und den nothdürstig ins Gleichgewicht gebrachten StaatSsinanzen Opfer von vorläufig unbestimmter Dauer und Höhe auferlegt, so geschieht solches nicht geringfügiger Ursachen nnd Zwcckwirkungen halber. Es gilt nickt nur, den abessinischen RaS eine entscheidende Niederlage beiznbringen, sondern die Position Italiens so zu befestigen, daß die in Abessinien fortgesetzt tkätigeu Einflüsse russisch-französischer Provenienz aushören, dem Prestige Italiens Abbruch zu thun. — Was an neuesten Meldungen über die Operationen der Schoaner vor Makalle heute vorlicgt, läßt noch nicht mit voller Sicherheit erkennen, ob die Action der Italiener von Erfolg gekrönt sein wird. Es ist Folgendes: " Rom. 12. Januar. (Meldung der „Agenzia Stefan!".! Nack einem Telegramm des Geiierals Baratieri aus Adigral rrdi.-cr derselbe einen vom X. Januar Abends datirten schriftlichen Berich: des- Eommaiidlniten von Makalle. Darnach wurde während d>: ganzen Tages gctämpst. Tie Artillerie des Feindes griff ei» »nd fügte den Bersch an zun gen einigen Schaden zu. Ein nm Abend unternommener Angriff wurde z u r ü ck g e w i e s r u. Hierbei sielen drei Eingeborene und ein Italiener, während vier Italiener und nenn Eingeborene verwundet wurden. Nach einer weitere» Meldung des Commandanten von Makalle vom Äsend des !>. überfiel der Feind i» der Nach» von: 8. zum 9. daS Forl. wurde aber zurückgemiese». In der Frich.- des 9. wurde der Kamps wieder anigciiommcn, blieb jedoch ans ei» nuo verschiedenen Stellungen ans Entfernungen von 700—1300 m iiiucrhaltencs Gewehriener beschränkt. Ein Italiener wurde dabei gelobtet, zwei Italiener nnd vier Eingeborene verwundet. Am 10- Januar hat nach den Baratieri zugegangenen Nachrichten kein Kampf vor Makalle stattgcfnndcii. Rom. 12. Januar. Ter „Tritmna" werden aus Massaua von verschiedenen Seiten die schweren Verluste der Schoaner bestätigt. Kundschafter berichten, daß im feindlichen Lager große Trauer und Wehklage über die erlittenen Verluste und namentlich darüber, das; Ras Mangascha nnd Atichin, wie es heißt, sich unter den Tobten befinde», sterrsche. Am nächtlichen Angriffe vom 8. Ls. warrn zastlreiche Truppen der- Negns betheiligt. Die Ausstellung derselben wurde durch die italienische Artillerie verhindert. Um die Schoaner zum Angriffe zn reizen, wurde Las Gerücht verstreitet, daß im Fort Makalle große Schütze aufgcspeichcrt seien. ^ Muss»»«, 12. Januar. (Meldung dcr „Agenzia Stemm"? Baratieri ielegraphirte ycnte von Adigrat: Ter Commandaut von Makalle meldete ans brieflichem Wege vom Abend des 10. d. Mts., daß dcr Feind das Fort von allen Seiten umsteltt und aus den Anhöhen Laufgräben angelegt habe, welche die Benutzung des Brunnens schwierig machten. Tie Be satzung von Makalle sei daher genöthigr, von den in Reserve gehaltenen Wasscrvorrälhcn Gebrauch zu mache». Am Morgen des 10. habe der Feind seine Angriffe erneuert, sei aber jedesmal zurückgewiesen worden. Ans italienischer Seite seien sieben Askaris gefallen. Baratieri fügt hinzu: „Wenn auch das Verlassen des Forts für AStariS »och möglich ist, so ist cs fast nnmöglich, unsere Sendboten dorthin gelangen zn lassen. Unser Vormarsch ist für den Angenblick, ohne die weiteren Tvcrationcu zn gefährden, un möglich. Tic .Haltung der Besatzung von Makalle ist be wunderungswürdig, die Ankunfr der Verslär!i»igs--BataiIIone erfolgt regelmäßig. Diese letzte Meldung lautet nickt gerade ermuthigend sür die Italiener, denn, wenn auch alle Angriffe der Schocrncr a»f Makalle bis jetzt zurückgcschlagen worden sind, so ist daS Fort dock vollständig eernirt, und es fragt stck jetzt, ob die Wasserreservcn solange vorbatlen werden, bis genügende Entsatz truppen von Massaua cingelroffen sind. Andernfalls könnte nur ein kühner Ausfall Luft schassen, für einen solchen aber schcint die Ucbermacht der Schoaner doch zu bedeutend. Augenblicklich ist also die Lage der Italiener eine keineswegs unbedenkliche. In Transvaal fährt die Regierung erfolgreich fort, für die Wiederberstellung von Ruhe und Ordnung Sorge zn tragen. Wie uns auö Johannesburg vom 12. Januar gc meidet wird, konnte bereits die Verweigerung der Pässe aus gestoben nnd die Einberufung dcr Burgbers sistirt werven, unv man darf erwarten, daß dcr von Präsident Krüger er lassene Aufruf, welcher die Bürger aussordert, der Regierung ltll. Jär Herren Udr lägtich. r Tage-zeit. nab. v. ',.9- ' .2-5 Ulikt s. Damen b von '/.,9 >v.".2-5tl. ,2-ö-Ka.rnn» I Vorm e,id2-'/.5U. ,9-lI Uhr. jackg.,Ma>s., rr. Urow. r:. »amptbiiv. mna-Keid re. N. Honorü V. Strobel. und Linse». Sj Annalise's Pflegemutter. Roman von L. Haid heim. Nachdruck kirl-otm. Aber darauf hatte Se. Ercellen; doch nickt gerechnet, daß bei dem schwankenden, ungeklärten Wesen Glogowsky'S die Wirkung aller seiner Gehässigkeiten gegen Adele Jwanowna wie Ranch verfliegen würde vor dem freundlichen Empfang, den sie dem Stjessohn bot. Und nun stand dieser am Fenster seine- aut durch wärmten LogirzimmerS nnd fragte sich unhehaguch: Das war es denn nur mit ihm, daß er sich seit einiger Zeit hin- und hergeworfen fühlte zwischen den widersprechendsten Empfindungen? Unterpetz standen sich Vater und Sohn in de» Letzteren Stube, wovm der Alte ihm folgte, gegenüber. „Du Haft Dich also entschlossen, Jochen? Dein Kommen sagt e- mir. ich bin herrlich froh, daß Du einsiehst, wie »öthia Dein Opfer ist. Urbrigen- muß ,ch sagen, Du hättest alle Ursache, ni«t nur Gott zu danken für die gute Chance, sondern nun aber auch dem Mädchen gegenüber in- Zeug zu gehen. Alle Wetter, sie ist doch hübsch genug! Statt reffen machst Du eine klägliche Figur neben diesem Schwere- nöther, den Du unS da auch noch in« HauS schleppst und der zweifellos dje ehrlichste Absicht hat, den Goldfisch zu fangen." „Wieso? Kläglich» Figur?" fuhr der Sohn auf, und eine dunkle Röthe schoß ihm ins Gesicht. Aba! seine Eitelkeit war getroffen! Der Alte hatte seinen Zweck erreicht. „Du bist fraglos her Stattlicher» von Euch Beiden, aber Du machst ein Gesicht wie der Bauer, der in« Hundeloch soll; nimm's mir nicht Übel, der Glogowsky spielt den Er oberer bester." „Da« ist schon möglich! Er ist reich und denkt nicht an die Geldfrage. Ick —! E« 'st ein niederträchtige« Gefühl, kick einem Mädchen zu nähern wie rin Wegelagerer, mit der klaren Absicht auf ihr Gelb " „Uastnn, J»ugrl Deale doch dasselbe ganz zärtlich: ,,T» rt« «t t» dourro!" Obne di« Börse kann « ja nun mal nicht sein, und bildest Du Dir ein, der Glogowsky näbme sie, wenn sie kein Geld hätte?" „ES ist eine Schmach!" knirschte Joachim. Der Alte hatte sich mit einiger Weitläufigkeit eine Cigarre angebrannt, jetzt bot er dem Sohne den offenen Kasten. „Nimm, es ist ein gutes Kraut! Und ich bitte Dich, Jochen, sei jetzt vernünftig. ES handelt sich nm Sein oder Nichtsein! Nicht so sehr für Dich wie für die Mama, mich, Carola. Du mußt unS Herausreißen, Du mußt! Deine Tante ist schwer herzkrank, sie weiß es, spricht aber trotzdem von einer Zukunft von Jahrzehnten, als sei sie ihr sicher garantirt." Joachim von Liuowitz ging finster ans nnd ab, dann stand er vor dem Vater still. „Du hast die Mama auS Liebe geheirathetj kannst Du Dir gar nicht vorstellen, in welche elende Situation Du mich hineiudrAngst?" „Wenn Du erst 'mal weißt, wie Schulden drücken, dann annst Du Dir überhaupt nur vorstellen, daß man gerettet ein will um jeden Preis!" rief mit unterdrückter Stimme eidetüchaftlich der Barer. „Gut! Ich will'S versuchen! Du siehst aber, daß mein Cvncurrent der Begünstigte ist!" „Äa, schließlich kommt es doch aber auf Annalise an. Thu daS Deine! Nnd nun beeile Dich, Glogowsky wird hungrig sein. Wir haben früh zu Mittag gegessen und nehmen unser Souper mit Eurem Diner." Der Sohn des HauseS blieb allein. Er wußte plötzlich, daß er Annalise liebte — hatte eS schon seit dem Tage in Wildbad gewußt, sich aber mit aller Macht gewehrt gegen den Gedanken. Denn er mißtraute sich selber. Es war vielleicht doch nur da« Geld, was ihn lockte? Und dann —! Wie manches Mal schon hatte er sich begeistert für »in hübsche« Gesicht. DaS kam nnd verflog binnen beute und morgen. „Es wird sich ja noch ein anderer Ausweg finden!" tröstet, er sich dann und sah umher nach einer Srvin, di» ihm gefallen könnte, fand aber keine. So war'S ein paar Wochen gegangen, da telegraphirte per Vater ihm: „Nimm Urlaub und komme, die Tante ist da uifd sehr krank." Nnd nun war er da, hatte Annalise wieder gesehen, ihre wundervollen Augen schienen ihn bang« zu fragen: Warum so finster? so unfreundlich? E« war nur eine Secunde, daß ihre Blicke sich trafen, aber sein Herz schlug hock auf dabei, denn ihm war, als lese er in den ihrigen, waS ? Tbeilnahme? War es wirklich solche? . Darüber grübelte er, während er sich für die Tafel znreckt- machte, in einer Aufregung, die ihn selbst erstaunte. „Der Graf mag an einen größeren Train gewöhnt sein, Natalie, jedenfalls muß er aber gefunden haben, daß man auch ans Ellern zu leben versteht!" lautete das Urtheil des Hausherrn nach vollendeter Abendmahlzeit. Seine Fran lächelte müde. Sie kannte seine Schwäche für einen „angemessenen Lebenszuschnitt". Nur gingen ihre beiderseitigen Begriffe in Bezug darauf so weit auseinander. Sie war aber nie dahin gelangt, ihr vernünftigeres Ur theil zur Geltung zu bringen, nachdem sie in den ersten Jahren ihrer Ehe sich dem seinigen gedankenlos unterworfen. „Ja, es war Alles recht gut, Georg, und der junge Fritz (der Sobn deS alten) ist merkwürdig schnell geschickt geworden. Tr servirt bester, al« eS sein Pater je getban." Und dann setzte die arme Frau nach einer kurzen Pause schüchtern hinzu: „WaS meinst Du, Georg, wenn der Gras sich für Carola interessiren könnte?" „Unsere Carola? Denke nicht daran, Natalie! Sieh doch nur, wie verblüht sie neben Annalise auSsieht." „Ach, Mann! Mein Herz krampst sich zusammen, wenn ich denke, sie müßte einsam und liebelos durch das ganze lange Leben gehen." „Warum hat sie sich in ihrer Dlüthe mit dem Menschen, dem Schlewick, verplempert! Und dann dies jahrelange senti mentale Trauern um ihn!" „Ach, Georg, komme nicht immer wieder aus den Vorwurf zurück! Sieh nur, der Graf und sie lacken und plaudern schon wieder zusammen. Carola sieht heule gut auS! Und letzt, — er führt sie anö Clavier! Wie mich daS freut, ihre Stimme ist so schön und weich." „Liebstes Weib, Deine Phantasie gebt wieder durch mit Deiner Vernunft! Ich bitte Dick um Alles, komme nur nie Deiner Schwester mit solchen Reden! Mein Wort darauf, sie würde sofort abreisen, sie plant ganz sicher GlogowStn's Heirath mit Annalise!" Carola von Linowitz sang, während der Graf sie be gleitete. DaS junge Mädchen sah beute in seinem bochrothen, pelz- besetzten Tuchkleide so vornehm und hübsch au«, daß die Mutter sich gar nicht vorzustellen vermochte, wie man neben ihrer Carola gleichgiltig bleiben könne. Glogowsky fand auch offenbar Gefallen an ihr, er bat sie wieder und wieder um noch ein Lied und begleitete cs jedesmal mit voller Aufmerksamkeit. Dabei aber flogen seine Blicke doch beobachtend hinüber nach dem jungen Paare, und zwischen seinen Augenbrauen zogen sich zwei feine Fältchen zntaminen. Strahlend, wie sie damals in Wildbad, als sie mit ihm an dcr En; spazieren ging, sich ibm gezeigt, genau so strahlend, plauderte heute, durch die ganze Breite des Zimmers von alle» Ander» getrennt, Annalise mit Joachim. Was sie sich so eifrig zn erzählen batten, konnte Glogowsln nicht verstehen, denn er mußte sich seiner Dame widmen. Zugleich wurde auch alle List des Jägers in ihm wach. „Ich muß die beiden sicher machen, sonst erfahre ich nickt, ob sie ihn begünstigt", dachte er. ES widerstrebte ihm heftig, zu denken: „ob sie ihn liebt?" Seine Eifersucht war sofort erregt: es machte ibn würben? und verletzte seinen Stolz wie seine Eitelkeit aufs Höchste, das; Annalise so gleichgiltig blieb bei seiner Bevorzugung Carola s. Se. Ercellen; batte ibm doch noch zuletzt den Rath ge geben: „Machen Sie die Kleine eifersüchtig, Alfred. Tie verwundete Eitelkeit treibt sie schneller in Jbre Arme als alles Schmachten und Girren." Nach dieser Mahnung halte Alfred Glogowsky heute bei Tische opcrirt, nachdem ihn sein Herz bei der ersten Begrüßung fongerissen. Es war ihni nicht entgangen, daß Annalise dabei an ibm vorbei blickte, auf Joachim. Dock er tröstete sich, das sei Zufall gewesen, nun sah cro aber klar ein, sie zog Joachim vor. Oder wollte sic etwa ihren Verehrer nur ein bischen zappeln lassen, ibn ihrerseits eifersüchtig machen'? Sollte Annalise Kokette sein? Inzwischen saß diese neben dem Sehne des Hauses nnd fühlte sich glücklich wie noch nie im Leben. Sic baue selbst nicht sagen können: warum ? falls sie sich dieses Glückes bewußt geworden wäre; sie nahm cs jedock' bin. obne zu reflectiren, und war mir im gebeimstcn Herzen Alfred kantbar für seine Liebenswürdigkeit gegen Carola. „Jochen gefällt mir beute! Ec setzt allen Ernst an die Eroberung des Goldfischleins. Noch vor ein paar Stunden sperrte er fick mit allerlei moralischen Einwendungen, jetzt entwickelt er förmlich Lust und Liebe zur Sache. Pal', Natalie'. Wenn die Menschen alle so ehrlich gc^en sich selbst wären, wie Dein Mann, so geständen sie eS oszen ein: Es hat jeder seinen Preis."
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