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Dresdner Nachrichten : 02.05.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-05-02
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189505028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18950502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18950502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1895
- Monat1895-05
- Tag1895-05-02
- Monat1895-05
- Jahr1895
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 02.05.1895
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K«,«««tt für V.kittü, llnisivaUuni, Ä»>>dü'«»r>«r<kl,r. Boriknderiml, gremdeuickk Netillltgedülir vieNeliodrliSiM 2 bo, duick dir Poll M 2 75. im «»».and ni» enlivik<li»»p>-m Pouuilchiao Slnuqlimk von Anluiibiaimiiel, laneusn A r> «ionn «-slliirNail»», eilin » r> raq«z> Polin ll-illInM>IIa»» culia»! 0y .vlolirin b „u, a» Noarn di« u l»n Aachumlaa« >7Ä nlnioarn v>» u lUilüiliclnui Die Ijvallinc Oiluno.nk iunaklül»t>»>ldkii> Ik> Pia , lurMo» laas oder nnch gstiianrn i» Pia Unuciil «iilchcylnukü» ,ik»r«oP>a tlnlündiaunakii aus d>'> Pnvaticlil AeNe » P,». i>u»wür»ak Äuiirüae »»r ak,en PoninoNemI'Iuno, Viltiiliinauiiarn »klimm iammllicke »amdqilk Pkiinillklmiaoiikllk» an ' lZiir Niickand,- k»>ak'a»dln --chriff- ilückc kine PelbmdUllilkll L'»r»,tpr»«<»IlrU» Ur. ll. 4V. Jahrgang. ^L8otivot,1e I »8tr«-U»t;« ««. V/asssl-üielils ^«ppvn. 8vkl»4r««;k - ^><^5 « r, f,-3uvn8tk-L88e V. »vu! Dresden, ll. llieäeriMr, Ilremcl«!», lVuIIntiunne ll. l''r>»ai»ul. >x»n 18S5°r rskrräüera Oozrrliuclet 1867, l-kvtttvävi'n unä Vaunvii, zrvullkto Inie>8 inplior ?rvinlszw oiuzltioblt <h>8 r- §xseia.1-2e5elLLkt v»., 7ullus llälutt ? üll a«r Lsavr z ffzri, Holl Lok« Zevrtrassv I I»i-«l-»l«»o, 8«>»itr, 5. I-rUv. Lrsilru, ÜLwdurg. boipri«. lüoedell. UiNitk, resll, «orZfitUizx, fftiiizOU. ^ii^uuf v. ^rtinäuiij,'«». ö. Svtlsur L vo. -'»»rrt^V»^VreL«LVr»t«r»»«L»««r»rv-Vi'^»Vi'^«rrrV.v.'^^ V«QI»HH »»» SI». K IN-Iltlack»-u onirli^ Il«'t lii c >>»>-, ffn»,ll>u>ri» n /.nun-lffo lc^Iilli- i- IU (IvU bsliteu I'.lbl lti.lwn, j» NUl laüjlinN I .llim» >,. «Zu.stll.ltc»! Vür^k« I L 8« kn« >«t«?r, >», in il». ^ ?dot08rapdiv.«,. lladu 8 ^clis. 1 Pvlitischt ^mkclilcrcie». Hofnachrichten, Verein für innere Miiston. Maifeier, «rs» Innungsberichte, Gcrichtsverhandlungen. Tagrsgeichichte. Gustav Freytag i. d>>»>»l!»>jUito»i mul <ni'iii»i»«'n- ^«l«al»m«i>, Vwitlcurten- I'hut,>»,!>>,I,ien 12 8tüelc 6 Llnrlc. Hn»rn«»»,>,«> i»»>r«-n onek zoclom liilst ju liunütl. -Vu8lu>iru»!5. Tienstbotenkrankenkasse, .Meister von Palmyra" 7-^rrKLrrrrr->«Lr»«L»LerriV»r4V.«.»..^r-».v.».r.«»^rL^rrrtr»^VrV^. ^ »kenliittiimii'. I«S. ^Avuilkvr ttvm vilomrili^«,, Vies.miu.-ll--U I. Toimrrstag, 2. Mas. P»Ulli«t«. Bei de, heutige» Weltlage sind es im Allgemeinen nicht die große», sonder» die licinen Staaten, die die allgemeine Ruhe durch allerlei Seitensprünge und Ouerköpsigkrit gefährden, Tie grvs;cn National slaatcn haben im Wesentlichen erreicht, was sie wollten, und wenn sie auch nicht sammt und sonders „satnrirt" sind, wenn auch noch süc manche Manches zu wünschen übrig bleibt, so liegt doch der Schwerpunkt aller Bestrebungen, die sich ans die Abrundung des territorialen Besitzes beziehen, heutzutage ans dcni koloniale» Ge biete. Tort aber vollzieht sich dir Annäherung der Grosnnächtc in einem Tempo, das in absehbarer Zeit leinen Anlas; zu un mittelbaren Befürchtungen bietet, um so weniger, als keiner der intcressirten Staaten bei etwa anstauchenden Streitigkeiten Miene macht, seine abwartcndc.Haltung anszugebe». Nirgends verspürt man angesichts der unermchlichen folgen eines Weltkrieges Neig ung. gewaltsam in den natürlichen Berlaus der (Lreignisse einzn- grriscn. und auch die Art. wie bisher die ostasiatischc Hrage von Seiten aus dem s'ande Anerbietungen gemacht wurden zur Aus-§ der ausdrücklich vorichreibt. unsere Bereine muhten anders behandelt bringnng der Entschädigungssumme. Sogar die Nachbarrepnbliken weiden als die Vereine anderer Parteien, Man hat in Tachien — und das will viel sagen - redeten Nicaragua dringend zu. sich - sogar eine öffentliche Beriammlnng verboten in der nbcr da> de,, eiialiicbei, ^oider.mne» -» sn.ie» >,»d „NI, ?n»ii>l„e,imi ai,s ^^ma ..Bereinsrechl' geipiochen werden tollte. Tarnber tan» den enginchen .rorder,„gen ,n fugen, und von Wathmgtvn a>w ,-j^ ^ sl.'cdner giebl zahlreiche weiterc erningen freund,chastliche Nathtchlagr ,n demselben Sinne Es Beispiele der Handhabung des Percinsrechtes in Sachsen, Nicht hals aber Alles nicht, Tie republikanische» ..Machthaber" in, nur in Sachsen, sondern überall in Tenischland. ist, wie selbst Nicaragua erklärten gross»ohig. das Borgehen Englands verletze! Prok, ^h,,o Brentano anerkenn', die .llonlilionssreiheit der Arbeite, die Sonveränetäi" der Nevnblik und die Zerren sncbteii die ve, ! ^'0'.' der Polizeilichen Willkür abhängig. ^.ie Arbeitgeber o,e ..^onver.incla oe, depiiv, 1. nnd dw .zerren „ichien me ver s s^„^e Listen iühren soviel sie loollen. den Arbeitern da letzte repiibllkanische Svnvcranetat dadurch wieder herznstcllen. das; 0^,, erschwert inan den Tlreil n», alleWene. und wenn ein A> sie vor den englischen Besatznngstrnppcn ansrissen und die britische! beiter einem wortbrüchige» Streifgenossen Wvrtbrnch vvnvir'l und Jlagge ohne Schwertstreich »ber den öffentlichen Gebäuden ii,! scslc um sich hant wird er sestgenoinmen 2v wie es ietzt in. ssoniiio Innen liebe» lbtnm.-, »Indere.-, diiel, iinien seeitiN, »ikln > ^0'"' ks nicht bleiben, es NN»; unter allen Umstanden kl» unzwe, ssvrinio timen iiel.cn. Etwa,- .„bcre,. blieb ihnen freilich nicht - z„ws Bcreinsrrchl s.i, ganz Tentichland neichaücn wer iibrig nnd da sie das von vornherein wisien mntztcn. so hat der den liniere im bavriichen Landtage vorgebrachten Beschwerden Umstand, das; sie dennoch den Konflikt vom Zaun gebrochen haben ! wurden anch von den Mitglieder» dcs Eentrnms als berechti sE das; sie dennoch den Konflikt vom Zaun gebrochen haben zu der Bcrmnthiing Anlns; gegeben, das; am Ende die Bereinigten Staaten dahinter stecke» nnd bereit wären, den Nicaraguanern den Rücken zn decken, Tiefe Meinung stützt sich aus diejenige amerikanische Anssassnng. die in der Foimnlirnna der Monroe- den Mächten angcsaht worden ist, läht nichts von der gewohnten l Tvktrin ihren prägnanten Ausdrnck gesunden hat Znrückhal.nng in interna.ionalen Tingen verniissen, A.,derS die, ^ie Monroe-Toltri» wurde unter dem 5, Präsidenten der kleinen Staaten, d.e hch nur zu ost ww em .ntema wna es l erpotcunu ^^ten. Ian.es Monroe, znm ossiziellen Grnndsatz ""ch.lo geberde.» Griechenland gerb en. Bnlgarte,. Nvrwegen ^, „,„„i!anöche>, Politik erhoben Tie besagt, das; die Bereinigten nnd ähnliche Schmerzenskinder der heutigen T.P .na .e kumme., Achaten keinerlei wie in.mer geartete Einmischung der europäischen s.ch den Kuckuck ..... sre.,.de Rechte nd ohere Pol i he E .ch.s- ^^,,,, j„ ^ j„.,„en Angelegenheiten der Staate» des- ameri- pnnkte, c-.e renn » m.t den. Kops durch d Wand wenn es wischen Kontinents zn dnloen gewillt feie», Jnd.rekt liegt darin ihnen gerade einfallt und zeigen in ihrem Verhalten iene bcncidcns- .. >, .1...^ , ^ ... ^ " « » ^ ^ schon die Anerkennung des später von dem Staatssekretär Blaine ! verfochtenen Panamerikanisinns, der ganz Amerika zu einem ei» j zige» Zollgebiet vereinigen nnd den Bereinigte» Staaten die Wandlung znm Bessern nicht zu verkennen gewesen, wenigstens in die Hönde spielcn will^ Tie i Aankeek nennen das ..Uwu manik^t ch.5twv". chre hm dgreckliche Be stimmniig. Ter unglückliche Kaiser Marimilian von Mcriko ist der Monroe-Toltri» zum Opfer gefallen, Tie Regierung der Bercinigren Staaten drohte Napoleon III. mit der Kriegserklärung, wenn er nicht unverzüglich Meriko räumen würde und da Napoleon es auf einen Krieg mit der großen Republik nicht ankommen lasse» wollte, so zog er den Ans; von dem a»ierika»ischen Kontinent zurück nnd iiberlies; Marimilian seinem Schicksal, Anch heute noch wird die Negierung in Washington in einem Halle, der nur ein Entweder- oder znläht. die Konscanenzen ans der Monroe-Toktrin zn ziehen bereit sein, Tas kann nicht zweifelhaft sein. weil die Monroe Toktrin den Aankees in Hleifch und Blut übergegangen ist. Tas; sic aber einen solchen Konflikt ohne jeden Grund um seiner selbst willen herbcisehncn und deshalb eine der kleinen amerikaiiifchcn SchweslerrcpnbÜkrn zn einem internationalen osstnbaren Rechts- brnche gegenüber einer europäischen Großmacht verleite» sollte, das ist doch, bei allem Mißtrauen gegen die Zwcckhciligkcit der poli tischen Mittel Uncle Sanis, zn wenig wahrscheinlich, um geglaubt werden zn können, immerhin in durch die englische Selbsthilfe, die „ach Lage der Sache ein nnnmgängliches Gebot der politischen Notl,'wendigleit war. die miktclbare^Gesahr einer Zuspitzung der werthc Rücksichtslosigkeit, die das Bewußtsein der Unvcrantwort- lichkcit zn verleihen pflegt. Nenerdings ist freilich auch in diesem Punkte eine gewisse verkennen gewesen, wenigstens soweit die Balkansiaaten in Betracht kommen. In Serbien hat bei den Wahlen die Regierungspartei eine erhebliche Mehrheit erlangt. Milan nnd Natalie sind feierlich rehabilitirt worden, die „Vertreter des Volkes" haben ihren pslichtmäßigen Abscheu über das früher gegen die Beiden erlassene Berbannungsdekret ans- gedrückt und die Pille mit mehreren Kitz.istzO HraneS jährlicher Rente nachträglich versüßt. TaS ist für .Herrn Milan ja anch schließlich die haiippache. Er kann nun in aller Gemnthsrnhc wieder das Pariser Pflaster »»sicher machen nnd braucht, wenn er nicht gar zn sehr daraus los wüstet, nicht zn fürchten, daß cs ihm! bereit niibezahltc Rechnungen zn heiß machen : Hra» Natalie aber wird ^ froh sein, daß sic ihren Unansstehlichcn wcit vor dem Schuß nnd! gut versorgt weiß. Er braucht ihr nun nicht mehr ans der Tasche zn liege» und hat cs deshalb auch nicht scrncr nothig. eheliche Velsöhnnngskomödien in Scene zn setzen. Während also Herr j Milan fortan in Paus die illegitimen Hliltcrwvchcn in Permanenz i erklärt, genießt Frau Natalie in Belgrad das lang entbehrte Mntterglück an der Seile ihres Aler. dem sic hoffentlich eine benere Erziehung geben wird, als sic cs dem unverbesserlichen Tnrch ! Veihältnisse im Sinne der Monroe Tolkrin gegeben und cs muß ganger Milan gegcnübcr vermocht bat. Serbien hat oliv iür's daher den Vereinigten Staaten daran gelegen sein, Nicaragua Ecne wirde; einmal ;,chhe, - Anch B'.lgariei. hat vor,Kurzem eine sah gpaininenballende ^vctterwolkc vor seinem Horizont mit z,»»re» von Nicaragua bereits eingclcnkt haben. Sie wollen glücklichem Winde wcggcblasen. Hürst Ferdinand hat nämlich der ^ nämlich die Bezahlung der Entschädigung unter der Bedingung macedonischc'l Bewegung, die Maccdonien von der türkische» Westchcn. das; die Engländer zuvor das besetzte Gebiet räumen, herrchast losreiße» will nnd die sich anch in Bulgarien starker ^" ;'!!§^7'Va'mnNn''gen einlassen!'die' sie^vö'llig^davör -Ltntzpniikte erireut. eins arn die Nase gegeben, »idem er der ^,chnn. daß ihnen nicht die rcpnblikanischen „Gentlemen" von Tcputation eines jüngst in Sofia abgehnltcne» maccdonischcn I tzliearagna nach der stränninng des besetzten Gebietes einsacheine Kongresses erklärte, daß er scsi entschlossen sei. die guten Bezieh-! Nase^drehe». Immerhin liegt in dem Anerbieten aber doch schon ^7'' Bu-6nrie,'s znr hohcn P'orte dnrch nichts stören zn lassen, cm ^rNck'n'-^nachher mttl.ch^ ^ >c Ordnnng ist alio cinslwcilcn in beide» «taatcn wieder cm- »rirlen. Die kleinen Köter können das Kläffe» nicht lasse» gerenkt, Man kann nur wünschen, daß dies Einstweilen eine recht lange Dauer haben möge, darf aber nicht vergessen, daß in Serbien nnd Bulgarien gleichmäßig in der Politik fortwährend Aprilwettcr herrscht. Es kann also jeden Augenblick wieder ein Welterumschlag eintreten, der plötzlich Europa an das fast in Vergessenheit gerathcne russische Ariom erinnert, daß der Weg nach Konstantinopcl über Wien führt. — Inzwischen graupelt cs in dem radikalen Norwegen weiter und die dortige» „Freiheitssreundc", die natürlich nicht einschc», daß ihre Losreißnng von Schweden die Gefahr der russischen Knute über sic heransbeschwören würde, bemühen sich nach Kräften, der russische» Diplomatie statt der bisherigen serbisch bulgarischen Zwicknnchlc eine serbisch bulgarisch- norwegische Trickmühlc in Europa zn öffnen. Mag Rußland auch im Augenblick nicht willens sei», diese Konstellation zn bcnntzcn, so bleibt die dadurch bedingte Gefährdung der allgemeine» Lage doch so laiigc latent bestehen, als cS nicht der europäische» Tiplo matic gclnngcu ist. die kleinen Quecksilberstaatcil endgiltig zur Raison zu bringe». Tic kleinen enropäischen Unruhestifter sind freilich wahre Waisenknaben gegen die mittel- nnd südamerikanischen Republiken, Tas Betragen dieser „Nationen" gegen die fremden Mächte ist cinsnch siegelhast nnd Konflikte werde» geradezu an den haaren herbeigezoacu. Ein mnstergiltiges Beispiel dieser Art von „republikanischer" Gebahnmg liefert jetzt der Staat Nicaragua in Mittclamerika Die Ursache seines Streites mit England ist an dieser Stelle bereits mitgethcilt morden, ebenso das von England gestellte Ultimatum. Nicaragua hat nun die Frist des Ultimatums verstreichen lassen, ohne die von England gesordcrte verhältniß- mäßig geringe Geldentschädigung zu zahle» oder sich zur Zahlung bereit zu erklären. Infolgedessen hat England Ernst gemacht und den nikaraguanischen Einfuhrhafen Corinto blokirt. Mit welchem Leichtsinn die nikaraguanische Regierung kden Konflikt herans- beschworen bat. geht aus der Thatsache hervor, daß ihr vonlallen Atlnschikib- nnv Atrusprech-Benchtk vom I. Mas. Berlin. Reichstag. Ans der Tagesordnung steht der Antrag Auer sSoz,), bctr, das Vereins- nnd Veriammlungs . sowie das Koalitionsrccht Ter beantragte Gesetzentwurf will, unter Aufhebung aller entgcgenstebenden LandrSgescke, ein Vorbehalt loses Bersammlnngs- und Bcrcinsrecht ohne Unterschied des Ge schlrchts schaffen. Zur Versammlung soll öS weder einer Erlaubniß, noch einer Anmeldung bedürfe», nur Versammlungen nnd Umzüge auf össentlichen Straßen und Plätzen sollen ll Stunden vorher an- gcmeldct werden. — Abg. Grillcnberger <Soz.>: Wir wollen nicht nur ein freies, sondern anch ein einheitliches Recht schaffen. Gegen wäriig bestehe» in Tcntschland 26 verschiedene Vereinsrechtc, Ob wohl schon feit 25 Jahren in der Verfassung dir Regelung des Vereins und VersamnilungSwesens dem Reiche zngewiesen ist. überall haben vor Allem die Arbeiter nicht nur unter de» be stehenden Vcreinsrechten, sondern namentlich auch unter der Miß handlung dieser Vcrcinögcsctzc und der widergesetzlichen Handhabung derselben, »ntcr der Schmälerung ihres.Koalitionsrechtes zu leiden. Solche Mißbräuche kommen selbstverständlich am meisten in Sachsen, aber kaum weniger in Bauern vor. I» Sachse» verfährt man anch nach der Aushebung des Sozialistengesetzes noch immer nenn» so, als ob dieses Ausnahmegesetz noch bestünde und man vernst sich dabei ans 8 5 des sächsischen Verrinsgesetzrs. wonach Versammlungen verboten sind, welche ans Gesetzesumgehung und unsittliche Handlungen hinwirkcn be; dazu anssordcrn. In Sachsen und Bayern verbietet man sogar Frauen nnd Minderjährigen den Besuch dieser öffentlichen Versammlungen, obwohl ein solches Ver bot nicht im dortigen Vcrcinsgcsetze steht. In Preußen geht man bis jetzt noch nicht so wcit, aber es gebt das Gerncht, -Herr v. Köllcr wolle in seinem neuen preußischen Vereinsgesetze das gesetzlich rinführen, was in Sachsen und Bayern ungesetzlich Ge brauch ist. Ich höre von rechts den Rni „Sehr aut!", aber wenn Sic den Frauen keine Rechte geben wollen, so dürfe» Sic ihnen anch keine Pflichten, beispielsweise steuerliche, anferlcgen. In Sachsen verbietet man sogar unsere Parteiorganisation, weil sic rin Verein sei. Ans Grund des Vcrrinsgesetzes in Bayern löst nian nicht nur die politischen, sondern auch die gewerkschaftlichen Vereinigungen ans. In Sachsen ist gegen uns ein AnSnahme- gesetz geschaffen durch einen Erlaß des Ministers des Inner» ,»gt an erkannt: wir rechnen daher darauf, das; wenigstens das Ecntrnin hier für ei» einheitliches' freies deutsches Vereinsrecht stimmen wird. Sollten wir uns darin täuschen, so werden die Arbeiter wissen, daß daS Ecntrnin für die Rechte dcrArbcit.r nicht eintrit, Nnd erst recht müßten die Liberalen für unseren Antrag stimmen, nachdem es schon ihre liberalen Vorfahren vor M Jahre» gcthan haben. Wenn Sie glauben, cs gehe nicht ans dem von uns vor geschlagenen Wege, so sehen Sie doch aus Württemberg, wo cs nur den einen Paragraph giebt; „Versammlungen von Vereinen bedürfen keiner Anmeldung!" In Hessen ist eS ähnlich. Und fürchten Sic sich vor der Sozialdemokratie, so sehen Tie doch, daß die Sozialdemokratie in Preußen. Sachsen nnd Bayern nicht weniger mächtig ist. als in Württemberg nnd Hessen. — Sächsi scher Gesandter Gras Hohenthal: Tas sächsische Vereinsgesetz ist ein Landcsgesetz, gehört also nicht vor dieses Forum nnd ich branchlc mich daher nicht veranlagt zu fühlen, hier darüber zu sprechen, aber ausdrücklich znrückweiscn mnß ich den Angriff des Vorredners ans den fächffschcii Minister des Innern, als ob der selbe eine ausnnhmcgcsctzliche Handhabung des sächsischen Vereins- gesetzes gegenüber den Sozialdemokraten e.ngeordnet habe. Herr v. Metzsch bat erklärt, die dispositiven Bestimmungen des Vereins- gesctzcs müßte» allen Parteien gegenüber gleichmäßig gehandhabt werden, aber natürlich müßten die Polizeibehörden eine gewisse Latitüde haben, nnd wenn dieselben die Sozialdemokraten etwas schärfer ansaßten. so entspräche das allerdings den Intentionen der Negierung, (Lachen links und Ruse: Nun >a!> Nun frage ich Sic, heisst das eine parteiliche Handhabung? (Rufe: Gewiß). Nein, die Polizei soll alle Parteien gleichmäßig behandeln, aber natürlich muß sic gegenüber den sozialdemokratischen Versamm lungen, die den Umsturz predigen, entsprechend Vorgehen. Unser Vercinsgrsetz ist ein Juwel (Lachen, Was den von Ihne» bean tragten Gesetzentwurf anbelangt, so ist derselbe die Sanktionirnng der Anarchie (Lachen». Wenn Sic erst einmal in Ihrem ZukunstS staatc das Hcst in der Hand haben sollten, so würden Sie mit einem solchen Gesetz anch nicht anstonnnen gegenüber den Bestreb ungen ans Wiederherstellung von Monarchie und Ehristenthnm, — BanrifchcrBundcsbcvollmächtigter v.Hcrrmann tritt den Ausführ »»gen Grillenbcrger's über die parteiische Behandlung sozialdemo- tralischcr wie anch gcwerkschastlicherVcreine in Bayern entgegen. Ten Versaminlnngen der Gewerkschaften lege die bnyriiche Regierung lein Hindernis; in de» Weg. anch Francii nnd Minderjährige nähmen a» ihnen Thcil, dagegen sei die dortige Regierung allerdings nicht der Ansicht, daß anch politische Vereine den Schutz des ?; 152 der Gewerbeordnung genießen dürien. In Bayern sei anch niemals eine generelle Anwcffnng über die Behandlung sozialdemokratischer Versammlungen und Vereine ergangen: die Beamten hätten in den von Grillrnbcrger erwähnten Fällen stets nach eigenem Er messen gehandelt, aber auch ganz lorrelt Wenn im bayrischen Landtage ein EcntrnmSmitglied als R.'tcrcnt über die vom Abg. Grillenbcrger erwähnten Beschweidcsälle dicic Beschwerden als be. richtig! anerkannt habe, io liege dies nur daran, daß derselbe über die Thatsache» nicht ganz genau unterrichtet gewesen sei, — Abg, Bachem <Eentr.): Tie Beschwerden über die H.mdhabnng der be stehenden Gesetze den Sozialdemokraten gegenüber gehören in die Einzel-Landtage, Das Verlangen nach einem einheitlichen Vereins recht von Reichswegen verstehen wir aber »mfomchr. als anch wir unter den bestehenden Vercinsgeictzen und ihrer Handhabung ge rndc gegen uns ost genug gelitten haben, nnd in Elsaß-Lothringen noch in der Gegenwart leiden Tie rechtliche Verschiedenheit ffn Westen und Oste». Süden und Norde» ist ein UNelstand, So gut wie wir im Reiche ein einheitliches Pceßgesctz zn Stande ge bracht habe», ebensogut müßten wir ein einheitliches Vereinsge'etz haben. 'Aber der vorliegende Gesetzentwurf leide! an dem Fehler, daß er nicht nntericheidet zwischen wirtbschasllichen nnd politischen Vereinen, ebensowenig zwischen Erwachsene» nnd Richterwacknenen, Männern nnd Franc», Tie Belbeilignng von Frauen an ivirth schaftlichen Vereinen, zumal in einer Zeit, wo die weiblichen Ar bcitnehmer von den Arbeitgeber» off schlechter behandelt werden als die männliche», ist ebenfalls anders zn benrtbeilrn als die Be .Heiligung von Frauen n» politischen Verhandlungen. Das würde zur Anarchie führen, »Lachen links.' Auch ninffc noch daffir ge sorgt werden, daß nicht nur die sozialdemokratffchc» Verhandlungen nnd Versammlungen gegen willkürliche behördliche Siornngen ge sichert werden, sondern anch die tonfcrvativen nnd sonstigen Vc> sannnlnngen gegen Störungen von sozialdemokratischer Seite, Nach alledem halte» wir den hier beantragten Geietzentwnrs ffir keine geeignete Grundlage, Meine Freunde wären deshalb geneigt, vielleicht den Weg der Resolution zu ergreisen. »in von den Re gicrnngcn ein einheitliches Geielr für das Reich zn erbitten. Ein solcher Gesetzentwurf wlirde aber, wenn wir ihn hier ansarheitelr». sicherlich nicht die Zustimmung des Bnndesrathes finden, in einer Zeit, wo der llnislur; von oben, der Staatsstreich, gepredigt wird, und wo wir geneigt sind das allgemeine Wahlrecht ans das Nach drücklichste zu vertheidigen. (Sehr richtig, links.» Es herrscht setzt nicht die Lust, um an eine solche reichsgesetzliche Regelung Iiernn- zutrcten. Ein Gesetz aber, welches die Regierung selber uns vvr- leacn würde, würde uns aus denselben Gründe» nicht gefallen. Wir haben in der Tbat den Eindruck, daß namentlich in Sachsen die Verhältnisse so sind, daß eine Aenderung dringend notbwendig ist. Wenn man in Sachsen den Sozialdemokraten gäbe, was ihnen gebührt. eS wäre sicherlich in Sachsen mit den Sozial deniokratrn nicht so weit gekommen. In Bayern liegt die Sache etwas anders, aber doch ähnlich. Auf jeden Fall würden wir jetzt init dem Verlangen nach einem einheit lichen Gesetz nichts bessern: wollten wir an einem solchen Gesetz arbeiten, so wäre das von vornherein ei» fruchtloses Arbeiten und da denken wir. wir sollte» doch unsere Kläffe namentlich in dieser Session konzcntriren aus die praktische Arbeit. Psmis's 'SA «msermilch. T.', Äres-aer »slkrrri «ebr. Pfund. ?tttziierlr. 7».
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