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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.11.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-11-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189011030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-11
- Tag1890-11-03
- Monat1890-11
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.11.1890
- Autor
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Grsch«t«t tlgNch früh SV, Uhr. Le>«rti«n «»» «rpettti«» Iohenn»«a«fs» 8. L»rrchlk»irn -er Urt«riioo: vormittag» 10-12 Uhr. Nachmittag» 5 0 Uhr. --- »«,«»«» »« f«r »ie »ichKfvl,»»«« Nu«»«» A«Ier«t« m, SachrvtMtN, »t« » Ntzr N»ch»ttt»««. a» Sa»»- un» Festtage» früh »t»",«Ühr. 3n -rn Filialen für 3ns.-Annahmr: Ltta «Ir»»«'« Lartim. ivlfrr» d«h»), llntversitätssrroß« 1, Laut» Lösche, Kachartarnstr. 14 pari, und Löotatplatz 7, nur bi» '/,S Udr. tipMcr.TllgMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeschLstsverkehr. «b»m»e«e»t-prei- viertel jährlich 4^/, Mk kick. Bringrrlohn 5 Mk., durch di« Post bezogen k Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» kin Tagedlatt-Format gesalzt) ohne Postbefvrberung 60 Mt. «tt Postdeförderung 70 Mt. Inserate 6 gespaltene Petitzeite NO Pf. »roher« Schriften laut aas. Preiroerzeichxth. Tabellarijchera. Ziffernsay nach häherm Tarif. Nrclamrn unter dem RedacltonSstrich dt« SaewaU. Zeit« 50 Pi, vor denftamiltean»chr«cht»» die Kgespalten« Zeile 40 B> Inserat« sind siet» an die ErprNttto» t» sende». — Rabatt wird nicht gegeben.. Zahlung praeunmeranOo oder durch Post» Nachnahme. M. Montag den 3. November 1890. 84. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Lekauntmachung. Dir bringe» hierdurch zur öffentlichen Krnntniß, daß für die Aufbewahrung und Verwaltung von Wrrtbpapiereo dei der Reichshauptbank vom t. Januar 1891 ab für da» Jahr eine Gebühr von V» vom Tausend, bei im Auslande aus gestellten Papieren von vom Tausend — also 50 bezw. 75 ^s für je anaefanzenc 1000 des NennwerthcS der Papiere — mindestens aber 1 für jeden Depotschein zu entrichten ist. Dagegen wird von demselben Zcitpuncte ab für die Einziehung der ZinSscheine am Sitze einer Zweiz- anstalt der sttcichsbank sowie für das Nachsehen der Ver- loosunSSlisten und der Bekanntmachungen über die Kündigung und Eonverlirung der Papiere eine besondere Gebühr nicht mehr erhoben. ^ Die Auszahlung der eingehenden Betrage erfolgt in Berlin spätestens am dritten Werktage, bei den Rcichsbankanstalten spätestens am achten Werktage nach Fälligkeit. Die Herausgabe von ZinS- und GcwinnantheilSscheinen zur Sclbsteinziehung findet vom 1. Januar 18Sl ad nur noch bei im AuSlande anSaestellten Papieren statt, sofern dies bei der Nicderlegung dcr Papiere ausdrücklich beantragt worden ist. Die Besorgung neuer ZinS- und GewinnantbeilSscheinc erfolgt seitens der RcichSbank nur dann, wenn die betreffende Anweisung (Talon) mit den Papieren deponirt ist oder die Abhebung gegen Vorzeigung der Papiere selbst erfolg", kann. Zugleich machen wir darauf aufmerksam, daß w unser Comptoir für Wcrthpapierc ermächtigt haben, zur Benachrich tigung der Deponenten über Kündigungen und Converti- rnngen ganzer Gattungen oder Serien von Wcrthpapieren sich fortan dcS Deutschen Reichs» und Königlich preuß. StaalSanzeigerS sowie anderer geeigneter öffentlicher Blätter zu bedienen, welche s. Z. durch AuSbang im Comptoir für Wcrthpapiere sowie bei den ReichSbankanstallen werden be kannt gemacht werden. Für die schon vor dem 21. December d. I. niedergelegtcn Wertpapiere tritt die Veränderung der Gebühren erst mit dem im Laufe des Jahres 1891 beginnenden neuen Depo- sitionSjahre in Kraft. Im Ucbrigen finden die vorstehenden Bestimmungen auch auf die bereits bestehende» Depot- gleich mäßige Anwendung. Berlin, de» 31. Oktober 1890. -ketchSbaak - Direetori««. Koch. Gallenkamp. Amtliche Bekanntmachungen. Wohnungs-Vermiethung. Im städtischen Fcnerwebrdepot in Leipzig- Reudnitz, MarschallstraHe Nr. 2, ist die in der 1 Etage links gelegene Wohnung, bestehend aus 4 Stuben, 1 Kammer, ! Küche, sowie Bodenraum und Keller abtbeilurib vom I. Januar kftg Jahre» an gegen cinbalbiährliche Kündigung anderweit zu vermieten Micthgesuche werden auf dem Rathhausc, I. Etage, Zimmer Nr. 8, entgegengeuommcn. Leipzig, den 29. Oktober 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 6988. vr. Georgi. Wagner. versteigerungsbekanntmachlmg. Erbtbeilungshalber soll das zu Mrotzbardau uuter Nr 78 de« Brand-Kat. (Fol. 70 des dortigen Grundbuch«) gelegene Mühlcn- -)»t des verstorbenen Gemeindeältesten Ernst LouiS Uhlich nebst todtrm und lebendem Inventar an Ort und Stelle tm bezeichnet«, Siachlaßgruudstück am S7. November dieses Jahre», Vormittags 11 Uhr meistbietend freiwillig versteigert werden. Das Gut ist mit einem Wohn- und Mühlengebände nebst Keller, Backofen, Milchgewölbe und Knochenstampsinühle. zwei gewölbten Ställen nebst Getreide- bez. Heuboden, einer Scheune nebst Schweine- ställen, Kohlenschuppen, Taudenscblag, Feld, Wiese und Eichenwald versehen, 31 Hektar, 45,4 Ar groß, mit 277,22 Steuereinbe len be- legt, aus 22 290 .4L einschließlich de« MühlzeLg.'- bet der Brand asie versichert, vollständig hypothekenfrei, mit 65 H 16 jährllchcn Landreuten behaftet und ortSgerlchtlich tuf 61 lld >l taxirt. Die BersteigerungSbcdingungen werden im Lerkausstermia be könnt gegeben werde» utid sind voz..e a» hiesiger Amtsstelle des Unterzeichneten Berichts elnzuschen. , Gnmma, 16. Octodcr 1890. K-nigl. Amtsgericht. Forkel. Bekanntmachung. Larl Aus Antrag der Erden de» Hammerwerk-besitzer- Friebrich Leonhardt in Wildenthal soll Montan, a« 8. December 18-0, vormittag« 10 Uhr tm Gasthose zu Wildenthal das dein Verstorbenen zur Hülst« zugehörig gewesene Brsitzthum, Folium I und 55 des Grundbuchs für Wildrnthal, bestehend au« zwei Schneidemühlen, einer Schmiede, mehreren Wohnhäusern, darunter dem sogenannten Herrenhaus«, Gärten, Feldern, Wiesen mit Wasserkräften, öffentlich und zwar in der Weise versteigert werden, daß a. zuerst das Bcsitzthum im Ganzen, sodann d. in folgenden einzelne» Theilen: 1) die Schmiede, 2) da« Wohnhaus Nr, 2l, 3) das Wohnhaus Nr. 13, 4) da« Haut Nr. 10 deS Brandcataster», zu 2—4 jr mit anstoßendem Garten, 5) di« Schneidemühle»- und übrigen Grundstücke, endlich e. die ideelle Hälfte d«S ganzen Besitzthum» auLgeboten und der Zuschlag alsdann auf da» für die Erben vortheilhastrste Gebot erthellt wird. Die Grundstücke sind durch die OrtSgerichte aus 65142 .4 aus schließlich der Wasserkräfte, diese aber von einem Sachverständigen aus 20 000—25 000 ^!, von einem zweiten aus 49 000 gewürdert worden. Ein Zehntheil der Erslehungßsumme ist im Termine baar bezahlen oder sicher zu stellen. Die sonstige» Kaussbedmgungen werden im Termine bekannt gemacht, können anch bei dem unter zeichneten Amtsgerichte Angesehen werden. Eibeustock, am 1. November 1890 K-ntglt^e« Amtsgericht. Leipzig, 3. November. * I» der ReichStagSsession 1889/90 aah der Staats- minister von Bötticher die Erklärung av, daß er gerne bemüht sein werde, soweit das irgend mit den in Betracht kommenden Interessen vereinbar sei, eine Vermehrung der etat-mäßige» Stellen beim Statistrschen ilmt« hrrbeizufübren. Dem Vernehmen nach hat man sich in der Zwischenzeit regierungsseitig mit dieser Frage ein gehend beschäftigt und dürfte dieselbe dahin gelöst sein, daß nunmehr beabsichtigt wird, eine beträchtliche Zahl von HilfS- arbeiterstellen in etatsmäßige Asststentenstellen zu verwandeln. Auch wird diese Absicht nicht auf das Statistische Amt be- 'chränkt. Bei der Normal-ÄichungS-Eomniission, beim ReichS- versicherung«-Amie und bei der Physikalisch-technischen RcichS- anstalt sollen ebenfalls, wenn auch bei diesen Behörden nur in geringerem Umfange, Diätarstellen zu sestbesoldeten erhoben werben. * Innerhalb der deutschfreisinniaen Partei bildet ich allmalia eine Richtung heraus, welche die Grenze gegen die Socialdemokratie kaum mehr erkennen läßt. Recht intcreffaut war in dieser Hinsicht eine vor einigen Tagen in Jena abgehaltene Versammlung, in welcher dir Reichstags abgeordneten Harme n ing-Eisenach und Wi lisch-Schmal kalben sprachen. Der letztere machte Herrn Eugen Richter auS dem Kampf, den er gegen die Soeialdemokratcn führe, einen schweren Borwurf: von zwanzig socialdcmokratischcn Forderungen müsse er fünfzehn bcistimmcn; die Socialdemokraten standen ihm weit näher als die Nationalliberalcn. Ein Herr Passarge, Verleger einer deutschsrcistnnigen Zeitung, erklärte, daß ^rrisinnige und Socialdemokraten zusammrn- alten müßten; diese Parteien seien allein staatSerbaltcnd, alle anderen seien staatSstürrcnd und Todfeinde einer gesunden Entwickelung. AuS der Zeitung dieses dcutschsrcisinnige» Herrn werden folgende Bemerkungen citirt: DaS Sedanfest bezcichnete er als ein Fest sür Kinder und solche, die eS ewig bleiben wollen. »Unsere Bauern sind nicht mehr zufrieden mit der Musik von Kaiser und Reich und folgen dem, der bessere Staatseinrichtungen fordert." »Eine plötzliche Ab schaffung de« Königshauses zu verlangen, fällt uns nicht im Traum ein." * Dem AmtSgerichtSrath Alexander zu König« berg i. Pr. ist, w«e seiner Zeit mitgethcilt, eine amtliche Mahnung wegen der Art seiner Betheiligung am öffentlichen politischen Leben zugrgangen. Auf erhobenen Widerspruch wurde, dem Verlangen des mit einer Rüge Bedachten ent sprechend, eine DiSciplioar-Untersuchung eingcleitet und Herr Alexander vor den DiScivlinarseaat des OberlaudeSgenchr- geladen, unter der Anschuldigung, .dadurch, 1) daß er dem notorisch regierungsfeindliche Tendenzen verfolgenden Wahl verein der deutschen freisinnigen Partei al« Mitglied bei getreten; 2) daß er in einer am 11. Juni d. I. ftattgehabtcn Versammlung diese« Verein« wiederholt als Redner aus getreten und einen Gesetzentwurf der Regierung in agita torischer Weise bekämpft hat, die Pflicht verletzt zu haben, die ihm sein Amt auscrlcgt, rcsp. durch sein Verhalten außer dem Amte sich deS Vertrauens, das sein Beruf erfordert, un würdig gezeigt zu haben." — Der DiSciplinarscnat hat nun, wie die .KöuigSberger Hartung'schr Zeitung mitlheilt, dahin entschieden, day Herr Alexander von dem ihm zur Last gelegten Dienstvergehen frcizusprcchcn und die ertheilte Mahnung aus zuhcbcn sei. * * « * Nicht nur die Polen, auch die Czechen richten jetzt ihre Angriffe gegen den Fürstbischof vr. Kopp wegen dessen die Anwendung der polnischen Sprache beim Unterricht betreffenden Erlasses Ein Correspondent der Prager Politik" riebt scharf dagegen zu Felde. DaS polnische und böhmische Volk in seiner DiLccse betrachte seine, auf die Verdrängung der slawischen Sprache abzielendrn Anordnungen, als ein Attentat aus den Glauben und sei entschlossen, seinen Glauben zu verlheibigen. DaS Volk frage erstaunt, ob denn der Bischof von Breslau bereits zum lutherischen Glauben übcrgetrcten sei, und die Geistlichkeit erkläre unumwunden, sie werde sich seinen Anordnungen nicht fügen. Wenn der Bischof vr. Kopp seine Anordnungen auf diejenigen Thcile Oesterreich Schlesiens, welche zu seiner Diöcese gehören, au» dehnen sollte, so dürfte sich der Conflict noch bedeutend ver schärfen. Es verlaute jetzt schon, daß der Krakauer Fürst bischof vr. DunajcwSki beim Heiligen Stuhle über die An ordnungen de» Bischofs Kopp Beschwerde führen werde. * Die Bildung des neuen (LabinetS DeltzanniS macht langsame Fortschritte. Allerdings hatten die Neu Wahlen den bisherigen Ministerpräsidenten TrikupiS in eine hoffnungslose Minderheit versetzt, allein DelyanniS bat darum nicht die unbedingte Mehrheit. E« ist die von Ralli geführte Mittelpartei von etwa 20 Abgeordneten, welckc das Zünglein der Waage in der au« 150 Mitgliedern bestehenden Kammer hält. In einer Mttheilung der .Time»" au« Wien wird der Jubel, mit welchem die französische Presse den Kall de« Ministerium« TrikupiS begrüßt, al« übel angebracht bezeichnet, da gerade die Thatsache, daß der bisherige Premier in. letzter Zeit sehr unter dem Einfluß des französischen Gesandten de Montholon gestanden, den Argwohn und die Bcsorgniß der deutschen und österreichischen Regierung rege gemacht habe. Dem entsprechend werde heute sein Stur^ in Wien und Berlin mit entschiedener Erleichterung begrüßt. Im weiteren wird sodaun berichtet, e« sei der Plan de« letzten Premier« gewesen, plötzlich einen Vorwand zum Streite mit der Pforte vom Zaune zu brechen, die tür kischen Verbindungen mit Kreta, Chio« und den übrigen Inseln abzuschnridcn und Smyrna zur Ser anzugreisen. Die griechischen Panzrrfabrzeuae seien im kampfbereiten Zustande und hätten einen Rückhalt in einer guten Flottille von Ka nonen- und Torpedobooten, während nach allen Berichten die türkische Flotte sich in übler Verfassung befinde. Wen« e< den Grieche» geglückt wäre, zur Ser einen Bortheil gegen die Türkei davonzutragcn, so würde dir Wirkung aus die öffentliche Meinung in Liropa ohne Zweifel eine sehr vedeutend« gewesrn sei». TrikupiS have jedenfalls darauf gerechnet, da die Großmächte alSdann der Pforte in den Arm gefallen sein und die Vergeltung zu Lande nicht nur abgrwandt, sondern zu einer Gebietsabtretung gcrathen haben würden. ES scheint, daß e« diese Beschuldigungen sind, welche TrikupiS in einer Unterredung mit dem Berichterstatter de- .Malin" bestritte» haben soll. * Bezüglich de« geplanten Garibaldi-Denkmal« in Dij»» bemern der .Saleil", Garibaldi Hab« sich stet« «egen die Abtretung Nizza- und Savoyen- an Frankreich ausgesprochen. Er habe 1870 nickt die Sache Frankreich«, ändern der Weltrevolution vertreten. Seine Hilfe habe auch wenig Nutzen gebracht, dagegen seien die Garidaldianer durch Raub und Zuchtlosigkeit der Schrecken der französische» Bauern gewesen. General BreffoleS schrieb am N. November 1870 an die Nationalrcgierung: .Die Garidaldianer fliehen nach Besantzon und bringen die Zuchtlosigkeit und Lüdcrlich- keit mit sich. Sie haben sich, wie ihre Führer schreiben, .rc- orga-iisirt", d. h. die StaatSmagazinc geleert. Ich bin der Ansicht, ihnen nicht« mrbr zu geben unk sie vor ein Kriegs ericht zu stellen." Der .Solcil" bemerkt: .Wenn wir öaribalbi ein Denkmal errichten, so werben die« die Ita liener nur al- eine Kriecherei ihnen gegenüber anseben und uns avSlachen." * Uebrr die Mc Kinley-Bill hat sich auch Karl Schurz ausführlich geäußert, und zwar vor einer zahlreiche» Versammlung auS allen Gesellschaftsklassen im Saale deS Resormcluds zu Massachusetts, worüber die „New-Porker StaatS-Zeitung" auszugsweise berichtet. Der Redner führte den Nachweis, daß tue Geschichte de« Drängens nach immer höheren Schutzzöllen in den Vereinigten Staaten zugleich die Geschichte der wachsenden öffentlichen Evrruptiou sei. Er schloß: E» hat eine Zeit gegeben. zu welcher der Amerikaner vor der Welt a>» der T>wu» eines Mannes stand, der sich leckst Hilst. Er war der „Hits Dir selbst-Mann', und das war sei» Stolz. Und wa» erblicken wir jetzt? Von Lag zu Tag loschst die Schaar der amerikanischen Bürger, welche die Negierung als ein Mittel de- trachten, um ei» Geschäft zu erlangen, sich Profite zu sichern und Verluste zu verhindern. Und sogar die Farmer, einst die ikai- krästigste klaffe unserer Bevölkerung, anstatt von der Negierung zu fordern, daß diese die drückenden Bürde» von ihr nimmt, sucht und forscht nach allem Möglichen, damit die Negierung sie in ihre väterlichen Arme schließen und ihre Wodlsahrt derdeiiüdrcn lönne. Gewinnt die Idee nicht immer mehr Grund, daß die Negierung ein großer Sack voll Beute sür Diejenigen ist, welche „smart" genug find, mit ihren Händen hineiuzulangen; daß Dir,enigen. welche das tertig bringen, nicht zu tadeln, sondern zu beneiden jind und Nach ahmuug verdienen! Im weiteren Berlaos seiner Nede kam Herr Schurz aus die letzte Prästdentschasts-llampagne zu sprechen und wies aus die allgemein bekannte Thatsache hin, daß nie zuvor seitens der t>egi>nsiigten In- duslrien so große Geldsummen sür Wahl zweck» beigestcuerl wurden und daß die Mc ttintey-Bill ats Belohnung für die Geldspenden passtri wurde. Senator Jugall« habe ja selbst für Diejenigen ge sprochen, welche das Geld beigestenert, indem er erklärte, dos sei eine vollständig richtige Maßreget in eine»« politischen Krieg. Kein Volk, welches sich durch allgemeines Stimmrecht selbst regiert, kann eine Neide von allgemeinen Wahlen, in welchen e» sich nur um " «iillionen und Millionen Dollar» handelt, haben, ohne daß es in seinem süiGchen Leben gänzlich dcmoralisirt und corrumpirt wi Ich unterschätz, die Wichtigkeit deS Tarifs sn seiner Beziehung Boikswirldichaft nicht. Ader bei unt bat di« Tartssrage aufgehört, eine VotlSwirthschastsfrag« zu sein. ES ist vielmehr eine Frage geworden, weiche den Charakter des amerikanischen Lölkes und die Lebensfähigkeit unserer freien Institutionen angreift. * Von der gesetzgebenden Versammlung der Eolonie Victoria wurde der Regierung ein Mißtrauensvotum er tbcilt; daS von GillieS gebildete Ministerium bat infolge dessen seine Entlassung gegeben. Die Ursache der Niederlage der Regierung ist der Absall einer Anzahl von Arbeiter dcputirle», welche von den Leitern des AuöftaiideS bccm flußt waren. ' Kiel, t. November. S. M. Aviso »Greis" ist heute Mittag in Dienst gestellt worden. Am 1. November ist S. M. Kreuzer „Möwe" ln Dienst gestellt worben zur Entsendung nach der o st a sr i k a n i s ch e n «talion, um die dortigen sehr unsichere» Gewässer zu vermessen. Der Kreuzer wird zwei Jahre in Lstasrila bleiben, um daau gänz- tich aus de» seefahrenden Fahrzeugen der kaiserlichen Marine auözuicheiden. Die „Möwe" ist nach): den Kreuzern „Albatros," und „Nautilus" Las älteste Schiss ihrer Elaste und kehrte am I<>. Octodcr 1869 »ach 5', jadriger Abwesenheit nach Kiel zurück, woselbst sie aus der kaiserliche» Werst einer umsaffenden Reparatur unterworfen wurde Wie in jüngster Zeit alle aus dem Auslandc I^imkedrenden Kriegsschiffe, hat auch die „Möwe" und ihre Besatzung bei viele» hervorragenden Ereignissen mitgewirkt. Zuerst nach der westasrikcuiischen Station bestimmt, verließ die „Möwe" uuler de», Evnnnando de« damaligen Lorvetlen- Capiiains Hoffmann am 15. April 1884 den Hasen von Kiel und begab sich über Gibraltar nach der Station, woselbst das Schiff bis Ende Juni 1885 verblieb. Mit I>r. Gustav Nachtigal hat die „Möwe" a» dieser Küste verschiedene kleinere Neisen ansgesührt, die mit der Besitzergreifung der Kolonie Kamerun in Verbindung standen. Be» kann! ist, daß Nachtigal aus der Rückkehr »ach Europa an Bord der Möwe" im Frühjahr 1885 dem Tropenfiebcr erlag. In Lissabon erfolgte eine Auswechselung der Besatzung. Das Schiss trat dann in de» Verband des damals unter dem Befehle des EontreadmiralS Knorr stehenden RreuzergeschwaderS, welches an der ostasrikanischc» Küste stationier war Nachdem am 9. Januar 1886 die übrigen Schisse des RreuzergeschwaderS von Zanzibar nach Sidncy in tzree gegangen waren, übernahm die „Möwe" mit dem Kanonenboot Hyäne" geineinschasllich den Dienst ans der Station und verblieb mit demseiden vor .Zanzibar bis zum 28. Juni t>86, an welchem Tage die Neste »ach Ade» angetrctc» nmrde, wostlbsl znm zweiten Male ein BcstiNniigswechlel erjvlgte. Die eine Halste der Bemtznng «rat die Heiimcise an. Vom Stabe des Schiffes wurde der Kom mandant Capital» zur See Hoffmann durch den Eorvetten-Eapitain Boetcrs ersetz!. Am 16. November 1886 kehrte die „Möwe" vo» Boiiibau aus »ach Zanzibar zurück. Am 20. November 1887 lichlele die „Möwe" die Anker, um in Aden die Besatzung abermals zu wechseln. Der Eommandanl Eapitai» BocterS war krankheils« halber i» die Heimalh zurückgekehrt und a» seine Stelle der Eor- vettencapilain Riedel getreten. Daraus verblieb die „Möwe" nach ihrer Rückkehr bi« z»m 13 August 1889 in Zanzibar im Verbände de« von Contreadmira! Deinhardt befehligten Kreuzergeschwadcrs. An dem schweren Blvckadediensl und de» Geiechten und CS peditionen an der ostosnlaiiische» Kiijle hat auch der Kreuzer „Möwe" ersolg- reich theilgcnomiiien. Am 6. Juni 1889 wurde durch Schisse des Kieuzergeichivader» Saadani beschossen. Hierbei deckt« der Krc'-zcr „Möwe'' die Ladung der Wlsstiiann'schen Truppe. Am Nachmittage dieses Tages zerstörten „Möwe"-Mannschasteii im Verein mit Leute» deS Majors vo» Wissman» Nbingi und Bniuni. Bet der Weg- nalnnc von Pangani am 8. Juli deckte die „Möwe" durch ihr Gc- schüpseuer die Truppe» Wisjiuann's. Beim Vorgehen ans Tonga am 10. Juli 1889 wnrde der Matrose Hauichild schwer verwundet. Derselbe ist im Lazarelh zu Zanzibar gestorben. Auch bei der Be schießung von Dar-eS-Salaon. mar die „Möwe" bclheiligt. Fünf Matrosen sind y» Kampse gegeil die Araber acsallen, während einer aus der Heimreste starb und in da« mittelländische Meer versenkt wnrde. — Ter Kreuzer erhielt eine Besatzung von 127 Mann, feine Armirnng besteht aus vier Stück 12-Centimeter Geschützen und mehreren Revoiverkanoneii, die Fahrgeschwindigkeit beträgt zwölf Knoten. Colonialpolitisches. Zur parlamentarischen Lage. Xl-6. Berlin, l. November. Am 4. November tritt, wie! bekannt, die Arbeitcrschutzcommission de« Reichs tag cs wieder zusammen und darf sür ihre Verbandlungcn, trotz der bald beginnenden Concnrrcnz de« Abgeordneten bauseS, ein starkes Interesse beanspruchen. Eie bat den größten Tbeil ihrer Aufgabe noch zu erledigen. Nicht nur Mit dein am I. November fälligen Woermanu - Lanttisek „Adolf Woermann" ist der bisherige kaiserliche Eommijsar sür Togogebiet, Zimmerer, wieder nach West-Asrika nb- gereist und damit anscheinend die im Gouvernement Kamerun seit längerer Zeit bestehende Uebergaiia-zeit abgeschlossen. Schon bei der erfolgten Beurlaubung de» Freiherrn v. Soden im Frühjahre bestand die Annahme, daß der kaiserliche Conimisjar Zimmerer wahrscheinlich dessen Nachfolger werden würde, »nd manche» spricht dafür, das, seine Eriieniiniig zum Gouverneur bald erfolgen werde. Der frühere bayerische Landgerichlsrath Zimmerer trat vor etwa drei Jahren t» den Neichsdiensl und wurde zum Kanzler in Kamerun ernannt; später, als das Berufs Eonsulat Lagos errichtet und durch die Ernennung deS Herrn v. Puttkamer dafür daS ReichS-Com- ein erbeblicker Thcil der eigentlichen Arbeiterschutzbestinimungen „Mariat für Togo frei wurde, kam Zimmerer aus diesen Posten. Als ist noch rückständig, cS Hai sodann auch die Bcrathung der I aber Anfangs dieses JahrcS der Gouverneur des Kamernn-GebieteS Ordnungsvorschriften, der die Verstärkung von Zucht und Recht in den Arbeilerverhältniffen bezweckenden Vorschläge stattzusinden, welche die Geister noch tiefer aufregcn werden, al« jene andern Bestimmungen und sich möglicher weise zu einer für daS Zustandekommen des ganzen Gesetze« sehr kritischen Frage gestalten könnten. Im gegen würtigcn Reichstag, wo die MajoritätSpartcicn vom Gegen cartel alle den Socialdcmokraten so tief verpflichtet sind und eine falsch verstandene, vermeintliche Arbritersreundlichkcit viel fach die zulässigen und möglichen Grenzen Übersicht, wird inan nur mit schweren Besorgnissen der Beraihung jener Zucht- und OrdnungSbestiminungcn entgegcnsrben können, die »war im wohlverstandenen Interesse der ordentlichen Arbeiter Bevölkerung liegen, aber von der demagogischen Agitation natürlich aus« Heftigste bekämpft werde». Die ReichStagS- mehrheit, soweit sie in der Evmmission zum Ausdruck kam, hat schon bisher in verschiedenen ihrer Beschlüsse den Be weis geliefert, daß sie in der Sucht nach Popularität in den Arbeitcrkreisen wichtige Interessen deS Erwerbs leben« »nd dringende Forderungen der praktischen Zweck mäßigkeil zu leicht zu nehmen geneigt ist. Schon gegen die bisherigen, über die BundeSrathSvorlagc hinaiisgchcndcn au» dringenden Rücksichten aus seinen Gesundheitszustand «inen Urlaub nahm, den man ats »inen völligen Abschied au» seiner bis herigen Stellung aniah, wurde Zimmerer mit der Vertretung des Gouverneurs betraut. Doch iiiußlc er wegen seines körperlichen Zustandes auch im Frühjahre einen Urlaub nehmen und hat sechs Atonale in Deulschland zugcbracht. Mit seiner Ernennung zum Gouverneur für Kamerun wäre auch zugleich eine gewisse Be stätigung dafür gegeben, daß Frhr. v. Sode» de» in Aussicht genommenen Posten eines Gouverneurs von Deutsch - Ostasrika er halten wird. — Die endgillige Berufung Zimmerer'» auf den obersten Berwaiiungsposten von Kamerun würde de» zweiten Süd deutschen an jene Stelle bringe», da Frhr. v. Soden auS Württem berg stammt. Es ist das ein weiterer Beweis dafür, daß unsere Colonialpolitik und die ganze Colonialbewegung gerade in Süd- deutschland die wärmste» Freunde und Anhänger aesunden hat, welche auch durch die Thal ihre Hinneigung zu erkennen geben. Unter den Beamte» der Eoivnial-Gejelljchaile» stnv die Süddeutschen stark vertreten und aua, in der vsiasrilanischcn Schutztruppe bilden oie süddeutschen Ofsiciere einen erheblichen Procentsatz. Socialdemokratisches. Brüssel, 3k. Oktober. Die Socialisten haben beschlossen, in Beschlüsse hat sich auS den Kreisen dcr^Arbeitgrbcr starker I «"ort der Hauptstadt, sowie in „dem Dorfe der Umgebung 458,08.,.. ?t,.650n.ks, ..«v c»,vl...'»!rr-1 «^lseis e.ne Knndgeb»ng noch vor dem Kr November adzu- Kalten. Außerdem sollen dir verschiedenen Verband» tn den ein- und durch die tbatsächlichen Verhältnisse und Bedürfnisse I begründeter Wiverspruch erhoben, und die vorbchaltene zweite! Lesung oder die Verhandlung im Plenum wird noch manche« zu corriairen haben, wenn das Gesetz in annehmbarer und sriuen Zweck erfüllender Gestalt zu Stande kommen soll. I E« ist eine außerordentlich verantwortung-reiche Ausgabe, j welche jetzt der weiteren parlamentarischen Bearbeitung unter zogen wird, und da« Vertraue», daß immer nur ruhige sach liche Prüfung den Ausschlag stiebt, ist durch die Behandlung dieser Fragen seiten- der radikalen Parteien und leider auch de« Centrum« euiigermaßen erschüttert worden. Marine. * Für die deutsche Marine befinden sich gegenwärtig 11 große KrirczSschiffe und 70 Torpedoboot« im Bau. * Berlin, 1. November. S. M. Kanonenboot »Jlti« , Commandant Eorvetten Capitain Ascher, ist am 3l. Oktober d. I. in Shanghai ringetroffen. zelnen Stadtvierteln größere Versammlungen veranstalten. Der Verband der hiesigen socialistische» Vereine bat aus heute Abend die Parteigenossen z» einer Besprechung sämmtticher Einzel heiten der verschiedenen Kundgebungen eingeladen, welche bekanntlich entsprechend den Beschlüssen de» ÜongrcsseS vom 14. September d. I. z» Gunsten des allgemeinen Stimmrechls kurz vor der Eröffnung der Kammern im ganzen Lande slalisinden sollen. Ein Ausruf in beide» Landessprachen soll a» den Mauern Brüssel« angeschlagen und in 50 000 Exemplaren unter der Meng« vcrlheilt werden. Zu der letzten Kundgebung, welche am Montag, den 10., Tag« vor Eröffnung der Kammern, hierselbst stallfinden wird, während die Umzüge in der Provinz aus Somttag den 9. anberaumt sind, sollen sämmtliche nicht zur Arbeiterpartei gehörigen demokratischen Berel»« ringeladen werden; an derselben sollen sich Abordnungen der sämmt- lichen soeialistischen Ortsgruppen betheiligen. Am 9. Abend« will «ine Abordnung der »undgebeiiden aus dem Rathbause empfangen werden, um den beiden liberale» Abgeordneten für Brüssel, Bürger meister Buls und Paul Janson, eine der Kammer zu überreichende Verwahrung gegen das jetzige Wahlrecht zu überreiche». Dieser Entschluß, sich den gemäßigt-ltberaten Auls zum Wortführer auSzu- erwählen, mag letzteren, der schon manches Hühnchen mit den Socialtjlen zu rupfen hatte, tn nicht geringe Bcrlegcuheit fetzen.
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