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Dresdner Nachrichten : 27.11.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-11-27
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187711274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18771127
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18771127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-11
- Tag1877-11-27
- Monat1877-11
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 27.11.1877
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«r. SSI. Si»t«l.Nu«»»n»>ae «ust^e ssooo »s»l. Oteufteg, de« S7. »«»««der. »Iß» In a!«m"(».— , k-Olt,, N,lUe» dranNurt ^Lv..« «t.0. ül Verl». Tagevlatt fürIoMK, Zlnterhaltung, HeschSfisverKehr., Mrsmöericht und Iremdenkiüe. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Ätpfch 6 Nklchardt tu Dresden. Berant». Redacteur: Ernst Vtpfch tn DreSd«. -«ler-t« »erd« «»Ve»- «'»,»- l, dl« «d.» U«, «NtzkNIMMk«, Sonnt»»! »>» ««!!»,« «, Udr iI, «»ust-dt: -ri>d« «l»Ke»> «»sie L bl« Nachm. L Udr. — Der Raum einer eln- Ualllsei, »kM,«II, r»ke» t»Psae. Sln,Ln»t dt, Zell« R» Ps,e. «Ine »aralili, für »«« »i»«sItü,lL'e«rlcheI,» der znlerat« wird aljchfi , « , ibjVl. Iiirwirtlile «nnon»»> tluslräie »an uu« und«» kannikn Munk» und Per- f»n«n Iiiimren >ulr nur «e,eu «rLoumerav»«» Aadlu«« durch «rlr«. marken oder Balictnjalj- lun». «cht Lllbcn kofte» ,L PI,-. Lnserale für di» Manko«« - Nunnner »der nach einem 8-1»,-« die Pelitjelle üU Ps»e. XXll. Jahrgang. Mltredacleur: Vr. L«»I -kr daS Feuilleton: Ln^nlu «»rti»»«». Dresden. 1877. «°l»ii«e». Kaum geboren, erhielt schon da« neue Ministerium Mae Mahon'ö einen tödtlichen Stretch von der Deputirtenkammer. Es kündigte sich bei seiner Geburt als „Gefchäftöministerium" an; alle Welt fühlt aber, daß e« nur die Geschäfte des BonapartiSmuö be sorgen soll. Mit Ausnahme des Präsidenten, des Generals Roche- bouet, welcher eine clerikale Färbung hat, sind alle Minister Bona- partisten, und der Sohn EugrnienS Hut Ursache, mit den Männern zufrieden zu sein, die jetzt dm Marschall-Präsidenten al« Berather umgeben. Prinz Ludwig darf in Chiselhurst davon träumen, in nicht zu ferner Zeit als Napoleon I V. seinen Einzug in Frankreich zu halten. Freilich — mathematisch gewiß ist das noch lange nicht. Selbst der als UnterrichtSminister dem neum Kabinrt angehörende Astronom Fay«, welcher die Bahn eine« von ihm entdeckten und nach chm benannten Kometen berechnet, die Parallaxe eines anony men Sternes im Großen Bären festgestellt und den Ring des Saturn beschrieben hat, selbst dieser bedeutend« Geist wird die nächste Zukunft Frankreichs nur als unbekannte Ziffer behandeln dürfen. Die Deputirtenkammer hat mittelst der Tagesordnung, die sie dem Marschall Mae Mahon ins Antlitz schleuderte, den Ring des Saturn durchbrechen wollen, den er um die Republik zu legen ver sucht. Was anfangrn mit einer Kammer, die sich weigert, auch nur in geschäftlich« Beziehungen zu der neum Regierung zu treten? Etwas muß doch geschehen, um vorwärts zu kommen. 833 Männer wählt da« französische Volk in die Deputirtenkammer und den Senat. Man sollte glauben, daß mit dieser respectablen Ziffer die Summ« der politischen Eapacitäten der französischen Nation erschöpft sei, die nach irgend einer Seite hin des öffentlichen Vertrauen« würdig erscheinen. Aber, indem Mae Mahon seine Minister völlig außerhalb des Parlamentes wählte, sagte er damit: ich stelle mich über die Verfassung. Die nächsten Stunden müssen nach der einen oder anderen Seite hin ein« vorläufige Entscheidung anbahnen. Ein Staatsstreich, vermittelt durch eine zweite Auflösung der Deputaten kammer, liegt ebenso in der Luft wie ein Zurücktreten Mac Mahon'S. Die Personalien des neuen Ministerpräsidenten seien durch folgende Daten kwch ergänzt: General de Rochebouet, 1813 tn Angers geboren, erhielt seine Ausbildung in der polytechnischen Schule zu Pari-, aut» welcher er im Oktober 1833 alS Leutnant in die Artillerie eintrat. Unter der Juli-Monarchie avanctrte er nur sehr langsam; bei dem Sturze dcö .König« LouiS Philipp war er erst Hauptmann. Desto schneller schwang er sich unter der Prä sidentschaft LouiS Napoleon s und unter dem Kaiserreiche empor. 1849 wurde er Major, 1853 Oberstleutnant, 1854 schon Ober»; in sechs Jahren also war au« dem Hauptmann ein Oberst gewor den. Noch mehr, er erhielt das Commanbo des reitenten Artil lerie-Regiment- der Kaiscrgoree, weiche« das erste war, daS mit den neuen gezogenen Kanonen, deren Erfindung Napoleon IU. sich »uschricb, ausgerüstet wurde. An der Spitze dieses Regi mentes griff Rochebouet entscheidend in die Schlacht bei Eol- f«rinv ein, an einem Punkte, wo die Franzosen durch daö um sichtige. energische Borgeven des österreichischen Generals Prinzen Alexander von Hessen in einer sehr kritischen Situarion waren. Die TurkoS, welche einen Angriff aus daS österreichische Ccntrum bei Eavriana gemacht batten, waren eben in die Flucht geschla gen worden, al« die reitende Artillerie Rochebouet'ö erschien und der Schlacht eine andere Wendung gab. DaS Ccntrum wurde durchbrochen. Solierino war für die Franzosen gewonnen. Die TurkoS. denen Rochebouet damals Im rechten Momente betsprang, gehörten zum ArmeecorpS MacMabon'o. Seit diesem rage datirt denn auch die intime Freundschaft Mac Mahon ö mit Rochebouet. Letzterer wurde noch aus dem Schlachttelbe vom Kaiser Napoleon zum vttgadegenrrai befördert, und seit 1. März 1867 ist er Divistonögeneral. Tie Republik brachte Ihm nichts al» daS Groß- ofstzlcrkreuz der Ehrenlegion, welches er lür seine Tbeilnabme an der Bezwingung des Tommunistcn-Auistandrö 1871 erbiete. Seit drei Jahren befehligte er da» 18. ArmeecorpS mit dem Haupt quartier in Bordeaux. Wiederholt in neuester Zeit hat die Pforte um FricdcnSschluß gebeten. Erst klopfte sie um Vermittelung bei Deutschland, dann bei Oesterreich an. Beide Male erfolgte ein höfliches Achselzucken Prinz Rruß und Graf Zichy verweisen die Pforte direct an die Adresse Rußlands. Europa hat alle Ursache, die Friedenötaubheit beider Botschafter in Konstantinopel zu bedauern. Welch' herr licheren Beruf könnten diese Diplomaten erfüllen, als einen baldigen Frieden anzubahnm? Das russische Volk ist, nach dm Berichten aller Blätter, herzlich kriegSmüde. Der Zar aber, von dessen Frie densliebe man sonst Wundergeschichtm vernahm, scheint sich für Fortsetzung de« Kriege« zu begeistern. Wenn man ab«r in Berlin behauptet, Deutschland hätte, als cs gegm Frankreich im Felde lag, eine Kränkung seiner nationalen Ehre darin erblickt, wenn Rußland als Vermittler zwischen die Kämpfenden getreten wäre, so ist das, mit Verlaub Ihr Herren, nicht ganz zutreffend. Noch ehe sich bei Sedan der eiserne Ring um Napoleon schloß, begehrte in der Thal der Zar und seine Diplomatie, daß ein europäischer Congreß zusam mentrete und nicht dloS die Erhaltung der napoleonischcn Dynastie, sondern die Neutralisirung von Elsaß-Lothringen decretire. Nur die einmüthige Abwehr dieses Vorschläge« durch das entrüstete deutsch« Voll schützte uns vor dieser Thatsache. Das russische Volk aber verlangt Frieden und hat Nichts gegm seine Herbeiführung durch neutral« Mächte. Demselbm Rußland, das 1870 so «mi die „nationale Ehre" Deutschlands respectirte, hält sich 1877 Deutsch land für verpflichtet, auch nicht mit einem Wort« zu sagm, daß es gut thäte, da« Friedens-Anerbieten der Pforte anzumhmen. In England ist man über die Kriegslust de« Zaren in begreiflicher Un ruhe. Seitdem Kar« gefallen und die Russen mittelst des rubelbe ladmen Esel« die Mauern dieser starken Festung in einer einzigen Nacht überkletterten, sind die Russen die Herren des Schlüssels von Armmim. Der Landweg nach Indien und daß Quellengeblet de» Euphratstromes sind jetzt in russischen Händen. Das bewirkt eine solche Aufregung Englands, daß selbst der russenfreundliche liberale Vladstone, dessen abgeschmackte Politik wesentlich dm Russen ihre Lag« erleichterte, voller Sorgen in die Zukunft blickt und dm Zaren an sein feierlich gegebenes Wort erinnert: „Er wolle keine Erobe rungen machen." Bald wird sich zeigen, ob GladstoneS Zuversicht solide Unterlagen besitzt. Im Wiener ReichSrath hat der Handelsminister v. Ehlumetzky in vertraulicher Weise Aufschlüffe gegeben über dm Gang der deutsch österreichischen Zollverhandlungen. Selbst diejenigen österreichischen Abgeordneten, welche in der Zollsrage eine entschieden oppositionelle Haltung gegen die österreichische Regierung einnehmen, gewannen aus den Erklärungen Chlumetzky'S die Überzeugung (schreiben Wiener Blätter) daß es nicht Oesterreich's Schuld war, wenn die Zoll-Conferenzen scheiterten. Eine Entgegnung auf diese Anschul digung wird von Berlin aus wohl nicht lange auüstehen. Wir ent halten uns vorläufig des Urtheils, constatirm aber drei Thatsachen, einmal haben die deutschen Unterhändler offen erklärt, daß sie mit Rücksicht auf die innere Lage Deutschlands so wenig sich entgegen kommend verhielten, sodann, daß in Oesterreich alle Parteien und Nationalitäten Ursache zu haben glauben, sich in Zoll- und Handels fragen feindlich gegen uns zu stellen und endlich, baß eine politische Entfremdung sich bereits als die Folge dieser Zollfcindschast zwischen beiden Reichen zu zeigen beginnt. Neueste Telegramme der „Dresdner Rachrichte«." Stettin, 26. November. In der heutigen Generalver sammlung der Aktionäre der Berlin-Stettiner Eisenbahn waren 38 Proc. des Gesammtkapitals vertreten. Der Vorschlag der lönigl. preußischen StaatSregienmg, ihr die Bahn gegen eine Sprocentige Rente abzutreten, wurde ebenso abgelehnt, wie andere Vorschläge, die eine 5»/,- und 6proc. Rente beanspruchten. Di« Berlin Stettiner Bahn verbleibt somit im Privatbesitz. Wien, 26. November. Die „Polit. Corresp.* mrldet aus Cettinje: Die Montenegriner nahmen am 24. d. Nacht» denOrt, sowie den Hafen von Spizza, sowie dir di« Stadt dominirenden Forts Hajenhaj und Golobrdo. letzteres Fort indeß nur nach mehr stündigem, erbittertem Kampfe. Die Montenegriner halte,» nun mehr daS ganze Gebiet bis Bojana besetzt, ausgenommen die Cita- delle von Antivari und Duleigno. — Gleichzeitig wird aus Cattaro signalisirt, daß gestern Nachmittag mehrere türkische Kriegsschiffe von Korfu nordwärts steuernd, wahrscheinlich zum Entsätze der albanischen Küste, abdampften, jedoch unter dem herrschenden schweren Sirocco viel zu leiben hatten. Konstantinopel, 25. November. ES circuliren hier verschiedene, völlig unbestätigte Gerüchte von einem Ausfall, den Osman Pascha versucht haben soll. Nach dem einen Gerücht wäre derselbe in der Richtung gegen Rahowa, nach einem anderen in der Richtung gegen Loftscha unternommen worden. Newyvrk. 25. November. Der nvrdamerlkaniscbe Kriegs dampfcr „Huron" ist gestern an der Küste von Nordcaroltna ge sunken. Bon der aus 15 Offizieren und 119 Mann beliebende» Bemannung sind nur 4 Olfiztere und 30 Mann gerettet. Der Kavitain ist unter den Tobten.— Na» hier etngeaangenen ander westen Berichten aus Mexiko hätte der Präsident Porfirio Diaz den Wunich. den Frieden zn erdalten, und Truppen an die Gren zen gesandt, um im Verein mit den nordamcrikanischcn Truppen die« zu ermöglichen. L-c«le» au» «Schstsche». — DaS Wachsthum unserer Stadt und der steigende Umfang ihrer Verwaltung macht cs immer mehr nothwendig, daß der Wahl der Stadtverordneten die größte Aufmerksamkeit gewidmet werde. Dazu kommt, daß seit Einführung der revidirten Städte ordnung Dresden selbstständiger geworden ist, als früher und in Folge der ihr gewährten Autonomie in den meisten Branchen der öffentlichen Angelegenheiten nur dann die Autorität des KrcisauS- schuffcS und der Ministerien anzurufen hat, wenn Rath und Stadt verordnete in Differenz sind. Deshalb auch ist die Stellung des Stadtvcrordncten-CollcgiumS seit drei Jahren eine wichtigere geworden, als sie früher war. Und deshalb ist es die Pflicht eines jeden Bürgers, sei er ansässig oder unansäjsig, sei er Gewerbtreiben- der oder Beamter, sei er Geistlicher oder Lehrer, der übermorgen stattfindenden Ergänzungswahl die vollste Aufmerksamkeit zu widmen. Welche Eigenschaften muß ein Stadtverordneter haben, welcher für das Wohl der Stadt und für daö allgemeine Beste wirken will, und nicht etwa nur ein Ehrenamt bekleiden möchte, ohne die damit verbundenen Pflichten gewissenhaft zu erfüllen? Erstens muß der Stadtverordnete die Fähigkeit und die Umsicht haben, sich in den kommunalen Angelegenheiten genau zu orientirm und die ein schlagenden Fragen odiectiv, d. h. ohne den VcrtheilSstandpunkt Einzelner und den politischen Standpunkt der Parteien maßgebend sein zu lasten. Zweiten« muß der Stadtverordnete die Intelli genz haben, um sich an den Arbeiten mit Erfolg beteiligen zu können. Denn nicht blos die Plenarversammlungen geben ein Bild der gemeinsamen Tätigkeit; «in Hauptaccent ruht auf der Thätigteit in den Deputationen oder Ausschüssen, sei e« in de» vier Hauptausschüssen (Recht«-, Finanz-, Verwaltung«- und Wahl- Ausschuß) oder in den gemischten Deputationen (für das Schul-, Armen-, Markt-, Abaaben-Wesen re.) Und da in Dresden alle be soldeten Stadträthe Juristen sind und alle Restortchefs der städtischen DerwalwngSbranchen also auch Juristen, so ist, wenn da« Stadtverordneten-Collegium seine Selbstständigkeit bewahren und dem Rache gegenüber mit Erfolg behaupten will, eS im öffentlichen Interesse nöthig, daß die Summe der Intelligenz und Arbeitskraft im Stadtverordneten-Collegium auf einer gewissen Höhe bleibt. Dritten« muß ein Stadtverordneter so viel Gemeinsinn und Opferfreudigkeit haben, die übernommenen Pflichten pünktlich zu erfüllen. Dazu gehört: daß er die Plenarversammlungen und AuSschußsitzungen regelmäßig besucht und seine vokleUufmertsamkeit der Tagesordnung widmet. Wer öfters fehlt und mehr durch seine Abwesenheit glänzt, wer heute „für dm Anfang" und über 8 Tage „für den Schluß" sich entschuldigen läßt, wer bei Abstimmungen in der Regrl erst aus den Vorzimmern herzugeklingelt werden muß, der heißt zwar Stadtverordneter, paradirt wohl auch bei festlichen Gelegenheiten als „Vater der Stadt", aber ein rechter Stadt verordneter ist er nicht. (Von der Tribüne herab sind Stühle zu be zeichnen, die oft wochenlang und monatelang nicht besetzt sind, ohne daß der Inhaber krank oder sonstwie entschuldigt wäre. Ja es haben wiederholt Nummern der gedruckten Tagesordnung abgesetzt werden müssen, wril der betr. Referent nicht anwesend, aber auch nicht ent schuldigt war!) Viertens muß ein Stadtverordneter in bürger licher und moralischer Beziehung unbescholten sein. Eigent lich muß man dies als die erste Eigenschaft bezeichnen. Denn nicht Jeder, der in der Wahlliste ausgenommen ist und vor dem Gesetze unbescholten ist, gilt auch als solcher bei seinen Nachbarn, Bekannten u. s. w. Mancher ist insolvent in seinen Lermögensverhältnissen, ohne daß der öffentliche Bankerott ausgebrochen ist; Mancher lebt in seinem Hauswesen gegen Zucht und Sitte, ohne daß der Arm der Gerechtigkeit ihn erlangen kann u. s. w. Solche können keinen An spruch machen, ein Amt zu bekleiden, das ein Vertrauensamt und ein Ehrenamt ist. Wer befähigt und intelligent, arbeitslustig und opferfähig ist, den wähle man zum Stadt verordneten. Wer sich bewährt hat in seiner Thätigkeit für da» allgemeine Wohl der Stadt, den wähle man wieder; und bei dm neuen Vorschlägen, mögen sie auügchcn von wem sie wollen, be folge man dm Grundsatz „Prüfet Alles und das Beste behaltet!" So möge der übermorgende Wahltag von gutem Erfolge für da» Wohl unsere» lieben Dresdens sein! — Landtag. Beide Krn. hielten gestern Sitzungen. In der l.Kr. gab der Bericht der GeietzgebungSdep. (Rci. v. Crle ge rn) über den Gesetzentwurf zur Autzlübrung dcö Reichs, Gerichtsverfassung ogesetzeS und über die Zuständigkeit der Gerichte tn Sachsen zu einer lebhafteren Debatte Anlaß. Die gelammte, zur Durchiührung der RrtchSIustizgesetze nötdige Lcm» teogrsetzgebung hat die Regierung tn 13 Entwürfe zusammcn- geiaßt, wovon bereits 12 den Krn. zugeaangcn sind. Der vor liegende Entwurf Ist sicher einer der wichtigsten derselben. ES wird darin u.A. bestimmt, daß in Lachsen nur rin ObcrlandeS- gcricht a>S oberste Parttcularinstanz, und zwar in Dresden, er richtet werde. Der Dev. ist. wie nebenbei bemerkt werden mag, aus eine Auslage seitens der Regierung erklärt worden, taff rS in der Absicht liege, sieben Landgerichte kin DrcSdm, Leipzig, Chemnitz, Zwickau, Fretberg, Plauen und Bautzen) zu er richten. Die Majorität der Deputation Ist mit dem Ent würfe, wie tr vorllcgt. einverstanden und empfiehlt denselben mit einigen nicht wesentlichen, meist mit der Pegieruna vcrein- bälten Abänderungen zur Annahme. Der Chemnitzer Abgeord nete vr. AndrS hat dagegen eine Reihe von Seraratanträacn eingebracht. die eine gesetzliche Regelung der Zeit des Uni- versttätSstudlumS und des Vorbereitungsdienstes der richterlichen Beamten, Verwendung eines Jabreö vom VordereltungSbienfte Im Dienste einer Verwaltungsbehörde, Erweiterung dcö Slus- rückuiigSrechteo der richterlichen Beamten und Ausdehnung des selben aus vieAmsSgcrtchte und endlich eine schüttere Fassung der auf Fälle der unfreiwilligen Versetzung und Pensionirung bezüg lichen Bestimmungen bezwecken. In der allgemeinen Debatte be- elchnet etz vr. Georg, (Oberblirgerineister von Leipzig) für be dauerlich. daß die Dcp. nicht aus den geiaminten Inhalt der frag lichen ReichSgesetze und die dazu in Beziehung sichenden sächsischen Gesetze Angegangen sei. Im Vergleich mit dein preuffischen tleSbez. Entwürfe zeige der vorliegende manche Lücken. Von Wichtigkeit seien hier hle Fragen, ob die Bestimmung dcr Bezirke und Sitze der Gerichte nicht besser der Gesetzgebung als der Verwaltung zu über weisen seien; ferner die Vorbereitungsdienste der richterlichen Beamten, nicht allein mitBezug aus tlcZeit, sondern au» auf die Art desselben. Eint große Lücke finde er weiter darin, baff der Stel lung dcr Staaiöänwaltschatt ln dein Entwürfe gar nicht gedacht sei. Endlich vermisse er Bestimmungen über die Verwendbarkeit der ledigen richterlichen Beamten bei den zukünftigen Gerichten. Die oberste Rücksicht aber sei für Ihn die Möglichkeit der Ein führung der Relchögcsctze überhaupt und mir Rücksicht darauf werde er Manches hinnchmen, womit er sich andernfalls nicht einverstanden erklären könnte. Res. v. Criegern ronstatirt, taff die vom Vorredner entdeckten Lücken lediglich aus Ansichten über die Grenzen zwischen Justizverwaltung und Gesetzgebung basiren. Auf daS Gebiet der preußischen Verhältnisse folge er dem Vorredner nicht; er seinerseits glaube, daff man hier von sächsischen Verhältnissen auSzugrben habe; bei uns bestehen aber die Grenzen zwischen Verwaltung und Gesetzgebung io, wie sie in dem Entwürfe sestgcbaltcn sind. Sollten die von vr. Georg! kundgegebcncn Wünsche verwirklicht werden, so würde - - - - aeiwben. ^ habe bereit . . Rclchvgesktz borichrcibe; anders t» Preuffcn, wo es sich um ein heitliche Regelung der verschiedensten dort bestehenden Organisa tionen handle. Der preußische Entwurf beschästige sich daher auch nur mit der Gericht-or. oi'.llation, während sich die sächsische Regierung der umfänglichen Ausgabe unterzogen bade, noch für den gegenwärtigen Landtag eine Vergleichung des gcsammten neuen Rechts mit dem bestehenden zu geben. Natürlich habe man st» dabei darauf beschränken müssen, nur soweit da« Be stehende abzuäntern, al- eö durch das Reichsgeietz geboten ist. Hätte man weiter geben wollen, !o wäre diese Ausgabe tn dieser Zeit nicht zu bewältigen gewesen, vn. Andr 6, Bürgermeister Martini und De. Georgs erachten eö für vettaffungS- gcmäff, wenn Angelegenheiten, die bisher der Gesetz gebung noch nicht unterlegen, zu derselben herangrzogen werde«. während v. Erlegern auf Grund brr Vettafsungtz- urkunde nachzuwelsen sucht, daß die Stände nicht berechtigt seien, die Grenzen ihrer Thätigkeit nach Belieben zu erweitern, vr. Georg! wendet sich gegen den Justiz,nintsier; wenn er sich auf die preuffischen Einrichtungen bezogen, so habe er dies gethan. welk »an sich au» darum kümmern müsse, was tn anderen deut schen Staaten geschehe. Er sei stolz aus diese seine Meinung. Kmnmcrhrrr v. d. Planitz wundert sich, warum Georg! Preußen gerate in Bezug auf die Rechtspflege als Muster für Sachsen auistelie In Sachsen wäre ttdeniallS ein Prozeh Arnim und eine Beeinflussung de« Lübecker Gericht» in dcr Berlin- DreSdner Elsenbahnaffalre nicht möglich. Die Zeiten de» „Eö giebt noch Ricktter in Berlin" seien für Preußen längst vor bei. während In Sachsen Sbre und Grundsätze e« der Regierung verböten. Richter tendenziös »u dertnstnisen. vr. «eorgt:
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