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Dresdner Journal : 06.07.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-07-06
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187007068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18700706
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18700706
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1870
- Monat1870-07
- Tag1870-07-06
- Monat1870-07
- Jahr1870
- Titel
- Dresdner Journal : 06.07.1870
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.V iss. MiMvoch' dcn V. IM 187V. Ldvnnementiprol»« r Iw »orää. L»»ä«: dlUu-Ucd: . . . . S Ir. 1 Illr. lü AoiwtUok: . . . tb Liorvto« d/ummeru: Io vr«u«»«o tritt jLtiriic-ti 2 Idir. 8dvmpel8edüdr, »ow«rd»Id de» klordd. Lunde» Lost- und 8t«wpelrv»ckI»K Kiuru. I»»,r»1e»pr«l«er Lür den L»um einer se«p»Iteoen üeiie: Nxr. Luter „Lio^eiuuat" dis Heile: 3 ^r. Lrsckvlueu: ILxUek, wit ^usnukwe der 8onu- uud keiertu^s, Abends kür deu kolbenden Dres-mrAMmal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. In«er»1enann»k»ie unx^Krt«: Leipriz: />. Lruni/«tetter, Lominiseivnür des Dresdner dournsl»; «bend«».: /k /?ny/er, 1<>>rt u. D >>ei/er, N»m- t,vr^-8«rtti>-Vien-I.«jprix-Ln,eI-Lr«5l»u-rrni>Ilkurt a. N.: //un»ki,>/r/n d I'nA/er, kerlin -Vivn - Nnmbursx-krLllk- ün-t » »k-Llüncden: ^ke.-<>e, Lerliu:^ k/ A/d,rc/d. krewev- / ></,/',tte,- Lrs«I»u^ k.. /8tanyrn's Lnrenu u. V?. ^rnnkkurt ». ».: L ^rAer'scnv u. O. //< rrmnnnVtdie Lu< ldu, 7>n»/,r <k Ln., kr»^: Fr. -</i> Üui ldu; vkewnitr: F> VniAt, k»ris: //ara», 7."/die, 77u//<<, d /'n.,- Vien: vD. Stottmert: />n«be <k t/o. Neruusxekerr Lüuiel. Expedition des Dresdner tauruuds, Dresden, Aur^irretlien^usse kio. 1. Ämtlichcr Theil. Dresden, 5. Juli. Seine Kaiserliche Hoheit der Großfürst Wladimir von Rußland, ist heute früh H5 Uhr nach Nürnberg abgereist. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Schwerin, Montag, 4. Juli. (W. T B.) An Stelle der aufgelösten Direktion der Friedrich- Kranz Bahn ist nunmehr eine neue Direktion für sämmtliche mecklenburgische Eisenbahnen, die fortan den Collectivtitel Friedrich-Kranz-Bahnen führen werden, eingesetzt. Hamburg, Montag, 4. Juli, Nachmittags. (W.T.B.) Ju der heute abgehaltenen, poliieiuch genehmigten Versammlung der strikenden Arbeiter wurden behufs Unterhandlung mit den Meistern feiten der Maurergesellen drei Abgeordnete aus ihrer Mitte gewählt, während die Zimmerleute eS vorzogen, durch Privatpersonen eine Vermittelung zu versuchen. Wien, Montag, 4. Juli, AbendS. (W.T.B.) Heute begann die Gerichtsverhandlung gegen 14 dts Hochverraths beschuldigte Arbeiter. Der Staatsanwalt entwickelte in der Anklage (vgl. unter „TageSgeschichte"), daß dieselben einem social- demokratischen AgitationScomitö in Oesterreich angc- hörten, mit ausländischen Arbeitervereinen in Verbin dung ständen und im Vereine mit diesen auf Umge staltung aller socialen und staatlichen Einrichtungen hinzuwirken bestrebt seien. Während der Verhandlung erschien eine große Anzahl Arbeiter vor dem Gerichtsgebäude, doch wurde die Rube nicht im Mindesten gestört. Wien, Montag, 4. Juli, Abends. (Tel. d. Boh.) Aus Anlaß des heute begonnenen Arbeiterprocesse» war die Burn von einer Division Infanterie be setzt. Da» Militär in den Casernen war coufig- nirt und faßte scharfe Patronen. Die Arbeiter- ansammlung vor dem Landesgericht warjedoch sehr unbedeutend und Mittags zog sich das Militär aus der Burg wieder zurück. In den schlesischen Stadtbezirken wurden durch- . aus Liberale gewählt; der Großgrundbesitz von Salzburg wählte 4 Verfassungstreue und 1 Ele- ricalen. Ein Telegramm des „Bolksfreund" aus Rom vom brütigen Tage meldet: Heute wurde die Spe- cialdrbatte über das vierte Capitel de» päpstlichen Primat» geschloffen, nachdem die Majorität und die Minorität übereingekommen waren, auf da» Wort zu verzichten, da die drückende Hitze die wei- tere Verhandlung unmöglich mache. Paris, Montag, 4. Juli, Abends. (W.T.B.) Im gesetzgebenden Körper stellte heute Genton einen Jutcrpellationsantrag, betreffend die franco- türkische Capitulation, und bemerkte, daß der Her- zog v. Gramont zuaesagt habe, die Interpellation anläßlich der Diskussion über das Budget der aus wärtigen Angelegenheiten beantworten zu wollen. Die allgemeine Diskussion über da» Budget hat heute begonnen. Ein Telegramm de» „UniverS" aus Rom vom heutigen Tage meldet, daß, nachdem ungefähr sech- zig Redner auf da» Wort verzichtet haben, die Ditrusfion der Jnfallibilität beute oder morgen geschlossen werden dürfte. Madrid, D1en»tag, S.Juli. (W.T.B.) Gestern Abevd hat ein Ministerrath uuter dem Vorsitze de» Regenten Serrano stattgefunden; der Gegen stand der Berathung ist noch unbekannt. Von unterrichteter Seite wird bestimmt versichert, Prim handele bezüglich der Throncaudidatur in vollem Feuilleton. K. Hoftheater. Montag, den 4. Juli trat Frl. Ziegler in Laube'» Trauerspiel „G cas Essex" als Königin Elisabeth auf. Diese Rolle ist eine künstlerisch weit entscheidendere als Medca; ebensowenig zwar in der Aussprache von Gedanken, viel inehr aber sür die charakteristische Gestaltung der im Kampf der Eifersucht auf Herrschergewalt und Herzensnei.gr mg von leiden schaftlichsten Affecten bewegten mißt«mischen Königin und alternden Frau. Laube hat dazu genug realistische Züge gegeben, und es mangelt nicht an historischen Vor lagen, um diese productiv und mit innerlicher Vertie fung zu ergänzen und eine individuell«: Gestalt der Eli sabeth zu vollenden. In der MaSke und im Costüm der beiden ersten Acte gab Fräulein Z- egler ein außer ordentlich imponirendes historisches Bi ld, auch in wür devoller bewußter Hoheit der Königi n. die nur zu oft in zu große Herbheit des Wesen- v er fiel. Aber über diese äußerliche Charakteristik ging die Darstellerin sel ten hinau-. Nicht fehlte eine Füll z von dramatischen Momenten, in denen die schöne Pl< istik des Spiels, die leidenschaftlich hrrvorbrechende Mc echt, oder der süße melodische Klang de- Organ- mit zlänzender, schwung voller Steigerung, mit unwtders tehlichem Zauber be wundernswürdig wirkten. Aber t « Allgemeinen ergab sich Fräulein Ziegler einer pacht tisch gespreizten, mit maßlos verwandter Tonkraft av ^gestatteten Declama, tivn, einem virtuosen, auf Effect gerichteten Spiel mit ihren Mitteln, mit deren Reichth um künstlerisch vollen dete Behandlung, in Wahrheit belebender Geist uud beseelende- echte- Gefühl nicht im richtigen Berhältniß stehcn. Und diese Eigenschaften allein, die auch bet wett gertngeru Mitteln da- Höchste erreichen ließen, führen auch da» größte Tal« Ztt nur zur Meisterschaft Einverständuiß mit dem Regenten und dem Cabinet. Auch handele e» sich nicht darum, einen König ohne Zustimmung der absoluten Majorität der Corte», welche ein jüngster Beschluß derselben fordert, zu proclamiren. Bukarest, Montag, 4. Juli, Abend». (W.T. B.) Der Senat wählte übermal» den Grvßbojarev Plagino zum Präsidenten. Alexandrien, Montag, 4. Juli. (W.T.B.) Der Vicekönig hat heute Morgen die beabsichtigte Reise nach Konstantinopel angetreten. New Dork, Montag, 4. Juli. (W.T.B., Kabcltelcgramm.) Nach officrellen Berichten wird ein allgemeiner Jndianeraufstand läng» der Pacific- eisenbahn befürchtet. Dresden, 5. Juli. Wie weit auch die Meinungen der englischen Presse in Dingen der innern und äußern Politik uud bei Beurtheilung von Regierungsmaßnahmen ausein ander zu gehen pflegen, so einmüthig lassen sie den Verdiensten hervorragender Männer um dcn Staat, un bekümmert um deren Parteistandpunkt, volle Gerechtigkeit widerfahren. Einen erfreulichen Beleg für dieseThatsache bietet die allgemeine Trauer um dcn Tod des britischen Staatssekretärs des Auswärtigen, Earl Claren don, der sämmtliche Londoner Blätter unverhohlenen Ausdruck verleihen. Die „Times" nennt dcn Ver storbenen einen „gebornen Diplomaten" und rühmt seine Eigenschaft, daß er nie den Kopf verloren habe. ,,Im Jahre 1848", bemerkt das Cityblatt, „war in Irland, wenn auch nicht mehr Gefahr, doch sicherlich mehr Besorgniß, als bei dcn später« Erhebungen der Fenier. Auf dem Festlande wankten alle Throne. Die Leidenschaften der Socialisten kamen in den Hauptstäd ten zum Ausbruche, und unsre eigne Demokratie, die damals äußerst bitter, verbissen und zerstörungssüchtig war, nahm eine gefährliche Haltung an. Earl Claren don aber blieb ruhig. Als Gouverneur von Irland gcrieth er nie in Furcht und war daher auch nie grau sam. Im russischen Kriege vertrat er würdig Englands Ehre und Interessen und während der letzten 12 Jahre war er die Seele unsers Verkehrs mit auswärtigcn Mächten. Seit Lord Aberdeen war Niemand so ver traut mit sremden Fürsten, und so gelang es ihm mehr al» ein Mal, Differenzen, die eine drohende Miene an- zunehmen begannen, auszugleichen. Noch erst vor nicht langer Zeit war er als Vermittler zwischen dem Kö nige von Preußen und dem Kaiser der Franzosen im Stande, persönliche Zusicherungen zu machen, welche die Eifersucht Frankreichs und-den Verdacht Preußens beschwichtigten. Dergleichen kann nicht der erste Beste, und mit allen gründlichen Kenntnissen ist nichts aus zurichten in solchen Fällen, wenn nicht die persönlichen Vorzüge, die herzgewinnende Freundlichkeit und der Einfluß eines Mannes, wie der Verstorbene, dazu kom men" — Die „Pall Mall Gazette" weist darauf hin, daß die Diplomatie cine Laufbahn sei, in der man nicht ost einen populären Namen sich erringe, und daß des verstorbenen Ministers Scharfsinn und Erfahrung in politischen Dingen vielleicht weniger gewürdigt wor den seien, als sein liebenswürdiges Wesen und sein glänzender Witz. Aber der Ruf, den Earl Clarendon an den bedeutendsten Höfen Europas genossen, sei ein genügender Beweis für die in seinem wichtigen Amte von ihm bewährte Tüchtigkeit. „Man wird seinen Tod beklagen", heißt cs dort weiter, „nicht allein wegen des unmittelbaren Verlustes für das auswärtige Amt, son- dern auch weil er den diplomatischen Dienst gerade in einem Augenblicke, wo derselbe von einem heftigen Sturme bedroht ist, eines seiner gewandtesten Vcrtheidiger be raubt." — Der „Standard" macht allerdings dcn Vorbehalt, daß Earl Clarendon kcin genialer Staats mann ersten Ranges gewesen, aber er rühmt doch auch die Erfahrung und Tüchtigkeit des whiggistischcn Mi nisters, der in den vielen Aemtern, die er verwaltete, in der Schauspielkunst. Fräulein Ziegler vergeudete in dieser Partie die wunderbare Begabung ihres Or gans, womit die Natur sie begnadet hat, und dieser Mißbrauch wird ihr nur zu bald zerstörend fühlbar werden. Eine erste Regel des Vortrags vergessend, giebt sie in längern Redesätzen allen Worten, die den Sinn bestimmen, sowie den andern gleiche breit getra gene nachdrückliche Tonkraft. Und in der ruhigeren Rede kommt zudem diese Kraftverwendung einer könig lichen Herrscherin nicht zu, die immer gewiß ist, gehört zu werden. Im plötzlich hervorbrechenden Ausdruck der Affecte ist die Betonung, den bisweilen störenden, ge sanglichen Tonfall abgerechnet, stets richtig, im Uebri- grn aber überraschen eben so oft mißverstandene Ac cente. Der übrige Theil der Darstellung, die verständige, durch männliche Energie wirksame Leistung deS Herrn Karl Porth als Essex sind erst kürzlich besprochen worden. C. Banck. — Leipzig, 4. Juli. Die gestrige geistliche Mu - stkaufführung des RiedeUschen Vereins in der Nikolaikirche zählte zwar nicht zu den „großen" Con certen diese- mit jedem Jahre an innerer und äußerer Bedeutung wachsenden Mustkinstituts, insofern sie ohne große- Orchester stattfand, hinterließ aber nichtsdesto weniger einen sehr erquickenden und künstlerisch erhe benden Eindruck. Eröffnet wurde dieselbe durch ein Choralvorsptel für Orgel („Aus tiefer Noth schrei ich zu dir") von I. S. Bach, welchem zwei geistliche Me lodien von Johann Wolfgang Franck (gesungen von dem Tenoristen Hrn. Weber vom Leipziger Stadtthea ter) folgten. Hr. Kammermusikus Fitzenhagen auS Dres den spielte ein für Violoncello und Orgel übertragenes „Largo und Sarabande" G. F. Händel'- mit feinstem öfters „mit Auszeichnung" gedient und stets „seine Pflichten redlich erfüllt" habe. Er habe mit seiner rei chen Erfahrung iuimer den rechten Weg zu finden ge sucht, testen Beschreitung die Interessen und die Ehre des Landes erheischten. „Sein Verlust — so schließt der Artikel des konservativen Blattes — wird um so schärfer empfunden werden, als mit ihm in der libera len Partei und in der Regierung, so lange diese Par tei die Geschäfte führt, die bisher für die Beziehungen mit auswärtigen Mächten maßgebenden Regeln und Traditionen wahrscheinlich ausgcftorben find." — Auch der „Telegraph" erkennt nicht minder die Verdienste des gegnerischen Ministers an und verweilt besonders bei dessen Thätigkeit auf dem Pariser Congreß, wo es gegolten habe, „den Kaiser des Westens den diplomati schen Künsten und persönlichen Cajolerien des Kaisers deS Nordens zu entziehen und darüber zu wachen, daß dir Frucht der im Felde errungenen Erfolge nicht am Konferenztische verloren gingen und Frankreich der „„großen Idee"" des Krimkrieges, der Protection der Türkei, treu bliebe."— Am wärmsten sprechen sich na türlich die liberalen Parteiorgane aus. „Morning Post" erklärt den Tod Earl Clarendon s geradezu für ein „Ereigniß von europäischer Wichtigkeit", welches überall, auch auf dem Continent, die lebhafteste Theil- nahme erwecken werde. „Es giebt wenig auswärtige Minister, von denen man so viel sagen kann, aber der Verstorbene hatte die Gabe, sich und seinem Lande Freunde zu erwerben, und nirgends hat er eine bittere Erinnerung hinterlassen, die einen Schatten auf seinen Namen werfen könnte. Dieser Name wird der Nach welt geehrt und geachtet als der eines Staatsmannes überliefert werden, dessen Stellung eine europäische war und dessen Leben nicht nur dem Dienste sei nes Vaterlandes, sondern der Gesammtheit aller Na tionen gewidmet war." — „Daily News" rühmen eifrig seine Verdienste in den verschiedenen Branchen seiner glänzenden Laufbahn, als Gesandter, als Vice könig von Irland, als Minister, und charakterisiren seine politische Richtung in folgender Weise: „Er machte das herzlichste Einvcrständniß mit der französischen Nation und deren erwählter Regierung zum Schluß stein seiner europäischen Politik, aber ohne Präjudiz für andere Allianzen und unter dem leitenden Princip einer Neutralität, welche sich durch stete Bereitschaft, nicht nur die nationalen Interessen, sondern, wo er forderlich, auch den allgemeinen Frieden gegen Stö rung zu schützen, von absoluter Ntchttntervention unter schied." Das liberale Organ schließt seinen überaus warmen Nachruf mit den Worten: „In unsern unge stümen Tagen mag es zu viel sein, von einem Diener des Staates zu behaupten, er werde vermißt werden; aber cs ist wahrscheinlich keine leere Redeform, zu sagen, Earl Clarendon werde betrauert werden." Daß cs dem englischen Minister auch auswärts nicht an Anerkennung seiner ersprießlichen Thätigkeit fehlte, dafür bürgt unter Anderm auch namentlich der Nach ruf, den das amtliche Organ der französischen Re gierung dem Verstorbenen widmet. Das „Journal osficiel" schreibt: „Der Tod des Earl Clarendon hat der Königin Victoria und der ganzen englischen Nation ein tiefes Gefühl des Bedauerns erweckt, welchem sich Frankreich, dessen wahrhafter Freund der ausgezeichnete Staatsmann gewesen, entschließen wird. Geehrt durch die Achtung und Zuneigung des Kaisers legte Earl Clarendon einer Allianz, welche so glückliche Resultate für die Sache des Fortschritts und die Entwickelung der allgemeinen Ctvilisation hcrvorgebracht hat, den höchsten Werth bei. Er vertrat Großbritannien beim Pariser Congreß in der Eigenschaft eines ersten Be vollmächtigten und zeichnete sich in jener Epoche, wie zu allen Zeiten seiner brillanten Laufbahn, durch cine politische Weisheit und einen hohen Gedankenflug aus, die ihm ein dauerndes Andenken sichern." Ebenso werden in der deutschen Presse die Ver dienste des Earl Clarendon in entsprechender Weise gewürdigt. Die „Kölnische Zeitung" schließt einen geistigen Verständntß; sein poesievoller Vortrag erregte mit Recht bewundernde Theilnahme. Auch die Orgel vorträge des Herrn Otto Reubke aus Quedlinburg (Ritter's Orgelsonate in ä-moll und die Toccata in k-<ior von I. S. Bach) sprachen die Hörer sehr au. Eine interessante Novität bildeten zwei von Karl Riedel sür Chor gesetzte Gesänge des Lochheimer Liederbuchs von 1450, unter denen namentlich der zweite „Lobge sang auf Christus" von ergreifender Kraft und Ein fachheit ist. Die bedeutendste und fesselndste Darbie tung deS Concerts aber waren drei Sätze (Kyrie, Glo ria und Credo) aus der neuen „Ai»» Okor-Ii»" für Chor und Orgel von Franz Liszt, die in ihrer weihe vollen Einfachheit, ihrer tiefen, innigen Empfindung und ihrer unläugbaren Klangschönheit, bei aller Origina lität eine neue Widerlegung Derer bildeten, welche dem genannten Meister die schöpferische Kraft überhaupt ab sprechen. Noch spielte Hr. Fitzenhagen (hier, wie bei dem Händel'schen Stück unterstützt von der trefflichen Orgelbeglcitung des Hrn. I. Kniese) ein Andante und Largo von Boecherini mit derselben Tonfülle und Poesie des Vortrags, die er bereits bewährt hatte. Die Chöre de- Riedel'schen Verein- erwiesen sich, wie immer, als ausgezeichnet sicher, geistig belebt und schwungvoll. Zur Aufführung der Okorsli, war Fr. Liszt selbst und mit ihm eine Anzahl musikalischer Notabilitäten anwesend. (Ausstellung in Lappland.) Vom 5. August d. I. bis zum 15. September findet in Tromsö — der Hauptstadt Lappland» — eine zum Theil seit langer Zett vorbereitete „allgemeine Abstellung" statt, wo Alle-, was auf die Lappen Bezug hat, zu sehen sein wird. Jeder, welcher Wohnung, Kleidung, Beschäf tigung und HauSfleißarbeiten der Lappen in der To- länger«, die reiche Thätigkeit desselben resumiren- den Artikel mit den Worten: „England wird in dem Verlorenen noch vielmehr betrauern, als den Staats mann — den Ehrenmann in des Wortes vollster Be deutung". — Die „Schlesische Zeitung" bemerkt, nachdem sic den „nüchternen Blick" der realen Politik Clarendon's „nach der Seite Deutschlands und zunächst Preußens hin," sowie, im Hinblick auf die Luxembur ger und die belgische Eisenbahnfrage, seinen „beschwich tigenden Einfluß" betont hat: „Es scheint ern Dogma der heutigen englischen Politik zu sein, die Zett vor ticfgreifenden Zusammenstößen der Völker zu bewahren und diesen dadurch Zeit zu gönnen, ihre Kräfte auf die Entwickelung ihrer innern Verhältnisse und der Gegenseitigkeit des Weltverkehrs zu verwenden, jeden falls ein hohes Ziel, welches auch in dem Verkehr der Staaten unter einander der Humanität breite Bahn zu machen sucht. Wenn der Dienst in diesem Dogma ein Verdienst ist, und wir glauben, die Menschheit hat die Bekenner dieses Dogmas immer zu ihren Freunden gezählt, so wird dem Namen Earl Clarendon's in der Geschichte der humanen Politik stets cine hohe Stelle gesichert sein." — Die Wicner (alte) „Presse" knüpft an das Ableben „des treuen Gehilfen und Mit arbeiters" Gladstone'» und Brights u. A. nachstehende Bemerkungen: „In dem Lebenslaufe Clarendon's ver körpert sich die Geschichte der britischen Politik und Diplomatie während der letzten vier Jahrzehnde. Mit wunderbarer geistiger Elasticität hat er alle Phasen derselben durchgcmacht und stets eine höchst einfluß reiche, wenn auch niemals die erste Rolle dabei gespielt. Lange Zeit im entschiedenen Gegensatz zu dcn Diplo maten des Continents, welche, aus der großen Reac- tionscpoche nach dem Wiener Congresse hervorgegangcn, die solidarische Repression aller Freiheitsbewegungen als ihre erste Aufgabe zu betrachten gewohnt waren, erlebte er noch einen allgemeinen Umschwung der Dinge und dcn endlichen Sieg des von ihm stets be fürworteten Princips der Nichtintrrvention." Tagesgeschichte. ZDreSden, 5. Juli. Vom Gesetz- und Verord nungsblatt für das Königreich Sachsen ist das 12. Stück vom Jahre 1870 in der Ausgabe begriffen. Dasselbe enthält: Nr. 73) Gesetz vom 20. Juni d. I., die Einführung der Civilstandsrcgistcr für Personen, welche keiner im Königreiche Sachsen anerkannten Re- UgionSgesellschaft angehörcn, und einige damit zusam menhängende Bestimmungen betreffend; Nr. 74) Per ordnung vom 20. Juni d. I., die Ausführung vorge nannten Gesetzes betreffend; Nr. 75) Bekanntmachung vom 11. Juni d. I., die Bewilligung der vom Vor schußverein zu Euba erbetenen Ausnahmen von bestehen den Gesetzen betreffend; Nr. 76) Bekanntmachung vom 23. Juni d. I., den K 13 der Tclegraphcnordnung vom Decembcr 1868 betreffend. * Berlin, 4. Juli. Ihre Majestät die Königin, Aller- höchstwelche vorgestern Vormittag Baden verließ, besuchte gestern Vormittag von Koblenz aus Se. Majestät den König in Ems, woselbst heute Ihre köntgl. Hoheit die Großherzogin von Baden cbcnfalls erwartet wird. Die königliche Tochter wird sich zu der Königin nach Kob lenz begeben, dort übernachten und morgen nach Baden zurückkehrcn. — Von Seiten des Norddeutschen Bundes ist die Errichtung noch einer Anzahl von Consula- ten in Aussicht genommen worden. Bet der Begrün dung und Besetzung derselben sollen die Wünsche des Handclsstandes in Berücksichtigung kommen. Auf preu ßischer Seite hat deshalb das Handelsministerium von dcn kaufmännischen Eorporationen Gutachten cingefor- dert. Die im vergangenen Jahre ringeholtcn Gutach ten dieser Art bezogen sich auf die Errichtung bez. Be setzung von Consulatcn in Boulogne, Kiew, Lyon, Mariapol, Mailand, auf der Insel St. Vincent, am Cap-vert, in St. Denis auf der Insel Reunion, in Delfzyl, Jnverncß, Groningen, Ostende, Lüttich, Ca lais, Helsingborg, Siam, Paramaribo, la Paz in Bo- talität sehen, sowie die lebend ausgestellten gezähmten und wilden Renthierc, Hunde u. dgl. kennen lernen und die verschiedene« Handels- und Nahrungspflanzen und dcn Boden, auf welchem sie wachsen, studiren will, kann dies im weitesten Maße thun, wenn cr obgedachte Ausstellung, welche einzig in ihrer Art ist, besucht. Da von Hamburg wöchentlich ein schönes, großes Dampfschiff den Perkehr zwischen dieser Stadt und Lappland vermittelt, so ist Allen, welche den Wissens durst in der Ferienzeit befriedigen wollen, Gelegenheit geboten, in kürzester Zeit und auf dem billigsten Wege alles Sehenswerthe in Lappland kennen zu lernen, wo- zu man bisher mehrmalige Besuche und langen Auf enthalt nöthig hatte. (Dem „Dresdn. Journ." sind von einem Besucher dieser in ihrer Art gewiß sehr inter essanten Ausstellung Ortginalmittheilungen über die selbe in Aussicht gestellt. D. Red.) * Von Melchior Meyr in München, dem berühmten Verfasser der „Erzählungen aus dem Ries", werden demnächst „Neue Gedichte" erscheinen. Nach den Pro ben, die hier und da bereits zur Veröffentlichung ge langten, ist anzunehmen, daß hier eine Geist und Herz erquickende Gabe zu erwarten steht. Meyr's frühere Gedichte sind leider nicht sehr bekannt geworden, und so ist es ihm in dieser Hinsicht wie Berthold Sigis mund ergangen, der mit seinen unvergleichlich schöne» Dichtungen auch nicht durchgedrungen ist, während zeitig mancher Seichtdichter sich einen bekannten Na»« zu verschaffen wußte. Bemerkt sei noch bei der Ge legenheit, daß M. Meyr die in Erlangen mit Friedrich Rückert gepflogenen persönlichen Beziehung« in näch ster Zett ebenfalls der Oeffentlichkeit zu übergeben gedenkt. f In Wien geht man damit um, de» verstorbenen Maler Rahl rin Denkmal zu erricht«.
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