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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.01.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-01-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010103019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901010301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901010301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-01
- Tag1901-01-03
- Monat1901-01
- Jahr1901
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Morgen-Ausgabe. Druck und Verlag von L. Volz t» Leipzig Ertra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgcn-AuSgabe, ohne Postbesörderung «t 80.—. mit Postbrsürderuug 70.—. Ännaymeschluß für Nbrnd-Au-gab«: vormittag» lv Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« L Uhr. Bei deu Filialen and Annahmestellen je «tm halbe Stund« früher. Anzeige» siud stet» au di« Erpadttio« zu richte». Die Expeditton ist Wochentag» ununterbrvch« geöffnet von früh 8 bi« Abend» 7 Uhr. Anzeige«-Preis Vie 6 gespaltene Petitzeile iS H. Necla men unter dem RrdactionSstrich (4 gespalten) 75 vor den Familironack- richten (6 gespalten) SV H. Tabellarischer und Ktffrrnsatz entspreche«» büher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 35 (excl. Porto). . Bezugs-PreiS tz» der Hauptexpeditton oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Au», gabestellen 'bgeholt: vierteljährlich -4l 4.50. bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Haus 5.50. Durch die Post bezogen sür Deutschland u. Oesterreich: Vierteljahr!.6. 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Möge die Störung in dem Befinden König Albert'», die unserem Herrscher die Theilnalnne an dem üblichen N-ujahrS- Eerinoniell verbot, rasch völlig weichen und Sachsen mit dem deutschen Gesammtvaterlande sich der so gesegneten Wirksam keit diese« treuen LanteShcrru und Neichöfürsten noch lange erfreuen dürfen! Da» verflossene Iabr ist ein an glorreichen Erinnerungen reiche» sür den Führer der vierten Aimee in Frankreich ge wesen, da» dreißigste seit dem großen Zähre 1870, dem eS zu danken ist, daß das neue Deutschland in wenigen Wochen seines dreißigsten Geburtstages gedenken darf und wird. Des Tages gedenken wird, ebne ihn festlich zu be geben, was man in dieser Zeit allzu reichlicher Jubiläen wohl wünschen muß. Der 18. Januar, der Tag der Kaiser- proclamation, ist zudem diesmal einem preußischen Feste Vor behalten, der 200jäbrigen Erinnerungsfeirr an die Erhebung des Staates des Großen Kurfürsten zum Königreich. Ter Monarch, der sich 170l die Krone aufs Haupt setzte, war bei diesem Schritte kaum von großen staatlichen G danken geleitet, er bat jeden falls das tbaisächliche Macht begründende Werk seines Borgängers nickt ausgebaut, noch auch seinem wackeren Nach folger, dem nickt genug zu preisenden Friedrich Wilhelm I., auf dessen Schultern wi derum der große Friedrich stehen konnte, vorgearbeiiet. Gänzlich bedeutungslos für die nach malige Entwickelung, die in der Begründung des deutschen Reiches ihren nationalpolitiscken Abschluß fand, ist aber die auch äußerlich erkennbare Heraushebung ter Kurfürsten von Brandenburg aus der Reibe der Bnndesfürslen des ver kommenen alten Reiches doch nicht gewesen. Im Rückblick auf Wildem I., die Befreiungskriege und Friedrich II. darf Deutschland Pienßen und sich selbst beglückwünschen zu dem ersten wirklich deutschen Konigibum, daS nach der romanischen Entartung ter Habsburger sich gebildet. DaS abgelausene Iabr mit seinen Erinneri ngen an die die Einigung begrüntenten kriegerischen Großtbaten bat eine mächtige Folgerung aus dem Bestehen eines deutschen Rat onalstaates Fleisch und Blut gewinnen sehen. Tas Bürgerliche Gesetzbuch ist am 1. Januar 1900 in Kraft getreten, und wenn aus keinem anderen Grunde, so möchten wir aus diesem eS dem BundeSratb nicht allzu sehr verargen, daß er sich bestimmen ließ, den B ginn des neuen Jabr- hunderls von jenem Tage ab zu decretiren. Die Schaffung dieses Gesetzbuches war mehr als eine That nationaler Renaissance, sie brachte Niedagewesenes, denn ein einheit liches bürgerliches Recht batte Deutschland vordem niemals geieben. Es gab auch in den besseren Tagen neben Wge8 und Stadtrechtcn den Sachsen- und den Schwaben spiegel. Und was eine erfreuliche Erscheinung ist: ter Deutschenspiegel bat sich schmerzlos eingebürgert. Wir tbeilen mit zahlreichen anderen Blättern ein frodes , Erstaunen über tiefe Tbatsache. DaS Iabr bat die Rechteeinigung noch auf einem anderen Gebiete als dem bürgerlichen bcsckeert. Durch das Inkrafttreten der Militärstrafproceßordnung ist nach zabllosen vergeb lichen Anläufen daS gelammte deutsche Heer unter ein Neckt und unter ein besseres Recht gestellt Worten, als es die meisten Contingentsstaateu bis dahin geboten hatten. Zu ter Frage aller Fragen bat die Jahreswende Leickt- gläudigen und Gernbcffenten eine gute Nachricht gebracht: die Friedens bedin gungcn der Mächte sind auch vom Kaiser von Cbina „angenommen" worden. Bon hier ab bis zur Erfüllung ist noch ein weiter Weg, so weit wenigstens wie von Peking nach S>angsu, wo der Kaiser bis zum Februar zu bleiben gedenkt. B'S aus Weiteres wild man gut tbun, die chinesische Nachgiebigkeit, so leicht sie gemacht wurde, für eine platonische, wenn nicht gar für einen neuen Winkelzug zu halten. Wir haben die universale Bedeutung der China-An gelegenheit sür die Geschickte deS letzten Jahres, wie auck die des TranSvaalkriegeS schon in der NeujabrSbetrachtung hervorgedoben. Die beiden Weltfragen sind auch sür die Schätzungen der künftigen inner-deutschen Politik wichtig geworden. Kein Zweifel, daS Aus wärtige Amt hat Cbina — und den Mächten gegenüber von den diplomatischen Positionen, in die eS sich zu weit vorgewagt, eine nach der anderen geräumt und dies, obwohl es sich in seinem Verhalten zu den afrika nischen Vorgängen England Übermaß g gefällig gezeigt batte und von diesem Staate Unterstützung in Cbina Kälte beanspruchen dürfen. Die Erregung über den Richt empfang de- Präsidenten Krüger — wie übrigens auch da- Befremden über den Waldersre - Abschied und die undeutschen und unpreußischen Verheißungen diese- General- — zittert in Deutschland noch nach. Nach der Beschlagnahme deutscher Schiffe durch die Engländer hat sich die deutsche Negierung, deren Spitze übrigen- damals noch Fürst Hohenlohe bildete, correct be nommen; sie stand aber unter dem Drucke de» Flotten verstärkungsplane», den sie bei einer in jener Angelegen heit gezeigten Schwäche wohl kaum in dem Maße, wie geschehen, hätte veiwirk.ichen können. Im Uebrigen hat da» Auswärtige Amt durch jene E, folge, insbesondere in den chinesischen Wirren, sich nicht hinreichend legitimirt zu der Anwendung de» bei der Besprechung der K'üger-Frage im Rrick-tage be liebten ToneS. E- ist den Beweis, daß der Empfang de« Präsidenten Krüger Deutschland geschadet hätte und daß er ohne Rücksicht aus England abgelehnt wurde, schuldig geblieben. Nach diesen Erfahrungen in der auswärtigen Politik ist man nicht berechtigt, in der inneren eine „neue Aera" zu er warten, nur weil — im Oktober — «in Kanzlerwechsel stattgesunren hat. Fürst Hohenlohe war ein Greis, der sich in kritischen Zeiten von Berlin fern hielt: gewiß Aber eben wegen diese» Umstande» gehören die mißglückten Vorstöße im chinesischen Terrain auf da- Conto seine» Nachfolger«, de» Grafen Bülow, de» zu Beginn der Krisi» von seinem AmtSchef nicht dreinflußtea Staat»- fekrerLr» de» iuOvLrtigea. Auf der anderen Seit« stehen die Donnerstag dcn Januar 1901. SZ. Jahrgang. besonderen Aufmerksamkeiten, die der Kaiser Franz Josef bei seinem aus Anlaß der Großjäbrigkeitserkläru n g des Kronprinzen in Berlin abgestaiteten Besuche sick angelegen sein ließ und der wenigstens die Fiction des Dreibundes wieder etwas reslaurirte, nickt auf diesem Conto. Und dafür, daß die Pariser Welt ausstellug uns keine prlckischen Ungelegenbeiten ein trug, gebührt in Deutschland überhaupt Niemandem ein Verdienst, nacktem se > st ter Zar, der „Aliirte", sich die Reise an die Seine geschenkt balle. Unbefangene Beobachter ter deutschen auswärtigen Politik besitzen noch keinen Anhaltspunkt, um in dem jetzt von Zeitungen geführten Streit über die Frage, ob Gras Bülow sich in der inneren Politik alö eine mehr männliche oder mehr weibliche Natur entpuppen weide, Stellung zu nehmen. Es spricht weder gegen daS Eine nock für tas Andere, daß der neue Kanzler die, übrigens auch in Frankreich und anderwärts, geheuchelte Mißstimmung wegen der N ick t e i n b er u fu n g des Reichstages zur Bewilligung der China-Forderungen durch die Annahme eines I» demniläts Anerbietens glatt zum Schweigen gebracht bat. TeS Weiteren ist an dieser Stelle ost und gern anerkannt worden, daß Gras Bülow sick in ter Z o l l p o l i t i k für einen Ausgleich der wikerstreilendcnJnterrssen bemüht.Aber hinsichtlich seiner Selbst ständigkeit nach oben und gegenüber den P .rtcien bestehen die unter dem neuen CnrS eingewurzelten Zweifel. Unter der Ministerpräsidentsckast des G>ase» Bülow sind die — die Staat»- und die monarchische Autorität geradezu com- promittirenden — B-föiderungenvon Beamten, die gegen den Mittelcanal gestimmt batten und dafür gemaßregelt waren, fortgesetzt worden und erst nach dem Auitsauliitie dieses neuen Ministerpräsidenten bat es sich zugetragen, daß halbamtlich mit ziemlich dürren Worten aus-iuandergesetzt wurde, das von den Polen bedrängte Teutscktbum im Osten muffe sich allein helfen, der Staat werbe nichts eigentlich Dnrchgrcifeutes tbun, abgesehen natürlich von der Gründung einer — Bibliothek in Posen. Beunruhigung ist von dem Grasen Bülow auch erregt werden durch den periönlichci Voibclall, den er bei der im "aiuen teS Buntesrathes von ibm verkündigten Zuiückweisung des herausfordernden „Toleranz-Antrages" der Ultra montanen zu macken für nöibig fand. In Sachsen, wo die Landesregierung in ter Wechselburger Affäre, sowie in der delikaten Angelegenheit des Prinzen Max zur Zufrieden heit aller die Gefahr ter klerikalen Herrschsucht erkennenden Elemente Entschluß und Bescheid bat ergehen lassen und wo der König, unbekümmert um da- Gezeter deS CentrumS, in der Frage der Heranziehung von Evangelischen zu katho lischen Cercmonien sein ganzes Land zu hohem Tanke ver pflichtet batte, hier in Sachsen mußte der feine, aber grellfarbene Strick, den Graf Bülow zwischen sich und den Bundesregierungen zog, besonders bedenklich erscheinen und der Erzählung Glauben verschaffen, der Kanzler habe sür alle Umstände die Parole auSgegeben: „Nur keine inneren Krisen", d. d. also vor allen Dingen: leben und regieren in der Furckt des Herrn — Lieber. Der Reichstag hat seine CentrumSsürchtigkeit schon durch die Tbat bewährt, indem er den „Toleranz-Antrag" an eine Commission verwies. Im Uebrigen wäre von der Tbätigkeit deutscher Volksvertretung im abzelausenen Jahre außer rem sckon Erwähnten — insbesondere dem Floltengesetz und der 12 000-^l-Sacke — zu berichten, daß sie eine die Tbaleistücke aus den Aussterbeetat setzende Münzgesetzvovclle, ein nickt allzu agrarisches Fleischbeschaugesctz, das noch agrarischer bä te auSjallen können, und eine die Unfall versicherung der Arbeiter verbessernde und erweiternde Novelle beschlossen bat. Tie China Vorlage wird erst nach der WeibnachtS- pause aus der Commission den Rückweg in daS Plenum finden. Ihre Erledigung bietet keine Schwierig keiten mehr, aber bei dem immer deutlicher erkenn bar werbenden Rückgänge der Volkswirthschaft werten die großen Geldforverungen für Cbina den Anlaß bieten, die Zukunft der reiche- und der einzelstaat- licken Finanzen sorglich zu beleuchten. Zur Deckung der Kosten der Flottenverstärkung ist in eem abgelausenen Jahre ja schon einiges Stückwerk geliefert worden, aber die wirtbschaftlicke Gesamm'lage drängt, einer systematischen Reform deS ReicksfinanzwesenS nahe zu treten. Hoffen wir, daß eine baldige Beilegung der chinesischen Wirren die notb- wendige Neuordnung nicht z» einer allzu opferheifchendea gestalte. Die Wirren in China. MtlttSrische Operationen. * Berlin, 2. Januar. (Wolff- Telegr.-Bnreau.) Feld- marsckaU Graf Waldersee meldet au- Peking unter dem 3l. Drcember: Die Colonne Grüber ist am 29. December nach Uangtsung zurückgekehrt. Der Colonne Madai sind auf die Meldung, daß bei Miyün noch chinesische Truppen von Tungtschan nach Norden abgedogen seien, zwei weitere Compagnien Marine-Infanterie gestern über Tungtschan nachgesandt worden. Ueber den Zustand der Eisenbahn Taku-Ttentstn-Pektn» geht der „Zeitung de« Verein» deutscher Eisenbabnverwal- tungen" von Herrn RegierungSbaumeister Franz Woa» nach stehender interessanter Bericht au- Peking, 31. October v. I., zu: Eine Eisenbabnzerstörung, wie sie allen kriegführenden Nationen als Muster dienen sollte, baden die Chinesen an der einzigen Strecke, die sie bei Au-bruch der Boxerbewegnng in Norrchina besaßen, ausgcfübrt. Während sich sonst der böse Feind damit begnüg», einige Brücken, einen Tunnel und dergleichen an der fraglichen Bahnlinie zu zerstören — wa» z. B. nock die Boeren zu idrem großen Schaben besolgteu —, sind die Chinesen gründ- lickrr verfahren: sie Haden dir zweigleisige Eisenbahn in all ihren Theilrn sammt und sonder« entfernt, so daß die anmar- sckireiiken europäischen Truppen auch nicht eine Schiene, nickt eine SckweUe mehr versanden. Außerdem waren nicht etwa nur einige, sondern sämmtlicke Brücken zerstört, darunter auch eine 300 Meter lange. Die Zerstörung der Brücken war allerdings insofern nickt gründlich genug, als sie ledig lich durch Abwcrsen der Träger erfolgte, während letztere selbst unverletzt blieben, was den einzigen Lichtpunkt in der schwierigen Ausgabe bildete, die sick dem Pionier alsbald darbot. Die Anfangsstrecke Tientsin - Aaulsung war noch am leichtesten wieder berzustellen, weil hier größere Brücken nickt vorhanden waren; das fehlende Oberbaumaierial aber ließ sich aus den in Tientsin vorhandenen Beständen ergänzen. Weiterhin aber bereitete schon unweit Iiiilsung die große Brücke über den Peiko erhebliche Schwierigkeiten, während es zu gleich an Oberbaumaterial so gut wie gänzlich fehlte, kenn alle» war entfernt und bis in die entlegensten Dörfer verschleppt. Es mußten und müssen nock fort während Expeditionen viele Kilometer Weir in da- Land hinein unternommen werten, um das Material wieder aufzufinken. Die Schwellen sind zum Theil bereits ver brannt, ebenso ist tas Kleineisenzeug von den chinesischen Dvisschmieken längst als gute Beute erkannt und anterwcitig verwandt Worten; nur die Schienen kommen allgemach und zum Tbeil herbei. Der Mangel an Klein eisenzeug ist aber so störend, daß damit die richtige Wieder herstellung der Strecke sehr in Frage gestellt ist; renn es wird — um Übeihaupt etwas fertig zu bringen — vielleicht schließlich nichts übrig bleiben, als einen Theil der nur eingleisig umzubauenden Strecke vermittelst der ans Deutschland mngebracbtcn Felteisenbabn mit 60 em Spur weite auSzubaucn. Ta nun aber inzwischen ein erheb liches Stück der Strecke von Peking südwärts in Noimal'pur bereits wieder fertig ist, io ergiebt sich die Notl>wendigke>t, innerhalb der Gesammtlinie Tonku- bezw. Tientsin-Peking zw.'i Umlatestationcn zwischen Normal- und Feldeiienbabn- spur einzurichten. Daß damit die BetriebSfähizkeit ter Eiienbahnstrecke nickt- gewinnt, ist klar, und es ist dies um so mebr zu bedauern, als während d:r bereit« rnl,ebenden Winterszeit — wo der Peibo gänzlich zufriert — diese Eisenbahn daS einzige brauch bare VeikehrSmittel zw scheu den europäischen Truppen in Peking und den sür sie aus Europa auf dem Seewege anlangenren Vcrpfl gungSgüiern ist. Die europäischen Truppen sind aber bei der ganzen Lage der Tinge vornehm lich auf diese europäischen Güler angewiesen, wenn sic in ihrer Gesundheit und Behaglichkeit nickt schwere Einbuße leiden wollen. Somit haben es die Boxer in ter Thal fertig bekommen, die europäischen Truppen stark und auf verhältnißmäßig lange Zeit hinaus zu ichätigen — Dank der unerhört gründlichen Zerstöiung, welche sie an der ihnen jo verhaßten Eisenbahn vorgenommen Haden.. * Im „Reichs-Anzeiger" wird folgende Verlustliste (Nr. 6) veröffentlicht: Gefecht bei Tsekingkwan am 29. Oktober 1900. 2. Ost asiatisches Infanterie-Regiment. 7. Compagnie. I) Tambr. Otto Schilawsky, aus Bredow, Kr. Randow; früher Jnftr.- Regt. Nr. 94 (Äroßherzog von Sachsen), 4. Comp., schwer- verw., l. Unterarm. — 8. Compagnie. 2) Gefr. Peter Gehrling, aus Traisa, Kr. Darmstadt, Hessen; früher Jnftr.-Regt. Nr. 166, 4. Comp., schwcrverw., Brustschuß. 3) Gefr. August Schaber, aus Grötzingen, Bez.-A. Durlach, Baven; früher Jnftr.-Regi. Nr. 166, 5. Comp., leichtverw., l. Unterschenkel. 4) Musk. Karl Kliehm, aus Frankfurt a. M., St. Frankfurt a. M.; früher Jnftr.-Regt. Nr. 166, 3. Comp., leichtverw., l- Oberarm. 6) Musk. Gustav Schmolz, aus Rottenberg, Kr. Siegen; früher Jnftr.-Regt. Nr. 88, 8. Comp., leichtverw. — Außerdem ge storben bezw. verwundet. 1. Ostasiatisches Infanterie-Regiment. I. Compagnie. 6) Musk. Valentin Weber, aus Erbach, Rhein gaukreis; früher 1. Gard.-Regt. z. F., 9. Comp., todt. — 6. Compagnie. 7) Musk. Robert Leutloff, aus Liebschütz, Kr. Freistadt; früher Jnftr.Megt. Nr. 45, 8. Comp., todt. — 8. Compagnie. 8) Musk. Karl Burmeister, aus Neubranden burg, Kr. Neubrandenburg, Mecklenburg; früher Kaiser Alexander Garde-Gren.-Regt. Nr. 1, 8. Comp., todt., 19. 10. 00 im Lagerlaz. 2 in Tientsin, Typhus. — 2. Ostasiatisches In fanterie-Regiment. 1. Compagnie. 9) Musk. Adolf Kokelt, aus Rohn, Kr. Liegnitz; früher Füsil.-Regt. General-Feld- marschall Graf Moltke, 11. Comp., todt 17. 10. 00 auf S. M. 5. „Kurfürst Friedrich Wilhelm", Ruhr. — 2. Compagnie. 10) Untrffcr. Otto Türpe, aus Dresden, Sachsen; früher Sachs. Jnf.-Regt. Prinz Johann Georg, 1. Comp., todt. — 5. Compagnie. 11) Musk. Eduard Grunig, aus Osmarsleben, Kr. Bernburg, Anhalt; früher Jnf.-Regt. Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, 10. Comp., todt. — 8. Compagnie. 12) Musk. Friedrich Pocppel, aus Dotzlar, Kr. Wittgenstein, früher Füsil.» Regt, von Gersdorf, 10. Comp., todt. — 3. Ostastatisches In fanterie-Regiment. Stab des 1. Bataillons. 13) Zahlmstr.- Asp. Karl Boldt, aus Rostock, Kr. Rostock, Mecklenburg; früher Großherzogl. Mecklenburg. Füsil.-Regt. Nr. 90, 3. Comp., todt. — 2. Compagnie. 14) Musk. Gustav Bartelt, aus Domerow, Kr. Naugord; früher Jnf.-Regt. Nr. 140, 4. Comp., todt. — 3. Compagnie. 15) Musk. Heinrich Knoche I., aus Bielefeld, St. Bielefeld; früher Jnf.-Regt. Nr. 77, 4. Comp., todt. — 5. Compagnie. 16) Musk. Armin Schulz. auS Völkershausen, Bez -A. Würzburg, Badern; früher Füsil.-Regt. Nr. 39, II. Comp., todt. — 17) Musk. Rudolf Tente, aus Minden, Ki. Minden; früher Jnf.-Regt. Prinz Friedrich der Niederlande, 9. Comp., todt. — 7. Compagnie. 18) Musk. Johann Jünger, aus Kürrenberg, Kr. Mayen; früher Jnf.-Regt. von Horn, 6. Comp., todt 18. 10. 00 im Lagerlaz. 2 in Tientsin, Tdphu». 19) Musk. Heinrich Stüber, aus Goldscheid, Kr. Neuwied; früher Jnftr.-Regt. von Horn, 8. Comp., todt. — 6. Ostasiatisches In fanterie-Regiment. 3. Compagnie. 20) Sergt. Richard Bier mann, au» Buchholz. A.-H. Annaberg, Sachsen; früher Sachs. Schützen-(Fllsil.-)Regt. Prinz Georg, 9. Comp., todt. — 5. Compagnie. 21) Musk. Georg Emmer, aus Obergraßlfing, Gmd«. Graßlfing, Bez.-A. MallerSdorf, Bayern; früher 11. Bayer. Jnftr.-Regt. von der Tann, 10. Comp., todt. — S. Compagnie. 22) Musk. Climen« Englert, au» Sulzfeld, Bez.-A. Kitzingen, Bayern; früher Landw.-Bez. Würzburg, todt. — 7. Compagnie. 23) Musk. Wilhelm Kolb, au« Berolzheim, Bez.-A. Gunzenhausen, Bayern; früher Bayr. Leib-Jnftr.-Regt,. 7. Comp., todt. — Ostasiatisches Reiter-Regiment. 2. Escadron. 24) Gefrt. Franz Wildgrube, aus Berlin, Hptstdt. Berlin; früher Hus.-Regt. Nr. 11, 4. Esc., todt. — Ostasiatisches Pionier- Bataillon. 25) Leutnt. Alexander Wolfgramm, au« Guben, St. Guben; früher Pion.-Batl. Nr. 9» verwundet durch Explosion beim Räumen eines Pulvermagazins in Paotingfu. 1. und 2. Compagnie. 26) Pionier Wilhelm Müller II, au« Wißen, Kr. Altenkirchen; früher Pion.-Batl. Nr. 8, 2. Comp., todt 20.10. 00 im Lagerlaz. 2 in Tientsin, Typhu». 27) Pionier Karl Thielebein, aus Stift Königslutter, Kr. Helmstedt, Braun schweig: früher Garde-Pion.-Batl., 3. Comp., todt. — Ost asiatische Sanitäts-Compagnie. 28) Krankentr. Anton Weizen egger, aus Wangen, Oberamt. Cannstadt, Württemberg; früher Wiirtt. Jnftr.-Regt. König Wilhelm I., 12. Comp., todt. — Ostasiatische Proviant-Colonne Nr. 1. 29) Trainsold. Hermann Morch, aus Neu-Wüstegiersdorf, Kr. Waldenburg; früher Jnftr.- Regt. Nr. 164, 1. Comp., todt 17. 10. 00 im Lagerlaz. 1 in Tientsin, Ruhr. — Ostasiatische Proviant-Colonne Nr. 3. 30) Sergt. Linus Müller, aus Auerbach, A.-H. Chemnitz, Sachsen: früher 1. Sächs. Königs-Hus.-Regt. Nr. 18, 5. Ekc., todt. Der Krieg in Südafrika. Vom «riegSschanvlatze Aus London, 31. December, schreibt man uns: Es ist eine schlechte Jahresbilanz, die John Bull jetzt aus dem ganzen häßlichen südafrikanischen Geschäfte ziehen muß, besonders in Hinsicht auf die vielen unerfreulichen Facta der letzten Wochen, die alle mit schwerwiegenden Ziffern auf das Verlustkonto zu setzen sind. — Hiobsposten zum Weihnachtsfest und Hiobsposten zum Jahreswechsel oder zum Beginn de» anbrechenden neuen Jahrhunderts. — Mit großen Lettern ver künden es die englischen Blätter, am letzten Tage des alten Jahres, daß „ein neues Unglück, ein neues beschämendes Miß geschick die britischen Truppen in Südafrika befallen hat" — daß wieder ein Paar Hundert englischer Soldaten in die Ge fangenschaft der Boeren gefallen sind und daß die sonstige Ver lustliste an Todten und Verwundeten neuerdings eine Ver mehrung von Alles in Allem, über hundert Mann in den letzten drei bis vier Tagen erfahren hat. Mit wahrhaft stoischer Ruhe und anscheinender Gleichgiltig keit constatirt Lord Kitchener in seiner letzten Depesche, daß die Stadt Helvetia in Transvaal (an der Machadodorp- Leidenburg-Eisenbahn) von den Bc-ren genommen und daß bei dieser Gelegenheit die ganze britische Garnison entweder ge- tödtet, verwundet oder gefangen genommen ist, d. h. über 50 Mannschaften blieben todt oder verwundet auf dem Platze, während der ganze Rest von über 200 Officieren und Soldaten gefangen fortgeführt wurde. Kitchener schließt allerdings seine Depesche mit den Worten: „Ich habe weitere Aufklärung ver langt" — aber die ärgerliche Thatsache, daß die Boeren eine „sehr starke Position", wie Kitchener selbst diejenige bei Hrlvetia bezeichnet, angreifen und nehmen, bedarf keiner weiteren Auf klärung, da sie nur aufs Neue beweist, welcher Unternehmungs geist die Boeren beseelt und welcher Sorglosigkeit die Engländer sich immer noch, trotz aller trüben Erfahrungen, hingeben. Ein anderes Malheur passirte den englischen Truppen bei Greylingsstad, wo eine englische Abtheilung unter dem Brigadier Colville attackirt wurde und sich nur mit verhältnißmäßig schweren Verlusten auf den genannten Ort zurückziehen konnte. Zwei Hauptleute und drei Leutnant« wurden schwer verwundet, acht Mann getödtet, 27 verwundet und 20 gefangen genommen — und dabei wurde noch ein großer Theil der Tränsportkolonne dieses Corps von den Boeren fortgenommen. — An den Eis «n bahnen entwickeln die Boeren eine für die Engländer ver derbenbringende und geradezu unheimliche Thätigkeit. Im Transvaal wurde die östlich« Linie in der Nähr de« Städtchen« Pan mittels Dynamit auf eine Entfernung von nahezu einer eng lischen Meile in Grund und Boden zerstört während gleichzeitig auf der Strecke nach Standerton ein TranSportzuq aufgehalten und vollständig ausgeleert wurde. Im Westen sind die Ver bindungen derartig unterbrochen, daß Kimberley seit dem 19. December weder durch Post, noch durch Telegraph vom Süden aus zu erreichen gewesen ist. Im Uebrigen scheint sich Kimberley wieder arg in der Klemme zu befinden und stark bedroht zu sein, denn, wie auf Umwegen berichtet wird, herrscht dort bereits in Lebensmitteln u. s. w. eine derartige Theuerung, daß die Bevölkerung bereits an die Militärbehörden appelttrt hat, um Abhilfe zu schaffen, während der Stadtkommandant, um allen Eventualitäten vorzubeugen, die denkbar größten Vor sichtsmaßregeln trifft, und so viel Lebensmittel einlegt, al» er nur eben erlangen kann. Das Krieqspiel zwischen Christian De Wet und dem eng lischen General Knox scheint immer noch vollständig unent schieden zu sein. Kitchener behauptet in seiner officlellen De pesche. daß Knox mit Hilfe zweier weiterer Brigaden, die ihm inzwischen zu Hilfe gekommen sind, De Wet vollständig vom Süden absperrt und jeden Durchbruchsversuch de« Letzteren ln genannter Richtung unmöglich gemacht hat. Wie weit diese« der Thatsacke entspricht, bleibt natürlich abzuwarten; De Wet ist schon allzu oft „vollständig umzingelt und abgesperrt" gewesrn. General Clement«, der seit seinem letzten unglücklichen Rencontre mit Delorey sich langsam weitrr nach Norden ln der Richtung auf Rustenburg zurilckzog hat an da« britische Haupt quartier gemeldet, daß der Weg nach genanntem Orte für ihn durch starke Boerencommando« blockirt ist und daß er Ver stärkungen dringend benöthigt. E» hat den Anschein al« ob sich da ein neue« „Malheur" für ein englische« Corp« in Vor bereitung befindet, denn es ist Tbatsache, daß man sich in Pretoria mit Bezug auf weitere Verstärkungen der einielnen detachlrten Corp«, und speciell de« schon wiederholt verstärkten General« Clement», längst in Verlegenheit befindet. * Loudon, 2. Januar. (Tel.) Dem Blatte „Daily Mall" wird au- Covstadt gemeldrt: Dl« Lag« wird t««»r ernster, nachdem zwei neu« Boerencommando» de» Oranja» floß überichritt-n haben. Dl« grllßw lBeforgntß bereit« b>« westlich« Commando d«r Bo«««, do« d«m sich »wat Abthrt»
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