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Deutsche allgemeine Zeitung : 14.01.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-01-14
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-185401148
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18540114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18540114
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1854
- Monat1854-01
- Tag1854-01-14
- Monat1854-01
- Jahr1854
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 14.01.1854
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Sonnabend. - .: .. Dir Ztitung «rschcint mitAu-nahme de« Montag- täglich und wird Nachmittag« -1 Uhr auö- gegeben. Akkei» für da« Biertel jahr l'/, Lhlr., jede ein zelne Stummer 2 Ngr. — NV. 12. 14. Januar I8S4. Zu beziehen durch alle Postämter de« Zn- und Auslandes, sowie durch die Erpedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). Hnsertion-gevühr «Wahrheit und Recht, Freiheit.Md Gesetz I» ^r denRaum einer Zeile Dcntsche Ailgcmciiit Zcitling Der Wiener Lloyd über die Krisis in der orientalischen Frage. Der Wiener Lloyd enthält folgenden Artikel, der bei der gegenwär tigen Stellung der Presse in Oesterreich um so bezeichnender und interes santer ist. Derselbe lautet: „Die Misston des Fürsten Mentschikow und die Weise, wie sich dieser Botschafter derselben entledigte, fanden den Bei- fall und die Zustimmung keiner einzigen europäischen Macht. Die spätere Besetzung türkischen Gebiets ohne eine Kriegserklärung von Seiten Rußlands wurde ebenfalls von ganz Europa als eine gewaltsame und nicht zu recht fertigende Maßregel betrachtet. Als Rußland jedoch schon das Schwert gezückt hatte, zogen dasselbe nicht die andern europäischen Mächte. Hierfür gab es zwei Ursachen: die Mächte wollten nicht ohne die höchste Noth deü allgemeinen Frieden des Welttheils gefährden; dann hätte Kaiser Nikolaus sich durch eine aufrichtige Politik und loyale Negierung den Re spekt aller andern Machthaber gesichert. Man traute den Versicherungen des Petersburger Cabinets, daß cs keine Gebietsvergrößerung anstrebe und keine ehrgeizigen Absichten im Schilde führe. Als später die Türkei nur die Wahl halte, sich «provisorisch» die Provinzen abnehmcn zu lassen, welche es Rußland gefiel ihm zu confisciren, oder sich zur Vertheidigung seiner Integrität zur Wehr zu setzen und den Krieg erklären mußte, selbst da zeigten die europäischen Mächte eine beispiellose Mäßigung. Lord Aber deen schien sein Schicksal und das seines Ministeriums ganz allein auf die Basts des unerschütterlichen Vertrauens zu Kaiser Nikolaus gestellt zu haben. Der Kaiser Napoleon war nur bemüht, Rußland eine goldene Brücke zum Rückzüge aus einer falschen Position zu bauen. Lord Nedcliffe und Ge neral Baraguay waren die Protectoren der Friedensfreunde und der Russen- freunde in Konstantinopel geworden. Nichtsdestoweniger war cs zutage liegetld, daß die Nothwendigkeit der Friedensliebe und der Mäßigung der Westmächte ein Ziel gesteckt hatte. Das war so evident geworden, daß die allgemeine politische Intelligenz schon längst auf den Zeitraum, welcher dem Zusammcntreten des englischen Parlaments voranging, als auf denjenigen hingewiesen hatte, wo die Westmächte sich ihren direkten Antheil an der Entscheidung der wichtigsten europäischen Frage vindiciren mußten. Der Befehl zur Einfahrt der vereinigten Flotten in das Schwarze Meer oder «ine ähnliche Demonstration war durch eine innere Nothwendigkcit uner läßlich geworden. Rußland hat keine gerechte Ursache, hierüber Klage zu führen. Niemals ist irgendeiner Macht von Ihresgleichen an Macht so viel Rücksicht gezollt worden wie in diesem Falle. England und Frankreich konnten nicht weitergehen als sie gegangen sind, ohne sich Rußland gegen über als Mächte zweiten Ranges zu geriren, die in europäischen Fragen sich blindlings dem Machtspruche eines Mächtiger» zu unterwerfen haben. Daß cS so weit, bis zu einer entscheidenden Demonstration der Westmächte, gekommen, ist zu bedauern. Rußland hätte schon Gelegenheit gehabt, Frie den mit der Pforte zu schließen und hätte diese benutzen sollen. Daß es aber, nachdem jene Macht den Frieden nicht geschlossen, so weit kam, be klagen wir nicht. Will Rußland überhaupt den Frieden schließen, so schließt «S ihn jetzt. Schließt es ihn jetzt nicht, so wollte es ihn nicht, und dann ist es besser, daß die Welt schnell wisse, woran sie sei. Jedermann weiß, daß die Westmächte noch in der letzten Minute gern den Frieden annchmcn würden. Rußland ist in einer vortrefflichen Position, denselben herbeizu führen. Sein militärisches Prestige hat durch den kurzen Krieg mit der Äürkei nichts verloren. Der Fanatismus der türkischen Kriegspartei ist ge brochen. Alle Mächte würden sich beeifern, einen ehrenvollen Fricdensschluß W befördern. Bricht nichtsdestoweniger der Krieg mit den Westmächten aus, so ruht auf Rußland die alleinige Verantwortlichkeit für denselben. Ein solcher Krieg, falls er stattfindet, würde die Eigenthümlichkcil besitzen, däß keine kriegführende Partei die andere in einem vitalen Theile zu ver wunden im Stande wäre. Rußland könnte England und Frankreich über haupt nicht erreichen. England und Frankreich können Rußland nur in seinen Flotten und Seehäfen treffen. Selbst dann, wenn eine russische Armee einer englisch-französischen auf türkischem Gebiete begegnet, wird das Resultat des Zusammenstoßes nicht ein solches sein, welches die eine Partei zum Frieden zwingt. Nun ist der Endzweck jedes Krieges die Eroberung des Friedens und diese nur möglich, wenn den Kriegführenden dir Gelegenheit geboten wird, einen Hauptschlag gegeneinander zu führen, der eine der Parteien kampfunfähig oder kampfunlustig macht. Die Neu tralität Mitteleuropas würde darum im Verlaufe der Feindseligkeiten der Beendigung derselben hindernd im Wege stehen. Je heftiger der Kampf entbrennt, desto gewaltiger wird das Streben werden, diese Neutralität zu durchbrechen und durch eine ganz Europa aufgezwungene Parteinahme eine Entscheidung herbeizuführen. Es wäre ärger als ein Verbrechen, cs wäre «ine Thorheit, sich hierüber einer Illusion hinzugeben. Mitteleuropa wird nun von zwei Großmächten und einer Anzahl kleinerer Staaten eingcnom- men; es wird von Völkern mit sehr entschiedenen politischen Sympathien bewohnt, deren Stimmung im Momente der Gefahr einen nicht zu über setzenden Factor bildet; es ist mit allerlei Zündstoffen angefüllt, welche die Kriegsfackel leicht in Brand stecken könnte; eS ist ein gewaltiger, aber nicht festgefügter Körper, der nicht dem Willen von Einem und nicht dem Wil len von blos Zweien oder Dreien gehorcht und dessen Bewegungen nicht einmal im voraus so weit berechnet werden können, um zu wissen, ob sie stets zusammenhängend und nach Einem Ziele gerichtet sein werden. So unmittelbar wird nun das Schicksal Mitteleuropas von einem Streite Osteuropas mit Westeuropa berührt, daß sein, wenn auch blos be obachtender Zustand bei dem Ausbruche des Kampfes nicht als der der Neu tralität bezeichnet werden kann. Neutral ist in Wesenheit nur der Gleich gültige. Wen der Ausgang nichts angcht, den geht auch der Kampf nichts an. Wer aber betheiligt ist mit seinen Interessen an der Entscheidung, bei dem hören gleich die Wünsche und dann auch die Handlungen auf, neutral zu sein. Eine Neutralitätserklärung Mitteleuropas, wenn überhaupt dieser «geographische Begriff» sich hier als politische Einheit geltend machen wird, heißt nichts weiter als ein Entschluß, während eines unbestimmten Zeit raums den Lauf der Begebenheiten abzuwarten. Sie kann nicht die Be deutung haben, unter keinen Umständen und zu keiner Zeit in dieselben ein zugreifen. Was die jetzige Situation zu einer so merkwürdigen macht, ist, daß die Mächte, welche in zweiter und dritter Linie ein Interesse an der Existenz der Türkei haben, die ersten sind, für sie die Waffen zu ergreifen. England ist nur in zweiter Linie, Frankreich nur in dritter Linie, Oester reich aber in erster Linie an der Integrität der Pforte betheiligt. Es ist nun bewundernswürdig, daß gerade die Macht, welche das stärkste Interesse an der Erhaltung der Türkei hat, die geringsten Besorgnisse für deren Si cherheit zeigt. Falls Oesterreich glaubte, Rußland beabsichtige einen Erobe rungskrieg, so müßte es, bei Strafe, sonst von einem übermächtigen Staate an seinen verwundbarsten Punkten umzingelt zu werden, jene Macht an ihrem Vorhaben verhindern, selbst wenn England und Frankreich die Un gläubigen spielen und mit apathischer Gleichgültigkeit dem Kriege zuschauen wollten. Oesterreich glaubt aber nicht an die ErobcrungSgelüste Rußlands; es vermuthet, daß Lord Aberdeen und das französische Cabinet von grund losen Besorgnissen geplagt werden, und darum darf es an dem Kriege keinen Antheil nehmen. Die Basis des Vertrauens, welches unsere Regierung der russischen zollt, ist eine bekannte. Kaiser Nikolaus hat erklärt, er werde der Türkei nicht ein Dorf wegnehmen und daß ihre Grenzen, sei der Ausgang des Kriegs wie immer, in ihrer Integrität erhalten bleiben sollen. Wir wollen dem Worte des Kaisers vollen Glauben schenken; wir wollen für den Moment vergessen, daß auch Regenten sterblich sind, daß sie ihren Nachfol gern wol ihre Macht, aber nicht die Verpflichtung zur Erfüllung ihrer Ver sprechen hinterlassen können, und wir finden dennoch, daß die Garantie keine genügende ist. Angenommen, daß die russische Armee über die Donau geht wie über den Pruth, und dann über den Balkan, dann nach Adrianopel und endlich nach Konstantinopel, nur um von Konstantinopel wieder nach Adrianopel, wieder über den Balkan, über die Donau und über den Pruth zurückzumarschiren: ist selbst in diesem Falle die Integrität der europäischen Türkei gesichert? Es kann dieser Marsch und Rückmarsch nicht geschehen, ohne daß die türkische Armee zuvor zermalmt, die Ressourcen der Pforte bis auf den letzten Heller erschöpft, ihr moralisches Ansehen in ihrer tiefsten Grundveste gebrochen worden. Das türkische Reich wird nach einem solchen Kampfe in seinen letzten Zügen liegen, und weder in Serbien, in der Mol dau und Walachei wird seine Macht mehr gefühlt werden als man sie etwa im Jahre 1828 in Algier fühlte. Zu wessen Gunsten wäre nun, sei der Fricdensschluß wie immer, die Macht der Pforte geknickt und erstickt? Was hilft ein Versprechen, das Gut eines Besitzers nicht anzutasten, wenn man sich des Rechts oder Unrechts nicht begibt, diesen zu erschlagen, um das Erbe später als ein herrenloses zu behandeln? Wenn aber die Kriegsfurie jetzt losgclassen wird, was die Neuzeit noch nie gesehen, England und Frankreich zum ersten male vereint sich einem Gegner gegenüberstellcn, so wird cs diesem überhaupt nicht möglich sein, sich innerhalb der engen Grenzen eines Versprechens zu bewegen. Der Ein satz ist zu gewaltig groß, als daß er ohne Aussicht auf irgendeinen Ge winn geleistet werden könnte. Einen solchen Krieg kann Rußland nicht ausschließlich mit rein militärischen Hülfsmitteln zu Ende führen. Es wird ihm einen religiösen Charakter verleihen, damit er außerhalb seiner eigenen Grenzen zünde und entflamme, damit er den eigenen Unterthanen des Sul tans die Waffen gegen ihren Herrn in die Hände drücke. Türkisch-christ liche Insurgenten sind die HülfStruppen, welche Rußland dann in seinen Dienst pressen wird, und ungewiß bleibt cs, ob irgendeine blos geogra phische und staatliche Grenze dem Strom des erwachten Fanatismus eine ge-
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