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Dresdner Journal : 17.10.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-10-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188010177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18801017
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18801017
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-10
- Tag1880-10-17
- Monat1880-10
- Jahr1880
- Titel
- Dresdner Journal : 17.10.1880
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M243. Sonntag, den 17. October. 1880. XI»«»!»!«»»"»«"!"«-«" Lo»"rk»ld tle,6«nt»et»«a 1t«!i<^»«> «ritt ?o»t- u»«t 8iemp«ilru»otit^ I» U»»»«» <i«ut»ci»i» »«tek": ^LkrlicN: . . «8 U^drlicd: 4 U>»rk »0 ?s. LuiKln« k^uwwerrl: lo?k l»"eratenpnei"vr ?ür U«» k»um e»o«r ^"pitllvovo ?«titreilv 20 kl. voter äls Lell« KO kt. T^liob mit Xurnakms «isr 8o»n- vv6 ^t»«o<1» tür Ut-n kolxsnäv» 1»8 ZresdnerImirnal. lu"<-r»i«-i>i»ii!ii»>>i»«> »«»^iici" Ore»«!»«!' ^ou»u > i»; Siundur^-NirUll Vi«a l.«ipri^ L»»«I -8-»»l»u , KIu t ». H : ^/aa»e»»«>te«»» L No-Oa V>«u-H.mt>urz kr»^-l.«ip»>U ^«mlltllrl ». N UüoetlOll^u</ .!/««»«, 8,rit»: /»!> <«/<</< »</'<»^ Lr«msii' F ü'e/ilotte,' Lr«,I»u: F. Äuoz/t»«'« ttün i»u; CdswUlU />. ^c-iA<: ^rankNirl ». H.: F ^««^t^ociiv u. (,'. »«:kv ltuek>»«n«ilnn8! aorUt»: t/ Hzllnovsr: 6. LcXu>>/,' ?^i» L«rtm-rnu»kturt » U. Stuttx»rt: LLwdar^: F L/t««UAk», ^«/ Lte»»««»'. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Hsrsusxsdvi-: Nünixi. kxpeüition üv» Drvsüncr ^ourviti«, l>rft8«ivn, Xvinßvrstnl«!« tio. 20. Amtlicher Theil. Dresden, 13. October. Se. Majestät der König hat dem Pfarrer Tart Bruno Wagner in Ebersdorf das Ritterkreuz I. Elasse vom AlbrechtSorden aller- gnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 15. October. Se. Majestät der König hat allergnädigst geruht, dem zettherigen Oberforst- meistrr zu Auerbach, Oskar Dietrich von Witzleben, unter Belassung d«S DienstprädicatS „Oberforstmeister* die Stelle des DirectorS der ForsteinrichtungS-Anstalt zu übertragen. Dresden, 15. October. Se. Majestät der König hat allergnädigst geruht, den zettherigen Verwalter deS Sachsenburger Forstreviers im Forstbezirke Zscho pau, Obersörster Georg Rudolf Gensel, zum Ober forstmeister im Forstbezirke Marienberg und den zeit- herigen Verwalter deS Reichenbacher Forstreviers im Forstbezirke Grillenburg, Obersörster Heinrich August von Lotta, zum Oberforstmeister un Forstbezirke Auerbach zu ernennen. Nichtamtlicher Theil, u e b e r s i ch t. relegrapdische Nachrichten. Zeitung-schau. (Bund.) Tage-geschichte. (Berlin. Prag. Paris. Madrid. London. St. Petersburg. Konstantinopel. Teheran.) Die Krier der Vollendung des Kölner Domes. Zur orientalischen Krage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffrntl. Dienste. Statistik und Lolkswirthscdast. Feuilleton. Lagrskalender. Inserate. Beilage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Proninzialnachrichten. (Leipzig. Borna. Lhemnitz. Zittau.) Eingesandt»-. 2 öriennacdrichtku. -telegraphische Wittrrungsberickte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Sonnabend, 16. October, Vormit tags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Gesetzsamm lung publicirt eine königl. Verordnung, betreffend die Einberufung des preußischen Landtags auf den 28. October. Paris, Sonnabend, 16. October. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Lier italienische Barnabiten au- dem Orden-Hause in der Rue Montceaur sind an gewiesen worden, Frankreich innerhalb 24 Stun den zu verlassen. In Agen sind die Carmeliter heute früh auSgrwirsen worden, nachdem die Po lizei die Thüren gewaltsam geöffnet hatte, worüber Protest erhoben wurde. London, Sonnabend, 16. October. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Wie den „TimeS" auS Baosich gemeldet wird, erhielt Admiral Seymour Infor mationen, daß die Türken Torpedos im Hafen von Smyrna versenken. Dublin, Freitag, 15. October, Abend». (W. T. B.) Alle Personen, welche der Mitschuld an der Ermordung des Lord Mounth Morris an- geklagt waren, find au- Mangel an Beweis heute wieder in Freiheit gesetzt worden. Dublin, Sonnabend, 16. October. (Tel. d. Dresdn. Journ ) ES verlautet, Parnell, Biggar, Dillon und O'Eonnor ständen auf der Liste der Agitatoren, welche wegen Verschwörung in An klagezustand versetzt werden sollen. Dresden, 16. October. Ls giebt Ausdrücke in der Sprache, denen man fast in jedem ZettungSblatte begegnet, obwohl die Meisten, welche sie brauchen, von ihrem Sinn nur einen unbestimmten nebelhaften Begriff haben. Um sie zu verstehen, muß mau den Ursprüngen nachfor- schen, denen sie ihr Dasein verdanken. Zu diesen flemden Münzen, die man unbesehen hinnimmt, weil sie nun einmal im Umlauf sind, gehören die Worte Panslawismus und Nihilismus. Wer ihnen nachgeht, gelangt an einen Punkt, wo ein einziger Strom sich m zwei Arme gabelt, welche das gleiche trübe Gewässer nach verschiedenen Seiten hinwälzen. Seit den Dreißigerjahren zeigt sich die ganz eigen- thümliche Erscheinung, daß die meisten Völker ein ver» mehrte- Interesse an ihrer Abstammung nehmen und sich zu denjenigen Nat onen hingezogen fühlen, die zu ihnen in verwandtfchaftlichen Verhältnisfen stehen. DaS Bestreben, diese Fühlung aller Stammverwandten, die verschiedenen Staaten angehören, mit aller Energie her zustellen und festzuhalten, ist in sofern etwas Revolu tionäres, als es die geschichtlich gewordenen Schranken mit der elementaren Gewalt der Natur zu durchbrechen sucht. Man bezeichnet es mit dem griechischen Wort „Pan" als das Interesse, die einzelnen Theile aus der Zersplitterung zu einem Ganzen zu sammeln. Die magnetische Kraft, welche das Ganze auf alle Splitter ausübt, äußert sich zuerst nur in literarisch-sprachlicher Harmlosigkeit, schreitet dann aber zu einer politischen Gährung fort, die den gegebenen politischen Zuständen und Eintheilungen immer heftiger den Krieg erklärt. Auch der PanflawismuS hat einen ganz harmlosen Anfang. Das Wort wurde zuerst gebraucht, als im Jahre 1831 der tschechische Gelehrte Joh. Kollars mit seinem Buch über die Zusammengehörigkeit der slawi schen Mundarten auftrat. Ihm war eS noch nicht um politische Gedanken, sondern um die Entstehung einer slawischen Nationalliteratur zu thun, obwohl schon damals die Meinung im Hintergründe lag, daß der Geist der deutschen und romanischen Völker sich ausgelebt habe und nur ein frisches Volk, eben der slawische Stamm, die Aufgabe der Menschheit weiter zu führen vermöge. Dasjenige Volk, in welchem der Panslawismus sofort ein politisches Gepräge annahm, sind tue Russen, zu denen das Feuer aus den in der Knechtschaft der Türkei fchmachtenden Südflawen hinüberfchlug. Der Entwickelung der panflawistischen Ideen in Rußland widmet der Berner „Bund" einen Artikel, den wir nachstehend folgen lassen. Schon im Anfang dieses Iah, Hunderts gab es in Rußland geheime Gesellschaf ten, welche von einem großen slawischen Bund träum ten, der Rußland, Polen, Böhmen, Mähren, Dalma tien, Kroatien, Ungarn, Serbien umfassen sollte. Allein Kaiser Nikolaus unterdrückte mit unbeugsamer Härte alle diese Bestrebungen, die ihm irgendwie an dem Bestand des europäischen Staatensystenis zu rütteln schienen, um so mehr, als viele dieser Gehennbünde die Anbahnung gründlicher Reformen im eigenen StaatS- leben zum Zwecke hatten, wie z. B. die Brüderfchaft des heiligen Cyrill und Methodius (1846). Um so verhängnißvoller für Rußland wurde eine Form des Panflawismus, die, ohne Orgamfation und deshalb für die Polizei ungreifbar, alles Bisherige überbot, nämlich die Strömung deS Slawophilenthums, welches sich nicht mehr mit dem Lieblingsgedanken begnügte, daß die bisherige Cultur auf die jugendfrischen Völker deS östlichen Europa übergehen müsse, sondern den selben zu der Forderung zuspitzte, daß die bisherige westeuropäische Cultur zu vernichten und eine neue, erst noch zu erfindende an ihre Stelle zu setzcn sei. ES verband sich damit ein religiöses Element, in dem man m der orthodox-griechischen Kirche das ur sprüngliche Wesen der göttlichen Offenbarung erkennen wollte, zu dem man zurückkehren müsse, um sich zu verjüngen. Von dieser theologischen Grundlage auS gelangte man zu der Ungeheuern Behauptung, die Staaten im Westen beruhten auf Eroberung und Sklaverei, während Rußland auf Freiheit, Frieden und Menschenwürde aufgebaut sei. Die Thatsachen, welche dieser Lehre widersprechen, räumte man mit dem einfachen Satz aus dem Wege, daß sie nur die Folgen der westeuropäischen Gesittung seien, welche seit Peter dem Großen ihren beklagenswerthen Eingang in Rußland gefunden habe. Ihren focialen Ausdruck fand diese Phantasie der Slawophilen in der Forde rung, daß die eigenthümliche russische Gemeindevrr- fassung berufen sei, der übrigen Welt als Vorbild zu dienen. Diese besteht nämlich im gemeinsamen Besitze der Gemeinde an Grund und Boden, in der periodischen Zutheilung der Grundstücke an die verheiratheten Män ner der Gemeinde und in deren solidarischer Haftbar keit für die Leistungen an den Staat. Obwohl auch die Regierung deS Kaisers Nikolaus ihr Hauptgewicht aus den orthodoxen Glauben legte, durch welchen Ruß land eine beneidenswerthe Ueberlegenheit gegenüber dem durch Religionskämpse und Sectireret zerrissenen Europa habe, wagten sich die Slawophilen doch erst nach der Thronbesteigung deS jetzigen Kaisers (1855) freier hervor. Da aber das Volk, mit dem sie sich trugen, nur in ihrer Einbildung existirte und alle ihre Lehren statt auf die wirkliche Geschichte nur auf dogmatische Behauptur.gen gegründet wurden, welche der nationalen Eitelkeit schmeichelten, bereiteten sie jene Verwirrung und Unklarheit der Geister vor, aus der die ebenso gewaltsamen als unmöglichen Grund sätze des Nihilismus erwuchsen. Als erstes sociales Versuchsfeld bot sich den Slawo philen die vom Kaiser Alexander unternommene Be freiung der Leibeigenen dar, bei welcher die Frage über den Gemeindebesitz in den Vordergrund trat. Der Agitator Alexander Herzen glaubte in socialistischem Interesse das Gesammteigeuthum der Gemeinde an Grund und Boden als die Verwirklichung der Idee zu erkennen, nach welcher man im Westen so eifrig ringe. Was dort von den radikalsten Köpfen verlangt wurde, das hatte in Rußland von jeher im Charakter und in den Begriffen des Volkes gelegen. Als aber nach dem polnischen Aufstand von 1863 das unglück liche Land dem aus hervorragenden Slawophilen be stehenden OrganisationScomtts zum Versuch der Agrar reform in ihrem Sinne überlassen worden war, hatten diese Umwälzungen schon nach 3 Jahren ein solches Durcheinander zu Wege gebracht, daß sich die Regie rung genöthigt sah, Einhalt zu gebieten. Ebenso kläg lich endete der zweite Versuch in den Ostseeprovinzen. Während desselben verstanden es die Führer der Be wegung mit unvergleichlicher Geschicklichkeit, die Re gierung über ihre wahren Absichten zu täuschen, indem sie mit ihrem Losungswort „Zar und Volk" die Zer störung des Dazwischenliegenden sorderten und die Spitze, die gegen die Regierung selbst gerichtet war, vorsichtig verbargen. Aber auch die Regierung beutete den Panslawismus zu ihren Zwecken aus, da er zu Gunsten der politischen Machterweiterung Rußlands gern bereit war, ein gutes Stück Weges mit ihr ge meinsam zu gehen. Den panslawistischen Gelüsten gewährte daS leiden schaftliche Mitgefühl deS russischen Volkes mit den unter dem türkischen Joch schmachtenden Glaubens genossen eine solche Stärkung, daß sie in der auswär tigen Politik zeitweilig der ausschlaggebende Factor wurden. Die Regierung, welche sich nicht in Wider spruch mit einer uralten Volkstiadition setzen konnte, mußte beim Ausdruck) des Krieges 1876 Manche- ge schehen lassen, was sie unter anderen Umständen kaum zugegeben haben würde. Eine Zeit lang schien es, daß sie und die Panslawisten durchaus einig gehen, und als einer ihrer rücksichtslosesten Vertreter, Fürst Tscherkaßki, zum Chef der Verwaltung der zu befreien den türkisch-slawischen Provinzen ernannt wurde, fand ein dritter Versuch Statt, das berühmte Agrarsystem mit seiner alles Vorhandene zertrümmernden Nwelli- rung zur Anwendung zu bringen und der cäsaristi- schen Demokratie ein neues Glied zuzufügen. Glück licher Weise starb Tscherkaßki, nachdem seine Wirk samkeit eine grauenvolle Verwirrung aller Verhält nisse und ein vollständiges Fiasco aller panslawisti schen Umwälzungen in Bulgarien zu Stande gebracht halte. Die Gesinnungsgenossen ließen sich aber nicht irre machen. Die Niederlagen in Bulgarien erklärten sie als Strafen für die NationalitätSlosigkett der herr schenden Klasse und verdammten Alles, was sich zwischen den Zar und sein Volk dränge. Es war die alte Loosung: Zar und Volk, d. h. die Demokratie, die den Absolutismus so lange zu ihren Gunsten aus- nutzl, bis sie die Kraft hat, auch über ihn hinweg zuschreiten. Wie groß war nun die Erbitterung, als der Friede von San Stefano, daS Werk des Panslawismus, wel che- im Gegensatz zu allen übrigen europäischen Staa ten durchgesetzt worden war, unter Einwilligung der Regierung einem europäischen Congreß vorgelegt und in seinen wesentlichsten Bestimmungen abgeändert wurde! Eine schwer grollende und tobende Unzu friedenheit bemächtigte sich der Gemüther; die Re gierung sah sich genöthigt, sich gegenüber dieser Auflehnung auf ihre Autorität zu besinnen und einigen Hauptschreiern den Mund zu stopfen. Gerade in dieser Zeit, als der unbefriedigte Panslawismus in Rußland tobte, begab sich der Nihilismus auf seine blutige Bahn, nur eine andere Form eines und des selben Zerstörungstrlebes. Unter dem Vorwande, an uralte Ueberlleferung anzuknüpfen, hatte sich das Sla- wophilenthum in feindseligen Gegensatz gestellt nicht nur zu Verhältnissen und Zuständen, welche seit einem Jahrtausend in Rußland exlstirten, sondern auch der gesammten westeuropäischen Civilisation den Krieg er klärt. Beabsichtigten die Panslawisten damit die Auf richtung eines alle Slawen umfassenden Weltreiches, so gefiel sich der Nihilismus in der Idee einer völligen Zertrümmerung aller bisherigen Zustände zu Gunsten einer ihm selbst noch dunkeln Zukunft. Der letztere ist nur der Wuthschrel, den der Panslawismus über das Fehlschlägen seiner Träumereien ausstößt und des halb nichts weniger, als Frelheitsbestrebung im Sinne der abendländischen Anschauung. Während den westeuropäi chen Umsturzparteien der Staat als eine zu Allem brauchbare Maschine erscheint, deren man sich nur zu bemächtigen brauche, um alle Ideale zu verwirklichen, kennt der Russe seinen Staat nur als hilfloses, gedankenloses Ungethüm, und in der eigenen Unfähigkeit, seiner Meister zu werden und es zu lenken, sagt er emsach: Die gegenwärtige Ge sellschaft und der gegenwärtige Staat sind absolut schlecht und müssen zerstört werden. Was nachher kom men wird, wissen wir nicht; aber schlechter, als da- Gegenwärtige kann es nicht sein. Wir stehen mit diesem Ausläufer der panslawistischen Bewegung vor einem neuen Beispiel der alten Wahrheit, daß das überladene Geschoß seinen Rückstoß hat, welcher Den jenigen trifft, der e- losdrückt, und dies ist in unserm Fall d»e Regierung gewesen. Sie konnte es nicht über sich gewinnen, auf die Zusammenfassung und Verwerthung Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Bom Kölner Dom. Die Schilderungen der schönen, für Deutschland so erhebenden Feier zur endlichen Vollendung dieses Baues gehen mit verdienter Wärme auf die erfreuliche Re- staurationSepoche ein, welche sich für diefes nationale Kunstwerk nach dem fchon durch Friedrich Wilhelm III. angebahnten Schutze und nach dem segensreichen Ein greifen der edeln Begeisterung Friedrich Wilhelm'- lV. ergab. DaS Gefühl der Erhebung und Genugthuung wird aber noch erhöht, wenn wir auch aus den frühern Verlaus und auf die Zeit deS Verfalls einen schmerz lichen Blick werfen. Die wechselvollen Schicksale, welche der Dom er fahren, seitdem Erzbischos Konrad v. Hochstaden am 14 August 1248 den Grundstein legte, haben bis in unser Jahrhundert hinein thettweise eine traurige Sehn lichkeit mit jenen, von denen der zur Zeit Karl'S des Großen auf demselben Platze erbaute und im Jahre 874 eingeweihte Dom deS heiligen Petrus heimgesucht wurde, bis er, durch Feuer und Schwert verwüstet, zur Ruine geworden. Aber freilich, im 9. Jahrhunderte waren rS wild« Normannen, welche Prachtbauten al» Ställe für ihre Pferde benutzten und Meisterschöpfungen der Bildhauerkunst in Stücke schlugen! ES ist nun wohl fraglich, ob im Jahre 1248 mit dem Neubaue de» Dome» begonnen wurde, aber jeden- fall» bezeichnet diese» Jahr die Periode, in welcher die ersten Pläne entworfen wurden, nach denen man die ältern Theile ausführte und welche auch für das Ganze in gewissem Sinne maßgebend blieben; urkundlich er wiesen ist, daß die Leitung deS Dome- im Jahre 126s sich mittelst Vertrags mit dem Burggrafen v. Drachen - fels einen Weg zu den dortigen Stelnbrüchen sicherte. Fragen wir aber nach dem Namen de- Meisters, dem wir diese Pläne verdanken, so nennt uns eine alte Sage vorerst den Mönch Albertus Magnus, der, ein tiefsinniger Gelehrter, namentlich auf dem Gebiete der Naturkunde wohlbewandert, damals das Amt eines Lehrmeisters im Domlnicanerkloster zu Köln versah', das Volk hielt ihn sür einen Zauberer, und es ist bezeichnend, daß es nur einem solchen die Kraft zu traute, ein fo mächtiges Werk zu planen. Heute ist man so ziemlich einig darüber, daß der Schöpfer dieser Pläne und der erste Dombaumeister Gerhard v. Rtte gewesen sei, also geheißen, weil er zu Rile, einem Orte nächst Köln, geboren war. Dieser Gerhard war Stein metz, und wir wollen gleich jetzt betonen, daß die meisten der an dem Dombaue hervorragend wirkenden Meister von jeher Steinmetzen waren. Man ging zu Anfang ohne Frage mit großem Eifer an die Ausführung deS Baues; allein Streitig keiten zwischen den Bischöfen und den Bürgern lähm ten wiederholt die Bauthätigkeit, und erst 74 Jahre nach der Grundsteinlegung ward der Chor vollendet und am 27. September 1322 feierlich eingeweiht. Ueber den Gang deS Baue» der übrigen Theile de» Dome», der Schiffe und der Thürme hat man nur Bermmhungen; sicher ist, daß im Jahre 1447 der süd liche Thurm hoch genug aufgeführt war, um die Glocken, die bi» dahrn in dem hölzernen Thurme neben der JohanniSkirche gehangen hatten, aufnehmen zu können. Im Laufe der zweiten Hälfte des 15. Jahr hunderts hatte die Welt andere Sorgen, als Dome auszubauen; immer eingeschränkter wurden die Arbeiten, ja um das Jahr 1450 waren sie an beiden Thürmen eingestellt. Mit der Einsetzung der großen Glasgemälde in den Fenstern zu Anfang des 16. Jahrhunderts war, wie ein Mitarbeiter der „N. fr. Pr." weiter fehl zu treffend fagt, die fchöne, verheißungsvolle Zett der ersten Periode des Dombaues zu Köln definitiv zu Ende. Von nun an wurde er jahrhundertelang nur geschädigt. Daran war nicht nur die Noth der Zeit schuld, sondern auch ein Zug der Geister, welcher sich damals auf ästhetischem Gebiete geltend machte und d.n wir als „Bildungsbarbarei" bezeichnen möchten. Italienische Kunstschriststeller hatten zuerst in harten Worten ihre Verachtung der „deutschen" Bauweise aus gesprochen; Filarete verwünscht in seiner Baulehre Denjenigen, der diese praticueeia (Pfuscherei) erfand; Vasari weiß keinen ärgeren Schimpf für ein Bauwerk, al» eS „gothifch" zu nennen. In den Ton, den die Italiener anschlugen, wurde von Deutschen eingestimmt, und der hochweise Sandrart meinte in seinem Werke „Deutsche Akademie", die gothische Baukunst „beobachte keine richtige Ordnung, Proportion und Maß, sei voller Unordnung und müsse als eine barbarische Art zu bauen betrachtet werden." War Wunder, wenn von nun alle Pietät für den Dom schwand! Im Jahre 1735 ließ der Erzbischof Clemen» August zwei der ehemal» über der Orgel befindliche Giebelfenster vermauern; am Aeußeren wurde Einzelne» abgetragen, weil e» für die Vorübergehenden gefahrdrohend erschien; die stilwidrigsten Verballhor ¬ nungen wurden im Innern vorgenommen. Das zier liche Sacramentenhäuschen links vom Hochaltäre wurde zerschlagen und dessen Trümmer in den Rhein ge worfen; während der Kriege mit Frankreich diente der Dom bald al- Fouragemagazin, bald als Gefangen- hauS; ein Trupp östelreichiicher Soldaten, welcher zur Winterszeit da untergebracht war, wurde durch die surchtbare Kälte verleitet, Betstühle und allerlei anderes Holzwerk als Brennmaterial zu verwenden; man ver schacherte einzelne Statuen für ein Spottgeld an Trödler, ja man dachte endlich sogar daran (1801), den ganzen Dom zu versteigern. Doch diesen trüben Tagen schloß sich nun nach den Befreiungskriegen fehr bald der uns allen bekannte Geist der besseren Er- kenntniß und des patriotischen Aufschwungs für den Kölner Dom an. Wir machen nun wieder einen Sprung in eine ganz frühere Zett zurück und blicken auf das inter essante Bild des römischen und altgermanischen Kölns mit seinen wechselnden Geschicken und reichen Kunst- blüthen im späten Mittelalter. Diesem Zeitraum widmet die „N. Allg. Ztg." eine Schilderung; plau- derhast, aber nach guten Vorlagen von E. Polko ent worfen: Da» vergilbte und verstaubte Heft einer im Jahre 1810 erschienenen Zeitschrift sür Geschichte und Lite ratur liegt vor uns, mit dem Aussatz Ritter'», eines gründlichen Kenner» der deutschen Kunstgeschichte, über die baulichen Schätze deS alten Köln, und es klingt feierlich wie das Rauschen des Stromes selber, wenn er erzählt: „An dem Anfänge einer unabsehbaren Fläche, die sich bi» zur Nordsee hin au»dehnt, lagert sich Köln in
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