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Dresdner Journal : 31.07.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-31
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189307310
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930731
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930731
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1893
- Monat1893-07
- Tag1893-07-31
- Monat1893-07
- Jahr1893
- Titel
- Dresdner Journal : 31.07.1893
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W175. Montag, de» 31. Juli, abends. 1893. fOr vr«»a<» vi«rt«^äl»rÜcU v ^0 kL, dai ö« T»i»«rt. äeottodeu ko,t»v»t»lt«i» eierttl- c It»rtc; »u»ert»»Id 6«, ävattekea N«>oka» tritt ko«t- voä 3t»wp«tru«ekttn t>r»rv. 2u»»»to» Huwwero: 10 kk. it«NN»<llxu»x»»«bNNr^»t VNr 6«» Nimm «>2»r dtsi»«e KeUriN 20 kk. v»t»r ,kioxsi»atit" äi« 2«il« 50 ?L Kei l^bellea- uvct LiNern,euttpr. >.ul»cM»A. ?r»>eUeluv»r LKGliet» mit XuioeUm« 6er 8c oo- u ?«iert»K« edemtt» ksnupreck - XvscUIu»»: dir. 1205. ZreMerIotmal. Für die iSeiainItetvmg verantwortlich: ^ofrat Dtto Banck, j)rofeffor der titteratur- und Kunstgeschichte. «o» u»w« rc» Xokünäitrnnrs«-» aa»»rürl-, Tom,a'>»ti>ouLr äv» Dretiluer äouiu^I»; «Ev»rU L»rU>- Vu-ll Leipri^ v„«l vr«»i»a rr»kLt,ie ». N.: //aarrnstri n <t Ssi lio - Visu - Il^wdur^- kr»U Letprlx-krenilkiirt ». N. Hü»cd«o! /txci. H k»n» I^LLvo N«rUu - ^reaktart ». » vt<lUx»rt: Ka tt-« <e t,'o., I«rU»! /nvakitlexäa-tt, Lri»t»»: L'-iU A'aüatt,- L»LL«>«r: L'. Lc^U«ier, L»N« ». S i Larct -s (.0. Ner»u»xederr »üotxt. Lrpeäitioo <j«e Vresäver /ourvele. Or««cteo, ^Miozerstr. 2V. r«n»xrecU-^o»cUlu»i: Ur. ^285. . Amtlicher Teil. Dresden, 3l. Juli. Se. Majestät der König haben Allrrgnädigst geruht, den AmlSgerichtSrath vr. Karl Konstantin August Rötzschke in OelSnitz seinem Ansuchen gemäß unter Belassung des Titel» uno Range in den Ruhestand zu versetzen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Generalsekretär des Lande» - kulturrath» Oekonomierath vr. von Langsdorfs zu Dresden, den ihm von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinz'Regenten von Bayern verliehenen Verdienst orden vom heiligen Michael IV. Klasse annehme und trage Nichtamtlicher Teil. Urte graphische und telephonische Mchrichten. CoweS, 31. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.! Se. Majestät der Deutsche Kaiser begaben Sich gestern nicht an Land und wohnten vormittag» dem Gottesdienste auf der „Hohenzollern" bei. Am Dejeuner nahmen der Herzog und die Her zogin von Connaugbt, der Prinz Christian und die Prinzessin Viktoria von Schleswig-Holstein teil. Nachmittag» erfolgte auf dem „Meteor" eine Rundfahrt um die Insel Wight. Altona, 3l. Juli. (Tel. d. Drcsdn Journ.) Ja vergangener Nacht ist die hiesige Erportmalz- fabrik von Näteke gänzlich niedergebranut. Die Altonaer, Ottevsmer und ein Teil der Ham burger Feuerwehr beschränkten nach vierstündiger Thätigkeit das Feucr. Pari», 3t». Juli. (W. T. B) Mehrere Blätter, besonder» brr „Tempö" weisen, indem sie den glücklichen AuSgang der siamesischen Konflikt» feststelleu, auf die Verhandlungen hin, welche be- Huf» der Grrnzregulierung mit England zu führen seien. Die» sei eine schwierige Frage, welche große Wachsamkeit und Festigkeit erfordere. Lie „Agence HavaS" meldet au» Saigon, daß der Lieutenant Puyseaur und 7 Soldaten in den Stromschnellr« de» Mekong bei Ahone ertrunken seien Hier vorliegende Meldungen bestätigen die Nachrichten über die in d?m argentinisebrn Staate Bueno»-Ayre» au»gebrocheue Revolution und fügen hinzu, daß der Führer der radikalen Partei, vr. Alesa, ein Manifest erlassen habe, in welchem er zum Kampfe gegea die bestehende Regierung aufsordert. Pari», 30. Juli. (W T. B) Der beute ab- gehaltene Ministerrat nahm Akt von der Annahme re» Ultimatum» durch Siam, indem festgestellt wurde, daß diese Annahme ohne Vorbehalt erfolgt sei und ausnahmslos alle von Frankreich gestellten Bedingungen umfasse. Der Ministerrat beschloß Maßregeln, durch welche die vollständige Ausführ ung der von Siam eingegangenen Verpflichtungen sichergestrllt würde. Ferner wurde beschlossen, daß innerhalb einer einmonatigen Frist die von Siam zu zahlend n Entschädigungssummen entrichtet werden müßten. Innerhalb der gleichen Frist müßte das Territorium, bezüglich dessen dir An sprüche Frankreichs al» berechtigt anerkannt find, geräumt werden. London, 30. Juli. (W. T. B.) Nach einer Meldung des „Rcutersckeu BureauS" au» Bueno-- Ayre» vom heutigen Tage find die Eisenbahn- schienen vom Süden, Osten und von Ensenada aufgeriffen, die Trleg aphendrähte nach mehreren Richtungen zerschnitten worden. In der Haupt- stadt baden fick die Radikalen zu einem Meeting Luu ft und Wissenschaft. König!. Hoftbeater. — Altstadt. — Am 30. Juli: „Faust" (I. Teil). Tragödie in sechs Akten von Goethe. Nach einmonatiger Pause hat unsere Hosbühne am gestrigen Abend im Altstädter Hause ihre Thätig keit wieder ausgenommen. Unter dem lebhaftesten Beifall des zahlreich erschienenen Publikums brachte sie den ersten Teil von Goethes Meisterwerk zur Auf führung. Die Art und Weise der Darstellung von Faust an unserer Bühne ist an dieser Stelle in letzter Zeit des öfteren rühmend anerkannt worden und auch die gestrige Ausführung darf als eine in jeder Be ziehung wohlgelungene bezeichnet werden. In der Besetzung war neu Hr. Kirch, der die schwierige Rolle des Faust in geistvoller, fein durch dachter Weise mit vielem Geschick durchführte. Auch der Mephistopheles des Hrn. Wiene war eine fleißige und anerkennenswerte Leistung. Die Rolle der Gretchen lag in den bewährten Händen von Fil. Poli-, die mit außerordentlich natürlicher Empfindung und Anmut die LiebeSscenen herzgewinnend, die Reuescenen tirf ergreifend spielte. Frau Wolff gab al» Frau Marthe ein fein beobachtete», lebenswahres Bild, dat in seiner Komik vielen Beifall erntete. Auch die übrigen Rollen fanden eine ansprechende Durchführung. Das Zusammenspiel war em durch weg gutes und flotte» Der technische Apparat, der im Faust mit manchen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, funktionierte glatt. versammelt. Polizei und Truppen halte« alle wichtigen Punkte besetzt. Londou, 31. Juli. (Tel. d DreSdn. Journ.) Nach einer Meldung des „Reut. Bur." au» Baugkok von gestern wurde die Insel Koh-fl-chauz formell von den Fraazoseu besetzt und die siamesischen Bewohner, darunter Zollbeamte, darau» vertrieben. Mehrere Transportschiffe englischer Kaufleute wurden aofaefangen: auf der Küsten- telegrapbrnstation, auf dem Palaste de» König» und auf den Zollhäusern wurde die dreifarbige Flagge gehißt, aber auf Einsprache der Siamesen wieder entfernt. Ein siamesischer Dampfer, welcher nach Bangkok ging, wurde von französischen Kanonenbooten aufgebracht. Die au» Eingeborenen bestehende Besatzung, welche von der Blockade noch keine Kenntnis hatte, verließ da» Schiff, welche» von d-n Franzosen genommen und an die Küste dirigiert wurde. Dieser Vorgang wird als ein ungesetzlicher angesehen. London, 3l. Juli. (Tel. d. DreSdn Journ.) Einer „Times".Meldung aus Shanghai zufolge wurde dir italienische katholische Mission am Mianjang, SO englische Meilen südöstlich von Hankou, während eine» Aufruhr» zerstört. Einer Meldung de» „Reut. Bur." von gestern zufolge dauern die Kämpfe in den Straßen Ro sario» fort; die Ausländer schloffen sich der auf. ständigen Bewegung an. Der Gouverneur von Santa K6 ersuchte die argentinische Regierung, zu intervenieren. Der gegenwärtig in Buenos Avres versammelte Kongreß berät die notwendigen Maß- nahmen. BuenoS-AyreS, 31. Ju i. (Tel. d. DreSdn. Journ.» Nach einer Meldung drS Reutersche» BureauS ersuchte die Nationalregierung den Kon- greß, den Belagerungszustand über die Provinzen San LouiS, Santa F6 und Buenos-Ayres zu verhängen. Der Gouverneur von Buenos-Ayres, Costa, teilte der Regierung mit, er bedürfe einer RegierungSunterstützung nicht. Die Truppen der Radikalen seien in Rosario geschlagen worden und hätten 60 Tote und Verwundete verloren. Dresden, 31. Juli. Tie Lage im schwedisch-norwegischen Unionsreiche. ss DaS heutige Verhältnis zwischen Schweden und Norwegen könnte von Theoretikern als das ideale Vorbild der Personalunion zweier Staaten bezeichnet werden. Jeder der beiden Staaten besitzt ein ab gesondertes Zollgebiet und die vollkommene Unab hängigkeit bezüglich des Heerwesens und der Geld gebarung — kurz eine unbeschränkte Bewegungs fi eiheit in allen Zweigen der Verwaltung. Nur im Ressort der auswärtigen Angelegenheiten besteht eine Vereinigung, die aber als eine lediglich scheinbare be trachtet werden muß. Das auswärtige Amt Schwedens besorgt jene Ang legenheiten im Namen beider Länder und das Gleiche geschieht seitens der, jenem Amte untergeordneten diplomatischen und Konsularvertretcr in der Fremde. Das ist geradezu durch die Gebote der Notwendigkeit und Vernunft bedingt, da es wider sinnig wäre, wenn ein Herrscher gegenüber einer an- deren Macht durch zwei gleichberechtigte Würdenträger vertreten wäre, welch' letztere dann selbständig berichten und in den Fällen, wo rasches Handeln er forderlich ist, ohne gegenseitige Fühlung eingreisen müßten. — In Norwegen hat man aber wahrlich keine Ursache, dieses GemeinsamkeitsverdältniS als eine Schädigung der Sonderinteressen des LrndeS zu be trachten, nachdem der norwegischen Regierung in allen Fragen der auswärtigen Politik stets derselbe Ein- Festspielvorstellungen in Gotha. I Die Festspielvorstellungen im Herzog!. Sächs. Hof theater in Gotha haben am letzten Donnerstag mit einer Aufführung der dreiaktigen Oper „Medea" von Cherubini begonnen. Zweck und Vorbereitung dieser von Sr. Hoheit dem Herzog Ernst II. geförderten Unternehmens sind bekannt. Wenn man dabei maß gebenderseits ursprünglich die Darbietung von Master vorstellungen im Auge gehabt hat, so ist man schlteßlich doch von diesem großen Gesichtspunkte zuiückgetreten und hat sich mit dem durchaus passen deren Titel „Festspielvorstellungen" begnügt. Daß dieselben in sehr würdiger Weise verlaufen sind und da» Interesse der vorwiegend aus Fachleuten und eifrigen Musikfreunden zusammengesetzten Publikum- lebhaft angeregt haben, werden wcr späterhin des ge naueren erörtern, für heute ist eS un- nur um einen Vorbericht zu thun. Cherubini» „Medea", deren Wiederbelebung in deu sechSziger und siebziger Jahren fast von allen größeren Bühnen Deutschland» ohne viel Glück ver sucht worden ist, hat auch hier auf die nicht sehr zahl- reich anwesende Hörerschaft keinen erwärmenden Ein druck gemocht. Man zeigte sich wohl empfänglich für die mannigfachen genialen Stellen und für einzelne noch unverblichene Prachtstücke de» Werke-, aber im allgemeinen nahm die Stimmung des Publikums keinen rechten Aufschwung: wie die Musik verharrte sie in einer sehr gemäßigten Temperatur und nur da- im posante k-Uur-Lnsemble und da- abschließend« Duett im ersten Akte, die so edle al- glänzende Darstellung fluß eingeräumt ward, wie jener Schweden-. Die Rücksichtnahme wurde in diesem Sinne so streng ge wahrt, daß auch bei der Besetzung der Stellen de» au-wärtigen Amte- und des diplomatischen Dienstes den Angehörigen beider Staaten eine nahezu gleiche Anzahl von Stellen Vorbehalten blieb. Trotz dieser Sachlage ist eS daS Bestreben der norwegischen Radikalen, die Trennung der beiden Länder auch in jenem Zweige des Dienste- äußer lich zur Geltung zu bringen DaS frühere nor wegische Ministerium Steen hat die betreffenden Forderungen der radikalen Partei mit allem Nach druck unterstützt, da seine Mitglieder dieser Partei angehörten. Der Kampf endete ab«r damals mit einem Mißerfolge, da König Oskar die Beschlüsse der StorthingSmehrheit bezüglich der Trennung der Kon sularämter kurzweg zurückwies. Während der ersten Zeit nach jener Kuse konnte man glauben, daS neue Kabinett Stang sei im stände, die Kampflust der Radikalen einigermaßen zu bändigen. Die Beratungen der Volksvertreter nahiyen anfänglich einen ruhigen Verlauf und die KonsulatSftage wurde einstweilen nicht wieder auf die Tagesordnung gebracht. An gesichts der kommenden Neuwahlen bedurften die Radikalen aber einer künstlichen Erregung der Be völkerung, und so entschloß sich die Parteileitung denn dazu, in der letzten Zeit vor dem Ende der Session abermals den staatsrechtlichen Feldzug im Parlament zu beginnen. Der Kampf wurde mit einer Plänkelei eingeleüet, die dadurch gekennzeichnet ist, daß sie unter dem Deckmantel der Ersparungsplänc erfolgte. Man ver weigerte die Geldsummen für wichtige Befestigungs arbeiten und man suchte so auch die gleichgrltig ge bliebenen Kreise der Bevölkerung von dem Mitgefühle der Radikalen für die Steuerträger zu überzeugen. Dieselbe Absicht kam auch in dem letzten Anträge der Partei, betreffend die Schmälerung der Civillistc des König- und der Dotation des Kronprinzen, nebenhin zum Ausdruck. Die sparsamen Volksfreunde fanden eS aber angemessen, daß sie fast gleichzeitig mit jenen Anregungen eine kostspielige Neubewaffnung der nor wegischen Schützenvereine vorschlugen und daß sie außerdem die Trennung der Konsularämter nochmals zu erzwingen suchten. Eine augenblickliche Er sparnis würde durch diesen Schritt allerdings im Budget bewirkt werden und man hat dieselbe auch sogleich ziffermäßig vorgeführt, da die StorthingSmehrheit den Beitrag Norwegens für den Konsulardienst ohne weiteres strich. Die radikale Mehrheit hat eben heute vollkommen freie Hand im Parlament und sie konnte ohne irgendwelche Schwierig keit auch die Annahme der anderen obenerwähnten Anträge im Storthing zu stände bringen, da sie den Gegnern ziffermäßig stark überlegen ist Der Hin weis auf die finanziellen Vorteile der beschlossenen Umgestaltungen ist aber eine nichtige Täuschung, da die Errichtung eigener norwegischer Konsularämter Summen verschlingen müßte, die weil größer wären, als alle eben erzielten Abstriche. ES handelt sich sonach einzig um einen mit allem Kraftaufwande unternommenen neuen Vorstoß gegen die Union. Kann die radikale Partei mit ihren heute erhobenen Forderungen durchdringen, so wird sie sofort die Bildung eines eigenen auswärtigen Amtes für Norwegen beanspruchen rnd dann müßten wir mög liche« weise das seltsame Schauspiel erleben, daß d.e äußere und Lie wirtschaftliche Politik eines Doppel staates, der im Verkehre mit dritten Mächten als ein Ganzes gilt, unter verschiedenen Gesichtspunkten ge leitet werden. Dieser Plan fügt sich in die gesamten, noch mehr ausgreifenden Bestrebungen der Radikalen trefflich ein; seine Durchführung könnte, wie man im Schoße der Partei wohl weiß, nur dazu dienen, daß der VermählungSftier und die dramatisch kraftvolle Kürze deS letzten, von Frl. Doxat L ipzig mit allem Aufwand ihres schauspielerischen Talents schön getragenen Aktes be friedigten die Erwartungen der Anwesenden. Technisch meisterhaft gefügt und die hohen Intentionen des Autor- mit bewundernswerter Noblesse deS musikalischen und dramatischen Ausdruck- verdeutlichend, hastet die Oper ondererseits häufig im rein Formalistischen und ermüdet durch die weitgesteckte Anlage einzelner Nummern, durch die unserem modernen Ohr nicht mehr genügende maßvolle Einfachheit der Instrumen tation. Cherubinis Tonsprache hat den kühlen Glanz vollendeten Formenausdrucks, aber unter dieser klassischen Hülle pulsiert nur schwach der Blutlauf sinnlich reizender Melodik und leidenschaftlicher Empfindung; sie interessiert uns, sie hält uns in einer vornehmen Sphäre fest, aber sie dringt nicht tief inS Gemüt und ergreifc unS nirgends mit unwiderstehlicher Gewalt; wir folgen ihrem Gang mit ruhiger Aufmerksamkeit, mit geloffener Freude, aber an wenigen Stellen mit er regter Anteilnahme und erwärmtem Herzen. ... Die Aufführung war von Hrn Mottl-Karlsruhe allseitig höchst sorgsam vorbereitet uni ergab einen vorzüglichen Gesamteindruck, als dessen Haupträger sich die Herren Reichmann (Kreon) und Anthe- (Jason) und Frau Mottl Standthartner (Dirce) um die schon genannte treffliche Künstlerin gruppierten. Am Sonnabend folgte die dreiaktize Op:r „Rot käppchen" von Boildieu Ihre Entstehungszeit (1818) setzt sie im Schafft« de« französischen Klassiker» zwischen „Johann von Pari«" und „Die Weiße Dame". An stilistischer Harmonie, an vollendeter Durchbildung und reicher Gliederung der Formen da» ältere Werk die Unhaltbarkeit de- UnionkverhältnisstS überhaupt dargethan würde. Früher haben die Radikalen nur allmählich den Sch'eier gelüftet, welcher daS Endziel ihrer Pläne verhüllen sollte. Einzelne Vorlaute haben allerdings in Versammlungen und in Festreden mehr gesprochen, als die Führer selbst sagen wollten — in sörmlicher Weise hat man aber vor der Bevölkerung nur selten eingestanden, daß die verlangten Abänderungen de» UnionSverhältnisseS schließlich den vollständigen Zer fall des letzteren herbeiführen sollen. Man hat solchen Freimut jenen Rednern überlassen, für deren Worte man keine Verantwortung trug und man beobachtete scheinbar unbeteiligt die Wählbarkeit, die man so gern wahrnahm und insgeheim schürte. Seit einiger Zeit aber hat die Agitation in der Bevölkerung derart an Boden gewonnen, daß die Radikalen ohne jede Scheu aufzutreten wagen. Die Kürzung der königlichen Civillistc ist ein ernstes Anzeichen des traurigen Fort schrittes. Bei einem nächsten Anlasse kann man die Streichung jenes Titels durchführen und dann wäre daS Band gelöst, welches die beiden Reiche verknüpft. König Oskar ist die persönliche Verkörperung der Union und die Vei Weigerung seiner Civillistc seilens des StorthingS wäre nur als der Abfall Norwegens vom Hause Bernadotte zu deuten. Verfolgt man den bisherigen Verlauf der staatsrechtlichen Angriffe, welche in Norwegen gegen das Union-verhältniS ge richtet wurden, so kann man die Möglichkeit weiterer Erfolge der radikalen Gegner der Union nicht als nnbedingt ausgeschlossen betrachten. Tages geschuhte. Drcsdcn, 31. Juli. Nach aus Scheveningen e>n- gegangenen Nachrichten werden Ihre Majestäten der König und die Königin Montag, den 7. August, Scheveningen verlassen und am folgenden Tage im König!. Schlosse zu Pillnitz eintreffen. Drr-den, 31. Juli. Wie unS von zuständiger Seite mitgeteilt wird, ist für die Ergänzung-- Wahlen zur zweiten sächsischen Kammer Donnerstag, der 19. Oktober, in Aussicht genommen. * Berlin, 30. Juli. Se. Majestät der Kaiser sind nach einer sehr schönen Reise gestern vormittag in Dover eingetroffen und setzten alsbald von dort die Fahrt nach CoweS auf der Insel Wight fort, wo die Ankunft gegen 3 Uhr in Aufsicht genommen war. — In der am Freitag, 28 d Mts, unter dem Vorsitz des Vizepräsidenten des Staatsministeriums, StaatsministerS vr. v. Boelticher, abgchaUenen Plenarsitzung des Bundesrats wucde die allgemeine Rechnung über den Landeshaushalt von Elsaß- Lothringen für 1889/90 den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Es folgte die Beschlußfassung über die Maßnahmen, welche für den Fall der Einführung des russischen Moximaltariss gegenüber Deutschland zu treffen sein werden. Dem Antrag der zuständigen Ausschüsse entsprechend, wurde die Verleihung von Korporationsrechten an die mit dem Sitze in Berlin errichtete „Usambara - Kaffecbaugesellschast" beschlossen. Schließlich wurden Eingaben vorgelcgt. In den Sitzungen des BundeSrats wird nunmehr eine länge e Unterbrechung eintreten. — Der „Hamb. Korrejp" hatte gegen die von mehreren Seiien in Aussicht gestellte Neubesetzung des Reichsschatzamts durch Hrn. v. Schraut u. a. dessen bayerische Abstammung geltend gemacht. Gegenüber der Beanstandung, die diese Bemerkung in der baye rischen Presse gefunden hat, versichert die „Nordd. Allgem Ztg.", daß Bedenken der gedachlen Art zu keiner Zeit an irgend einer maßgebenden Stell' deS Reich.S oder Preußens bestanden haben überholend, bleibt sie in Bezug aus FritHe uao,>ulle des melodischen Gehalts, der Phantasie, der Gefühls- elemente hinter der jüngeren zurück. Ader Geist, Eleganz, Beweglichkeit und ein nie fehlender Geschmack des Komponisten schufen darin höchst anmunge Ge bilde und in mehreren größeren Stücken und Ensem bles feierte die Kunst des Tonsetzers einen für die damalige Epoche ungewöhnlichen Triumph, dessen Folgen bezüglich des Formenausmaßes der späteren Produktion nicht ohne vorbildlichen Wert geblieben sind. Da- Libretto berührt sich mit dem bekannten Kindermärchen nur in dem Requlsit des ebsperon ro^xe und in einer malitiösen Anspielung auf die Rolle des Wolfs, die hier der berufsmäßige Mädchenverführer Graf Rudolph übernimmt, ohne indes einen tragischen AuSgang wie im Märchen herbeizuführen. Es hantiert viel und un nötig mit allerlei anderem Zauberspuk und ist schon dadurch dem gegenwärtigen Geschmack entrückt, doch haben gerade diese phantastischen Scenen Boildieu Anregung gegeben, manche neue und reizende Effekte für die Schilderung einer übersinnlichen Welt sest- zulegen. — Die jetzt fünfundsiebzig Jahre alte Oper ist wohl seit bald einem halben Jahrhundert in Deutsch land nicht gegeben worden. Der Versuch, sie Lem Spielplan wiederzuytwinnen, war also in Anbetracht ihrer vielen Werteigenschaften sehr willkommen und ist gestern auch mit schönem Erfolg gemacht worden. Gleich die Ouvertüre, die da» Orginal-Märchen mit sanfter Charakteristik sinnig und anschaulich illustriert, weckte eine günstige Stimmung Man hörte diese meist auf einen feinen Konversationston gestimmte, geistreich und außerordentlich wohlklingend instrumen-
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