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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.08.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-08-24
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920824010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892082401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892082401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-08
- Tag1892-08-24
- Monat1892-08
- Jahr1892
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DbonnemeiitSpreiS ^I> her Hanpieppeditton oder den fta Stadt» dciirk und den Vororten errichteten Aut- -abeslellen ab geholt: viert«liährlich^l4chO, bei zweimaliger täglicher Zustellung int -au» ,/t 5L0. Durch die Post bezogen für Deutschland und Lesterreich: vieriel,äbrlich k.—. Direcle tägliche Kreuzbandjenduag int Ausland: monatlich S.— Lie Morgen.Ailtqabk erscheint täglich'/,? Uhr, die Abend-Autgabe Wochentag- d Uhr. Nedaclion und Lrpeditiou: AahanneSgafse 8. Ile Trpeditiou ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abend« 7 Uhr. Filialen: ktt« Mt««'» Sorti». tAlfretz Hüho), UniversilSttftraß« 1, Lauts Löscht, Latharinenstr. 1t, part. und Sönigtplatz 7. Morgen-Ausgabe. riMger Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. JnsertionSpreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg- Reclameu unter dem RedactionSstrich (4 ge» spalten) üO>H, vor den Familieanachrichte» lögcspatten) 40 Größere Cchrislea laut unserem Preis verzeichnis. Tabellarischer und Ziffer»!»» nach höherem Tarif. Srtra-Veilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Posibesörderuag M.—. mit Postbesörderung ^l 70.—. Annatfmeschlvß für Inserate: Abend-Ausgabe: Vormittag« IO Uhr. Morgeu«Au«gabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn- und Festtags früh V,9 Uhr. Bel den Filialen und Annahmestellen je eia» halbe Stunde früher. Inserat» sind stet« an dt« Expeditt»» zu richten. Druck and Verlag von E. Polz ta Leipzig- ^ 432. MittwoH den 24. August 1892 8«. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. » * * « Am gestrigen Tage entschlief nach langem Leiden Herr Kaufmann und Generalconsul Julius Haeckel Comthur pp. pp. Der Verewigte gehörte seit dem Jahre 1855 dem Vorstande der städtischen Speiseanstalt an. Als geschäftsführendes Mitglied und Cassirer hat Er weit länger als ein Menschcnaltcr dieser, sowie der später errichteten zweiten Anstalt Seine erfolgreiche Thätigkeit mit seltener Treue, Umsicht und Hingebung gewidmet. Das Andenken an Ihn, den geschiedenen Mitarbeiter und Freilich, wird unter uns immerdar ein gesegnetes bleiben. Leipzig, den 23. August 1892. Der Vorstand der städtischen Tpeiseanstalten. llenwlbr, Vors. Lekauntmachuug. Ta? Abladen von Erde, Schutt, Asche und dergleichen ans dem Platze zwischen der Kurl Taiichnitz-Ltratze und dem Schrillen- Holze wird bei Geldstrafe bis zu 60 ^l oder entsprechender Hast- slrafe hierdurch ausdrücklich verbalen. Leipzig, Len IS. August 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. le. 4412. vr. Georgt. Ltchoriu«. Steuer-Zuschlag zur Deckung -es Aufwandes der Handelskammer. Tie Handelskammer hat beschlossen, zur Deckung ihre» Ver waltungs-Aufwandes, einschließlich de« Aufwandes der Börse, von denjenigen Kausirulen »nd Fabrikanten in Leipzig und tm Bezirk« der AmNhauptmannichast Leipzig, welch« in Spalte ck de« Ein- kommenstener-Ka'asters sEinkommrn aus Handel, Gewerbe ». f. w.) mit mindesten- i960 ^ eingeschätzt sind, sür dar lausende Jahr einen Steuer-Zuschlug von vier Pfennig aus jkdr Mark dt», senigen Steuersatzes, welcher nach der in 8. 12 des Einkommen- sieuer-GesetzeS enthaltenen Scala auf da« tu Spalte ck de« Ein- kommeiisteucr >-Kataster« eingestellte Einkommen jede« Beittag«, pflichtigen eutfullen würde, mit dem auf den 80. September ». I. ansieheiiden Hubetennin erheben zu lassen, und e« wird dieser Zuschlag hiermit ausgeschrieben. Leipzig, den 22 August 1892. Der Vorsitzende der Handelskammer. Schnoor 1 A. vr. Senfel, S Lekanntmachuu-. Sonnabends den 27. August 1892, von Vormittag« 10 Uhr an, soll im Geschäftszimmer des Proviant-Amte«, Leipzig, Pletßenburg, Tburmhau« 2. Stock eine Partte Roggen- und Wrizrnklrte, sowie »lehrmehl öffentlich an den Meistbietenden gegen sosortige Baar- zahlung oerstrigen werden. Leipzig, am 22. Avgust 1892. Königs. Proviant-Amt. Der Li- als Leweismittcl. Die Wirkung des Eides vor Gericht ist dieselbe geblieben, die sittliche Bedeutung des Eides hat sich im Laufe der Zeit sehr vermindert. An diesem Gegensatz leidet unsere gesammle Rechtsprechung, denn es ist außerordentlich schwer, der großen Menge die flöhe Wichtigkeit des Eides klar zu machen, ibr die schlimmen Folgen dvS fahrlässigen wie des wissentlichen Meineides zum Bewußtsein zu bringen. Die Haupkursache dieser Erscheinung ist in den veränderten LebenSverhältnissen zu suchen. Die heutige Lebensweise der großen Mehrzahl der Menschen ist auf den Kampf umS Dasein zugeschnillen, es gilt, in dem allgemeinen Wettlaus einen Preis zu erringen, das heißt einen Play zu finden, durch Vesten Besitz die Er werbung des nvlhwenkigen Lebensunterhalts sicher gestellt wird. Man Werst ans die Religion als auf daS einzige wirksame Hilfsmittel gegen sittliche Verwahrlosung hin. man tann aber dem Zuge der Zeit hinsichtlich der Gleichgiltigkeit in religiöser Beziehung durch kein« Bemühung mit Erfolg wiker- slehen. Der normal angelegte, unter geordneten Verhältnissen entwickelte Mensch wird durch daS ihm innewohnende Pflicht gefühl vor Abirrungen vom rechten Wege bewahrt, eS ist die Religion deS Herzens, die ihn dem Guten zuwendet und vor dem Bösen zurückschreckt, er wird nicht durch Furcht vor Strafe zur Ausübung dessen, waS er für recht erkannt hat. getrieben, sondern sein eigener Wille bestimmt seine Hand- lungsweise. Das ist aber leider nicht die Regel, sondern die Ausnahme, die große Mehrzahl bedarf deS Zwanges und deS moralischen Drucke», um innerhalb der sittlichen und gesetzlichen Schranken gehalten zu werken. ES ist in der Sittenlehre als oberster Grundsatz anerkannt daß die Lüge die Quelle alle« Unrechts auf der Welt ist, und doch nimmt trotz aller Bemühungen, die Kirche und Schule aufwenden, die Sittlichkeit zu fordern, die Lüge von Generation zu Generation zu, ja sie hat eS beute dahin gebracht, als ein wesentlicher Gestandtheil der Lebensklugheit angesehen zu werden, lind dieser Zug nach Unwahrheit ist der eigentlich maßgebende unserer Zeit, die Lüge wird in den mannig- fälligsten Formen geübt, nicht um ibrer selbst willen, sondern al« Mittel zuan Zweck, um irgend einen materiellen Bortbeil zu erreichen, r.m den Mitbewerber in Nachtbeil zu versetzen, um die össentliehe Meinung zu beeinslussen, um einen Anaris erfolgreich abzuvoehrcn, genug, um vie Oberhand in jeder Lage »u erhalten und einen Schein zu erwecken, der mit den That sachen im Widerspruch steht. Dir Lüge war stet« eine Macht, aber so tief in alle Lebrn»verhältniffr eingebrungen war sie kaum je zuvor wie heute. Von einer solch«.» Generation verlangt man, daß sie vor Gericht plötzlich ihr Wesen verleugnen uno sich aus einen sitt lichen Slandpiinct erheben soll, der ibr gänzlich fremd und «naewohnt ist. Dieselbe Person, die Dritten gegenüber ein lrlebuib sch«» »m« Stund« später, nachdem «» geschehe» ist, ganz ander? darstcllt, als es sich zngetragen bat, soll vor Ge richt die reine Wahrheit sagen und nach bestem Misten nur DaS behaupten, waS sie unter allen Umständen aufrecht erhallen kann. DerRichter mach! deilZcngen aus bieFolgen aufmerksam, die eine unter eidlicher ÄersicheruiiZ vorgebrachte Unwahrheit für den Zeugen nach sich zieht. I» vielen Fällen hört der Zeuge die Ermahnung oberflächlich und gedankenlos an, manchmal macht die Sache auch aus ihn Eindruck, und er hat die Absicht, die lautere Wahrheit zu sagen. Wozu aber die angeborene Natur nicht treibt und was man sich nicht durch Unter weisung und Gewohnheit mühsam angceignct hat, daS kann man selbst beim besten Willen nicht leisten, und in diesem Falle befindet sich eine große Anzahl von Zeugen, die nicht bloS in den untere» Schichten der Bevölkerung zu suchen sind. Wir verzichten auf die Ausührung von Beispiele», um dadurch unserer Auseinandersetzung nicht eine persönliche Färbung zu geben. Nur durch die angedeuteten Gründe ist eS zu erklären, daß Zeugen, die in einer bestimmten Sache vernommen werden, zu verschiedenen Zeiten verschiedene Aussagen machen. Sie verwechseln ihre persönlichen Wünsche und Empfindungen mit den Thatsachcn, um deren Feststellung eS sich bandelt, und bringen, gewiß oft genug unbewußt und wider Willen, Dinge vor, die nur zur Verdunkelung, aber nicht zur Feststellung des Thatbestandes dienen können. Nach Lage der Verhält nisse erscheint eS säst unmöglich, die Heiligkeit de- Eides als Norm für seine Wirkung sesrzuhaltcn. Die Zahl der Mein eide nimmt von Jahr zu Jahr zu trotz aller eindringlichen Mahnungen der Richter, die Wabrheit zu sagen, und trotz der chwrren Slrasen, die gegen die übersührtcn Meineidigen ver hängt werden. Innerhalb der Sphäre, wo diese Mahnungen geschehen, kommt nur die Thaisache in Betracht, ob die beschworene Aussage deS Zeugen Dem entspricht, waS dieser wissen muhte, oder ob er die nöthige Sorgfalt angcwenket hat, um über Wahrheit oder Unwahrheit der von ihm be- !chworencn Thatsachen zur berechtigten lleberzeugung durch« zndringcn. DaS ist der Unterschied zwischen wissentlichem und fahrlässigem Meineid. Die UcbergangSstufe bildet der Satz: Das Beschworene ist objccliv unwahr. Dessen An« Wendung kann zur Anklage wegen Meineide« führen, die Schuld de« Schwörenden ist aber in den meisten Fällen sehr chwer zu ermitteln. Wir kommen zu den Schlußfolgerungen auS den ange< deuteten Mißständen, und diese führen uns zu der Nothwcn digkcit, den Eid vor Gericht aus das äußerste Maß zu be chränken. Wie oft erhebt der Staatsanwalt, wie oft der Vertdcidiger gegen die Vereidigung von Zeugen Einspruch, entweter weil ihnen der inteUrctuelle oder der sittliche Werld der Zeugen nicht ausreichend erscheint, um ihrer Aussage volle Beweiskraft beirnlegen, wie oft kommt der Richter in die Lage, von der Vereidigung eines Zeugen Abstand zu nehmen, weil ihm berechtigte Bedenken über die Wabrheit der Aussage austaucken! Aber auch im Civilproceß kann der Eid eme wesentliche Einschränkung erfahren. Es wird diesem Beweismittel oft genug gegriffen, wenn die Zn W Beibringung von Urkunden oder die Vorlegung von Bücher» ebenso Hut und sicherer zur Ermittelung ker Wahrheit bei' tragen könnten. Wir sind im Laufe der Zeit dabin gekommen dem Eide eine Art von Geschäfts» ätzigkeit zuzucrkennen läßt sich ein Kläger oder Verklagter dazu herbei, in einen» bestimmten Falle einen Eid zu leisten, so bat er den Proccß gewonnen, der Nachweis, ob der Eid mit den Tbatsachen übercinstimmt oder nicht, ist nur in den seltensten Fällen zu führen. Während der Eid heute daS HauptbcweiSmittel im Straf- wie im Civil-Processe ist. darf ihm in Zukunft nur eine AuSnabmerolle zugestanden werden. Die Anwendung muß subjektiv und objectiv eingeschränkt werden, sowohl in Bezug auf die Personen, die zum Eide ziigetassen werden, al» hinsichtlich der Beweiskraft, welche dem Eide zur Feststellung von Thatsachen zuerkannt wird. Wenn der Angeklagte aus Grund von Zeugenaussagen verurtheiit ist dann kann ihm die nachträgliche Uebersührung de« Zeugen daß er einen Meineid leistete, nur eine unzureichende Genug lhuung geben, und ebenso schwer lasten sich Vermögens nachtheile auSgleickeo, die durch eine falsche Aussage un Eivilproceh herbeigesührt sind. Die hier angeregte Frage ist nicht von beute auf morgen zu entscheiden, aber sie bedarf unsere« Erachten- ernster Er wägung. Da- Wobl und Webe der Recht suchenden Parteien und der Angeklagten kann nicht von beschworene» Aussagen abhängig gemacht werden, deren Wahrheit berechtigten Zweifeln unterliegt. Die öffentliche Meinung richtet Mein ewige ott auch dann, wenn e» vem Gericht an wirksamen Handhaben seblt, um sie der verdienten Straf« zu über liefern, leider aber unterliegen häufig Personen dieser Strafe die da» Bewußtsein der Strafbarkeit ibrer Handlung« weise und der Gefahr, welche ihnen eine unwahre beschworene Au-sage bringt, trotz der Mahnung de« Richter» nicht er langt halt«». Deutsches Reich. Q Berlin, 23. August. Eine der schwächsten Seiten in der Eigenschaft deS CenkrumS als Regierungspartei ist seine Stellung zu der sogen, römischen Frage. Die Forderung der Wiederherstellung eine« selbstständigen päpstlichen Staates, d. h. der Zerstückelung deS einheitlichen Königreichs Italien, ist schlechterdings unvereinbar niit dem Wesen de« Drei bundes, in welchem sich die Verbündeten gegenseitig die Un verletzbarkeit ihrer Gebiete verbürgen. So oft unsere CcntrumS- leute unausweichlich vor diese Wabrheit gestellt werden, be haupten sie. selbstverständlich nicht eine gewaltsame Acnderung der Verbältnisse in Italien anzustrcbcn, sondern von der besseren Einsicht und dem freiwilligen Entschlüsse deS König reichs die Wicderausrichtuug einer weltlichen Herrschaft deS Papstes zu erwarten. Nun erleben sie aber seit Jahr und Tag den Schmerz, daß diese naive Auffassung von den unzweifelhaften Organen der römischen Enrie als gänzlich werthloS und lächerlich behandelt wirb. Vov einem Jahre koiinlen sich die Herren v. Schorlemer u. A. auf der Generalversammlung der deutschen Katholiken" noch den An- chein gebe», den im „Osscrvatore romano* nnd anderen päpstliche» Blättern ansgesprochenen scharfen Tadel der trei- blindsrciiutlichen Haltung deS Centn»»« als bedeutungslose Leistungen irgendwelcher obscurer Scribenten zurückweiscii zu können. Heute liegt die riiiseilig sranzosensrcundliche und ent- chieden dreibundseiudliche Politik deS Papstes vor Aller Augen. Niemand ist im Zweifel darüber, daß man im Vatican alle Hoff nung auf einen koiiiniknden Weltkrieg gesetzt hat, in welchem Frankreich, Rußland rc. den Dreibund und mit ibi» da« Königreich Italien zertrümmern würden. Tic Tbatsachr dieser päpstlichen Politik wagen unsere Ultramontauen kaum noch zu bestreiten, aber um so eifriger vertiefen sie sich in Pitzsindige Auseinandersetzungen, daß die Aussprüche und Handlungen des Papstes aui politischem Gebiete für die Katholiken nicht bindend seien. Diesen dogmatischen Streit kann man getrost bei Seite lassen ; worauf e» an kommt, ist allein, daß die angebliche Hoffnung ans eine Lösung der „römischen Frage" >m Wege der freiwilligen Entschließung Italiens angefichtS der Politik der römischen Curie schlechterdings nicht mehr ausrecht erhalten werden tann. Soll aber daS Centrum diese „römische Frage" nunmehr ganz rüden lassen'? Ta« ist nach allem Vorangezanaenen einfach unmöglich. Man würde auf der demnächfiigen „Generaiversaniniluiig" eine Art Revolution befürchten müssen, wollte man das sonst so auSgiebig behandelte Thema mit Stillschweigen übergehen. Auch darf man es mit dem Vatican doch nicht ganz verderben! WaS also thun? Der Dreibund geht von der Voraussetzung auS, daß in der Gesetzgebung und Politik deS Königreichs Italien für dir Unabhängigkeit und Sicherheit des Papstes die nöthige Garantie gegeben sei. DicS gilt eS zu bestreiten. Wir täuschen uns wobl nicht, wenn wir annchmcn, daß der Eifer, mit welchem soeben in unserer klerikalen Presse die Beschlüsse italienischer Radicaler gegen da« Garantiegesetz anfgebauscht werden, lediglich dem Bcrürsniß entspringt, für die bevorstehende GeneralversammlungMalerial 'iir die Behandlung der „römischen Frage" zu gewinnen. Nun ist aber die sog. Bewegung gegen da« Garanticaesetz gar nicht- Neue«; sic ist im vorigen Jahre nach dem Paiithconskandal aufgebracht worden und hat schon damals vollständig FiaSco gemacht. Wenn jetzt, unter dem Eindrücke der römischen ColninbuSseier, hier und da in der Provinz noch ein Nach zügler jener Bewegung kommt, so krähen in Italien kein Hub» und kein Hahn darnach, und in den deulschen CentrumS- kreisen mußte die Urtheilslosigkeit noch größer sein, als man schon immer angenommen hat, wenn eS den Machern gelänge, sich mit dieser angeblichen neuen Bedrohung des Papste« auS der Verlegenheit zu reißen. 6. U. Berlin, 23. August. Der Sedantag ist den Socialdemokraten immer ein Greuel gewesen, und sie haben sich immer in der gehässigsten Weste über die Feier dieses Tages ausgesprochen. Es ist zweifellos nicht Zufall, daß diesmal die Socialdemvkraten in zahlreichen größeren Prvvinzialstädten beschlossen haben, am 2. September ihre — Lassalleseicr zu beziehen. — Auf dem internationalen Handschuhmacher-Congreß in Brüssel am 28. August werden die deutschen Handschuhmacher durch 3 Telegirte vertreten sein. Auch Frankreich, Oesterreich, Dänemark »nd chwcden werden Dclegirtc entsenden. Die Anschauungen zwischen den deutschen und den übrigen Delegirten solle» jedoch in sehr vielen Puncten abweicden, so daß der zu schassende internationale Verband vorläufig nur auf dem Papier bestehen dürste. — Auch für den zweiten internationalen Buchdrncker-Congreß, der in dieser Woche, am 25. August, in Bern zusammentritt, ist die Stimmung in den deutschen Blichbruckerkrciscii eine recht „abgcschwächtc". Man glaubt zunächst, daß einem inter nationalen Verbände nicht nur von der deutsche», sondern auch von der österreichischen Negierung sehr schnell der GarauS gemacht werde» würde. Für eine internationale VerbandScasie ist ebenfalls nicht die geringste Stimmung vorbandcii. vorläufig will man sich aus die Schaffung eines „geistigen Bandes" beschränken. Nach all den früheren groß sprecherischen Worten fürwabr ei» kläglicher Rückzug. — Hier und da war in niedreren Berliner Bersaininlunzen wieder starke Streiklust hervorgetrelcn; nachdem aber die Socialdemokraten bei der Aussperrung der Brauer in Ham- bin-g zu Kreuze gekrochen, ist erstere mit einem Male ge schwiinden, und augenblicklich kann man in allen Versanim lungen der Bauarbeiter rc. hören, daß bei den jetzigen trau rigen Wirtbschastsverhättnissen an eine Lohnbewegung nicht zu denken sei. * Berlin, 23. August. (Telegramm ) Wie sich der „Standard" auS Zanzibar melden läßt, sollen der StationSchc von Tanga, Herr St. Paul, nebst vier andern hervor ragenden Mitgliedern der von Chef Johanne« geleiteten Erpetition a»> Kilimandscharo ermordet worden sein. Eine anderweitige Bestätigung dieser Nachricht liegt nicht vor; von einem Kampfe, rcsp. einer Niederlage der deutschen Schntzkruppe ist nichts bekannt — Auch der „Frankfurter Ztg." wird im Sinne unseres Artikels von beute Morgen über die Ansprache des Kaiser» an« Berlin telearaphirt: ..Dt« Aiilorach« de» Kaiser« a» dl« hüdere» Lfficler« nach der letzten Parade wird jetzt authcnttsch bekannt, und e« erglebt sich, daß diele hochwichtige» Aeusierungen doch einen weientlich anderen Sinn und daher auch eine ganz andere Bedeutung mid Tragweite sür die politische Situation haben, als man nach de» bisherigen unvoll kommenen Berichten annehmc» konnte. Ter Kaiser hat zunächst im Anschlufl an die Kritik über die Parade in sehr lebhaften, nicht miß- zuverslehenden Worten sein Erstaunen auSgedrückt, daß in letzter Zeit in steigendem Maße militairtsche Interna in die Tages preise gelangten, darunter solche, die rein theoretischer Natur i»d, wie über die Schießveriuche mit Gewehren neuen Kalibers. Besonder« mißbilligte er die Preßerzeugnisse, die nur rein mtli- lairischcn Federn entsprungen sein könnten, und welche die ge plante HecrcSvermebrung sehr verschiedcniach beurlheilteu, insbesondere aber weitgehende organiiatorische Einschränkungen auS Eriparniß- rücksichlen bei einer etwaige:, Einführung der zweijährige» Dienstzeit als möglich erörtern. Derartige Erörterungen über eine Militatr- vorlage, der er »och gar nicht zngksttmmt habe, gehörten in« Gebiet der Phantasie. Tie zweijährige Dienstzeit erscheine weiten Kreisen al- eine zeitgemäße Einrichtung; sie sei aber ohne Gewährung ganz beionderer Gegenleistungen nicht denkbar. Sollte etwa die Mehrheit des Reichstages nicht patriotisch genug sein, mit einer Vorlage, die auf der zweijährigen Dienstzeit beruht, gleichzeitig die erwähnte» noihwendigcn Ergänzungen derselben zu bewilligen, da»» erkläre er, daß ihm i»imer noch eine kleine gut diSciplinirte Armee lieber sei als ein großer Hause." — Der Afrlkareisendc Hauptmann Kling ist mit dem letzten Woermann-Dampser aus Westasrika in Hamburg eingetrofscn. Die AuSsübruii>zö-Vcrordnungen zu den Bestimmungen der Gewerbe-Novelle über die Sonntagsruhe in der Industrie und im Handwerk sind, wie die „N.-Z." bört, in den Entwürfen nnilinchr so weit vorgeschritten, daß ie nach der Rückkehr dc« SlaatSsccrctairS von Boetticher von seinem Urlaube abgeschlossen werden können. Wann sie die weiteren Stadien der Erörterung werden durchlaufen haben, steht bei der Schwierigkeit des Gegenstandes dahin. Bekanntlich war wegen dieser von vornherein in Aussicht ge nommen, daß die betr. Bestimmungen erheblich später als die über die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe in Kraft treten würden. — Zur Charakteristik eines Wortführers der äußersten Rechten, deS Frhn. von Dura nt, sei hier eine Stelle auS der „Erklärung" mikgcthcilk, welche der genannte Herr schon wieder einmal in der „Kreuz-Zeitung" veröffentlicht. Die- elbe lautet: „Stach der „Srraßburger Post" veröffentlicht Herr Freiherr v. Plettenberg.Medruin i» der „Westdeufichcn Zeitung" eine Erklärung, in wcich.r meine Forderung, d»S christliche Princip an die Spitze de« denlich-coniervativen Programm« zu stellen und den naiionalenGedanken in zweiteLliite zurücken, entschieden ziirückgewlejen und diese Zurückweisung damit begründet wird, daß Sie konservative Partei eine politische Partei >ei und als solche in erster Linie die Interesse» deS irdische» Vaterlandes zu berück- ichkigen habe. Dem Halle ich entgegen, daß sich die Politik in den verflvsjrnen Jahrzehnten leider nur zu sehr auSjchließlich von irdischen Dingen hat leiten lasten, und daß dadurch die Zer- etzung des VolksgeistcS herbeigesührt worden ist. Di« Aus gabe de« christlichen Staates utnsastt nicht nur da! leibliche, son dern ebenso dar geistige Wohl der Bevölkerung; seine Ziele liegen daber ebenso aus idealem, wie aus realem Gebiet, er hal den Blick nicht nur auf da- Diesseits, sondern ebenso aus da« Jen- eit« zu richten. Wo letztere« fehlt, da tritt der Eonsltct zwischen Staat und Kirche ein. Wir wünschen, daß der christ liche Staat sich seiner Ausgabe nach beiden Seilen bewußt werd« und bleibe, und Hallen die deutjch-conservative Partei sür berufen, ihm hierin eine sicher« Stütze zu sein. Deshalb verlangen wir sür das christliche Princip die ihm gebührende Anerkennung in unserem Programme " * Bei den Kirche »Wahlen in der FriedenSgemeinde zu Berlin sind positive Aelteste und liberale Vertreter gewählt worden. Der Kamps war ein sehr heißer. Man hatte zuerst versucht, sich zu einigen, und zwar aus der Grundlage, daß den Liberale» -/§ der Sitze überlassen werden sollten. Dieser Versuch war gescheitert, und man war nun auf beiden Seiten in eine sehr lebhafte Agitation cingetretcn. Die Liberale» vcrlheiKen ihre Zcttcl in rotbem Umschlag mit dem Nus „Immer noch liberal bicr", die Positiven empfahlen ibre Canridatenlistcn im grünen Umschlag „als die allein richtigen." In der Kirche leitete Superintendent a. D. Krückeberg den Wahlact. Die Bctheiligung war eine außer gewöhnlich rege. Es waren >267 Personen wahlberechtigt. Bei der Aeltefienwahl erschienen 10l l an der Urne. 4 Stim men waren ungittig, 505 lauteten sür die positiven Candidaten, 502 für die liberalen. Es wurden somit-die 8 positiven Cankivate» gewählt. Be, der Vertreterwahl wurden 1034 Zettel abgegeben. Die liberalen Candidaten crbielten genau die absolute Majorität, 517 Stimmen, die Positiven brachten es nur ans 509 Stimmen, 7 Zettel enthielten Namen für die Acltestenwahl. Gewählt wurden 24 liberale Vertreter. — Die „Nordd. Allg. Ztg." erörtert dem „ReichSboten" gegenüber, ob und wie wett die conscrvative Partei gouverncincntal sein soll. In dem Artikel dcS offi- ciöscn Blattes heißt eS: Wir möchten unsere Meinung dabin znsamniensassen, daß, so lange eine Regierung die Geschäfte des Lande« führt, welche, wie die jetzige, gut coniervativ ist, in erster Linie die coniervative Partei berufen sei, diese Regierung nach Möglichkeit zu stützen und domit sich selbst den Grad von berechtigtem nnd weitgehendem Ein fluß zu sichern, den eine Part'i in dem Maße gewinnt, in welchem sie sich fähig erweist, mit der Regierung actuelle Politik zu machen. Sollten wir früher oder fpäter ein» liberale Regierung haben, eine liberale Regierung im vollen Parieisinne de» Worte«, so wird e» Zeit genug sein, die Eonservativen davor zu warnen, gouverncmeutal zu sein oder zu werde». Früher hat ein« solche Abmahnung schwerlich einen verständlichen Zweck, sie kann nur dazu dienen, dotz um so weniger conservative Politik ge macht werden dürfte, je mehr sich andere Parteien in der Rolle der gouvernementaien gefalle» möchten, wenn di« conservative ihren Beruf hierzu verkennen sollt«. — Premierlieutenant Klag, der erfolgreiche Togoforscher, ist ia leidendem Znstond hier eingetrosfeu. — Ende März 1892 bestanden in Berlin 277 öffentliche Schulen mit 4019 Elasien, und zwar 2192 Knaben-, 1748 Mädchen- classen und 79 Knaben, and Madchen-Etasten qemiicht. Ti« Zahl der Schüler betrug N0420, die der Schülerinnen 95331, zusammen also 205 7ül Schüler und Schülerinnen. Der Bestand der jüdischen und Privatschulen betrug zur angegebenen Zeit 83 mit 657 Elasten und 18 821 Schüler» resp. Schülerinnen. Die öffentlichen »nd Privatleuten betrugen iomit End« März 1892 überhaupt 300 mit 4676 Elasten und 224 572 Schülern nnd Schülerinnen gegen >890 mehr 8 Schulanitalten, IIl Elasten „nd 33ÜS Schüler resp. ! Schülerinnen. Di« öffentliche» Sch»,«» b«,landen au« 17 >y«»
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