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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 30.06.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-06-30
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19070630024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1907063002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19070630
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1907063002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1907
- Monat1907-06
- Tag1907-06-30
- Monat1907-06
- Jahr1907
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Dich« «alt »Kd da» Leser» »o» D««d<» «»d wa^dm, «, La-e vorher bereits als Abend-Ausgabe jugcstellt, »Lhrcnd es die Post-Sbonnente» am Morgen ü» «aer Gesamtausgabe erhalte». Serugrgedlldn au»»trt>,«, v«ii«»»r m r»I»,ramm-»dr«U»: «»chrlch«,» «»««»,» Lasst« riLüttKNll«: NaHerckr.E«. HegvLrrr-eH 188G Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. Anreizen, carli. «miabme von bi» nachinttlaa« 3 Ukr Sonn- „ni> Nnertaa» nur ManaiMaie « vo ll bis V, l Uür. Dir l ivaltisc wrimdjkik «ca s Silben» L Pia. ftamit>c»»achr»ll»«en « Pia.» «jje> i->»äilsan»eiaen »js der Pnvalieile Lkiie « Pia: die rivamae Zeile au< lerlieiie « Via : alt Linaeiandt SivalNac ZeNe von Dresdner Nul- iiauaebern?s Pia. von auewärliae» I W. Ln N«»»er» xu» S,m>- und geirrt«,»,,: i Ivaltiae LrundieUr 30 Dia., auk Privatinte so Pia. Livaltiae Zeile als Einaeiandt von Dresdner Austraaaeberu t Ml . von auswärliaen i.so Mt., hamilien- naLrichien Ärundtkile ss Pia. — Die Preiie der Inserate lind im Moraen- und Abendblatte dieielben. Aus- wärtige Auiträae nur aeaen Bor- «t-bttäblui,^ - BeseablLttkl tollen ro Lieiiniae. Fernsprecher: Nr. U und 20S«. Venliekvlo, Verkapleni, Vermessiox«», Vei-xoläv», Versilder» eie. »Iler AvtallKeKeiiMiKle Drvsckuvr V«rrrlvIrluiixE-OHO «DUZssLLL, L S, HolxvIdLuÜv. " 34 Seksoss-Slrssss 34. « 8o»iI«r-K»»»t«U»i»T F. keraer Lvitvodrvelrer, H. Hüntg:, VaUla»»i»i» «to. veiiMnet vo» V—7 Vdr, Könnt»«» von II—L II,r. Rr.179. Aitiel: ! Sonntag. 30. Juni 1997. Neuest« Trnhlmeldnnaen vom 29. Juni. Zur Lage i« Frankreich. Paris. Nach -er Annahme des Vertrauensvotums Lurch die Kammer mit einer Mehrheit «o„ SO Stimmen wurde Ser Antra« aus Einsetzung einer parlamentarischen Kommission zur Erforschung verschiedener, während der Unruhen im Süden im Dunklen gebliebener Tatbe stände abgelehnt, weil Ministerpräsident Cl6,nenceau er klärt Hatte, daß die «ingeleitete gerichtliche Untersuchung für diesen Zweck vollkommen ausreiche. Paris. ^Gil BlaS" stellt bezüglich der Abstim mung in der gestrigen Kammersitzung fest, datz die Mehr heit an Gtimmenzahl geringer geworden sei. Das Blatt glaubt, durch eine unzweidcutige Abstimmung würde das Kabinett in der Minderheit sein. Die „Humanitö" greist das Kabinett Heftig an und bezeichnet die Mehrheit als «ine solche, di« zu allem fähig sei. «Weiter schreibt das Blatt: -Nach Aussage eines Freundes des Herzogs von Orleans ist der Herzog sehr unzufrieden mit der natio nalistischen Presse wegen ihrer Haltung während der Un ruhen tm Süden, und er tadelt die Freunde, daß sie die Soldaten zum Ungehorsam und zur Meuterei ausgemuntert hätten, da es sich in diesem Falle um mehr handle, als um die Negierung, nämlich um Frankreich. Paris. Der „Figaro" findet, datz die Kammer recht daran tat, der Regierung eine Politik -er Kraft und Energie zu empfehlen. Er bedauert, datz gerade in diesem kritischen Augenblick die Regierung dazu beitrag«, die Un ruhe und Verwirrung im Lande zu steigern, indetn sie für di« nächste Woche den Einkvmmenstcuergesctzentwurf «ruf die Tagesordnung stellte. . - — Homburg v. d. H. Prinz und Prinzessin Eitel Friedrich sind heute vormittag hier eingetrossen und haben im Königlichen Schloß Wohnung genommen. Travemünde. Bei der gestrigen Wettfahrt er hielt die „Hamburg" den ersten und den HerauSfordcrungs- vrcis. Proteste liegen nicht vor. Heute mittag 12 Uhr 30 Minuten begab sich Prinz Heinrich im Automobil nach Lübeck. — DaS Schulschiff „Stein" ist hier eingelaufen und ankert aus der Reede. Es herrscht Regenwctter. Bielefeld. Tn dem ganzen östlichen Westfalen, «or allem iw Kreise Bielefeld und in Lippe, sind gestern abend gegen 7 Uhr schwer« Unwetter mit Hagel schlag nie-ergegangen. Im Kreise Herford ist die Ernte teilweise völlig vernichtet. T» Lippe sind die Felder ver wüstet. In Horn sind zahlreiche Scheiben durch die Masse der Hagelftücke zertrümmert worden. Gon Horn bis LeopoldStal ist Li« Ernte auf sämtlichen Feldern vernichtet. Witzenhausen. Staatssekretär Dernburg ist heut« zum Besuch der deutschen Kolonialschulc hier eingetrossen. Köln. (Priv.^Tel.) Ein von Düsseldorf kommendes Automobil verunglückte abends an der Kurve beim Eisenbahnübergange von Ursel nach Niederdollendors. Von 10 Insassen, größtenteils Düsseldorfer Ulancn-Ossi- ziere, erlitten die meisten schwere Quetschungen, sodatz sie alsdann teils nach Wahn, teils nach Königswinter in ärzt liche Behandlung geschafft werden mutzten. Auch «ine Dame wurde schwer verletzt vom Platze getragen. — In -iuem anderen Falle wurde in Beuel hei Bonn ein schweres Automobilunglück durch die Geistesgegenwart eines Bahnwärters verhütet, der schleunigst die geschlossene Schrank« öffnete, als «in gleichfalls mit Offizieren be setztes Automobil heranraftc. Frankfurt«. M. Der Reichskanzler empfing nach -er „Franks. Ztg." in den letzten Tagen eine Anzahl Parlamentarier der bürgerlichen Linken, sowie der Rechten zu politischen Besprechungen, die hauptsächlich dem Paa rungsprogramm gegolten Haben dürsten. DaS Blatt erzählt: Beim Zusammentritt des Reichstags unterhielt sich Fürst Bülow mit einem bekannten süddeutschen Paria mentarier über die gegenwärtige Lage, wobei dieser sehr auf das sachlich gerichtete Herr, dem liebenswürdig seine Ideen entwickelnden Reichskanzler einwars, welche positive gesetzgeberische Maßregeln er bald vorzuschlagen gedenke. „Ach" so meinte der Reichskanzler, „Sie wollen nicht bloß die Speisenkarte sehen, es soll auch bald die Suppe auf- gctragen werden." »Manz richtig, Durchlaucht, Suppe und dann lmld Fleisch." Hamburg. Heute vormittag ist der König von Siam hier eingetrossen. Morgen früh wird er seine Reise nach Kopenhagen fortsetzen. Elbing. Bezüglich des Zusammenbruches der Marienburger Privatbank meldet die „Elb. Ztg ". datz der verhaftete Bankdirektor Wölke in seinem Geständnis ausgcsagt habe, daß. die Unterschlagungen und die zu erwartenden Kursverluste sowie andere Verluste eingerechnet, mit einem Fehlbeträge von vier Millionen Mark zu rechnen sein werde. Da die Spareinlagen bei der Marienburger Privatbank etwa Si/2 Millionen Mark betragen, das Aktienkapital sich aber nur auf 300 000 Mark beläuft, so dürste nach der „Elb. Ztg." für die Sparer nur sehr wenig übrig bleiben. Gegen den Prokuristen Schnei der ist ei» Haftbefehl erlassen. , Einbcrk^ Ein großes Schadenfeuer wütete hier gestern nachmittag- Da- nahe am Bahnhof gelegene Dückcrsche Dampfsägewerk nebst Wohnhaus und großem Holzlager wurde vollständig cingeäschert. Auch das Post amt wurde teilweise zerstört und der Verkehr unterbrochen. Die Postsachen wurden gerettet. Die Entstehungsursachc deS Feuers ist unbekannt. Darmstadt. Die Zweite Kammer hat sich heute auf unbestimmte Zeit vertagt. London. Eine Zeitungsmeldung auS Ncwyovk be sagt: Die Polizei inSanFrancisco hat fünf Aufträge von Japanern aus die Erneuerung der Erlaubnis zum Betriebe von Stellenoermittlungsbureaus abgelehnt. Dieses Vorgehen wird möglicherweise sich als ernster erweisen, als der Ausschluß der japanischen Schulkinder aus den Schulen. Aschahabad. Im Zusammerchang mit der jüngst erfolgten Beschlagnahm« von Waffen und Muni tion durch die Polizei von Kalkutta wird berichtet» datz die Prüfung der Geschäftsbücher gewisser Firmen in Kalkutta zeige, datz der Waffenhandel in den letzten zwei Jahren ungeheuer zugcnvmmen habe. Es wird eine sehr genaue Untersuchung angestellt, wohin diese Waffen bestimmt ge wesen seien. Bäckerei - Jubiläums - Ausstellung. Mancherlei Vorrechte und Privilegien genoffen in alten Zeiten die Bäcker. Sie sind eine alte, angesehene Zunft. Könige und Stadtgemeinden verliehen ihren Innungen besondere Rechte: als Träger ihres Wappens, der Bretzel, durften sie zwei Löwen führen, das Wappentier, das meist im Wappen der Städte zu finden ist und das auch als Wappenträger des sächsischen Valkenschildes mit berNauten- krone gebraucht wird. Könige und Kurfürsten verliehen da und dort den Bäckerinnnngen Fahnen und Wappen, die man wohl beute noch in alten Kirchen aufgehängt findet, wenn die getreuen Bäckermeister in schweren Zeiten uneigen nützig des LandeShceres Nahrung besorgt. Aber kaum eine Zunft hat auch zu allen Zeiten der behördlichen Für sorge und der Innungsprivilegien so sehr bedurft wie die Bäckcrzunst, denn man mutzte zu allen Zeiten zu den Bäckern Zutrauen haben, Zutrauen vor allem zu ihrer Reinlichkeit, denn die Verwendung von schlechtem Mehl, von krankem Weizen nnd nicht einwandfreiem Fett konn ten Krankheiten und Seuchen herausbcschwvren, wie denn das „blutende Brot" und andere Bazillenivucherungen des teigigen Innern des Laibes die abergläubischen Ge müter alter Zeiten oft genug in Angst und Schrecken ver setzte. Zutrauen muhte man auch haben zu ihrer Ehrlich keit, denn viel mehr als heute ließen die Leute damals ihr eigenes Korn und Mehl nur im Lohn vom Bäcker in Brot verwandeln, und ein altes Berschen jagt: „Metzt (stiehlt) der Müller, metzt der Bück', ist bald die ganze Ernte weg!" Tann kam die grvtze Freiheit — die Gewerbesreiheit —, die ein Ende machte mit allen verrosteten Privilegien und Vorrechten, die das Gemeinwesen nicht mehr genügend zu schützen wußte. Auch die Bäcker-Innungen gingen ein, und allgemeine Willkür brach wie fast auf allen Gebieten des Gewerbes auch in der Bäckerei herein. Endlich be gann man zu merken, daß die alten, festen Satzungen» die alte Gemeinsamkeit, etwas Gutes gewesen waren, und im Jahre 1882 bildete sich hier in Dresden der Verband der Bäckerinnnngen Sachsens „Saxonia". Das Bedürfnis und die Einsicht, die stark gewordene Volks» kraft schuf sich selbst, was sie nötig hatte: geschlossene Ein heit, wohltätige Beschränkungen und die Kraft der Einigkeit. Unter den Obermeistern Hauswald und Hiller stellte dieser Verband als hauptsächlichste Ziele aus: die Wiederbelebung des Innungswesens, die Schaffung eines tüchtigen, an gesehenen Meisterstandes, die Errichtung von Fach- und Fortbildungsschulen, die Verbreitung der neueste» Er findungen uüd technischen Fortschritte, die Förderung von Einkaufs-, Betriebs- und Verkauss-Genossenschastcn und manches andere. Der Erfolg des Verbandes ist außerordentlich zu nennen, denn er umfaßt heute nach LSjährigcm Bestehen 141 Innungen mit 8800 Mit gliedern, sodaß nur noch ein kleiner Teil der Bäcker meister Sachsens außerhalb des Verbandes steht. — Der Feier dieses 2.1jährigen Bestehens des Ver bandes gilt die gegenwärtige Ausstellung, ein Musterbild sächsischen Gewerbefleißes. In großem Rahmen unternimmt cs hier «in einzelner Zweig des Gewerbes, seine Leistungen dem Publikum in ihrer ganzen Höhe vorzusühren. Und dabei sind cs nicht Erzeugnisse von dauerndem Werte, sondern wohl die vergänglichsten Werke gewerblicher Kleinkunst. Was am Morgen warm und frisch aus dem Backofen kam. ist am Vormittag schon alles verspeist und wandelt als menschliche Energie zur Schule, um zu lernen, zum Schreibtisch, um zu schassen und das Staatswesen in Ordnung zu halten, zu Markt und Börse. NM to malcs M0N6.V für den Zchrstand, der wieder Brot kaufen soll — ein kleiner Kreislauf im großen — die Bäcker haben ihren Teil daran. Darum ist auch voraus- zusehcn, datz die Ausstellung Tausende von Besuchern au- lockcn wird — schon heute kann man sagen, baß sie wohl- gelungen ist und ein sehr gutes Bild gibt von der Höhe und den eminenten technischen Fort schritten des Bäckergewerbes. — Festlich vollzog sich heute vormittag Z412 Uhr die Eröffnungsfeier in Gegenwart -es Königs und des Königlichen Hauses. In der Kuppelhalle an der Stübelallce versammelten »sich die Ehrengäste, Vertreter der Behörden und die Mitglieder des Ehrenkomitees, darunter Staatsminister Gras Hohenthal und Bergen, Oberhos- rnarschall von dem Bussche-Streihorst, Kämmerer von Criogern, Hofmarschall von Mangoldt-Neiboldt, General direktor der Staatsbahnen von Äirchbach, Ministerial direktor Geh. Rat Dr. Roscher, Kreishauptmann Dr. Rum pelt, Amtshauptmann Dr. Krug von Nidda, Oberregiernngs- rat Hohlfeld, Oberbürgermeister Beutler, Bürgermeister «Mtst NN- Wissenschaft. Lvnkünstlerfeft. Der Etnzelverkauf für die Orchesterkonzerte tm Opernhause am Montag und Dienstag findet am Tage -er Aufführung für das betreffende Konzert zu den üblichen Kassenstunden an der Hostheaterkasse statt. Lonkünstlerfeft. Die Grundsätze de» Allgemeine« Deutschen Musik« Vereins sind an dieser Stelle bereits ausführlich erwähnt morden. In der Hauptsache lauten sie dahin, die Werke der Bereinsmitglieder zu fördern, und eine Auswahl ihrer Kompositionen bei dem alljährlich stattstndenden Ton künstlerfeste zur Ausführung zu »ringen. Diese Gesichts punkte sind auch für das gegenwärtige (48.) dieser Musik- feste bestimmend gewesen. In zwei Kammermusik- Konzerten sind sechs größere Werke und zwei Liedervor- tkäge angesetzt: in zwei Orchester-Konzerten acht sinfonische Werke und fünf grobe Vokalstücke mit Instrumental- Begleitung. Dazu kommen, gleichsam als vorbildliche Bühnenwerke modernster Richtung, die Musikdramen „Salome" von Richard Strauß und „Moloch" von Schillings tm Hofopernhause zur Aufführung, und, am Borabenbe des Festes, in -er Kreuzkirche die geistliche Tondichtung: «Selig sind, die in dem Herrn sterben" von Albert Fuchs. Tine Fülle deS Neuen und Neuesten, dt« an die Leistungs fähigkeit der ausführenden Künstler, sowie an die Auf nahmefähigkeit -er Hörer keine geringe» Anforderungen Mit dem Fuchsschen Oratorium ist dg- Fest geleitet worden. gestern in der hiesigen Kreuzkirche «in» den. Wie bei seiner Uraufführung an gleicher Stätte — tm November des Jahres — und bei seiner kürzlich erfolgten vorigen kürzlich erfolgten Wiederholung auf dem Musikfest in Bautzen (beide Ausführungen sind von uns ausführlich besprochen worden) hintcrließ das Werk zahlreiche tiefgehende Eindrücke, zunächst in seinem Inhalte, dann durch die von Herrn Kantor Johannes B iehle-Bautzen geleitete gute Wiedergabe. Besonders verdient machte sich auch diesmal wieder der Chor, in der Hauptsache von der Robert Schumannschen Singakademie gestellt, der durch Verstärkung aus verschiedenen Chor- sängerkretsen die stattliche Zahl von etwa 2S0 Sängern nnd Sängerinnen erreichte. Kleine Intonattonsschwankunge» und rhythmische Unsicherheiten wollten nicht allzuviel sagen. Sie sind bei den gegebenen, für größere Chöre höchst un günstigen Raumverhältniffen — der Chor mußte tn einer schmalen Längsausdehnung von etwa 15 Metern, in der Mitte getrennt vom Orchester, ausgestellt werden — nicht zu vermeiden. Immer noch überraschend, daß unter solchen Umständen alles noch sehr befriedigend verlief. Zu den in den früheren Ausführungen bewährten Solisten. Frau Böhm-van Endert, Herren Gießen und Rains» traten dies mal drei neue Erscheinungen. Frl. Gabriele Müller sang, einen verfehlten Einsatz ausgenommen, die hohe Sopran- partte sehr anerkennenswert, wenn auch in einigen Tönen deS hohen Registers mit manchmal zu harter und greller Tongebung. Noch schärfer tn -er Intonation, öfter sogar auffällig brüchig, sang Frl. CharlotteHuhn die Altsoli. Vornehme Auffassung, gut dramatischer Ausdruck und dergleichen Vorzüge mehr konnten Sen stimmlichen Ber- fall nicht verdecken. Mehr als je entbehrt das Organ heutigen Tages des Klangreizes und des Wohllautes. Da gegen bewährte sich Herr Kietz, dem die umfangreiche Partie deS „Vaters" übertragen war, stimmlich vortrefflich: da» Organ gab glänzend aus, meist zu glänzend, zu laut und pontpö» in der Schilderung eines Sterbenden, der, alles was vorgeht, nur in ber Vision mit erlebt. Merkwürdig, -aß, mit Ausnahme von Herrn Rains, sämtliche Solisten auffällig kehlig sangen. Eine Anerkennung für sich ver diente sich Herr Sittard als vorzüglicher Vertreter deS Orgelparts. Manchmal schien es, als ob er schöpferisch au dem Werke mit tätig sei. Die Ausführung war, wie ge sagt, im allgemeinen gut und lobenswert. Weitaus höher aber stand zweifellos die, die wir im November vorigen Jahres unter der Leitung des Komponisten hörten. Das erste Kammermusik » Konzert des Festes, das heute sSonnabend), vormittags 11 Uhr, im Vereins hause stattfand, wurde mit einer Passacaglia lD-Moll) von Wilhelm Mibdelschulte eröffnet. Der Name des Komponisten ist uns ebenso »»geläufig, wie unter den 22 der in die vier Festprogramme aufgenommenen Kompo nisten dreizeyn Ser Musikwelt und ihren Bio graphen bisher völlig fremd sind. Das schließt allerdings nicht aus» daß unter den dreizehn ein volles Dutzend verkappter Genies sich befinden kann. Middel- schulte ist vorläufig noch kcins. Aber, nach seiner Passa caglia beurteilt, stehen wir nicht an, ihn als einen solid gebildeten Musiker anzuerkennen, der befähigt ist. einen annehmbaren Orgelsatz im modernen Stil schreiben zu können. Sehr geschickt verwendet in dem Satze, wenn auch einigermaßen beeinträchtigt durch die Starrheit der Form, ist das 8-L.-6-II-Thema und das Choralmotiv: „Ein' feste Burg". Vorgetragen wurde daS technisch schwierige Stück meisterlich von Herrn Alfred Sittard. — In jeder Beziehung ungleich höher steht das D-Moll-Ouartett Op. 25 (Manuskript), für zwei Violinen, Viola und Violoncell von August Reutz (München). ES ist ein ernstes Werk von teils ausdrucksvoll feierlichem und leidenschaftlichem Inhalte, im ersten Satze einer Vision gleich, in der schmerz- sich« Empfindungen bi» zum heMgen Ausbruch vergeblich
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