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Dresdner Journal : 16.10.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-10-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188110161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18811016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18811016
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1881
- Monat1881-10
- Tag1881-10-16
- Monat1881-10
- Jahr1881
- Titel
- Dresdner Journal : 16.10.1881
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Sonntag, den 16. October. W242 1881 DreMerIonmal Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. frommer Wunsch bleibe, zumal Elsaß-Lothringen noch Sie in freier Neigung zuwendete — dann sehen, Durchlaucht, ich verlange viel!* Und dennoch —' Dennoch, wollen Durchlaucht sagen, bin ich nicht Laiaarvald ckoaklavtacboo kaiobo» tritt kost- vock 8t6wpelra»otil»8 bivau. immer einem ÄuSnahmegtsttz (vom 30. Decem >er 1871) unterworfen sei und die elsässische Kamv er wie ich bereit« sagte — au« Gleichgiltigkeit.' »Also doch — Sie haben geliebt, Doctor? Feuilleton. Redigier von Otto Banck. stark genug, zu vergessen, den Einfluß völlig zu brechen, den — jene Katastrophe auf mein Geschick geübt. Ich gebe da- zu. Aber ich bin e- ja auch allein, der unter den Folgen dieser Schwäche leidet, indem er entbehrt, was — nicht die Dichter allein al- daS Höchste im Leben preisen.' „Sie werden sarkastisch, Doctorl Nun, wir wollen abbrechen. Aber ich hoffe, ein wenig treten Sie, mir zu Liede, denn doch au- Ihrer Abgeschlossenheit herau-. Und wenn dann der Himmel wollte, daß doch endlich die ElSrmde Ihre- Herzen- unter dem warmen Strahl eine- schönen AugenpaarS zu schmelzen begönne — versprechen Sie mir, sich nicht allzu hartnäckig dagegen zu wehren — dem Geschick seinen Lauf zu lassen?' Der Fürst hatte die Frage im Ton leichten Scher ze- gestellt, vr. Harder nahm sie mit leisem, schwer- müthigem Lächeln auf und sagte nach kurzer Pause: „Durchlaucht, wenn ei möglich wäre, daß ein Wesen, reich an Liebreiz und süßer Hingebung, wie die, die — ich verlor, aber charaktervoll, stark, wahr und treu, wie jene nicht war daß die- Wesen sich mir „Einen Phönix — einen weiblichen Phönix!' rief lachend Fürst Waldemar. „Und, Doctor, wie wollen Sie eigentlich dir Probe auf Ihr Exempel machen? Doch, da- wäre dann Ihre Sache, ich begnüge mich für heute mit diesem — Schatten eine» Erfolge«, den ich erreicht. Und nun wollen wir zur Fürstin zurück!' Da« eben mitgetheilte Gespräch hatte, wie wir wissen, nur die alten Bäume dr« Waldparke», viel leicht auch ein paar spielende Eichkätzchen und ähn lich,« Sethier zu Zeugen gehabt — und dennoch war Lothringen- gehegten Täuschungen zur Zeit seiner An kunst schon verflogen gewesen, und daß die Autonomlsten, die Einzigen, auf die Deutschland überhaupt rechnen könne, schon stark erschüttert gewesen wären. Sodann meint er, sicher nicht ohne Grund, daß der in so un erhörtem Grade wachsende Reichthum Frankreichs und die günstige materielle Lage der Republik viel dazu beigetragen hätten, den altfranzösischen Elementen eine eine neue Kräftigung zu geben. Auch die in Frank reich herrschende größere „Freiheit' habe manche für Deutschland unliebsame Vergleiche hervorgerufen, wo bei freilich nicht zu verkennen ist, daß ein Vergleich verschiedener politischer Ereignisse zu einem für Deutsch- land günstigen Ergebniß führen müßte. Allerdings ist anzunehmen, daß diejenigen Elsässer, die nun ein Mal französische Sympathien haben, die Fehler bei dem Lande ihrer Liebe möglichst verkleinern, die deutschen Schattenseiten dagegen nach Kräften und über die Billigkeit hinaus vergrößern. Beinahe in einem Athem aber bemerkt der Artikelschreiber des „TempS', die Protestler hätten gewaltig an Einfluß gewonnen durch die Herausgabe der „Presse für Elsaß und Lothrin gen', die ihnen der Marschall gestattet habe, im Ge gensatz zu Hrn. v. Möller, der da- Erscheinen eine- Blattes der Protestpartei nicht duldete. Mit Hilfe diese- Blatte- „entwickelte diese Partei eine ebenso große Energie, wie in den Tagen der Einverleibung, und antwortete auf alle Lockungen de- Statthalters mit unbedingten Weigerungen.' Infolge dieser wüh lenden Thätigkeit der Protestler wagten auch die Auto nomisten nicht mehr offen hervorzutreten, und alle Aufforderungen de- Marschalls blieben ohne Antwort. Zutreffend bemerkt die „Metzer Zeitung' zu den Ausführungen de- Pariser BlatteS: „Nach Ansicht deS „TempS' ist der Versuch der Versöhnung nicht nur gänzlich gescheitert, sondern der Marschall hat auch daS Verfehlte seines Beginnen- eingesehen. Gemäß der Schilderung deS französischen Blattes geschah „die Umkehr plötzlich und heftig, und sehr bald erschien die Eisenhand unter den Sammethandschuhen.' Unlogi scher Weise sagt der „TempS', daß der Marschall hiermit unrecht gehandelt habe, während er doch seinen ganzen, im Vorstehenden dargelegten Ausführungen nach hätte erklären müssen, daß der Marschall jetzt auf den richtigen Standpunkt zurückgekommen fei. Wenn man Jemand übergroße Mild« und Nachsicht als «inen Fehler anrechnet, fo muß man doch zugeben, daß Rück kehr zur Strenge daS einzig Richtige ist.' Die „Metzer Zeitung' hat auf den fchreiend«n Widerspruch der Betrachtungen des „TempS' in wirk samer Welse aufmerksam gemacht. Der Statthalter hat eS während der ersten anderthalb Jahre seiner Regierung den Elsaß-Lothringern gegenüber an Cour- toisie nicht fehlen lassen, hat aber ebenso wenig damit erzlelt, al- die vorausgegangenen Verwaltungen. ES folgt hieraus, daß in Elsaß-Lothringen mit Milde und Nachsicht nichts erreicht wird; im Gegentheil, die von der früheren Verwaltung den Franzosenfreunden gegenüber bekundete Nachsicht hat jene Protestpartei groß gezogen, die heute noch beansprucht, der Aus druck der wahren Meinung deS Lande- zu sein. Man lebte auf deutscher Seite bisher immer in dem Jrr- thum, als ob man in Elsaß Lothringen in analoger Weise aufzutreten habe, wie man in einem eroberten deutschen Lande handeln müßte. Dieses erscheint aber Jedem, der Elsaß-Lothringen kennt, als ein Fehlschluß. Zwischen dem Reichslande und den deutschen Ländern besteht keinerlei Analogie. Die Bevölkerung von Elsaß-Lothringen, fo gute Eigenschaften sie auch sonst besitzt, steht an politischer Bildung und Reife hinter den übrigen Ländern des deutschen Re'chS unendlich weit zurück. Die Versöhnlichkeit und Milde kam bis her lediglich den politischen Intriganten zu Gute, die innerhalb der verflossenen 8 Jahre dort unter der Dresden, 15. October. Der „Temp-', welcher seit dem Verbot der pro- testlenschen Presse in Straßburg öfter größere Ar tikel über Elsaß-Lothringen enthält, sprach sich vor Kurzem über die zweijährige Wirksamkeit des Feld marschall-Statthalters eingehend aus. Im ersten Theile seiner Arbeit beschäftigte sich der Verfasser mit den Maßregeln und dem persönlichen Verhalten, wel ches Frhr. v. Manteuffel zur moralischen Eroberung der Etsaß-Lothringer für geeignet erachtet hat. Da» Gesetz vom 4. Juli 1879, so wird auSgeführt, habe an Stelle der thatsächlichen Diktatur, die seit 1870 geherrscht habe, ein pseudo-constitutivnelle- System gesetzt, und die autonomistische elsässische Partei habe wirklich eine Zeit lang geglaubt, mit dessen Hilfe ihr Programm: „Regierung deS Landes im Lande und durch das Land', verwirklichen zu können. ES habe sich aber bald herausgestellt, daß nur der erste Theil de- Programms, „Regierung de- Landes im Lande', in Erfüllung gegangen sei, und daß die Regierung durch da- Land auch unter der Statthalterschaft ein Lomuli—ioaLr ä« Druaäaar ^ounlat»; Vi«a Laipriss Lrail», rraavkarl ». »: L N»-UL » il Hüll-Vaa: L-F in»««,- Lrsmaa-Ft Lektor, Sr»>l»a: F ttürsun; rnmlkart ». N.: L Narmovrrv. kart, L,rtt» rr»aileart ». N. »ratt,arl: F>a«La» 0o., S-u-ldur,: Stein«. Lvoi^l. ä«« Vrsaclavr Orvsäen, Ho. SV. Telegraphische Nachrichten. Buda-Pest, Freitag, 14. October, Nacht«. (Tel d. Boh.) Der LandeScommandirende, Gene ral Baron Edel«heim-Gyulai, ist seit einigen Tagen schwer erkrankt. Heute bi« 4 Uhr Nach mittag« war stündlich eine Katastrophe zu be fürchten. Die Aerzte hatten alle Hoffnungen auf- gegeben. Um 4 Uhr Nachmittag« trat wieder eine Besserung ein, und mit ihr kehrten die Hoff nungen wieder. Abend« 1V Uhr wurde folgende« Bulletin auSgegeben: Wieder schlechter, rheuma tische Schmerzen und Athembeschwerden minimal, Fieber gering, ruhiger Schlaf. Schwäche andau ernd. Die Erscheinungen von Seiten de« Her zen« wie Vormittag«. Constantine, Sonnabend, 15. October. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Im Bezirke Mlilah ist gestern eine Wasserhose niedergegangen, durch welche 65 Personell ihren Tod gefunden haben. lnavrvteiiprvlaer k^r äso kaum «iovr Avapaltsava ksLtavils LV kL votor „Liosssrmät" äis Loils 40 kk. Loi 1Ä>oU«o- uvä LiAeroiotr KV Xokiollog. Lraebelvevt iLzliob mit Fonmbmo ä«r 8ooa- nvcl koiortogo Fdvvä» kür äeo kolKooäva laß. „Ja wohl, Durchlaucht — und sehr intensiv; ich zählte kaum zwanzig Jahre!' gestand der Arzt mit leiser Selbstironie. „Vielleicht erschöpfte ich damals, wa- an HerzenSgluth in wir lebte, m jenem Jahre, überreich an Glück und Leid, an Hoffen und Bangen, an Kampf und — Verzweiflung, als der Traum plötzlich zu Ende ging. Ich verließ I., wo ich bis dahin meinen Studien obgelegen, und fühlte, daß ich fort mußte, denn mein Blut war rasch und heiß — ich durste nicht bleiben. Ich ging —' „Schon damals in die Welt hinaus, Doctor?' „Nein, Durchlaucht, ich ging nach B., meme me- dicimsche Ausbildung zu beenden, meine Examina zu absolviren, und dann als Assistenzarzt den Feldzug in Schleswig mitzumachen, nach dessen Beendigung ein entfernter Verwandter, der Seemann war, mir auf meinen Wunsch die Stelle als SchiffSarzt der„Medea' vermittelte. Ich umsegelte zwei Mal die Erde, blieb da und dort, endlich in Kairo, hangen, wo Sie auch fanden, Durchlaucht!' „Ja, al» Helfer in Noth und Jammer, al- Pfleger und Retter manche- verlassenen, kranken Land-manne- — auch al- den meinen! — Haben Sie denn in all den Jahren wie lange ist e« her, daß Ihr Ju- gendtraum zu Ende ging?' „Achtzehn Jahre'. „Eine lange Zeit, lieber Doctor — lang genug, meine ich, um auch die schwerste Hrrzen-wund« aur» Tagesgeschichte. Dre-den, 15. October. Von der seiten deS Finanz ministeriums herausgegebenen, unter der Leitung de« Professors l)r. Credner bearbeiteten geologischen Speeialkarte des Königreichs Sachsen sind soeben die Sectionen Borna, Lausigk, Liebertwolkwitz und Naunhof erschienen. Der Preis eines jeden Blatte» nebst Erläuterung beträgt drei Mark. Diese Sectionen sind nicht nur durch die Commissionsbuchhandlung von Wilhelm Engelmann in Leipzig, sondern auch durch jede andere Buchhandlung zu beziehen, insbesondere durch die in Dresden, Leipzig, Döbeln, Freiberg, Chemnitz, Plauen, Annaberg, Zwickau, Glauchau, Bautzen, Ber lin und Altenburg errichteten Lager, woselbst überall UebersichtSblätter und Prospekte über die bis jetzt er schienenen und demnächst zur Veröffentlichung gelangen den Sektionen der geologischen Karte ebenso wie die einzelnen Blätter selbst zur Ansicht bereit stehen. * Berlin, 14. Oktober. Wie die „Köln. Ztg.' ersähet, bestätigt eS sich, daß zwischen den Cabmeten der Großmächte über Revision der Auslieferungs verträge verhandelt wird; dagegen ist eS nicht richtig, daß die Verhandlungen feit der Danziger Kaiserzusam menkunft erst begonnen hätten oder lebhafter in Fluß gerathen wären. Die Anregung dazu ist von Rußland ausgegangen, welches bei politischem Mord oder erwie senen Vorbereitungen zu demselben die Auslieferung verlangt. Deutschland und Oesterreich unterstützen diese Anträge und eS liegen entschieden abjchlägliche Ant worten von keiner Regierung vor. Dagegen lassen die biS jetzt ergangenen Rückäußerungen von PanS und London mindestens wettere Verhandlungen erwarten und einen AuSgang für jetzt wenigstens noch nicht vorher bestimmen. — Ueber die von vielen Blättern behauptete Anwesenheit Gambetta'S in Varzin äußert sich heute die „N. Pr. Ztg.' in folgender Weise: Neuerdings wird betont, daß Herr Gambetta auf der Reise von Lübeck nach Danzig ja notbwendig Varzin berührt haben müsse; ob er sich dasselbe blo» ange sehen oder dort übernachtet habe, wird zweifelhaft ge lassen. Wir wiederholen jedoch auf Grund unserer Nachrichten, daß, so interessant eS sein mag, wo Herr Gambetta sich aufgehaltrn hat, er doch weder in Var zin, noch sonst wo eine Zusammenkunft mit dem Für sten Bismarck gehabt hat. Politisch mag die Reise Gambetta'S dennoch gewesen sein und er hat ganz ge wiß seinen Zweck auch erreicht; wir vermuthen nämlich, daß er nur di» kurz vor der Kammerjession von Pari« abwesend sein und allen Erörterungen über die Mi nisterfrage durch die Geheimhaltung seines Aufenthalte» entgehen wollte. Daß er dabei daS deutsche Publicum mystlficirte, mag ihm viel Spaß machen, ist aber zu nächst gewiß nicht seine Absicht gewesen. * Wien, 14. October. Se. Majestät der Kaiser hat heute eine Deputation de» evangelischen OberkirchenratheS Augsburger und helvetischer Con- Beilage. Provinzialnachrichten. (Oschatz. Chemnitz. Zwickau. Zschopau. Schlettau. Mittweida. Döbeln. Meißen. Pirna. Kamenz. Zittau.) Statistik und BolkSwirthschaft. Börfennachrichteu. persönliche Einwirkung die Elsaß-Lothringer zu Deutsch land hinüberzuziehen. ES folgte nun eine Charakte ristik deS Feldmarschalls, die um fo interessanter ist, al» sie von französischer Seite kommt: Mehr in den Kanzleien, al» auf den Schlachtfeldern ergraut, habe Hr. v. Manteuffel für einen der besten Diplomaten Deutschlands gegolten, und man habe mehr von seinen diplomatischen, als von seinen militärischen Er- solgen gesprochen. „Als gewinnender Vertreter einer Nation, bei welcher einschmeichelnde Persönlich keiten so selten sind, kam er nach dem Elsaß mit dem Rufe der Freundlichkeit, Höflichkeit und Gerechtig keit, den er sich al- Führer der Occupationstruppen er worben hatte. Diejenigen, welche den Marschall kann ten, versicherten, daß bei ihm der Soldat vor dem Hofmann und Diplomaten zurücktreten würde. Kurz, ein überaus vortheilhaster Sagenkreis umgab die Perfon deS Statthalters.' Anfangs habe man noch theilweise geglaubt, daß Hr. v. Manteuffel gewisser maßen nur eine Paraderolle spielen und daß di« Ueber- lieferungen de» Reichskanzleramts, vertreten durch Hrn. Herzog, für die eigentliche Regierung maßgebend sein würden. Bald aber und namentlich nach Herzog'- Entfernung habe sich gezeigt, „daß der Marschall al- alleiniger Herr, ohne Gegengewicht und ohne Controle im Elsaß herrsche und regiere', daß er somit auch die Verantwortung für Alles trage, was seitdem im Elsaß geschehen ist. Der Marschall trat mit Feuereifer an seine Aufgabe heran. „Er brachte ganz andere Ideen über die Regierungsweise mit, die für die „wieder- gewonnenen Brüder' passe. Durch Abkunft und Er ziehung frei von bureaukratlschen Vorurtheilen, hoffte er moralisch Elsaß-Lothringen zu erobern, und um diesen Zweck zu erreichen, verließ er sich auf die Milde, auf die Befriedigung persönlicher Eigenliebe und pri vater Interessen und darüber hinaus auf seine em- nehmende Persönlichkeit. Immer auf Reisen, zeigte er allenthalben in beiden Provinzen sein lächelndes Ge sicht, hielt offene Tafel, verschwendete Almosen, setzte den Kritiken und Kundgebungen, so lange sie plato nischer Natur blieben, Nichtachtung entgegen und sparte nichts an Gewährung von Vortheilen und Schmeiche leien bei den Mitgliedern der Geistlichkeit, den Groß grundbesitzern, den Industriellen und allen einfluß reichen Leuten, kurz, bei allen Denen, die für die Lenker der öffentlichen Meinung gehalten werden konnten.' Der Verfasser deS Artikels wirft nun die Frage auf, welche Ergebnisse die Politik de» Statthalters auf zuweisen habe. Er zaudert nicht mit der Antwort. Nach ihm ist eS unzweifelhaft, daß „der Marschall nicht nur in der Verwirklichung seine-VerföhnungS- programmS gescheitert ist, sondern auch das Werk seines Vorgängers theilweise zerstört hat und, wie man eS ihm in Deutschland bitter vorwirst, die Germanisi- rung Elsaß-LothringenS um mehrere Jahre zurückge bracht hat.' Wie dies bei den anerkannten persönlichen Eigenschaften deS Marschalls, bei seinen unleugbar guten und redlichen Absichten möglich gewesen ist, da für wird hier eine Menge von Gründen angegeben. Zunächst behauptet der Verfasser, allerdings in nicht ganz einleuchtender Weise, daß Hr. v. Manteuffel zu spät nach Elsaß-Lothringen geschickt worden sei, da die zur Zeit der Einverleibung von gewissen Personen über die Möglichkeit einer wahren Autonomie Elsaß- umsängt, könne am ersten ein oder das andere Bild trauten Familienleben- Ihnen vor Augen stellen, daS, al» Spiegel gleichsam, die Oede und Leere de» eigenen Dasein» in schärferen Umrissen zurückwirft — auch wohl da» weibliche Herz Ihnen zuführen, da» bestimmt und fähig fei, die lange Einsamkeit de» Ihren zu enden. — Ich sehe ein, daß der letztere Gedanke thö- richt war; Birkenrode umschließt wohl kein Wesen, da- Ihnen — ich meine in Hinsicht geistiger Vorzüge — genügen wü-de — aber —' „Verzeihung, Durchlaucht — ich war auch nicht in dem Falle, da» zu prüfen', sagte Harder ernst. „Ich glaube nicht, daß Birkenrode ärmer an gedie genem Frauenwerth ist, al- irgend ein anderer Ort gleichen Umfang»; al» Arzt habe ich in dieser Bezieh ung hier sogar günstige Erfahrungen gemacht, al» Mann liegt die» Interesse bi» jetzt und wohl für immer mir fern.' „Sie sprechen da» so entschieden au», Doctor; sind Sie ein Weiberfeind?' Der Doctor lächelte unwillkürlich. „O nein, Durch laucht, e» ist mir nicht gegeben, irgend einem Menschen feind zu sein; vielleicht ist eben Der, der die Mensch heit im Allgemeinen liebend umfaßt, am wenigsten fähig, in der Liebe für ein einzelne» Wesen aufzu gehen l — Jndeß will ich nicht verschweigen, daß einst Schmerz und Groll, hervorgerufen durch den Treu bruch eine» Weibe» — nein, eine» halben Kinde» noch —, mein ganze» Wesen erfüllte, e» umwandelte, Amtlicher Theil. Dre-den, 3 October. Se. Majestät der König haben den Handelsrichter bei der Kammer für Handels sachen in Chemnitz, Commerzienrath August Ludwig Götze daselbst, auf fein Ansuchen dieser Funktion zu entheben Allergnädigst geruht. 7» AI»,« Natavar LUlrUek: . . 1» Starb H Mrlieb: 4 Stark SO kk. Lia»« los ^awmsrv: 10 kl. großen unwissenden Masse deS Volkes einen unver- hältnißmäßigen Einfluß erlangt haben. Von diesem Gesichtspunkte au» war eS auch ein Jrrthum, wenn man früher immer der Meinung huldigte, die politischen Angelegenheiten deS Lande» nur den eingeborenen Elsaß-Lothringern überlassen zu müssen, während die eingewanderten Deutschen in deren Gefolgschaft ein herziehen sollten. ES ist in dieser Beziehung als ein großer Fortschritt anzusehen, daß sich die Altdeutschen von diesem System emancipiren und bei den Reich»- tagSwahlen in Straßburg einen eigenen deutschen Can didaten ausstellen. Wenn man den Elsaß-Lothringern den Weg zeigt, den sie zu betreten haben, so wird man auch weit eher zu Resultaten gelangen, al» bei dem früheren Pactiren mit mehr oder weniger ver hüllt franzosensreundlichen Parteien. Gefunden. Novelle von F. Rei-ner. (Fortsetzung.) Fürst Waldemar blickte forschend in da» ausdrucks volle Gesicht seine» Begleiter». „Da» sind die An sprüche eme- Manne», der der Welt, dem Glücke be reits abgestorben — aber Sie, Doctor, ein Mann in vollster Lebentkraft, zu allen schönen Hoffnungen voll berechtigt, Sie wollten mit diesem kalten Dasein, diesem — Anachoretengrschick sich begnügen? — Verzeihen Sie meinem Antheil, wenn ich indi»cret erscheine: ist denn noch nie da» Verlangen nach dem warmen An schluß an ein andere» Menschenher», nach dem Glück de» Familienleben» in Ihnen aufgestiegen?' „Man vermißt eben nicht, wa» man nie besessen!' sagte vr. Harder leise. „Ist e» meine Schuld, Durch- taucht, wenn ich, früh verwaist, den Frieden de» Vater hause», den Reiz geschwisterlicher Beziehungen, die feste, warme Stätte am eigenen Herd niemal» kennen lernte?' „Lieber Doctor, nein!' rief lebhaft der Fürst. „Aber — ich fürchte doch, Sie wichen auch später, Sie weichen noch jetzt der Berührung mit diesen rein sten und beglückendsten Seiten unsere» unvollkommenen Erdendasein» geflissentlich au» — und verlieren dabei selbst am meisten. Lassen Sie mich ganz offen sein: ich meinte, eben die Enge de» Kreise», der Sie hier keineswegs diejenigen Rechte besitze, die einer Vol»- vertretung gebührten. Während so da» neue Systtm an sich den Wüüschen de» Lande» nicht ausreichend entsprochen habe, sei noch ein zweiter höchst beachten»- werther Factor in den Vordergrund getreten: die Per sönlichkeit deS Statthalters und seine Versuche, durch heilen zu lassen. Und die Ihrige —' mein Schicksal m fremde Bahnen warf, und daß ich „Sie schmerzt und blutet längst nicht mehr, Durch seitdem den Frauen ferngeblirben bin; nicht au» Haß, laucht!' Nichtamtlicher Theil. llebtrslcht. Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (TempS. Metzer Zeitung.) TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Wien. Buda-Pest. Paris. Rom. Belgrad. Bukarest. St. Petersburg. Konstantinopels Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dre-dner Nachrichten. Der HochverrathSprocrß vor dem Reichsgericht. VI. Statistik und Volküwirthschaft. Feuilleton. TageSkalender. Inserate. >1,40 b.»H. >,»4 et» »j. >,74 » »4«. >,40» > b.».G. >4,40» lN v. I». l«. >7,40 » t-w». >,bv S. »«. >4». >4,74» >1 ». »,ü0 » >1». >1,74 B. >» «. >4». i,74 B. >4,44 «. >,74 «. >4 v. 'S ». «,40 » 7,«4 » ,44». ,00» ,440 «. ,44«. »,S4 » lv ,17V«. S.I1H. 7,40 ». ',7.' «. «., M ,, », UM. »e». ftß. Oct»bw «prtl-lki eguerisch. «A Hl Min s. »>. 11. ' <»> v. - i) r»«»- 7 ,») V. »4 , » II -v. 7 <») 7. a. Ob«, Sachs«- u tltzair- «it Frl. >rcr Larl srl. Sara iva« «Ü Hr. «le- -«ydel t» tzcrmav« iindenau. !hel. Or-
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