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Sächsische Dorfzeitung : 18.05.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-18
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-189905188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18990518
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18990518
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1899
- Monat1899-05
- Tag1899-05-18
- Monat1899-05
- Jahr1899
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 18.05.1899
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Exped. ». Redaktion Drrsven-Reuftadt R. Meißner Gasse 4. DK Zeitung erscheint Dienstag, Dnnnerstag und Sonnabend früh. Udannementd- PretS: tzkrteljährl. M. 1,50. Zu beziehen durch dir kaiserlichen Post- anstalten und durch unsere Boten. Bet freier Lieferung in» HauS erhebt die Post noch eine Ge bühr von 2b Ps. älhsislhe Nacheilung. (Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Sandmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmann Müller in Dresden. Inserate werden big Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: diel spalt. Zeile 1b Pf. Unter Eingesandt: 30 Pf. Jnseraten- AnnalMestelltn: Tie Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidendank, Haa>enstein <k Vogler, Rudolf Mosse, G. L. Taube L Co. in Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M., G. Kohl, Kesselsdorf u. f. w. Ar. 58. Donnerstag, dm 18. Mai 1899. 61. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Der Reichstag setzte in seiner Sitzung vom Montag vor sehr schwach besetztem Hause die zweite Berathung deSJnvalidenversiche- rungsgesetzeS bei 8 8, der von den zu freiwilliger Versicherung Berechtigten handelt, fort. Von den beiden dazu eingebrachten Abänderungsvorschlägen wünscht der socialdemokratische, die Erlaubniß an Personen ! mit Lohn oder Gehalt zwischen 2000 und 3000 Mark nicht ertheilt zu sehen, das heißt sie zu stretchen, während ein Antrag Richter den Kreis der zur freiwilligen Ver- ! ficherung Berechtigten mehr einschränken, das heißt die Vorlage wieder Herstellen will. Abg. Richter (fr. Vp.) erblickte in den Kommissionsvorschlägen eine Ver- ! schlechterung des Gesetzes von Grund aus. Die Ver- s ficherung solle für Personen zugelaffen werden, auf die im ganzen Versicherungssystem bisher keine Rücksicht genommen sei. Wie kämen hier die Unternehmer hinein, während die kaiserliche Botschaft nur von Arbeitern spreche? Die Gründe der Regierung seien beweis« kräftig, die der Kommission unklar. Bei der Zwangs versicherung müsse der Arbeiter mit 16 Jahren anfangen, zu kleben, hier könne der zu Versichernde noch 38 Jahre alt sein. Jede Kontrole eines Mißbrauches sei imaginär. Auf dem Wege der Kommission gelangten wir schließ lich zu einer großen Reichsversicherungs, und Reichs- penfionsanftalt. Er sei gespannt, ob die Regierung hier ebenso entschieden gegen diesen Kommisfionsbeschluß Front machen werde, wie seinerzeit in der Kommission gegen den Antrag. Abg. v. Loeb ell (kons.) gab in gewisser Beziehung dem Vorredner Recht, er sehe aber nicht ein, warum er einem armen Handwerker, der schlechter stehe als ein Arbeiter, die Möglichkeit der Versicherung nicht gewähren solle, die Möglichkeit, seine Ersparnisse in Form einer Rente anzulegen. ES sei eine socialpolitische That ersten Ranges und bilde einen Punkt des konservativen Programms. Nach weiterer Erörterung wurde auf Vorschlag des Abg. Richter unter großer Heiterkeit die Abstimmung über 8 8 aus gesetzt. Das Haus ging über zu § 10, welcher den nicht dauernd, sondern nur vorübergehend Erwerbs unfähigen eine Invalidenrente nach einer halb jährigen Karenzzeit zuspricht, bisher betrügt diese ein volles Jahr. Ein socialdcmokratischer Antrag, die Karenzzeit auf ein Vierteljahr herabzusetzen, wird nach kurzer Debatte abgelehnt. 8 12 und folgende handeln von der Besugniß der Versicherungsanstalt, ein Heil« Verfahren einlreten zu lassen, sofern als Folge der Krankheit des Versicherten Erwerbsunfähigkeit zu be fürchten ist. Ein socialdemokratischer Antrag will auch den Vorstand der Krankenkasse ermächtigen, unter Zu stimmung des Versicherten das Heilverfahren einzustellen. Auch soll, wenn das Heilverfahren eine Trennung des Versicherten von seiner Familie bedingt, letztere das statutarische Krankengeld von der Krankenkasse bean- fpruchkn können. Nach kurzer Debatte wird der An trag abgelehnt, ebenso ein weiterer socialdemokratischer Antrag zu 8 12d betreffend zeitweilige Entziehung der Rente, falls der erkrankte Versicherte sich ohne triftigen Grund den Maaßnahmen der Versicherungsanstalten zu seiner Heilung nicht fügt. Weitere Paragraphen nimmt man meisi in der Kommissionsfaffung an. Zum Schluffe bittet der Präsident die Abgeordneten in der nächsten Sitzung so zahlreich wie möglich zu erscheinen. — Am Dienstag wurde die Berathung des Invaliden- Versicherungsgesetzes fortgesetzt. Man nahm die einzelnen zur Berathung stehenden Paragraphen meist in der Kommissionsfaffung an. „Umfragen" bei mehr oder minder berühmten Leuten über eine Angelegenheit, über welche diese ge wöhnlich nichts anderes zu sagen wissen, als was vor her schon in der Oeffentlichkeit gesagt worden, gehören zu den modernen Schaumschlägereien in der Presse. Auch über die bevorstehende Abrüstungs- oder Friedenskonferenz hat ein Blatt eine derartige Umfrage veranstaltet. Theodor Mommsen hat auf sie folgende hübsche Antwort ertheilt: „Mir erscheint die Friedenskonferenz als ein Druckfehler in der Welt« geschichte und über solche schreibt man keine Kom mentare." — Die Delegirten zur Haager Friedens- und Abrüstungskonferenz beginnen bereits in der niederländischen Residenzstadt einzutreffen. Mehrere Sekretäre sind schon angekommen. Da Herr v. Staal zum Präsidenten deS Kongresses ausersehen ist, so wird er mit dem niederländischen Minister des Aeußercn, Herrn de Beaufort, die vorbereitenden Schritte, die Regelung verschiedener Detail- und Etikettenfragen u. s. w., vereinbaren. Das „Huis ten Bosch", die prächtige Königsvilla im Haager Walde, in welcher die Sitzungen der Friedenskonferenz stattfinden, ist bereits vollstänlig in Stand gesetzt. Der große Sitzungssaal enthält über hundert Fauteuils, in welchen die Delegirtcn nach der alphabetischen NamenSordnung Plap nehmen werden, damit keine peinlichen Etikettensragen entstehen. Nur für die bulgarischen Delegirtcn ist insofern eine Ausnahme gemacht, als ihnen die Plätze an der linken Seite der ottomanischen Regierung angewiesen wurden. In dieser Sitzordnung drückt sich die Souveränität des Sultans über das Fürstenthum Bulgarien aus. Der Sitzungssaal wurde durch die Bildnisse russischer und oranischcr Herrscher, die der Privatgallerie der Königin entnommen sind, geschmückt. So lange die Friedenskonferenz dauert, insbesondere aber während der Berathungen derselben, bleibt derjenige Theil deS Haager Waldes, in welchem das „Huis ten Bosch" steht, dem Publikum verschlossen. Mehrere Mrlitär- wachen werden Tag und Nacht die Zugänge zum Be« rathungssaale bewachen. Vor Eröffnung der Konferenz wird der russische Botschafter v. Staal eine Abordnung der niederländischen Friedensvereine empfangen, welche ihm eine mit 280,000 Unterschriften versehene Dank adresse an den Czaren überreichen wird. Uebcr den Aufenthalt des Kaiserpaares in den Reichslanden schreibt man aus Straßburg: „Sehr zahlreich sind die nach und nach bekannt werdenden Einzelheiten, die bekunden, einen wie guten Eindruck das Kaiserpaar überall bei der Bevölkerung gemacht hat und wie eS überall eine angenehme Erinnerung zurückläßt. Auch da- Kaiscrpaar selbst war von der herzlichen Ausnahme, die eS im Elsaß gefunden, auf- Angenehmste berührt; der Kaiser hat wiederholt seine Befriedigung darüber ausgesprochen. Besonders erfreut haben sich über den kaiserlichen Besuch eigenthüm- licherweise die Klerikalen gezeigt; sie brachten ihm theilwetse enthusiasti che WilltommenSgrüße entgegen und veröffentlichten über seinen Aufenthalt hier und da dythyrambische Berichte. Diese ungewöhnlich liebens würdige und begeisterte Haltung läßt sich ja theilwetse daraus erklären, daß bei der allgemeinen Stimmung der Bevölkerung eine ablehnende Haltung Anstoß er. regt haben würde; eS sprach aber doch auch viel politische Schlauheit mit. Wie das Centrum im Reiche in mancher Hinsicht heute die erste Geige spielt, so möchten die elsaß-lothringischen Klerikalen in ihrer engeren Heimath die tonangebende Partei sein. Bisher haben sie es oit gegen die Regierung versucht. Das ging nicht. Die verständigeren und gemäßigteren, politisch fähigeren Kreise versuchen es nun seit einiger Zeit mit der Regierung, das heißt, indem sie diese durch allerhand Liebenswürdigkeiten für sich zu gewinnen suchen. Wenn nur die WolfSzähre nicht hier und da immer wieder aus dem Schafspelze hervorblickten! Die Post-Kommission des Reichstages beendete am Mittwoch die Berathung der Postnovelle und nahm mit geringer Abänderung die Paragraphen, betreffend die Entschädigung der Privatpostanstalten, mit der Resolution an, die ein möglichstes Entgegen kommen gegenüber den kleineren Anstalten empfiehlt. Die Entschädigung beträgt nach dreimonatiger bis sechsmonatiger Beschäftigungsdauer ein Zwölftel, nach einem Jahre zwei Zwölftel, nach anderthalb Jahren drei Zwölftel, nach zwei Jahren vier Zwölftel, nach drei Jahren sechs Zwölftel, nach vier Jahren neun Zwölftel, nach fünf Jahren elf Zwölftel und sodann Keuilteton. Verdrängt. Novelle von A. Schmidt. (Nachdruck verboten.) (Schluß.) Die Mutter hatte vor ihrem Wegfahren durch« blicken lassen, daß der Graf um ihre Hand angehatten und sie ihre Zustimmung gegeben; Dornstett aber an gewiesen habe, sich eine bestimmte Antwort von Elsa selbst zu holen. Wenn nun der Graf auch keine offizielle Visite machte, so war doch nichts gewisser, als daß er bei günstiger Gelegenheit seine Werbung bei ihr anbringen werde. Elsa aber war heute noch so unentschlossen, wie am ersten Tage, ja, heute noch mehr, als sonst. Warum mußte sie nur beständig an Alfred Men- Hard denken? Alles, was er Liebes that und sagte, kam ihr in Erinnerung, sie glaubte, den süßen Ton seiner Stimme zu hören, feinen lieben Blick auf sich gerichtet zu fehen und doch war er so weit, ach, so weit von ihr entfernt. WaS sie vernahm, war Graf Dornstett'S Stimme und wenn sie scheu das Auge er hob, begegnete eS dem verlangenden Blicke diese- Mannes. War das wirklich Liebe, waS er für sie empfand? Konnte dieser Mann denn überhaupt lieben, so recht innig und von Herzen? Fast glaubte sie, das wäre nicht möglich. Aber warum sollte er sie sonst zur Gemahlin nehmen? Sie war arm, er gab ihr Alles und warum, wenn nicht aus Liede? Wie durfte sie also zweifeln! i Menhard dagegen — hätte sie nicht auf seine Liebe geschworen? Und er ließ sie warten und warten und machte ih e Hoffnung auf ihn zu Schanden. Würde er es schmerzlich empfinden, wenn sie einem andern Manne ihre Hand zum ewigen Bunde reichte? Warum hatte er nicht gesprochen, warum? Wie kalter Schauer überlief eS sie bei dem Ge danken, daß sie einem andern Manne angehören sollte. Klara dagegen faß dem zerstreuten Mädchen i siegesfroh gegenüber. Sie mochte wohl ahnen, was in Elsa'S Seele vorging, aber mit Befriedigung fügte sie z sich, diese habe keine Wahl mehr. Sie stand vor der Entscheidung. Ein Leben voll Glanz und Reichthum lag vor ihr, sie durfte es einem Phantom zu Liebe ! nicht von sich weisen, konnte es nicht, wenn sie nicht elend werden wollte. Welch glückliche- Loos war es j doch, reich zu sein! Da konnte man wählen und ' quälen nach Herzenslust, man brauchte um die Zukunft nicht zu sorgen! Da führte der Kommerzienrath zwei Herren in > den Garten. Das Knistern des Sande- unter ihren Füßen machte die Anwesenden aufmerksam. Elsa schnellte empor, dann färbte eine tiefe Gluth ihre Wangen. Nur mit stockender Stimme vermochte sie Menhard's Gruß zu erwiedern. Auch Klara war aufgesprungen. DeS Doktor- Rückkehr kam ihr jetzt sehr in die Quere und der Will- komm fiel deshalb auch bei ihr etwa- frostig auS. Um Straßberg kümmerte sich Niemand. Doch jo, da stanv Lili vor ihm und reichte ihm mit Errötden die kleine Hand. Dabei sah sie ihn mit einem Blicke an, mit einem Blicke, der ihm dos Blut heiß zum Herzen strömen ließ. Unverdohlene Freude strahlte au- dielen Augen, Freude über fein Kommen und ihre Worte klangen so warm, so innig. In ihnen lag wirkliche- Mitgefühl, als sie ihm ihr Bedauern aussprach über den Tod feines Bruders, als sie ihm Glück wünschte auf feinem ferneren Lebenswege. Der feuchte Glanz ihres Auges, da- tiefe Roth ihrer Wangen sprachen nur zu deutlich von ihrer inneren Erregung, die sie nur schwer bemeistern konnte. Franz war nicht mehr im Zweifel: was er bei Klara umsonst gesucht, hatte er bei Lili gefunden. Frau von Warning war nicht eben sehr erfreut, als sie bei ihrer Rückkehr Doktor Menhardt vorfand. Sie ahnte sogleich, daß er ihre kühnsten Pläne zu zer stören drohte. Aber so tief auch die Falte sein mochte, die sich auf ihre Stirn legte, sie mußre doch die freuud- siche Wirlhin spielen, denu der Kommerzienrath hatte die ihrer Meinung nach unverzeihliche Thorheit be gangen, die Herren zur Abendtafel zu laden. Diese letztere verlief nun nicht in gewohnter Heiter keit. Die Kommerzienräthin, welche fortwährend sehr leidend war, Katte sich schon vor derselben auf ihre Zimmer zurückgezogen. Straßberg war sehr einsilbig, aber seine Augen verfolgten jede Bewegung Lilr'S, die eS heute auS eigenem Antrieb übernommen hatte, dre Pflichten der Hausfrau zu üben, denn sowohl Frau Clotilde, wie Elsa und Klara waren zerstreut und un aufmerksam und hingen nur ihren eigenen Gedanken nach. Menhardt aber wartete ungeduldig auf den Augenblick, da die Tafel aufgehoben wurde und er Gelegenheit fände, mit Elsa allein zu sprechen.
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